[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zur Reduktion von Eisenerz im
Hochofen zu Roheisen mit Hilfe von Kohlenstoff, wobei eine Teilmenge des Kohlenstoffs
dem Eisenerz in Form von Koks zugemischt wird, der die Auf lockerung und Stützung
der Schüttgutsäule und damit deren Durchgasung im Hochofen sicherstellt und wobei
die restliche Kohlenstoffteilmenge als Ersatzreduktionsmittel in den Hochofen eingeblasen
wird.
[0002] Das Einblasen von Kohlenstoffträgern wie beispielsweise Erdgas, Schweröl, Feinkohle
in den Hochofen als Ersatzreduktionsmittel zur Einsparung von Koks wird bereits seit
vielen Jahren praktiziert.
[0003] Die einfachste und zuverlässigste Einbringung der Ersatzreduktionsmittel in den Hochofen
besteht dabei in der Zugabe durch die Windformen des Hochofens. Im unmittelbaren Formenbereich
werden die Ersatzreduktionsmittel zunächst mit Heißwind zu CO
2 und H
2O verbrannt und dann beim Auftreffen auf den Koks zu CO und H
2 reduziert. Beim Einbringen der Ersatzreduktionsmittel in den Hochofen wird dabei
angestrebt, dass eine vollständige Verbrennung bzw. Vergasung der Ersatzreduktionsmittel
im oxidierenden Formenbereich der Gestellzone erfolgt, mit gleichzeitig möglichst
weitgehender Schonung der Blasformen und Windleitungen vor Zerstörung infolge einer
zu frühzeitigen Verbrennung der Ersatzreduktionsmittel.
[0004] Diese Aufgabe ist am einfachsten für gasförmige Ersatzreduktionsmittel und am schwierigsten
für feste Ersatzreduktionsmittel, wie beispielsweise Feinkohle, zu lösen. Für das
Einblasen des Ersatzreduktionsmittels Feinkohle wurden im Laufe der Zeit deshalb unterschiedliche
Kohlenstaubeinblassysteme und -einblasverfahren entwickelt, wie der Veröffentlichung
"Stand der Kohleeinblastechnik in den Hochofen bei Mitgliedswerken des VDEh", Stahl
und Eisen 108 (1988) Nr. 9, Seiten 459 bis 467 zu entnehmen ist. Schwerpunkt und Ziel
der Entwicklungen war, die Energiekosten zu senken und den Koksverbrauch im Hochofen
durch den Einsatz von Ersatzreduktionsmitteln zu reduzieren. Jedoch sind nach betrieblichen
Erfahrungen Einblasmengen von über 200 kg Kohle/t Roheisen aus verfahrenstechnischen
Gründen schwierig dauerhaft zu erreichen.
[0005] Unter dem Gesichtspunkt der bekannten und vielfältig angewendeten Techniken ist es
Aufgabe der Erfindung, im Hinblick auf die Energiekosten die Einsatzmenge von Ersatzreduktionsmitteln
weiter zu steigern und insbesondere ein Verfahren zu entwickeln, mit dem auch weitere,
schwierig zu behandelnde Stoffe als Ersatzreduktionsmittel nutzbar gemacht werden
können.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird verfahrenstechnisch mit den kennzeichnenden Maßnahmen
des Anspruchs 1 und anlagenmäßig mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 7
dadurch gelöst, dass die gesamte, das Ersatzreduktionsmittel bildende Kohlenstoffteilmenge
vor ihrer Einblasung in den Hochofen in einem vom Hochofen räumlich getrennt angeordneten
Vergasungsreaktor durch Vergasung in ein stickstoffarmes Reduktionsgas umgewandelt
wird.
[0007] Durch die erfindungsgemäße Maßnahme, das aus dem Ersatzreduktionsmittel zu bildende
Reduktionsgas außerhalb der Blasformen des Hochofens in einem separaten Vergasungsreaktor
zu erzeugen, wird es möglich, ein stickstoffarmes Reduktionsgas herzustellen, das
mit möglichst hoher Temperatur als Reduktionsgas über die Blasformen in den Hochofen
eingedüst wird. Das Reduktionsgas wird deshalb in seiner Temperatur so eingestellt,
dass es in Rohrleitungen mit oder ohne feuerfeste Auskleidungen zu den Blasformen
transportiert werden kann. Eine aufwendige Gasreinigung und Entschwefelung des erzeugten
Reduktionsgases kann entfallen, da auch bei den direkt eingeblasenen Ersatzreduktionsmitteln
derartige Nachreinigungen nicht durchgeführt werden, und der im Reduktionsgas mitgeführte
Staub unschädlich vor den Blasformen nachverbrennt.
[0008] Es ist aber auch möglich, falls die eingesetzten Ersatzreduktionsmittel aufgrund
ihrer chemischen Zusammensetzung, beispielsweise bei Abfallstoffen, dies erfordern,
eine solche Nachreinigung der heißen Gase durchzuführen, um den Hochofen nicht unnötig
durch Verunreinigungen zu belasten.
[0009] Die für die externe Vergasung der Ersatzreduktionsmittel notwendige Energie kann
durch die Verbrennung von Gichtgas und/oder durch einen zugeführten Brennstoff und/oder
durch die Auskoppelung von Wärme aus der Heißwinderzeugung, die bei der Erzeugung
des Reduktionsgases außerhalb des Hochofens bei einer vorhandenen Hochofenanlage nach
der Umstellung überdimensioniert ist, zugeführt werden.
[0010] Durch das Einblasen von Reduktionsgas, ist die Anreicherung des Heißwindes mit Sauerstoff,
die bei Einblasen von festen Ersatzreduktionsmitteln zur Vergasung des Ersatzreduktionsmittels
und zur Einstellung der Flammtemperatur vor den Blasformen dient, nicht mehr nötig.
Dieser nicht mehr benötigte Sauerstoff kann für die Vergasungsreaktionen eingesetzt
werden.
[0011] Der Windbedarf wird durch die Maßnahme der Erfindung deutlich reduziert. So werden
beispielsweise bei den bisher üblichen Kohleeinblasraten von etwa 100 kg/t Roheisen
etwa 350 Nm
3/t Roheisen Wind mit einer Stickstoffmenge von etwa 240 Nm
3/t Roheisen benötigt. Bei der Erzeugung des Reduktionsgases in einem externen Vergasungsreaktor
entfällt diese Stickstoffmenge ganz oder teilweise, d. h. die Reduktionsgasmenge kann
um diesen Betrag im Hochofen erhöht werden, ohne die Strömungsgeschwindigkeiten des
Reduktionsgases im Hochofen nachteilig zu erhöhen. Als Folge ist eine deutliche Leistungserhöhung
des Hochofens möglich, weiterhin wird auch der Heizwert des Gichtgases durch das Fehlen
des Stickstoffs erhöht.
[0012] Weiterhin ist es nicht mehr erforderlich, die Asche der eingeblasenen Ersatzreduktionsmittel
im Unterofen des Hochofens aufzuschmelzen, da diese Asche in fester oder flüssiger
Form im Vergasungsreaktor verbleibt. Neben der hierfür aufzubringenden thermischen
Energie werden auch die sonst für das Einschmelzen erforderlichen Zuschlagstoffe im
Möller eingespart.
[0013] Auch die bessere und leichtere Verteilung des Reduktionsgases auf die einzelnen Blasformen,
die gemäß der Erfindung ohne größeren apparativen Aufwand durchgeführt werden kann,
ist gegenüber den bekannten Verfahren mit pneumatisch geförderten und direkt eingeblasenen
Ersatzreduktionsmitteln mit den hierfür notwendigen Vorrichtungen von Vorteil.
[0014] Schließlich ist auch die separate Steuerung des Vergasungsprozesses außerhalb des
Hochofens ein entscheidender Vorteil, da dieser Vergasungsprozess individuell an die
zu vergasenden Einsatzstoffe durch eine entsprechende Mess- und Regeltechnik angepasst
und somit auch schwierige Abfallstoffe als Ersatzreduktionsmittel zur Vergasung eingesetzt
werden können, was bei der Vergasung im Hochofen nicht möglich wäre.
[0015] Eine Anlage, in der das Verfahren der Erfindung durchgeführt werden kann, lässt sich
ohne größeren Aufwand auch bei bereits vorhandenen Hochofenanlagen installieren. Sie
besteht aus einem Vergasungsreaktor, der über Rohrleitungen mit dem Hochofen so verbunden
ist, dass die im Vergasungsreaktor erzeugten Reduktionsgase in die einzelnen Blasformen
eingeleitet werden können. Die Temperatur des Reduktionsgases wird so eingestellt,
dass sie einen für den Transport und die Verteilung günstigen Wert hat.
[0016] Dem Vergasungsreaktor ist im Bedarfsfall eine Aufbereitungsanlage vorgeschaltet,
um die Ersatzreduktionsmittel auf die für ihre Vergasung notwendigen Eigenschaften
wie Körnung, Trocknungsgrad sowie Kohlenstoffgehalt aufzubereiten.
[0017] Nachfolgend wird eine beispielhafte Anlage zur Erzeugung von Reduktionsgas aus einem
Ersatzreduktionsmittel in einer Zeichnungsfigur schematisch dargestellt und erläutert.
[0018] Das Ersatzreduktionsmittel (11) aus einem Kohlenstoffträger wird zunächst einer Aufbereitungsanlage
(10) zugeführt, in der es je nach Bedarf zerkleinert, getrocknet und auch, falls erforderlich,
zum Beispiel bei Abfallstoffen, auf einen für die Vergasung erforderlichen Kohlenstoffgehalt
aufkonzentriert wird.
[0019] Das auf diese Weise aufbereitete Ersatzreduktionsmittel wird über ein geeignetes
Transportaggregat (12) dem Vergasungsreaktor (16), beispielsweise einem Wirbelbettreaktor
zugeführt. Falls eine Aufbereitung des Ersatzreduktionsmittels (11) nicht erforderlich
ist, wird dieses über ein geeignetes Transportaggregat (11') an der Aufbereitungsanlage
(10) vorbei in das Transportaggregat (12) eingespeist.
[0020] Im Vergasungsreaktor (16) erfolgt die Vergasung des Ersatzreduktionsmittels (11)
zu einem für den Hochofen (22) geeigneten Reduktionsgas (19), das falls erforderlich
in einer dem Vergasungsreaktor (16) nachgeordneten Kühlvorrichtung (20) gekühlt werden
kann und dann über die Rohrleitung (21) dem Hochofen (22) bzw. dessen Blasformen zugeführt
wird.
[0021] Die bei der Vergasung anfallenden Vergasungsrückstände (24) verlassen den Vergasungsreaktor
(16) über eine Austragsvorrichtung (18).
[0022] Falls erforderlich, kann vor oder nach der Kühlvorrichtung (20) eine Gasreinigungsanlage
(in der Zeichnung nicht dargestellt) zur Reinigung des Reduktionsgases von den den
Hochofenbetrieb störenden Bestandteilen angeordnet werden.
[0023] Die Beheizung des Vergasungsreaktors (16) erfolgt
a) mittels eines zugeführten Brennstoffs (13) oder einer Mischung verschiedener Brennstoffe
in einer Brennkammer des Vergasungsreaktors (16) und/oder
b) durch aus der Heißwinderzeugung abgekoppelte Wärme (14) und/oder
c) durch Gichtgas (23), das in einer Verbrennungsvorrichtung (17) verbrannt und als
Verbrennungswärme (15) anfällt.
[0024] Durch entsprechende Mess- und Regeleinrichtungen (in der Zeichnung nicht dargestellt),
lässt sich die Vergasung im Vergasungsreaktor (16) individuell auf den aufgegebenen
Einsatzstoff einstellen, wodurch im Zusammenwirken mit der Aufbereitungsanlage und
gegebenenfalls mit einer Gasreinigungsanlage auch aus schwierig aufzubereitenden Stoffen,
wie beispielsweise Abfallstoffgemischen (Kunststoffmüll, getrocknete Klärschlämme,
etc.) ein brauchbares Reduktionsgas (19) erzeugt werden kann. Hierbei ist es auch
möglich, gleichzeitig mehrere unterschiedliche Stoffe zu vergasen, wenn die vorhandene
Mess- und Regeltechnik für diese Aufgabenstellung entsprechend ausgelegt ist.
[0025] Das in der Zeichnungsfigur dargestellte Ausführungsbeispiel lässt sich problemlos
bei Neuanlagen ausführen oder in eine vorhandene Hochofenanlage integrieren, wobei
je nach der Beschaffenheit der zu vergasenden Einsatzstoffe auch noch zusätzliche
Anlagenteile wie Kühlvorrichtung, Gichtgasverbrennungseinrichtung, Aufbereitungsanlage
entfallen können.
1. Verfahren zur Reduktion von Eisenerz im Hochofen zu Roheisen mit Hilfe von Kohlenstoff,
wobei eine Teilmenge des Kohlenstoffs dem Eisenerz in Form von Koks zugemischt wird,
der die Auflockerung und Stützung der Schüttgutsäule und damit deren Durchgasung im
Hochofen sicherstellt und die restliche Kohlenstoffteilmenge als "Ersatzreduktionsmittel"
in den Hochofen eingeblasen wird, dadurch gekennzeichnet, dass die gesamte, das "Ersatzreduktionsmittel" (11) bildende Kohlenstoffteilmenge
vor ihrer Einblasung in den Hochofen (22) in einem vom Hochofen (22) räumlich getrennt
angeordneten Vergasungsreaktor (16) durch Vergasung in ein Stickstoffarmes oder stickstofffreies
Reduktionsgas (19) umgewandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet, dass das im Vergasungsreaktor (16) erzeugte Reduktionsgas (19) in seiner Temperatur
so eingestellt wird, dass es in Rohrleitungen (21) mit oder ohne feuerfeste Auskleidungen
zum Hochofen (22) transportiert werden kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die für die Vergasung der Ersatzreduktionsmittel (11) im Vergasungsreaktor
(16) benötigte Energie durch die Verbrennung eines Brennstoffs (13) und/oder durch
Gichtgasverbrennung (15) und/oder durch Auskopplung von Wärme aus der Heißwinderzeugung
(14) aufgebracht wird, und die Vergasungsreaktion durch Sauerstoff, der bisher dem
Heißwind zugesetzt wurde, gefördert wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die gesamte Reduktionsgasmenge (19) um die eingesparte Stickstoffmenge erhöht
wird, die bei der sonst üblichen Einblasung von Kohlenstoffträgern in den Hochofen
(22) im Reduktionsgas (19) enthalten ist.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Ersatzreduktionsmittel (11) Feinkohle verwendet wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Ersatzreduktionsmittel (11) kohlenstoffhaltige Abfallprodukte, wie beispielsweise
Klärschlamm, Kunststoffabfälle, Autoreifen etc. verwendet werden.
7. Anlage zur Reduktion von Eisenerz im Hochofen (22) zu Roheisen mit Hilfe von Kohlenstoff,
wobei eine Teilmenge des Kohlenstoffs dem Eisenerz in Form von Koks zugemischt wird,
der die Auflockerung und Stützung der Schüttgutsäule und damit deren Durchgasung im
Hochofen (22) sicherstellt und die restliche Kohlenstoffteilmenge als "Ersatzreduktionsmittel"
in den Hochofen (22) eingeblasen wird, zur Durchführung des Verfahrens nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
gekennzeichnet durch,
- einen außerhalb des Hochofens (22) angeordneten Vergasungsreaktor (16), der über
Rohrleitungen (21) mit dem Hochofen (22) verbunden ist, zur Einleitung der im Vergasungsreaktor
(16) erzeugten Reduktionsgase (19) in den Hochofen (22),
- falls erforderlich einer Kühlvorrichtung (20), die dem Vergasungsreaktor (16) nachgeordnet
ist, zur Kühlung der Reduktionsgase (19) auf eine für ihren Transport zum Hochofen
(22) günstige Temperatur,
- eine dem Vergasungsreaktor (16) vorgeschaltete Aufbereitungsanlage (10), in der
die zum Einsatz gelangenden Ersatzreduktionsmittel (11) auf die Kohlenstoffkonzentration
aufbereitet werden.