[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines mit einer Zinn-Silber-Legierung
beschichteten Verbundbands zur Fertigung von elektrischen Kontaktbauteilen.
[0002] Zinn-Silber ist ein sehr guter Kontaktwerkstoff. Er zeichnet sich vor allem durch
seinen geringen elektrischen Widerstand, seine Härte und seine Abriebfestigkeit aus.
[0003] Die Möglichkeiten, einen elektrisch leitfähigen Basiswerkstoff galvanisch mit einer
Zinn-Silber-Legierung zu überziehen, sind jedoch begrenzt. Die US-A-5 514 261 offenbart
in diesem Zusammenhang einen Weg, eine Silber-Zinn-Legierung galvanisch aus einem
cyanidfreien Bad abzuscheiden. Das Bad wird unter Verwendung von Silber als Nitrat
oder Diammin-Komplex, Zinn als lösliche Zinn(II)- oder Zinn(IV)-Verbindung und Mercaptoalkancarbonsäuren
und -sulfonsäuren zubereitet. Aus diesem Bad lassen sich Schichten aus Silber-Zinn-Legierungen
mit einem Silbergehalt von etwa 20 Gew.% bis 99 Gew.% abscheiden.
[0004] Der Silberanteil einer auf diese Weise hergestellten Beschichtung ist relativ hoch.
Schichten mit geringeren Silberanteilen können nicht erzielt werden. Ferner ist die
galvanisch erzeugte Schicht feinzellig mit einer leichten Mikrorauhigkeit. Die Schicht
ist spröde und verträgt nur geringe Biegebeanspruchungen.
[0005] Der Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
aufzuzeigen, welches die Herstellung einer qualitativ hochwertigen Zinn-Silber-Beschichtung
auf einem elektrisch leitfähigen Basiswerkstoff ermöglicht.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in den Merkmalen des Anspruchs
1.
[0007] Danach wird der Basiswerkstoff in einem ersten Beschichtungsschritt mit einer Beschichtung
aus Zinn oder einer Zinnlegierung versehen. In einem zweiten Beschichtungsschritt
wird hierauf eine Silberschicht abgeschieden.
[0008] Durch die sich einstellenden Diffusionsvorgänge entsteht eine Zinn-Silber-Legierungsschicht.
Diese weist gegenüber den zunächst heterogen aufgebrachten Schichten verbesserte Eigenschaften
auf. Die Beschichtung besitzt eine hohe elektrische Leitfähigkeit und sehr gute mechanische
Eigenschaften. Sie ist abriebfest und hart. Auch die Wärmeleitfähigkeit ist hoch.
[0009] Die Beschichtung sichert einen wirksamen Korrosionsschutz und bildet gleichzeitig
eine Löthilfe. Dies ist insbesondere bei elektrischen oder elektronischen Komponenten
von Vorteil.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen
2 bis 8.
[0011] Als Basiswerkstoff können grundsätzlich alle für elektrotechnische Anwendungen übliche
Metalle und Metalllegierungen mit guter elektrischer Leitfähigkeit eingesetzt werden,
wobei Kupfer und Kupferlegierungen besonders bevorzugt sind (Anspruch 8). Kupferwerkstoffe
zeichnen sich durch ihre hohe elektrische Leitfähigkeit aus. Zum Schutz gegen Korrosion
und Verschleiß sowie zur Erhöhung der Oberflächenhärte ist es üblich, den Kupferwerkstoff
mit einem metallischen Überzug zu versehen. In diesem Zusammenhang zählt es zum Stand
der Technik, ein Band aus einem Kupferwerkstoff entweder galvanisch mit Zinn zu beschichten
oder auf ein Kupferband in einem Schmelzbad Zinn oder eine Zinn-Blei-Legierung aufzubringen.
[0012] Neben Kupfer ist aber auch die Verwendung von Zinnbronze, Messing oder niedrig legierten
Kupferlegierungen, beispielsweise CuFe2, als Basiswerkstoff möglich.
[0013] Die Zinnschicht kann auf schmelzflüssigem Wege und die Silberschicht galvanisch aufgebracht
werden, wie dies Anspruch 2 vorsieht. Ferner können sowohl die Zinnschicht als auch
die Silberschicht galvanisch aufgebracht werden (Anspruch 3). Eine weitere vorteilhafte
Vorgehensweise besteht nach Anspruch 4 darin, die Zinnschicht im Schmelztauchverfahren
und die Silberschicht anschließend durch Kathodenzerstäubung, dem sogenannten Sputtern,
aufzubringen. Möglich ist es desweiteren, sowohl die Zinnschicht als auch die Silberschicht
durch Sputtern aufzutragen (Anspruch 5).
[0014] Speziell durch die Kombination der schmelzflüssigen Verzinnung (Feuerverzinnung)
des Ausgangsbands in einer Schichtdicke von 0,5 µm bis 10,0 µm und anschließender
galvanischer Nachversilberung mit einer Dicke der aufgebrachten Silberschicht zwischen
0,1 µm bis 3,5 µm kann ein Verbundband hergestellt werden, welches hohen mechanischen
und physikalischen Anforderungen zur Fertigung von elektrischen Kontaktbauteilen genügt.
Durch die Zinn-Silber-Legierungsbeschichtung kann auch die Temperaturbeständigkeit
unter Betriebsbedingungen im Vergleich zu einer herkömmlichen Zinn- oder Zinn-Blei-Beschichtung
verbessert werden. Das Verbundband ist gut verarbeitbar durch Stanzen, Schneiden,
Biegen oder Tiefziehen. Ferner verfügt es über eine hohe Festigkeit mit guten Federeigenschaften.
Die elektrische Leitfähigkeit ist hoch und die Lotbenetzbarkeit gut. Der aufgebrachte
Überzug ist gleichmäßig in Struktur und Dicke. Desweiteren ist er porenfrei. Durch
die Zinn-Silber-Legierungsbeschichtung wird der Basiswerkstoff zuverlässig gegen Oxidation
und Korrosion geschützt.
[0015] Zusätzlich kann eine Wärmebehandlung, insbesondere als Diffusionsglühung, vorgesehen
werden (Anspruch 6). Die Wärmebehandlung gewährleistet einen zuverlässigen Ausgleich
von möglicherweise noch vorhandenen Konzentrationsunterschieden im Schichtaufbau des
aufgebrachten Überzugs. Vorzugsweise erfolgt die Wärmebehandlung des Verbundbands
in einem Durchlaufprozeß mit einer Temperatur zwischen 140° C und 180° C.
[0016] Vor der Wärmebehandlung kann zum Schutz gegen Anlaufen eine chemische Passivierung
der Oberfläche mittels üblicher Inhibitoren erfolgen.
[0017] Grundsätzlich kann auch eine Wärmebehandlung am verzinnten Ausgangsband vorgenommen
werden. Als vorteilhaft ist auch hier ein Temperaturbereich zwischen 140 und 180°
C anzusehen. Im Anschluß an die Wärmebehandlung des verzinnten Ausgangsbands wird
in einem weiteren Fertigungsschritt die Silberbeschichtung aufgetragen.
[0018] Für die im ersten Beschichtungsschritt aufgetragene Zinnschicht hat sich neben Zinn
eine Zinnlegierung mit Anteilen von Blei bewährt. Wird die Zinnschicht auf schmelzflüssigem
Wege aufgebracht, hat sich ferner eine Zinnlegierung als vorteilhaft erwiesen, die
0,1 bis 10 Gew.% mindestens eines der Elemente aus der Gruppe Silber, Aluminium, Silizium,
Kupfer, Magnesium, Eisen, Nickel, Mangan, Zink, Zirkonium, Antimon, Rhodium, Palladium
und Platin enthält. Der Rest besteht aus Zinn einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen
und geringer Desoxidations- und Verarbeitungszusätze.
[0019] Ferner kann eine kobalthaltige Zinnlegierung verwendet werden mit einem Kobaltanteil
zwischen 0,001 bis 5,0 Gew.%. Desweiteren können dieser Zinnlegierung 0,1 bis 10 Gew.%
Wismut und/oder 0,1 bis 10 Gew.% Indium zulegiert sein.
[0020] Durch einen Kobaltzusatz wird die Ausbildung einer feinkörnigen gleichmäßigen intermetallischen
Phase zwischen Basiswerkstoff und Beschichtung gefördert. Ferner wird die Gesamtschichthärte
bei Verbesserung der Biegbarkeit erhöht. Desweiteren kann die Scherfestigkeit verbessert
und der Elastizitätsmodul verringert werden. Wismut und Indium führen zu einer zusätzlichen
Härtesteigerung durch Mischkristallhärtung.
[0021] Die Erfindung ermöglicht die Herstellung eines in ihren mechanischen und physikalischen
Eigenschaften hochwertigen Überzugs aus einer Zinn-Silber-Legierung auf dem Ausgangsband.
Gemäß den Merkmalen des Anspruchs 7 wird die Zinnschicht in einer Dicke zwischen 0,5
µm und 10,0 µm aufgebracht, wobei sie vorzugsweise zwischen 0,8 µm und 3,0 µm liegt.
Die nachfolgende Silberschicht weist eine Dicke zwischen 0,1 µm und 3,5 µm auf, vorzugsweise
zwischen 0,2 µm und 1,0 µm. Diese heterogenen Schichten homogenisieren anschließend
durch Diffusion zu einer Zinn-Silber-Legierungsschicht.
[0022] Das erfindungsgemäße Verbundband ist daher besonders gut für die Fertigung von elektrischen
Kontaktbauteilen geeignet, welche Biege- und Scherbeanspruchungen ausgesetzt sind,
beispielsweise von elektrischen Steck- oder Klemmverbindern. Solche Verbinder können
mehrfach gesteckt und gelöst werden, ohne daß sich der Kontaktwiderstand nennenswert
ändert.
[0023] Ferner kann das erfindungsgemäß hergestellte Verbundmaterial auch für die Fertigung
von elektromechanischen und elektrooptischen Bauelementen oder Halbleiterbauelementen
und ähnlichem Verwendung finden.
1. Verfahren zur Herstellung eines metallischen Verbundbands zur Fertigung von elektrischen
Kontaktbauteilen, bei welchem ein Ausgangsband aus einem elektrisch leitfähigen Basiswerkstoff
zunächst mit einer Schicht aus Zinn oder einer Zinnlegierung versehen und anschließend
hierauf eine Schicht aus Silber abgeschieden wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnschicht schmelzflüssig und die Silberschicht galvanisch aufgebracht
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnschicht und die Silberschicht galvanisch aufgebracht werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnschicht schmelzflüssig und die Silberschicht durch Kathodenzerstäubung
(Sputtern) aufgebracht werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnschicht und die Silberschicht durch Kathodenzerstäubung (Sputtern) aufgebracht
werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß am Verbundband eine Wärmebehandlung, insbesondere ein Diffusionsglühen, vorgenommen
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnschicht in einer Dicke zwischen 0,5 µm und 10,0 µm und die Silberschicht
in einer Dicke zwischen 0,1 µm und 3,5 µm aufgebracht werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Basiswerkstoff Kupfer oder eine Kupferlegierung verwendet wird.