[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen der Höhe des Badspiegels eines
Elektrolichtbogenofens, der ein Ofengefäß mit einer Schlackentür und einen höhenverstellbaren
Elektrodentragarm für mindestens eine Graphitelektrode aufweist.
[0002] Im Elektrolichtbogenofen ist die Schmelze mit einer oxidischen Schlacke bedeckt.
Für den Reinheitsgrad des Stahls und für die Gussqualität ist es wichtig, dass beim
Abstich in die Gießpfanne möglichst wenig Schlacke mitläuft. Die Schlacke enthält
Sauerstoff, zu dessen Beseitigung Aluminiumzusätze benötigt werden. Das Aluminium
wird zu Tonerde oxidiert, die die Gießeigenschaften verschlechtert und das Verstopfen
des Tauchausgusses, das sogenannte "clogging" fördert. Außerdem erschwert der Sauerstoff
aus dem Eisenoxid in der Schlacke die Entschwefelung und Entgasung des Stahls bei
der sekundärmetallurgischen Behandlung.
[0003] Mitgelaufene Schlacke ist visuell schlecht auszumachen. Manche Betreiber benutzen
deshalb ein elektromagnetisches Verfahren zur Schlackenerkennung. Dessen Warnsignal
erfolgt jedoch erst dann, wenn die Schlacke schon durch das Abstichloch in die Gießpfanne
läuft. Erst an den negativen Gießeigenschaften erkennt man, dass der Abstich nicht
schlackenarm genug war.
[0004] Es ist bekannt, dass durch den "Badewanneneffekt" - einer Wirbelbildung über dem
Abstichloch - der Schlackenmitlauf schon beginnt, bevor die Schlackenschicht das Abstichloch
erreicht. Es ist deshalb wichtig, dass der Badspiegel über dem Abstichloch am Ende
des Abstichs eine gewisse Mindesthöhe aufweist.
[0005] Diese Mindesthöhe des Badspiegels kann nicht gemessen werden, da das Ofengefäß beim
Abstich gekippt wird. Das zulässige Abstichgewicht, das zum Erreichen des Mindestbadspiegels
führt, hängt von der Höhe des Badspiegels vor dem Abstich ab. Zwischen dieser Höhe
und dem zulässigen Abstichgewicht besteht ein Zusammenhang, für den es Erfahrungswerte
gibt, so dass bei bekannter Badspiegelhöhe das zulässige Abstichgewicht ebenfalls
bekannt ist.
[0006] Das Abstichgewicht wird mittels Wiegezellen unter der Gießpfanne im Stahlentnahmewagen
gemessen, wobei der Abstich so lange erfolgt, bis das zulässige Abstichgewicht erreicht
ist. Dabei ist der entscheidende Punkt die Kenntnis der Ausgangshöhe des Badspiegels.
[0007] Bei einem bekannten Verfahren zur Bestimmung der Ausgangshöhe des Badspiegels wird
diese aus dem Badgewicht abgeleitet, das durch Messdosen unter den Ofengefäß gemessen
wird. Das Badgewicht setzt sich zusammen aus dem Abstichgewicht und dem nach dem Abstich
im Ofengefaß verbleibenden Reststahlgewicht. Letzteres vergrößert sich jedoch im Laufe
der Zeit, da die feuerfeste Auskleidung des Ofengefäßes vor allem im Bereich des Bodenprofils
und an der Wandung im Badspiegelbereich verschleißt als Folge der hohen Temperaturen,
Temperaturwechsel- und Druckwechselbeanspruchungen. Daher ist das Badgewicht kein
zuverlässiger Indikator für die Höhe des Badspiegels.
[0008] Beim heutigen Stand der Technik wird die Höhe des Badspiegels gemessen, um ein gezieltes
Absenken der Sauerstofflanze in den Konverter bzw. in das Ofengefäß zu erreichen Dazu
wird eine wassergekühlte Messsonde mit zwei Kontaktstiften am Messkopf verwendet.
Nach Durchtritt durch die Schlackenschicht ändert sich beim Eintauchen der Messsonde
in das Stahlbad der elektrische Widerstand zwischen den Kontaktstiften und signalisiert
so die Lage des Badspiegels. Dieses Verfahren ist jedoch aufwendig, zumal wenn man
die zusätzliche Messung vor dem Abstich in Betracht zieht.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, das zum exakten
und kostengünstigen Bestimmen der Höhe des Badspiegels eines Elektrolichtbogenofens
kurz vor dessen Abstich führt.
[0010] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Höhe des Badspiegels durch rechnerische
Verknüpfung von Langenabmessungen bestimmt wird, die zum Teil direkt und zum Teil
indirekt sowie vorzugsweise außerhalb des Hochtemperaturbereiches des Elektrolichtbogenofens
gemessen werden. Das genaue Messen von Längen ist in normal temperierter Umgebung
vergleichsweise einfach und unaufwendig. Dadurch kann das Messverfahren genau und
kostengünstig sein.
[0011] In Weiterbildung der Erfindung wird die Höhe des Badspiegels aus der Differenz des
Positionswertes des in Arbeitsstellung befindlichen Elektrodentragarms und der Länge
der Graphitelektrode sowie der korrigierten Länge von deren Lichtbogen bestimmt. Dabei
werden die Positionswerte des Elektrodentragarmes und die Länge der Graphitelektrode
direkt gemessen, die Länge des Lichtbogens indirekt.
[0012] Die Länge des Lichtbogens wird vorteilhafterweise mit Hilfe elektrischer Parameter
wie Spannung, Leistungsfaktor, (Cosinus φ) Widerstand, Reaktanz und anderer Messgrößen
während des Betriebs bestimmt. Diese elektrischen Messwerte fallen ohne dies im Betrieb
an und erfordern keinen zusätzlichen Apparate-, Zeit- und Bedienungsaufwand.
[0013] Es ist von Vorteil, dass bei der Bestimmung der Lichtbogenlänge ein empirisch ermitteltes
Korrekturglied für die Unebenheit des Badspiegels berücksichtigt wird. Dadurch steigt
die Genauigkeit der Bestimmung des Badspiegels.
[0014] Vorteilhaft ist auch, dass die Länge der Graphitelektrode bestimmt wird als Differenz
des Positionswertes des angehobenen Elektrodentragarms und des Positionswertes eines
optischen Positionsmessgerätes, mit dessen Hilfe die Spitze der angehobenen Graphitelektrode
durch die geöffnete Schlackentür geortet wird. Die Positionswerte von Elektrodentragarm
und optischem Messgerät werden in einfacher Weise und außerhalb der Hochtemperaturzone
gemessen. Der Kontakt zur Spitze der Graphitelektrode ist ein rein optischer.
[0015] Da die optische Positionsmessung der Spitze der Graphitelektrode nach deren Anhebung
im Anschluss an die überhitzungsphase erfolgt, wird die Längenmessung kurz vor dem
Abstich vorgenommen. Dadurch wird die genaue Länge der Graphitelektrode unter Berücksichtigung
von deren aktuellem Verschleißzustand für die Bestimmung der Badspiegelhöhe herangezogen.
[0016] Es hat sich als vorteilhaft gezeigt, dass der Elektrodenverbrauch aus dem beim Schmelzprozess
gemessenen Verbrauch von elektrischer und chemischer Energie bestimmt wird. Dieses
empirische Verfahren bietet eine indirekte Angabe der aktuellen Elektrodenlänge vor
dem Abstich.
[0017] Es ist deshalb von Vorteil, dass der Badspiegel mit einer rechnerischen Verknüpfung
der Längenabmessungen bestimmt und mit dem aus der beim Schmelzen eingesetzten elektrischen
und chemischen Energie errechneten Elektrodenverbrauch kontrolliert wird. Auf diese
Weise wird die Sicherheit der Badspiegelmessung weiter erhöht.
[0018] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der folgenden speziellen
Beschreibung und den Zeichnungen, in denen ein Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch
dargestellt ist.
[0019] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Schnitt durch einen Elektrolichtbogenofen mit Stahlentnahmewagen,
- Fig. 2
- einen Teil des geschnittenen Elektrolichtbogenofens mit offener Schlackentür und optischem
Messgerät.
[0020] Im Elektrolichtbogenofen (1) der Figur 1 wird Elektrostahl aus Schrott und ggf. aus
Eisenschwamm und Roheisen erschmolzen. Ein Ofengefäß (2) ist als feuerfest ausgekleidetes
kippbares Stahlgefäß ausgebildet, das einen schwenkbaren Ofendeckel (3) aufweist.
Auf diese Weise kann der Schrott in Körben von oben in den Ofen eingebracht werden.
[0021] Die Zufuhr der elektrischen Energie für die Beheizung des Elektrolichtbogenofens
(1) erfolgt bei Gleichstrombetrieb über eine Graphitelektrode (4). Diese ist an einem
Elektrodentragarm (5) befestigt, der mittels einer nicht dargestellten Hubeinrichtung
durch eine öffnung im Ofendeckel (3) in den Ofenraum abgesenkt werden kann, wobei
seine Position durch einen nicht dargestellten Positionsgeber angezeigt wird. Ein
Lichtbogen (6) überträgt die Energie auf die Einsatzstoffe.
[0022] Die Schmelze (7) weist einen Badspiegel (8) auf, der in der rechten Hälfte von Fig.
1 das Niveau vor und in der linken Hälfte während des Abstichs hat. Auf den Badspiegel
(8) schwimmt eine Schlackenschicht (9). Der flüssige Stahl ergießt sich in eine Gießpfanne
(10), die auf einem Stahlentnahmewagen (11) steht, mit dem die Gießpfanne (10) zu
den Gießeinrichtungen oder anderen Weiterbehandlungsanlagen transportiert wird. Unter
der Gießpfanne (10) sind Wiegezellen (12) angeordnet, um das abgestochene Stahlgewicht
messen zu können.
[0023] Figur 2 zeigt einen Ausschnitt von Fig. 1 mit einer hochgezogenen Schlackentür (13),
die die Sicht auf die Spitze der ebenfalls hochgezogenen Graphitelektrode (4) für
ein optisches Positionsmessgerät (14) freigibt.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren funktioniert folgendermaßen:
Nach dem Einschmelzen wird der flüssige Stahl (7) des Elektrolichtbogenofens (1) überhitzt,
um eine optimale Abstichtemperatur zu erzielen. Gegen Ende der überhitzung nimmt der
Elektrodentragarm (5) die Position H
arm,1 ein. Zu diesem Zeitpunkt ist der Badspiegel (8) glatt und der Lichtbogen (6) brennt
ruhig unter der Schlacke (9). Die Lichtbogenlänge L
arc kann über die vorliegenden elektrischen Messwerte des Elektrolichtbogenofens (1)
bestimmt werden.
[0025] Wie aus Figur 1 ersichtlich, kann die Höhe des Badspiegels (8) wie folgt ermittelt
werden:
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=2000/08/DOC/EPNWA1/EP99115929NWA1/imgb0001)
[0026] Dabei sind:
Harm,1 = Position des Elektrodentragarms (5) gegen Ende der überhitzung,
Lgr = die Länge der Graphitelektrode (4) unter dem Elektrodentragarm (5),
Larc = die Länge des Lichtbogens (6),
c = ein Korrekturglied zur Berücksichtigung der Unebenheit der Badoberfläche.
[0027] In Figur 2 ist die Ermittlung der Elektrodenlänge L
gr schematisch dargestellt.
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=2000/08/DOC/EPNWA1/EP99115929NWA1/imgb0002)
[0028] Dabei sind:
Harm,2 = die Position des Elektrodentragarms (5) nach Anheben der Graphitelektrode (4),
Hgr = Position der Elektrodenspitze (mittels optischem Positionsmessgerät (14) durch
die offene Schlackentür (13) geortet).
[0029] Der Messwert L
gr wird mit dem auf dem Elektrodenverbrauch ▲L
gr berechneten verglichen. Der Elektrodenverbrauch ▲L
gr kann über die beim Schmelzvorgang verbrauchte elektrische und chemische Energie sowie
über elektrische Parameter empirisch ermittelt werden.
[0030] Bei der Auswertung der oben angeführten Daten fällt die Differenz ▲H
bad zwischen der Höhe des Ist-Badspiegels ▲H
bad,ist und des Soll-Badspiegels H
bad,soll an.
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=2000/08/DOC/EPNWA1/EP99115929NWA1/imgb0003)
. Daraus lässt sich die Gewichtsdifferenz
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=2000/08/DOC/EPNWA1/EP99115929NWA1/imgb0004)
ableiten, wobei A die Badoberfläche ist.
[0031] Im Falle eines Gewichtsdefizits können - falls verfügbar - zusätzlich Eisenträger
wie direkt reduziertes Eisen bzw. Eisenschwamm (DRI) und/oder heiß brikettiertes Eisen
bzw. Eisenschwammbriketts (HBI) kontinuierlich über ein Bunkersystem in den Elektrolichtbogenofen
(1) chargiert werden oder die Charge wird mit weniger Gewicht abgestochen, um ein
zu starkes Absenken des Badspiegels (8) und somit den Schlackenmitlauf zu verhindern.
Für die nächste oder übernächste Charge wird entsprechend mehr Schrott in den Schrottkorb
geladen und chargiert. Im Fall eines Gewichtsüberschusses wird für die nächste oder
übernächste Charge entsprechend weniger Schrott in den Schrottkorb geladen und chargiert.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:
- Hohe Messgenauigkeit
[0033] Im Vergleich zur Messung mit Druck-Messdosen unter dem Ofengefäß (2) ist das erfindungsgemäße
Verfahren genauer, denn die Badhöhe ist für schlackenfreien Abstich entscheidender
als das Badgewicht, das bei gleicher Badhöhe je nach Verschleißzustand des Ofengefäßes
(2) variiert.
- Geringerer Kostenaufwand
[0034] Das bekannte Verfahren der Badspiegelmessung im Ofengefäß (2) über Sauerstofflanze
und Sonde ist kostenaufwendiger als das erfindungsgemäße Messverfahren. Dieses benutzt
die bereits vorhandenen Daten und benötigt nur ein zusätzliches, konventionelles optisches
Messgerät (14).
- Frühes Erkennen einer zu geringen Badmenge
[0035] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet die Möglichkeit einer schnellen Messung des
Badspiegels (8) bereits vor dem Abstich und gibt Informationen über die zulässige
Abstichmenge für einen schlackenfreien Abstich, der für die Einstellung des gewünschten
Reinheitsgrades entscheidend ist. Außerdem bietet es Entscheidungshilfe für das Schrottladen
und Nachchargieren zur rechtzeitigen Korrektur der Badmenge.
- Keine zusätzlichen Nebenzeiten
[0036] Da die Messungen während der üblichen Betriebsprozessschritte durchgeführt werden,
sind keine zusätzlichen Nebenzeiten erforderlich, die zu Produktionsverlust führen.
1. Verfahren zum Bestimmen der Höhe des Badspiegels eines Elektrolichtbogenofens (1),
der ein Ofengefäß (2) mit einer Schlackentür (13) und einen höhenverstellbaren Elektrodentragarm
(5) für mindestens eine Graphitelektrode (4) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhe des Badspiegels (8) durch rechnerische Verknüpfung von Längenabmessungen
bestimmt wird, die zum Teil direkt und zum Teil indirekt sowie vorzugsweise außerhalb
des Hochtemperaturbereiches des Elektrolichtbogenofens (1) gemessen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Höhe (Hbad) des Badspiegels (8) aus der Differenz des Positionswertes (Harm,1) des in Arbeitsstellung befindlichen Elektrodentragarms (5) und der Länge (Lgr) der Graphitelektrode (4) sowie der korrigierten Länge (Larc - c) von deren Lichtbogen (6) bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge (Larc) des Lichtbogens (6) mit Hilfe elektrischer Parameter wie Spannung, Leistungsfaktor
(cos φ), Widerstand, Reaktanz und anderer Messgrößen während des Betriebs bestimmt
wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Bestimmung der Lichtbogenlänge (Larc) ein empirisch ermitteltes Korrekturglied (c) für die Unebenheit des Badspiegels
(8) und der Elektrodenspitze berücksichtigt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge (Lgr) der Graphitelektrode (4) bestimmt wird als Differenz der Positionswerte (Harm,2) des angehobenen Elektrodentragarms (5) und des Positionswertes (Hgr) eines optischen Positionsmessgerätes (14), mit dessen Hilfe die Spitze der angehobenen
Graphitelektrode (4) durch die geöffnete Schlackentür (13) geortet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die optische Positionsmessung (14) der Spitze der Graphitelektrode (4) nach
deren Anhebung im Anschluss an die überhitzungsphase erfolgt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrodenverbrauch (▲Lgr) aus dem beim Schmelzprozess gemessenen Verbrauch von elektrischer und chemischer
Energie bestimmt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Badspiegel (8) aus einer rechnerischen Verknüpfung der Längenabmessungen
(Harm,1, Harm,2, Hgr, Larc - c) bestimmt und mit dem aus der beim Schmelzen eingesetzten elektrischen und chemischen
Energie errechneten Elektrodenverbrauch kontrolliert wird.