[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochstrom-Schaltvorrichtung, welche zwei an getrennte
               Stromleiter anzuschließende Kontaktplatten, wenigstens einen an einer der Kontaktplatten
               angebrachten, bewegbar gelagerten Schaltfinger und an den Schaltfingern und der anderen
               Kontaktplatte angeordnete Kontake aufweist, wobei jeder Schaltfinger über ein Dehnungsband
               elektrisch leitend mit der einen Kontaktplatte verbunden ist.
 
            [0002] Die Schaltfinger von Hochstrom-Schaltvorrichtungen dienen zum Trennen und Schließen
               des Stromkreises, wobei sie einen Schaltweg zurückzulegen haben, zur Stromübertragung,
               als Grundkörper für Schaltkontakte, zum zeitlich versetzten Schalten über Vorkontakte,
               zum Löschen von beim Schaltvorgang entstehenden Lichtbögen, zur Wärmeabgabe und zur
               Aufnahme der sich durch die Schaltdynamik ergebenden mechanischen Beanspruchungen.
               Demtentsprechend müssen die Schaltfinger von Hochstrom-Schaltvorrichtungen eine hohe
               elektrische und mechanische Belastbarkeit, eine geringe Baugröße und eine gute elektrische
               Leitfähigkeit aufweisen. Hierzu kommt, daß die Schaltfinger preisgünstig herzustellen
               sein müssen.
 
            [0003] Obwohl für den Schaltvorgang bereits ein verstellbarer bzw. beweglicher Schaltfinger
               ausreicht, weisen Hochstrom-Schaltvorrichtungen im allgemeinen mehrere Schaltfinger
               auf. Dabei können an einem oder mehreren der Schaltfinger Vorkontakte vorgesehen sein,
               wenn dies für den jeweiligen Schaltvorgang zweckmäßig ist. Außerdem können an einem
               oder mehreren der Schaltfinger sowie an der Gegen-Kontaktplatte Hörner zum Ableiten
               des beim Schaltvorgang entstehenden Lichtbogens angebracht sein.
 
            [0004] Die an den Schaltfingern und der Gegen-Kontaktplatte vorgesehenen Kontaktstücke können
               aus Sonderlegierungen bestehen. Deren Oberfläche ist meistens verzinnt oder versilbert.
               Die Kontaktfinger selbst bestehen üblicherweise aus Kupfer, Insbesondere (S)E-Cu F25-30,
               wobei deren Oberfläche versilbert oder verzinnt ist, wenn die Dehnungsbänder oder
               Leiter angeschraubt werden, während die Oberfläche blank ist, wenn die Teile durch
               Schweißen oder Löten verbunden sind.
 
            [0005] Die bekannten Schaltfinger enthalten Bohrungen und weisen Einschnitte oder Überhöhungen
               zur Aufnahme mechanischer Kräfte aus Betätigungselementen oder Federn auf. An den
               Krafteinleitungsstellen oder Stellen mit hohen Biegemomenten ergeben sich Belastungen,
               die zu Verformungen der Schaltfinger führen, wenn durch Wärmeeinleitung die mechanische
               Festigkeit des Materials der Schaltfinger, nämlich des Kupfers, verringert wird. Daher
               muß man bei der Herstellung der bekannten Schaltfinger darauf achten, daß nur örtlich
               begrenzt eine geringe Wärmeeinleitung in das Material, nämlich Kupfer, erfolgt, wozu
               teure Herstellungsverfahren wie Percussionsschweißen oder Elektronenstrahlschweißen
               angewendet werden müssen. Alternativ können die Kontakte oder Dehnungsbänder auch
               angeschraubt werden, was hohe Montagekosten und außerdem hohe Kontaktwiderstände zur
               Folge hat. Im letztgenannten Fall lassen sich allerdings defekte Teile auch leichter
               austauschen.
 
            [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Hochstrom-Schaltvorrichtungen die Schaltfinger
               einfach und damit preiswert derart herstellen zu können, daß diese einerseits eine
               gute elektrische Leitfähigkeit und andererseits auch eine hohe mechanische Beanspruchbarkeit
               aufweisen.
 
            [0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Hochstrom-Schaltvorrichtung gelöst,
               welche die Merkmale des Patentanspruches 1 aufweist. Vorteilhalfte Ausgestaltungen
               der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
 
            [0008] Durch die Erfindung ist gewährleistet, daß die für die Stromübertragung vorgesehenen
               Stromleiter, welche insbesondere aus Kupfer bestehen, praktisch nicht auch für die
               Aufnahme der mechanischen Belastungen, welche sich aus den Schaltvorgängen und Schaltbewegungen
               ergeben, genutzt werden müssen. Dementsprechend können die das Dehnungsband bildenden,
               aus Kupfer bestehenden Lamellen oder Litzen an deren Enden durch preiswerte Schweißungen
               untereinander verbunden werden. Die mechanischen Belastungen nimmt ein für die Stromleitung
               nicht erforderliches Gehäuse, das aus nicht magnetisierbarem rostfreien Stahl oder
               VA-Stahl besteht, auf.
 
            [0009] Die an den Schaltfingern vorzusehenden Kontake können beispielsweise hartgelötet
               angebracht werden, weil die für die Stromleitung vorgesehenen Dehnungsbänder praktisch
               keine mechanischen Belastungen aufnehmen müssen und dementsprechend an den Schweiß-
               und Lötstellen mechanisch geschwächt werden können, ohne die Funktionsfähigkeit der
               Schaltfinger zu beeinträchtigen.
 
            [0010] Gemäß der Erfindung besteht das für die Stromübertragung vorgesehene Dehnungsband
               aus Kupfer, nämlich (S)E-Cu F25-30, während das den mechanisch beanspruchten Teil
               des Schaltfingers aufnehmende Gehäuse aus nicht rostendem, antimagnetischem Stahlblech
               wie VA-Stahl gebildet ist. Die Oberflächen der einzelnen Teile sind blank, wenn diese
               durch Schweißen oder Löten verbunden sind. Äußere Kontakte können oberflächlich verzinnt
               oder versilbert zum Anschluß an den jeweiligen Leiter sein.
 
            [0011] Das Gehäuse der einzelnen Schaltfinger ist vorzugsweise zweiteilig ausgebildet und
               enthält Bohrungen, weist Einschnitte oder Überhöhungen zur Aufnahme mechanischer Kräfte
               aus Betätigungselementen und Federn auf. Die Teile des Gehäuses sowie der für die
               Verstellung der Schaltfinger vorgesehenen Federn sind vorzugsweise aus Blech ausgestanzt.
               Die Dehnungsbänder bestehen aus einer Anzahl von Lamellen oder Litzen, die an ihren
               Enden durch Preßschweißung miteinander verbunden sind. Dabei können die Dehnungsbänder
               als schmale, einzelne Finger, oder als ein von einem Ende durchgeschlitztes Dehnungsband
               ausgebildet sein. An den freien Enden dieses Dehnungsbandes bzw. dieser Dehnungsbänder
               sind zweckmäßig hartgelötete Kontaktstücke angebracht.
 
            [0012] Zum Zusammenbau werden die aus Blech bestehenden Teile und insbesondere die Hälften
               des Gehäuses der Schaltfinger um den aus lamelliertem Kupfer bestehenden Finger gelegt
               und an ihren Längskanten beispielsweise durch Buckelschweißen oder Punktschweißen
               miteinander verbunden.
 
            [0013] Die an den Krafteinleitungsstellen oder Stellen mit hohen Biegemomenten auftretenden
               hohen Belastungen werden erfindungsgemäß von dem im Vergleich zu Kupfer hochfesten
               Stahlblech wie VA-Material aufgenommen. Die aus Kupferlitzen oder -lamellen bestehenden
               Dehnungsbänder können dementsprechend an ihren Enden durch Preßschweißen oder Hartlöten
               verbunden werden, da durch die damit verbundene Wärmebeeinflussung entstehende verminderte
               Festigkeit der Dehnungsbänder keine wesentlichen Nachteile hervorruft, weil die mechanische
               Festigkeit durch das erfindungsgemäß vorgesehene Gehäuse gewährleistet ist.
 
            [0014] Durch die Erfindung ist außerdem der lamellierte Bereich des Dehnungsbandes um annähernd
               die Länge des Schaltfingers verlängert, was eine deutliche Erhöhung der Lebensdauer
               des Dehnungsbandes und damit des Schalters insgesamt zur Folge hat.
 
            [0015] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Hochstrom-Schaltvorrichtung
               schematisch dargestellt, und zwar zeigt
               
               
                  - Fig. 1
- eine Seitenansicht der Schaltvorrichtung im Bereich eines Schaltfingers,
- Fig. 2
- einen Querschnitt des Schaltfingers im Bereich des Gehäuses,
- Fig.3
- eine Draufsicht auf drei nebeneinander angeordnete und an einem Ende untereinander
                     verbundene Schaltfinger und
- Fig. 4
- einen Querschnitt eines Schaltfingers im Bereich des angelöteten Kontaktes.
 
            [0016] Die Schaltvorrichtung hat zwei elektrisch leitfähige Kontaktplatten 1 und 2 zum äußeren
               Anschließen der Schaltvorrichtung an einen hier nicht gezeigten stromübertragenden
               elektrischen Leiter, der mittels der Schaltvorrichtung unterbrochen bzw. geschlossen
               werden soll.
 
            [0017] An die Kontaktplatte 1 sind Schaltfinger 3 angeschlossen, welche das eigentliche
               Schaltelement bilden. Jeder Schaltfinger 3 ist um ein Drehgelenk 4 schwenkbar gelagert,
               um die notwendigen Schaltbewegungen ausführen zu können.
 
            [0018] Ein Betätigungselement 5, beispielsweise ein Zylinder oder Motor, sorgt über ein
               Gestänge 6 oder einen Exzenter für die notwendigen Schaltbewegungen des Schaltfingers
               3. Sind mehrere Schaltfinger vorgesehen, werden alle Schaltfinger mit derselben Mechanik
               betätigt. Allerdings ist für wenigstens einen Schaltfinger eine Vorkontaktfunktion
               durch eine geänderte Geometrie an Schaltfingern oder Betätigungsmechanik möglich.
 
            [0019] Jeder Schaltfinger 3 besteht aus einem Gehäuse 7 und einem Dehnungsband 8. Das Dehnungsband
               8 besteht aus einer Mehrzahl von zu einem Paket zusammengefügten Lamellen 9 aus Kupfer,
               die an ihren Enden 10 und 11 durch Preßschweißen miteinander verbunden sind, während
               sich die Lamellen 9 zwischen die beiden Enden 10 und 11 im übrigen frei gegeneinander
               bewegen können, um die Funktion des Dehnungsbandes erfüllen zu können.
 
            [0020] Während das Dehnungsband 8 bzw. dessen Lamellen 9 für die Übertragung des elektrischen
               Stromes dienen, ist das einen Teil des Dehnungsbandes 8 umschließende Gehäuse 7 aus
               nicht magnetisierbarem Stahlblech, vorzugsweise VA-Stahlblech, hergestellt und übernimmt
               die sich durch die Schaltvorgänge ergebenden mechanischen Belastungen. Das Dehnungsband
               8 braucht deshalb nicht für die Übertragung der mechanischen Schaltkräfte ausgelegt
               zu sein. Deshalb kann man seine Enden 10 und 11 durch einfache und preiswerte Warmbehandlung,
               beispielsweise durch Preßschweißen, zu einem kompakten Paket verbinden.
 
            [0021] Während das Ende 10 des Dehnungsbandes 8 über ein Deckblech 12 mit der ersten Kontaktplatte
               1 verschweißt ist, ist auf das andere Ende 11 ein Kontaktstück 13 aufgelötet. Wie
               Fig. 1 und 4 zeigen, ragt das aus einer Sonderlegierung bestehende Kontaktstück 13
               aus dem Gehäuse 7 heraus. Die Lötschicht 14 besteht beispielsweise aus Silberlot L-AG
               44 oder L-AG 15 P.
 
            [0022] Am äußeren Ende des Gehäuses 7 ist ein Horn 15 angebracht, dem ein an der zweiten
               Kontaktplatte 2 angebrachtes gleiches Horn 16 gegenüberliegt. Die Hörner 15 und 16
               dienen zum Ableiten des sich beim Schaltvorgang bildenden Lichtbogens.
 
            [0023] Dem Kontaktstück 13 des Schaltfingers 3 liegt ein gleiches Kontaktstück 17 gegenüber,
               das an der zweiten Kontaktplatte 2 befestigt ist und ebenfalls aus einer Sonderlegierung
               besteht.
 
            [0024] Eine Druckfeder 18 drückt den Schaltfinger 3 in Richtung zur zweiten Kontaktplatte
               2, damit die Kontaktstücke 13 und 17 sich fest aufeinander legen, wenn der Kontakt
               geschlossen sein soll.
 
            [0025] Das Gehäuse 7 besteht aus zwei schalenförmigen Teilen 19 und 20, wie insbesondere
               Fig. 2 und 4 zeigen. Diese schalenförmigen Gehäuse-Teile 19 und 20 sind jeweils aus
               einem gestanzten Blechzuschnitt geformt und werden an ihren Längskanten 21 punktförmig
               miteinander verschweißt, so daß das Gehäuse 7 eine die mechanischen Schaltbelastungen
               aufnehmende Einheit bildet.
 
            [0026] Fig. 3 zeigt, daß drei Schaltfinger 3 aus einem Dehnungsband 8 gebildet sind, das
               durch zwei Einschnitte 22 längsgeschlitzt ist, um die drei Schaltfinger zu bilden.
               Das hintere Ende 10 der drei Schaltfinger bzw. des Dehnungsbandes ist allen drei Schaltfingern
               gemeinsam, während die vorderen Enden 11 mit den daran hart angelöteten Kontakten
               13 voneinander getrennt sind, um die Schaltfinger einzeln verstellen zu können.
 
            [0027] In Fig. 3 ist das den vorderen Teil jedes Dehnungsbandes aufnehmende Gehäuse 7 nicht
               dargestellt.
 
          
         
            
            1. Hochstrom-Schaltvorrichtung, mit zwei an Stromleiter anzuschließenden Kontaktplatten
               (1;2), mit wenigstens einem an einer der Kontaktplatten (1) angebrachten, bewegbar
               gelagerten Schaltfinger (3) und mit an den Schaltfingern und der anderen Kontaktplatte
               (2) angeordneten Kontakten (13;17), wobei jeder Schaltfinger über ein Dehnungsband
               (8) mit der einen Kontaktplatte (1) verbunden ist,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß jeder Schaltfinger (3) ein die mechanischen Belastungen aufnehmendes Gehäuse (7)
               aufweist und daß das Dehnungsband (8) sich in dem Gehäuse bis zu dem Kontakt (13)
               des Schaltfingers erstreckt.
 
            2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Dehnungsband (8) jedes
               Schaltfingers (3) aus Kupfer und das Gehäuse (7) aus rostfreiem antimagnetischem Stahl
               besteht.
 
            3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Dehnungsband (8)
               aus an beiden Enden (10;11) des Dehnungsbandes miteinander verschweißten Lamellen
               (9) oder Litzen besteht.
 
            4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kontakt
               (13) jedes Schaltfingers (3) an das eine Ende (11) des Dehnungsbandes (8) angelötet
               ist.
 
            5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das andere
               Ende (10) des Dehnungsbandes (8) an die erste Kontaktplatte (1) angelötet oder angeschweißt
               ist.
 
            6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse
               (7) aus zwei Stahlblechzuschnitten (19, 20) geformt ist, die dauerhaft miteinander
               verbunden sind.
 
            7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse
               (7) den vorderen bzw. freien Teil des Dehnungsbandes (8) umschließt und das Dehnungsband
               mit seinem hinteren Teil aus dem Gehäuse herausragt.