[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Niederdruck-Aufkohlungsanlage mit mehreren hintereinander
angeordneten Kammern, durch die die Chargen mittels Transportorganen bewegt werden.
[0002] Es sind schon eine Vielzahl von Anlagen zum Wärmebehandeln von aus Stahl bestehenden
Teilen bekannt geworden. So ist ein Rollenherd-Vakuumofen bekannt, in dem Glühbehandlungen
durchgeführt werden können, wobei ein Hubsystem vorgesehen ist, um die Rollen bei
der Glühbehandlung zu entlasten (DE 36 16 871).
[0003] Auch Rollenherd-Durchlauföfen sind schon bekannt, bei denen eine Gasabkühlstrecke
zwischen einer Glüh- und einer Härtezone vorgesehen ist (DE 42 28 006). Ebenso sind
Aufkohlungsanlagen, bei denen die Aufkohlung im Bereich von 1 - 600 mbar abs. vorgenommen
wird, schon bekannt geworden.
[0004] Diese Anlagen waren jedoch vorwiegend als Einkammeranlagen für chargenweisen Betrieb
ausgeführt. Für größere Durchsatzmengen, die von einigen Industriebereichen, wie z.B.
der KFZ-Industrie, benötigt werden, wäre eine Vielzahl solcher Einzelanlagen erforderlich,
die neben sehr großem Platzbedarf auch hohe Behandlungskosten verursachen, da sie
mit geringer Durchsatzleistung und somit wenig wirtschaftlich arbeiten.
[0005] Die Erfindung hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Niederdruck-Aufkohlungsanlage der
eingangs erwähnten Art zu schaffen, die für wirtschaftlichen Betrieb bei großer Durchsatzleistung
konzipiert ist und nach dem Durchlaufprinzip arbeitet. Erreicht wird dies durch die
Kombination folgender, an sich bekannter Merkmale:
- die Transportorgane sind als Rollenbahn ausgebildet, die die Chargen nacheinander
führt durch
- eine vakuumdichte Einfahrschleuse,
- eine evakuierbare Aufheizkammer, in der die Chargen unter Stickstoff bei 1 bis 2 bar
aufgeheizt werden,
- wenigstens eine Aufkohlungskammer, in der bei einem Druck von 1 bis 600 mbar abs.,
vorzugsweise 10 bis 30 mbar abs., mit Kohlungsgas aufgekohlt wird,
- mindestens eine Diffusionskammer und
- eine Abschreckkammer für eine Hochdruck- Gasabschreckung.
[0006] Durch die erfindungsgemäße Kombination wird gegenüber konventionellen Gasaufkohlungsanlagen
eine randoxidationsfreie Aufkohlung erreicht, wodurch Nachbearbeitungskosten verringert
werden bzw. sogar wegfallen können. Überdies ergibt sich eine verkürzte Aufkohlungsdauer
durch einen erheblich höheren C-Massenstrom zu Prozeßbeginn, was eine Zeit- und Kosteneinsparung
zur Folge hat. Gegenüber einer Ölabschreckung ergibt sich der Vorteil, daß ein verminderter
Verzug auftritt und daß sowohl der Waschprozeß nach der Ölabschreckung als auch die
Ölentsorgung entfällt.
[0007] Die Ausbildung der Transportorgane als Rollenbahn bringt gegenüber anderen Transportsystemen
einen geringeren mechanischen Aufwand und damit eine geringere Reparaturanfälligkeit
und auch geringere mechanische Erschütterungen beim Transport der heißen Charge mit
sich.
[0008] Eine Reversierung der Charge durch Rollenbewegung im Bereich der Abschreckkammer
ist bei Abkühlung mit flüssigen Medien und 2-Phasenströmungen (DE 44 01 228) bereits
bekannt und kann auch für Gase angewendet werden, um die Gleichmäßigkeit der Abschreckung
zu verbessern. Nachteilig erweist sich jedoch, daß die Querschnittsfläche, die von
dem Kühlgas bestrichen wird, durch das Reversieren der Charge vergrößert werden muß,
was auf Kosten der Gasgeschwindigkeit bzw. der Abkühlrate bei vorgegebener, maximaler
Motorleistung geht. Dieser Nachteil wird erfindungsgemäß dadurch vermieden, daß ein
bewegliches Gasleitsystem in der Abschreckkammer installiert und gemeinsam mit der
Charge bewegt wird, wodurch der von dem Gasstrom beströmte Querschnitt stets der Chargengrundfläche
entspricht. Der Antrieb des Gasleitsystems erfolgt dabei bevorzugt über einen elektromotorischen
Rollenantrieb mit Hilfe einer Übersetzung.
[0009] Ein weiterer Nachteil des Rollengangs kann sich aus der Tatsache ergeben, daß die
Rollen gemäß dem Stand der Technik durch die Isolation durchgeführt, außerhalb der
Isolation gelagert und außerhalb des Kessels angetrieben werden, was zu einer nicht
vernachlässigbaren Wärmeabfuhr durch Wärmeleitung über die Transportrollen führt.
Dies bewirkt einerseits einen höheren Energiebedarf der Anlage und verschlechtert
andererseits die Temperaturgleichmäßigkeit in den Behandlungskammern.
[0010] Um diesen Nachteil zu vermeiden, werden die Transportrollen erfindungsgemäß durch
Keramik- oder Grafitlager gehalten, die sich innerhalb der heißen Aufheiz-, Aufkohlungs-
und Diffusionskammer befinden und die auf der darunterliegenden Isolation aufliegen.
Die Durchführung zum Transportmotor erfolgt nur noch mit einer dünnen Antriebswelle,
die kein Biegemoment übertragen muß. Durch diese Maßnahmen werden die Energieverluste
minimiert.
[0011] In einer anderen Ausführungsvariante können die Transportrollen in der Aufheiz-,
Aufkohlungs- und Diffusionszone als hohle Zylinder ausgeführt sein, in die ein Elektrostrahlelement
oder ein Gasbrenner eingebracht und mittels Drehdurchführung angeflanscht wird, wodurch
die gesamte Anzahl an Durchführungen in die Aufheiz-, Aufkohlungs- und Diffusionskammern
verringert wird.
[0012] Bei einer erfindungsgemäßen Anlage ist zweckmäßig der Abschreckkammer ein Röllchenherd-Anlaßofen
nachgeschaltet.
[0013] Vorteilhaft sind zwei getrennte Aufkohlungskammern hintereinander angeordnet. Diese
Trennung ermöglicht unterschiedliche Parameter für den Anfang und das Ende der Aufkohlung,
sowie eine Erhöhung der Durchsatzleistung.
[0014] Die Beheizung von Niederdruck-Aufkohlungsanlagen erfolgt in der Regel mit innenliegenden
Grafit-Widerstandsheizelementen, wobei die Isolation der Stromdurchführung durch Abscheidungen
des Kohlungsgases (Grafit) fallweise leitend wird und getauscht werden muß, bevor
Überschläge der Heizung auftreten. Diese Nachteile werden erfindungsgemäß dadurch
beseitigt, daß die Beheizung mittels Mantel-Strahlrohren, bevorzugt mittels Elektro-
oder Gasstrahlrohren erfolgt, wobei die Heizelemente bzw. Brenner bei laufendem Betrieb
gewechselt werden können.
[0015] Nachstehend ist die Erfindung anhand eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten
Ausführungsbeispieles näher beschrieben, ohne jedoch auf dieses Beispiel beschränkt
zu sein. Dabei zeigen: Fig. 1 im Aufriß eine erfindungsgemäße Niederdruck-Aufkohlungsanlage;
Fig. 2 die Draufsicht auf die Niederdruck-Aufkohlungsanlage nach Fig. 1 und die Fig.
3 und 4 Querschnitte einer im Rahmen der Erfindung einsetzbaren Abschreckkammer. Die
Fig. 5,6 und 7 geben Ausführungsvarianten der Transportrollen wieder.
[0016] Gemäß den Fig. 1 und 2 ist vor der Anlage ein Beladerollgang 1 angeordnet. Von diesem
Beladerollgang 1 gelangen die Chargen 4 in eine Einfahrschleuse 6, die vakuumdicht
ausgebildet und evakuierbar ist. An die Schleuse 6 schließt eine ebenfalls evakuierbare
Aufheizkammer 7 an. In dieser Aufheizkammer 7 werden die Chargen unter Stickstoff
bei einem Druck von 1 bis 2 bar aufgeheizt. Die Aufheizkammer 7 ist mit vakuumdichten
Ein- und Auslauftüren versehen, die Aufheizung der Chargen 4 erfolgt mit Umwälzern
8 und einer elektrischen Wendelbeheizung 9.
[0017] Anschließend an die Aufheizkammer 7 sind zwei voneinander getrennte Aufkohlungskammern
10 und 11 angeordnet. In diesen Aufkohlungskammern 10 und 11 wird bei einem Druck
von 1 bis 600 mbar abs., vorzugsweise im Bereich von 1 bis 30 mbar abs. mit Kohlungsgas
aufgekohlt. Die Anordnung von zwei getrennten Aufkohlungskammern ermöglicht unterschiedliche
Parameter für den Anfang und das Ende der Aufkohlung sowie eine Erhöhung der Durchsatzleistung.
Im Rahmen der Erfindung ist jedoch auch die Anordnung von nur einer Aufkohlungskammer
möglich. In beiden Aufkohlungskammern 10 und 11 erfolgt die Beheizung mit Mantelstrahlrohren
12.
[0018] Auch in den anschließenden Diffusionskammern 13 und 14 erfolgt die Beheizung mittels
Strahlrohren 16.
[0019] Schließlich gelangen die Chargen 4 in eine Abschreckkammer 17 für eine Hochdruck-Gasabschreckung.
Der Aufbau der Abschreckkammer 17 wird anhand der Fig. 3. noch erläutert.
[0020] Nach dem Verlassen der Abschreckkammer 17 gelangen die Chargen 4 über eine Querfahreinrichtung
18 zu einem Röllchenherd-Anlaßofen 19 und verlassen nach Durchlaufen einer Kühlstrecke
20 und eines Auslaufrollganges 21 die Anlage.
[0021] Der Transport der Chargen 4 durch die erfindungsgemäße Anlage wird, wie insbesondere
aus Fig. 1 ersichtlich ist, durch eine Rollenbahn 22 durchgeführt, die eine langsame,
horizontale Pendelbewegung der Charge während Aufheizung, Aufkohlung und Abschreckung
zur Vergleichmäßigung des Behandlungsergebnisses ermöglicht.
[0022] Eine bevorzugte Ausbildung der Abschreckkammer 17 ist im Schnitt in Fig. 3 dargestellt.
Gemäß dieser Figur ist auf ein Gehäuse 31 ein Motor 32 aufgesetzt, der ein Ventilatorrad
33 antreibt. Innerhalb des unteren Teiles 34 eines im Gehäuse 31 verlaufenden rund
oder eckig ausgeführten Mantels liegt die Charge 4 auf den Transportrollen 22. Der
Mantel erweitert sich nach oben hin und innerhalb des erweiterten Teiles 37 ist ein
Wärmetauscher 38 angeordnet. Dieser Wärmetauscher 38 nimmt jedoch nicht den gesamten
Raum innerhalb des Teiles 37 des Mantels ein, sodaß ein freier Querschnitt 39 gebildet
ist.
[0023] Das Ventilatorrad 33 fördert Stickstoffgas im Sinne der eingetragenen Pfeile außerhalb
des Mantels 34, 37 nach unten, wo es um 90° umgelenkt wird und nach oben unter Kühlung
der Charge 4 an dieser vorbei streicht. Anschließend durchströmt das Kühlgas zum Teil
den Wärmetauscher 38, zum Teil den freien Querschnitt 39, wobei sich die beiden Ströme
vor dem Eintritt in das Ventilatorrad 33 wieder vereinigen.
[0024] Die Transportrollen 22 der Abschreckkammer 17 ermöglichen ein Reversieren der Charge
durch horizontale Pendelbewegung, wodurch die Gleichmäßigkeit der Abschreckung verbessert
werden kann. Die im Chargenraum befindliche, bewegliche Gasleiteinrichtung 35 begrenzt
die vom Kühlgas bestrichene Fläche weitgehend auf die Chargengrundfläche und führt
den freien Querschnitt mit der Charge mit. Dadurch wird verhindert, daß das Kühlgas
abwechselnd vor und hinter der Charge vorbeiströmt, wenn diese während der Abkühlung
pendelnd reversiert wird. Die Bewegung der Gasleiteinrichtung kann vorzugsweise über
den Rollenantrieb erfolgen. Andere Lösungen, wie z.B. die Verschiebung mittels Pneumatikzylindern
sind ebenfalls möglich.
[0025] Nach Aufbringen eines Systemdrucks von max. 4 MPa wird Stickstoff innerhalb der Vorrichtung
durch das Ventilatorrad 33 umgewälzt, wobei sich ein auf die Ebenen E1 und E3 bezogener
Leitwert von 20 - 500 [m
3/kPas] einstellt und die Druckdifferenz in der Ebene E2 zwischen dem Bypass und knapp
hinter dem Wärmetauscher möglichst gering gehalten wird.
[0026] Um die beiden Teilströme an unterschiedliche Chargengrößen und Gasdrücke anzupassen,
kann im Bypass-System bzw. freien Querschnitt 39 zusätzlich eine Regelklappe 41 installiert
werden, die über die Druckdifferenz zwischen Bypass und unmittelbar hinter dem Wärmetauscher
in der Ebene 2 solcher Art angesteuert wird, daß die Abkühlzeit der Charge minimiert
wird. Zur Bestimmung der optimalen Klappenposition kann der Meßwert mit einer Auswerteeinheit
(Rechner) verbunden werden.
[0027] Eine bevorzugte Ausführung der Transportrollen ist in Fig. 5 dargestellt. Die Transportrollen
22 werden hier erfindungsgemäß durch Keramik- oder Grafitlager 42 gehalten, die sich
innerhalb der heißen Aufheiz-, Aufkohlungs- und Diffusionskammer 43 befinden und die
auf der darunterliegenden Isolation 44 aufliegen. Mehrere Transportrollen werden dabei
mittels Kettenantrieb außerhalb der Heizkammer verbunden.
[0028] Wie in Fig. 6 dargestellt, erfolgt der Antrieb der solcherart verbundenen Transportrollen
durch eine dünne Antriebswelle 45 und 46, die kein Biegemoment übertragen muß. Durch
diese Maßnahmen werden die Energieverluste minimiert.
[0029] Eine andere Ausführungsvariante ist in Fig. 7 dargestellt. Danach können die Transportrollen
in der Aufheiz-, Aufkohlungs- und Diffusionszone als hohle Zylinder 47 ausgeführt
sein, in die ein Elektroheizelement oder Gasbrenner eingebracht wird und die mittels
einer Drehdurchführung 48 angeflanscht werden. Dadurch wird die gesamte Anzahl an
Durchführungen in die Aufheiz-, Aufkohlungs- und Diffusionskammern verringert.
[0030] Im Rahmen der Erfindung sind zahlreiche Abänderungen möglich. So könnte z.B. die
Abschreckkammer 17 mit absenkbaren Transportrollen ausgeführt sein, die die Charge
auf einem feststehenden Chargenträger absetzen, die Zahl der Aufkohlungskammern könnte
von zwei und die Zahl der Diffusionskammern von drei abweichen.
1. Niederdruck-Aufkohlungsanlage mit mehreren hintereinander angeordneten Kammern, durch
die die Chargen mittels Transportorganen bewegt werden,
gekennzeichnet durch die Kombination folgender, an sich bekannter Merkmale:
- die Transportorgane sind als Rollenbahn (22) ausgebildet, die die Chargen (4) nacheinander
führt durch
- eine vakuumdichte Einfahrschleuse (6),
- eine evakuierbare Aufheizkammer (7), in der die Chargen (4) unter Stickstoff bei
1 bis 2 bar aufgeheizt werden,
- wenigstens eine Aufkohlungskammer (10,11), in der bei einem Druck von 1 bis 600
mbar abs., vorzugsweise 10 bis 30 mbar abs., mit Kohlungsgas aufgekohlt wird,
- mindestens eine Diffusionskammer (13,14) und
- eine Abschreckkammer (17) für eine Hochdruck- Gasabschreckung.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beheizung der Niederdruck-Aufkohlungskammer und/oder der Diffusionskammer
mittels Mantel-Strahlrohren, vorzugsweise mittels Elektrostrahlrohren oder Gasstrahlrohren
erfolgt.
3. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen der Rollenbahn (22) pendelnd bewegbar sind.
4. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine im Chargenraum befindliche, bewegliche Gasleiteinrichtung (35) die vom
Kühlgas bestrichene Fläche auf die Chargengrundfläche beschränkt und den freien Querschnitt
mit der Charge mitführt.
5. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung der Gasleiteinrichtung (35) über den Rollenantrieb erfolgt.
6. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung der Gasleiteinrichtung (35) mittels Pneumatikzylindern erfolgt.
7. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Abschreckkammer (17) ein Röllchenherd-Anlaßofen (19) nachgeschaltet ist.
8. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zwei getrennte Aufkohlungskammern (10,11) hintereinander angeordnet sind.
9. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen als hohle Zylinder (47) ausgebildet sind, in die Elektrostrahlelemente
eingeschoben und mittels Drehdurchführung (48) gehalten werden.
10. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollen (22) im Chargierraum in Keramik- oder Grafitlagern (42) gehalten
werden, die das Biegemoment aufnehmen können und die auf der darunter befindlichen
Isolation (44) abgestützt werden.