(19)
(11) EP 0 870 554 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.10.1998  Patentblatt  1998/42

(21) Anmeldenummer: 98106120.3

(22) Anmeldetag:  03.04.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B21B 13/12, B21B 1/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 07.04.1997 DE 19714216

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Svejkovsky, Ulrich
    42349 Wuppertal (DE)
  • Nowak, Hans-Jürgen
    47475 Kamp-Lintfort (DE)
  • Engel, Georg
    40472 Düsseldorf (DE)

(74) Vertreter: Valentin, Ekkehard et al
Patentanwälte, Müller-Grosse- Pollmeier-Valentin-Gihske, Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)

   


(54) Walzenstrasse zum Walzen von Flachstahl


(57) Eine Walzstraße zum Walzen von Flachstahl, bei der ein Vorprofil in einer Vorwalzgruppe, die aus einem Vertikal-Duogerüst (VDG) oder einem Universalgerüst und einem Horizontal-Duogerüst (HDG) besteht stauchend und breitend gewalzt und dann einer Kompaktwalzgruppe zugeführt wird, die aus zwei Tandem-Universalgerüsten (TUR und TUF) besteht, wobei diese Tandem-Universalgerüste (TUR und TUF) mit anstellbaren Vertikalwalzrollen (VWR) ausgestattet sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Walzenstraße zum Walzen von Flachstahl unter Verwendung von Universalgerüsten mit anstelle der Vertikalwalzen in deren Gerüstbereich angeordneten, anstellverschiebbaren Trägern von Paaren loser Vertikalrollen.

[0002] Aus der DE-PS 36 35 440 ist ein Universalgerüst bekannt, bei dem unterschiedliche Breiten eines Flachstahl-Rohlings und der Notwendigkeit einer sauberen Bearbeitung von dessen Kanten dadurch Rechnung getragen wird, daß vor und hinter den Horizontalwalzen des Universalgerüstes jeweils Paare von Vertikal-Walzrollen angeordnet werden, die in Tragjochen lagern, die um vertikale, mittig und mit Abstand von der gemeinsamen Achsebene der Vertikalwalzrollen angeordnete Achsen schwenkbar sind. Mit dieser bekannten Anordnung, bei der die Vertikalwalzrollen nicht angetrieben werden, sollte die Möglichkeit geschaffen werden, die Vertikalwalzrollen so nah, wie notwendig an den Walzspalt der Horizontalwalzen heranzuführen und unter Aufbringen des erforderlichen Walzdrucks die Kanten des Flachstahl-Rohlings ohne die Gefahr einer Deformation des Rohlings über dessen Breite zu bearbeiten.

[0003] Diese Universalgerüste wurden bisher durchweg in konventionellen Universal-Trägerstraßen verwendet, die aus einem Duo-Reversier-Vorgerüst mit großer Walzballenlänge (etwa 2,5 m) und mindestens einer Universalgerüst-Reversiergruppe und neuerdings einer XH-Tandem-Reversiergruppe zusammengesetzt waren und es erlaubten, das Walzen von Flachstählen mit der Produktion von Trägern zu kombinieren.

[0004] Die Nachteile des Flachstahlwalzens auf diesen Straßen sind die folgenden:

[0005] Die Vorwalzung auf dem Duo-Reversier-Vorgerüst mit einer, für die Profilwalzung notwendigen großen Ballenlänge ist in Bezug auf Walzkraft und Walztoleranzen, bedingt durch die starke Durchbiegung der Walzen begrenzt. Die erforderlichen hohen Stichzahlen lassen einen Verbundbetrieb mit einer entsprechenden Brammen-/Stranggießanlage nicht zu. Die Temperaturverhältnisse begrenzen auch die Anzahl der Stiche in dem Vorgerüst und damit die erreichbare Enddicke, die als Anstichdicke für die folgende Universal-Walzung dienen muß und deshalb bei dieser mehr Walzarbeit notwendig macht. Die größeren Walzdicken, die im Duo-Reversiergerüst erzeugt werden, können während der Vorwalzung an den Kanten nicht ausreichend gestaucht werden, wie dies bei Breitflachstählen bzw. Universal-Breitflachstählen wünschenswert ist. Im Duo-Reversiergerüst ist ein Stauchen nur so lange möglich, wie Walzdicke und Walzbreite ein Hochstellen des Flachprofils und dessen Hochkantstauchen zulassen.

[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ausgehend von dem geschilderten Stand der Technik, den bekannten, aus einer Vorwalzgruppe mit Vertikal-Duogerüst bzw. Universalgerüst und Horizontalduogerüst und einer Kompaktwalzgruppe mit mindestens zwei Universalgerüsten bestehenden Walzstraßen, die bisher, zusammen mit zusätzlichen Stauchgerüsten in erster Linie für das Walzen von Trägern und anderen Profilen aus, vorzugsweise stranggegossenen Rohprofilen verwendet werden, eine weitere Anwendungsmöglichkeit zuzuweisen.

[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Walzenstraße aus einer Vorwalzgruppe mit Vertikalduogerüst bzw. Universalgerüst und Horizontalduogerüst und einer dieser nachgeordneten aus zwei Tandem-Universalgerüsten bestehenden Kompaktwalzgruppe besteht, bei der die beiden Universalgerüste der Kompaktwalzgruppe mit nicht angetriebenen anstellverschiebbaren Vertikalwalzrollen ausgestattet sind.

[0008] Derartige Walzstraßen können z.B. so betrieben werden, daß das Rohprofil im Vertikalgerüst bzw. Universalgerüst der Vorwalzgruppe gestaucht und anschließend in aufeinanderfolgenden Stichen und Reversierstichen in den Tandem-Gerüsten der Kompaktwalzgruppen bei gleichzeitiger Beaufschlagung der Seitenkanten des Profils durch die Vertikalwalzrollen, die dabei zunächst kantenformend und später kantenführend wirksam werden, fertiggewalzt wird.

[0009] Mit dieser Lösung werden die Nachteile der geschilderten Walzenstraßen vermieden, diese in Verbindung mit bspw. einer Trägerproduktion ggf. in Verbundbetrieb mit einer Stranggießanlage unter Verwendung endabmessungsnaher Gieß-Flachquerschnitte. Die Vorwalzung ist hier auf einen Horizontalgerüst mit kleiner Ballenlänge möglich, die genau auf die maximale Walzbreite des Flachstahls abgestimmt werden kann. Durch die kurze Ballenlänge der Horizontalwalzen sind größere Abnahmen bei ohnehin möglichst kleiner Anstichdicke möglich; andererseits werden auch bei größeren Enddicken gut gewalzte Kanten durch das Vertikalduogerüst der Vorwalzgruppe erzeugt. Für die Weiterwalzung in den Tandem-Universalgerüsten lassen sich, bei der Vorwalzung erzeugte kleinere Anstichdicken bei günstigen, nämlich höheren Temperaturen weiter walzen. Dadurch erhöht sich die Produktivität der Fertigwalzung in den Tandem-Universalgerüsten der Kompaktwalzgruppe, und diese ermöglicht einen Verbundbetrieb Stranggießanlage/Walzstraße.

[0010] Den Tandem-Universalgerüsten können auch zwei oder mehr Universal-Fertiggerüste nachgeordnet werden. Eine solche Walzstraße kann so betrieben werden, daß das Profil in den Tandem-Universalgerüsten der Kompaktwalzgruppe nach den aufeinanderfolgenden Stichen keinen Reversierstichen unterworfen, sondern direkt den nachgeordneten Universal-Fertiggerüsten zugeführt und in diesen, ebenfalls ohne Reversierstiche fertiggewalzt wird.

[0011] Wie die Erfindung weiter vorsieht, können die Vertikalwalzrollen in den anstellverschiebbaren Vertikal-Lagereinbaustücken der Universalgeruste gelagert werden; weiter können die Vertikalwalzrollen, den Seitenkanten des Flachstahl-Profils angepaßte Kalibereinschnitte aufweisen.

[0012] Die Erfindung wird anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
In der Zeichnung zeigen
Fig. 1
die Teilansicht eines Schnittes durch die Universalgerüste der Kompaktwalzgruppe,
Fig. 2
die Draufsicht auf Fig. 1,
Fig. 3
eine Einzelheit aus den Fig. 1 und 2,
Fig. 4
einen Stichplan in schematischer Darstellung und
Fig. 5
eine andere Ausbildung des Stichplans nach Fig. 4.


[0013] Wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen, sind die beiden Vertikalwalzrollen VWR 1 und VWR 2 des Tandem-Universalgerüstes TUR und die entsprechenden Vertikalwalzrollen VWR 1 und VWR 2' des zweiten Tandem-Universalgerüstes TUF paarweise dicht an den, von den Horizontalwalzehn HW gebildeten Walzspalt herangeschoben. Anders als die Vertikalwalzrollen VWR 1 die einen glattzylindrischen Umfang aufweisen, können die Vertikalwalzrollen VWR 2' und VWR 2'' ein Kaliber K aufweisen (Fig. 3). Dieses Kaliber K, mit dem eine bessere Kantenausbildung des Walzgutstranges WG hergestellt werden kann, muß für den ersten Durchgang des Walzgutes WG in Richtung des Pfeils F auf die jeweilige Dickenabnahme zunächst im Tandem-Universalgerüst TUR und dann im Tandem-Universalgerüst TUF abgestimmt sein. In den folgenden Durchgängen und Reversierdurchgängen kann dieses Kaliber K dann nur noch der seitlichen Führung des Walzgutes WG dienen.

[0014] Nach dem Stichplan gem. Fig. 4 wird ein Rohprofil VP mit rechteckigem Querschnitt im Vertikalduogerüst VDG in einem ersten Stich 1 gestaucht und anschließend in einem weiteren Stich 2 im Horizontalduogerüst HDG breitend auf ein Abmaß gewalzt, das die Einführung des entstandenen Profils in das erste Tandem-Universalgerüst TUR der Kompaktwalzgruppe in einem Stich 3 erlaubt. In diesem Stich werden die beiden Seitenkanten des Profils durch die Vertikalwalzrollenpaare VWR beaufschlagt, ebenso in dem folgenden Stich 4 im zweiten Tandem-Universalgerüst TUF. Es folgen dann noch zwei weitere Reversierstiche R5 und R6 in umgekehrter Richtung durch beide Gerüste, und an diese schließen sich die Abschlußstiche 7 und 8 an. Mit Stich 8 im letzten Tandem-Universalgerüst TUF ist dann das Flachstahl-Walzgut fertigt gewalzt.

[0015] Der Stichplan nach Fig. 5 unterscheidet sich von dem nach Fig. 4 lediglich dadurch, daß in der Vorwalzgruppe anstelle des Vertikalduogerüstes ein Universalgerüst UG verwendet wird, mit dessen Hilfe das Vorprofil VP im ersten Stich 1 vorgewalzt und anschließend im folgenden Stich 2 im Horizontalduogerüst HDG der Vorwalzgruppe gebreitet wird.


Ansprüche

1. Walzstraße zum Walzen von Flachstahl unter Verwendung von Universalgerüsten mit, anstelle der Vertikalwalzen in deren Gerüstbereich angeordneten, anstellverschiebbaren Trägern von Paaren loser Vertikalrollen.
dadurch gekennzeichnet,
daß die Universal-Gerüste in einer, für das Walzen von Profilen aus vorzugsweise stranggegossenen Vorprofilen bestimmten Kompaktwalzgruppe angeordnet sind, deren Vorwalzgruppe aus einem Vertikalduogerüst (VDG) bzw. einem Universalgerüst (UG) und einem Horizontalduogerüst (HDG) besteht, und die zwei Tandem-Universalgerüste (TUR und TUF) aufweist, die mit anstellbaren Vertikalwalzrollen (VWR) ausgestattet sind.
 
2. Walzstraße nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Tandem-Universalgerüsten (TUR und TUF) zwei oder mehr Universal-Fertiggerüste nachgeordnet sind.
 
3. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalwalzrollen (VWR) in anstellverschiebbaren Vertikal-Walz-Einbaustücken des Universalgerüstes gelagert sind.
 
4. Walzstraße nach den Ansprüchen 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertikalwalzrollen (VWR) der Tandem-Universalgerüste (TUR) der Dicke der Seitenkanten des Walzgutprofils angepaßte Kalibereinschnitte (R) aufweist.
 
5. Verfahren zum Betreiben einer Walzenstraße nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Vorprofil (VP) mit Rechteckquerschnitt liegend in einem Stich (1) im Vertikalduogerüst (VDG) bzw. im Universalgerüst (UG) der Vorwalzgruppe gestaucht, anschließend in einem weiteren Stich (2) im Horizontalduogerüst breitend gewalzt und dann, in, jeweils zwei aufeinanderfolgenden Stichen (3, 4) und Reversierstichen (R5, R6) in den Tandem-Universalgerüsten (TUR und TUF) der Kompaktwalzgruppe bei gleichzeitiger Beaufschlagung der Seitenkanten des Walzprofils durch die Vertikalwalzrollen (VWR) fertiggewalzt wird.
 
6. Verfahren zum Betreiben einer Walzenstraße nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Vorprofil mit Rechteckquerschnitt liegend in einem Stich im Vertikal-Duogerüst bzw. im Universalgerüst der Vorwalzgruppe gestaucht, anschließend in einem weiteren Stich dem Horizontal-Duogerüst breitend gewalzt und dann in zwei aufeinanderfolgenden Stichen in den Tandem-Universalgerüsten der Kompaktwalzgruppe bei gleichzeitiger Beaufschlagung der Seitenkanten des Walzprofils durch die Vertikalrollen gewalzt und dann in den folgenden Universal-Fertiggerüsten in durchgehenden Stichen fertiggewalzt wird.
 




Zeichnung