[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Wickeldichte von Folienrollen.
[0002] Im Folienherstellprozeß steht die Wickeldichte der Maschinen -bzw. Folierrolle an
zentraler Stelle. Beim Aufwickeln einer Folie auf eine Rolle ist eine bestimmte Luftmenge
zwischen den Einzellagen zwingend erforderlich, um den Folienschrumpf beim Lagern
der Folienrolle vor dem Konfektionieren zu ermöglichen und um Profilungleichmäßigkeiten
auszugleichen. Wird eine an und für sich spezifikationsgerechte Folienbahn falsch
gewickelt, kann es zu einem Totalverlust der Folienrolle durch Beschädigungen der
Folienbahn, insbesondere durch die Lagerung kommen. In diesem Zusammenhang ist das
Phänomen zu sehen, daß beim Wickeln der Folienbahn erhebliche Luftmengen mit in den
Folienwickel eingewickelt werden. Ein Teil dieser eingewickelten Luft entweicht wahrend
des Lagerns des Folienwickels aus diesem, hierbei können im und am Folienwickel unterschiedliche
Fehler wie Einbrüche, Verdehnungen und Querwellen entstehen, die zur völligen Unbrauchbarkeil
des Folienwickels führen können. Bei der in der DE-C 32 65 570 (= US-A 4 576 344)
beschriebenen Vorrichtung wird mit Hilfe einer sogenannten Kontaktrolle die auf den
Wickel auflaufende Folienbahn gegen den Folienwickel gedrückt und dadurch erreicht,
daß Luft in geringeren Mengen als ohne diese Maßnahme mit eingewickelt wird. Der von
der Kontatrolle ausgeübte Druck ist regelbar. Mit zunehmender Wickelgeschwindigkeit
nimmt jedoch die luftverdrängende Wirkung der Kontaktrolle ab, so daß hier ein Kompromiß
eingegangen werden muß zwischen der Wickelgeschwindigkeit und dem Einwickeln von Luft.
Aus der EP-B 0 393 519 ist eine Vorrichtung zum Aufwickeln einer Folienbahn auf einen
Wickelkern bekannt, die eine Kontaktwalze aufweist, über welche die Folienbahn dem
Folienwickel zugeführt wird. Dabei laufen die Kontakwalze und der Folienwickel mit
gleicher Umfangsgeschwindigkeit gegensinnig zueinander. Es sind zwei achsenparallele
zum Wickelkern und zur Kontaktwalze angeordnete Rollen vorgesehen, die in Druckkontakt
mit der Folienbahn auf dem Folienwickel bzw. mit der Folienbahn aufder Kontaktwalze
stehen. Dabei weist die Kontaktwalze eine glatte harte Oberflächenschicht auf, die
einen Mittenrauhwert R
a < 0,4 µm und eine Brinelle-Härte > als 10 HP 2,5/62,5 besitzt. Die an der Kontaktwalze
anliegende Rolle ist während des Wickelvorgangs ortsfest angeordnet und wird gegen
die Kontaktwalze gedrückt. Sie ist an jedem Ende über einen Winkelhebel mit einem
Zylinder verbunden und beide Zylinder sind an einem Kontaktrollenhalter befestigt.
Die an dem Folienwickel anliegende Rolle ist beweglich gelagert und geführt, indem
sie mit einem Zylinder verbunden ist, der drehbar an einem Gelenk auf der Kontaktrollerhalterung
gelagert ist. Ein Abstandshalter ist drehbar in Gelenken der Achsenrollen gelagert
und verbindet die beiden Rollen miteinander und hält sie voneinander auf Distanz.
[0003] Ist die eingewickelte Luftmenge in einem Folienwickel zu gering, so führen Schrumpfprozesse
im Zusammenhang mit Profilfehlern zu Verdehnungen und damit zu Qualitätseinschränkungen,
bis hin zur Unbrauchbarkeit der Folie.
[0004] Ist die eingewickelte Luftmenge zu hoch, kommt es zu einer Vielzahl anderer Probleme
wie beispielsweise Verschießen, darunter ist ein Querversatz der einzelnen Folienlagen
zu verstehen oder auch zu Mittendurchbrüchen. Darüber hinaus ist bei derartigen Folienrollen
mit zu hoher eingewickelter Luftmenge eine Konfektionierung bei hohen Geschwindigkeiten
nicht möglich, was in der Regel zu Kapazitätsengpässen führt.
[0005] Unter der Wickeldichte ist das Verhältnis der Dichte des aufgewickelten Kunststoffes
plus eingewickelter Luft zu der Dichte des reinen Kunststoffes zu verstehen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Wickeldichteregelung von Folienrollen
zu schaffen, bei dem die Wickeldichte so groß wie möglich ist, ohne daß es zu Verdehnungen
und damit zu Qualitätseinschränkungen kommt.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß in der Weise gelöst, daß ein Sollwert der Wickeldichte
Wd
soll, errechnet aus dem aktuellen Profilgütemaß R
w, dem Folienlängsschrumpf S, dem Luftspalt L und der mittleren Foliendichte
mit einem Istwert der Wickledichte, errechnet aus Wickelaußendurchmesser D, Kerndurchmesser
d, der Luftlänge l und der mittleren Foliendichte
, miteinander in einem Regler verglichen werden, und der errechnete Stellausgang y
die Regelabweichung über die Stellgrößen Folienzug und Anpreßdruck ausgleicht.
[0008] Der vom Regler errechnete Stellausgang y wird mit einem lauflängenabhängigen Anpassungsfaktor
α multipliziert, der nur in der Nähe des Wickelkerndurchmessers kleiner 1 ist.
[0009] Der so korrigierte Stellausgang
wird auf den Wicklerzug und den Anpreßdruck verteilt.
[0010] In Ausgestaltung des Verfahrens wird der Sollwert der Wickeldichte Wd
soll gemäß der Beziehung
bestimmt, wobei die Profilgüte R
w und die mittlere Foliendicke
mittels einer In-line Messung bestimmt und der Längsschrumpf S sowie der Luftspalt
L vorgegeben werden.
[0011] Dem gegenüber wird der Istwert der Wickeldichte Wd
ist gemäß der Beziehung
bestimmt, wobei l die Lauflänge der aufgewickelten Folie, D der korrespondierende
Wickelaußendurchmesser und d der Kerndurchmesser ist.
[0012] Die weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich aus den Merkmalen
der Ansprüche 5 bis 10.
[0013] Das Maß für die Profilgüte R
w ist gegeben durch
mit der maximalen Dicke
max, minimalen Dicke
min und der mittleren Dicke
des aktuellen Querdickenprofils der jeweiligen Folie. Das Schrumpf-Retardationsverhalten
der Folie, zusammengefaßt im Begriff "Längenänderung", kurz als S bezeichnet, ergibt
sich aus
mit der Längenänderung Δl und der Ausgangslänge l
0. Das Schrumpf-/Retardationsverhalten berücksichtigt die Lagerzeit, Lagertemperatur,
den Längsschrumpf sowie den Bahnzug, die jeweils auf die Folie einwirken.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist der Wickeldichtesollwert für den einzelnen
Folientyp keine Konstante mehr, wie dies bisher im Stand der Techinik im allgemeinen
vorausgesetzt wurde, sondern vielmehr hängt die Wickeldichte von den Parametern Profilgüte
R
w, mittlere Foliendicke
, dem Luftspalt L und dem Schrumpf S ab.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Wickeldichteregelung von Folierrollen bzw. Folienwickeln
wird im folgenden anhand der Zeichnungen und eines Regeldiagramms näher erläutert.
[0016] Es zeigen:
- Fig.1
- schematisch den Verlauf der Dicke eines Querdickenprofils einer Folie,
- Fig. 2
- eine Kontaktrolle bei der Anpressung der Folie an eine Umlenkrolle,
- Fig. 3
- schematisch den Längsschrumpf einer Folie, und
- Fig. 4
- ein Regeldiagramm für die Wickeldichte einer Folienrolle.
[0017] In Fig. 1 ist die Foliendicke D über die Breite der Folienbahn aufgetragen, wie sie
beispielsweise mittels herkömmlicher Meßmethoden bestimmt wird, auf die hier nicht
näher eingegangen wird. Die Foliendicke D schwankt um die mittlere Foliendicke
und zeigt eine maximale Foliendicke
max und eine minimale Foliendicke
min. Die Profilgüte R
w wird durch diese Querprofilmessung bestimmt und ergibt sich gemäß der Formel
[0018] Es handelt sich bekanntermaßen um keine reine Querdickenmessung, da der traversierende
Meßkopf sich quer über die laufende Folienbahn bewegt. Die beeinflußt jedoch das beschriebene
Verfahren allenfalls unwesentlich.
[0019] Fig. 2 zeigt eine Umlenkrolle 1 und eine Kontaktrolle 2, wobei eine Folie 3 zwischen
diesen beiden Rollen 1 und 2 durchläuft. Die Kontaktrolle 2 übt einen Anpreßdruck
auf die Folie 3 aus, wobei dieser Anpreßdruck über ein nicht gezeigtes Stellglied
variierbar ist. Auf die Folie wird des weiteren ein Folienzug in Richtung des Pfeils
ausgeübt, wobei der Folienzug gleichfalls veränderlich ist.
[0020] Einem Rechner 4 in dem Regeldiagramm gemäß Fig, 4 werden die Parameter Profilgüte
R
w , Schrumpf S, Luftspalt L und mittlere Dicke
der jeweiligen Folie 3 eingegeben. Der vorgegebene Wert für den Luftspalt L bewegt
sich im Bereich von 0,1 bis 5 µm und richtet sich nach dem jeweiligen Folientyp. Für
Polypropylen liegt der Luftspalt L im allgemeinen im Bereich von 0,5 bis 1 µm. L wird
insbesondere über die Folienrauhheit, die in bekannter Weise gemessen werden kann,
bestimmt.
[0021] Die mittlere Dicke
des Folienquerprofils und die Profilgüte R
w werden während der Produktion in bekannter Weise gemessen. Der Längsschrumpf ist
materialspezifisch und bewegt sich zwischen 0,1 und 4 % der Ausgangslänge l
0.
[0022] Ausgehend von der allgemeinen Formel für Wickeldichte
[0023] Mit der Dichte ρ
i für
, L; wobei KS für Kunststoff und L für Luft steht und dem Volumen V
i ergibt sich aus (1)
wobei im Zähler die Menge an Kunststoff und Luft und im Nenner die Menge an Kunststoff
im Volumen des Kunststoff/Luft-Gemisches angegeben sind. Da die Luftdichte ρ
L << ρ
KS und das Luftvolumen V
L < V
KS ist, folgt
und somit aus (2)
mit dem Luftvolumen
und dem Kunststoffvolumen
. Mit der Länge L und der Breite B der Folie sowie der mittleren Dicke d
L , d
KS der eingewickelten Luft bzw. der Folie folgt aus (3)
[0024] Die mittlere Dicke d
L der Luft setzt sich wie folgt zusammen:
[0025] Mit der minimalen Dicke der Luft
dem Schrumpf
, und der Profilgüte
ergibt sich aus den Gleichungen (4) und (5)
[0026] Für die Ist-Wickeldichte folgt aus Gleichung (3)
[0027] Mit
und
ergibt sich,
wenn die mittlere Foliendicke
in µm und die übrigen Größen in Metern eingesetzt werden.
[0028] Im Rechner 4 des Regeldiagramms gemäß Figur 4 wird die Soll-Wickeldichte Wd
soll aus den Parametern S, L,
und R
W nach der voranstehend angeführten Gleichung (6) während des Aufwickelvorgangs kontinuierlich
berechnet.
[0029] Die Berechnung der Ist-Wickeldichte Wd
ist erfolgt gemäß der voranstehenden Gleichung (10) und der erhaltene Wert hierfür wird
in einen Regler 5 eingespeist, dem auch die Soll-Wickeldichte zugeleitet wird. Die
in den Regler 5 eingespeisten Werte für die Soll-Wickeldichte Wd
soll und die Ist-Wickeldichte Wd
ist werden zu einem Ausgangswert y verarbeitet, der in einer Multiplikatorschaltung 6
mit einem sogenannten Anpassungswert α für den Durchmesser der Folienrolle multipliziert
wird. Der Anpassungwert α ist eine Funktion der Lauflänge l der Folie und dient dazu,
in der Nähe des Wickelkerndurchmessers zu große Ausschläge der Regelung zu vermeiden.
Letztendlich stellt der Anpassungswert α einen Dämpfungsfaktor dar, der in der Nähe
des Wickelkerndurchmessers steil ansteigt und schon nach verhältnismäßig kurzer Lauflänge
l in die Sättigung gelangt. Das Produkt aus Anpassungswert α und dem Ausgangswert
y des Reglers 5 ergibt einen Stellwert y 1, der einmal mit einem Faktor A und einmal
mit einem Faktor B multipliziert wird, wobei für diese Faktoren die Beziehung
gilt. Die Faktoren A und B geben die Anpassung an den Folienzug und den Folienanpreßdruck
wieder. Die angepaßten Stellwerte y 1 · A und y 1 · B werden mit den Werten vorgegebener
Kurvenzüge für den Folienzug und den Folienanpreßdruck in Abhängigkeit von der Lauflänge
l der Folie abgeglichen. Durch den Abgleich werden die Sollwerte für ein Stellglied
für den Folienzug 7 und ein Anpreßdruck-Stellglied bestimmt und diese Sollwerte den
Stellgliedern eingespeist.
[0030] Die Wickeldichte ist für jeden Folientyp abhängig von der Profilgüte, der mittleren
Dicke der Folie, dem Schrumpf und dem Luftspalt und stellt daher keine Konstante dar.
Bei schlechter Profilgüte, d.h. relativ großem R
W muß weicher gewickelt werden als bei kleinem R
w.
1. Verfahren zur Regelung der Wickeldichte von Folienrollen, bei dem ein Sollwert der
Wickeldichte Wd
Soll und ein Istwert der Wickeldichte Wd
Ist aus der Profilgüte R
W, dem Schrumpf S, dem Luftspalt L, der mittleren Foliendicke
, sowie aus dem Wickelaußendurchmesser D der Folienrolle und dem Kerndurchmesser d
bestimmt und miteinander in einem Regler verglichen werden, und der errechnete Stellausgang
y die Regelabweichung über die Stellgrößen Folienzug und Anpreßdruck ausgleicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Ausgangswert y des Reglers mit einem Anpassungsfaktor
α multiliziert wird, der nur in der Nähe des Wickelkerndurchmessers kleiner 1 ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert der Wickeldichte
Wd
Soll gemäß der Beziehung
bestimmt wird, wobei der Schrumpf S und der Luftspalt L vorgegeben werden und die
mittlere Foliendicke _ sowie R
w meßtechnisch erfaßt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Istwert der Wickeldichte
Wd
Ist gemäß der Beziehung
bestimmt wird, wobei l die Lauflänge der aufgewickelten Folie,
die mittlere Foliendicke, D der Wickelaußendurchmesser und d Kerndurchmesser ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Stellwert
der Multiplikatorschaltung jeweils mit einem Faktor A bzw. B multipliziert wird,
wobei
ist und die Faktoren A, B die Anpassung an den Folienzug und den Folienanpreßdruck
wiedergeben.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die angepaßten Stellwerte y1A und y1B mit den Werten vorgebenener Kurvenzüge für den Folienzug und den Folienanpreßdruck
in Abhängigkeit von der Lauflänge l der Folie abgeglichen und die Sollwerte für ein
Anpreßdruck-Stellglied und ein Folienzug-Stellglied bestimmt und diesen Stellgliedern
eingespeist werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die korrigierten Kurvenzüge
für Zug und Druck als Vorgabekurve für den folgenden Wickelvorgang gewählt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Luftspalt L im Bereich
von 0,5 bis 5 µm, vorzugsweise im Bereich von 0,5 bis 1 µm liegt.
9. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Schrumpf S 0,1 bis 4 %,
bezogen auf die nicht geschrumpfte Folie, beträgt.
10. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilgüte
ist, mit der maximalen Dicke D
max , der minimalen Dicke D
min und der mittleren Dicke
des Querdickenprofils der Folie.