[0001] Die Erfindung betrifft ein mehrschichtiges Papier sowie ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Herstellung dieses mehrschichtigen Papiers gemäß dem Oberbegriff des ersten Anspruches
sowie des Anspruches 4 und 9.
[0002] Bei der Herstellung von Papieren mit spezifischen Anwendungsprofilen, insbesondere
Verpackungspapiere wird derzeit unter anderem versucht Papiere herzustellen, die in
ihrer Z-Achse (senkrecht zur Oberfläche stehende Achse) bezüglich ihrer Faser- und
Feststoffkonzentration eine starke Abhängigkeit von der Tiefe besitzen. So wird einerseits
versucht mit Hilfe von Mehrschichtstoffaufläufen geringwertige Materialien (Altpapierbasis)
in die Mittelschicht des Papiers einzulagern und die hochwertigen beziehungsweise
teuren Materialien nur auf den Außenschichten oder einer Außenschicht aufzubringen,
wo sie im wesentlichen die Güte des Papiers bestimmen, um so zum Beispiel für die
Bedruckbarkeit geeignet zu sein.
[0003] Auf die EP 0 651 092 A1 wird verwiesen. In dieser Schritt wird ein Mehrschichtenstoffauflauf,
beziehungsweise ein Verfahren zur Herstellung eines mehrschichtigen Papiers dargestellt,
mit dem es möglich ist, die Stoffsuspension der äußeren Schichten gezielt mit den
gewünschten Materialien anzureichern und damit dem gewünschten Profil der Konzentration
über die Z-Achse (Smily-Profil = in der Mitte geringe und an den Rändern hohe Konzentration)
möglichst nahe zu kommen um auf der Oberseite des Papiers eine möglichst weiße und
gut bedruckbare Oberfläche zu erhalten.
[0004] Ein anderes Verfahren benutzt mehrere Stoffaufläufe (Sekundärstoffaufläufe) mit denen
hintereinander einzelne Papierlagen mit unterschiedlichen Eigenschaften auf ein oder
mehrere Langsiebe aufgetragen werden und so ein mehrlagiges Papier entsteht, das auf
mindestens einer Seite aus einer hochwertigen, meistens gebleichten bedruckbaren Zellstofflage
besteht (

z.B.

White Top Liner").
[0005] Allen oben genannten Verfahren haftet das Problem an, daß bei der Schichten- bzw.
Lagenbildung sehr viel Entwässerungsenergie notwendig ist und andererseits der maschinelle
Aufwand zur Herstellung erheblich ist.
[0006] Vor allem aber gehen alle oben genannten Verfahren davon aus, als Rohstoff teuren
gebleichten Zellstoff oder deinkten Faserstoff zu verwenden.
[0007] Ein weiteres Problem besteht darin, daß derzeit viele Papiermaschinen in Betrieb
sind, die bezüglich ihrer Qualität des hergestellten Papiers den heutigen Anforderungen
nicht mehr genügen.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein neues einfacher und billiger herzustellendes Produkt
(Papier) zu schaffen, welches hinsichtlich seiner Bedruckbarkeit eine bessere Oberfläche
bietet.
[0009] Eine zweite Aufgabe der Erfindung ist es ein Verfahren und eine Vorrichtung zu entwickeln,
mit denen eine Reduktion der Entwässerungsenergie möglich ist und nur einen geringen
maschinellen Aufwand erfordert.
[0010] Die Aufgabe der Erfindung wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1
(Papier), 4 (Verfahren) und 9 (Vorrichtung) gelöst.
[0011] Erfindungsgemäß wird ein solches Papier vorgeschlagen, das als Topschicht (Deckschicht)
keine aus teuren Rohstoffen bestehende Papierlage, sondern einen Deckstrich enthält.
[0012] Die Erfinder haben erkannt, daß mit der erfindungsgemäßen Lösung bestehende Papierherstellungsmaschinen
für einlagige Papiere auf einfache Weise auf ein zweilagiges Produkt (einlagige Papierlage
und Deckstrich) umrüstbar sind und in überraschender Weise die obengenannten gewünschten
Eigenschaften erreicht werden.
[0013] Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Herstellung eines Papiers oder Kartons mit
mindestens einer nicht Papierfasern enthaltenen, insbesondere weißen Deckschicht vorgeschlagen,
wobei eine Faserstofflage mit einem Stoffauflauf und einem anschließenden Former oder
Langsieb erzeugt wird. Die Faserstofflage wird mit mindestens einer Pressenpartie
und einer anschließenden Trockenpartie getrocknet. Dabei kann die Naß- und/oder die
Trockenpartie mit einer Leim- oder Filmpresse oder einem anderen Coater ausgerüstet
sein. Mindestens ein Strich wird mit Hilfe eines Coaters oder einer Filmpresse aufgetragen,
der dem Papier die Oberschicht (Topschicht) mit den besonderen Eigenschaften, wie
zum Beispiel der guten Bedruckbarkeit oder einem besonderen Aussehen z.B. marmoriert
(mottled), verleiht.
[0014] Das Verfahren kann ein on-line- oder ein off-line-Verfahren sein.
[0015] In eine bestehende Papiermaschine zur Herstellung von Papier- oder Kartonbahnen kann
ohne Änderung des Maschinenkonzeptes, also der bestehenden Papiermaschine, zwischen
Naßpartie und Wickelmaschine wenigstens eine Streichvorrichtung eingebaut werden,
um die laufende Papier- oder Kartonbahn mit dem Deckstrich anstelle der bisherigen
teureren

weißen" - Faserstoffschicht (Papierlage) zu versehen.
[0016] Wie oben schon erwähnt, kann der Deckstrich als Einfach- oder Mehrfachstrich mit
oder ohne Zwischentrocknung aufgebracht werden.
[0017] Als vorteilhaftes Gesamt-Strichgewicht hat sich dabei 1 bis 25 g/m2 herausgestellt.
[0018] Die, erfindungsgemäß keine teuren gebleichten Rohstoffe enthaltende Faserstofflage
läßt sich bestens mit dem Deckstrich abdecken. Der Deckstrich (Einfach- oder Mehrfachstrich)
kann zum einen nur aus Farbe bestehen, wobei die Farbe wiederum aus Additiven, Pigmenten
und Binder besteht, die in Flüssigkeit (vorzugsweise Wasser) suspendiert sind.
Zum anderen kann der Deckstrich zusätzlich zur Farbe noch Faserstoffanteile enthalten.
[0019] Falls gewünscht, können die Eigenschaften (Feststoffgehalt, Auftragsmenge, Zusammensetzung,
Viskosität, Pigmentgröße etc.) des Deckstriches entsprechend dem gewählten Auftragswerk
so eingestellt werden, daß beispielsweise ein homogener oder marmorierter Eindruck
entsteht. Dieses Aussehen kann selbstverständlich auch mit einem Rakelelement als
Auftragsorgan, welches eine besondere definierte Oberfläche aufweist, erzeugt werden.
[0020] Das mit dem Deckstrich versehene Papier kann anschließend noch in an sich bekannter
Weise geglättet werden in Glätteinrichtungen mit hartem Nip; mit hartem heißen Nip;
Soft-Nip; oder heißem Soft-Nip oder beliebigen Kombinationen daraus.
[0021] Der optimalsten Glätteffekte werden dabei in einer Glätteinrichtung erzielt, die
einen sogenannten Breit-Nip aufweist.
[0022] Besondere Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Vorrichtung sind:
- Aufgrund der nicht mehr notwendigen Entwässerung der Topschicht reduziert sich der
Energiebedarf bei der Entwässerung und Trocknung.
- Die Materialkosten sind reduziert, da das aufgetragene Streichmedium billiger als
der Faserstoff ist.
- Der maschinelle Aufwand zur Herstellung des Papiers ist geringer, da ein einfacher
Stoffauflauf mit einem nachfolgenden Coater (z.B. Bladecoater, Speedcoater, Speedsizer,
SDTA, Freistrahldüsenauftragswerk) für das direkte oder indirekte Streichen genügt.
- Das hergestellte Produkt zeichnet sich durch eine höhere Lagenfestigkeit (Spaltfestigkeit)
aus, da hier der bei einem Mehrlagenpapier notwendige Gautschprozeß entfällt.
- Mit Hilfe des Streichmediums kann dem Produkt sehr einfach eine sehr gute optische
Eigenschaft und Bedruckbarkeit mitgegeben werden.
- Die optische Dichte der Deckschicht ist größer als die einer weißen Faserstofflage
und kann homogener aufgetragen werden.
1. Mehrschichtiges Papier bestehend aus einer ungebleichten oder auf Altpapierbasis hergestellten
Faserstoff-Grundschicht und einer Deckschicht, dadurch gekennzeichnet, daß das Papier
anstelle einer

weißen" Faserdeckschicht eine Deckschicht in Form eines weißen oder farbigen Deckstriches
aufweist.
2. Mehrschichtiges Papier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Papier einen
homogenen Deckstrich aufweist.
3. Mehrschichtiges Papier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Papier einen
inhomogenen, marmoriert, streifig oder flammig ausgeführten Deckstrich aufweist.
4. Verfahren zur Herstellung eines mehrschichtigen Papieres, insbesondere Verpackungspapieres
mit mindestens einer Schicht als Decke, mit den folgenden Verfahrensschritten:
- Erzeugen einer Faserstofflage mit einem Stoffauflauf und anschließendem Former oder
Langsieb
- Trocknen der Faserstofflage mit mindestens einer Pressenpartie und einer anschließenden
Trockenpartie,
- dadurch gekennzeichnet, daß die Faserstofflage ohne zusätzliche gebleichte Zellstoffdecklage
erzeugt wird und dieselbe in wenigstens einer Streichstation mit einem Deckstrich
versehen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckstrich keine Faserstoffanteile
sondern nur Farbe (Additive, Pigmente und Binder, die in Flüssigkeit vorzugsweise
Wasser suspendiert sind), enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckstrich Faserstoffanteile
und Farbe enthält.
7. Verfahren nach einen der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckstrich
als Einfachstrich oder Mehrfachstrich mit oder ohne Zwischentrocknung aufbringbar
ist, wobei das Strichgewicht des Gesamt-Deckstriches 1 bis 25 g/m2 beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das mit dem
Deckstrich versehene Papier geglättet wird.
9. Vorrichtung zum Aufbringen eines Deckstriches auf ein gemäß Anspruch 4 bis 7 hergestelltes
Papier gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckstrich mit wenigstens
einem an sich bekannten Auftragswerk, wie Filmauftragswerk, SDTA, LDTA, JetFlow F
entsprechend der gewünschten Abdeckung aufbringbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein Auftragswerk mit einem
Rakelelement vorgesehen ist, welches mit einem definierten Oberflächenmuster zur Erzeugung
einer marmorierten, streifigen oder beispielsweise flammigen Abdeckschicht versehen
ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Auftragswerk
im Naßbereich und/oder im Trockenbereich und/oder nach dem Trockenbereich innerhalb
der Papiermaschine angeordnet ist.