[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verbrennen von Feststoffen auf einem wassergekühlten
Schub-Verbrennungsrost, wie er zum Beispiel in Kehrichtverbrennungsanlagen zum Einbau
kommt. Desweiteren geht es um eine spezifische Rostplatte und einen aus solchen Rostplatten
aufgebauten Rost, wie er zur Durchführung des Verfahrens nötig ist. Bei den zu verbrennenden
Feststoffen kann es sich um verschiedenste Arten von Feststoffen handeln, sei es Braunkohle,
Sägespäne, Holz- und Gummi-Schnitzel, allerlei Restwaren, Industrieabfall, Klärschlamm,
Krankenhaus- oder Haushaltmüll bzw. Kehricht, usw. usf.
[0002] Bei den herkömmlichen Schubverbrennungsrosten, welche in Kehrichtverbrennungsanlagen
zum Einbau kommen, und die aus treppenförmig aufeinanderliegenden Roststufen bestehen,
von denen jede zweite in Schubrichtung beweglich ist, wird die Primärluft von unterhalb
des Rostes durch diesen hindurch in das Brennbett geblasen. Bei den noch mehrheitlich
im Einsatz stehenden Gussrosten, bei denen also die einzelnen Roststufen aus einer
Reihe lose nebeneinanderliegender oder miteinander verschraubter Guss-Roststäbe bestehen,
gelangt die Primärluft durch seitliche und/oder im Kopfbereich angebrachte Ausnehmungen
in den Gussroststäben auf die Rostoberseite. Die Primärluft wird durch den Rost hindurch
gefördert, indem in den Zonen unterhalb des Rostes mittels grossdimensionierter Ventilatoren
entsprechende Ueberdrucke der Grössenordnung von ca. 40mm bis 250mm Wassersäule aufgebaut
werden. Pro Rostoberfläche sieht man etwa 2% als freibleibenden Durchgangsquerschnitt
für die Primärluft vor, und pro Quadratmeter Rostoberfläche werden bis 2'500 m
3 Luft pro Stunde durch den Rost gefördert, um eine Vorstellung von der Grössenordnung
des Luftdurchsatzes zu vermitteln. Die Geschwindigkeit der durchströmenden Luft erreicht
dabei Spitzen von über 30m/s. Diese durch den Rost strömende Luft dient zum einen
als Primärluft für das Feuer, zum andern als Kühlluft für den Gussrost. Ein Nachteil
dieses Konzeptes ist, dass die Luft recht unausgeglichen in das Brennbett gelangt.
Verklemmt sich zum Beispiel ein Draht oder ein sonstiges Kleinteil zwischen zwei benachbarten
Roststäben, so ist der Abstand zwischen diesen auf Kosten der Abstände zwischen den
übrigen Roststäben erweitert. Das hat zur Folge, dass durch diesen Spalt die ungleich
grössere Luftmenge strömt als durch die Schlitze zwischen den anderen Roststäben.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass bei hohen Heizwerten des Brenngutes und
lokal dünnem Brennbett, wie es im Verlaufe des Brennguttransportes immer wieder auftritt,
der dort wirkende Primärluftstrom das Brennbett durchbricht, eine hohe Stichflamme
erzeugt und damit Staub und Asche weit in den Kesselraum hinauf mitnimmt, ohne den
Sauerstoff vollständig an das Feuer abzugeben. Man hat dann einen lokal übermässigen
Luftüberschuss, was der Rauchgasqualität abträglich ist.
[0003] Eine wesentliche Verbesserung des Verbrennungsverfahrens konnte mit wassergekühlten
Rosten aus hohlen und vorzugsweise aus Blech hergestellten Rostplatten erzielt werden,
die sich vorteilhaft über die ganze Rostbreite erstrecken. Die Rostplatten weisen
dann Primärluft-Zufuhrkanäle auf, zum Beispiel die Rostplatte durchsetzende Primärluft-Zufuhrrohre,
die sich gegen oben auch verjüngen können, oder die Primärluft-Zufuhrkanäle sind durch
Ausnehmungen für die Durchleitung von Primärluft gebildet, sodass die Primärluft also
von unterhalb des Rostes durch diesen hindurch auf seine Oberseite leitbar ist. Infolge
der über die Breite durchgehenden Rostplatten kann keine Schlacke mehr zwischen einzelnen
Rostelementen hindurch unter den Rost fallen, wie das bei Roststufen aus mehreren
lose nebeneinanderliegenden Roststäben der Falls ist. Somit ist der Schlackendurchfall
praktisch unterbunden. Der grosse Vorteil eines wassergekühlten Rostes ist jedoch
in der Tatsache zu sehen, dass die durch ihn geförderte Luft einzig die Funktion der
Luftzufuhr für die Verbrennung zu erfüllen hat, und keinerlei Kühlfunktion aufweisen
muss. Dadurch lässt sich die Fördermenge der Luft drastisch reduzieren, was zu einem
viel ruhigeren und besser optimierten Feuer führt. Die Verteilung der Primärluft über
die einzelnen Primärluft-Zufuhrkanäle bleibt weitgehend gleichmässig. Ein Nachteil
ist jedoch immer noch darin zu sehen, dass insbesondere bei hohen Heizwerten und/oder
bei lokal dünnem Brennbett der Primärluftstrahl, welcher durch die dortige Mündung
des Primärluftkanals ausströmt, das Brennbett durchbrechen kann.
[0004] Ganz allgemein werden zunehmend höhere Anforderungen an die Verbrennungsverfahren
gestellt. Weil die Zusammensetzung und somit der Heizwert wie auch das anfallende
Volumen zum Beispiel des Haushaltmülls regional und saisonal stark schwankt und auch
dessen physikalische Eigenschaften wie spezifisches Gewicht, Stückgrössenverteilung,
Luftdurchlässigkeit, Feuchtigkeit, Aschengehalt, Anteil von Buntmetallen usw. stark
variieren, ist es nicht einfach, stets einen guten Ausbrand der Verbrennungsgase und
der Schlacke bei Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Werte zu erzielen. Angestrebt
wird eine gleichmässige Temperaturverteilung innerhalb des Gasstromes im Kesselraum,
wozu eine kontrollierte und gleichmässige Verbrennung auf dem Rost und im Feuerraum
über dem Rost kardinal ist. Die endliche Anzahl von Primärluft-Zufuhrleitungen bzw.
-Mündungen, das zeitweise Zusetzen einzelner Mündungen, das unregelmässige Schüttvolumen
und die dadurch variierende Schichthöhe des Brenngutes und dessen schwankender Heizwert
führen aber oft zu ungleichmässiger Verbrennung.
[0005] Mangelhafte Primärluftzufuhr auf luftgekühlten Rosten kann zu Ueberhitzungen auf
dem Rost führen. Die Ausbrandzone wird verlängert und ein unbefriedigender Schlackenausbrand
ist die Folge. Der Luftmangel im Feuerraum beeinträchtigt den Gasausbrand und die
Strömungsverhältnisse im Kesselraum. Dies wiederum führt zu übermässiger Verschmutzung
der Kesselwände. Setzen sich einzelne Primärluft-Zufuhröffnungen zu, so führt das
zu einer Erhöhung der Luftaustrittsgeschwindigkeiten bei den offengebliebenen Mündungen
und dort, wo der Primärluftstrahl das Brennbett durchbricht (Durchbläser), zu einer
Strähnenbildung im Feuerraum, zu einer erhöhten CO- und NO
x-Bildung und erhöhtem Staubauswurf. Wenn infolge der Konsistenz des Brenngutes auf
der einen Seite des Rostes die Mündungen teilweise oder ganz zugesetzt werden, so
bewirkt das ein ungleichmässiges Brennbett, das nur einseitig hinreichend ausbrennt.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren anzugeben, mit
welchem das Durchbrechen des Brennbettes mit Primärluft, sowie das Zusetzen bzw. Verstopfen
von Primärluft-Zufuhröffnungen weitgehend verhinderbar ist, und welches einen geringeren
Luftdurchsatz, eine bessere Verbrennung und damit auch bessere Rauchgasqualitäten
ermöglicht. Weiter ist es die Aufgabe der Erfindung, eine Rostplatte sowie einen aus
solchen Rostplatten aufgebauten Rost anzugeben, auf dem dieses Verfahren ausgeübt
werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird gelöst von einem Verfahren zum Verbrennen von Feststoffen auf
einem Schubverbrennungsrost, das sich dadurch auszeichnet, dass die durch den Schubverbrennungsrost
in das Brennbett zugeführte Primärluft nach dessen Durchströmen mittels auf der Schubrost-Oberfläche
angeordneter Leitelemente umgelenkt wird. Desweiteren wird die Aufgabe gelöst von
einer Rostplatte und einem Rost aus solchen Rostplatten, wie er für die Durchführung
des Verfahrens nötig ist, gemäss den Merkmalen des Patentanspruches 5 zur Rostplatte
und des Patentanspruches 10 zum Rost.
[0008] In den Figurenzeichnungen sind verschiedene Varianten von Rostplatten für den Aufbau
eines Schubverbrennungsrostes dargestellt, der sich zur Ausübung des Verfahrens eignet.
Anhand dieser Zeichnungen werden das Verfahren und die Vorrichtungen beschrieben und
deren Vorteile erläutert.
[0009] Es zeigt:
- Figur 1:
- Einen Schubverbrennungsrost im Querschnitt von der Seite her gesehen, mit Leitelementen
über den Mündungen der durch ihn führenden Primärluft-Zufuhrkanäle;
- Figur 2:
- Eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form von aufgeschweissten,
bügelförmigen Leitblechen;
- Figur 3:
- Eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form von aufgeschweissten
flachen Leitblechen;
- Figur 4:
- Eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form eines aufgeschweissten,
sägezahnförmigen Stahlbleches;
- Figur 5:
- Eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form von aufgeschraubten
Mündungskappen;
- Figur 6:
- Eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form von eingeschweissten
Rohren mit kappenförmigem Ende;
- Figur 7:
- Ein Diagramm zur Diskussion der Rauchgase G und der Anlageneffizienz E in Funktion
des O2-Anteils im Rauchgas G.
[0010] Schub-Verbrennungsroste weisen stationäre und bewegliche Roststufen aus Rostplatten
oder aus einer Reihe von Roststäben auf, wobei die Roststufen treppenförmig aufeinander
aufliegen. Diese Schub-Verbrennungsroste können so eingebaut sein, dass das Brennbett
im wesentlichen horizontal liegt, oder aber geneigt, wobei Neigungen bis um die 20
Winkelgrade oder mehr üblich sind. Aus der EP-0'621'449 ist ein wassergekühlter Schubverbrennungsrost
bekanntgeworden. Seine Rostplatten sind aus Stahlblech gefertigt und bilden brettförmige
Hohlkörper, die sich über die Breite der ganzen Rostbahn erstrecken und durch welche
Wasser als Kühlmedium geleitet wird. Jede zweite Rostplatte ist beweglich und kann
somit einen Schür- oder Transporthub ausführen. Wenn es sich um einen Vorschub-Rost
handelt, so können die beweglichen Rostplatten mit ihrer Stirnseite Brenngut auf die
nächst tieferliegende Rostplatte vorschieben. Demgegenüber bildet ein Rückschubrost
eine gewissermassen verkehrt eingebaute, geneigte Treppe. Die Stirnseiten der beweglichen
Rostplatten transportieren bei einem Rückschubrost das hinter ihnen liegende Brenngut
zurück, wonach dieses wieder in Richtung der Rostneigung nach unten kollert. Die beweglichen
Rostplatten, das heisst die jeweils zwischen zwei stationären Rostplatten angeordneten
Rostplatten, werden meist kollektiv in Fallrichtung ihrer Neigung hin und her bewegt.
Damit wird erreicht, dass der auf dem Rost liegende, brennende Kehricht bei einer
hohen Verweilzeit von 45 bis 120 Minuten ständig umgelagert und auf dem Rost gleichmässig
verteilt wird.
[0011] Ein vorteilhafter Aufbau dieses Schub-Verbrennungsrostes mit seinen wesentlichen
Elementen ist in Figur 1 ersichtlich, in welcher ein Abschnitt eines Schub-Verbrennungsrostes
anhand eines Querschnittes gezeigt ist. Der Rost besteht aus treppenförmig angeordneten
Roststufen, die je von einer hohlen, wassergekühlten Rostplatte 1,2,3,4 gebildet werden.
Jede zweite Roststufe, in der Figur die Rostplatten 2 und 4, ist beweglich ausgeführt,
während die zwischenliegenden Rostplatten stationär an Querrohren 5 eingehängt sind.
Die beweglichen Rostplatten 2,4 sind seitlich je an einer Rolle 6 gelagert und liegen
mit ihrem Hinterteil auf vertikalen Rollen 7 auf, die an den seitlich begrenzenden
Planken angeordnet sind. Jede bewegliche Rostplatte 2,4 wird von einer eigenen hydraulischen
Kolben-Zylinder-Einheit 8 angetrieben. An der Stirnseite jeder Rostplatte münden durch
die Rostplatte hindurch verlaufende Rohre 9 für die Zufuhr von Primärluft aus dem
Bereich unterhalb des Rostes. Diese Primärluft-Zufuhrrohre 9 münden etwas oberhalb
der Oberfläche der Rostplatte und weisen einen Langloch-förmigen Querschnitt auf,
wie das später noch gezeigt wird. Dadurch wird schon bisher vermieden, dass durch
diese Rohre übermässig viel Schlacke durchfällt. Die Mündungen dieser Primärluftrohre
9 oder entsprechender Primärluft-Zufuhrkanäle sind wie hier gezeigt mit Leitelementen
10 in Form von Mündungskappen aus bügelförmigen Leitblechen versehen, die einfach
auf die Rostplatten-Oberseite aufgeschweisst sind. Der obere Abschnitt der Leitbleche
ist im Querschnitt V-förmig. Der von unten auf diese Leitbleche auftreffende Primärluftstrahl
wird daher von den Leitblechen geteilt und seitlich abgelenkt. Gleichzeitig decken
die bügelförmigen Leitbleche die Mündung in Schubrichtung des Rostes ab, sodass das
Brenngut um die Leitbleche herumgeleitet wird und nicht direkt die Primärluftmündungen
überstreicht.
[0012] In Figur 2 ist ein Teil der Vorderkante einer Rostplatte mit einer Ausführung der
Leitelemente in Form von aufgeschweissten bügelförmigen Leitblechen 10 in perspektivischer
Darstellung gezeigt. Man sieht die langlochförmigen Primärluft-Zufuhrrohre 9, welche
ein bis wenige Millimeter über der Oberfläche der Rostplatte münden. Ueber diesen
Mündungen sind die Mündungs- oder Düsenkappen 10 in Form der bügelförmigen Leitbleche
10 aufgeschweisst. Diese Leitbleche 10 bestehen aus Stahlblech und bilden von der
Seite her gesehen, wenn sie aufgeschweisst sind, eine Trapezform, wobei das Blechstück,
welches die obere Seite des Trapezes bildet, im Querschnitt V-förmig ausgeführt ist,
was durch eine einfache Abkantung erzielt werden kann. Mit dieser Form wird der von
unten auftreffende Primärluftstrom wie mit den Pfeilen angedeutet zweigeteilt und
seitlich abgelenkt und dabei auch verwirbelt. Die Wirkung ist, dass die Luft mit deutlich
reduzierter Geschwindigkeit und sozusagen diffus in das Brenngut eindringt. Die Luft,
welche durch die in einer Reihe angeordneten Primärluftmündungen einströmt, vermag
das Brennbett in seiner ganzen Breite diffus zu durchdringen, sodass der Luftsauerstoff
viel homogener als bisher der Verbrennung zugeführt wird. Anstelle der hier gezeigten
Form der bügelförmigen Leitbleche können diese auch einen halbkreisförmigen Bogen
bilden, oder auch einen Winkel, der wie ein Giebel über der Mündung auf die Rostplatte
aufgeschweisst ist. Die Montagerichtung kann dabei beliebig gewählt werden, sodass
die Winkel ebene auch im rechten Winkel zur Schubrichtung verlaufen kann. Wenn die
Bleche so wie in der Figur gezeigt montiert werden, stellt das auch sicher, dass die
Primärluft-Zufuhrmündungen nicht verstopfen.
[0013] Die Figur 3 zeigt eine Rostplatte mit einer Ausführung der Leitelemente in Form von
aufgeschweissten flachen Leitblechen 12. Auch diese Variante erfüllt den angestrebten
Zweck, nämlich die Umlenkung der Primärluft und deren Diffusion, was wiederum mit
Pfeilen angedeutet ist. Diese Flacheisen 12 können noch einen weiteren Zweck erfüllen.
Sie wirken nämlich als Widerhaken und nehmen bei jedem Vorwärtsschieben der beweglichen
Platten das vor dem Bereich der Flacheisen 12 liegende Brenngut mit, während sie beim
Zurückziehen dieses wieder freigeben und die Primärluft hernach wieder die Flacheisen
12 anströmt und sie kühlt. Das in vertikaler Richtung oberhalb der Flacheisen 12 auf
dem Rost liegende Brenngut wird durch dieses Mitnehmen vom darunterliegenden Material
getrennt, sodass eine horizontale Verschiebung der Brennbettschichten erfolgt. Auch
mit dieser Lösung wird das Verstopfen oder Zusetzen der Primärluft-Zufuhröffnungen
vermieden, denn wenn sich die nächstfolgende, darunterliegende Roststufe relativ gesehen
von den Zufuhröffnungen wegbewegt, löst sich auch das während der vorher entgegengesetzten
Relativbewegung allenfalls unter dem Flacheisen 12 eingeklemmte Material und gibt
die Mündung wieder frei.
[0014] Die Figur 4 zeigt eine weitere Variante für ein Leitelement, indem hier ein sägezahnförmiges
Blech 13, ähnlich der Form eines Mähbalkenmessers, über die Breite des Rostes auf
der Vorderkante der Rostplatte aufgeschweisst ist. Die Sägezähne ragen jeweils über
eine Düse der Primärluftzufuhr, sodass der austretende Primärluftstrom auf jeweils
einen Sägezahn auftrifft und von diesem gegen vorne und die beiden Seiten umgelenkt
wird. Auch mit dieser Ausführung wird eine horizontale Verschiebung der Brennbettschichten
erzielt, und gleichzeitig wird das Zusetzen der Primärluft-Zufuhröffnungen vermieden.
[0015] Die Figur 5 zeigt eine Ausführung mit aufgeschraubten Mündungs- oder Düsenkappen
14. Die Primärluft-Zuführkanäle bzw. -rohre sind in diesem Fall kreisrund und die
Rohrmündungen, welche die Rostplattenoberfläche leicht überragen, weisen ein Aussengewinde
auf. Auf dieses ist die Düsenkappe 14 aufgeschraubt. Es kann sich bei diesen Düsenkappen
14 um handelsübliche Fittinge mit Sechskant-Aussenform handeln, die für diesen Einsatzzweck
mit radialen Bohrungen 15 versehen werden. Die Fittinge werden nur über einen kleinen
Teil ihres Gewindes aufgeschraubt, sodass die Primärluft ungehindert durch die radialen
Bohrungen 15 austreten kann. Sie wird daher nach der Rohrmündung von den Fittingen
umgelenkt und strömt durch die im gezeigten Beispiel sechs Bohrungen radial aus, wodurch
sie allseitig in das umliegende Brenngut diffundiert, wie das mit den Pfeilen angedeutet
ist. Ein Zusetzen der rundum angeordneten Mündungen ist wegen der Relativbewegung
der Mündungs- und Düsenkappen 14 zum transportierten Brenngut unmöglich. Selbstverständlich
können solche Düsenkappen auch andere Formen aufweisen und aufgeschweisst statt aufgeschraubt
sein.
[0016] Die Figur 6 zeigt eine weitere Ausführungsvariante für die Leitelemente. Diese bestehen
hier aus Rohren 16 mit langlochförmigem Querschnitt 17. Diese Rohre 16 sind einenends
verschlossen und bilden dort eine abgerundete Kappe 18. Mit ihrer offenen Seite nach
unten gerichtet sind diese Rohre 16 in entsprechende Langlöcher im oberen und unteren
Rostplatten-Blech eingesetzt und dichtend in diese Langlöcher eingeschweisst. Dabei
sind sie länger als die Rostplattendicke ausgeführt und mit ihrem unteren Ende bündig
mit der Unterseite der Rostplatte in diese eingeschweisst, sodass sie dann mit ihrem
kappenseitigen Ende die Rostplattenoberfläche überragen. Auf beiden Seiten des die
Rostplatte überragenden Abschnittes der Rohre 16 sind unterhalb der Kappen 18 in den
ebenen Bereichen Schlitze 19 vorgesehen, die im Rohr 16 von innen nach aussen gegen
abwärts gerichtet sind. Erstens wird die Luft dadurch in der Kappe 18 umgelenkt und
strömt dann je nach Ausführung der Schlitze 19 in den Kappen 18 aufwärts, horizontal
oder schräg abwärts durch dieselben auf das Müllbett, und zweitens sind die Schlitze
19 durch diese Anordnung weitgehend vor Verstopfung durch Brenngut geschützt, denn
sie bewegen sich nur längs des Brenngutes und sind wie gesagt gegen abwärts gerichtet.
Wegen der abgerundeten Kappen 18 können die Rohrabschnitte, welche die Rostplattenoberfläche
überragen, mit den bewegten Rostplatten quasi durch das Brenngut fahren, bzw. das
Brenngut kann an diesen Rohrabschnitten vorbeigeschoben werden, ohne dass es an scharfen
Kanten hängenbliebt und ein Rohr 16 möglicherweise dadurch deformiert oder gar abgerissen
würde.
[0017] Grundsätzlich können solche zu den Figuren beschriebene Leitelemente auf der Oberseite
der Rostes nur an wassergekühlten Rosten realisiert werden, denn diese bleiben im
Betrieb auf einer niedrigen Temperatur, sodass ein Grossteil der Wärme aus den Leitelementen
an den Rost abgeleitet wird. An luftgekühlten Rosten hingegen würden solche Elemente
innert kürzester Zeit verbrennen.
[0018] Ein aus wassergekühlten Rostplatten aufgebauter Schubverbrennungsrost kann also mit
solchen Leitelementen bestückt sein und ermöglicht es dann grundsätzlich, dass die
durch den Schubverbrennungsrost auf das Brennbett zugeführte Primärluft nach dem Austritt
aus der Schubrost-Oberfläche zunächst umgelenkt wird. Die damit erzielte Diffusion
der Primärluft und ihr demzufolge homogeneres Durchdringen des Brennbettes erweist
sich als enorm vorteilhaft für die Qualität der Verbrennung. Nachfolgend werden die
Einflüsse des Sauerstoffeintrages qualitativ diskutiert:
[0019] In Figur 7 ist hierzu ein Diagramm zur Beurteilung der Verbrennungsqualität gezeigt,
wobei die Rauchgase G und die Anlageneffizienz E in Funktion des O
2-Anteils im Rauchgas G aufgetragen sind. Der CO-Wert wird als übergeordnetes Mass
für die Verbrennungsqualität betrachtet. Nun sieht man anhand dieses Diagrammes, dass
der CO-Grenzwert (CO
max) über eine relativ grosse Bandbreite des O
2-Anteils im Rauchgas eingehalten wird. Mit abnehmendem O
2-Anteil nimmt auch der NO
x-Anteil ab und die Effizienz E der Verbrennungs-Anlage steigt bei gleichzeitig abnehmendem
Gasvolumen-Strom V. Wenn der O
2-Anteil jedoch über ein gewisses Mass weiter reduziert wird, so steigt der CO-Wert
plötzlich steil an. Es muss also das Ziel der Verbrennungssteuerung sein, den O
2-Wert so tief zu halten, dass der NO
x-Anteil minimal wird und gleichzeitig der CO-Grenzwert gerade noch eingehalten wird.
Ein solcher idealer Arbeitspunkt ist im Diagramm eingezeichnet. Er gewährleistet nebst
den zu erzielenden Rauchgaswerten auch eine hohe Anlageneffizienz. Wegen des mit dem
vorliegenden Verfahren optimierten Sauerstoff-Eintrages muss weniger Luft durch das
Brenngut geblasen werden. Somit komt man näher an das grundsätzliche Ziel einer stöchiometrischen
Verbrennung heran. Weiter hat man auch weniger Staubauswurf. Die Staubteilchen sind
zudem weniger schnell. Das reduziert die Erosion der Kesselwände. Schnelle und viele
Staubteilchen behandeln nämlich die Kesselwände ähnlich wie eine Sandstrahlung.
[0020] Versuche in einer Kehrichtverbrennungsanlage haben gezeigt, dass mit Einsatz dieses
Verfahrens der Ueberdruck unter dem Rost auf einen Drittel des sonst nötigen Wertes
heruntergefahren werden konnte, und die geforderten Rauchgasqualitäten dennoch eingehalten
werden. Es strömen also nicht mehr so grosse Luftmengen mit hoher Geschwindigkeit
und örtlich unkontrolliert durch den Rost und das Brenngut, sondern es wird in gezielter
Menge Sauerstoff ganz sachte, das heisst mit niedriger Strömungsgeschwindigkeit in
das Brenngut diffundiert. Dadurch wird kein unnötiges Rauchgasvolumen erzeugt, die
Rauchgasgeschwindigkeit wird erheblich reduziert und somit auch der Anfall von Flugasche.
Der kleine Anteil Flugasche wird zudem nicht mehr hoch in den Kessel hinaufgewirbelt.
All dies gestattet es, den Kessel und sämtliche nachgeschalteten Anlagenkomponenten
kleiner und somit kostengünstiger zu dimensionieren.
1. Verfahren zum Verbrennen von Feststoffen auf einem Schubverbrennungsrost, dadurch
gekennzeichnet, dass die durch den Schubverbrennungsrost in das Brennbett zugeführte
Primärluft nach dessen Durchströmen mittels auf der Schubrost-Oberfläche angeordneter
Leitelemente (10,12,13,14,16) umgelenkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Primärluftstrom nach Durchströmen
des Schubverbrennungsrostes auf über den Mündungen angeordnete Leitelemente (10,12,13,14,16)
auftrifft und von jedem Leitelement umgelenkt wird, sodass die Primärluft - im Vergleich
mit ihrer Geschwindigkeit in Richtung des austretenden Primärluftstromes - mit verlangsamter
Geschwindigkeit diffus in das Brenngut strömt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Primärluftstrom
durch in die Rostplatte (1-4) eingeschweisste Rohre (16) strömt, welche die Rostplattenoberfläche
überragen und oben kappenförmig verschlossen sind, sowie seitliche, schräg nach aufwärts,
abwärts oder horizontal verlaufende Schlitze (19) aufweisen, sodass die durch die
Schlitze (19) austretende Primärluft diffus in das Brenngut strömt und dort zu einem
homogenen Luftdurchsatz mit langsamer Durchsatzgeschwindigkeit beiträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Primärluftstrom
nach dem Austritt aus der Schubrost-Oberfläche auf bügelförmige Leitbleche (10) auftrifft,
die über langlochförmige, in Schubrichtung verlaufende Mündungen angeordnet sind und
über diesen Mündungen einen Bogen schlagen, und dass der aus jeder Mündung austretende
Primärluftstrom am dortigen Leitblech (10) geteilt und umgelenkt wird, wodurch die
Primärluft diffus in das Brenngut strömt und dort zu einem homogenen Luftdurchsatz
mit langsamer Durchsatzgeschwindigkeit beiträgt.
5. Rostplatte für einen Schubverbrennungsrost zum Verbrennen von Feststoffen, bestehend
aus einem durchströmbaren Hohlkörper (14) mit Anschluss-Stutzen für die Zu- und Abfuhr
von Kühlwasser, sowie mit die Rostplatte von unten nach oben durchsetzenden Primärluft-Zufuhrkanälen
(9), dadurch gekennzeichnet, dass über den Mündungen der Primärluft-Zufuhrkanäle (9)
auf der Rostplatten-Oberfläche Leitelemente (10,12,13,14,16) angeordnet sind, aufwelche
die aus der Mündung austretende Primärluft aufzutreffen bestimmt ist.
6. Rostplatte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Leitelemente (16) dadurch
gebildet sind, dass Rohre (16) mit langlochförmigem Querschnitt (17), die einenends
verschlossen sind und dort eine abgerundete Kappe (18) bilden, mit ihrer offenen Seite
nach unten gerichtet in entsprechende Langlöcher (17) im oberen und unteren Rostplatten-Blech
eingesetzt und dichtend in diese Langlöcher eingeschweisst sind, wobei sie mit ihrem
kappenseitigem Ende (18) die Rostplattenoberfläche überragen und auf beiden Seiten
des die Rostplatte überragenden Abschnittes unterhalb der Kappen (18) in den ebenen
Bereichen Schlitze (19) aufweisen, die im Rohr (16) von innen nach aussen führen und
gegen abwärts, aufwärts oder horizontal gerichtet sind.
7. Rostplatte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass über den Mündungen der Primärluft-Zufuhrkanäle
(9) Leitelemente in Form von bügelförmigen Leitblechen (10) oder die Mündungen schiefwinkelig
überragender Flacheisen (12) aufgeschweisst sind, auf welche die aus der Mündung austretende
Primärluft aufzutreffen bestimmt ist.
8. Rostplatte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass längs der Vorderkante der
Rostplatte ein sägezahnförmiges Stahlblech (13) aufgeschweisst ist, dessen Sägezähne
je eine Mündung der Primärluft-Zufuhrkanäle schiefwinklig überragen, und auf welche
die aus der Mündung austretende Primärluft aufzutreffen bestimmt ist.
9. Rostplatte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass über den kreisrunden Mündungen
der Primärluft-Zufuhrkanäle (9) Leitelemente in Form von Mündungs- oder Düsenkappen
(14) angebracht sind, welche radiale Bohrungen (15) zur Diffusion der auftreffenden
Primärluft aufweisen.
10. Schubverbrennungsrost zum Verbrennen von Feststoffen, der aus treppenförmig aufeinanderliegenden
Rostplatten (1-4) aus je einem durchströmbaren Hohlkörper mit Anschluss-Stutzen für
die Zu- und Abfuhr von Kühlwasser besteht, mit die Rostplatte von unten nach oben
durchsetzenden Primärluft-Zufuhrkanälen (9), dadurch gekennzeichnet, dass über den
Mündungen der Primärluft-Zufuhrkanäle (9) Leitelemente (10,12,13,14,16) angeordnet
sind, auf welche die aus den Mündungen austretende Primärluft aufzutreffen bestimmt
ist, und dass jede Roststufe aus ein oder mehreren solcher Rostplatten (1-4) besteht.