Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Drahtbiegung in einer
vorgegebenen Form, insbesondere zur Bildung eines Augenrandes einer Brille.
Stand der Technik
[0002] Das Grundprinzip bekannter Verfahren besteht darin, einen Draht des vorgesehenen
Profils über zueinander entsprechend ausgerichtete Walzen und Rollen zu führen und
während des Vorschubs eine räumliche Biegung vorzunehmen, so daß nach Durchlauf der
vorgegebenen Länge des Biegeprofils, also beispielsweise des Umfangs eines Brillenrandes
möglichst exakt die vom Glashersteller oder sonstigen Kunden vorgegebene Form des
Augenrandes erreicht wird. Dies bringt verschiedene technologische Probleme mit sich,
die am Beispiel des Augenrandes einer Brille erläutert werden:
[0003] Der Querschnitt auch des präzisesten Drahtes ist über seine Länge Schwankungen unterworfen,
mit der Folge, daß die mit einer bestimmten Kraft/bestimmten Drehmoment im Bereich
der Biegewalzen durchgeführte, computerberechnete Abbiegung in entsprechendem Umfang
schwankt, was sich auf die Gesamtgestalt des Brillenrandes unter Umständen gravierend
auswirken kann, wenn eine besonders starke Toleranzschwankung des Drahtes auf einem
Drahtbereich auftritt, dessen Abbiegung von besonderer Bedeutung für das Gesamtergebnis
der Biegung ist; die Präzision der gesamten Biegeabläufe läßt sich am ehesten dadurch
ablesen, wie Anfang und (abgeschnittenes) Ende des Drahtes nach der Biegung eines
Augenrandes "zusammenpassen"; in der Regel ergeben sich hieraus Toleranzen im Bereich
von einigen Millimetern in allen Raumrichtungen, was den Abschneidevorgang bzw. dessen
genaue räumliche Positionierung sehr erschwert (was aber nicht Gegenstand der vorliegenden
Erfindung sein soll).
[0004] Ein anderes Problem liegt in der Querschnittsverteilung des Materials des Drahtes;
abhängig vom Material als solchem (z.B. Titan), dem gewählten Profil und dem Herstellungsverfahren
des Drahtes sind über den Querschnitt Zonen verschiedener Materialdichte ausgebildet,
die auch von Drahtcharge zu Drahtcharge schwanken können; diese Schwankungen in der
Querschnittsverteilung des Materials mit den damit verbundenen Schwankungen der physikalischen
Parameter wie Biegeverhalten, Torsionsverhalten fuhrt ebenfalls dazu, daß die oben
erwähnten Toleranzen bei der Biegung des Augenrandes auftreten bzw. noch verstärkt
werden. Die unterschiedliche Querschnittsverteilung des Materials hat auch zur Folge,
daß die Länge des Drahtabschnittes, die einen Augenrand bildet, schwankt, da bei der
überwiegenden Biegung um 360° die inneren Bereiche des Drahtes zwangsläufig gestaucht,
die äußeren Bereiche des Drahtes zwangsläufig gedehnt werden müssen, wodurch die Endlänge
des Drahtabschnittes beeinflußt wird.
[0005] Einmal aufgrund solcher Toleranzen erfolgte Abweichungen von Biegungen von den "programmierten"
Biegeverläufen sind nur bedingt zu "reparieren", da es sich abhängig vom Material
bei den Biege-, Stauch- und Streckvorgängen um irreversible physikalische Vorgänge
handelt (so daß man beispielsweise durch Zurückbiegen eines Drahtabschnittes nicht
mehr den ursprünglichen Zustand des Drahtes in geradem Zustand erreicht, ganz davon
abgesehen, daß angelieferte Drahtrollen, die zur Biegung zugeführt werden, ebenfalls
bereits Stauchungen, Verbiegungen und Verdrehungen aufweisen).
[0006] Die Biegung des Drahtabschnittes zum Augenrand erzeugt eine dreidimensionale Struktur,
d.h., die Unterkante des gebildeten Augenrandes kann man sich auf einer schwach gewölbten
Kugeloberfläche liegend vorstellen; je mehr die Form des Augenrandes von der Kreisform
abweicht, umso stärker werden Abweichungen des Augenrandes in der Z-Richtung (Richtung
senkrecht zur Hauptebene des Augenrandes) sein (bei zurückgebogenem Augenrand ergibt
sich hieraus eine Drahtform mit Höhen und Tälern, letztere sind dann bei den Umkehrpunkten
in den Eckenbereichen des jeweiligen Augenrandes gebildet worden).
[0007] Diese spezielle dreidimensionale Verformung durch koordinierte, dreidimensionale
Biegevorgänge führt zu einem weiteren unangenehmen Effekt:
[0008] Wünschenswert für den fertigen Augenrand ist es für den Brillenhersteller bzw. den
Optiker, wenn die nach innen zeigenden Profilflächen des fertigen Augenrandes zueinander
parallel stehen, damit das Brillenglas in das dort in der Regel vorgesehene Profil
sicher eingesetzt und gehalten werden kann, ohne daß die Gefahr des Herausrutschens
oder Herausfallens besteht. Genau diese Parallelität der einander zugewandten Innenprofilflächen
des Augenrandes ist jedoch mit den vorbekannten Verfahren und Vorrichtungen nur im
begrenzten Umfang möglich, d.h., nur in einem von den Eigenschaften des Drahtes vorgegebenen
"Toleranzfenster", da insbesondere die Toleranzschwankungen des Drahtes bei den vorhandenen
bekannten Verfahren zeitlich bzw. räumlich versetzt mit Korrekturen sich sehr stark
auswirken und diesen unerwünschten "roll out"-Effekt hervorrufen.
[0009] Das "roll out-Problem" stellt nur einen, aber wesentlichen Problemkreis dar, der
den Einsatzbereich bekannter Verfahren insbesondere auch bei der Anpassung an verschiedene
Drahtquerschnitte und Drahtformen einschränkt und somit auch die Reproduzierbarkeit
und somit die Ausschußhäufigkeit der in der Regel in tausenden gefertigten Augenränder
negativ beeinflußt.
Gegenstand der Erfindung
[0010] Es soll eine Möglichkeit geschaffen werden, durch eine definierbare, zusätzliche
Beeinflussung des Biegevorgangs den oben geschilderten Problemen entgegenzuwirken.
[0011] Es ist folglich die wesentliche Aufgabe der Erfindung, die bekannten Verfahren und
Vorrichtungen so zu verbessern, daß der Einsatzbereich dieser Verfahren vergrößert
wird und eine bessere Reproduzierbarkeit der Formgebung der erzeugten Artikel erreicht
wird, beispielsweise durch eine zuverlässigere und präziserere Korrektur des roll-out-Effektes.
[0012] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil der Patentansprüche
1 und 9 gelöst.
[0013] Die Erfindung hat erkannt, daß eine Positionierung der Biegekante in einer pendelnden
oder schwingenden Weise in der Meniskierebene und damit die höhere Koordination dieser
beiden grundsätzlich unabhängig voneinander ablaufenden Biegeformungen des Drahtes
überraschenderweise die eingangs erwähnten Abläufe besser beherrschbar macht; dies
mag hauptsächlich darin begründet sein, daß der Draht nach Durchführung der Meniskierung
im wesentlichen senkrecht auf die Biegekante geführt wird, wo die Biegung in der Hauptebene
des Augenrandes durchgeführt wird, so daß Stauchungen und Verdrehungen im Drahtgefüge
im Biegebereich, die durch eine "schräge Abbiegung" bei bisherigen Lösungen hervorgerufen
wurden, nunmehr zumindest weitgehend vermieden werden.
[0014] Mit der Positionierung der Biegekante durch Verschwenkung ihrer Längsachse aus deren
üblicherweise senkrecht zur Längsachse des Drahtes in dessen Vorschubrichtung verlaufenden
Position erhält man sozusagen einen weiteren Freiheitsgrad oder Steuerungsparameter,
der beispielsweise gemessene Abweichungen der jeweiligen Biegung eines Drahtabschnittes
durch eine berechenbare "Gegenbewegung" unmittelbar auf die unerwünschte Abweichung
zumindest teilweise kompensieren kann.
[0015] Insbesondere hat sich herausgestellt, daß die unerwünschten roll-out-Effekte in einem
weitaus größeren Bereich beherrschbar werden, so daß der Einsatz- und Verwendungsbereich
der entsprechenden Maschine auch auf Drahtformen, Drahtmaterialien und Drahtquerschnitte
ausgedehnt werden kann, bei denen mit konventionellen Verfahren und Maschinen roll-out-Effekte
nicht mehr zuverlässig im Griff zu behalten waren, aber auch andere Effekte, die zu
einer unzuverlässigen Formung des Augenrandes führten, verstärkt auftraten.
[0016] Hier ist es grundsätzlich möglich, lediglich die in der Regel als Biegewelle ausgebildete
Biegekante zu positionieren, besonders vorteilhaft sind jedoch Konzeptionen, bei denen
auch die Biegerolle und gegebenenfalls auch die Meniskierrollen unabhängig von der
Positionierungsbewegung der Biegekante ihrerseits verschwenkbar und verschiebbar sind,
so daß durch eine steuerungstechnische Koordination dieser Bewegungen die Biegungsvorgänge
im gewünschten Sinn beeinflußt werden können.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen:
[0017] Diese und weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den Unteransprüchen
entnehmbar.
[0018] Mehrere Ausführungsbeispiele werden nun anhand von Zeichnungen näher erläutert, es
zeigen:
- Fig. 1
- Eine schematische Aufsicht auf ein erstes Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante schwenkbar, Biegerolle und Meniskierrollen
gemeinsam linearer Meniskierhub),
- Fig. 2
- eine erste Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit einer Biegevorrichtung
nach Fig. 1,
- Fig. 3
- eine schematische Aufsicht auf ein zweites Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante und Biegerolle parallel zueinander schwenkbar,
Meniskierrollen linearer Meniskierhub), Figur
- Fig. 4
- eine schematische Aufsicht auf ein drittes Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante und Biegerolle unabhängig voneinander
schwenkbar, Meniskierrollen linearer Meniskierhub),
- Fig. 5
- eine schematische Aufsicht auf ein viertes Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante schwenkbar, Meniskierrollen linearer Meniskierhub),
- Fig. 6
- eine schematische Aufsicht auf ein fünftes Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante und Biegerolle parallel zueinander schwenkbar,
Meniskierrollen linearer Meniskierhub),
- Fig. 7
- eine schematische Aufsicht auf ein sechstes Ausführungsbeispiel einer Biegevorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens (Biegekante und Biegerolle schwenkbar, Meniskierrollen
linearer Meniskierhub und Verschwenkung),
- Fig. 8
- eine perspektivische Darstellung der Vorrichtung gemäß Fig. 7 und
- Fig. 9
- eine zweite Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit einer Biegevorrichtung
gemäß Fign. 7 und 8.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele
[0019] Die Figuren zeigen insgesamt sechs Ausführungsbeispiele der Realisierung der erfindungsgemäßen
Lehre, wie die Biegekante und die anderen Bauteile positioniert werden können.
[0020] In bekannter Weise wird der Biegevorrichtung ein Biegeprofil 100, beispielsweise
ein Draht, zur Formung eines Augenrandes einer Brille, in einer Achse L in Vorschubrichtung
zugeführt, wozu horizontal und vertikal arbeitende Transport- und Führungsrollen 11,12
vorgesehen sind.
[0021] Zur Abbiegung des Biegeprofils 100 in einer ersten Ebene der Meniskierebene Ebene
E10, die in den Figuren 1,3-7 der Zeichenebene entspricht, dienen in ebenfalls bekannter
Weise Meniskierrollen 25 und 26, die um einen Meniskierhub M in einer Ebene MA ausge-lenkt
werden, so daß das Biegeprofil 100 an eine der Meniskierrollen anliegt und von einer
der Transportrollen 11,12 als Gegenlager gehalten wird, so daß der Wert des Meniskierhubes
M das Maß der Meniskierung definiert.
[0022] Eine der in Richtung des Vorschubs V vorderen Transportrollen 11,12 bildet dabei
eine Meniskierkante MK, die senkrecht zur Meniskierebene E10 (und damit der Zeichenebene)
steht. Die Meniskierkante MK wird in den Ausführungsbeispielen durch die Mantelfläche
derjenigen Transportrolle gebildet, die in Richtung der Meniskierung liegt, die also
das Gegenlager zur jeweils aktiven der Meniskierrollen 25,26 bildet. Bei den dargestellten
Ausführungsbeispielen ist dies die in Vorschubrichtung V links liegende Meniskierrolle.
[0023] In ebenfalls noch konventioneller Weise nach dem Stand der Technik wird dann das
Biegeprofil 100 über eine von der Mantelfläche einer Biegewelle 15 mit Drehachse BB
gebildete Biegekante BK geführt und auf der Unterseite einer Biegerolle 16 entlanggeführt,
so daß je nach vertikaler Position der Biegerolle 16 im bezug auf die Zeichenebene
der Figuren 1,3 bis 7 eine mehr oder weniger starke Abbiegung des Biegeprofils 100
in der senkrecht zur Zeichenebene stehenden zweiten Ebene E20 mit der Biegewelle 15
als Gegenlager erreicht wird. Die zweite Ebene E20 bildet einen Winkel von 90° zur
Biegewellenachse BB, entsprechend der Biegekante. Die Vertikalpositionierung der Biegerolle
16 wird dabei von einer Biegerollenhalterung 70C bewirkt, die um einen Biegewinkel
β (Fig. 8) schwenkbar ist, wobei die Schwenkachse AA der Biegerollenhalterung und
die Längsachse BA der Biegerolle 16 parallel zueinander verlaufen. Die Meniskierbewegung
in der Ebene E10 und die räumlich und (bezogen auf einen definierten Punkt des Biegeprofils
100) zeitlich nachgeschaltete Biegung in der Ebene 20 sind somit notwendigerweise
versetzt.
[0024] Die Bewegung der Biegerolle 16 durch Verschwenkung um die Achse AA der Biegerollenhalterung
70C einerseits und der Meniskierhub M bestimmen somit in ihrer zeitlichen Abfolge
und zeitlichen Zuordnung letztlich die dreidimensionale Form des Biegeprofils 100
nach diesem Bearbeitungsvorgang. Hierbei sind diese Bewegungen aufeinander abgestimmt
und werden in der Regel rechnergesteuert durchgeführt, wobei soweit wie möglich auf
die mechanischen Beschaffenheiten des Biegeprofils 100, dessen Material und somit
dessen Biegeverhalten Rücksicht genommen wird, so daß jeder dreidimensionalen Form,
die aus einem bestimmten Biegeprofil 100 hergestellt werden soll, spezifische Steuerparameter
für die Verschwenkung der Biegerollenhalterung 70C und den Meniskierhub M zugeordnet
werden.
[0025] Bei dem in den Fign. 1 und 3-7 dargestellten Ausführungsbeispielen ist die Biegewelle
15 in der Meniskierebene E10 um unterschiedliche Winkel α verschwenkbar dargestellt,
wobei insbesondere die in Figur 1 dargestellte Positionierung möglich ist, bei der
der Winkel σ zwischen der Meniskierrichtung MR des bereits meniskierten Abschnitts
des Drahtes 100 und der Längsachse BB der Biegewelle 15 90° beträgt, d.h., die Biegewelle
15 wird so positioniert, daß abhängig vom aktuellen Meniskierhub M der bereits meniskierte
Abschnitt des Biegeprofils 100 "senkrecht" auf die Biegerolle geführt wird, die unterhalb
der Meniskierrollen 25,26 entsprechend um den Winkel α verschwenkbar gehalten ist.
[0026] Die Biegewelle 15 ist bei den in Figuren 1,3 und 4 dargestellten Ausführungsbeispielen
sowohl um eine Positionierungsachse PP um den Winkel α schwenkbar gehalten als auch
linear verschiebbar. Die Biegewelle 15 ist dabei so unterhalb der Meniskierrollen
25,26 gelagert, daß beim Verschwenkungswinkel α=0 die Achse BB in der Ebene des Meniskierhubes
M zu liegen kommt. Als zweckmäßige Linearverschiebung der Biegewelle 15 ist hierbei
der Meniskierhub M der Meniskierrollen 25, 26 gewählt. Die Schwenkbewegung um den
Winkel α ist dem Meniskierhub M überlagert, d.h., die in der senkrecht zur Zeichenebene
stehenden Ebene MA des Meniskierhubes M verlaufende Positionierungsachse PP wird mit
dem Meniskierhub verschoben, bleibt also relativ zu den Meniskierrollen 25, 26 stationär.
Vorzugsweise ist ihre Position auf der Mitte der Verbindungsstrecke VV zwischen den
Achsen der Meniskierrollen 25, 26 gewählt.
[0027] Der besondere Vorteil dieser Geometrie liegt darin, daß der Abstand BMK zwischen
der Positionierungsachse PP und der Meniskierkante MK bei allen Schwenkwinkeln α konstant
gehalten werden kann, was die Steuerung vereinfacht, da dann der Abstand zwischen
dem im Bereich der Positionierungsachse PP liegenden "Biegepunkt" und der Meniskierkante
MK ebenfalls bei allen Werten des Schwenkwinkels α der Biegewelle 15 nahezu konstant
bleibt.
[0028] Die Verschwenkung der Biegewelle 15 kann dabei hinsichtlich ihres Ausmaßes grundsätzlich
unab-hängig von der Bewegung der Meniskierrollen 25,26 erfolgen, um zumindest über
Teilabschnitte der Biegung auch Werte des Winkels σ zwischen der Meniskierrichtung
MR und der Biegewellenachse BB einstellen zu können, die von 90° abweichen, wie dies
bei dem in Figur 3 dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel der Fall ist (

, mit Δσ = Korrekturwinkel). Dies kann zweckmäßig sein, um auf das Abbiegeverhalten
des Biegeprofils 100 zusätzlichen Einfluß zu nehmen, d.h. beispielsweise, eine Korrekturmöglichkeit
zu haben, um Abweichungen der dreidimensionalen Endform von einem Sollwert minimieren
zu können.
[0029] Bei dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel führt die Biegerolle 16
lediglich die oben beschriebene Verschwenkung um den Biegewinkel β um die Achse AA
aus, die das Maß der Biegung in der Ebene E20 bestimmt, sowie die Verschiebung entsprechend
dem Meniskierhub M.
[0030] Figur 2 zeigt eine erste Vorrichtung zur Umsetzung des Verfahrens gemäß der Prinzipdarstellung
der Fig. 1:
als ortsfester Bezugspunkt dienen die Transportrollen 11, 12, von denen das Biegeprofil
100 in Vorschubrichtung V zugeführt wird. Auf einem Drehteller 40 sitzt ein erster
Halteblock 41, dessen oberer Abschluß von einer Lagerplatte 42 gebildet wird. An einer
der Kanten dieser Lagerplatte 42 ist die Biegewelle 15 so gehalten, daß ihre Achse
BB durch die Drehachse D des Drehtellers 40 verläuft. Die Drehung des Drehtellers
40 erzeugt folglich die in den Figuren dargestellten Verschwenkungen der Biegekante
um den Schwenkwinkel α.
[0031] Die Drehachse D des Drehtellers ist folglich identisch mit der in den anderen Figuren
dargestellten Positionierungsachse PP.
[0032] Der Drehteller 40 seinerseits ist auf einem Schlitten 43 gelagert, dessen erster
Abschnitt 43A parallel zur Meniskierebene E10 liegt, so daß die Verschwenkung des
Drehtellers 40 der den Meniskierhub M erzeugenden Verschiebung des Schlittens 43 überlagert
wird.
[0033] Auf den ersten Abschnitt 43A des Schlittens 43 ist außerhalb des Drehtellers 40 ein
zweiter Halteblock 44 aufgesetzt, der zur Aufnahme einer Meniskierrollen- und Biegerollenhalterung
45 dient. Dadurch wird erreicht, daß auch der Biegerolle 16 der Meniskierhub M des
Schlittens 43 überlagert wird, und die Biegerolle 16 die Biegung um den Biegewinkel
β ausführen kann.
[0034] Beim zweiten Ausführungsbeispiel gemäß Figur 3 zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, wird nicht nur die Biegewelle 15, sondern zusätzlich auch die Biegerolle
16 parallel zur Meniskierebene E10 verschwenkt, wobei die Achsen BB, BA der beiden
Wellen 15 und 16 parallel gehalten werden, da die Verschwenkung der beiden Wellen
15, 16 um einen gemeinsamen Schwenkwinkel α erfolgt. In diesem Fall bilden also beide
Achsen BA, BB mit der zweiten Biegeebene E20 den Winkel σ > 90°. Hierdurch wird insbesondere
erreicht, daß das Biegeprofil 100 so auf die Oberfläche der Biegerolle 16 geführt
wird, daß von dieser ein gewünschter Biegeeffekt oder Torsionseffekt ausgeübt wird,
wie oben angedeutet wurde.
[0035] Das dritte Ausführungsbeispiel gemäß Figur 4 entspricht von seiner grundsätzlichen
Konzeption dem zweiten Ausführungsbeispiel, mit dem Unterschied, daß die Verschwenkung
von Biegewelle 15 und Biegerolle 16 nach wie vor um die gemeinsame Positionierungsachse
PP erfolgt, jedoch um unterschiedliche Schwenkwinkel α1 bzw. α2 und σ < 90° ist. Ersteres
führt dazu, daß die entsprechenden Achsen BA, BB nicht mehr parallel zueinander verlaufen,
sondern einen in der Regel veränderlichen spitzen Winkel

miteinander einschließen.
[0036] Diese Ausgestaltung ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn aufgrund der Platzverhältnisse
im Biegebereich bzw. Meniskierbereich einem zunehmender Schwenkwinkel α1 der Biegewelle
15 von der Biegerolle 16 nicht mehr gefolgt werden kann, α2 also kleiner als α1 bleiben
muß. Bei vorgegebenem maximalen Schwenkwinkel α2 der Biegerolle 16, wie in Fign. 3
und 4 dargestellt, ermöglicht diese Lösung einen weiteren Schwenkbereich der Biegewelle
15, was die Möglichkeiten der Einflußnahme auf die Biegung des Drahtes 100 vergrößert.
[0037] Die Integration des zweiten und dritten Ausführungsbeispiels in die in Fig. 2 gezeigte
Vorrichtung erfordert lediglich, daß eine separate Biegerollenhalterung beispielsweise
mittels eines Drehsegmentes in Achse D (Fig. 2) auf dem Schlitten 43 im ersten Abschnitt
43A gelagert und um den Winkel α2 verschwenkbar ist, die von einem zusätzlichen Antrieb
unabhängig vom Meniskierhub M und der Drehung des Drehtellers um den Winkel α1 betätigt
werden kann. Die Meniskierrollenhalterung 45 bleibt daher am Block 44 befestigt.
[0038] Das vierte Ausführungsbeispiel gemäß Figur 5 entspricht der Erfindung im wesentlichen
dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel, mit dem Unterschied, daß die
Biegerolle 16 hier insofern stationär gehalten ist, als sie lediglich die zur Biegung
erforderliche Verschwenkung um den Biegewinkel β ausführt.
[0039] Das fünfte Ausführungsbeispiel gemäß Figur 6 entspricht im wesentlichen dem in Fig.
3 dargestellten zweiten Ausführungsbeispiel mit dem Unterschied, daß der Verschwenkung
um den Biegewinkel β eine zusätzliche Verschwenkung der Biegerolle 16 um den Schwenkwinkel
α in der Meniskierebene E10 überlagert wird.
[0040] Im sechsten Ausführungsbeispiel zur Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens schließlich,
das in Figur 7 und 8 dargestellt ist, sind auch die Meniskierrollen 25, 26 der Schwenkbewegung
um den Winkel α angeschlossen, die um die Positionierungsachse PP erfolgt. Die Meniskierrollen
25, 26 führen also diese Schwenkbewegung um den Winkel α zusätzlich zum linearen Meniskierhub
M durch.
[0041] Bei den Ausführungsbeispielen der Figuren 5, 6, 7 wird der Meniskierhub M nicht mit
anderen Bauteilen überlagert, sondern ausschließlich von den Meniskierrollen 25,26
durchgeführt. Daher bleibt hier die Positionierungsachse PP ortsfest.
[0042] Figur 8 zeigt das Ausführungsbeispiel gemäß der Aufsicht der Fig. 7 nochmals in einer
schematischen perspektivischen Darstellung, wobei das Biegeprofil 100 lediglich bis
zu den vorderen Führungsrollen 11,12 geführt ist, und dient nochmals zur grundsätzlichen
Erläuterung und Veranschaulichung der Biegevorgänge und der zugeordneten Ebenen:
[0043] Die zweite Biegeebene E20 verläuft in der Achse des meniskierten, vorderen Abschnitts
des Biegeprofils 100, der den Winkel σ mit den Achsen BA und BB bildet. In dieser
Ebene E20 wird die Hauptbiegung durchgeführt, wenn die Endform des Biegeprofils den
Augenrand einer Brille ergeben soll.
[0044] Senkrecht hierzu in der Zeichenebene liegt die Meniskierebene E10, in der der Meniskierhub
M stattfindet, durch den bei der besagten Endform des Biegeprofils als Augenrand die
zusätzliche Abbiegung erfolgt, die im wesentlichen an die Form der einzusetzenden
Brillengläser angepaßt ist und deren Ausmaß entscheidend von der Form dieser Brillengläser
abhängt.
[0045] In Figur 9 ist eine zweite Vorrichtung im einzelnen dargestellt, die zur Realisierung
des Verfahrens gemäß der Prinzipdarstellung der Figuren 7 und 8 vorgesehen sein kann,
bei der zwar eine Verschwenkung stattfinden soll, der Meniskierhub M aber lediglich
von den Meniskierrollen 25, 26 ausgeführt wird:
[0046] Zur Erzeugung der Verschwenkung um den Winkel α ist ein Positionierungsblock 50 vorgesehen,
bei dem in einem stationären Lagerblock 51 eine bogenförmige Nut 51A als Aufnahme
für einen Schlitten 52 vorgesehen ist, der aus einem bogenförmig in der Aufnahme 51A
gehaltenen Einsatz 52A und einem daran befestigten Aufnahmeteil 52B besteht. Das Aufnahmeteil
52B ist somit um den gewünschten Winkel verschwenkbar und dient zur Aufnahme von Biegewelle
15, Biegerolle 16 und Meniskierrollen 25 und 26:
[0047] Zunächst ist am Aufnahmeteil 52B ein Meniskierblock 60 mit einem Halteblock 60A und
einer Linearführung 60B vorgesehen, letztere dient hierbei zur Erzeugung des Meniskierhubes
M.
[0048] Das Aufnahmeteil 52B trägt ebenfalls eine Halterung 70, die eine Meniskierrollenhalterung
70A, eine Biegewellenhalterung 70B und die oben schon erwähnte Biegerollenhalterung
70C umfaßt. Die Bauteile der Halterung 70 stellen somit die Verbindung sowohl der
Biegewelle 15 als auch der Meniskierrollen 25,26 mit dem Meniskierblock 60 her.
[0049] Die Zuordnung dieser Bauteile bewirkt also, daß sämtliche Funktionseinheiten (Biegerolle,
Biegewelle und hier auch die Meniskierrollen) der Verschwenkung um den Winkel α folgen,
so daß die Positionierung der Biegerolle 16 vom Verschwenkungswinkel α und vom Biegewinkel
β bestimmt ist.
1. Verfahren zum Biegen eines Biegeprofils, insbesondere von Draht, zu einer vorgegebenen,
dreidimensionalen Form mit Hilfe von räumlich und funktionell einander zugeordneten
Bauteilen zur Abbiegung des Drahtes wie z.B. Rollen oder Wellen, wobei Meniskierrollen
eine erste Biegung (Meniskierung) des Drahtes um eine Meniskierkante in einer ersten
Biegeebene durchführen und eine zur Meniskierkante beabstandete, nachfolgende Biegerolle
eine zweite Biegung des Drahtes um eine Biegekante in einer zur ersten Biegeebene
orthogonalen, zweiten Ebene durchführt, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest die Biegekante in der Meniskierebene (E10) des Biegeprofils (100)
kontinuierlich so positioniert wird, daß die Meniskierrichtung (MR) des bereits meniskierten
Abschnitts des Biegeprofils (100) mit der Biegekante einen vorgebbaren, konstanten
oder über die Länge (L) des Biegeprofils (100) variablen Winkel ( σ ) bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Winkel ( σ ) zumindest
über Teilabschnitte der Biegung in einem Bereich von 90° ± Δσ liegt, wobei der Korrekturwinkel
( Δσ ) eine Tordierung des Drahtes (100) beeinflußt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegekante linear verschiebbar
ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegekante durch eine Schwenkbewegung
um einen ersten Schwenkwinkel (α, α1) um eine Positionierungsachse (PP) positioniert
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegerolle (16) ebenfalls
in der Meniskierebene (E10) oder einer dazu parallelen Ebene kontinuierlich positionierbar
ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegerolle (16) linear
verschiebbar ist.
7. Verfahren nach Anspruch 1 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegerolle (16) um
einen zweiten Schwenkwinkel ( α2 ) in der Meniskierebene um dieselbe Positionierungsachse
(PP) drehbar positioniert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Meniskierung des Drahtes in der Meniskierebene
durch eine Verschiebung eines Paares von Meniskierrollen (25, 26) erfolgt, die den
Draht zwischen sich einschließen, dadurch gekennzeichnet, daß die Verschiebung linear
als Meniskierhub erfolgt.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 3, 6 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Linearverschiebung
von Biegekante und Biegerolle (16) durch den Meniskierhub der Meniskierrollen (25,
26) gebildet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 4, 7 und 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Verschwenkungen
um den Schwenkwinkel ( α1, α2 ) dem Meniskierhub (M) überlagert werden, und daß die
Biegekante relativ zu den Meniskierrollen (25, 26) so angeordnet wird, daß die Positionierungsachse
(PP) beim Meniskierhub (M) auf der Mitte der Verbindungslinie (VV) der beiden Meniskierrollen
(25, 26) verbleibt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsen (BB) der Biegekante
parallel zur Achse (BA) der Biegerolle (16) gehalten wird (

).
12. Verfahren nach Patentanspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß dem Meniskierhub (M)
der Meniskierrollen (25, 26) eine Schwenkbewegung überlagert wird.
13. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Meniskierhub (M) parallel
zur stationär gehaltenen Biegerolle (16) erfolgt.
14. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Biegekante, die Biegerolle (16) und die Meniskierrollen (25, 26) Bestandteil
einer Baueinheit sind, die um eine gemeinsame Positionierungsachse (PP) innerhalb
des Schwenkwinkels ( α ) schwenkbar gelagert ist.
15. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die Baueinheit einen Schlitten (43) zur Erzeugung des Meniskierhubes (M) beinhaltet,
auf dem die Biegekante und die Biegerolle (16) über Drehlager mit orthogonalen Drehachsen
(D, S) gehalten sind, wobei die vertikale Drehachse (D) die Positionierungsachse (PP)
und die horizontale Drehachse (S) die Schwenkachse (AA) der Biegerolle (16) bildet.
16. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Baueinheit einen Positionierungsblock
(50) zur Bewegung innerhalb des Schwenkwinkels ( α ) beinhaltet, der aus einem Lagerblock
(51) und einem darin bogenförmig geführten Schlitten (52A) mit einem Aufnahmeteil
(52B) gebildet ist, an dem die Biegewelle (15), die Biegerolle (16) und die Meniskierrollen
(25, 26) gehalten sind.
17. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß am Aufnahmeteil (52B), ein
Meniskierblock (60) mit einem Halteblock (60A) und einer Linearführung (60B) zur Erzeugung
des Meniskier hubs (M) gehalten ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß am Aufnahmeteil (52B) eine
Halterung (70) befestigt ist, die eine Meniskierrollenhalterung (70A), eine Biegewellenhalterung
(70B) und eine Biegerollenhalterung (70C) umfaßt.
19. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Biegerollenhalterung
(70C) zur Erzeugung der Biegung in der zweiten Biegeebene (E20) um einen Biegewinkel
( β ) um eine erste Biegeachse (AA) verschwenkbar am Meniskierblock (60) gehalten
ist, und die Biegerolle (16) um eine zweite Biegeachse (BA) drehbar an der Biegerollenhalterung
(70C) gehalten ist, wobei diese beiden Achsen (AA, AB) parallel zueinander angeordnet
sind.