Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung helikal gewundener Wendelkörper,
insbesondere Glühkörper, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Außerdem ist sie auf
Glühkörper gerichtet, die nach diesem Verfahren hergestellt sind. Es handelt sich
dabei insbesondere um Glühkörper im Sinne von einfach oder auch zweifach gewendelten
Leuchtkörpern für Glühlampen, aber auch um Wendeln für Stiftelektroden von Hochdruckentladungslampen.
Stand der Technik
[0002] Aus der EP-A 149 282 ist bereits ein Verfahren zur Herstellung helikal gewundener
Glühkörper bekannt. Hier wird eine Anzahl von Glühkörpern fortlaufend aus einem Glühdraht
helikal auf einen Kerndraht gewickelt. Der auf den Kerndraht aufgewickelte Glühdraht
(Gewendel) wird anschließend zum Abbau von Spannungen auf ca. 1900 bis 2200 °C erhitzt,
beispielsweise mittels Laser, Hochfrequenz oder Widerstandsheizen des Kerndrahts.
Dabei wird der Glühdraht auf dem Kerndraht festgehalten. Insgesamt sollen dadurch
Spannungen im Gewendel minimiert werden. Zum Herausziehen des Kerndrahts aus dem gewickelten
Glühdraht wird das Gewendel relativ zum Kerndraht in entgegengesetzter Richtung gedreht.
Dieses umständliche Verfahren ist deshalb notwendig, weil der Innendurchmesser des
Gewendels dem Außendurchmesser des Kerndrahts angepaßt ist und daher nicht zu vermeiden
ist, daß das Gewendel auf dem Kerndraht haftet.
[0003] Ein ähnliches Verfahren mit Wärmebehandlung des Glühdrahts zur Beseitigung der Spannungen
und anschließendem Auslösen des Kerndrahts aus dem Gewendel ist auch aus DE-OS 34
35 323 und JP-OS 49-67 481 bekannt. Letztere verwendet als Mittel zum Aufheizen des
Gewendels auf eine Temperatur zwischen 600 und 900 °C eine Lampe.
[0004] Derartig präparierte Gewendel haben zwar eine gute Formstabilität. Diese verhindert
jedoch gerade ein einfaches Auslösen des Kerndrahts aus dem Gewendel.
Darstellung der Erfindung
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung von helikal
gewickelten Wendelkörpern, insbesondere Glühkörpern, mit guter Formstabilität bereitzustellen,
das einfach und zeitsparend ist und sich daher besonders gut maschinell umsetzen läßt.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Verfahrensschritte des Anspruchs 1 gelöst.
Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen finden sich in den abhängigen Ansprüchen.
[0007] In einer Ausführungsform benützt das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung helikal
gewundener Glühkörper die grundsätzlich an sich bekannte Technik, bei der ein Glühdraht
aus hochschmelzendem Material, normalerweise Wolfram, auf einen Kerndraht gewickelt
wird und thermisch behandelt wird sowie anschließend vereinzelt wird und der Kerndraht
herausgelöst wird.
[0008] Das neue Verfahren geht dabei von der Idee aus, das Wickeldrahtmaterial bereits während
des Wickelvorgangs thermisch zu beeinflussen. Gegenüber herkömmlichen Verfahren, bei
denen man ebenfalls den Glühdraht auf einen Endloskern wickelt, spart man dabei den
nachfolgenden Arbeitsgang des Entspannungsglühens auf dem Kerndraht im Durchzugverfahren
ein. Insbesondere muß dabei gewährleistet werden, daß der Krümmungsradius der Spule,
auf die der Glühdraht anschließend nach der Temperatureinwirkung aufgewickelt wird,
klein ist gegenüber der axialen Länge der daraus herzustellenden Glühkörper. In einer
besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt das Vereinzeln der Gewendel direkt nach
dem Wickeln, so daß auf ein Aufspulen verzichtet werden kann.
[0009] Einerseits erfolgt beim Wickeln eine bleibende plastische Verformung über die Fließ-(Streck)-Grenze
des Wickelmaterials hinaus, weil das Wickelmaterial auf den Radius des Kernmaterials
gebogen werden muß, was eine Biegespannung einprägt.
[0010] Andererseits wird dem Wickelmaterial durch den Wickelprozeß zusätzlich eine elastische
Verformung bis hin zur Fließ-(Streck-)Grenze des Wickelmaterials aufgezwungen, die
sog. Torsionsspannung.
[0011] Beim Wickeln ergibt sich eine Superposition aus Biege- und Torsionsspannung. Der
elastische Restspannungsanteil (Biegung und Torsion) wird nach dem Vereinzeln freigesetzt
und äußert sich einerseits im Aufspringen des Gewendels auf einen größeren Innendurchmesser.
Der Glühkörper bleibt dabei formstabil, also helikal gewickelt. Andererseits äußert
sich der plastische Restspannungsanteil in der Verminderung der Zahl der gewickelten
Windungen unter Einhaltung der axialen Länge (vergleichbar dem Aufdrehen einer Feder
im elastischen Bereich des Federmaterials).
[0012] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß eine ausreichende thermische Behandlung
des Wickelmaterials auch direkt vor dem Wickelvorgang sichergestellt werden kann und
zwar ohne nennenswerte Einbußen bei den üblichen Wickelgeschwindigkeiten. Insbesondere
bei Verwendung eines Plasmabrenners für die thermische Behandlung ist der Energieübertrag
so hoch, daß Umdrehungsgeschwindigkeiten von 10000 UpM (Umdrehungen pro Minute) und
mehr erreicht werden können. Typische Werte sind 6000 bis 8000 UpM.
[0013] Der erste Verfahrensschritt besteht erfindungsgemäß darin, daß der Glühdraht thermisch
behandelt wird.
[0014] Im Falle der Herstellung von Glühkörpern muß der Glühdraht auf eine Temperatur bis
nahe an die Rekristallisierungstemperatur des Materials gebracht werden. Bevorzugt
eignet sich dafür eine Temperatur im Bereich zwischen 60 und 90 % der Rekristallisierungstemperatur.
Im Falle des Wolfram bedeutet dies, daß der Glühdraht auf eine Temperatur von mehr
als 1200 °C, bevorzugt mehr als 1400 °C, gebracht wird. Die Rekristallisierungstemperatur
des Wolfram liegt bei etwa 1800 C.
[0015] Bei Temperaturen über 1800 °C kommt man in einen Bereich, in dem der Wolfram-Sinterwerkstoff
zu rekristallisieren beginnt, was sich in zunehmender Versprödung äußert. Das Material
wird dadurch bruchanfällig. Damit wäre aber bei einer weiteren Verarbeitung (Montage
von Halteringen oder Endstücken an der Wendel oder Langziehen des Wendelkörpers) mit
einem hohen Ausschuß zu rechnen.
[0016] In einer zweiten Ausführungsform werden für die Herstellung von Elektroden dagegen
noch höhere Temperaturen benötigt, die bevorzugt im Bereich der Rekristallisierungstemperatur
liegen, weil sich die eingeprägten Spannungen in diesem Fall nicht mehr freisetzen
sollen. Eine gewisse Rekristallisierung ist also erwünscht.
[0017] Unmittelbar danach wird der erhitzte Glühdraht bzw. Wendelkörper auf den Kern gewickelt.
Um eine merkliche Abkühlung des so hergestellten Gewendels zu verhindern, findet die
Erwärmung des Gewendels unmittelbar in der Nähe des Kernes statt. Der Begriff Kern
umfaßt hier sowohl Kerndrähte als auch massive Kernstifte.
[0018] Im nächsten Schritt wird das noch heiße, aber bereits leicht abgekühlte Gewendel
vereinzelt. Ist das Gewendel vor dem Vereinzeln noch zu heiß, läuft es farbig an bzw.
kann es zur Oxidation kommen. Im ungünstigsten Fall springt die Wendel zu wenig oder
überhaupt nicht mehr auf. Auch hängt die sog. Standzeit des Kernes davon ab. Dabei
besitzt das fertige Gewendel beim Vereinzeln noch eine Restspannung, die sich unmittelbar
nach dem Vereinzeln in eine Vergrößerung des Innendurchmessers des Gewendels umsetzt,
so daß das Gewendel den innigen Kontakt zum Kerndraht verliert. Es sitzt nur noch
locker auf dem Kerndraht auf.
[0019] Aufgrund dessen läßt sich schließlich in einem letzten Verfahrensschritt der Kerndraht
aus dem locker aufsitzenden Gewendel leicht herauslösen.
[0020] Bevorzugt erfolgt für beide Ausführungsformen die thermische Behandlung des Wickeldrahts
mittels eines Plasmabrenners. Das Prinzip eines derartigen Plasmabrenners ist beispielsweise
in NL-A 71 12 767 näher beschrieben. Als Plasma läßt sich beispielsweise Argon, Helium,
Wasserstoff, Stickstoff und deren Mischungen verwenden.
[0021] Für die vorliegenden Zwecke hat es sich als besonders geeignet erwiesen, daß das
Plasmabrennen im freien Gasstrom erfolgt, wobei insbesondere Argon, ein Argon/Stickstoff-Gemisch
oder ein Argon/Wasserstoffgemisch angewendet wird. Insbesondere kann Stickstoff auch
als Schutzgaskegel eingesetzt werden. Vorteilhaft befinden sich sowohl die Anode als
auch die Kathode des Plasmabrenners im Brennergehäuse.
[0022] Vorteilhaft soll der Glühdraht vor dem Wickeln eine Temperatur von mehr als 1200
°C erreichen.
[0023] Besonders gut eignet sich ein Wechselkern (Maschinenkern) als Kern, da dieser den
Wickelprozeß stabilisiert und Toleranzen im Wickelprozeß minimiert. Es empfiehlt sich
dabei, daß der Maschinenkern aus thermisch gut (im Temperaturbereich um 1800 °C) belastbarem
Material wie z.B. Federstahl oder Wolfram besteht. Der Maschinenkern sollte Temperaturen
bis mehr als 1800 °C gut vertragen.
[0024] Das Material des Wickeldrahts ist typisch Wolfram, das eventuell mit Zusätzen wie
Kalium, Silizium, Aluminium und/oder Thorium gedopt sein kann.
[0025] Die vorliegende Erfindung umfaßt auch Glühkörper oder Elektroden mit Wendeln, die
nach dem oben beschriebenen Verfahren hergestellt sind, sowie daraus hergestellte
Lampen.
[0026] Mit dem neuen Verfahren wird bei der Herstellung von Glühkörpern erreicht, daß die
durch den Wickelvorgang in das Gewendel eingebrachte Spannung infolge der kurz zuvor
vorgenommenen thermischen Behandlung gerade so beeinflußt wird, daß das Gewendel nach
dem Vereinzeln infolge der gespeicherten mechanischen Energie in der Lage ist, radial
aufzuspringen. Das radiale Aufspringen ist genau der weiter oben beschriebene elastische
Restspannungsanteil. Aufgrund dessen löst sich das Gewendel automatisch vom Kerndraht,
im Gegensatz zum Stand der Technik, wo dieser Verfahrensschritt das größte Problem
bereitet.
[0027] Besonders vorteilhaft ist die überraschende Eigenschaft, daß das Gewendel in axialer
Richtung nahezu formstabil bleibt. Das axiale Aufspringen ist analog zum Aufdrehen
einer Feder auch elastisch und aüßert sich in der Verminderung der gewickelten Windungen
unter Einhaltung der vorgegebenen Wickellänge. Bei der vorliegenden Erfindung äußert
sich die geringe axiale Restspannung dahingehend, daß sie lediglich eine geringfügige
Streuung der Gesamtlänge des helikal gewundenen Glühkörpers bewirkt.
[0028] Die Temperatur bei der thermischen Vorbehandlung wird nun gerade so gewählt, daß
sich der gewünschte endgültige Innendurchmesser des Gewendels automatisch durch das
radiale Aufspringen nach dem Vereinzeln ergibt. Im konkreten Einzelfall hängt die
genaue Bemessung im wesentlichen vom Durchmesser des Kern- und Wickelmaterials, von
der Temperatur und auch von der Wickelgeschwindigkeit ab.
[0029] Die Vergrößerung des Innendurchmessers des Gewendels, bedingt durch das radiale Aufspringen,
ist typenspezifisch und bewegt sich in einem Bereich von 2 bis 30 %.
[0030] Anders ausgedrückt lassen sich die gewünschten Abmessungen des Gewendels mit einem
im Vergleich zum Stand der Technik kleineren Kerndraht erzielen.
[0031] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich grundsätzlich für zwei verschiedene Anwendungen:
[0032] Zum einen lassen sich damit einfach oder zweifach gewendelte Leuchtkörper für Glühlampen
herstellen. Im Falle des einfach gewendelten Leuchtkörpers kann das Verfahren direkt
wie beschrieben angewendet werden.
[0033] Im Falle des zweifach gewendelten Leuchtkörpers muß das Verfahren modifiziert werden,
indem ein konventionell hergestelltes Endlos-Primärgewendel, das noch auf einem Kerndraht
gewickelt ist, als Kerndraht für ein Sekundärgewendel verwendet wird. Das oben beschriebene
Verfahren wird dann für die Herstellung des Sekundärgewendels angewendet. Danach erfolgen
dann die weiteren Bearbeitungsschritte oder direkt das Auslösen des Primärkernes.
[0034] Das Verfahren eignet sich für alle bekannten Durchmesser des Kerndrahts bzw. Glühdrahts
und ist auf alle bekannten Steigungen anwendbar. Mit abnehmendem Durchmesser des Glühdrahts
und Kerndrahts wird aufgrund zunehmender Oberflächenhaftung eine Tendenz zum Verkleben
des Glühdrahts mit dem Kerndraht beobachtet. Hier schafft eine periodisch abwechselnde
Verwendung mehrerer Kerndrähte Abhilfe. Je nach Belastung kommen dabei 5 bis 50 oder
sogar mehr Kerndrähte bzw. -Stifte zum Einsatz. Diese sog. Revolvertechnik ermöglicht
eine längere Verwendungsdauer (Standzeit) eines Maschinenkerns.
[0035] Unter Revolvertechnik versteht man eine automatische Zuführung eines Materials vor
dem n+1-ten Prozeßschritt, aber nach vollständiger Abarbeitung des vorausgehenden
n-ten Prozeßschrittes. Dies entspricht bei einem Revolver dem automatischen Zuführen
der nächsten Patronenkammer nebst Inhalt nach Abgabe eines Schusses.
[0036] Durch das Aufwickeln von Material mit erhöhter Temperatur auf einen Maschinenkern
nimmt die Temperatur des Maschinenkerns über seine Einsatzzeit hin zu, bis sich ein
stationäres Temperaturgleichgewicht zwischen Maschinenmaterial, Wickelmaterial und
Umgebungstemperatur eingestellt hat. Mit zunehmender Temperatur des Maschinenkerns
nimmt seine Stabilität ab, d.h. er wird weicher und labiler (bei Sinterwerkstoffen
härter und spröder), weshalb er für den Gesamtprozeß empfindlicher wird. Durch Anwendung
der Revolvertechnik hat der einzelne Kern die Möglichkeit, sich während der Nutzzeit
der alternativ verwendeten anderen Kerne (typisch 5 bis 50 Kerne) wieder abzukühlen.
Somit kann eine deutlich höhere Standzeit und auch eine geringere Streuung in der
Geometrie des Gewendels erzielt werden.
[0037] Ein zweites Anwendungsgebiet sind Stiftelektroden mit aufgebrachten Wendeln. Derartige
Elektroden sind beispielsweise aus US-A 3 067 357 bekannt. Gemaß dem erfindungsgemäßen
Verfahren lassen sich derartige Elektroden herstellen, indem bei der thermischen Wärmebehandlung
des Wickeldrahts besonders hohe Temperaturen, die im Bereich der Rekristallisationstemperatur
des verwendeten Materials liegen, angewendet werden. Im Falle des Wolframs liegen
die Temperaturen bevorzugt um oder knapp über 1800 °C. Dadurch werden die elastischen
Restspannungen, die ein Aufspringen der Wendel bewirken, verhindert. Auf diese Weise
kann der Wickkeldraht auf dem Kernstift bzw. Elektrodenschaft
festbrennen".
[0038] Durch diese erhöhte Temperatureinwirkung findet ein Ausgleich zwischen den elastischen
Restspannungen und den chemischen und strukturellen Verhältnissen statt. Die eingeprägten
Spannungen sind nichts anderes als eine erzwungene minimale Änderung des Kristallgitters
eines Kornes oder Kristallites, die sich auch in den Bindungslängen, -winkeln und
Bindungskräften widerspiegeln. Mit jeder Temperaturerhöhung eines Materials verschmiert
die Lage der Atome im Kristallgitter mehr, d.h. ihre Lage wird für eine spezielle
Struktur energetisch immer ungünstiger bis hin zur reversiblen Phasenumwandlung (z.
B. Umwandlung der α-Phase eines Kristalls in die β-Phase), wobei ab einer bestimmten
Temperatur für die vorherrschenden Verhältnisse eine andere, energetisch günstigere
Struktur eingenommen wird. Die Summe der mikroskopischen Gitterverzerrungen ergibt
den makroskopischen Restspannungsanteil.
[0039] Im Unterschied zum Wickeln von Glühkörpern (bei 1200 - 1800 °C im Falle des Wolfram)
ist bei der Herstellung von Elektroden mit Wendeln nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
daher ein größerer Energieübertrag notwendig (entsprechend einer Temperatur über 1800
°C bei Wolfram, die somit im Bereich der Rekristallisation liegt), damit der Restspannungsanteil
sich nicht durch Gitterverzerrungen elastisch einprägt, sondern sich die Spannungen
durch eine strukturelle
Umorganisation" der Gitterbausteine kompensieren (Teilrekristallisation bzw. vollständige
Rekristallisation) unter Beibehaltung der natürlichen Struktur. Allgemein wird beim
Wickeln von Wendeln auf Elektroden die Plasmatemperatur bevorzugt so eingestellt,
daß die Temperatur des Wickelmaterials näherungsweise in den Bereich des sog. Solidus-Liquidus-Übergangs
kommt. Das Material wird also
weich" verformt, die Bindungsabstände im Gitter sind relativ groß und damit die Bindungskräfte
relativ klein. Nach dem formgebenden Prozeßschritt, der sehr schnell ausgeführt wird,
hat das Materials genügend Zeit, ohne Einprägung von Spannungen in das Gitter eine
neue Struktur durch Teil- oder vollständige Rekristallisation auszubilden. Der ursprüngliche
Strukturtyp des Kristallgitters bleibt dabei erhalten. Mit zunehmender Abkühlzeit
normalisieren sich wieder die Bindungsverhältnisse und die Wendel sitzt spannungsfrei
(festgebrannt) auf dem Elektrodenschaft.
[0040] Beim Stand der Technik muß das Halten der Wendein auf dem Stift durch Schweißen oder
durch Preßsitz realisiert werden. Dieser zusätzlich notwendige Arbeitsschritt des
Verschweißens bewirkt eine ähnliche Strukturänderung wie der oben beschriebene Vorgang,
aber nur im Bereich der Schweißzone.
[0041] Beim Preßsitz handelt es sich um die Umkehrung der Technik des Wickelns von Glühkörpern.
Es wird nämlich ein elastisches Elektrodengewendel nachträglich mit einem Kernstift
versehen, dessen Außendurchmesser größer ist als der lichte Durchmesser des Elektrodengewendels.
Das Elektrodengewendel wird dabei aufgeweitet. Die elastische Verformung erzeugt durch
das Zuführen des Stiftes eine rückfedernde Kraft. Somit wird der Stift mittels Reibung
der einzelnen Windungen festgehalten.
[0042] Bei bekannten Elektroden wird also normalerweise die Wendel aufgeschoben und dann
mit dem Kernstift verschweißt oder der Kernstift wird nachträglich in die Wendel eingeschoben
(Preßsitz). Beim erfindungsgemäßen Verfahren ist aber weder ein Schweißen noch Einpressen
notwendig, da die Wendel von selbst gut auf dem Kerndraht hält. Insbesondere ist eine
punktuelle Schädigung der Elektrode (Versprödung), wie sie beim Schweißvorgang nicht
zu vermeiden wäre, nicht mehr möglich.
[0043] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich sehr hohe Einstelleistungen erzielen,
wenn man das gesamte Verfahren betrachtet. Zwar ist verglichen mit anderen Maschinen,
die beim Wickeln keine Vereinzelung des Gewendels vornehmen (sog. Lassomaschinen,
siehe DE-A 16 39 095), die Einstelleistung beim Wickeln kleiner. Dafür ist aber für
alle nachfolgenden Verfahrensschritte der Zeitaufwand deutlich kleiner bzw. es entfallen
eine Reihe von Verfahrensschritten vollständig, insbesondere das mühselige Auslösen
des Kerndrahts. Des weiteren entfällt auch die Bereitstelltung eines Endloswickelkerns
sowie das Formstabilglühen als separater Verfahrensschritt und der nachfolgende Trennprozeß.
Figuren
[0044] Im folgenden soll die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert
werden. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung des Wickelvorgangs;
- Figur 2
- eine Halogenglühlampe mit einfach gewendeltem Glühkörper;
- Figur 3
- ein zweifach gewendelter Glühkörper für Glühlampen;
- Figur 4
- eine Stiftelektrode mit aufgebrannter Wendel.
Beschreibung der Zeichnungen
[0045] Fig. 1 zeigt die für die vorliegende Erfindung wesentlichen Teile einer Wickelmaschine.
Ein verschiebbarer Maschinenkern 1 aus Federstahl ist an einem Ende in einer Halterung
2a sowie am anderen Ende in einer Gegenhalterung 2b mittels einer radialen Anform-
und Einspannvorrichtung 15 geführt. Er kann in der Halterung 2a zurückgezogen bzw.
herausgeschoben werden.
[0046] In einer anderen Ausführungsform kann auch ein feststehender Maschinenkern und eine
bewegte Drahtzufuhreinheit verwendet werden.
[0047] Ein Glühdraht 3 wird als Wickelmaterial von einer Vorratsspule 6 kommend, deren Achse
8 parallel zum Maschinenkern 1 angeordnet ist, mittels eines Drahtvorschubs (nicht
dargestellt) auf den Maschinenkern 1 zu einem Gewendel 13 gewickelt unter Einhaltung
einer vorgegebenen Steigung, die mittels eines Steigungsantriebs 9 eingestellt wird.
[0048] Kurz bevor ein Abschnitt des Glühdrahts 3 auf den Maschinenkern 1 trifft, wird er
mittels eines Plasmabrenners 4 thermisch behandelt. Das Plasmaerhitzen erfolgt im
freien Gasstrom mittels eines Argon-Plasmas 5. Der Plasmabrenner ist nur im Betrieb,
während ein Wickelantrieb 12 und der Steigungsantrieb 9 tätig sind. Wenn die vorgesehene
Länge eines Leuchtkörpers gewickelt ist, tritt ein Drahtabschneider 7 in Aktion und
längt den Leuchtkörper ab. Die Wendel springt auf und läßt sich leicht abstreifen,
während der Maschinenkern 1 zurückgefahren wird. Unmittelbar danach setzt der Drahtvorschub
wieder ein und der Plasmabrenner tritt wieder in Aktion.
[0049] Eine geeignete Maschinensteuerung mit entsprechenden Antrieben (hier eine Siemens
Standard CNC Steuerung) gewährleistet die Kombination aus Windeprozeß und gleichzeitig
erfolgender thermischer Behandlung des Wickelmaterials in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.
[0050] Die Leistungsfähigkeit der Erfindung zeigt sich darin, daß auch kompliziertere Wendeln
hergestellt werden können. Beispielsweise läßt sich gemäß Fig. 2 ein einfach gewendelter
Leuchtkörper 10 für Soffittenlampen 20 (Halogenglühlampen) mit vier leuchtenden Segmenten
(jeweils etwa 70 enge Windungen) und drei dazwischenliegenden Unterbrechungen (jeweils
fünf weite Windungen) sowie zwei Enden (jeweils acht weite Windungen) herstellen.
Der Maschinenkern besteht dabei aus Federstahl mit einem Durchmesser von 1,4 mm. Die
gesamte Einspannlänge beträgt mehr als 50 mm. Der Durchmesser des Glühdraht ist etwa
120 µm.
[0051] Fig. 3 zeigt schematisch einen doppelt gewendelten Leuchtkörper 11, dessen Sekundärgewendel
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt ist. In allen Ausführungsbeispielen
besteht der Leuchtkörper aus Wolfram.
[0052] In Fig. 4 ist eine Elektrode 14 gezeigt, die aus einem Kernstift oder Elektrodenschaft
18 und einer darauf gewickelten Wendel 19 besteht. Die Wendel 19 ist auf dem Kernstift
18 festgebrannt.
1. Verfahren zur Herstellung helikal gewundener Wendelkörper, insbesondere Glühkörper,
bei dem ein Wickeldraht (3) aus hochschmelzendem Material auf einen Kern (1) gewickelt
wird und thermisch behandelt wird sowie evtl. anschließend vereinzelt wird und der
Kern herausgelöst wird, dadurch gekennzeichnet,
a) daß der Wickeldraht (3) zunächst thermisch behandelt wird, wodurch er auf Temperaturen
in der Nähe der Rektristallisationstemperatur des verwendeten Materials gebracht wird,
und
b) daß der Wickeldraht (3) unmittelbar danach auf den Kern (1) gewickelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Behandlung mittels
eines Plasmabrenners (4) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Plasmabrennen im freien
Gasstrom (5) erfolgt, wobei insbesondere ein Argon/Stickstoff-Gemisch oder ein Argon/Wasserstoffgemisch
angewendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickeldraht (3) ein Glühdraht
für Leuchtkörper einer Glühlampe ist und daß der Kern ein Kerndraht oder Maschinenkern
(1) ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß im Anschluß an Verfahrensschritt
b) noch folgende weitere Verfahrensschritte ausgeführt werden, nämlich:
c) daß der Glühdraht anschließend vereinzelt wird, wobei das fertige Gewendel beim
Vereinzeln noch eine Restspannung besitzt, die sich unmittelbar nach dem Vereinzeln
in eine Vergrößerung des Innendurchmessers des Gewendels umsetzt, so daß das Gewendel
den innigen Kontakt zum Kern verliert,
d) und daß schließlich der Kern aus dem locker aufsitzenden Gewendel herausgelöst
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Glühdraht vor dem Wickeln
eine Temperatur von knapp unterhalb der Rekristallisationstemperatur des verwendeten
Materials, bevorzugt zwischen 60 und 90 % der Rekristallisationstemperatur, erreicht.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kern ein wechselbarer Maschinenkern
ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Maschinenkern aus thermisch
hochbelastbarem Material besteht.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Herauslösen des Kerndrahts
durch Zurückziehen des Maschinenkerns erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickeldraht eine Wendel
für die Elektrode einer Entladungslampe bildet und daß der Kern ein Kernstift bzw.
Elektrodenschaft ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß beim Verfahrensschritt a)
der Wickeldraht auf Temperaturen um oder knapp oberhalb der Rekristallisationstemperatur
des verwendeten Materials gebracht wird, insbesondere auf Temperaturen in der Nähe
des Solidus-Liquidus-Übergangs.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Material des Wickeldrahts
Wolfram ist.
13. Wendelkörper, insb. Glühkörper, oder Elektrode, nach dem Verfahren gemäß einem der
vorhergehenden Ansprüche hergestellt.
14. Lampe mit gemäß diesem Verfahren hergestelltem Wendelkörper oder Elektrode.