[0001] Die Erfindung betrifft eine schwerentflammbare Schindel, sowie daraus hergestellte
Dächer und Dachflächen.
[0002] Schwerentflammbare Schindeln müssen vielfältigen Anforderungen genügen. Dies wird
durch einen mehrschichtigen Aufbau der Schindel erreicht. Bekannte, schwerentflammbare
Schindeln, die den Anforderungen im wesentlichen genügen, haben einen laminatartigen
Aufbau aus mehreren diskreten Spezialbitumen- und Glasfaservliesschichten. Darüber
hinaus sind auch schwerentflammbare Schindeln bekannt, die nur eine Schwer-Glasvlies-Einlage
enthalten, so daß der vorstehend beschriebene mehrschichtige Aufbau vereinfacht wird.
Die vorstehend genannten Schwer-Glasvlieseinlagen haben üblicherweise ein Flächengewicht
von mindestens 100 g/m
2. Der vorstehend beschriebene laminatartige Aufbau oder die Schwer-Glasvlieseinlage
geben der Schindel einerseits eine ausreichende mechanische Stabilität und andererseits
eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme.
[0003] Neben diesen Eigenschaffen müssen die schwerentflammbaren Schindeln eine hohe Formstabilität
besitzen, so daß sie auch nach längerem, anwendungsgemäßem Gebrauch keine Verformungen
aufweisen, die in Dachundichtigkeiten resultieren würden.
[0004] Die bisher bekannten schwerentflammbaren Schindeln zeigen entweder einen laminatartigen
Aufbau aus diskreten Spezialbitumen- und Glasfaservliesschichten, der nur relativ
aufwendig realisierbar ist, oder aber sie enthalten Schwer-Glasvlies-Einlage, die
relativ teuer sind. Ein weiterer Nachteil ist, daß die Bitumenhaftung auf Glasfaservliesen
problematisch ist. Weiterhin ist aufgrund der unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften
der einzelnen Schichten eine Delaminierung nicht auszuschließen ist. Zusätzlich zu
den vorstehend beschriebenen Nachteilen ist es wünschenswert, daß die Schindeln eine
hohe Nagelausreißfestigkeit aufweisen, da die Schindel üblicherweise durch Nägel auf
der Dachkonstruktion befestigt werden.
[0005] Es bestand daher die Aufgabe, weitere - einfach zu realisierende - schwerentflammbare
Schindeln bereitzustellen, die einerseits den brandschutztechnischen Anforderungen
der Brandschutznorm DIN 4102, Teil 7 sowie der Brandschutznorm

Nordtest Methode Nr. 6" genügen und andererseits eine ausreichende Nagelausreißfestigkeit
besitzen. Weiterhin soll die erfindungsgemäße Schindel eine hohe Delaminierungsbeständigkeit
und eine verbesserte Bitumenhaftung aufweisen. Eine weitere Forderung ist - aus wirtschaftlichen
Gründen - auf eine relativ teure Glasfaservlies-Einlage zu verzichten.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine schwerentflammbare Schindel enthaltend
mindestens ein beidseitig bituminiertes textiles Flächengebilde auf dessen Oberfläche
zumindest einseitig ein pulver- oder flockenförmiges Flammschutzmittel aufgebracht
ist.
[0007] Der Begriff "textiles Flächengebilde" ist im Rahmen dieser Beschreibung in seiner
breitesten Bedeutung zu verstehen. Dabei kann es sich um alle Gebilde aus natürlichen
oder synthetischen Fasern, insbesondere aus synthetisierten Polymeren, handeln, die
nach einer flächenbildenden Technik hergestellt worden sind. Beispiele für solche
Gebilde sind Gewebe, Gestricke und vorzugsweise Gelege, Gewirke und Vliese.
[0008] Als natürliche Fasern werden insbesondere Woll-, Baumwoll-, Flachs-, Sisal-, Kokos-,
und/oder Zellulosefasern verstanden.
[0009] Als Fasern werden sowohl Fasern endlicher Länge, sogenannte Stapelfasern, als auch
endlose Fasern, sogenannte Filamente, verstanden.
[0010] Wird das textile Flächengebilde durch synthetische Stapelfasern aufgebaut, so bestehen
diese aus dem gleichen Material wie die nachfolgend beschriebenen Spinnvliese.
[0011] Von den Vliesen aus Fasern aus synthetischen Polymeren sind Spinnvliese, sogenannte
Spunbonds, die durch eine Wirrablage frisch schmelzgesponnener Filamente erzeugt werden,
bevorzugt.
Sie bestehen aus Endlos-Synthesefasern aus schmelzspinnbaren Polymermatierialien.
Geeignete Polymermaterialien sind beispielsweise Polyamide, wie z.B. Polyhexamethylen-diadipamid,
Poly-caprolactam, aromatische oder teilaromatische Polyamide ("Aramide"), teilaromatische
oder vollaromatische Polyester, Polyphenylensulfid (PPS), Polymere mit Ether- und
Keto-gruppen, wie z.B. Polyetherketone (PEK) und Polyetheretherketon (PEEK), oder
Polybenzimidazole.
[0012] Bevorzugt bestehen die Spinnvliese aus schmelzspinnbaren Polyestern. Als Polyestermaterial
kommen im Prinzip alle zur Faserherstellung geeigneten bekannten Typen in Betracht.
Derartige Polyester bestehen überwiegend aus Bausteinen, die sich von aromatischen
Dicarbonsäuren und von aliphatischen Diolen ableiten. Gängige aromatische Dicarbonsäurebausteine
sind die zweiwertigen Reste von Benzoldicarbonsäuren, insbesondere der Terephthalsäure
und der Isophthalsäure; gängige Diole haben 2 bis 4 C-Atome, wobei das Ethylenglycol
besonders geeignet ist. Besonders vorteilhaft sind erfindungsgemäße Verbundstoffe,
deren Vliese aus einem Polyestermaterial bestehen, das zu mindestens 85 mol% aus Polyethylenterephthalat
besteht. Die restlichen 15 mol% bauen sich dann aus Dicarbonsäureeinheiten und Glycoleinheiten
auf, die als sogenannte Modifizierungsmittel wirken und die es dem Fachmann gestatten,
die physikalischen und chemischen Eigenschaften der hergestellten Filamente gezielt
zu beeinflussen. Beispiele für solche Dicarbonsäureeinheiten sind Reste der Isophthalsäure
oder von aliphatischen Dicarbonsäure wie z.B. Glutarsäure, Adipinsäure, Sebazinsäure;
Beispiele für modifizierend wirkende Diolreste sind solche von längerkettigen Diolen,
z.B. von Propandiol oder Butandiol, von Di- oder Triethylenglycol oder, sofern in
geringer Menge vorhanden, von Polyglycol mit einem Molgewicht von ca. 500 bis 2000.
[0013] Darüber hinaus können auch flammhemmend modifizierte Polyester verwendet werden.
Derartige Polyester sind beispielsweise in der DE-A-3,940,713 beschrieben und im Handel
unter der Bezeichnung ®TREVIRA CS oder ®TREVIRA FR (Hoechst AG) erhältlich. Hinsichtlich
ihrer flammhemmenden Modifizierung unterliegen die Polyester keiner Einschränkung.
[0014] Besonders bevorzugt sind Polyester, die mindestens 95 mol% Polyethylenterephthalat
enthalten, insbesondere solche aus unmodifiziertem Polyethylenterephthalat.
[0015] Die in den Vliesen enthaltenen Polyester haben üblicherweise ein Molekulargewicht
entsprechend einer intrinsischen Viskosität (IV) von 0,5 bis 1,4 (dl/g), gemessen
an Lösungen in Dichloressigsäure bei 25°C.
[0016] Die textilen Flächengebilde aus Fasern aus synthetischen Polymeren zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Trägereinlage weisen Flächengewichte von 20 bis 2000 g/m
2 auf, vorzugsweise 50 bis 400 g/m
2.
[0017] Die Vliese werden nach ihrer Herstellung mechanisch beispielsweise durch Vernadeln
oder thermisch durch Kalandrieren bei erhöhter Temperatur und Druck und/oder chemisch
beispielsweise durch Schmelzbinder, die bevorzugt in Faserform eingebracht werden,
verfestigt.
[0018] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das textile Flächengebilde aus
Fasern aus synthetischen Polymeren auch ein schmelzbindervertestigter Vliesstoff sein,
welcher Träger- und Bindefasern enthält. Die Träger- und Bindefasern können sich von
beliebigen thermoplastischen fadenbildenden Polymeren ableiten entsprechend dem Anforderungsprofil
des Anwenders. Der Anteil der beiden Faserntypen zueinander kann in weiten Grenzen
gewählt werden, wobei darauf zu achten ist, daß der Anteil der Bindefasern so hoch
gewählt wird, daß der Vliesstoff durch Verklebung der Trägerfasern mit den Bindefasern
eine für die gewünschte Anwendung ausreichende Festigkeit erhält. Der Anteil des aus
der Bindefaser stammenden Bindemittels im Vliesstoff beträgt üblicherweise weniger
als 50 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Vliesstoffes.
[0019] Als Schmelzbinder kommen insbesondere modifizierte Polyester mit einem gegenüber
dem Vliesstoff-Rohstoff um bis zu 50°C, vorzugsweise 10 bis 50°C, insbesondere 30
bis 50°C abgesenkten Schmelzpunkt in Betracht. Beispiele für ein derartiges Bindemittel
sind Polypropylen, Polybutylenterephthalat oder durch Einkondensieren längerkettiger
Diole und/oder von Isophthalsäure oder aliphatischen Dicarbonsäuren modifiziertes
Polyethylenterephthalat. Die Schmelzbinder werden vorzugsweise in Faserform in die
Vliese eingebracht, insbesondere in einer solchen Weise, daß mindenstens eine - in
der Regel die mit dem Flamm- und/oder Brandschutzmaterialien auszurüstende - Oberfläche
nahezu vollständig aus Bindefasern besteht, wie dies die EP-A-0530769 beschreibt.
Die Einzelfasertiter der Träger- und der Bindefasern betragen üblicherweise 1 bis
16 dtex., vorzugsweise 2 bis 6 dtex.
[0020] In einer weiteren Ausführungsform können die Vliese nach einer mechanischen Verfestigung
durch Vernadelung und/oder mittels Fluidstrahlen gegebenenfalls mit Hilfe eines chemischen
Binders beispielsweise auf Basis eines Polyacrylats endverfestigt werden.
[0021] Besonders bevorzugt sind auch solche textilen Flächengebilde, die eine Kombination
von bevorzugten Merkmalen aufweisen.
[0022] Die die Vliesstoffe aufbauenden Filamente oder Stapelfasern können einen praktisch
runden Querschnitt besitzen oder auch andere Formen aufweisen, wie hantel-, nierenförmige,
dreieckige bzw. tri- oder multilobale Querschnitte. Es sind auch Hohlfasern einsetzbar.
Ferner läßt sich die Bindefaser auch in Form von Bi- oder Mehrkomponentenfasern einsetzen,
wobei sicher gestellt sein muß, daß der Binder zur Verfestigung zur Verfügung steht.
Im Falle von Kern/Hülle Bikomponentenfasern bedeutet dies, das die Hüllenkomponente
im wesentlichen aus dem Schmelzbinder aufgebaut wird.
[0023] Die das Spinnvlies bildenden Filamente können durch übliche Zusätze modifiziert sein,
beispielsweise durch Antistatika, wie Ruß und/oder Hydrophobierungsmittel. Vorteilhafterweise
enthält die erfindungsgemäße Schindel zumindest ein Spinnvlies der vorstehend beschreibenen
Art als textiles Flächengebilde. Eine derartige Schindel zeigt eine hohe Nagelausreißfestigkeit.
Darüber hinaus kann die erfindungsgemäße Schindel auch mehrere textile Flächengebilde
enthalten.
[0024] Weiterhin enthält die erfindungsgemäße Schindel ein zumindest auf einer Seite der
textilen Fläche aufgebrachtes pulver- oder flockenförmiges Flammschutzmittel. Bei
den verwendeten Flammschutzmaterialien handelt es sich um ansich bekannte intumeszenz
und/oder gasentwickelnde Flammschutzmittel.
Derartige Flamm- bzw. Brandschutzmaterialien sind oder enthalten insbesondere:
(i) Graphit und/oder Graphit-Verbindungen, beispielsweise ®Sigraflex, der unter Wärmeentwicklung
expandiert und/oder brandhemmende Gase freisetzt (intumeszens Effekt) und/oder
(ii) Phosphor-Stickstoff-Verbindungen, wie Ammoniumphosphate und -polyhosphate, die
unter dem Handelsnamen ®Exolith erhältlich sind, und/oder
(iii) Kohlenstoffspender enthaltende Zusammensetzungen, wie beispielsweise Stärke
plus Penthaerythrit, gegebenenfalls plus Phosphor-Stickstoff-Verbindung(en), wie z.B.
Dicyandiamid und/oder Diammoniumphosphat.
(iv) roter Phosphor, der in rieselfähiger Pastillen-Form vorliegt und gegebenenfalls
Phosphate und Wachse enthält. Beispiele hierfür sind Handelsprodukte wie ®Hostaflam
RP 681, 682 und 683.
[0025] Bei den vorstehend genannten Graphit-Verbindungen handelt es sich insbesondere um
Graphit-Salze, d.h. um Verbindungen aus Graphit und Mineralsäuren, wie Salpetersäure
oder Schwefelsäure.
[0026] Die erfindungsgemäß eingesetzten Flammschutzmaterialien können neben den vorstehend
genannten Verbindung noch weitere Zusätze, beispielsweise Aluminiumhydroxide, enthalten.
Durch Auswahl des Zusatzes und Auswahl der Zuschlagsmenge können die Eigenschaften
des Flammschutzmittels gezielt beeinflußt werden.
[0027] Vorzugsweise wird das Flamm- oder Brandschutzmaterial in einer Menge von 10 bis 120
g/m
2, besonders bevorzugt in einer Menge von 20 bis 80 g/m
2, zumindest einseitig auf das textile Flächengebilde aufgebracht.
[0028] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Flammschutzmittel eine mittlere Teilchengröße
von 150 bis 650 µm (D 50%-Wert) aufweist, da hierdurch eine besonders gleichmäßige
Verteilung erzielt werden kann.
[0029] Die Fixierung des Flammschutzmittels auf dem textilen Flächengebilde erfolgt durch
ein Bindemittel. Dieses kann ein chemischer Binder und/oder Schmelzbinder oder Harz
sein. Geeignete Bindemittel sind beispielsweise polyvinylalkoholhaltige Lösungen,
Lösungen von Stärke, Zellulose oder deren Derivate.
Polymere Bindemittel sind beispielsweise Kautschuk, Latex, Polyolefine wie Polyethylen
oder Polypropylen, Polyvinylacetat, Polyurethan, Polyacrylat, Polystyrolbutadiene,
Copolymerisate auf Basis von Polyvinylacetat, Acrylat/Styrol, Ethylen/Vinylacetat
und halogenhaltige Polymere.
Geeignete Schmelzbinder sind Schmelzkleber auf Basis von Polyamid, Polyester oder
Polyurethan, deren Copolymere und Mischungen derselben. Von diesen Schmelzbindern
sind insbesondere Polybutylenterephthalat und modifizierte Polyethylenterephthalate
- unter Verwendung von aliphatischen Dicarbonsäuren oder Isophthalsäure - geeignet.
Als Harze sind schmelzbare Melamin-Formaldehyd-Vorkondensate geeignet, die zu Duromeren
kondensieren können.
[0030] Die polymeren Bindemittel sowie die Schmelzkleber können in Form diskreter Partikel,
Pulvern, Granulaten, Stapelfasern, Endlosfasern, Film oder als textiles Flächengebilde,
sowie als Schmelze aufgebracht werden.
[0031] Wichtig ist, daß der Schmelzkleber bzw. das polymere Bindemittel eine Klebetemperatur
besitzt, die unter der Erweichungstemperatur zumindest der tragenden Fasern des textilen
Flächengebildes liegt. Falls das textile Flächengebilde aus Fasern aus synthetischen
Polymeren ein schmelzbinderverfestigter Vliesstoff ist, können die Erweichungstemperaturen
des schmelzbaren Polymeren und der Bindefasern des schmelzbinderverfestigten Vliesstoffes
auch nahezu gleich sein oder sogar überlappen.
[0032] Wenn das textile Flächengebilde einen Anteil an Fasern enthält, die als Schmelzbinder
fungieren können, so ist es von besonderem Vorteil, wenn diese wie in EP-A-0,530,769
detailiert beschrieben angeordnet sind. Diese Klebefasern können auch als Bikomponenten-
oder Heterofil-Faser vorliegen.
[0033] Darüber hinaus kann das Flammschutzmittel auch in den Bitumen eingearbeitet und mit
diesem zusammen aufgebracht werden. Dies hat jedoch den Nachteil, daß nur eine geringe
Menge des Flammschutzmittel aktiv werden kann und somit der Verbrauch an Flammschutzmittel
ungleich höher ist. Dennoch bietet diese Variante, insbesondere bei günstigen Flammschutzmitteln,
einen verfahrenstechnischen Vorteil, da ein Verfahrensschritt entfallen kann. Wesentlich
ist jedoch, daß bei dieser Variante das Flammschutzmittel in einer Menge von bis zu
20 %, insbesondere 5 bis 10 %, bezogen auf das Warengewicht der fertigen Schindel,
eingebracht wird.
[0034] Weiterhin kann das Flammschutzmittel zusammen mit dem gegebenenfalls verflüssigten
Bindemittel in Form einer Dispersion oder Suspension aufgebracht werden.
[0035] Die zur Fixierung des Flammschutzmittels erforderliche Menge des Bindemittel hängt
im wesentlichen von der Art des Bindemittels ab. Falls des Bindemittel ein schmelzbares
polymeres Bindemittel ist, so wird diese in einer Menge von 5 bis 120 g/m
2, besonders bevorzugt in einer Menge von 10 bis 40 g/m
2, zumindest einseitig auf das textile Flächengebilde aufgebracht.
[0036] Anschließend wird das mit dem Flammschutzmaterial und dem Bindemittel beladene textile
Flächengebilde mittels Wärmeeinwirkung und/oder Druck behandelt, so daß das Flammschutzmaterial
auf der Oberseite des textilen Flächengebildes anhaftet.
[0037] In einer weiteren Ausführungsform kann die erfindungsgemäße schwerentflammbare Schindel
noch Verstärkungsschichten enthalten. Diese können die Formstabilität der fertigen
Schindel weiter erhöhen. Eine weitere Funktion der Verstärkungsschicht kann darin
bestehen, daß das textile Flächengebilde aus welchem die erfindungsgemäße Schindel
zum wesentlichen besteht, während der Bituminierung eine Stabilisierung erfährt. Bei
diesen Verstärkungsschichten handelt es sich um einzelne im wesentlichen parallel
angeordnete Fäden, wobei deren Fadendichte zwischen 0,1 und 10 Fäden pro cm liegt,
oder um Gewebe, Gestricke, Gelege, Gewirke und Vliese, insbesondere um Gewebe und
Gelege, aus Hochleistungsfilamenten, beispielsweise aus Glas, Kohlenstoff, aromatischen
Amiden (Aramide) und Polyester, bevorzugt Glas.
Bevorzugt werden die Verstärkungsschichten in Form eines Gewebe oder Geleges angeordnet,
wobei die Fadendichte zwischen 0,1 und 10 Fäden pro cm beträgt.
[0038] Das mit Flammschutzmittel ausgerüstete textile Flächegebilde wird nachfolgend in
an sich bekannter Weise beiseitig bituminiert. Als Bitumen sind alle zur Herstellung
von Dachbahnen geeigneten Bitumen und Polymerbitumen geeignet.
[0039] Zusätzlich kann die erfindungsgemäße Schindel noch eine Abdeckschicht aus einem abriebfesten
körnigen Material, beispielsweise Granulat oder Sand, aufweisen.
[0040] Durch Ausstanzen aus eine derartig hergestellten Bahn werden die erfindungsgemäßen
Schindeln erhalten. Die Form der Schindeln unterliegt keiner Einschränkung, jedoch
werden klassische Formen wie Biberschwanz -Schindeln aus ästhetischen Gründen bevorzugt.
Die ausgestanzte Schindel kann als einzelne Schindeln oder als Schindelbahn vorliegen.
Im letztgenannten Fall handelt es sich bedingt durch die Auswahl des Stanzwerkzeuges
um einen Streifen von mehreren nebeneinander vorliegenden Schindeln, die noch miteinander
verbunden sind. Derartige Schindelformen werden beispielsweise in Produktdatenblättern
für ICOPAL Schindeln bzw. ICOPAL Schindeln exclusiv (Firma Icopal-Siplast GmbH, Deutschland)
detailiert beschrieben.
[0041] Die erfindungsgemäße Schindel kann eine oder mehrere textile Flächengebilde enthalten,
wobei mindestens ein textiles Flächengebilde eine flammhemmende Ausrüstungaufweisen
muß um die geforderte Schwerentflammbarkeit zu gewährleisten. Je nach Flächengewicht
der textile Fläche kann bereits ein flammhemmend ausgerüstetes textiles Flächengebilde
ausreichen, um nach Bituminierung und gegebenenfalls Bestreung mit Sand und/oder Granulat
eine Schindel zu erhalten, die den Anforderungen genügt. In diesem Fall sollte das
Flächengewicht der unausgerüsteten textilen Fläche mindestens 100 g/m
2 betragen. Im Sonderfällen, kann anstelle einer schweren textilen Flache zugunsten
von mehreren leichteren textilen Flächen verzichtet werden, so daß sich insgesamt
eine höher belastbare Schindel ergibt.
[0042] Diese besondere Ausführungsform der Erfindung besteht aus einem laminatartigen Aufbau,
d.h. wenn die Schindel aus mehreren beidseitig bitumierten textilen Flächengebilden
aufgebaut wird, die sowohl mit Flammschutzmitteln ausgerüstete und auch unausgerüstete
textile Flächengebilde enthalten kann. Dieser sandwichartige Aufbau ist besonders
bevorzugt wenn eine besonders hohe Nagelausreißfestigkeit und mechanische Stabilität
gefordert wird. In einer weiteren Ausführungsform kann diese noch zusätzlich eine
Verstärkungsschicht enthalten.
[0043] Die erfindungsgemäße schwerentflammbare Schindel weist eine Dicke zwischen 1 und
50 mm, insbesondere 2 und 10 mm, auf. Das Flächengewicht der erfindungsgemäßen bituminierten
Schindel beträgt zwischen 1 und 40 kg/m
2, insbesondere zwischen 2 und 8 kg/m
2.
[0044] Die erfindungsgemäße schwerentflammbare Schindel läßt sich zur Herstellung von Dächern
und Dachflächen verwenden.
[0045] Die erfindungsgemäße Schindel ist schwerentflammbar und genügt den Brandschutzanforderungen
der Brandschutznorm nach DIN 4102, Teil 7 sowie dem Nordtest Methode Nr. 6.
[0046] Eine verbesserte Verarbeitbarkeit der schwerentflammbaren Schindel wird in ansich
bekannter Weise erzielt, wenn ein Teil, der einem Naht- oder Stoßbereich der fertigen
Schindel entspricht, von Flammschutzmaterial freigelassen wird, da hier eine Verbindung
geschaffen werden kann, ohne daß die Gefahr einer Aktivierung des Flamm- oder Brandschutzmaterials
besteht.
Weiterhin läßt sich die Verarbeitbarkeit verbessern, wenn an der Unterseite der fertigen
Schindel eine schmelzbare Schutzfolie angebracht ist. Diese verhindert ein Zusammenkleben
der Schindeln bei Lagerung und Transport und kann im Bedarfsfall mittels Flamme wieder
entfernt werden. Dies ist insbesondere entlang aller Stösse and Anschlüsse erforderlich,
da hier üblicherweise ein Schindelkleber aufgebracht wird.
[0047] Die Verlegung der Schindeln erfolgt mit den dem Fachmann geläufigen Verlegetechniken
und unterliegt keinerlei Einschränkungen.
[0048] Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
der erfindungsgemäßen schwerentflammbaren Schindel umfassend die Maßnahmen:
a) Bildung einer textilen Fläche,
b) Aufbringen des Bindemittels,
c) Aufbringen des Flammschutzmittels,
d) Ausüben von erhöhter Temperatur und/oder Druck, so daß das Flammschutzmittel auf
der Oberfläche der textilen Fläche anhaftet,
e) Bituminieren der gemäß Maßnahme d) erhaltenen Fläche,
f) Konfektionieren der Schindel aus der gemäß Maßnahme e) erhaltenen Warenbahn,
dadurch gekennzeichnet, daß das Flammschutzmittel pulver- oder flockenförmig ist.
[0049] Eine bevorzugte Form der Bildung der textilen Fläche gemäß Maßnahme a) besteht in
der Spunbond-Bildung.
An die Bildung der textilen Fläche kann sich gegebenenfalls noch eine Vorverfestigung
der gebildeten textilen Fläche anschließen.
[0050] In einer Variante des Verfahrens ist es möglich vor oder nach den Maßnahmen a), b)
oder c) mindestens eine Verstärkungsschicht in ansich bekannter Weise einzuarbeiten.
[0051] In einer Variante des Verfahrens ist es möglich die Maßnahmen b) und c) gemeinsam
durchzuführen.
[0052] In einer Variante des Verfahrens ist es möglich mehrere gemäß Maßnahme e) erhaltene
Warenbahnen zu kombinieren. Dies ermöglicht u.a. einen laminatförmigen Aufbau der
Schindel, bei dem auch nicht mit Flammschutzmittel ausgerüstete textile Flächengebilde
mit ausgerüsteten textilen Flächengebilden kombiniert werden können.
[0053] Gemäß Maßnahme c) des Verfahrens kann das pulverförmige Flammschutzmittel auch durch
mehrere hintereinander angeordnete Bestreuungsstühle aufgebracht werden, wobei die
Abfolge des Auftragens keiner Einschränkung unterliegt.
[0054] Das Bituminieren gemäß Maßnahme e) erfolgt durch Sättigung der Warenbahn mit Bitumen,
beispielsweise durch Tränken (Bitumenbad) oder beidseitiges Beschichten. Derartige
Bituminierungsverfahren sind bei der Herstellung von Dachbahnen bekannt.
[0055] Anschließend kann die bituminierte Warenbahn mit einer dekorativen Deckschicht, beispielsweise
feinkörnigem Sand oder einen gegebenenfalls gefärbten Granulat bestreut werden. Das
Bestreuen erfolgt zweckmäßigerweise kurz nach der Bituminierung auf die noch weiche
Bitumenschicht. Zur Vefhinderung des Zusammenklebens der konfektionierten Schindeln
ist es von Vorteil, wenn auf die Unterseite der gemäß Maßnahme e) erhaltenen Warenbahn
eine schmelzbare Schutzfolie angebracht wird, die im Bedarfsfalle leicht entfernt
werden kann.
[0056] Anschließend wird die Warenbahn konfektioniert, d.h. durch Ausstanzen, Aussägen oder
andere geeignete Maßnahmen werden die erfindungsgemäßen Schindeln erhalten.
[0057] Es ist gleichermaßen bevorzugt das Verfahren nach dem Flächenbildungsprozess oder
zu einem späteren geeigneten Zeitpunkt zu unterbrechen.
[0058] Die erhaltenen schwerentflammbaren Schindel können direkt als Belag für Dachflächen
eingesetzt werden. Solche unter Verwendung der erfindungsgemäßen Schindeln hergestellte
Dächer oder Dachflächen sind ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
1. Schwerentflammbare Schindel, enthaltend mindestens ein beidseitig bituminiertes textiles
Flächengebilde, auf dessen Oberfläche zumindest einseitig ein pulver- oder flockenförmiges
Flammschutzmittel aufgebracht ist.
2. Schindel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das textile Flächengebilde
aus natürlichen oder synthetischen Fasern besteht und ein Gewebe, Gestricke, Gelege,
Gewirke oder ein Vlies, insbesondere ein Spinn- oder Stapelfaservlies ist.
3. Schindel gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies thermisch, chemisch
oder schmelzbinderverfestigt ist oder im wesentlichen aus Polyester besteht.
4. Schindel gemäß Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das textile Flächengebilde
ein Flächengewicht von 20 bis 2000 g/m2, insbesondere von 50 bis 400 g/m2 hat.
5. Schindel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Flammschutzmittel intumeszenz
Graphit, eine intumeszenz Graphit-Verbindung, eine Phosphor-Stickstoff-Verbindung,
eine einen Kohlenstoffspender enthaltende Zusammensetzung oder roten Phosphor, gegebenenfalls
in Mischung mit Aluminiumhydroxiden, enthält und in einer Menge von 10 bis 120 g/m2 aufgebracht ist.
6. Schindel gemäß Anspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Flammschutzmittel
mit einem Bindemittel, insbesondere einem chemischen Binder, einem Schmelzbinder oder
einem Harz fixiert ist.
7. Schindel gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen schichtförmigen Aufbau, insbesondere
mindestens eine weitere Verstärkungsschicht oder mindestens ein weiteres textiles
Flächengebilde.
8. Schindel gemaß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Oberfläche des weiteren
textilen Flächengebildes zumindest einseitig ein pulver- oder flockenförmiges Flammschutzmittel
aufgebracht ist.
9. Schindel gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Deckschicht aus einem
abriebfesten Material hat.
10. Schindel gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine schmelzbare Schutzfolie auf der
Unterseite.
11. Schindel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Dicke von 1 bis 50
mm, insbesondere von 2 bis 10 mm oder ein Flächengewicht von 1 bis 90 kg/m2, insbesondere von 2 bis 8 kg/m2 hat.
12. Dachfläche enthaltend Schindeln gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 11.