[0001] Die Erfindung betrifft die besondere Verwendung einer Frottierwebmaschine, die nach
dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip arbeitet.
[0002] Seit vielen Jahrzehnten sind solche Frottierwebmaschinen ausschließlich zur Herstellung
von Frottiergeweben bekannt. Ein anderes Gewebe wurde auf ihnen nicht hergestellt.
Frottierwebmaschinen und die mit ihnen hergestellten Frottierstoffe oder -gewebe sind
in der deutschen und internationalen Patentklassifikation auch immer schon einer besonderen
Gruppe bzw. Untergruppe zugeordnet worden, nämlich 86d, 6 bzw. D03D 39/22 oder D03D
27/08. Beispielsweise wird hierzu auf die folgende Patentliteratur hingewiesen, die
nach der Schubnoppenpolgewebe-Technik arbeitenden Webmaschinen beschreiben und diese
immer ausdrücklich als Frottierwebmaschinen bezeichnen. Ein anderes Gewebe als Frottier-
oder Schubnoppengewebe wird dort nicht erwähnt:
DE-PS 223 491, DE-PS 285 603, DE-PS 620 975 sowie DE-U-80 00 169, EP-A1-0350 446,
DE-A1-39 26 219, DE-A1-44 12 018, die sämtlich Frottierwebmaschinen betreffen, während
die EP-A1-0 518 809 und die DE-C2-4 432 452 Frottierwebmaschinen betreffen, die nach
dem Prinzip "überlagerte Gewebebewegung" arbeiten, die auch als Schiebeware bezeichnet
wird. Dieses sind die beiden bekanntesten Systeme zur Schubnoppenpolgewebe-Herstellung
von Frottiergewebe. Die EP-A1-0 592 749 beschreibt die Herstellung von Frottiergewebe
auf einer Reihenfachwebmaschine. Auch hier arbeitet man mit Voranschlägen und Vollanschlägen,
also auch nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip.
[0003] Andererseits sind im Stand der Technik seit vielen Jahrzehnten solche Webmaschinen
bekannt, die zur Herstellung von Samt, Velour und Plüsch dienen. Diese werden weit
überwiegend auf Doppelplüschwebmaschinen hergestellt, die der deutschen bzw. internationalen
Klasse 86d5 bzw. D03D 27/10 oder 39/16 - Doppelflorwebmaschinen - zugeordnet sind.
Darüberhinaus gibt es noch spezielle Webmaschinen für Velourteppiche (D03D 39/10).
Für diese Art von Webmaschinen wird beispielsweise verwiesen auf die DE-Patentschriften
256 194 und 614 039.
[0004] Bei den Doppelflorwebmaschinen sind dies z.B. die DE-C-134 322, aus dem Jahre 1900,
die DE-PS 215 518 und DE-PS 616 874, die belegen, daß schon zu Beginn dieses Jahrhunderts
Plüschgewebe in Doppelflortechnik hergestellt wurden. Die Herstellung von Samt-, Velour-
und Plüschgeweben nach der Doppelflortechnik geht ebenfalls aus den weiteren Dokumenten
gemäß DE-A1-2 257 719, DE-C2-2 162 786 und DE-C2-2 744 795 hervor, wobei in den beiden
zuerst genannten Druckschriften zweischüssig, was der üblichen Verfahrensweise entspricht,
und bei der letztgenannten Patentschrift einschüssig gearbeitet wird.
[0005] Bekanntermaßen sind der Platzbedarf und auch die Herstellungskosten solcher Doppelflorwebmaschinen
relativ groß bzw. hoch. Darüberhinaus ist der Reparatur- und Wartungsbedarf des erforderlichen
Schneidwerks nicht unerheblich. Nachteilig hat sich darüberhinaus bemerkbar gemacht,
daß evtl. Fehler in der Unterware der Doppelflorwebmaschine für den Weber nicht sichtbar
sind. Ferner ist bei den Doppelflorwebmaschinen in der Regel eine Drei-Stellungsschaftmaschine
erforderlich, die maschinenbautechnisch aufwändiger ist als eine Zweistellungsschaftmaschine.
[0006] Bei dieser Ausgangssituation liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Herstellung
von Samt-, Velour- und Plüschgeweben generell zu erleichtern, wirtschaftlicher zu
machen und - wenn möglich - gleichzeitig mehr Platz zur Verfügung zustellen.
[0007] Überraschenderweise wird die Aufgabe durch die Erfindung dadurch gelöst, daß man
eine Frottierwebmaschine, die nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip arbeitet, in den
unterschiedlichsten, durch dieses Prinzip herzustellenden, Bindungen verwendet, zur
Herstellung von Samt-, Velours- und Plüschgeweben aus den verschiedensten Materialien.
[0008] Der erfindungsgemäße Einsatz bzw. die erfindungsgemäße Verwendung der Frottierwebmaschine
löst also einen seit langem bestehenden Bedarf und ist ebenfalls als glücklicher Griff
anzusehen, da folgende Vorteile erzielt werden:
- Die Webmaschine nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip benötigt einen wesentlich geringeren
Platzbedarf als eine Doppelflorwebmaschine, so daß ein Websaal produktiver genutzt
werden kann.
- Sie ist wesentlich biller als eine Doppelflorwebmaschine.
- Die Ersatzteilkosten sind deutlich geringer, da z.B. ein so verschleißintensives Aggregat
wie das Schneidwerk wegfällt und bei einer Luftdüsenwebmaschine auch der Fadeneintrag
durch die Greiferstangen und deren Antrieb wegfällt. Beim Lufteintrag gibt es im Bereich
des Fadeneintrags kaum Verschleißteile.
- Die Handhabung der Frottierwebmaschine ist wesentlich besser, da sie, wie beschrieben,
wesentlich kompakter ist und es nicht, wie bei der Doppelflorwebmaschine eine verdeckte
Ware (die Unterware) gibt, bei der Fadenbrüche schwerer zu reparieren sind. Durch
diese bessere Handhabung ist der Nutzeffekt einer solchen Webmaschine höher.
- Der Weber kann die Webware immer beobachten und eventuelle Fehler in der Ware sofort
erkennen und beheben. Dies ist bei der Unterware der Doppelflorwebmaschine nicht der
Fall. Dadurch kann es zu Kostenersparnissen im Bereich der Qualitätssicherung kommen.
- Bei Doppelflorwebmaschinen muß in der Regel mit einer 3-Stellungsschaftmaschine gearbeitet
werden, bei einer Webmaschine, die nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip arbeitet,
reicht immer eine 2-Stellungsschaftmaschine.
- Man benötigt keine Speziallitzen mit versetzten Litzenaugen, wie bei der Doppelflorwebmaschine.
- Der Einsatz der Webmaschinen ist variabel. Man kann auf derselben Webmaschine Frottiergewebe,
aber auch Samt-, Velours- und Plüschgewebe herstellen.
- Man kann mit einer Webmaschine, die nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip arbeitet,
auch doppeltbreit, d.h. zwei Gewebe nebeneinander, weben. Dadurch wird die Produktion
erheblich gesteigert, da sich durch diese Maßnahme die Tourenzahl der Webmaschine
bei weitem nicht halbiert.
- Samt-, Velours- und Plüsch-Gewebe haben üblicherweise nur einseitigen Pol.
Nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip ist es auch möglich, z.B. für Dekorationsstoffe
solche Gewebe mit beidseitigem Pol herzustellen. Dies geht mit der Doppelflortechnik
nicht.
[0009] Weitere Vorteile und Merkmale gehen aus den Unteransprüchen hervor, wobei insbesondere
ein Samt-, Velour- und Plüschgewebe beansprucht wird, das erfindungsgemäß mit der
Frottierwebmaschine hergestellt wird, ebenso wie vorteilhafterweise ein Gewebe mit
unterschiedlichen Polhöhen, wobei nur die größere Polhöhe abgeschert wird.
[0010] Zum besseren Verständnis der Erfindung wird dieselbe anhand von Lehrbuchwissen geschildert,
das dem Fachmann es nicht nahegelegt hat, Samt-, Velour- und Plüschgewebe auf Frottierwebmaschinen
nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip herzustellen.
[0011] Wie aus der Tabelle 3/1, "Klassifikation der Polgewebe", auf der Seite 228 des Fachbuchs
"Fertigungstechnik Weberei", Band 2, "Mechanismen zur Gewebebildung" vom VEB Fachbuchverlag
Leipzig von 1980 hervorgeht, werden die Kettpolgewebe unterteilt in Schubnoppenpolgewebe,
Rutenpolgewebe und Doppelpolgewebe. Rutenpolgewebe werden nur noch selten hergestellt,
da die eingelegten und eingewebten Ruten aus dem Gewebe herausgezogen werden müssen
und somit die Webgeschwindigkeit der Webmaschinen sehr niedrig ist. Im Fachbuch "Bindungstechnik
der Gewebe", Band 3, von Herrn Prof. Dipl.-Ing. Martin Kienbaum, das 1996 im Fachbuchverlag
Schiele & Schön GmbH, Berlin, erschienen ist, wird u.a. auf der Seite 69 unter Punkt
3.4.1.1 beschrieben, daß geschnittene Polgewebe heute grundsätzlich in der Doppelflortechnik
hergestellt werden, da dieses Verfahren viel wirtschaftlicher als die Rutentechnik
ist. Des weiteren wird in diesem Fachbuch im gleichen Kapitel beschrieben, wie bei
der Doppelflortechnik zwei Gewebelagen zeitgleich übereinander hergestellt werden,
wobei der Pol bzw. die Polfäden diese beiden Gewebelagen verbindet. Wenn diese Polfäden
entweder in oder außerhalb der Webmaschine geschnitten werden, entstehen gleichzeitig
zwei Polgewebe, einmal das Obergewebe (gebildet durch das Oberwerk) und einmal das
Untergewebe (gebildet durch das Unterwerk). Nach dem Webprozeß wird der Pol in der
Regel auf einer separaten Schermaschine geschoren, um die gewünschte Oberfläche des
Polgewebes zu bekommen.
[0012] Auf der Seite 70 des zuletzt erwähnten Fachbuchs wird beschrieben, daß die nach dieser
Technologie hergestellten Gewebe die folgenden Bezeichnungen tragen:
- Samt (genauer Kettsamt)
- mit kurzem Flor, verwendet für Bekleidung oder Möbelbezug (Sitzsamt)
- Velours
- mit mäßiger Florhöhe, verwendet als Möbelbezugsstoff
- Plüsch
- mit hohem Flor, verwendet als Bekleidungs-, Futter- und Spielzeugplüsche.
[0013] Außerdem werden diese Polgewebe z.B. als Autobezugsstoffe, Dekorationsstoffe, technische
Gewebe (z.B. Malerrollen) usw. verwendet.
[0014] Die verwebten Materialien dieser Polgewebe sind z.B. Polyester, Viskose, Dralon,
Baumwolle, Materialmischungen usw..
[0015] In beiden o.g. Fachbüchern, im Buch "Fertigungstechnik Weberei" ab der Seite 227
unter Punkt 3.1.1. und im Buch "Bindungstechnik der Gewebe" ab der Seite 32 unter
Punkt 3.1, wird beschrieben, daß Gewebe, die nach der Schubnoppenpolgewebe-Technik
hergestellt werden, Frottiergewebe genannt werden. Die Herstellung dieses Frottiergewebes
wird in beiden Fachbüchern eingehend beschrieben. Kennzeichnend für die Schubnoppenpolgewebe-Technik
ist, daß z.B. bei einer 3-Schuß-Ware die ersten beiden Schüsse mit einem einstellbaren
Abstand zum fertigen Gewebe eingetragen werden (Teilanschlag) und nach dem 3. Schuß
durch das Webeblatt beim Vollanschlag an das fertige Gewebe herangeschoben werden.
Dabei bildet der Florfaden dann die Schlinge. Die Distanz zwischen dem fertigen Gewebe
und der Teilanschlagposition des Webeblatts bestimmt die Florhöhe, d.h. die Florhöhe
beträgt ca. die Hälfte dieser Distanz. Das Websystem ist in der Abbildung 49 auf der
Seite 32 des Fachbuchs "Bindungstechnik der Gewebe" sehr gut zu erkennen. Bei einer
4-Schuß- oder 5-Schuß-Ware werden entsprechend mehr Schüsse im Teilanschlagbereich
eingetragen, die dann ebenfalls mit dem letzten Schuß der Schußgruppe an den Warenrand
angeschlagen werden.
[0016] Im Fachbuch "NEUES GROSSES HANDBUCH DER TEXTILKUNDE", das im Fachbuchverlag Dr. Pfanneberg
& Co., Gießen, 2. Auflage von 1956, erschienen ist, wird unter Kapitel G auf S. 398
der Ausdruck Frottiergewebe folgendermaßen definiert: "Es sind Stoffe, die einseitig
oder beidseitig mit hohen Schlingen besetzt sind und die als Handtücher, Badetücher
usw. dazu dienen, nasse Körper trockenzureiben". Weiterhin wird beschrieben, daß diese
Frottiergewebe am vorteilhaftesten aus Baumwollgarnen gefertigt werden."
[0017] In allen Fachbüchern wird also eine klare Trennung vollzogen zwischen Geweben, überwiegend
aus Baumwolle, die auf Webmaschinen, die in der Schubnoppenpolgewebe-Technik arbeiten
(Frottiergewebe) und geschnittenen Geweben, aus den verschiedensten Materialien, wie
Samt, Velours- und Plüschgeweben, die in der Doppelflorgewebe-Technik hergestellt
und anschließend in oder außerhalb der Webmaschine geschnitten werden.
[0018] Entsprechende Aussagen finden sich in der Zeitschrift MELLIAND TEXTILBERICHTE 3/1969
und 4/1969 von Siegwart Frommert unter dem Titel "Grundlagen der Technologie der Florgewebe"
S. 281 - 284 bzw. 397 - 404.
[0019] Demgegenüber stellt die Erfindung nun auf einer nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip
arbeitenden Webmaschine Samt-, Velours- und Plüschgewebe aus den verschiedensten Materialien,
wie Viskose, Dralon, Polyester, Baumwolle, Materialmischungen usw. für die verschiedensten
Anwendungsgebiete, wie Bekleidungs-, Dekorations-, Möbelbezugs- und Autobezugsstoffe,
technische Gewebe usw. her. Diese Gewebe werden wie ein Frottiergewebe als Schlingenware
hergestellt und anschließend werden auf einer separaten Schermaschine die Köpfe der
Schlingen abgeschoren. Dies ist kein zusätzlicher Aufwand, da auch der Pol bei Samt-,
Velours- und Plüschgeweben, die auf einer Doppelflorwebmaschine hergestellt werden,
zum größten Teil auf einer separaten Schermaschine geschoren werden müssen, um eine
qualitativ hochwertige Warenoberfläche zu erhalten. Die abgeschorenen Fadenenden können
je nach Material recycelt und wiederverwendet werden, so daß auch ein evtl. größerer
Garnabfall nicht ins Gewicht fällt.
[0020] Häufig wird der Geweberücken der auf Doppelflorwebmaschinen hergestellten Gewebe
latexiert, um die Polfadeneinbindung zu verfestigen. Dies könnte gegebenenfalls bei
den Samt-, Velours- und Plüschgeweben, die nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip hergestellt
werden, ebenfalls geschehen.
1. Verwendung einer Frottierwebmaschine, die nach dem Schubnoppenpolgewebe-Prinzip arbeitet,
zur Herstellung von Samt-, Velour- und Plüschgeweben aus den verschiedensten Materialien,
in den unterschiedlichsten durch dieses Prinzip herzustellenden Bindungen, wobei dem
Gewebe als Schlingenware auf einer separaten, an sich bekannten Schermaschine die
Köpfe der Schlingen abgeschoren werden.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Materialien Polyester,
Viskose, Dralon, Baumwolle, sowie andere Materialien und Materialmischungen eingesetzt
werden.
3. Verwendung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Bekleidungs-, Dekorations-,
Möbelbezugs-, Autobezugsstoffe, technische Gewebe hergestellt werden.
4. Verwendung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Gewebe mit unterschiedlichen
Polhöhen hergestellt werden und dabei nur die größere Polhöhe abgeschert wird.
5. Samt-, Velours- und Plüsch-Gewebe, hergestellt mit einer Frottierwebmaschine.