[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von Werkstücken, bei dem zur
Bildung eines funktionellen, insbesonderen korrosionsbeständigen und verschleißfesten,
metallischen Überzugs eine wenigstens phosphor- und nickelhaltige Legierung aus einem
Elektrolyten abgeschieden wird. Die Erfindung bezieht sich ferner auf einen diesbezüglichen
Überzug.
[0002] Metallische Überzüge dienen neben dekorativen Zwecken vor allem der funktionellen
Beschichtung von Werkstücken, um den beim bestimmungsgemäßen Einsatz auftretenden
Beanspruchungsmechanismen durch geeignete Oberflächeneigenschaften, wie beispielsweise
Härte, Verschleißfestigkeit, Reibbeschaffenheit oder thermische und chemische Beständigkeit,
Rechnung zu tragen. Die Herstellung derartiger Schutzüberzüge erfolgt üblicherweise
durch galvanotechnische Abscheidung. Zu unterscheiden hierbei ist einerseits die elektrolytische
Abscheidung, bei der eine Elektrokristallisation stattfindet, und andererseits die
außenstromlose elektrochemische Metallabscheidung, bei der es sich um ein einfaches
Tauchverfahren ohne äußere Stromquelle und Anoden handelt. Die Metallabscheidung kann
bei beiden Verfahren sowohl auf metallische als auch nichtmetallische Werkstückoberflächen
aufgebracht werden. Aufgrund einer hohen Konturentreue während der Abscheidung findet
die außenstromlose Abscheidung insbesondere dann Anwendung, wenn bei Werkstücken mit
komplexer Geometrie sehr enge Toleranzen einzuhalten sind. Der elektrolytischen Abscheidung
sind in diesem Fall wegen der sich geometrieabhängig einstellenden Verteilung örtlicher
Kathodenstromdichten deutliche Grenzen gesetzt.
[0003] Zur Erzielung eines korrosionsbeständigen und verschleißfesten metallischen Überzugs
ist es daher bekannt, höher phosphorhaltige Polylegierungen mit dem Grundmetall Nickel
außenstromlos abzuscheiden. Versuche zeigten, daß eine mit dem Zusatz Cobalt in Anteilen
von 0,5 bis 1,5 Gew.-% legierte Nickel-Cobalt-Phosphor-Beschichtung bei einem Phosphorgehalt
zwischen 10 und 13 Gew.-% zu einer Erhöhung der Druckeigenspannung und der meßbaren
Härte beizutragen vermag. Es ist ferner bekannt, daß der Phosphorgehalt in der Legierungsmatrix
einen wesentlichen Einfluß auf die Passivierungseigenschaften eines metallischen Überzugs
ausübt. So ergaben beispielsweise Korrosionstests, daß sich eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit
bei Phosphorgehalten von 14 bis 21 Gew.-% erreichen läßt. Nachteilig bei der außenstromlosen
Abscheidung von Metallüberzügen ist allerdings, daß aufgrund des Fehlens aufgeprägter
Reaktionsmechanismen keine derartig hohen Phosphorgehalte erzielbar sind.
[0004] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Beschichten von Werkstücken anzugeben, das bei einer
wesentlich höheren Einbaurate an elementarem Phosphor eine erhöhte Verschleißfestigkeit
und Härte sowie verbesserte korrosionsschützende Wirkung ermöglicht. Ferner soll ein
diesbezüglicher Überzug angegeben werden.
[0005] Diese Aufgabe ist bei einem Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
dadurch
gelöst, daß elektrolytisch eine zumindest quaternäre Legierung mit den Komponenten Nickel,
Cobalt, Wolfram und Phosphor als Überzug abgeschieden wird.
[0006] Ein derartiges Verfahren ermöglicht aufgrund der elektrolytischen Abscheidung und
der damit einhergehenden erzwungenen reduktiven Reaktionssystematik an der Grenzfläche
zwischen Elektrolyt und Werkstück eine Einbaurate von Phosphor in den metallischen
Überzug zwischen 14 und 21 Gew.-%. Der Erfindung liegt zudem die überraschende Erkenntnis
zugrunde, daß durch die gemeinsame kathodische Abscheidung von Nickel, Cobalt, Wolfram
und Phosphor ein Legierungsüberzug gebildet wird, der sich durch eine hohe Korrosionsbeständigkeit
und Verschleißfestigkeit auszeichnet.
[0007] Von besonderem Vorteil ist es, je nach funktioneller Verwendung des Überzugs eine
Legierung mit wenigstens einer weiteren Komponente, vorzugsweise aus Zinn, Blei, Molybdän,
Rhenium oder Vanadium, als Metallniederschlag kathodisch abzuscheiden. Auf diese Weise
läßt sich beispielsweise eine den jeweiligen Anforderungen genügende Temperaturbeständigkeit,
Lötfähigkeit, magnetische Permeabilität oder ein geeigneter Reibungskoeffizient erzielen.
[0008] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung werden nichtmetallische Teilchen,
vorzugsweise Carbide oder Carbid-Mischkristalle, in die metallische Matrix des Überzugs
eingelagert, um die Korrosionsbeständigkeit, Verschleißfestigkeit und Härte zusätzlich
zu erhöhen. Vorteilhafterweise wird hierzu Bor-, Silicium-, Wolfram-, Vanadium- und/oder
Titancarbid eingesetzt. Von Vorteil ist ferner, wenn zu diesem Zweck Teilchen mit
einer Korngröße von 0,1 bis 1,5 µm verwendet werden. Alternativ können auch ultrafeine
Teilchen mit Durchmessern im Nanometerbereich oder Teilchen mit einer Korngröße von
mehr als 1,5 µm je nach gewünschten Randschichteigenschaften Anwendung finden. Gemäß
einem weiteren Merkmal der Erfindung werden die Teilchen dabei in unterschiedlichen
Konzentrationen über den Verlauf der Dicke des Überzugs eingelagert. Auf diese Weise
ist es beispielsweise möglich, im Bereich des Überzugs, der dem Grundwerkstoff zugewandt
ist, eine hohe und im Bereich der Oberfläche des Überzugs eine geringe Konzentration
an eingelagerten Teilchen vorzusehen. Demzufolge kann die an den Stellen des Einbaus
der Teilchen entstehende Mikroporosität des Überzugs gezielt an die jeweiligen Anforderungen
angepaßt werden.
[0009] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden die Teilchen
als disperse Phase dem Elektrolyten zugesetzt und bei der galvanischen Abscheidung
in den Legierungsniederschlag eingebaut. Dieser Einbau ist vor allem auf Adsorption,
elektrostatische Anziehung und mechanischen Einschluß zurückzuführen. Zweckmäßigerweise
werden hierzu die Teilchen durch Bewegung des galvanischen Bades suspendiert im Elektrolyten
gehalten. In an sich bekannter Weise, beispielsweise durch Rühren oder Lufteinblasen
in das Bad, ist es dabei möglich, die Teilchen in der Schwebe zu halten. Um die Mikroporosität
des Überzugs verändern zu können, ist es ferner zweckmäßig, durch Veränderung der
Badbewegung die Konzentrationsverhältnisse der Teilchen im Legierungsniederschlag
zu beeinflussen. Mit der Erfindung wird weiterhin vorgeschlagen, daß zusätzlich färbende
Pigmente, vorzugsweise aus Titandioxid, eingelagert werden, so daß sich eigengefärbte
Überzüge ergeben, die eine hohe Licht- und Wetterbeständigkeit sicherstellen.
[0010] Zur
Lösung der oben genannten Aufgabe wird erfindungsgemäß außerdem ein korrosionsbeständiger
und verschleißfester Überzug vorgeschlagen, der insbesondere durch das zuvor beschriebene
Verfahren herstellbar ist und sich durch eine Zusammensetzung aus im wesentlichen
0,5 bis 2,0 Gew.-% Wolfram
1,0 bis 2,0 Gew.-% Cobalt
15 bis 20 Gew.-% Phosphor und wenigstens
10 Gew.-% Nickel
auszeichnet. Um insbesondere die Verschleißfestigkeit weiter zu erhöhen, wird schließlich
vorgeschlagen, daß Borcarbid mit einem Volumenanteil von 30 bis 39 % in die metallische
Matrix des Überzugs eingelagert ist.
[0011] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Gegenstände der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispieles. In
der zugehörigen Zeichnung zeigt die einzige Figur die Abriebbeständigkeit nach TABER
für einen Nickel-Phosphor-Cobalt-Wolfram-Borcarbid-Überzug in einem Balkendiagramm.
[0012] Durch galvanische Legierungsabscheidung wird ein metallischer Überzug gebildet, der
sich aus 0,5 bis 2,0 Gew.-% Wolfram, 1,0 bis 2,0 Gew.-% Cobalt, 15 bis 20 Gew.-% Phosphor
und einem restlichen Anteil an Nickel zusammensetzt. Die metallische Matrix dieses
Legierungsniederschlags weist zudem eingelagerte nichtmetallische Teilchen aus Tetraborcarbid
auf. Diese sind während der Elektrokristallisation durch mechanischen Einschluß, Adsorption
oder elektrostatische Anziehung in der Nähe der Kathode in den Überzug eingebaut worden.
Zu diesem Zweck befindet sich in dem zur Abscheidung verwendeten Elektrolyten das
Tetraborcarbid in Form eines suspendierten feinen Pulvers, wobei die Teilchen eine
Korngröße von 0,1 bis 1,5 µm aufweisen. Durch eine geeignete Badbewegung, beispielsweise
mittels mechanischen Rührens, werden dabei die Teilchen gleichmäßig konzentriert in
dem Elektrolyten in der Schwebe gehalten. Ein unterschiedlich konzentrierter Einbau
der Teilchen über den Verlauf der Dicke des Überzugs kann durch geeignete Veränderung
der Badbewegung hervorgerufen werden. Der auf diese Weise gebildete Überzug weist
insgesamt einen Anteil von 30 bis 39 Vol.-% an inkorporiertem Tetraborcarbid auf.
[0013] Durch das Zusammenwirken der Komponenten Nickel, Cobalt, Wolfram, Phosphor und Borcarbid
weist der Überzug eine hohe Beständigkeit sowohl gegenüber sauren und alkalischen
Korrosionsmedien als auch oxidierenden Säuren. Der zur Korrosionsprüfung verwendete
Salznebeltest nach DIN 50 021 ergab für verschärfte Bedingungen unter Beifügung von
Kupferchlorid eine Exposition von über 485 h bei einer Dicke des Überzugs von 60 µm
und einem Grundwerkstoff aus Stahl. Der Überzug erfüllt damit die Anforderungen gemäß
RAL-RG 660 für die Stufe 4/4 Hydraulik im Grubenausbau.
[0014] Der Überzug zeichnet sich weiterhin durch eine hohe Verschleißfestigkeit aus. Bei
einer gemittelten Rauhtiefe von ca. 2 bis 3 µm wurde die Verschleißfestigkeit nach
TABER unter schürfverschleißenden Prüfkriterien ermittelt. Hierzu kamen Reibrollen
vom Typ CS-10 unter eine Auflagelast von 9,81 N zum Einsatz. Der Überzug erreichte
im Abscheidungszustand nach 10.000 Umdrehungen einen durchschnittlichen Verschleißwert
von 2,71 mg/1000 Umdrehungen, wie insbesondere aus dem den Verlauf der ermittelten
Verschleiß-Abtragswerte nach TABER in mg/1000 Umdrehungen über den Umdrehungen U zeigenden
Diagramm in der Zeichnung ersichtlich ist. Das Einlaufverhalten der Reibrollen wurde
dabei nicht berücksichtigt. Der ermittelte Verschleißwert liegt unterhalb der für
Hartchrom-Überzüge gemäß RAL-RG 660 (1986) vorgesehen Abriebbeständigkeit von max.
5 mg/1000 Umdrehungen. Im Vergleich hierzu erreichen elektrolytisch abgeschiedene
konventionelle Nickel-Phosphor-Legierungen Verschleißwerte von 11 bis 13 mg/1000 Umdrehungen,
während für außenstromlos abgeschiedene Überzüge durchschnittlich eine Abriebbeständigkeit
von 20 bis 22 mg/1000 Umdrehungen zu verzeichnen ist.
[0015] Durch das zuvor beschriebene Verfahren und den dadurch herstellbaren metallischen
Überzug wird damit nicht zuletzt den zunehmenden Anforderungen an die chemische und
mechanische Beständigkeit beschichteter Werkstückoberflächen Rechnung getragen.
1. Verfahren zum Beschichten von Werkstücken, bei dem zur Bildung eines funktionellen,
insbesondere korrosionsbeständigen und verschleißfesten, metallischen Überzugs eine
wenigstens phosphor- und nickelhaltige Legierung aus einem Elektrolyten abgeschieden
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß elektrolytisch eine zumindest quaternäre Legierung mit den Komponenten Nickel,
Cobalt, Wolfram und Phosphor als Überzug abgeschieden wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß je nach funktioneller Verwendung
des Überzugs eine Legierung mit wenigstens einer weiteren Komponente, vorzugsweise
aus Zinn, Blei, Molybdän, Rhenium oder Vanadium, als Metallniederschlag kathodisch
abgeschieden wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß nichtmetallische Teilchen,
vorzugsweise Carbide oder Carbid-Mischkristalle, in die metallische Matrix des Überzugs
eingelagert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß Bor-, Silicium-, Wolfram-,
Vanadium- und/oder Titancarbid eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß Teilchen mit einer Korngröße
von 0,1 bis 1,5 µm verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen
in unterschiedlichen Konzentrationen über den Verlauf der Dicke des Überzugs eingelagert
werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen
als disperse Phase dem Elektrolyten zugesetzt und bei der galvanischen Abscheidung
in den Legierungsniederschlag eingebaut werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß durch Bewegen des galvanischen
Bades die Teilchen suspendiert im Elektrolyten gehalten werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß durch Veränderung der Badbewegung
die Konzentrationsverhältnisse der Teilchen im Legierungsniederschlag beeinflußt werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
färbende Pigmente, vorzugsweise aus Titandioxid, eingelagert werden.
11. Überzug, der insbesondere durch das Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10 herstellbar
ist,
gekennzeichnet durch
eine Zusammensetzung aus im wesentlichen
0,5 bis 2,0 Gew.-% Wolfram
1,0 bis 2,0 Gew.-% Cobalt
15 bis 20 Gew.-% Phosphor und
wenigstens 10 Gew.-% Nickel.
12. Überzug nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß Borcarbid mit einem Volumenanteil
von 30 bis 39 % in die metallische Matrix eingelagert ist.