[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verkehrsüberwachung
mit dem bzw. der es möglich ist, einzelne Fahrzeuge zu erfassen und wiederzuerkennen.
[0002] Das Verkehrsaufkommen ist in den letzten Jahrzehnten stetig angestiegen. Diese Tendenz
wird sich auch in der Zukunft fortsetzen. So wird es immer wichtiger, das Verkehrsnetz
bis ins Detail planen zu können und mit verschiedenen Maßnahmen die Leistungsfähigkeit
des Verkehrsnetzes zu steigern. Der Einsatz von intelligenten Verkehrsleitsystemen,
ein flexibler öffentlicher Personennahverkehr und bauliche Maßnahmen werden die wesentlichen
Ansatzpunkte für Verbesserungen sein. Für alle Maßnahmen wird eine detaillierte Analyse
des Verkehrsaufkommens und der derzeitigen Verkehrsströme zugrundegelegt werden müssen.
Um die Verkehrsströme analysieren zu können, muß man den Weg der Fahrzeuge vom Start
zum Ziel feststellen.
[0003] Derzeit werden Start-Ziel-Verfolgungen mittels Befragungen durchgeführt. Diese sind
aber personal- und kostenintensiv und nur über kurze Zeiträume durchführbar. Das gleiche
gilt für Verkehrszählungen, die zur Analyse von Verkehrsströmen durchgeführt werden.
[0004] Bekannt sind in die Fahrbahndecke eingelassene Induktionsschleifen, die zum Beispiel
zur Steuerung von Ampelanlagen eingesetzt werden. Einzelne Fahrzeuge können mit dieser
Vorrichtung nicht erfaßt und wiedererkannt werden, allenfalls können durch Auswertung
der Induktionssignale die Fahrzeuge bestimmten Kategorien, z.B. Fahrzeugtypen, zugeordnet
werden. Außerdem sind die Induktionsschleifen sowohl in der Beschaffung als auch in
der Installation teuer.
[0005] Aus der DE 42 31 881 A1 ist eine Anordnung zum Erfassen von Verkehrsgrößen mit Hilfe
von mehreren Induktionsschleifen bekannt. Die Induktionsschleifen sind in einer oder
mehreren hintereinanderliegenden Reihen quer zur Fahrbahn angeordnet. Die Empfindlichkeit
der Induktionsschleifen wird durch mehrere die eigentliche Sensorschleife umgebende
Hilfsschleifen heraufgesetzt. Die Sensorschleifen sind an eine Auswerteeinrichtung
angeschlossen, die den Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom in der Sensorschleife
mißt.
[0006] Neben der magnetischen Erfassung sind auch Vorrichtungen zur optischen Erfassung
von Fahrzeugen bekannt. Solche Systeme werden zum Beispiel in Verkehrsleitsystemen
auf Autobahnen eingesetzt. Mit diesen optischen Sensoren ist eine Identifizierung
eines Fahrzeuges nicht möglich. Es wird bloß erkannt, ob ein Fahrzeug vorbeigefahren
ist.
[0007] Mit Kameras ist es möglich, Autos zu erfassen und auch wiederzuerkennen. Problematisch
sind dabei die typischerweise sehr großen Datensätze sowie datenschutzrechtliche Bedenken,
denn das Fahrzeug wird soweit identifiziert, daß der Fahrzeughalter ermittelbar ist.
[0008] In der DE 35 21 655 A1 ist eine Einrichtung zum Erfassen von Fahrzeugverkehr mit
Magnetfelddektektoren beschrieben. Die Magnetfelddetektoren messen Störungen eines
vorgegebenen Magnetfeldes durch ein Fahrzeug, so daß das Vorhandensein und/oder die
Bewegung eines Fahrzeuges ermittelbar ist. Mit dieser Einrichtung sind jedoch verschiedene
Fahrzeugtypen unterscheidbar.
[0009] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verkehrsüberwachung
zu schaffen, mit dem bzw. der Fahrzeuge erfaßt und wiedererkannt werden, wobei der
Fahrzeughalter jedoch anonym bleibt.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen der Patentansprüche 1 bzw. 5
gelöst.
[0011] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die magnetische Charakteristik eines vorbeifahrenden
Fahrzeugs an mehreren quer über die Fahrbahn verteilten Magnetfeldsensoren jeweils
an mehreren örtlich auseinanderliegenden Stellen selektiv gemessen. Dies erfolgt zu
mehreren aufeinanderfolgenden Zeitpunkten. Aus der Vielzahl der enthaltenen Sensorsignale
wird ein Merkmalsvektor erzeugt, der das Fahrzeug charakterisiert und es somit wiedererkennbar
macht. Das Verfahren arbeitet so genau, daß selbst zwischen Fahrzeugen des gleichen
Modells unterschieden werden kann. Da nur die magnetische Charakteristik des Fahrzeugs
gemessen wird, sind keine Rückschlüsse auf den Halter des Fahrzeuges möglich.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Verkehrsüberwachung weist eine quer zur Bewegungsrichtung
des Verkehrs angeordnete Reihe von Magnetfeldsensoren auf, deren Signale in einer
Rechnereinheit verarbeitet werden. Zunächst werden die analogen Sensorsignale digital
gewandelt und in einem Meßwert zusammengefaßt, mehrere dieser zu aufeinanderfolgenden
Zeitpunkten entstandenen Meßwerte werden dann zu einer eindimensionalen aufbereiteten
Meßwertfolge zusammengefügt. Diese aufbereitete Meßwertfolge wird mit einer Transformationsmatrix
zu einem das jeweilige Fahrzeug identifizierenden Merkmalsvektor umgewandelt. Bedingt
durch diese Verarbeitung der Sensorsignale wird die Erkennbarkeit der Fahrzeuge erhöht
und der Umfang des das Fahrzeug identifizierenden Datensatzes verringert, wodurch
die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Vorrichtung erhöht wird.
[0013] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung sind die Magnetfeldsensoren derart
empfindlich, daß sie das Erdmagnetfeld messen und die durch das Fahrzeug hervorgerufenen
Änderungen des Erdmagnetfeldes ermitteln. Dadurch wird eine hohe Meßgenauigkeit der
Einzelmessungen garantiert, so daß auch gleiche Fahrzeugmodelle mit identischer Ausstattung
unterschieden werden können. Erprobungen der Erfindung haben ergeben, daß Fahrzeuge
allein schon durch die unterschiedlichen Walzrichtungen der Karosseriebleche unterschieden
werden können.
[0014] Vorteilhafterweise sind über eine Meßbreite von 3,60 m, dies entspricht einer Fahrspur,
mindestens 12 Magnetfeldsensoren in einer Reihe angeordnet. Dadurch wird eine ausreichende
Meßauflösung erreicht, um die Fahrzeuge sicher erfassen und wiedererkennen zu können.
[0015] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung geben die Magnetfeldsensoren unter
Vorgabe eines Taktes die Sensorsignale gleichzeitig aus. Dies hat den Vorteil, daß
die Sensorsignale parallel verarbeitet werden können, wodurch sie schneller und leichter
zu einem Meßwert zusammenfaßbar sind.
[0016] Die Meßwerte können zunächst zu einer mehrdimensionalen Meßwertfolge zusammengefaßt
werden, die dann zu einer aufbereiteten eindimensionalen Meßwertfolge in Vektorform
reduziert wird. So wird aus einer ein Fahrzeug charakterisierenden Matrix ein Vektor,
der noch ausreichend Informationen zur Charakterisierung des Fahrzeuges enthält. Der
Vektor kann einfacher und schneller weiterverarbeitet werden als eine Matrix.
[0017] Bevorzugterweise geht die Transformationsmatrix aus einer Kovarianzmatrix hervor,
die in einer Lernphase aus aufbereiteten eindimensionalen Meßwert folgen mehrerer
Fahrzeuge gebildet wird. Eine Kovarianzmatrix ist ein unter anderem aus der Bilderkennung
bekanntes statistisches Mittel, mit dem Abweichungen eines Einzelmusters von dem Durchschnittswert
aller Muster berechnet werden können. Mit dieser Methode kann der Umfang des Merkmalsvektors
verringert werden, da die Fahrzeuge durch Abweichungen vom Durchschnitt charakterisiert
werden und nicht durch einen kompletten Satz von Meßwerten. Dies ermöglicht eine schnelle
Verarbeitung der Sensorsignale.
[0018] Die Analog-Digital-Wandlung der analogen Sensorsignale kann direkt in den Sensoreinheiten
erfolgen, wodurch die Störanfälligkeit der Datenübertragung von den Magnetfeldsensoren
zu der Rechnereinheit verringert wird.
[0019] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen näher
erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- den prinzipiellen Aufbau einer Verkehrsüberwachungsvorrichtung,
- Fig. 2
- eine aus den Sensorsignalen der Magnetfeldsensoren gewonnene mehrdimensionale Meßwertfolge,
- Fig. 3
- eine aufbereitete Meßwertfolge,
- Fig. 4
- eine Kovarianzmatrix, die aus einer Stichprobe von ca. 3800 Fahrzeugen gebildet wurde,
- Fig. 5
- eine Transformationsmatrix als Diagonalmatrix mit den Eigenwerten der Kovarianzmatrix
als Diagonalelemente,
- Fig. 6
- einen Merkmalsvektor, der durch Anwendung der Transformationsmatrix auf die aufbereitete
Meßwertfolge gebildet wird, und
- Fig. 7
- den prinzipiellen Aufbau eines Magnetfeldsensors.
[0021] Figur 1 zeigt eine Verkehrsüberwachungsvorrichtung 1 mit sechzehn Magnetfeldsensoren
2, die in einer geradlinigen Reihe quer zu einer Fahrbahn 3 verlegt sind. Die Sensoren
2 sind entweder in der Fahrbahndecke eingelassen oder unter einer überfahrbaren Schwelle
auf der Fahrbahndecke befestigt. Die Magnetfeldsensoren 2 messen die magnetische Charakteristik
eines vorbeifahrenden Fahrzeuges 4. Sie sind so empfindlich, daß sie das Erdmagnetfeld
messen. Während sich kein Fahrzeug 4 im Meßbereich der Magnetfeldsensoren 2 befindet,
werden die dem Wert des Erdmagnetfeldes entsprechenden Sensorsignale der Magnetfeldsensoren
2 abgespeichert, um als Bezugswerte zur Verfügung zu stehen. Befindet sich ein Fahrzeug
4 im Meßbereich der Magnetfeldsensoren 2, wird der gemessene Wert größer als der abgespeicherte
Bezugswert und die Differenz wird als Sensorsignal verwertet.
[0022] Die Sensoren 2 sind über eine Busleitung 5 mit einer Rechnereinheit 6 verbunden.
Die auf ein Taktsignal der Rechnereinheit 6 von den Magnetfeldsensoren 2 ausgegebenen
analogen Sensorsignale werden in den Magnetfeldsensoren 2 digital gewandelt und parallel
über die Busleitung 5 an die Rechnereinheit 6 übertragen.
[0023] Nach jedem Taktimpuls, bei einem benutzten Takt von 1000 Hz, also nach jeder 1000stel
Sekunde, liegt am Eingang der Rechnereinheit 6 ein digitaler Meßwert 7 (Fig. 2) mit
einer Wortbreite von 16 Stellen (entsprechend den 16 Sensoren), wobei jede Stelle
den zugehörigen Amplitudenwert A angibt. Der Meßwert 7 setzt sich also aus den einzelnen
digital gewandelten und parallel übertragenen Sensorsignalen aller 16 Magnetfeldsensoren
2 zusammen.
[0024] In einem Meßwertfolgegenerator 8 werden die beim Passieren eines Fahrzeugs 4 nacheinander
erzeugten Meßwerte 7 zu einer charakteristischen mehrdimensionalen Meßwertfolge 9
zusammengefaßt. Dabei wird nach jedem Taktimpuls ein Meßwert 7 zu den vorher aufgenommenen
Meßwerten hinzugenommen, bis das Fahrzeug 4 die Reihe von Magnetfeldsensoren 2 komplett
überfahren hat. In Fig. 2 ist eine derartige Meßwertfolge 9 in dreidimensionaler Form
vereinfacht oder für ein sehr langsam fahrendes Fahrzeug dargestellt. Normalerweise
besteht eine mehrdimensionale Meßwertfolge 9 aus wesentlich mehr Meßwerten 7.
[0025] Die Punkte S1 bis S16 auf der quer zur Fahrbahn gerichteten Koordinate S sind den
einzelnen Magnetfeldsensoren 2 zugeordnet. In Fahrbahnlängsrichtung ist die Koordinate
t der Zeit aufgetragen. Nach jedem Taktimpuls wird zu den bis zu dem Zeitpunkt t
n aufgenommenen Meßwerten der aktuelle Meßwert 7 zu dem Zeitpunkt t
n+1 hinzugefügt. Der Index n gibt dabei fortlaufend die Zahl der Taktzyklen an. So entsteht
der nur durch den Zeittakt festgelegte Gitterabstand in Richtung der Koordinate t.
Die Amplitude A eines Gitterpunktes steht in Relation zu dem gemessenen Magnetfeld
zu dem jeweiligen Zeitpunkt t
n an dem jeweiligen Magnetfeldsensor S. Der Gitterpunkt 11 charakterisiert ein Sensorsignal,
das zum Zeitpunkt t
5, d.h. fünf Taktzyklen nachdem das Fahrzeug 4 in dem Meßbereich der Sensoren 2 gelangt
ist, von dem Sensor S2 aufgenommen wurde.
[0026] Die stärksten Amplituden A sind an vier Stellen 10 zu beobachten. Diese werden durch
die Räder bzw. die Metallfelgen des Fahrzeuges 4 verursacht. Da Magnetfelder exponentiell
abfallen, werden Teile des Fahrzeuges 4, die den Magnetfeldsensoren 2 am nächsten
sind, stärker erfaßt als weiter entfernte Teile. Dies erklärt die hohen Amplituden
an den Stellen 10 im Bereich der Räder des Fahrzeuges 4.
[0027] Um die verschiedenen charakteristischen mehrdimensionalen Meßwertfolgen 9 vergleichbar
zu machen, wird eine solche Meßwertfolge 9 in einer Extraktionsstufe 8a zu einer aufbereiteten
eindimensionalen Meßwertfolge 9a zusammengefaßt, wobei der mehrdimensionalen Meßwertfolge
9 Merkmale entzogen werden.
[0028] Die diskreten quantisierten Abtastwerte der charakteristischen mehrdimensionalen
Meßwertfolge 9 der Fahrzeuge können bereits als fahrzeugbeschreibend betrachtet werden.
Die Datenmenge pro Fahrzeug ist jedoch relativ groß. Beispielsweise ergeben sich für
ein 30 km/h schnelles Fahrzeug von 4 m Länge 480 Meßwerte pro Sensor (bei einem Takt
von 1000 Hz). Bei 16 verwendeten Sensoren ergeben sich somit insgesamt 7680 Merkmalskomponenten,
die nicht in einer für die Fahrzeugerkennung realistischen Zeit verarbeitbar sind.
In der Extraktionsstufe 8a wird die Zahl der Merkmalskomponenten auf 64 reduziert.
[0029] Die mehrdimensionalen Meßwertfolgen 9 enthalten zusätzlich Informationen, die nicht
fahrzeugspezifisch sind (Irrelevanz), wie zum Beispiel die von den Rädern der Fahrzeuge
hervorgerufenen Merkmalskomponenten 10. Die mehrdimensionalen Meßwertfolgen 9 werden
so aufbereitet, daß objektspezifische Eigenschaften wie Momentangeschwindigkeit der
Fahrzeuge, Fahrzeuglängen, Rausch- und Störanteile, Empfindlichkeit und Verstärkungsfaktoren
der Detektoren unterschiedliche Bodenfreiheiten, Einfedern bei Fahrbahnunebenheiten
beseitigt sind.
[0030] Zunächst wird die mehrdimensionale Meßwertfolge 9 in Richtung der t-Koordinate auf
eine Länge von 32 Stütz-stellen reduziert. Diese Komprimierung entspricht einer Zeitnormierung,
da die Geschwindigkeit bzw. die Länge des Fahrzeuge eliminiert wird. Ein Zeitnormierungsfaktor
wird aus dem Verhältnis zwischen Anzahl der aufgenommenen Stützpunkte der mehrdimensionalen
Meßwertfolge 9 in Richtung der t-Koordinate und der vordefinierten Anzahl (32) der
Stützstellen definiert. Dieser Normierungsfaktor bestimmt die Anzahl der Stützpunkte
der originalen mehrdimensionalen Meßwertfolge, die zu einer Stützstelle der zeitnormierten
mehrdimensionalen Meßwertfolge zusammengefaßt werden. Durch diese zusammenzufassenden
Stützpunkte der originalen Meßwertfolge wird jeweils eine Regressionsgrade gelegt,
deren Steigung für die zeitnormierte Meßwertfolge umgerechnet wird.
[0031] In einem zweiten Schritt werden die Merkmalswerte bereichsweise zusammengefaßt und
eine aufbereitete eindimensionale Meßwertfolge 9a in Vektorform (Figur 3) gebildet.
Dies ist möglich, da eine heuristische Analyse der mehrdimensionalen Meßwertfolgen
9 zeigt, daß eine statistische Bindung zwischen den Merkmalskomponenten besteht. Sie
wird vor allem durch die statistische Abhängigkeit des Eingangssignales verursacht.
Allgemeine Konstruktionsprinzipien beeinflußen die Metallmassenverteilung an der Fahrzeugunterseite,
so daß auch bei idealer Betrachtung keine unabhängigen Merkmalskomponenten gewonnen
werden können. Darunter fallen insbesondere die von den Rädern des Fahrzeuges hervorgerufenen
Merkmalskomponenten 10. Deshalb werden zur weiteren Informationskomprimierung die
Merkmalskomponenten, die von den Sensoren aufgenommen worden sind, welche im Bereich
der Räder des Fahrzeuges angeordnet sind, aus der mehrdimensionalen Meßwertfolge 9
entfernt. In diesem Fall werden die Merkmalskomponenten der Sensoren S
1 bis S
5 und S
12 bis S
16, die die Fahrzeugräder erfaßt haben, unterdrückt. Diese Merkmalskomponenten können
jedoch zur Bestimmung der Fahrzeugbreite und des Achsenabstandes benutzt werden. Sie
sind daher zur Unterscheidung verschiedener Fahrzeugarten, insbesondere zur PKW-,
LKW- und Motorrad- Klassifizierung gut geeignet.
[0032] Die verbliebenen Merkmalskomponenten der Sensoren S
6 bis S
11 werden zu zwei Gruppen zusammengefaßt. Dazu werden die Werte der ersten drei Sensoren
(S
6 bis S
8) an den 32 Stützstellen jeweils zu einem Mittelwert zusammengefaßt, so daß eine Folge
von 32 gemittelten Merkmalskomponenten entsteht. Die Merkmalskomponenten der drei
Sensoren S
9 bis S
11 werden entsprechend zusammengefaßt. Die beiden Folgen werden aneinander gehängt,
so daß eine eindimensionale Meßwertfolge 9a in Form eines Meßwertvektors entsteht
(Figur 3). Die ersten 32 Werte der eindimensionalen Meßwertfolge 9a stammen dabei
von den Sensoren S
6 bis S
8, die letzten 32 Werte von den Sensoren S
9 bis S
11. So kann die Anzahl der Werte, die das Fahrzeug charakterisieren, auf 64 pro Fahrzeug
beschränkt werden. Diese Anzahl liegt in einer für die Fahrzeugerkennung günstigen
Größenordnung.
[0033] Abschließend wird in der Extraktionsstufe 8a noch die Amplitude der eindimensionalen
Meßwertfolge normiert. Dazu wird zunächst die Maximalamplitude der eindimensionalen
Meßwertfolge gesucht. Dieser Wert wird auf 255 festgelegt und bildet nach folgender
Formel die Bezugsgröße für alle anderen Stützpunkte:

[0034] Nach der Formel wird der Amplitudenwert eines Meßpunktes (X(n)
Abtast)durch den Wert der maximalen Amplitude (X
max) geteilt und mit 255 multipliziert, um so amplitudennormierte Werte zu erhalten.
[0035] In Fig. 3 sind entlang der Abszisse die Nummern der das Fahrzeug charakterisierenden
Werte und entlang der Ordinate die (auf 255 normierten) Beträge dieser Werte angegeben.
[0036] Nach Durchführung dieser drei Normierungen erhält man komplett normierte Komponenten
einer aufbereiteten eindimensionalen Meßwertfolge 9a mit 64 Werte, die das Fahrzeug
vollständig beschreiben und weitgehend von nicht fahrzeugtypischen Einflüssen befreit
sind.
[0037] Die charakteristische mehrdimensionale Meßwertfolge eines schrägfahrenden, z.B. überholenden,
Fahrzeuges kann ebenfalls zu einer mit anderen aufbereiteten Meßwertfolgen vergleichbaren
Meßwertvektor 9a normiert werden.
[0038] Der Meßwertvektor 9a wird in einem Merkmalsvektorgenerator 12 mit einer Transformationsmatrix
M
T (Figur 5) multipliziert. Die Transformationsmatrix M
T wird aus einer Kovarianzmatrix M
K, die in Figur 4 dargestellt ist, gewonnen. Die Kovarianzmatrix M
K wird in einer Lernphase aus den Meßwertvektorenn 9a zahlreicher Fahrzeuge in einem
Lernteil 13 gebildet.
[0039] Dazu wird die Kenntnis der statistischen Eigenschaften der mehrdimensionalen Meßwertfolge
9 benötigt. Die Entwicklung der Kovarianzmatrix M
K basiert auf der allgemeinen Karhunen-Loeve-Entwicklung (erläutert in "Klassifikation
von Mustern", Heinrich Niemann, Springer Verlag, 1983). Es handelt sich dabei um eine
Reihenentwicklung auf der Basis eines autonormalen problemabhängigen Funktionensystems,
das den Gesamtprozeß optimiert. Durch diesen Ansatz wird ohne Rücksicht auf eine Fahrzeugklasseneinteilung
der Abstand aller Merkmalsvektoren V
M untereinander maximiert (Maximierung der Gesamtabstände). Eine Maximierung der Gesamtabstände
läßt sich darstellen, indem die Vektoren im mehrdimensionalen Merkmalsraum möglichst
weit auseinandergerückt werden. Die Klassifizierung wird dadurch erleichtert, daß
eine einfache Unterscheidung der Vektoren möglich ist. Da jedes Fahrzeug durch einen
Vektor repräsentiert wird, führt die Maximierung des Vektorabstandes zu einer guten
Klassifikation.
[0040] Die Eigenwerte der Kovarianzmatrix M
K sind die Diagonalelemente der eigentlichen Transformationsmatrix M
T. Die anderen Elemente der Transformationsmatrix M
T sind gleich Null. Bei der vorausgesetzten Gaußverteilung bedeutet das die statistische
Unabhängigkeit (Unkorreliertheit) der Komponenten. Die Diagonalkomponenten sind zuerst
sehr groß (das entspricht einem sehr hohen Informationsgehalt) und fallen dann sehr
stark ab. Die Selektion der wichtigsten Komponenten erfolgt durch Vernachlässigung
derjenigen Komponenten, die entsprechend ihren Eigenwerten nur noch einen geringen
Informationsgehalt haben.
[0041] Die Vorschrift zur Berechnung des Merkmalsvektors V
M lautet

. Mit dem Merkmalsvektor

der mit der aufbereiteten eindimensionalen Meßwertfolge 9a gebildet wurde, sowie
der Transformationsmatrix M
T in Diagonalform mit den Diagonalwerten Ω
11 - Ω
MN.

[0042] Der aus der Transformation erhaltene Merkmalsvektor V
M ist in Figur 6 dargestellt. Entlang der Abszisse sind die Elemente des Merkmalsvektors
V
11 aufgetragen, während auf der Ordinate die bei der Transformation entstandenen und
nicht normierten Werte der Elemente angegeben sind. Die Transformationsmatrix M
T wurde auf den Meßwertvektor angewendet, der 64 Elemente aufweist. Deshalb besteht
auch der Merkmalsvektor V
M aus 64 Elementen. Die Elemente mit den höchsten Werten, d.h. mit der höchsten Unterscheidungskraft
befinden sich unter den ersten 32 Elementen des Merkmalsvektors V
M. Die letzten 32 Elemente haben sehr kleine Werte oder den Wert Null, d.h. sie steuern
keine wesentlichen Informationen zur Unterscheidung von Fahrzeugen bei. Daher können
die letzten 32 Elemente vernachlässigt werden. Somit ergibt sich ein Merkmalsvektor
V
M mit 32 Stellen, der ein Fahrzeug eindeutig charakterisiert.
[0043] In einem Komparator 15 wird der in dem Merkmalsvektorgenerator 12 erzeugte Merkmalsvektor
V
M abgespeichert und mit den im Rechner 6 zuvor gespeicherten Merkmalsvektoren früherer
Fahrzeuge verglichen. Ist der neue Merkmalsvektor V
M unbekannt, wird ein neuer Datensatz für das Fahrzeug 4 angelegt und gespeichert.
Kann das Fahrzeug 4 anhand seines Merkmalsvektors V
M identifiziert werden, werden Ort und Zeitpunkt des Fahrzeuges 4 in den Datensatz
aufgenommen.
[0044] In Figur 7 ist der Aufbau eines Magnetfeldsensors 2 gezeigt. Der Magnetfeldsensor
2 besteht aus zwei einzelnen Sensorkomponenten 2a und 2b, die in ihrer Längsrichtung
um 90° zueinander verdreht angeordnet sind. Die Sensorkomponenten 2a und 2b haben
Vorzugsrichtungen bezüglich der Meßempfindlichkeit. In Richtung ihrer Längsachsen
ist die Meßempfindlichkeit gering. Um alle Richtungskomponenten des Magnetfeldes mit
gleicher Empfindlichkeit erfassen zu können, werden die Sensorkomponenten 2a und 2b
um 90° versetzt angeordnet, so daß die nachteilige Meßcharakteristik der einzelnen
Sensorkomponenten 2a,2b ausgeglichen wird. Zur Erzeugung des Sensorsignals werden
die beiden Komponentensignale geometrisch addiert. Das Sensorsignal wird digital gewandelt
und über die Busleitung 5 an die Rechnereinheit 6 weitergegeben.
[0045] Der Meßwertfolgegenerator 8, die Extraktionsstufe 8a, der Merkmalsvektorgenerator
12 und der Komparator 15 können in der Rechnereinheit 6 auch durch entsprechende Software
realisiert werden.
1. Verfahren zur Verkehrsüberwachung mit den folgenden Schritten:
- Messung der magnetischen Charakteristik eines vorbeifahrenden Fahrzeugs mit mehreren
quer über die Fahrbahn (3) in einer Reihe angeordneten Magnetfeldsensoren (2) an mehreren
örtlich auseinanderliegenden Stellen.
- Analog-Digital-Wandlung der von den Magnetfeldsensoren (2) erzeugten Sensorsignale,
- Zusammenfassen der einzelnen digital gewandelten Sensorsignale aller Sensoren (2)
der Reihe zu einem Meßwert (7),
- Umwandeln der Meßwerte (7) in eine aufbereitete eindimensionale Meßwertfolge (9a),
- Transformieren der aufbereiteten eindimensionalen Meßwertfolge (9a) mit Hilfe einer
Transformationsmatrix (MT) in einen Merkmalsvektor (VM), der dem Fahrzeug (4) zugeordnet und abgespeichert wird, und
- Vergleichen des Merkmalsvektors (VM) mit früher ermittelten Merkmalsvektoren.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerte (7) zu einer mehrdimensionalen
charakteristischen Meßwertfolge (9) zusammengefügt werden, welche auf die aufbereitete
eindimensionale Meßwertfolge (9a) reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Transformationsmatrix
(MT) eine Diagonalmatrix ist, deren Diagonalelemente Eigenwerte einer Kovarianzmatrix
(MK) sind, wobei die Kovarianzmatrix (MK) in einer Lernphase aus aufbereiteten mehrdimensionalen Meßwertfolgen (9a) mehrerer
Fahrzeuge (4) gebildet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Analog-Digital-Wandlung
der Sensorsignale in den Sensoreinheiten (2) erfolgt.
5. Verkehrsüberwachungsvorrichtung mit mehreren quer über die Fahrbahn (3) in einer Reihe
angeordneten Magnetfeldsensoren (2) an mehreren örtlich auseinanderliegenden Stellen
und mit einer die Sensorsignale verarbeitenden Rechnereinheit (6), die den analogen
Sensorsignalen entsprechende digitale Meßwerte (7) zu einer eindimensionalen aufbereiteten
Meßwertfolge (9a) umwandelt, welche mit einer Transformationsmatrix (MT) zu einem das jeweilige Fahrzeug (4) identifizierenden Merkmalsvektor (VM) transformiert wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Magnetfeldsensoren (2)
die durch das Fahrzeug (4) hervorgerufenen Änderungen des Erdmagnetfeldes messen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß über eine Meßbreite
von 3,60 m mindestens zwölf Magnetfeldsensoren (2) in einer Reihe angeordnet sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Magnetfeldsensoren
(2) unter Vorgabe eines Taktes die Sensorsignale gleichzeitig ausgeben.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Transformationsmatrix
(MT) eine Diagonalmatrix ist, deren Diagonalelemente Eigenwerte einer Kovarianzmatrix
(MK) sind, wobei die Kovarianzmatrix (MK) in einer Lernphase aus aufbereiteten, eindimensionalen Meßwertfolgen (9a) mehrerer
Fahrzeuge (4) gebildet ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Analog-Digital-Wandlung
der Sensorsignale in den Sensoreinheiten (2) erfolgt.