[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen elektrischen Leistungsschalter mit einer in
einem Kapselungsgehäuse gasdicht abgeschlossenen Unterbrechereinheit und mit einer
durch eine Wand des Kapselungsgehäuses mittels eines Faltenbalges gasdicht durchgeführten
axialbeweglichen Antriebsstange zur Übertragung einer Schaltbewegung auf wenigstens
einen beweglichen Kontakt der Unterbrechereinheit.
[0002] Ein derartiger Leistungsschalter ist beispielsweise aus der britischen Patentschrift
1,095,741 bekannt. Dort sind innerhalb eines größeren Kapselungsgehäuses ihrerseits
abgeschlossene Vakuumunterbrechereinheiten vorgesehen, die jeweils eine axial betätigbare
Antriebsstange aufweisen, die gegenüber dem Vakuumschaltergehäuse mittels eines Faltenbalges
abgedichtet ist.
[0003] Bei einer solchen gasdichten Durchführung einer Antriebsstange mittels eines Faltenbalges
besteht, insbesondere bei hohen Beschleunigungen der Antriebsstange, beispielsweise
bei Hochspannungs-Leistungsschaltern, aber auch bei Vakuumschaltern das Problem, daß
in Folge der Massentragheit des Faltenbalges dessen mit der Antriebsstange fest verbundener
Endbereich im Zuge der Antriebsbewegung stark deformiert wird, während andere Bereiche
des Faltenbalges, die von dem Endbereich entfernt sind, wesentlich weniger deformiert
werden und erst spater im Laufe der Antriebsbewegung beschleunigt werden. Hierdurch
ergibt sich eine größere Beanspruchung des am stärksten deformierten Bereichs des
Faltenbalges sowie gegebenenfalls eine starke Schwingungsbewegung des gesamten Faltenbalges.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen elektrischen Leistungsschalter
der eingangs genannten Art zu schaffen, der so ausgelegt ist, daß der Faltenbalg eine
vergrößerte Betriebssicherheit bzw. verlängerte Lebensdauer aufweist.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Faltenbalg entlang seiner
Langsachse Bereiche unterschiedlicher Steifigkeit aufweist.
[0006] Durch die Wahl eines geeigneten Steifigkeitsprofils kann einerseits im Ruhezustand
eine geeignete Verteilung der Verformung des Faltenbalges entlang seiner Längsachse
erzielt werden. Andererseits kann bei der Gestaltung des Steifigkeitsprofils auch
die dynamische Belastung bei der Schaltbewegung sowie der Massenbelag des Faltenbalges
berücksichtigt werden, so daß eine Spitzenbelastung in einzelnen Bereichen des Faltenbalges
vermieden wird und die Belastung auf die gesamte Lange des Faltenbalges verteilt werden
kann. Die Längsachse des Faltenbalges ist im Normalfall in etwa parallel zur Bewegungsrichtung
der Antriebsstange.
[0007] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß der erste Endbereich
des Faltenbalges, der mit der Antriebsstange fest verbunden ist, steifer ausgeführt
ist, als die übrigen Bereiche des Faltenbalges.
[0008] Durch diese Ausgestaltung ist sichergestellt, daß nicht der erste Endbereich des
Faltenbalges am stärksten deformiert wird, sondern daß dieser erste Endbereich bei
mäßiger Deformation wegen seiner größeren Steifigkeit die Beschleunigung im Zuge der
Antriebsbewegung der Schaltstange an die übrigen Bereiche des Faltenbalges zum großen
Teil weitergibt. Hierdurch wird ein Bruch des Faltenbalges im ersten Endbereich aufgrund
mechanischer Überlastung während der Schaltbewegung vermieden und die Lebensdauer
des Faltenbalges verlängert.
[0009] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Steifigkeit
des Faltenbalges, ausgehend von dem ersten Endbereich zu dem zweiten Endbereich hin,
der mit dem Kapselungsgehause fest verbunden ist, kontinuierlich oder in mehreren
Schritten abnimmt.
[0010] Wird der erste Endbereich des Faltenbalges steifer ausgeführt als die übrigen Bereiche,
so wird die Stoßbewegung bei einem Antriebsvorgang an die übrigen, dem ersten Endbereich
nachgeordneten Bereiche des Faltenbalges weitergeleitet, so daß von diesen übrigen
Bereichen wieder derjenige Bereich die größte Beschleunigung erfährt, der dem ersten
Endbereich am nächsten ist. Deshalb ist es sinnvoll, auch diesen Bereich des Faltenbalges,
der dem ersten Endbereich benachbart ist, steifer auszuführen, als die sinngemäß nachfolgenden
Bereiche des Faltenbalges.
[0011] Somit ergibt sich als sinnvollste Gestaltung des Faltenbalges eine solche, bei der
die einzelnen Bereiche des Faltenbalges entlang seiner Längsachse, ausgehend von dem
ersten Endbereich, mit abnehmender Steifigkeit ausgestattet sind. Dies kann sowohl
kontinuierlich als auch diskontinuierlich in mehreren Schritten der Fall sein.
[0012] Außerdem kann vorteilhaft vorgesehen sein, daß eine größere Steifigkeit eines Bereichs
des Faltenbalges durch Übereinanderlegen mehrerer Materialschichten in diesem Bereich
erreicht ist.
[0013] Bei der Herstellung des Faltenbalges können bereichsweise mehrere Blechschichten
übereinandergelegt werden, um dies zu verwirklichen.
[0014] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß eine größere
Steifigkeit eines Bereichs des Faltenbalges durch eine in diesem Bereich gegenüber
anderen Bereichen größere Materialstärke erreicht ist.
[0015] Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, daß bei der Herstellung des Faltenbalges
bereichsweise unterschiedliche Blechstärken gewählt werden.
[0016] Außerdem kann die Erfindung vorteilhaft dadurch ausgestaltet sein, daß eine größere
Steifigkeit eines Bereichs des Faltenbalges durch bereichsweisen Einsatz eines gegenüber
anderen Bereichen steiferen Materials erreicht ist.
[0017] Für diese Ausgestaltung der Erfindung können unterschiedliche Bereiche des Faltenbalges
beispielsweise aus Blechen unterschiedlicher Metalle bzw. Legierungen hergestellt
sein.
[0018] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels in einer Zeichnung
gezeigt und anschließend beschrieben.
[0019] Dabei zeigt
Figur 1 schematisch im Querschnitt den Aufbau eines erfindungsgemäßen Leistungsschalters
in Form eines Hochspannungs-Leistungsschalters,
Figur 2 schematisch im Querschnitt eine Hälfte eines Faltenbalges mit bereichsweise
mehreren aufeinandergelegten Materialschichten,
Figur 3 schematisch im Querschnitt die Hälfte eines Faltenbalges mit bereichsweise
unterschiedlichen Materialstärken.
[0020] Die Figur 1 zeigt eine Unterbrechereinheit eines Hochspannungs-Leistungsschalters
mit einem feststehenden Lichtbogenkontaktstück 1, einem feststehenden Dauerstromkontaktstück
2, einem antreibbaren Lichtbogenkontaktstück 3 und einem antreibbaren Dauerstromkontaktstück
4. Der Schalter ist in der Figur im ausgeschalteten Zustand dargestellt. Bei einem
Einschaltvorgang umgreift zunächst das antreibbare tulpenförmige Kontaktstück 3 das
feststehende Lichtbogenkontaktstück 1. Danach kommen beim Einschalten die beiden Dauerstromkontaktstücke
2, 4 in Kontakt.
[0021] Beim Ausschaltvorgang trennen sich zunächst die Dauerstromkontaktstücke 2, 4, danach
die Lichtbogenkontaktstücke 1, 3 voneinander, so daß im Lichtbogenraum 5 zwischen
den Lichtbogenkontaktstücken 1, 3 ein Lichtbogen gezündet wird. Dieser bewirkt eine
Löschgasaufheizung und einen Druckanstieg in dem Druckraum 6.
[0022] Zusätzlich wird durch die Abwärtsbewegung des antreibbaren Kontakt stücks 3 gemeinsam
mit der Löschdüse 7 und dem Kompressionskolben 8 in dem Kompressionsraum 9 Löschgas
für die Beblasung des Lichtbogens komprimiert. Als Löschgas in dem beschriebenen Schalter
wird beispielsweise SF
6 verwendet.
[0023] Die Unterbrechereinheit ist durch ein Kapselungsgehause 10 abgeschlossen, das zwei
Stirnwände 11, 12 und einen zylindrischen Teil 28 aufweist, der im Normalfall aus
einem Isolator, insbesondere auf der Außenseite mit Schirmrippen, besteht. Es wäre
jedoch auch denkbar, den Schalter als metallgekapselten Schalter auszuführen, wobei
dann jedoch die Kontaktstücke alle über Isolierstoffstützer 27 im Inneren des Kapselungsgehäuses
10 gestützt werden müßten.
[0024] Beim Einschalt- und Ausschaltvorgang wird mittels der Antriebsstange 13 das Schaltrohr
14 des antreibbaren Kontaktstückes 3 schlagartig durch einen außerhalb des Gasraumes
des Schalters befindlichen Antrieb 15 angetrieben. Hierbei ist insbesondere beim Ausschaltvorgang
eine möglichst hohe Beschleunigung der antreibbaren Kontaktstücke 3, 4 wünschenswert,
um den zwischen den Schaltkontaktstücken 1, 3 brennenden Lichtbogen möglichst schnell
löschen zu können.
[0025] Die Antriebsstange 13 ist an der Stirnwand 12 des Kapselungsgehäuses 10 mittels eines
Faltenbalges 16 aus Stahl gasdicht durchgeführt. Der Faltenbalg ist mittels eines
Flansches 17 mit einer Dichtung 18 mit seinem ersten Ende an der Antriebsstange 13
befestigt. Mit seinem zweiten Ende ist der Faltenbalg mittels eines Überwurfes 19
mit der Stirnwand 12 ebenfalls gasdicht verbunden. Zu diesem Zweck ist in dem Bereich
eine Dichtung 20 vorgesehen. Ein an dem Überwurf 19 befestigter Stutzen 21 schützt
den Faltenbalg 16 die Antriebsstange 13 vor mechanischen Beschädigungen.
[0026] Die Figur 2 zeigt in einem Ausschnitt schematisch einen beispielhaften Aufbau des
Faltenbalges 16. Auf der linken Seite, in der Figur 2 nicht dargestellt, würde sich
der Flansch 17 befinden, auf der rechten Seite das zweite Ende des Faltenbalges, das
dem Lichtbogenraum zugewandt ist.
[0027] Mittels des Antriebes wird im Schaltfall auf die linke Seite des Faltenbalges eine
ruckartige Bewegung übertragen, die wegen der Massenträgheit des Faltenbalges zunächst
in dem ersten Bereich 21 bzw. 24 den Faltenbalg deformiert. Dieser Bereich ist, wie
in den Figuren 2 und 3 dargestellt, durch die Materialstarke steifer ausgeführt als
die übrigen Bereiche 22, 23, 25, 26 des Faltenbalges 16 und erstreckt sich über mehrere
Sicken des Faltenbalges. Deshalb ist die Deformierung in diesem Bereich 21, 24 nicht
so groß, daß der Faltenbalg überlastet werden könnte. Die schlagartige Belastung trifft
danach, abgemildert durch die Deformation im ersten Bereich 21, 24, den zweiten Bereich
22 bzw. 25 des Faltenbalges, der etwas weniger steif ausgeführt ist, als der erste
Bereich 21, 24. Auch dort findet dann eine Verformung statt, die idealerweise etwa
so groß bemessen ist, wie die Verformung jeweils im ersten Bereich.
[0028] An den jeweils dritten Bereich 23, 26 wird dann eine weiter herabgesetzte Belastung
weitergegeben, die dort ebenfalls zu einer Verformung führt.
[0029] Auf diese Weise wird die schlagartige Belastung auf die gesamte Lange des Kompensators
verteilt.
[0030] Die Versteifung des Faltenbalges in verschiedenen Bereichen kann außer durch die
Variation der Materialdicke und durch den Einsatz unterschiedlicher Stoffe bzw. unterschiedlicher
Legierungen in verschiedenen Bereichen des Faltenbalges erreicht werden.
1. Elektrischer Leistungsschalter mit einer in einem Kapselungsgehäuse (10, 11, 12) gasdicht
abgeschlossenen Unterbrechereinheit und mit einer durch eine Wand (12) des Kapselungsgehäuses
(10, 11, 12) mittels eines Faltenbalges (16) gasdicht durchgeführten axialbeweglichen
Antriebsstange (13) zur Übertragung einer Schaltbewegung auf wenigstens einen beweglichen
Kontakt (3, 4) der Unterbrechereinheit,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Faltenbalg (16) entlang seiner Längsachse Bereiche (21, 22, 23, 24, 25, 26) unterschiedlicher
Steifigkeit aufweist.
2. Elektrischer Leistungsschalter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der erste Endbereich (21, 24) des Faltenbalges (16), der mit der Antriebsstange (13)
fest verbunden ist, steifer ausgeführt ist, als die übrigen Bereiche (22, 23, 25,
26) des Faltenbalges (16).
3. Elektrischer Leistungsschalter nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Steifigkeit des Faltenbalges (16), ausgehend von dem ersten Endbereich (21, 24)
zu dem zweiten Endbereich hin, der mit dem Kapselungsgehäuse(10, 11, 12) fest verbunden
ist, kontinuierlich oder in mehreren Schritten abnimmt.
4. Elektrischer Leistungsschalter nach Anspruch 1 oder einem der folgenden,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine größere Steifigkeit eines Bereichs (21, 22) des Faltenbalges (16) durch Übereinanderlegen
mehrerer Materialschichten in diesem Bereich erreicht ist.
5. Elektrischer Leistungsschalter nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gtkennzeichnet, daß
eine größere Steifigkeit eines Bereichs (24, 25) des Faltenbalges (16) durch eine
in diesem Bereich gegenüber anderen Bereichen (26) größere Materialstärke erreicht
ist.
6. Elektrischer Leistungsschalter nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine größere Steifigkeit eines Bereichs des Faltenbalges (16) durch bereichsweisen
Einsatz eines gegenüber anderen Bereichen steiferen Materials erreicht ist.