[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Walzenstraße zum Walzen von Flachstahl unter
Verwendung von Universalgerüsten mit anstelle der Vertikalwalzen in deren Gerüstbereich
angeordneten, anstellverschiebbaren Trägern von Paaren loser Vertikalrollen.
[0002] Aus der DE-PS 36 35 440 ist ein Universalgerüst bekannt, bei dem unterschiedliche
Breiten eines Flachstahl-Rohlings und der Notwendigkeit einer sauberen Bearbeitung
von dessen Kanten dadurch Rechnung getragen wird, daß vor und hinter den Horizontalwalzen
des Universalgerüstes jeweils Paare von Vertikal-Walzrollen angeordnet werden, die
in Tragjochen lagern, die um vertikale, mittig und mit Abstand von der gemeinsamen
Achsebene der Vertikalwalzrollen angeordnete Achsen schwenkbar sind. Mit dieser bekannten
Anordnung, bei der die Vertikalwalzrollen nicht angetrieben werden, sollte die Möglichkeit
geschaffen werden, die Vertikalwalzrollen so nah, wie notwendig an den Walzspalt der
Horizontalwalzen heranzuführen und unter Aufbringen des erforderlichen Walzdrucks
die Kanten des Flachstahl-Rohlings ohne die Gefahr einer Deformation des Rohlings
über dessen Breite zu bearbeiten.
[0003] Diese Universalgerüste wurden bisher durchweg in konventionellen Universal-Trägerstraßen
verwendet, die aus einem Duo-Reversier-Vorgerüst mit großer Walzballenlänge (etwa
2,5 m) und mindestens einer Universalgerüst-Reversiergruppe und neuerdings einer XH-Tandem-Reversiergruppe
zusammengesetzt waren und es erlaubten, das Walzen von Flachstählen mit der Produktion
von Trägern zu kombinieren.
[0004] Die Nachteile des Flachstahlwalzens auf diesen Straßen sind die folgenden:
[0005] Die Vorwalzung auf dem Duo-Reversier-Vorgerüst mit einer, für die Profilwalzung notwendigen
großen Ballenlänge ist in Bezug auf Walzkraft und Walztoleranzen, bedingt durch die
starke Durchbiegung der Walzen begrenzt. Die erforderlichen hohen Stichzahlen lassen
einen Verbundbetrieb mit einer entsprechenden Brammen-/Stranggießanlage nicht zu.
Die Temperaturverhältnisse begrenzen auch die Anzahl der Stiche in dem Vorgerüst und
damit die erreichbare Enddicke, die als Anstichdicke für die folgende Universal-Walzung
dienen muß und deshalb bei dieser mehr Walzarbeit notwendig macht. Die größeren Walzdicken,
die im Duo-Reversiergerüst erzeugt werden, können während der Vorwalzung an den Kanten
nicht ausreichend gestaucht werden, wie dies bei Breitflachstählen bzw. Universal-Breitflachstählen
wünschenswert ist. Im Duo-Reversiergerüst ist ein Stauchen nur so lange möglich, wie
Walzdicke und Walzbreite ein Hochstellen des Flachprofils und dessen Hochkantstauchen
zulassen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ausgehend von dem geschilderten Stand
der Technik, den bekannten, aus einer Vorwalzgruppe mit Vertikal-Duogerüst bzw. Universalgerüst
und Horizontalduogerüst und einer Kompaktwalzgruppe mit mindestens zwei Universalgerüsten
bestehenden Walzstraßen, die bisher, zusammen mit zusätzlichen Stauchgerüsten in erster
Linie für das Walzen von Trägern und anderen Profilen aus, vorzugsweise stranggegossenen
Rohprofilen verwendet werden, eine weitere Anwendungsmöglichkeit zuzuweisen.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Walzenstraße aus einer Vorwalzgruppe mit
Vertikalduogerüst bzw. Universalgerüst und Horizontalduogerüst und einer dieser nachgeordneten
aus zwei Tandem-Universalgerüsten bestehenden Kompaktwalzgruppe besteht, bei der die
beiden Universalgerüste der Kompaktwalzgruppe mit nicht angetriebenen anstellverschiebbaren
Vertikalwalzrollen ausgestattet sind.
[0008] Derartige Walzstraßen können z.B. so betrieben werden, daß das Rohprofil im Vertikalgerüst
bzw. Universalgerüst der Vorwalzgruppe gestaucht und anschließend in aufeinanderfolgenden
Stichen und Reversierstichen in den Tandem-Gerüsten der Kompaktwalzgruppen bei gleichzeitiger
Beaufschlagung der Seitenkanten des Profils durch die Vertikalwalzrollen, die dabei
zunächst kantenformend und später kantenführend wirksam werden, fertiggewalzt wird.
[0009] Mit dieser Lösung werden die Nachteile der geschilderten Walzenstraßen vermieden,
diese in Verbindung mit bspw. einer Trägerproduktion ggf. in Verbundbetrieb mit einer
Stranggießanlage unter Verwendung endabmessungsnaher Gieß-Flachquerschnitte. Die Vorwalzung
ist hier auf einen Horizontalgerüst mit kleiner Ballenlänge möglich, die genau auf
die maximale Walzbreite des Flachstahls abgestimmt werden kann. Durch die kurze Ballenlänge
der Horizontalwalzen sind größere Abnahmen bei ohnehin möglichst kleiner Anstichdicke
möglich; andererseits werden auch bei größeren Enddicken gut gewalzte Kanten durch
das Vertikalduogerüst der Vorwalzgruppe erzeugt. Für die Weiterwalzung in den Tandem-Universalgerüsten
lassen sich, bei der Vorwalzung erzeugte kleinere Anstichdicken bei günstigen, nämlich
höheren Temperaturen weiter walzen. Dadurch erhöht sich die Produktivität der Fertigwalzung
in den Tandem-Universalgerüsten der Kompaktwalzgruppe, und diese ermöglicht einen
Verbundbetrieb Stranggießanlage/Walzstraße.
[0010] Den Tandem-Universalgerüsten können auch zwei oder mehr Universal-Fertiggerüste nachgeordnet
werden. Eine solche Walzstraße kann so betrieben werden, daß das Profil in den Tandem-Universalgerüsten
der Kompaktwalzgruppe nach den aufeinanderfolgenden Stichen keinen Reversierstichen
unterworfen, sondern direkt den nachgeordneten Universal-Fertiggerüsten zugeführt
und in diesen, ebenfalls ohne Reversierstiche fertiggewalzt wird.
[0011] Wie die Erfindung weiter vorsieht, können die Vertikalwalzrollen in den anstellverschiebbaren
Vertikal-Lagereinbaustücken der Universalgeruste gelagert werden; weiter können die
Vertikalwalzrollen, den Seitenkanten des Flachstahl-Profils angepaßte Kalibereinschnitte
aufweisen.
[0012] Die Erfindung wird anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
In der Zeichnung zeigen
- Fig. 1
- die Teilansicht eines Schnittes durch die Universalgerüste der Kompaktwalzgruppe,
- Fig. 2
- die Draufsicht auf Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Einzelheit aus den Fig. 1 und 2,
- Fig. 4
- einen Stichplan in schematischer Darstellung und
- Fig. 5
- eine andere Ausbildung des Stichplans nach Fig. 4.
[0013] Wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen, sind die beiden Vertikalwalzrollen VWR 1 und VWR
2 des Tandem-Universalgerüstes TUR und die entsprechenden Vertikalwalzrollen VWR 1
und VWR 2' des zweiten Tandem-Universalgerüstes TUF paarweise dicht an den, von den
Horizontalwalzehn HW gebildeten Walzspalt herangeschoben. Anders als die Vertikalwalzrollen
VWR 1 die einen glattzylindrischen Umfang aufweisen, können die Vertikalwalzrollen
VWR 2' und VWR 2'' ein Kaliber K aufweisen (Fig. 3). Dieses Kaliber K, mit dem eine
bessere Kantenausbildung des Walzgutstranges WG hergestellt werden kann, muß für den
ersten Durchgang des Walzgutes WG in Richtung des Pfeils F auf die jeweilige Dickenabnahme
zunächst im Tandem-Universalgerüst TUR und dann im Tandem-Universalgerüst TUF abgestimmt
sein. In den folgenden Durchgängen und Reversierdurchgängen kann dieses Kaliber K
dann nur noch der seitlichen Führung des Walzgutes WG dienen.
[0014] Nach dem Stichplan gem. Fig. 4 wird ein Rohprofil VP mit rechteckigem Querschnitt
im Vertikalduogerüst VDG in einem ersten Stich 1 gestaucht und anschließend in einem
weiteren Stich 2 im Horizontalduogerüst HDG breitend auf ein Abmaß gewalzt, das die
Einführung des entstandenen Profils in das erste Tandem-Universalgerüst TUR der Kompaktwalzgruppe
in einem Stich 3 erlaubt. In diesem Stich werden die beiden Seitenkanten des Profils
durch die Vertikalwalzrollenpaare VWR beaufschlagt, ebenso in dem folgenden Stich
4 im zweiten Tandem-Universalgerüst TUF. Es folgen dann noch zwei weitere Reversierstiche
R5 und R6 in umgekehrter Richtung durch beide Gerüste, und an diese schließen sich
die Abschlußstiche 7 und 8 an. Mit Stich 8 im letzten Tandem-Universalgerüst TUF ist
dann das Flachstahl-Walzgut fertigt gewalzt.
[0015] Der Stichplan nach Fig. 5 unterscheidet sich von dem nach Fig. 4 lediglich dadurch,
daß in der Vorwalzgruppe anstelle des Vertikalduogerüstes ein Universalgerüst UG verwendet
wird, mit dessen Hilfe das Vorprofil VP im ersten Stich 1 vorgewalzt und anschließend
im folgenden Stich 2 im Horizontalduogerüst HDG der Vorwalzgruppe gebreitet wird.
1. Walzstraße zum Walzen von Flachstahl unter Verwendung von Universalgerüsten mit, anstelle
der Vertikalwalzen in deren Gerüstbereich angeordneten, anstellverschiebbaren Trägern
von Paaren loser Vertikalrollen.
dadurch gekennzeichnet,
daß die Universal-Gerüste in einer, für das Walzen von Profilen aus vorzugsweise stranggegossenen
Vorprofilen bestimmten Kompaktwalzgruppe angeordnet sind, deren Vorwalzgruppe aus
einem Vertikalduogerüst (VDG) bzw. einem Universalgerüst (UG) und einem Horizontalduogerüst
(HDG) besteht, und die zwei Tandem-Universalgerüste (TUR und TUF) aufweist, die mit
anstellbaren Vertikalwalzrollen (VWR) ausgestattet sind.
2. Walzstraße nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Tandem-Universalgerüsten (TUR und TUF) zwei oder mehr Universal-Fertiggerüste
nachgeordnet sind.
3. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalwalzrollen (VWR) in anstellverschiebbaren Vertikal-Walz-Einbaustücken
des Universalgerüstes gelagert sind.
4. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalwalzrollen (VWR) der Tandem-Universalgerüste (TUR) der Dicke der Seitenkanten
des Walzgutprofils angepaßte Kalibereinschnitte (R) aufweist.
5. Verfahren zum Betreiben einer Walzenstraße nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Vorprofil (VP) mit Rechteckquerschnitt liegend in einem Stich (1) im Vertikalduogerüst
(VDG) bzw. im Universalgerüst (UG) der Vorwalzgruppe gestaucht, anschließend in einem
weiteren Stich (2) im Horizontalduogerüst breitend gewalzt und dann, in, jeweils zwei
aufeinanderfolgenden Stichen (3, 4) und Reversierstichen (R5, R6) in den Tandem-Universalgerüsten
(TUR und TUF) der Kompaktwalzgruppe bei gleichzeitiger Beaufschlagung der Seitenkanten
des Walzprofils durch die Vertikalwalzrollen (VWR) fertiggewalzt wird.
6. Verfahren zum Betreiben einer Walzenstraße nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Vorprofil mit Rechteckquerschnitt liegend in einem Stich im Vertikal-Duogerüst
bzw. im Universalgerüst der Vorwalzgruppe gestaucht, anschließend in einem weiteren
Stich dem Horizontal-Duogerüst breitend gewalzt und dann in zwei aufeinanderfolgenden
Stichen in den Tandem-Universalgerüsten der Kompaktwalzgruppe bei gleichzeitiger Beaufschlagung
der Seitenkanten des Walzprofils durch die Vertikalrollen gewalzt und dann in den
folgenden Universal-Fertiggerüsten in durchgehenden Stichen fertiggewalzt wird.