[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erstellung eines begeh- und/oder
befahrbaren Tunnels in einem Gebirge mit Wasserdruck, bei welchem Verfahren durch
maschinellen Abbau von Gestein unter Tag ein Stollen vorgetrieben, das abgebaute Gestein
abtransportiert und der Stollen gegen den Wasserdruck abgedichtet wird.
[0002] Wasserdrücke, insbesondere hohe Wasserdrücke, wie sie z.B. auf dem Niveau des projektierten
Gotthard-Basistunnels in der Pioramulde in der Höhe von ca. 130 x 10
5 Pa erwartet werden, stellen den Tunnelbau vor grosse Probleme. Dies gilt umso mehr,
wenn das Gebirge wie im angeführten Beispiel schlecht verdichtbar ist und eine niedrige
Standfestigkeit aufweist. Der Wasserdruck stellt eine riesige Bedrohung für die Bergarbeiter
dar, da ein Einbruch von Wasser allenfalls sehr rasch den Stollen unter Wasser setzen
kann. Ein Absenken des Wasserdruckes zur Verminderung dieser Gefahr kann je nach Durchlässigkeit
der problematischen Gebirgszone sehr schwierig sein und stellt einen riesigen Eingriff
in das natürliche hydraulische Gleichgewicht des Gebirges dar, dessen Auswirkungen
unabschätzbar sind.
[0003] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der erwähnten Gattung bereitzustellen,
bei welchem die Gefahr für die Bergarbeiter und der Eingriff in den natürlichen Wasserhaushalt
des Gebirges möglichst klein gehalten werden kann.
[0004] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass der Abbau und der Abtransport des
Gesteins sowie die Abdichtung des Stollens unter einem etwa dem Wasserdruck des Gebirges
entsprechenden Gegendruck im Stollen ausgeführt wird. Dadurch bleibt der Wasserdruck
im Gebirge unangetastet und dadurch auch der Wasserhaushalt im Wesentlichen unverändert.
Die Gefahr eines Wassereinbruches in den Stollen ist verkleinert und das Ausmass des
daraus entstehenden Schadens in Grenzen gehalten. Wenn der Gegendruck in einer den
Stollen weitgehend ausfüllenden Flüssigkeit, insbesondere Wasser, aufgebaut wird,
ist die Gefahr des Wassereinbruches gänzlich gebannt, zumal der hydraulische Druck
neutralisiert ist. Der Stollen muss deshalb in der Vortriebsphase auch nicht abgedichtet
sein. Dadurch kann die Abdichtung des Stollens vom Vortriebstollen aus, und daher
unter günstigen räumlichen Bedingungen geschehen. Je höher der Wasserdrucks des Gebirges
ist, desto mehr ist der Druckaufbau in einer Flüssigkeit einem Luftdruck vorzuziehen.
[0005] Während der Vortriebsphase genügt es grundsätzlich eine Felssicherung vorzunehmen
bzw. Massnahmen zu treffen, um den auszugleichenden lithostatischen Druck aufzunehmen.
Zu diesem Zweck kann eine erste Tunnelröhre, z.B. ein Tübing-Aussenring, unter Hochdruckverhältnissen
eingebaut werden, um kontinuierlich mit dem Vortrieb den Stollen zu sichern.
[0006] Vorteilhaft wird der Stollen unter Hochdruckverhältnissen abgedichtet. Dies geschieht
zweckmässigerweise durch einen entsprechend dem hydrostatischen Druck dimensionierten
Stollen-Innenring. Dieser kann z.B. aus Pumpbeton innerhalb der ersten, den lithostatischen
Druck aufnehmenden Tunnelröhre erstellt werden.
[0007] Vorteilhaft wird der Gegendruck im Stollen hoher als der Wasserdruck im problematischen
Gebirge ausgelegt, um ein Einströmen von Bergwasser zu verhindern. Dadurch wird verhindert,
dass das Bergwasser Gebirgsmaterial in den Stollen schwemmt und Trübungen werden gegen
die Stollenwände und daher aus dem Gesichtsfeld geschwemmt.
[0008] Vorteilhaft wird die den Stollen ausfüllende Flüssigkeit in einem Kreislauf geführt,
um sie von Trübungen zu reinigen. Zweckmässigerweise wird der Rücklauf der zirkulierenden
Flüssigkeit von trübenden Verunreinigungen gereinigt und die gereinigte Flüssigkeit
wieder in den Stollen gepumpt. Vorteilhaft geschieht die Reinigung der Flüssigkeit
in atmosphärischer Umgebung und wird die gereinigte Flüssigkeit mittels Hochdruckpumpen
in den Stollen gepumpt. Dadurch kann der anfallende Schlamm unter atmosphärischen
Bedingungen entsorgt werden. Auch das Beigeben von Zusätzen wie Flockungsmittel zum
Ausfällen von Trübungen oder Dichtungsmittel zum Abdichten des Stollens kann unter
atmosphärischen Bedingungen ausgeführt werden.
[0009] Notwendigerweise geschieht die Versorgung und Entsorgung der Baustelle im Hochdruckbereich
von einem atmosphärischen Bereich aus. Vorteilhaft wird zwischen dem unter Druck stehenden
Stollen und einem atmosphärischen Bereich mittels drucksicheren Toren wenigstens eine
Schleuse eingerichtet, um den Transport von Material vom atmosphärischen Bereich in
den Hochdruckbereich und umgekehrt zu ermöglichen, bzw. den Transportweg zu verkürzen.
[0010] Vorteilhaft geschieht die Steuerung und Überwachung der Bauarbeiten im Hochdruckbereich
von einem atmosphärischen Bereich aus und wird im Hochdruckbereich mit ferngesteuerten
Geräten und Maschinen gearbeitet, um die Risiken für die Bergleute möglichst gering
zu halten.
[0011] Zweckmässigerweise wird in standfestem Gebirge im Stollen die Schleuse (oder die
Schleusen) erstellt, der Stollenstumpf jenseits der Schleuse unter Druck gesetzt und
anschliessend der Stollen vom standfesten Gebirge aus in die Wasserdruck aufweisende,
problematische Gebirgszone vorgetrieben. Dadurch wird der Stollenvortrieb in die Wasserdruck
führende problematische Gebirgszone im Schutz des standfesten Gebirges unter atmosphärischen
Bedingungen vorbereitet und der Anstich der problematischen Gebirgszone bereits mit
einem Gegendruck im Stollen ausgeführt.
[0012] Vorteilhaft wird das abgebaute Gestein im Hochdruckbereich zerkleinert und über Rohrleitungen
in den atmosphärischen Bereich transportiert. Dadurch müssen für den Materialabtransport
die Schleusen nicht betätigt werden und das Druckgefälle kann ausgenutzt werden, um
die Beförderung des abzutransportierenden Materials zu unterstützen.
[0013] Zweckmässigerweise wird die erste Tunnelröhre während dem Vortrieb aus Rohrstücken
aufgebaut, welche aus mehreren Teilen, sogenannten Tübingelementen, zusammensetzbar
sind. Dieses Verfahren ermöglicht in bewährter Weise den Aufbau der Tunnelröhre aus
vorfabrizierten Rohrstücken, welche von hinten durch die aufgebaute Tunnelröhre hindurch
an das vordere Ende der Tunnelröhre transportiert werden.
[0014] Vorteilhaft wird der Flüssigkeit ein Flockungsmittel beigefügt, um Trübungen möglichst
rasch auszuflocken und eine hohe Transparenz der Flüssigkeit zu erreichen. Dadurch
wird die optische Überwachung der Arbeiten weniger behindert.
[0015] Vorteilhaft wird die Flüssigkeit in einem Stollenstück unterkühlt und dadurch vereist,
um den unter Druck stehenden Stollen in der problematischen Gebirgszone vom gesicherten
und unter atmosphärischen Bedingungen betretbaren Stollenbereich zu trennen. Dadurch
besteht die Möglichkeit, den Hochdruckbereich mit Mitteln abzusperren, welche keine
mechanische Betriebstauglichkeit der Tore verlangt. Es können dadurch die Tore insgesamt
überholt oder sogar neu eingerichtet werden.
[0016] Vorteilhaft wird zum Entleeren der Schleuse die Flüssigkeit aus der Schleuse in einen
entsprechend grossen Raum gepumpt oder gelassen, und zum Füllen der Schleuse die Flüssigkeit
aus dem Raum in die Schleuse gelassen oder gepumpt. Dadurch muss einerseits beim Entleeren
der Schleuse die beträchtliche Menge an Flüssigkeit nicht abgeführt werden, andererseits
muss die Schleuse beim Füllen nicht durch die Hochdruckpumpen gefüllt werden. Es kann
dadurch Flüssigkeit, Zeit und Energie gespart werden.
[0017] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die Figuren
beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines Tunnels in einem Vertikalschnitt,
- Fig. 2
- schematische Darstellung von zwei parallelen Tunneln im Grundriss,
- Fig. 3
- einen Schnitt durch eine fertige Tunnelröhre.
[0018] In der Figur 1 ist ein Tunnelabschnitt in einem schematischen Schnitt dargestellt.
Mit 11 ist das standfeste Gebirge bezeichnet, von welchem aus ein Stollen 13 in die
problematische Gebirgszone 15 mit hohem Wasserdruck vorgetrieben wird. Der Stollen
13 weist drei Bereiche auf: den atmosphärischen Bereich 17, den Schleusenbereich 19
und den Hochdruckbereich 21. Der Hochdruckbereich 21 ist teils im standfesten Gebirge
11, teils in der problematischen Gebirgszone 15 und wird mit dem Vortrieb des Stollens
13 vergrössert. Zwischen den einzelnen Bereichen 17,19,21 sind drucksichere Panzertore
23, 23' angeordnet. Der atmosphärische Bereich 17 ist bergmännisch begehbar. Der Hochdruckbereich
21 hingegen ist mit Wasser 25 gefüllt. Die Schleuse 26 ist zwischen den Toren 23 und
23' halb mit Wasser 25 gefüllt dargestellt. Der Schleusenbereich 19 ist mit Wasser
25 füllbar und unter Druck setzbar, um ihn gegen den Hochdruckbereich 21 öffnen zu
können. Der Schleusenbereich 19 ist aber auch entleerbar und der Druck im Schleusenbereich
19 ausgleichbar, um ihn gegen den atmosphärischen Bereich 17 öffnen zu können.
[0019] Im atmosphärischen Bereich sind die unterstützenden Einrichtungen wie Energieversorgung
27, Steuerung und Überwachung 29 und Reinigungsbehälter 31,31' für das Wasser 25 untergebracht.
Diese sind daher jederzeit unter gewöhnlichen bergmännischen Bedingungen bedienbar.
[0020] Das Wasser 25 ist in einem Kreislauf 32 geführt. Der Wasserkreislauf 32 kann einen
Hochdruckbereich 32' auf der Vortriebseite des Stollens 13 und einen Bereich 32''
mit niedrigerem Druck im atmosphärischen Bereich des Stollens 13 aufweisen. Der Wasserdruck
im Hochdruckbereich wird durch Hochdruckpumpen 33 aufgebaut. Diese pumpen das Wasser
25 über die Leitung 35 in den unter Wasserdruck stehenden Stollenbereich 21. Über
die Leitung 39 fliesst Wasser 25 vom Hochdruckbereich 21 zurück in den atmosphärischen
Bereich 17. Mit einem Ventil 41 wird der Druck allenfalls reduziert. Dieses zurückfliessende
Wasser 25 weist Verunreinigungen auf, welche in den Absetz- oder Reinigungsbehältern
31, 31' gereinigt werden. An den Kreislauf 32 ist eine Frischwasser-Zuleitung 43 angeschlossen,
um einen allfälligen Wasserverlust auszugleichen. Das Frischwasser wird mit einer
nicht dargestellten Pumpe in den Kreislauf eingepumpt.
[0021] Zum Füllen der Schleuse 26 wird mit einer Pumpe 42 Wasser 25 aus einer Kammer 44,
welche das Wasser 25 des Schleusenbereiches 19 fasst, über die Leitung 45 in diesen
Bereich eingefüllt. Die Luft aus der Schleuse 26 entweicht über die Leitung 46 in
die Kammer 44. Wenn die Schleuse 26 mit Wasser gefüllt ist, werden die Ventile 48,48'
geschlossen. Mit den Hochdruckpumpen 33 wird die Schleuse 26 unter Druck gesetzt bis
dieser dem Druck im Hochdruckbereich 21 entspricht. Dann kann das Tor 23' zwischen
der Schleuse 26 und dem Hochdruckbereich 21 geöffnet werden, um Güter vom Schleusenbereich
19 in den Hochdruckbereich 21, bzw. aus dem Hochdruckbereich 21 in den Schleusenbereich
19 zu verschieben. Beispielsweise können die mit Tübingelementen beladenen Wägelchen
47 im Schleusenbereich 19 mit den leeren Wägelchen 47' im Hochdruckbereich 21 vertauscht
werden.
[0022] Über die Vorlaufleitung 49 und die Rücklaufleitung 51 ist der Kreislauf 32 auch im
Schleusenbereich 19 geschlossen. Das Ventil 53 reduziert den Wasserdruck der Rücklaufleitung
51 zu den Reinigungsbehältern 31, 31' hin und die Pumpen 33 bauen den Druck im schleusenseitigen
Hochdruckbereich 32' des Kreislaufs 32 auf. Der Druck kann auch über eine mit einem
Ventil verschliessbare Verbindungsleitung zwischen dem Hochdruckbereich 21 und dem
Schleusenbereich 19 aufgebaut werden.
[0023] Zum Entleeren des Schleusenbereiches 19 wird dieser vom Kreislauf 32 durch schliessen
der Ventile 53 und 55 abgetrennt. Der Druck wird über das Ventil 53 abgebaut. Hat
sich Normaldruck eingestellt, werden die Ventile 48,48' zur Kammer 44 geöffnet. Das
Wasser 25 wird in die Kammer 44 gepumpt und die Luft strömt aus der Kammer 44 in die
Schleuse 26. Nun kann das Tor 23 zwischen dem atmosphärischen Bereich 17 und dem Schleusenbereich
19 geöffnet werden und ein Austausch von Gütern stattfinden.
[0024] Zur Sicherheit ist ein Tor 23'' (gestrichelt eingezeichnet) im Hochdruckbereich 21
vorgesehen. Sollte eines der Tore 23, 23' versagen, kann mit dem Tor 23'' das defekte
Tor ersetzt und der Schleusenbereich 19 zwischen die Tore 23' und 23'' verlegt bzw.
auf den Bereich zwischen den Toren 23 und 23'' erweitert werden. Dazu müssen allerdings
auch die notwendigen Anschlüsse für die Bewirtschaftung mit Wasser 25, die Energieversorgung
und die Steuerung in den entsprechenden Bereichen vorgesehen sein, welche in der Figur
1 nicht dargestellt sind.
[0025] Um das Druckgefälle, welches ein Tor 23,23',23'' aufzunehmen hat, zu verringern,
kann auch eine Serie von Schleusen hintereinander angeordnet werden. In einer solchen
Reihe von Schleusen muss nur die vom atmosphärischen Bereich her erste Schleuse 26
entleert werden können. Der Druckausgleich zwischen den Schleusen geschieht über Ventile,
mit welchen Wasser 25 von der Hochdruckseite zur Niederdruckseite eines Tores 23,23',23''...
durchgelassen wird.
[0026] Im Hochdruckbereich 21 herrscht gegenüber dem Wasserdruck in der problematischen
Gebirgszone 15 ein leichter Überdruck. Wasser 25 dringt daher ständig vom Hochdruckbereich
21 in die problematische Gebirgszone 15 und wird durch die Frischwasserzufuhr über
die Leitung 43 mittels der Hochdruckpumpen 33 dem Hochdruckbereich 21 des Stollens
13 wieder zugeführt. Durch den Wasserverlust an der Stollenfront 61 entsteht ein leichter
Fluss Richtung problematisches Gestein 15, welcher Trübungen 63, welche beim Abbau
des Gesteins 15 unvermeidlich entstehen, gegen die Stollenfront 61 schwemmen. Je nach
Umfang dieser Strömung kann dadurch das Wasser 25 im Stollen genügend klar bleiben,
um eine ausreichende Sicht an die Stollenfront 61 zu erlauben. Zudem entsteht je nach
den Verhältnissen ein leichter Strömungsdruck, welcher sich günstig gegen Niederbrüche
auswirkt. Mit den Hochdruckpumpen 33 und dem Ventil 41 kann jedoch zusätzlich eine
Strömung im Kreislauf 32 eingestellt werden. Das Frischwasser wird dann nahe der Stollenfront
61 dem Stollen 13 zugeleitet, um das benötigte Gesichtsfeld 65 mit transparentem,
gereinigtem Wasser 25 zu bestücken und das getrübte Wasser 25 aus dem Gesichtsfeld
65 wegzudrängen. Getrübtes Wasser 25 strömt daher der Rücklaufleitung 39 zu und wird
in den Reinigungsbehältern 31,31' gereinigt. Der in den Reinigungsbehältern 31, 31'
anfallende Schlamm 67 kann über Ventile 69,69' abgelassen und entsorgt werden.
[0027] Der Vortrieb des Tunnels, d.h. der Abbau des Gesteins 11,15 und der Einbau von Tunnelrohrstücken
71 kann in bewährter Weise geschehen. Jedoch ist bei der Konstruktion der Maschinen
Unterseeboot-Technologie anzuwenden, damit sie dem Wasserdruck standhalten. Zudem
sind die im Hochdruckbereich 21 eingesetzten Maschinen, wie die Bohrmaschine 73, die
Transporteinrichtungen 47,47', die Versetzmaschine für die Tunnelrohre und Bohr- und
Injektionsmaschinen (nicht eingezeichnet), ferngesteuert, um die Notwendigkeit des
Aufenthalts von Menschen im Hochdruckbereich 21 zu vermeiden. Die Steuerung der Maschinen
73,47,47' geschieht vom atmosphärischen Bereich aus. Viele Abläufe sind durch einen
Rechner in der Maschine 73,47,47' robotermässig steuerbar und müssen lediglich von
einer Zentrale 29 aus überwacht werden. Von der Zentrale 29 aus kann die Maschine
73,47,47' jedoch auch gezielt gesteuert und korrigiert werden. Dazu ist eine gute
Sicht im Hochdruckbereich 21 von Vorteil. Videokameras 75 auf der Bohrmaschine 73
nehmen die Umgebung auf. Ihre Bilder werden über eine Leitung 77 an die Zentrale 29
übermittelt. Die Informationen und Steuerbefehle können z.B. auch über Funk oder andere
elektromagnetische Wellen übermittelt werden. Zur Bekämpfung der Trübung 63 des Wassers
25 ist diesem ein Flockungsmittel zugesetzt. Die Überwachung der Vorgänge im Hochdruckbereich
29 kann z.B. auch mittels Echolot- oder Radartechnik geschehen, um auch bei stärkeren
Trübungen 63 arbeiten zu können.
[0028] Figur 2 zeigt einen schematischen Grundriss einer möglichen Anordnung von zwei parallel
geführten Stollen 13' und 13''. Der Stollen 13' endet innerhalb des standfesten Gebirges
11, der Stollen 13'' ist bis in die problematische Gebirgszone 15 vorgetrieben. Beide
Stollen 13',13'' weisen einen atmosphärischen Bereich 17, einen Schleusenbereich 19
und einen Hochdruckbereich 21 auf, wobei beim Stollen 13' der Hochdruckbereich 21
nicht unter Druck steht, sondern gegen den atmosphärischen Bereich offen ist. Die
atmosphärischen Bereiche 17 beider Stollen 13',13'' sind über einen Verbindungsstollen
79 verbunden. An diesem Verbindungsstollen 79 und zwischen den beiden Stollen 13',13''
ist eine Kaverne 80 für die technische Unterstützung angegliedert. In dieser Kaverne
80 sind beispielsweise die Energieversorgung 27, die Zentrale 29 zur Überwachung und
Steuerung der Maschinen, die Reinigungsbehälter 31,31' und weitere von Menschen zu
bedienende Geräte zur Unterstützung der Bauarbeiten im Hochdruckbereich 21 und des
Transportes durch den Schleusenbereich 19 untergebracht.
[0029] Im Stollen 13' ist vom atmosphärischen Bereich 17 mit einem Schiebetor 81 der Schleusenbereich
19 abtrennbar. Der Schleusenbereich 19 ist mit einem Schiebetor 85 gegen den Hochdruckbereich
21 abschottbar. Der Schleusenbereich 19 ist mit einem Schiebetor 87 in zwei Schleusen
83 und 89 unterteilbar. Die zweite Schleuse 89 ist mit einem Seitenstollen 97 grösser
ausgelegt als die Schleuse 83, um ein grösseres Transportvolumen mit einer Schleusenfüllung
bewältigen zu können und um genügend Platz für Rangiermanöver zu bieten. Die Längen
der Schleusen 83,89 sind wenigstens dazu geeignet, die Tunnelbohrmaschine 73' bzw.
die längste notwendige Maschine aufzunehmen. Im Hochdruckbereich 21 ist im Vortriebstollen
91 eine Vereisungszone 93 mit Kühlleitungen 95 ausgerüstet. Der Hochdruckbereich 21
ist mit einem Seitenstollen 99 versehen, um Platz zum Abstellen einer Rettungsmaschine
101 zum Zurückziehen einer defekten Maschine und/oder zum Abstellen von anderen Maschinen
zu bieten.
[0030] Da der Stollen 13' nicht in die problematische Gebirgszone vorgetrieben ist, steht
er noch nicht unter dem Einfluss des dort herrschenden hohen Wasserdruckes. Der standfeste
Fels 11 schützt den Stollen 13' vor dem Wasserdruck. Deshalb können die Tore 81, 85,
87 wie eingezeichnet offen stehen und auch im Hochdruckbereich 21 atmosphärische Bedingungen
herrschen.
[0031] Der Stollen 13'' weist den identischen Aufbau wie der Stollen 13' auf. Mit drei Toren
81',87',85' sind zwei Schleusen 83',89' zwischen dem atmosphärischen Bereich 17 und
dem Hochdruckbereich 21 gebildet. Die zweite Schleuse 89' weist einen Seitenstollen
97' auf. Auch der Vortriebstollen 91' weist einen Seitenstollen 99' auf. Im Unterschied
zum Stollen 13' ist der Stollen 13'' bis in die problematische Gebirgszone 15 vorgetrieben.
Deshalb muss wenigstens eines der Tore 81',87',85' geschlossen und der Hochdruckbereich
21 mit Wasser 25 gefüllt sein. In der schematischen Darstellung der Figur 2 sind die
Tore 81' und 87' vor und nach der Schleuse 83' geschlossen. Die Schleuse 83' kann
in diesem Zustand gefüllt oder entleert werden. Das Wasser zum Füllen der Schleuse
83 im Stollen 13' ist dasselbe wie das Wasser zum Füllen der Schleuse 83' im Stollen
13'', d.h. es füllt entweder die Schleuse 83 oder die Schleuse 83'. Die Aufgabe der
Kammer 44 von Figur 1 erfüllt für die Schleuse 83 im Stollen 13' die entsprechende
Schleuse 83' im benachbarten Stollen 13'' und umgekehrt. Zu diesem Zweck sind sie
miteinander über entsprechende, nicht eingezeichnete Leitungen verbindbar. Ebenso
sind die Schleusen 89 und 89' miteinander verbindbar, um einen Luft bzw. Wasseraustausch
vornehmen zu können.
[0032] Die Tore 85 und 85' sind für den Normalbetrieb nicht notwendig. Sie sind einerseits
Sicherheitsvorkehrungen, andererseits ermöglichen Sie die Bildung unterschiedlich
grosser Schleusen 83,89;83',89'. Diese Grössenunterschiede ermöglichen einen rationellen
Betrieb der Schleusen 83,89,83',89', da meist nur das kleinere Volumen der Schleuse
83,83' entleert und gefüllt werden muss und nur in Ausnahmefällen die grossen Schleusen
89,89' betrieben werden müssen.
[0033] Eine weitere Sicherheitsvorkehrung sind die Kühlleitungen 95,95' in den Vereisungsbereichen
93,93'. In kritischen Situationen steht durch diese Vorkehrung ein weiterer, nicht
mechanischer Verschluss der Stollen 13',13'' zur Verfügung. Dieser Verschluss des
Stollens 13', 13'' durch Vereisen des Vereisungsbereichs 93,93' ermöglicht z.B. bei
Verschüttung des Schleusenbereiches 19 eine Reparatur der Schleusen 83,83',89,89'
und der Schleusentore 81,87,85,81',87',85'.
[0034] Der Vortriebstollen 91' ist im Bereich der problematischen Gebirgszone 15 mit vorfabrizierten
Rohrelementen 71' ausgekleidet. Diese sind entsprechend dem Gesteinsdruck ausgelegt
und sichern den Stollen 13'' vor Felseinbrüchen.
[0035] Um die aus den Rohrelementen 71' aufgebaute Tunnelröhre 104 herum wird bei Bedarf
ein verstärkender und dichtender Mantel 105 erstellt. Dank dem der Stollen 13'' von
Anfang an in der definitiven Grösse erstellt ist, steht für die dazu notwendigen Bohr-
und Injektionsarbeiten viel Platz zur Verfügung. Die Bohr- bzw. Injektionsmaschinen
107 können deshalb in einem grossen Winkel zur Tunnelachse arbeiten, was die notwendige
Bohrlänge verkürzt.
[0036] In der Figur 3 ist das fertige Tunnel in einem Schnitt dargestellt. Die erste Tunnelröhre
104 wurde aus Tübingringen 71' während dem Vortrieb zusammengestellt. Dieser bildet
eine temporäre Stützung des Gebirges 15. Darin wurde anschliessend unter Hochdruckverhältnissen
der Innenring 108 aus Pumpbeton eingebaut, welcher dem Wasserdruck standhält, auch
wenn die Tunnelröhre gegen den atmosphärischen Bereich geöffnet ist. Die Dichtung
geschieht z.B. mit einer Dichtungsbahn zwischen Tübing und Innenring.
[0037] Nach Durchstossen des Stollens 13'' und Fertigstellen der Tunnelröhren 104 und 108
werden die Maschinen aus der Tunnelröhre 108 in der problematischen Gebirgszone 15
entfernt und der Druck im Tunnel wird langsam und kontrolliert abgebaut. Veränderungen
in der Tunnelröhre 108 werden überwacht. Bei Wassereinbrüchen kann sofort der Druck
wieder angehoben, der Schaden danach unter Hochdruckverhältnissen behoben und die
lecke Stelle verstärkt und gedichtet werden. Nach erfolgreichem Abbau des Druckes
in der Tunnelröhre 108 kann unter atmosphärischen Bedingungen der Endausbau beginnen.
1. Verfahren zur Erstellung eines begeh- und/oder befahrbaren Tunnels in einem Gebirge
mit Wasserdruck, bei welchem Verfahren durch maschinellen Abbau von Gestein unter
Tag ein Stollen vorgetrieben, das abgebaute Gestein abtransportiert und der Stollen
gegen den Wasserdruck abgedichtet wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Abbau und
der Abtransport des Gesteins (15) sowie die Abdichtung des Stollens (13,13',13'')
unter einem etwa dem Wasserdruck des Gebirges (15) entsprechenden Gegendruck im Stollen
(13,13',13'') ausgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegendruck in einer den
Stollen (13,13',13'') weitgehend ausfüllenden Flüssigkeit, insbesondere Wasser (25),
aufgebaut wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegendruck im Stollen
(13,13',13'') höher als der Wasserdruck im Gebirge (15) ausgelegt wird.
4. Verfahren einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass eine erste Tunnelröhre
(104) unter Hochdruckverhältnissen eingebaut wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Stollen
(13,13',13'') unter Hochdruckverhältnissen abgedichtet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Abdichtung des Stollens
(13,13',13'') mit einem entsprechend dem hydrostatischen Druck dimensionierten Innenring
(108) geschieht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit
(25) in einem Kreislauf (32) geführt wird, um sie von trübenden Verunreinigungen (63)
zu reinigen.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Reinigung der Flüssigkeit
(25) in atmosphärischer Umgebung (17) geschieht und die gereinigte Flüssigkeit (25)
mittels Hochdruckpumpen (33) in den Stollen (13) gepumpt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass für die Versorgung
der Baustelle im Hochdruckbereich (21) vom atmosphärischen Bereich (17) her zwischen
dem Hochdruckbereich (21) und dem atmosphärischen Bereich (17) mittels drucksicheren
Toren (23,23',23'';81,87,85; 81',87',85') wenigstens eine Schleuse eingerichtet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass Steuerung
und Überwachung (29) der Bauarbeiten im Hochdruckbereich (21) vom atmosphärischen
Bereich (17) aus geschieht und im Hochdruckbereich (21) mit ferngesteuerten Geräten
und Maschinen (47,47',73,73',73'',101,107) gearbeitet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass in standfestem Gebirge
(11) im Stollen (13,13',13'') die Schleuse (26) oder die Schleusen (83,89;83',89')
erstellt werden, der Stollenstumpf (91,91') jenseits der Schleuse (26;83,89;83',89')
unter Druck gesetzt wird und anschliessend der Stollen (13,13',13'') vom standfesten
Gebirge (11) in das Wasserdruck aufweisende, problematische Gebirge (15) vorgetrieben
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das abgebaute
Gestein (11,15) im Hochdruckbereich (21) zerkleinert und über Rohrleitungen in den
atmosphärischen Bereich (17) transportiert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die erste
Tunnelröhre (104) aus Rohrstücken (71'), welche aus mehreren Teilen zusammensetzbar
sind, aufgebaut wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Flüssigkeit
(25) ein Flockungsmittel beigefügt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit
(25) in einem Stollenstück (93,93') unterkühlt und dadurch vereist wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass zum Entleeren
der Schleuse (26;83;89;83';89') die Flüssigkeit (25) aus der Schleuse (26;83;89;83';89')
in einen entsprechend grossen Raum (44;83';89';83;89) gepumpt oder gelassen wird,
und zum Füllen der Schleuse (26;83;89;83';89') die Flüssigkeit (25) aus dem Raum (44;83';89';83;89)
in die Schleuse (26;83;89;83';89') gelassen oder gepumpt wird.