[0001] Die Erfindung betrifft einen Stahlbetontunnel aus Stahlbetontübbings mit Einrichtung
zur Brandschutzsicherung. Stahlbeton bezeichnet im Rahmen der Erfindung einen Beton,
der mit Stahlfasern bewehrt ist. Nach den bestehenden Vorschriften und Forderungen
sind Stahlbetontunnel im Verkehrstunnelbau gegen Brandbelastungen bis zu 120 Minuten
und einem Temperaturmaximum von 1.350 °C zu sichern. Die Stahlbetontübbings können
als ringförmig geschlossene Stahlbeton-Volltübbings oder aus entsprechenden Tübbingsegmenten
ringförmig aufgebaut sein.
[0002] Bei den Stahlbetontunneln, von denen die Erfindung ausgeht, sind die Einrichtungen
zur Brandschutzsicherung Zusatzeinrichtungen, nämlich zusätzliche Tunnelauskleidungen
in Form von Brandschutzplatten. Die Befestigung dieser Tunnelauskleidungen im gekrümmten
Tunnelquerschnitt erfordert erhebliche technische Aufwendungen und ist besonders kostenintensiv.
Bei einem Stahlbetontunnel aus Stahlbetontübbings ist im Tübbingausbau der Fugenanteil
groß. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Stahlbetontübbings aus Tübbingsegmenten
zusammengesetzt sind. Aus Sicherheitsgründen bedürfen die Fugen der Beobachtung und
gegebenenfalls auch der Wartung. Insoweit stören zur Brandschutzsicherung angebrachte
Tunnelauskleidungen. Sind die Fugen nicht dicht, so kann austretende Feuchtigkeit
die Dauerhaftigkeit der Brandschutzauskleidungen beeinträchtigen.
[0003] Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, einen Stahlbetontunnel mit hoher
Brandschutzsicherheit zu schaffen, der von Brandschutzauskleidungen frei ist.
[0004] Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung einen Stahlbetontunnel
aus Stahlbetontübbings mit Einrichtung zur Brandschutzsicherung und den Merkmalen
die Stahlbetontübbings bestehen aus einem Fest-Beton,
der Fest-Beton weist eine Bewehrung aus Stahlfasern mit einem Gehalt von 30 bis 80
kg pro Kubikmeter Frischbeton auf,
der Fest-Beton weist einen Zusatz von 10 bis 3000 g Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln
pro Kubikmeter Frischbeton auf,
wobei der Gehalt an Stahlfasern einerseits, der Zusatz an Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln andererseits so aufeinander abgestimmt sind, daß der Stahlbetontunnel
bei Brandbelastungen von bis zu 1.350 °C und bis zu 120 Minuten den Brandschutzbestimmungen
entspricht. Fest-Beton bezeichnet im Rahmen der Erfindung und in bezug auf die Stahlbetontübbings
einen Beton mit einer Endfestigkeit von 45 N/mm
2 und höher bis zu hochfestem Beton mit über DIN 1045 hinausgehenden Festigkeitsklassen.
Im Rahmen der Erfindung ist der Fest-Beton im übrigen nach den Regeln der Baukunst
aufgebaut. Er besitzt übliche Zuschlagstoffe mit einer Körnung von größer 0 bis 32
mm. Es ist aus der Praxis bekannt, daß Beton mit Stahlfaserbewehrung im Vergleich
mit Normalbeton verbessertes Brandverhalten aufweist, und zwar auch bei Stahlbetontübbings
im Tunnelbau. Das bringt jedoch keine ausreichende Verbesserung der Brandschutzsicherheit
im Sinne der einleitenden Ausführungen. Um hochfesten Beton für die Errichtung von
im Brandfall nach Maßgabe von DIN 4102 feuerbeständigen Bauwerken zu verwenden, ist
es bekannt, mit Hilfe von Fasern, insbesondere Kunststoffasern, Mikroporen mit definierten
Porenparametern in der Zementleimmatrix zu erzeugen. Das ist für die Herstellung von
Stahlbetontübbings für den Tunnelausbau eine aufwendige, nicht leicht reproduzierbar
zu verwirklichende Maßnahme.
[0005] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß ein Fest-Beton im Sinne der Erfindung,
der wie beschrieben mit Stahlfasern sowie Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln
ausgerüstet ist, durch Abstimmung des Gehaltes an Stahlfasern einerseits sowie an
Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln andererseits auch für die angegebenen extremen
Brandbelastungen brandsicher eingestellt werden kann. Die konkrete Abstimmung kann
von Anwendungsfall zu Anwendungsfall ohne weiteres im Labor erarbeitet werden. Überraschenderweise
können bei den angegebenen Brandbelastungen störende Abplatzungen vollständig vermieden
werden. Die Stahlfasern, die Kunststofffasern und die Kunststoffkugeln sind die, die
als Bewehrung oder Zusatzstoffe im Betonbau üblich sind.
[0006] Im einzelnen kann die Lehre der Erfindung so, wie es im folgenden erläutert wird,
weiter ausgebildet und optimiert werden. Da Quarz bei etwa 870 °C zerfällt, ist eine
Ausführungsform der Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß als Zuschlagstoff quarzfreie
Zuschlagstoffe, insbesondere Basalt-Zuschlagstoffe, verwendet werden. In diesem Falle
kann mit einem verhältnismäßig geringen Gehalt an Stahlfasern sowie Kunststoffasern
und/oder Kunststoffkugeln im Rahmen der angegebenen Bereiche gearbeitet werden. In
bezug auf den Gehalt an Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln muß stets darauf
geachtet werden, daß unter Brandbelastung störend hohe Wasserdampfdrücke in dem Fest-Beton
sich nicht entwickeln können. Im Rahmen der Erfindung kann ohne weiteres auch mit
Gemischen aus Sand und Kies bzw. Sand und Splitt innerhalb der angegebenen Korngrößen
gearbeitet werden. Es ist in diesen Fällen allerdings mit höheren Gehalten an Stahlfasern
sowie Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln zu arbeiten.
[0007] Der Erfindung liegt die weitere Erkenntnis zugrunde, daß mechanische Beschädigungen
oder Ausbrüche im Bereich der Stoßflächen der Tübbings im Stahlbetontunnelverbund,
insbesondere auch an den Kanten, die Brandsicherheit in diesen Bereichen beeinträchtigen
können. Solche Beschädigungen können beim Einbau vorgefertigter Stahlbetontübbings
in den Stahlbetontunnelverbund auftreten. Bei einer bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung werden solche Beschädigungen verhindert. Insoweit ist Gegenstand der Erfindung
ein Stahlbetontunnel aus Stahlbetontübbings mit Einrichtung zur Brandschutzsicherung
und den Merkmalen:
Die Stahlbetontübbings bestehen aus einem Fest-Beton,
der Fest-Beton weist eine Bewehrung aus Stahlfasern mit einem Gehalt von 30 bis 80
kg pro Kubikmeter Frischbeton auf,
der Fest-Beton weist einen Zusatz von 10 bis 3000 g Kunststoffasern und/oder Kunststoffkugeln
pro Kubikmeter Frischbeton auf,
im Bereich der Stoßfugen der Stahlbetontübbings sind Bewehrungskörbe aus Betonstahl
in dem Fest-Beton angeordnet,
wobei der Gehalt an Stahlfasern einerseits, der Zusatz an Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln andererseits so aufeinander abgestimmt sind, daß die Stahlbetontübbings
des Stahlbetontunnels bei Brandbelastungen von bis zu 1.350 °C und bis zu 120 Minuten
auch im Bereich der Bewehrungskörbe aus Betonstahl den Brandschutzbestimmungen entsprechen.
Das ist eine Maßnahme von besonderer Bedeutung: Die Stoßfugen der Stahlbetontübbings
sind bei einem Stahlbetontunnel regelmäßig offene Fugen. Daraus resultieren ein zweiseitiger
Brandangriff und erhöhte Brandbelastung. Diese erhöhte Brandbelastung wird erfindungsgemäß
durch die beschriebene Kombination mit Bewehrungskörben beherrscht.
[0008] Die Bewehrungskörbe lassen sich einfach in die Stahlbetontübbings einbauen. Sie können
beim Betonieren der Stahlbetontübbings oder der Segmente für die Stahlbetontübbings
mit einer einfachen Festhaltekonstruktion an der Tübbingschalung fixiert werden. Ist
der Stahlbetontübbing fertigt betoniert, so können die Befestigungselemente entfernt
werden. Zum Beispiel können spezielle Gewindehülsen mit dem Bewehrungskorb verschraubt
werden. Durch vorbereitete Schraubenlöcher in der Seitenschalung der Tübbings können
dann ohne Schwierigkeiten Schrauben durch die Schalung in diese Gewindehülsen eingedreht
werden. Die Bewehrungskörbe werden so bis zum Abbinden des Fest-Betons über diese
Schraubverbindungen sicher in der Tübbingschalung gehalten. Vor dem Ausschalen werden
die Schrauben gelöst und der Tübbing kann ohne Schwierigkeiten aus der Schalform gehoben
werden. - Stoßfugen bezeichnet sowohl die Fugen zwischen den in Längsrichtung des
Stahlbetontunnels gereihten Stahlbetontübbings als auch zwischen den Segmenten der
Stahlbetontübbings, wenn mit solchen gearbeitet wird.
1. Stahlbetontunnel aus Stahlbetontübbings mit Einrichtung zur Brandschutzsicherung und
den Merkmalen
1.1) die Stahlbetontübbings bestehen aus einem Fest-Beton,
1.2) der Fest-Beton weist eine Bewehrung aus Stahlfasern mit einem Gehalt von 30 bis
80 kg pro Kubikmeter Frischbeton auf,
1.3) der Fest-Beton weist einen Zusatz von 10 bis 3000 g Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln pro Kubikmeter Frischbeton auf,
wobei der Gehalt an Stahlfasern einerseits, der Zusatz an Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln andererseits so aufeinander abgestimmt sind, daß der Stahlbetontunnel
bei Brandbelastungen von bis zu 1.350 °C und bis zu 120 Minuten den Brandschutzbestimmungen
entspricht.
2. Stahlbetontunnel nach Anspruch 1, wobei der Fest-Beton der Stahlbetontübbings Zuschlagstoffe
mit einer Körnung von größer 0 bis 32 mm aufweist.
3. Stahlbetontunnel nach Anspruch 2, wobei als Zuschlagstoff quarzfreie Zuschlagstoffe,
insbesondere Basalt-Zuschlagstoffe eingesetzt sind.
4. Stahlbetontunnel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der Fest-Beton einen Zusatz
an Flugasche wo bis zu 70 kg pro Kubikmeter Frischbeton aufweist.
5. Stahlbetontunnel aus Stahlbetontübbings mit Einrichtung zur Brandschutzsicherung und
den Merkmalen:
5.1) Die Stahlbetontübbings bestehen aus einem Fest-Beton,
5.2) der Fest-Beton weist eine Bewehrung aus Stahlfasern mit einem Gehalt von 30 bis
80 kg pro Kubikmeter Frischbeton auf,
5.3) der Fest-Beton weist einen Zusatz von 10 bis 3000 g Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln pro Kubikmeter Frischbeton auf,
5.4) im Bereich der Stoßfugen der Stahlbetontübbings sind Bewehrungskörbe aus Betonstahl
in dem Fest-Beton angeordnet,
wobei der Gehalt an Stahlfasern einerseits, der Zusatz an Kunststoffasern und/oder
Kunststoffkugeln andererseits so aufeinander abgestimmt sind, daß die Stahlbetontübbings
des Stahlbetontunnels bei Brandbelastungen von bis zu 1.350 °C und bis zu 120 Minuten
auch im Bereich der Bewehrungskörbe aus Betonstahl den Brandschutzbestimmungen entsprechen.