[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung des Spannungs-Verformungs-Verhaltens
und/oder von Deformationsmoduln und/oder von Festigkeitseigenschaften in verschiedenen
Tiefen insbesondere von Lockergesteinen und von Deponiekörpern in situ.
[0002] Für die Berechnung von Verformungen und der Stabilität von Gründungskörpern, Dämmen,
Kippen oder von Deponien ist die Kenntnis der Spannungs-Verformungs-Beziehungen und
der Festigkeitseigenschaffen der anstehenden Materialien notwendig.
[0003] Die Untersuchung ungestörter nichtbindiger Materialien zur Bestimmung der zutreffenden
Spannungs-Verformungs-Beziehungen, und der Festigkeitseigenschaffen im Labor gestaltet
sich schwierig.
[0004] Bei bindigen Materialien ergeben sich ebenfalls durch die bei der Probenahme erzeugten
Strukturänderungen und Änderungen des Spannungszustandes Veränderungen in der Probe,
die die Ermittlung zutreffender Deformationsmoduln und Festigkeitseigenschaffen im
Labor stark beeinträchtigen.
[0005] Für Müll ist die Bestimmung der Deformationsmoduln und der Festigkeitseigenschaffen
im Labor quasi nicht möglich.
[0006] Aus der Offenlegungsschrift DE 19608932 A1, Deutsches Patentamt, ist eine Einrichtung
zur Durchführung von Drucksetzungsmessungen insbesondere in Lockergesteinen und Deponiekörpern
bekannt. Diese ist dadurch gekennzeichnet, daß eine schraubenförmig ausgebildete Lastplatte
in den Untergrund eingedreht wird. Die Einrichtung zum Herstellen des Bohrloches und
zur Aufbringung der Belastung bildet gleichzeitig das Widerlager.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Ermittlung des Spannungs-Verformungs-Verhaltens
und/oder von Deformationsmoduln und/oder von Festigkeitseigenschaffen in verschiedenen
Tiefen insbesondere von Lockergesteinen und von Deponiekörpern in situ zu entwickeln,
bei dem Störungen der Struktur und des Spannungszustandes der zu untersuchenden Materialien
weitestgehend vermieden werden. Gleichzeitig sollen Porenwasserdrücke gemessen werden.
Probenahme soll möglich sein. Angetroffene Gefahrenzustände durch das Antreffen z.B.
von Deponiegas, sollen gefahrlos behoben werden können.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch Maßnahmen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen und Ausgestaltungen werden in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Mit dem Verfahren können die durch die eingetragene Belastung erzeugten Deformationen
und die dazugehörigen Spannungen in Verbindung mit dem durch die Belastung erzeugten
Porenwasserdruck gemessen, zugeordnet und verknüpft werden.
[0010] Die aufgeführte Erfindung soll unter anderem ermöglichen, die Deformationsmoduln
und die Festigkeitseigenschaffen aus in situ Messungen zu bestimmen. Die Messungen
erfolgen direkt und unter Umgehung der Störung des Untergrundes.
[0011] Die Nachteile, die sich durch Probenahme, Probenvorbereitung und Versuchsdurchführung
ergeben, werden dadurch vermieden. Vermieden werden ebenfalls die Schwierigkeiten,
die sich bei der Interpretation der Ergebnisse aus indirekten Feldversuchen ergeben.
Ausführungsbeispiel
[0012] Die Erfindung soll nachstehend an einem Beispiel erläutert werden. In den dazugehörigen
Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- Gesamtübersicht des Plattendruckversuches auf der Bohrlochsohle
- Figur 2
- Gestaltung der Lastplatte mit untertägigen Meßeinrichtungen
- Figur 3
- Messung der Vertikaldeformation
[0013] Eine schraubenförmig ausgebildete Lastplatte 1 wird in den Untergrund 4 eingedreht.
Dabei werden in Höhe der Lastplatte in verschiedener Tiefenlage mit Hilfe der Druckmeßeinrichtung
2 der Anpreßdruck und mit Hilfe der Vorrichtung zur Messung des Porenwasserdruckes
3 der Porenwasserdruck gemessen. Die Meßdaten werden mittels Kabel nach übertage übertragen
und in der mobilen Versuchseinrichtung 5 registriert, zugeordnet und in geeigneter
Weise nach Vorschrift verknüpft. Die Lastplatte 1 wird über ein Gestänge 6 belastet,
das ein an der Geländeoberfläche befindliches Widerlager (insbesondere ein Bohrgerät)
benutzt. In der Einrichtung zum Herstellen des Bohrloches und der Belastung 8, dieses
bildet gleichzeitig das Widerlager, wird die Belastung gemessen und zur mobilen Versuchseinrichtung
übertragen.
Die Lastplatte besitzt einen schraubenförmig ausgebildeten Belastungskörper. Die Vorrichtung
zur Messung des Porenwasserdruckes 3 ist unterhalb des Belastungskörpers angebracht.
Im oberen Schaft der Lastplatte 1 (Verbindung zum Gestänge 6) befindet sich die Druckmeßeinrichtung
2 zur Messung des vertikalen Anpreßdruckes.
Die Kabel zur Übertragung der Daten zwischen untertägigen Meßeinrichtungen und mobiler
Versuchseinrichtung 5 werden im Bohrloch 11 innerhalb des als Rohr ausgebildeten Gestänges
6 geführt.
Die Messung der Deformationen erfolgt über eine Meßeinrichtung 9, die sich an der
Geländeoberfläche 7 und /oder im Bohrloch befinden kann. Sie ist fest mit dem Gestänge
verbunden. Es wird die Relativverschiebung des Gestänges 6 zu einem Festpunkt (z.B.
an der Geländeoberfläche zur Auflage 10) bestimmt.
Die Belastungseinrichtung kann mechanisch, pneumatisch, hydraulisch und/oder elektromagnetisch
arbeiten. Die Belastung kann sowohl über festgelegte Lastschritte wie auch über festgelegte
Verschiebungen erfolgen.
Wegen der besonderen Konstruktion der Lastplatte kann die Ermittlung der Spannungs-Verformungs-Beziehungen
und/oder der Deformationsmoduln und/oder der Festigkeitseigenschaften der anstehenden
Materialien last- und weggesteuert erfolgen.
Lastgesteuert bedeutet, daß die Belastung in festgelegten Lastschritten erfolgt und
die dazugehörigen Deformationen und der Porenwasserdruck gemessen werden.
[0014] Weggesteuert heißt, die Lastplatte wird mit einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit
bewegt und zu festgelegten Verschiebungen werden die Spannungen und der sich entwickelnde
Porenwasserdruck gemessen.
Die besondere Konstruktion der Lastplatte 1 ermöglicht die Messung des Anpreßdruckes
unter Ausschaltung der Reibung der Belastungseinrichtung.
Der Einfluß des Eigengewichtes des Gestänges 6 ist berücksichtigt.
Der Einfluß der Deformation des Gestänges 6 durch Belastungsübertragung ist ebenfalls
berücksichtigt.
Die Schiefstellung der Lastplatte wird bestimmt und deren Einfluß auf die Spannungs-
und Verformungsverteilung im anstehenden Material und damit auf die Ergebnisse der
Untersuchungen ermittelt.
Die gleichzeitige Messung des Porenwasserdruckes erlaubt eine optimale Versuchsfahrung
im lastgesteuerten Versuch und ist die Voraussetzung für den weggesteuerten Versuch.
Sie ermöglicht die Unterscheidung in absolute und effektive Spannungen.
Insbesondere bei Einsatz auf Deponien wird angetroffenes Gas gefahrlos über die Austrittsöffnung
12 für Druckluft abgeleitet. Angetroffenes Gas kann der mobilen Versuchseinrichtung
5 zur Bestimmung der Gaszusammensetzung und/oder zur Gefahrenabschätzung zugeleitet
werden
Mit einer Einrichtung zur Herstellung des Bohrloches kann das in verschiedenen Tiefen
angetroffene Material an die Oberfläche transportiert werden. Dieser Vorgang ist Bestandteil
des Verfahrens.
Das Bohrloch 11, in dem die Plattendruckversuche durchgeführt werden, kann ganz und/oder
teilweise verrohrt oder ausgebaut sein. Verrohrung und/oder Ausbau können Teil der
Einrichtung zur Herstellung des Bohrloches sein.
Liste der Bezeichnungen
[0015]
- 1 -
- Lastplatte
- 2 -
- Druckmeßeinrichtung (z.B. piezoresistiv)
- 3 -
- Vorrichtung zur Messung des Porenwasserdruckes
- 4 -
- Bohrlochsohle
- 5 -
- mobile Versuchseinrichtung
- 6 -
- Gestänge
- 7 -
- Geländeoberfläche
- 8 -
- Einrichtung zum Herstellen des Bohrloches und der Belastung (mit Belastungsmessung)
- 9 -
- Einrichtung zur Messung der Deformationen
- 10 -
- Auflage
- 11 -
- Bohrloch
- 12 -
- Austrittsöffnung für Druckluft
[0016] Es folgen 3 Seiten Zeichnungen.
1. Verfahren zur Ermittlung des Spannungs- Verformungs- Verhaltens und/oder von Deformationsmoduln
und/oder von Festigkeitseigenschaften in verschiedenen Tiefen, insbesondere von Lockergesteinen
und von Deponiekörpern in situ, bei der eine Lastplatte in den Untergrund eindrehbar
ist und damit last- und weggesteuerte Plattendruckversuche auf der Bohrlochsohle in
verschiedenen Tiefen durchgeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß eine Druckmeßeinrichtung in
Höhe der Lastplatte angeordnet ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2 dadurch gekennzeichnet, daß direkt in Höhe
der Lastplatte der Anpreßdruck und der Porenwasserdruck unter Ausschaltung der Reibung
der Belastungseinrichtung gemessen werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, daß zwischen totalen
und wirksamen Spannungen unterschieden wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, daß die Deformationen
des belasteten Materials in verschiedenen Tiefen durch die Ermittlung der Relativverschiebung
des Gestänges zu einem Festpunkt bestimmt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerte
nach übertage an die mobile Versuchseinrichtung mit Kabel übertragen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, daß bei Messung
des Anpreßdruckes, des Porenwasserdruckes und der Deformationen in verschiedenen Tiefen
das Eigengewicht des Gestänges berücksichtigt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet, daß bei Messung
des Anpreßdruckes, des Porenwasserdruckes und der Deformation in verschiedenen Tiefen
die Deformation des Gestänges durch die aufgebrachte Belastung berücksichtigt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8 dadurch gekennzeichnet, daß die Abweichung
der Lastplattennormalen zur Richtung der eingetragenen Belastung ermittelt und deren
Einfluß auf die Spannungs-Verformungsverteilung im untersuchten Material bestimmt
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9 dadurch gekennzeichnet, daß die Deformationen
des belasteten Materials in elastische und/oder plastische und/oder viskose Deformationsanteile
aufgeteilt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10 dadurch gekennzeichnet, daß auf der Grundlage
totaler oder wirksamer Spannungen Deformationsmoduln und/oder Festigkeitseigenschaffen
insbesondere von Lockergesteinen und Deponiekörpern ermittelt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11 dadurch gekennzeichnet, daß das in verschiedenen
Tiefen angetroffene Material nach übertage befördert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12 dadurch gekennzeichnet, daß das in verschiedenen
Tiefen angetroffene Material an der Oberfläche weiteren physiko-chemischen Untersuchungen
zugeführt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13 dadurch gekennzeichnet, daß angetroffenes
Gas gefahrlos abgeleitet wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14 dadurch gekennzeichnet, daß das angetroffene
Gas der mobilen Versuchseinrichtung zugeführt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15 dadurch gekennzeichnet, daß in der mobilen
Versuchseinrichtung das zugeführte Gas in der Zusammensetzung analysiert und/oder
eine Gefahrenabschätzung durchgeführt werden.