[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Rangiertechnik und betrifft ein Verfahren
zur Erzeugung einer Beidrückempfehlung für die Steuerung einer Beidrückeinrichtung
in einer Rangieranlage mit Richtungsgleis-Laufzielbremsung.
[0002] Die DE 31 37 452 A1 beschreibt eine Einrichtung zum Steuern eines Förderwagens für
das Räumen des Einlaufabschnittes eines Zugbildungsgleises, der einem in Ablaufrichtung
angrenzenden Beidrückabschnitt vorgeordnet ist. Um insbesondere bei hoher Ablaufdichte
ein ordnungsgerechtes Räumen des Einlaufabschnittes sicherzustellen, wird anhand ablaufspezifischer
und streckeneigener kinematischer Daten ein jeweils günstiger Zeitpunkt für den Beginn
eines Räumvorganges ermittelt.
[0003] Bei einer z. B. aus ETR36 (1987), Seiten 575 ff. bekannten Rangieranlage läuft ein
aus seinem bisherigen Zugverband gelöster Wagen oder Wagenverband (nachfolgend auch
Ablauf genannt) schwerkraftbedingt einzeln und selbsttätig in ein ihm zugeordnetes
Richtungsgleis ein. Bei diesen Ablaufanlagen kann es aufgrund der unterschiedlichen
Laufeigenschaften der einzelnen Abläufe zu einer beachtlichen Lückenbildung kommen,
so daß für nachfolgende Abläufe nicht die gesamte Richtungsgleislänge abzüglich der
einzelnen Wagenlängen zur verfügung steht. Die Problematik der Lückenbildung ist beispielsweise
in der DE 42 30 061 A1 beschrieben. Es sind Einrichtungen bekannt, die in ein gemeinsames
Richtungsgleis eingelaufene Wagen oder Wagenverbände auf Pufferkontakt zusammenschieben
(sog. Beidrücken) . Als Beidrückeinrichtung können z. B. auf den Gleisen verkehrende
Raumfahrzeuge dienen. Dazu kann eine extra Räumlokomotive vorgesehen sein oder die
Lokomotive verwendet werden, die beim Ablaufbetrieb den aufzulösenden Zug über den
Ablaufberg schiebt (sog. Abdrücken).
[0004] Für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Rangieranlage ist eine optimale Disposition
der Räumvorgänge von großem Interesse. Da die erreichbare Räumgeschwindigkeit durch
die maximal zulässige Auflaufgeschwindigkeit begrenzt ist, ist eine optimierte Vorgabe
der Beidrückfahrten und der dabei zurückzulegenden und freizuräumenden Weglängen (Beidrückweiten)
von wesentlicher Bedeutung. Bislang werden derartige Dispositionen üblicherweise durch
einen erfahrenen Bergmeister vorgenommen, der jedoch nur aufgrund des gegenwärtigen
Gleisfüllstandes disponieren und auf allenfalls geringe Entscheidungshilfen (z. B.
Messung des Gleisfüllgrades gemäß DE 44 23 785 A1) zurückgreifen kann.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Schaffung eines Verfahrens,
das selbsttätig entscheidungsrelevante Eingangsdaten ermittelt und aus diesen automatisch
Beidrückempfehlungen generiert.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren zur Erzeugung einer Beidrückempfehlung
für die Steuerung einer Beidrückeinrichtung in einer Rangieranlage mit Richtungsgleis-Laufzielbremsung
gelost,
bei dem Daten über die geplante Ablaufreihenfolge, die Laufziele und die Längen der
Abläufe zumindest aus dem nächsten abzudrückenden Zug bereitgestellt werden,
bei dem richtungsgleisindividuell der Standort des jeweils letzten Ablaufs bestimmt
wird,
bei dem unter Berücksichtigung des Standorts des jeweils letzten Ablaufs aus den bereitgestellten
Daten ermittelt wird, ob das jeweilige Richtungsgleis die geplanten Abläufe ohne vorheriges
Beidrücken noch aufnehmen kann, und
bei dem für diejenigen Richtungsgleise eine Beidrückempfehlung ausgegeben wird, die
die geplanten Abläufe nicht mehr aufnehmen können.
[0007] Die Erfindung basiert auf der zielgerichteten Verarbeitung vorhandener oder selbsttätig
ermittelter Daten über die geplante Ablaufreihenfolge, die Laufziele und die Längen
der abzudrückenden Wagen. Die Ablaufreihenfolge und die Laufziele sind üblicherweise
aus den Zerlegelisten des aufzulösenden (zu zerlegenden) Zuges bekannt. Die Längen
können beispielsweise in elektronisch gespeicherten Listen jeweils identifizierbaren
spezifischen Wagentypen zugeordnet werden. Es ist aber auch möglich, unmittelbar an
der Strecke eine z. B. optische Längenmessung der einzelnen Abläufe vorzunehmen. Ferner
wird für jedes in Betrieb befindliche Richtungsgleis der Standort des jeweils letzten
Ablaufs bestimmt, so daß Erkenntnisse über die für die folgenden Abläufe zur Verfügung
stehenden freien Richtungsgleislängen gewonnen werden. Von diesen Werten ausgehend
kann z. B. von einem Steuerrechner ermittelt werden, ob die zur Verfügung stehende
freie Richtungsgleislänge ausreicht, um die geplanten Abläufe in dem jeweiligen Richtungsgleis
aufnehmen zu können. Reicht die freie Richtungsgleislänge zur Aufnahme nicht mehr
aus, wird für dieses Richtungsgleis eine Beidrückempfehlung ausgegeben. Diese Vorgänge
werden vorteilhafterweise auf einem Rechner verarbeitet und die Beidrückempfehlungen
bevorzugt visuell ausgegeben. Der Bergmeister erhält damit automatisch erzeugte Beidrückvorschläge,
die in vorteilhafter Weise die richtungsgleisindividuelle Verteilung der geplanten
Abläufe berücksichtigen.
[0008] Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren für mehrere aufzulösende Züge vorab
durchgeführt, so daß auch die Auswirkungen der Abläufe aus einem zweiten, dritten
und ggf. weiteren zu zerlegenden Zügen automatisch berücksichtigt werden.
[0009] Durch die ausgegebenen Beidrückempfehlungen wird die Beidrückeinrichtung optimal
eingesetzt, weil bereits vor Beginn der nächsten Abläufe ein gezieltes Beidrücken
möglich ist. Dabei kann das Verfahren bevorzugt Richtungsgleise angeben, in denen
erst für einen weiteren Zug ein Beidrücken erforderlich ist, die aber bei den Ablaufvorgängen
des nächstfolgenden Zuges keine Abläufe zu erwarten haben, so daß die Beidrückeinrichtung
dort bereits - während eines gleichzeitigen Zulaufs in die anderen Richtungsgleise
- ungestört arbeiten kann. Die Bemessung der Beidrückweite wird vorteilhafterweise
auf das durchschnittliche Laufverhalten des Wagenparks abgestellt, wie beispielsweise
in der DE 42 30 061 A1 beschrieben. Demgemäß läßt sich eine Grenzlaufweite berechnen,
bis zu der ein angenommener durchschnittlich gut laufender Ablauf mit seiner letzten
Achse laufen würde. Eine erheblich über der Grenzlaufweite liegende Beidrückweite
dürfte im Regelfall unwirtschaftlich sein. Der mindestens benötigte Beidrückweg ergibt
sich aus den geplanten Wagenzuläufen.
[0010] Um rechtzeitig Maßnahmen zur ungestörten Weiterführung des Ablaufbetriebs bei vollständig
sich füllenden Richtungsgleisen einleiten zu können, sieht eine vorteilhafte Weiterbildung
der Erfindung vor, daß richtungsgleisindividuell die Summen der Längen der bereits
in die Richtungsgleise der Rangieranlage eingelaufenen Wagen ermittelt werden und
daß eine Kennzeichnung ausgegeben wird, wenn aus den Daten ermittelt worden ist, daß
der oder die geplanten Zuläufe auch nach einem kuppelreifen Beidrücken von dem Richtungsgleis
nicht aufgenommen werden kann bzw. können. Die Maßnahmen können beispielsweise in
der Bereitstellung eines Ersatzrichtungsgleises bestehen.
[0011] Um in Fällen, in denen mehrere Richtungsgleise einen Beidruckbedarf haben, den Einsatz
der Beidrückeinrichtung weiter zu optimieren, sieht eine bevorzugte Ausgestaltung
der Erfindung vor, daß bei mehreren beizudrückenden Richtungsgleisen entsprechend
der jeweiligen Differenz zwischen geplantem Zulauf und freier Richtungsgleislänge
bis zum Standort des jeweils letzten Ablaufs eine Beidrück-Rangfolge ermittelt wird.
[0012] Eine weitere vorteilhafte Fortbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
daß diejenigen Richtungsgleise, für die im Zusammenhang mit dem nächsten abzudrückenden
Zug keine Beidrückempfehlung ausgegeben wird und in die zumindest aus dem nächsten
Zug keine Zuläufe zu erwarten sind, als zum Abstellen eines Beidrückfahrzeugs geeignete
Richtungsgleise gekennzeichnet werden. Bei einer derartigen Konstellation kann dem
vorübergehend nicht aktiven oder benötigten Beidrückfahrzeug eine geeignete talseitige
Parkposition zugeordnet werden. Besteht für ein derartiges Richtungsgleis im Hinblick
auf nachfolgend abzudrückende Züge eine Beidrückempfehlung, kann dort während der
Abläufe aus dem nächsten Zug bereits ungestört beigedrückt werden.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft anhand einer Zeichnung weiter erläutert;
es zeigen:
Figur 1 schematisch einen Ausschnitt aus einer Ablaufanlage und
Figur 2 eine Darstellungsform verfahrensgemäß ermittelter Beidrückempfehlungen.
[0014] Figur 1 zeigt schematisch einen Ablaufberg AB, an dessen Talgleise sich eine Vielzahl
von Richtungsgleisen anschließt. Explizit sind nur zwei Richtungsgleise RG1 und RG2
gezeigt. Vor dem Ablaufberggipfel ist das Ende E eines entkoppelten, aufzulösenden
Zuges Z1 erkennbar. Der letzte Wagen 1.1 dieses Zuges Z1 bildet bei Fortsetzung des
Ablaufbetriebes den nächstfolgenden aktuellen Ablauf A. Daran schließen sich weitere
vereinzelte Wagen bzw. Abläufe 1.2 bis 1.N an. Zur Laufzielbremsung in die mit jeweils
einem Hemmschuh HS versehenen Richtungsgleise ist jeweils eine Richtungsgleisbremse
RB1, RB2 vorgesehen, die dazu dient, den Wagen oder Wagenverband soweit abzubremsen,
daß seine letzte Achse bei teilweise belegtem Richtungsgleis mit einer von dem Gleisfüllstand
abhängigen und bei freiem Richtungsgleis von der maximalen möglichen Laufweite abhängigen
Einlaufgeschwindigkeit in das Richtungsgleis entlassen wird. Die Einlaufgeschwindigkeit
wird dabei so bemessen, daß der Wagen oder Wagenverband am Laufziel beim Auflaufen
auf einen dort befindlichen Wagen bzw. Hemmschuh eine zulässige Auflaufgeschwindigkeit
nicht überschreitet.
[0015] In den Richtungsgleisen befinden sich bereits zum Stillstand gekommene Wagen (Abläufe)
1, 2, 3 und 4. Der Stillstandsort ST des Wagens 2 bildet somit das Laufziel LZ für
den nächstfolgend in das Richtungsgleis RG1 Ablaufenden Ablauf A. Im vorliegenden
Beispiel soll - wie durch den Hinweis (RG1) angedeutet - der Wagen 1.1 in das Richtungsgleis
RG1 einlaufen. Um einen möglichst reibungslosen und optimierten Ablaufbetrieb zu gewährleisten,
wird mit einer Beidrücklokomotive BL in den Richtungsgleisen eine jeweils angemessene
freie Richtungsgleislänge zu einer vorgegebenen Beidrückweite BW1 gewährleistet. Die
Beidrückweite kann wie beispielsweise aus der DE 42 30 061 A1 bekannt ermittelt werden.
[0016] Zum optimierten Einsatz der Beidrücklokomotive BL werden nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren die Daten über die geplante Ablaufreihenfolge (die sich aus der Anordnung
in dem Zug Z1 ergibt), die Laufziele LZ und die Längen L1.1 bis L1.N der abzudrückenden
Wagen 1.1 bis 1.N einem Rechner zugeführt. Beispielsweise durch eine aus der DE 44
23 785 A1 bekannte Gleisstrommessung GLS1, GLS2, wird jeweils der Standort ST des
letzen Ablaufs 1, 2 gemessen. Im dargestellten Beispiel sollen die Wagen 1.1 und 1.N
jeweils in das Richtungsgleis RG1 einlaufen, während der Wagen 1.2 in ein nicht dargestelltes
weiteres Richtungsgleis RG3 einlaufen soll. In Kenntnis der Laufziele (RG1 bzw. RG3)
und der Wagenlänge wird die in den jeweiligen Richtungsgleisen erforderliche Gleislänge
zur Aufnahme der Abläufe berechnet. Im Beispiel ergibt sich, daß die freie Richtungsgleislänge
FGL1 des Richtungsgleises nicht ausreicht, um die beiden Abläufe L1.1 und L1.N aufzunehmen.
Die gemessene freie Richtungsgleislänge FGL1 ist nämlich kleiner als die Summe der
Wagenlängen L1.1 und L1.N. Daher muß die Beidrücklokomotive vor Beginn des Ablaufs
A das Richtungsgleis RG1 freiräumen, wobei die Beidrückweite BW1 vorzugsweise an die
ermittelte Grenzlaufweite angepaßt wird. Die Grenzlaufweite ist die Entfernung hinter
der Richtungsgleisbremse, bis zu der ein angenommener, durchschnittlich gut laufender
Ablauf mit seiner letzten Achse laufen würde, wenn: a) das Richtungsgleis entsprechend
frei ist und b) der Ablauf mit einer auf diese Entfernung abgestimmten Sollauslaufgeschwindigkeit
aus der Richtungsgleisbremse entlassen werden würde und c) diese Sollauslaufgeschwindigkeit
gerade so groß ist, daß der Wagen ungebremst durch die Richtungsgleisbremse läuft.
Die Position des Wagens 2 nach dem Beidrücken ist gestrichelt angedeutet.
[0017] Dagegen ist im Beispiel kein Zulauf in das Richtungsgleis RG2 vorgesehen. Die Beidrücklokomotive
BL kann daher während des Abdruckens des Zuges Z1 in dem Richtungsgleis RG2 geparkt
werden. Wird in gleicher Weise ein auf den Zug Z1 folgender weiterer, nicht dargestellter
Zug analysiert, könnte sich ein weiterer Zulauf für das Richtungsgleis RG2 ergeben.
In diesem Fall kann in der zuvor erläuterten Weise der Bedarf an freier Richtungsgleislänge
im Richtungsgleis RG2 ermittelt werden und die Beidrücklokomotive ungestört während
des Ablaufs aus dem Zug Z1 das Richtungsgleis RG2 bedarfsgemäß freiräumen. Bei der
Ermittlung der Beidrückweite BW1 in das Richtungsgleis RG1 werden auch die Abläufe
des weiteren Zuges in das Richtungsgleis RG1 berücksichtigt werden. In diesem Fall
erfolgt eine weitere Einsatzoptimierung der Beidrücklokomotive, da bereits die aus
den beiden nachfolgenden Zügen zu erwartenden Abläufe berücksichtigt werden.
[0018] Im Richtungsgleis RG1 ist die sog. Blocklänge BKL dargestellt, die sich bei kuppelreifem
Beidrücken der Wagen 2, 3 und 4 ergibt. In diesem Fall würden die Puffer auf Puffer
stehenden Wagen 2, 3, 4 bis an dem Hemmschuh HS gedrückt werden. Ergibt in diesem
Fall die in Kenntnis der Wagenlängen L2, L3 und L4 und der zur Verfügung stehenden
Länge des Richtungsgleises RG1 vorab ermittelbare maximale freie Gleislänge, daß der
oder die geplanten Zuläufe 1.1, 1.N nicht vollständig von dem Richtungsgleis RG1 aufgenommen
werden können, wird eine entsprechende Kennzeichnung ("Überlauf zu erwarten") für
das Richtungsgleis RG1 ausgegeben.
[0019] Würden in Erweiterung der Darstellung in Figur 1 weitere Richtungsgleise vor Beginn
des Ablaufes des Zuges Z1 eine Beidrückempfehlung zugewiesen erhalten, würde die Reihenfolge
der Beidrückfahrten nach der Größe der Differenz zwischen geplantem Zulauf und freier
Richtungsgleislänge ermittelt werden. Je größer die Differenz ausfällt, desto höher
wird die Priorität für das Beidrücken in dem jeweiligen Richtungsgleis gewählt.
[0020] Figur 2 zeigt beispielhaft auf einem Monitor dargestellte Beidrückempfehlungen in
Abhängigkeit von geplanten Wagenzuläufen. Dabei werden die Beidrückempfehlungen in
drei Anzeigeblöcken AZ1, AZ2, AZ3 dargestellt, wobei jeder Anzeigeblock einem von
drei nacheinander abzudrückenden Zügen Z1, Z2, Z3 zugeordnet ist. Der linke Anzeigeblock
ist dabei dem ersten Zug Z1 zugeordnet. In der ersten Zeile der Anzeigeblöcke werden
jeweils die Gleisnummern in der Reihenfolge der Beidrückempfehlung angezeigt. In der
mittleren Zeile wird der mindestens benötigte Beidrückweg angezeigt, wobei hinter
dem Schrägstrich die Nummer des Zuges angegeben ist, bei dem von der derzeitigen Situation
ausgehend ein Überlauf - d. h. keine vollständige Aufnahme mehr - in dem jeweiligen
Richtungsgleis zu befürchten ist. Im vorliegenden Beispiel wird ein Überlaufen bei
dem dritten Zug angezeigt. In der unteren Zeile der Anzeigeblöcke ist jeweils der
für das jeweilige Richtungsgleis empfohlene Beidrückweg (Umkehrpunkt der Beidrücklokomotive)
angegeben. Die Empfehlung der Beidrückwegweite ist beispielsweise nach einem aus der
DE 42 30 061 A1 bekannten Verfahren ermittelbar.
[0021] Beidrückempfehlungen werden nur für die Richtungsgleise (z. B. Gleisnummern 584,
583 beim ersten Zug; 584, 581 beim zweiten Zug) angegeben, die den geplanten Wagenzulauf
(aus drei Zügen) nicht mehr ohne vorheriges Beidrücken aufnehmen können. In diesen
Fällen ist der erwartete Wagenzulauf in seiner Summe länger als die vorhandene freie
Länge bis zum Standort des letzten Ablaufs. Für jeden abzudrückenden Zug ist ein Anzeigeblock
reserviert. Die empfohlene Beidrückreihenfolge innerhalb eines Anzeigeblockes ist
von links nach rechts nach fallender Priorität geordnet. Diese Priorität ergibt sich
aus der Differenz des geplanten Wagenzulaufs zur vorhandenen freien Gleislänge. Für
ein Richtungsgleis wird erstmalig eine Beidrückempfehlung in dem Anzeigeblock desjenigen
Zuges ausgegeben, bei dessen Abdrücken der geplante Wagenzulauf nicht mehr in das
Richtungsgleis paßt. Für dasselbe Richtungsgleis kann in einem rechts daneben stehenden
Anzeigeblock ein weiterer Beidrückvorschlag angezeigt werden; dieser ist dann unter
Berücksichtigung der geplanten Zuläufe des weiteren Zuges aktualisiert.
[0022] Der in Metern angegebene empfohlene Beidrückweg berücksichtigt jeweils den Wagenzulauf
bis zum aktuell betrachteten Zug.
[0023] Zusammenfassend lassen sich damit folgende Fälle unterscheiden:
1.Der geplante Zulauf kann von der freien Gleislänge des Richtungsgleises aufgenommen
werden. Es besteht daher keine Notwendigkeit zum Beidrücken, so daß auch keine Beidrückempfehlung
ausgegeben wird.
2.Der geplante Zulauf paßt dann in das Richtungsgleis, wenn zuvor beigedrückt wird.
Demgemäß wird eine Beidrückempfehlung für dieses Gleis ausgegeben. Die Weite des empfohlenen
Beidrückweges wird unter Berücksichtigung der Grenzlaufweite, des Gleisfüllstandes
und des geplanten Zulaufes ermittelt. Läuft die Spitze des ersten Ablaufs voraussichtlich
weiter als die verbleibende Gleislänge, wird nur die gesamte verbleibende Gleislänge
als Beidrückweg empfohlen. Die Wagensäule wird damit bis auf den Hemmschuh HS (Figur
1) gedrückt und eine entsprechende Kennzeichnung ("Aufdrücken auf Hemmschuh") ausgegeben.
[0024] Die in Figur 2 dargestellten Spalten geben von links nach rechts folgende Informationen:
Die erste Zahlenspalte enthält die Richtungsgleisnummern; in der zweiten Spalte sind
die jeweiligen Richtungsgleislängen in Metern angegeben. Die dritte Spalte gibt die
nach kuppelreifem Beidrücken (durch dunklen Balken symbolisiert) belegten Richtungsgleislängen
wieder. Die vierte Spalte (rechts von der schematischen Gleisdarstellung) zeigt die
nach kuppelreifem Beidrücken verbleibende freie Gleislänge; z. B. beim Gleis Nr. 584:
126 m (491 - 365)m. In der fünften Spalte ist die Entfernung vom Richtungsgleisanfang
bis zum Stillstandspunkt des letzten Wagens (Gleis 584: 35 m) angegeben. Die sechste
Spalte enthält nochmals die Richtungsgleisnummern.
[0025] In dem gezeigten Beispiel soll die momentan geltende Grenzlaufweite zuzüglich der
Länge des ersten Ablaufs 110 m betragen. Aus dem ersten Zug sollen 100 m Gesamtwagenlänge
in das Gleis 584 einlaufen (hier nicht dargestellt). Für den ersten Zug wird daher
ein Beidrückweg von 110 m empfohlen. Berücksichtigt man auch den aus zwei folgenden
Zügen zu erwartenden Zulauf, ergibt sich aus den ersten drei Zügen ein benötigter
Beidrückweg von 140 m. Dieser paßt jedoch nicht mehr vollständig in das Richtungsgleis
584. Es entsteht beim dritten Zug ein Überlauf von 14 m (benötigter Beidrückweg von
140 m freie Länge nach Beidrücken von 126 m). Hier muß also rechtzeitig vor Beginn
des Ablaufs aus dem dritten Zug für Gegenmaßnahmen gesorgt werden.
[0026] Im Richtungsgleis 583 sind nach gegenwärtiger Messung 42 m bis zum Stillstandpunkt
des letzten Wagens frei. Bei kuppelreifem Beidrücken ergäbe sich eine freie Länge
von 105 m. Als empfohlener Beidrückweg werden 105 m angezeigt, um möglichst nah an
die geltende Grenzlaufweite von 110 m zu gelangen. Wäre nur eine kleinere Grenzlaufweite
vorgegeben, wäre diese als Beidrückweg angezeigt worden.
[0027] Beim Zulauf aus einem zweiten Zug (2. Anzeigeblock) sollen 20 m Wagen (hier nicht
dargestellt) in das Richtungsgleis 584 einlaufen. Der empfohlene Beidrückweg erhöht
sich - unter Berücksichtigung des Zulaufs von 100 m aus dem ersten Zug - auf 120 m.
Er ist also nicht mehr durch die Grenzlaufweite von 110 m begrenzt.
[0028] In das Richtungsgleis 581 sollen aus dem zweiten Zug bei einer freien Richtungsgleislänge
von 28 m 65 m Wagenlänge einlaufen. Der mindestens benötigte Beidrückweg ist daher
65 m. Im Hinblick auf die Grenzlaufweite wird als Beidrückweg ein kuppelreifes Beidrücken
- d. h. 77 m - empfohlen. Da im Hinblick auf den zweiten Zug ein Beidrücken in dem
Richtungsgleis 581 unbedingt erforderlich ist und in dieses Gleis aus dem ersten Zug
keine Wagen einlaufen werden, kann die Beidrücklokomotive schon während des Ablaufbetriebes
für den ersten Zug im Richtungsgleis 581 arbeiten. Die Gleisnummer 581 ist daher durch
eine Umrahmung hervorgehoben.
[0029] In das Richtungsgleis 584 sollen aus einem dritten Zug noch 20 m (hier nicht näher
dargestellt) Wagenlänge einlaufen. Der zu empfehlende Beidrückweg müßte daher auf
mindestens 140 m ansteigen (unter Berücksichtigung der aus den ersten beiden Zügen
einlaufenden 120 m). Der Beidrückweg ist jedoch durch die maximal freie Länge von
126 m begrenzt, so daß beim Ablauf des dritten Zuges ein Überlauf in Richtungsgleis
584 entsteht (siehe obige Ausführung), der durch "/H" markiert ist.
1. Verfahren zur Erzeugung einer Beidrückempfehlung für die Steuerung einer Beidrückeinrichtung
in einer Rangieranlage mit Richtungsgleis-Laufzielbremsung,
- bei dem Daten über die geplante Ablaufreihenfolge, die Laufziele (LZ) und die Längen
(L1.1 ... L1.N) der Abläufe (A) zumindest aus dem nächsten abzudrückenden Zug (Z1)
bereitgestellt werden,
- bei dem richtungsgleisindividuell der Standort (ST) des jeweils letzten Ablaufs
(1,2) bestimmt wird,
- bei dem unter Berücksichtigung des Standorts (ST) des jeweils letzten Ablaufs (1,2)
aus den bereitgestellten Daten ermittelt wird, ob das jeweilige Richtungsgleis (RG1,RG2)
die geplanten Abläufe ohne vorheriges Beidrücken noch aufnehmen kann und
- bei dem für diejenigen Richtungsgleise (RG1) eine Beidrückempfehlung ausgegeben
wird, die die geplanten Abläufe (A) nicht mehr aufnehmen können.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine in bekannter Weise ermittelte Beidrückweite (BW1) empfohlen wird, die auch die
Längen anschließend geplanter Abläufe aus weiteren Zügen berücksichtigt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
richtungsgleisindividuell die Summen der Längen (L2 bis L4) der bereits in die Richtungsgleise
(RG1) der Rangieranlage eingelaufenen Wagen (2,3,4) ermittelt werden und daß eine
Kennzeichnung (/H) ausgegeben wird, wenn aus den Daten ermittelt worden ist, daß der
oder die geplanten Zuläufe auch nach einem kuppelreifen Beidrücken von dem Richtungsgleis
(RG1) nicht aufgenommen werden kann bzw. können.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
richtungsgleisindividuell die Summen der Längen (L2 bis L4) der bereits in die Richtungsgleise
(RG1) der Rangieranlage eingelaufenen Wagen (2, 3, 4) ermittelt werden und daß die
empfohlene Beidrückweite begrenzt wird, damit der Wagenblock (BL) nicht über die Hemmschuhposition
hinausgedrückt wird, und daß eine Kennzeichnung (/H) ausgegeben wird, wenn der Wagenblock
bis auf den Hemmschuh gedrückt werden soll.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
bei mehreren Richtungsgleisen (RG1, RG2) entsprechend der jeweiligen Differenz zwischen
geplantem Zulauf und freier Richtungsgleislänge (FGL1) bis zum Standort (ST) des jeweils
letzten Ablaufs (2) eine Beidrück-Rangfolge ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
diejenigen Richtungsgleise (RG2), für die im Zusammenhang mit dem nächsten abzudrückenden
Zug (Z1) keine Beidrückempfehlung ausgegeben wird und in die zumindest aus dem nächsten
Zug (Z1) keine Zuläufe zu erwarten sind, als zum Abstellen eines Beidrückfahrzeugs
(BL) geeignete Richtungsgleise (RG2) gekennzeichnet werden.