[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflächenhärtung von Formkörpern
aus metastabil erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff sowie die durch dieses Verfahren
hergestellte Formkörper als auch deren Verwendung.
[0002] Die Oberflächenhärtung von Formkörpern aus erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußmaterial
- wie beispielsweise von Kolbenringen, Ventilstößeln, Berührungsflächen von Zahnflanken
bei Zahnrädern, etc. - ist im Hinblick auf die Verschleißfestigkeit dieser Formteile
von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Im Stand der Technik sind verschiedene Verfahren
zur Steigerung der Verschleißfestigkeit von derartigen Formkörpern bekannt. Beispielsweise
können als Verschleißschutzschichten galvanisch abgeschiedene Hartchromschichten und
flammgespritzte Molybdänschichten verwendet werden. Diese Verfahren sind jedoch aufwendig
und kostenintensiv.
[0003] Es hat sich nun gezeigt, daß nitrocarburierte Formkörper aus Gußeisen wie beispielsweise
Kolbenringe zur Verwendung in Otto- oder Dieselmotoren hinsichtlich der Verschleißfestigkeit
gleich oder besser als mit einer Verschleißschutzschicht aus Hartchrom versehene Formkörper
zu sein scheinen. Im Hinblick auf die Brandspursicherheit scheinen nitrocarburierte
Formkörper vergleichbar mit Formkörpern, die mit einer Verschleißschutzschicht aus
Molybdän versehen sind, zu sein.
[0004] Aus der DE 34 07 010 C2 ist es bekannt, Gußteile aus gehärtetem, metastabilem Gußeisen
mit einem zumindest teilweise martensitartigen Gefüge, das Graphitausscheidungen enthält
und das in einem sich von einer Oberfläche in den Körper hinein erstreckenden äußeren
Volumenbereich nitriert ist, bereitzustellen. Dabei ist der äußere Volumenbereich
mit Ausnahme von feindispersen Graphitausscheidungen im wesentlichen graphitfrei.
[0005] Gemäß der in der DE 34 07 010 C2 offenbarten technischen Lehre muß das Nitrieren
des Körpers vor dem Härten durch Wärmebehandlung des Gußeisens erfolgen. Das Durchführen
der Nitrierung des Körpers vor der Wärmebehandlung führt zu einer Unterdrückung einer
nicht feindispersen Graphitausscheidung in dem Körper, die bei der Wärmebehandlung
des Körpers ohne vorherige Nitrierung zwangsläufig eintritt.
[0006] Äußerst nachteilig an dem gemäß der DE 34 07 010 C2 bereitgestellten Körper ist,
daß der nitrierte Volumenbereich, also die Oberflächenrandschicht des Körpers, in
der es zur Nitridbildung gekommen ist, eine sehr geringe Tiefe, bezogen auf die Oberfläche,
aufweist. Bei der Nitrierung diffundiert der Stickstoff von der Oberfläche des Körpers
in das metastabil erstarrte Gußeisen ein und bildet zusammen mit Eisencarbiden oder
Eisenmischcarbiden Eisencarbonitride. Diese Eisencarbonitride weisen, verglichen mit
den Eisencarbiden bzw. Eisenmischcarbiden, eine wesentlich bessere thermische Beständigkeit
auf.
[0007] Nach der Nitrierung muß der erhaltene harte und spröde Gußrohling, damit das Gußmaterial
bearbeitbar ist, einer Carbidzerfallsglühung unterworfen werden. Die Graphitausscheidung
wird im Hinblick auf die vorstehend erwähnte größere thermische Beständigkeit der
Eisencarbonitride dabei in der Oberflächenrandschicht, in der die Eisencarbonitride
vorliegen, verhindert.
[0008] Eine nach Durchführung der Nitrierung und Carbidzerfallsglühung gegebenenfalls vorzunehmende
mechanische Nachbearbeitung des erhaltenen nitrierten Gußrohlings ist praktisch nicht
möglich, da dadurch die nitridhaltige Oberflächenrandschicht teilweise oder vollständig
wieder abgetragen wird. Die Dicke der nitrierten Oberflächenrandschicht beträgt maximal
100 mm. Bei der mechanischen Nachbearbeitung des nitrierten Gußrohling kommt demzufolge
der innere, nicht nitrierte Kernbereich des Körpers, der infolge der Carbidzerfallsglühung
ausgeschiedenen Graphit aufweist, wieder an die Oberfläche des Körpers.
[0009] Da Gußteile jedoch regelmäßig große Toleranzen aufweisen, ist eine mechanische Nachbearbeitung
des Gußrohlings jedenfalls dann notwendig, wenn das Endprodukt eine hohe Paßgenauigkeit
aufweisen muß. Insofern können nach dem Verfahren gemäß der DE 34 07 010 C2 keine
paßgenauen mit einer durchgängigen Verschleißschutzschicht versehenen Formkörper hergestellt
werden. Dies ist äußerst nachteilig.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zu Herstellung eines
verschleißfesten Formkörpers auf Basis eines metastabil erstarrten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffes,
bereitzustellen, wobei die Herstellung verschleißfester und gegebenenfalls paßgenauer
Formkörper möglich ist.
[0011] Eine weitere Aufgabe ist es, einen verschleißfesten und gegebenenfalls paßgenauen
Formkörper auf Basis eines metastabil erstarrten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffes
bereitzustellen.
[0012] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch Bereitstellung eines Verfahrens zur
Oberflächenhärtung eines Formkörpers aus metastabil erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff,
wobei das Verfahren wenigsten die Schritte umfaßt:
(a) ein Erhitzen des Formkörpers in einer entkohlenden Atmosphäre;
(b) ein Abkühlen des Formkörpers;
(c) gegebenenfalls ein Anlassen des Formkörpers; und
(d) ein Erhitzen des Formkörpers in einem stickstoffabgebenden Medium.
[0013] Unter dem Begriff "entkohlende Atmosphäre" wird im Sinne der Erfindung jede Umgebung
verstanden, die geeignet ist, den Gehalt an ausgeschiedenem Graphit in der Oberflächenrandschicht
zu verringern. Die Entkohlung kann daher beispielsweise in einer Gasatmosphäre oder
im Plasma vorgenommen werden.
[0014] Unter einer Oberflächenrandschicht wird im Sinne der Erfindung die sich unter der
Oberfläche des Formkörpers befindliche Schicht, die sich von der Oberfläche des Formkörpers
aus betrachtet in das Innere des Formkörpers erstreckt, verstanden. Die Tiefe der
Oberflächenrandschicht ist dabei ein senkrecht zur Oberfläche stehendes Längenmaß.
[0015] Beispielsweise kann die entkohlende Atmosphäre durch die die Glühatmosphäre bildenden
Gase wie Sauerstoff, Wasserdampf, H
2, CO, CO
2, etc., oder Gemischen daraus gebildet sein. Die entkohlende Atmosphäre kann aber
auch aus CO/CO
2 und N
2 bestehen. Es können selbstverständlich weitere verdünnende Gase in der entkohlenden
Atmosphäre enthalten sein. Besonders bevorzugt wird im Sinne der Erfindung eine Atmosphäre
aus CO/H
2/N
2NH
3.
[0016] Ein Erhitzen von Gußwerkstücken in einer entkohlenden Atmosphäre bewirkt eine Randentkohlung
des Gußwerkstückes, die in einem Bruch- oder Schliffbild gut sichtbar ist. Das Ausmaß
der Entkohlung in der Randschicht des Gußwerkstückes, d.h. ob der Kohlenstoffgehalt
erniedrigt oder gleich Null ist, hängt von den angelegten äußeren Bedingungen (Zeitdauer,
Temperatur, Art der Atmosphäre, Kohlenstoffpegel in der Atmosphäre, etc.) ab. Auch
die Tiefe dieser Oberflächenrandschicht, bezogen auf die Oberfläche, hängt auch von
den jeweils angelegten Bedingungen ab, unter denen die Entkohlungsreaktion durchgeführt
wird.
[0017] Unter einem Abkühlen des Formkörpers wird im Sinne der Erfindung sowohl ein langsames
Abkühlen als auch ein rasch erfolgendes Abkühlen (das sog. Abschrecken) des Formkörpers
verstanden. Bei einem langsamen Abkühlen kommt es nicht zu einer martensitischen Härtung
des Formkörpers. Ein Abschrecken des Formkörpers, d.h. ein rasch erfolgendes Abkühlen
des Formkörpers wird bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugt.
[0018] Unter einem Anlassen des Formkörpers wird im Sinne der Erfindung eine Wärmebehandlung
des Formkörpers verstanden. Ein Anlassen des Formkörpers ist nicht unbedingt erforderlich.
Beispielsweise kann von einem Anlassen des Formkörpers abgesehen werden, wenn es nicht
zu einer martensitischen Härtung gekommen ist, was beispielsweise bei einer langsamen
Abkühlung des Formkörpers der Fall sein kann.
[0019] Unter einem stickstoffabgebenden Medium wird im Sinne der Erfindung jedes Medium
verstanden, das geeignet ist, den für bei der Nitrierung bzw. Nitridierung oder Aufstickung
der Oberflächenrandschicht erforderlichen Stickstoff freizusetzen. Der freigesetzte
Stickstoff diffundiert dann in die Oberflächenrandschicht unter Bildung der entsprechenden
Nitridverbindungen.
[0020] Die Begriffe Nitrieren bzw. Nitridieren oder Aufsticken sind von ihrem Sinngehalt
im Sinne der Erfindung gleichwertig. Der Einfachheit halber wird im weiteren der Begriff
Nitrieren bzw. Nitrierung verwendet.
[0021] Die Nitrierung kann dabei als Gasnitrierung, indem man beispielsweise Ammoniakgas
an der Oberfläche des Formkörpers dissoziieren läßt, erfolgen. Auch ist es möglich
die Nitrierung in Form einer Glimm-Nitrierung bzw. Ionitrierung oder Plasmanitrierung
durchzuführen, bei der die Nitrierung mit Stickstoff unter Einfluß einer Glimmentladung
erfolgt. Selbstverständlich kann die Nitrierung auch in einem Salzbad (beispielsweise
unter Verwendung von Alkalicyanaten, -carbonaten oder -cyaniden) vorgenommen werden.
[0022] Bevorzugt im Sinne der Erfindung erfolgt die Nitrierung in einer Gasatmosphäre oder
im Plasma.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren zwischen dem Schritt (c) und dem Schritt (d) ein weiterer Schritt, bei dem
eine Bearbeitung des Formkörpers erfolgt, vorgesehen.
[0024] Äußerst vorteilhaft erlaubt das erfindungsgemäße Verfahren eine Bearbeitung des Formkörpers
vor der Nitrierung. Damit ist eine mechanische Nachbearbeitung des Gußrohlings möglich,
bei der beispielsweise von dem Gußrohling die Gußhaut entfernt werden kann, ein Formdrehen
oder weitere Nachbearbeitungen durchgeführt werden können.
[0025] Wie bereits oben erwähnt, ist die Bearbeitung der Gußrohlinge aus metastabil erstarrtem
Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff erst nach Durchführung der Karbidzerfallsglühung möglich.
[0026] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren finden die Entkohlung und die Karbidzerfallsglühung
gemeinsam während des Schrittes (a) statt.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt somit äußerst vorteilhaft eine mechanische
Nachbearbeitung von beispielsweise Kolbenringrohlingen vor der Durchführung der Oberflächenhärtung,
d.h. der Nitrierung der Oberflächenrandschicht. Aufgrund der tiefgehenden Entkohlung
der Oberflächenrandschicht weist das erfindungsgemäße Endprodukt, d.h. beispielsweise
der Kolbenring nach der Nachbearbeitung und der Nitrierung an der Oberfläche keinen
freien Graphit auf, sondern eine durchgängig nitrierte Oberflächenrandschicht ohne
Graphitausscheidungen.
[0028] Das erfindungemäße Verfahren erlaubt demzufolge die Bereitstellung von qualitativ
äußerst hochwertigen nitrierten Formkörpern aus metastabil erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff,
die im Hinblick auf die Nachbearbeitungsmöglichkeit hinsichtlich ihrer geometrischen
Abmessungen paßgenau eingestellt werden können. Insofern können äußerst verschleißfeste
und paßgenaue Formkörper aus metastabil erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
bereitgestellt werden.
[0029] Weiterhin ist bevorzugt, daß der metastabil erstarrte Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
Temperguß ist.
[0030] Vorzugsweise wird als metastabil erstarrter Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff Temperguß
verwendet, der hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes so eingestellt ist, daß er graphitfrei
erstarrt. Der gesamte Kohlenstoff liegt dabei, im Gegensatz zum Gußeisen mit Lamellen-
und Kugelgraphit, in gebundener Form als Eisencarbid vor. Das Bruchgefüge ist folglich
nicht grau, sondern wegen des fehlenden schwarzen Graphits weiß.
[0031] Dieser im Ausgangszustand aufgrund seiner hohen Härte und Sprödigkeit nicht verwendbare
Guß wird erhitzt, damit das Eisencarbid zerfällt und Graphit in Form von Temperkohle
ausgeschieden wird. Durch diese thermische Behandlung erhält der Formkörper seine
für die weitere Bearbeitung vorteilhaften Eigenschaften im Hinblick auf Zähigkeit
und Schmiedeeigenschaften, die sich bei der weiteren Bearbeitung des gegossenen Formkörpers
als vorteilhaft erweisen.
[0032] Bei der Erhitzung des Tempergußes in der entkohlenden Atmosphäre wird dem Temperguß
der Kohlenstoff an der Oberfläche des Formkörpers entzogen, d.h. es erfolgt zum einen
die teilweise oder vollständige Entkohlung der Oberflächenrandschicht und zum anderen
wird der im Kern des Formkörpers verbleibende als Eisencarbid (Zementit) gebundene
Kohlenstoff in Temperkohle umgewandelt (Carbidzerfallsglühung).
[0033] In der Oberflächenrandschicht liegt somit äußerst vorteilhaft ein stahlähnlicher
Werkstoff vor. Die Tiefe der entkohlten Oberflächenrandschicht entspricht der Schicht,
in die der Stickstoff bei dem Nitrierschritt (d) eindiffundieren kann, um als Nitrid
gebunden zu werden.
[0034] Es ist vorteilhaft, wenn der graphitfreie Bereich nach der mechanischen Bearbeitung
des Formkörpers in etwa der Nitrierschichtdicke entspricht, um die Entkohlungszeit
nicht zu lang werden zu lassen.
[0035] In der Regel steigt der Kohlenstoffgehalt in der Oberflächenrandschicht vom Rand
bzw. der Oberfläche zum Kern des Formkörpers kontinuierlich an. Dabei ist es im Hinblick
auf eine mechanische Nachbearbeitung vorteilhaft, wenn der Kohlenstoffgehalt in der
äußeren Oberflächenrandschicht wenigstens etwa 0,15 Gew.-% beträgt. Bei den gemäß
dieser Erfindung bevorzugt verwendeten Temperaturen kommt es bis zu einem Gehalt von
etwa 1,5 Gew.-% Kohlenstoff in dem Formkörper nicht zu einer Graphitausscheidung.
Mit anderen Worten, in einem Bereich von etwa 0,15 Gew.-% bis zu etwa 1,5 Gew.-% Kohlenstoff
liegt der Kohlenstoff in der Oberflächenrandschicht in Carbidform chemisch gebunden
vor.
[0036] Des weiteren kann der gemäß der vorliegenden Erfindung bevorzugt zu verwendende Temperguß
gegebenenfalls Zusätze enthalten in Form von weiteren Metallen oder Metallverbindungen,
die als sogenannte Nitridbildner geeignet sind, den während der Nitrierungsstufe in
den Temperguß eindiffundierenden Stickstoff als Nitrid zu binden. Dieses können beispielsweise
die Metalle Al, Ti, V, Nb, Cr, Mo oder W sein. Es können aber auch andere Metalle
bzw. allgemein weitere Zusätze in dem Temperguß enthalten sein.
[0037] Vorteilhaft ist es, wenn der Formkörper bei dem Schritt (a) eine Temperatur, die
in einem Bereich von etwa 700°C bis etwa 1200°C liegt, aufweist. Weiter bevorzugt
ist es, wenn die Temperatur in einem Bereich von etwa 800°C bis etwa 1100°C, insbesondere
in einem Bereich von etwa 900°C bis etwa 1080°C liegt. Sehr bevorzugt ist es, wenn
die Temperatur des Formkörpers bei dem Schritt (a) bei etwa 1050°C liegt.
[0038] Es hat sich gezeigt, daß bei den bei dem erfindungsgemäßen Verfahren angelegten Temperaturen
bei dem Schritt (a) äußerst vorteilhaft sowohl die Carbidzerfallsglühung als auch
die definierte Entkohlung der Oberflächenrandschicht zugleich erfolgt. Es wird angenommen,
daß bei den erfindungsgemäß angelegten Temperaturen der Carbidzerfallsglühung die
Diffusionsgeschwindigkeit der Elemente groß ist und die Entkohlung der Oberflächenrandschicht
sehr schnell abläuft. Die Bedingungen werden dabei so eingestellt, daß die Entkohlung
schneller als die Graphitausscheidung abläuft, damit keine Hohlräume in der Oberflächenrandschicht
entstehen. Der Kohlenstoffgehalt in der Oberflächenrandschicht ist nach Durchführung
des Schrittes (a) deutlich geringer und es scheidet sich bis zu einer Tiefe von 1,5
mm, bezogen auf die Oberfläche des Formkörpers, kein Graphit aus.
[0039] Geringfügige Anteile von Eisencarbid in der entkohlten Oberflächenrandschicht von
weniger als 5 %, bezogen auf den Anteil von Eisencarbiden vor der Randentkohlung,
verhindern vorteilhaft das Kornwachstum bei der angelegten Temperatur.
[0040] Bevorzugt wird der Formkörper bei dem Schritt (a) in der entkohlenden Atmosphäre
für etwa 2 bis etwa 15 Stunden erhitzt. Weiter bevorzugt erfolgt die Erhitzung für
etwa 3,5 bis etwa 12 Stunden und besonders bevorzugt für etwa 4 bis etwa 8 Stunden.
[0041] Die Dauer der Erhitzung wird in Abhängigkeit von der gewünschten Tiefe und/oder von
dem Ausmaß der Entkohlung in der Oberflächenrandschicht ausgewählt. Des weiteren hängt
die einzustellende Zeitdauer auch von dem Formkörper ab. Bei einem sehr massiven Formkörper
mit einem großen Querschnitt ist eine größere Zeitdauer zu veranschlagen, da es länger
dauert, bis der gesamte Formkörper die einzustellende Temperatur nach dessen Einbringung
in die Heizatmosphäre aufweist. Bei Formkörpern mit einem geringen Querschnitt wie
beispielsweise bei Kolbenringen tritt eine sehr gute Randentkohlung schon nach einer
Erhitzung für etwa 4 Stunden ein. Für den Fachmann ist es aber ohne weiteres möglich,
eine geeignete Zeitdauer in Abhängigkeit von der angelegten Temperatur und dem in
der Oberflächenrandschicht zu entkohlenden Formkörper aufzufinden.
[0042] Besonders bevorzugt ist es, wenn der Formkörper bei dem Schritt (a) zunächst für
etwa 2 bis etwa 12 Stunden eine Temperatur, die in einem Bereich von etwa 1000°C bis
etwa 1100°C liegt, aufweist und nachfolgend für etwa 0,5 bis etwa 3 Stunden eine Temperatur,
die in einem Bereich von etwa 850°C bis etwa 1000°C liegt, aufweist.
[0043] Weiter bevorzugt ist es, wenn die Temperatur des Formkörpers bei dem Schritt (a)
zunächst für etwa 2 bis etwa 12 Stunden etwa 1050°C und nachfolgend für etwa 0,5 bis
etwa 3 Stunden etwa 900°C bis etwa 950°C, insbesondere etwa 920°C beträgt.
[0044] Im Hinblick auf die Zeitdauer, bei der der Formkörper vor dem Abkühlen (Schritt (b))
auf der etwas geringeren Temperatur von etwa 850°C bis 1000°C gehalten wird, hat sich
eine Zeitdauer von etwa 0,75 Stunden bis etwa 1,5 Stunden und insbesondere eine Zeitdauer
von etwa 1 Stunde im Sinne der Erfindung bewährt. Jedoch hängt diese Zeitdauer, wie
bereits oben ausgeführt, auch von dem Querschnitt des gegebenenfalls massiven Formkörpers
ab. Ein massiver Formkörper mit größerem Querschnitt wird, verglichen mit einem massiven
Formkörper geringeren Querschnitts, länger bei der etwas geringeren Heiztemperatur
gehalten werden müssen, damit die gewünschte Abkühlung des Formkörpers auf die etwas
geringere Temperatur erfolgen kann.
[0045] Vorteilhaft ist es, wenn bei dem Schritt (a) die entkohlende Atmosphäre einen Kohlenstoffpegel
von etwa 0,15 Vol.-% aufweist. Selbstverständlich können aber auch andere Kohlenstoffpegel
in der entkohlenden Atmosphäre eingestellt werden.
[0046] Zur Einstellung eines definierten Kohlenstoffgehaltes in der Oberflächenrandschicht
des Formkörpers ist es von Vorteil, wenn die entkohlende Atmosphäre einen gewissen
Kohlenstoffpegel aufweist. Somit wird vermieden, daß eine vollständige Entkohlung
der Oberflächenrandschicht eintritt. Ein Restgehalt an Kohlenstoff in der Oberflächenrandschicht
ist insofern von Vorteil, weil dieser die mechanische Bearbeitung des Formteils erleichtert.
[0047] Der Kohlenstoffpegel der entkohlenden Atmosphäre wird beispielsweise dadurch eingestellt,
indem man einen konstanten Kohlenstoffpegel mit den die entkohlende Atmosphäre aufbauenden
Gasen einstellt. Die entkohlende Atmosphäre kann beispielsweise aus CO, H
2 und N
2 bestehen.
[0048] Der Kohlenstoffgehalt der Oberflächenrandschicht liegt bei Erhitzung des Formkörpers
in einer entkohlenden Atmosphäre mit einem Kohlenstoffpegel von 0,15 Vol.-% und in
Abhängigkeit von der Zeitdauer und der angelegten Temperatur bei etwa 0,15 Gew.-%
bis etwa 1,5 Gew.-%. Der Restkohlenstoff liegt dabei in der Oberflächenrandschicht
in Form von Carbid vor.
[0049] Es wird weiterhin bevorzugt, daß der Formkörper bei dem Schritt (b) auf eine Temperatur
von etwa 30°C bis etwa 80°C abgekühlt wird. Bei einem raschen Abkühlen, d.h. bei einem
Abschrecken des Formkörpers wird jedenfalls ein Abschreckmittel verwendet. Jedoch
ist im Sinne der Erfindung ein Abschrecken des Formkörpers nach dem Schritt (a) nicht
zwingend erforderlich. Als Abschreckmittel kann dabei jedes üblicherweise verwendetes
Abschreckmittel wie beispielsweise Luft, Wasser, Öl, ein Salzbad, ein Sandwirbelbett,
etc. verwendet werden. Im Sinne der Erfindung wird der Formkörper bevorzugt abgeschreckt,
und als Abschreckmittel wird bevorzugt Öl verwendet.
[0050] Ferner ist es vorteilhaft, wenn bei dem Schritt (c) der Formkörper eine Temperatur
von etwa 400°C bis etwa 650°C aufweist. Noch bevorzugter ist es, wenn der Formkörper
eine Temperatur von 450°C bis 600°C, am bevorzugtesten eine Temperatur von 550°C aufweist.
[0051] Das Anlassen des Formkörpers in dem vorstehend angegebenen Temperaturenbereich dient
der Sicherstellung der Vergütungshärte. Das Anlassen des Formkörpers ist jedoch nicht
zwingend erforderlich. Ein Anlassen des Formkörpers kann beispielsweise dann erfolgen,
wenn der Formkörper nach dem Schritt (a) nicht durch Abschrecken, sondern durch langsames
Abkühlen abgekühlt wurde.
[0052] Bevorzugt erfolgt das Anlassen des Formkörpers (Schritt (c)) für einen Zeitraum von
etwa 0,25 bis etwa 2,5 Stunden, noch bevorzugter für einen Zeitraum von etwa 0,5 bis
etwa 2 Stunden, am bevorzugtesten für einen Zeitraum von etwa 1 Stunde. Jedoch hängt
auch die Anlaßdauer von dem Querschnitt des gegebenenfalls massiven Formkörpers ab.
Eine massiver Formkörper mit größerem Querschnitt erfordert natürlicherweise eine
längere Anlaßdauer als ein massiver Formkörper mit kleinerem Querschnitt, damit der
Formkörper insgesamt und nicht nur im Oberflächenbereich die einzustellende Temperatur
aufweist.
[0053] Des weiteren ist es vorteilhaft, wenn der Formkörper bei dem Schritt (d) eine Temperatur
von etwa 350°C bis etwa 650°, bevorzugt von etwa 400°C bis etwa 600°C, am bevorzugtesten
von etwa 500°C, aufweist. Damit die Eigenschaften des Formkörpers, beispielsweise
die Festigkeit und Elastizität von Kolbenringen, im Kernbereich beim Nitrieren nicht
zu stark verändert werden, ist es vorteilhaft, wenn die Nitriertemperatur nicht höher
liegt als die Anlaßtemperatur. Die Tiefe bzw. die Dicke der Nitrierschicht wird wesentlich
durch die bei der Nitrierung angelegte Temperatur beeinflußt. Dabei nimmt die Dicke
der Nitrierschicht bei einer bei einer höheren Temperatur durchgeführten Nitrierung
zu.
[0054] Sehr vorteilhaft ist es, wenn bei dem Schritt (d) das Erhitzen des Formkörpers in
dem stickstoffabgebenden Medium für einen Zeitraum von etwa 2 bis etwa 10 Stunden,
bevorzugt von 3 bis 8 Stunden, noch bevorzugter von 4 bis 6 Stunden erfolgt.
[0055] Sehr vorteilhaft ist es, wenn die Zusammensetzung des Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffes
wenigstens teilweise die oben genannten Nitridbildner als Legierungsbestandteile enthält.
Die entkohlte Randschicht bzw. die Oberflächenrandschicht des Formkörpers ist im Hinblick
auf die gegebenenfalls vorhandenen Legierungsbestandteile und des nicht mehr vorhandenen
ausgeschiedenen Graphits sehr gut nitrierbar. Die Legierungsbestandteile setzen sich
dann zu den entsprechenden Metallnitriden der zugesetzten Metalle um und bilden in
dem Formkörper eine sehr verschleißfeste Oberflächenrandschicht.
[0056] Die weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird durch die Bereitstellung eines
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Formkörpers gelöst.
[0057] Der erfindungsgemäße Formkörper kann paßgenau gefertigt werden und weist eine gehärtete
Oberfläche bzw. eine gehärtete Oberflächenrandschicht auf. Die gemäß der Erfindung
nunmehr mögliche paßgenaue Fertigung des Formkörpers führt zu einer größeren Fertigungsausbeute.
Insofern wird der Anteil des bei nach herkömmlichen Verfahren hergestellten oberflächengehärteten
Formkörpern aus Gußeisen nicht verwendbaren Ausschusses deutlich verringert. Zudem
zeichnet sich der erfindungsgemäße Formkörper durch ein einfaches und preisgünstiges
Herstellungsverfahren aus. Insgesamt ist daher mit der Bereitstellung des erfindungsgemäßen
Formkörpers ein großer wirtschaftlicher Vorteil verbunden.
[0058] Äußerst vorteilhaft ist der Formkörper in einer sich von der Oberfläche des Formkörpers
in den Formkörper hinein erstreckenden Oberflächenrandschicht graphitfrei und wenigstens
teilweise nitriert. Bevorzugt weist diese graphitfreie Oberflächenrandschicht nach
dem Schritt (a) eine auf die Oberfläche bezogene Tiefe von wenigstens bis zu etwa
500 mm auf. D.h., nach der Behandlung des Formkörpers in der entkohlenden Atmosphäre
und vor einer gegebenenfalls erfolgenden Bearbeitung des Formkörpers weist die graphitfreie
Oberflächenrandschicht eine Tiefe von wenigstens bis zu etwa 500 mm auf.
[0059] Der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Formkörper weist nach der Nachbearbeitung
eine Oberflächenrandschicht mit einer Tiefe, bezogen auf die Oberfläche, von wenigstens
etwa 20 bis zu etwa 500 mm auf, in dem kein ausgeschiedener Graphit vorliegt. Diese
Angaben beziehen sich auf das Endprodukt. Insofern ist klar, daß, sofern keine Nachbearbeitung
des Formkörpers erforderlich ist, bei der regelmäßig ein Teil der Oberflächenrandschicht
durch den Bearbeitungsvorgang abgetragen wird, die Oberflächenrandschicht ohne Graphitausscheidung
eine größere Tiefe, d.h. bis zu 1,5 mm, bezogen auf die Oberfläche, aufweisen kann.
[0060] Äußerst bevorzugt ist es, wenn der Formkörper in einer Oberflächenrandschicht in
einer auf die Oberfläche bezogenen Tiefe von wenigstens bis zu etwa 20 mm nitriert
ist.
[0061] Diese Angaben beziehen sich auf das nachbearbeitete Endprodukt. Es kann aber auch
eine Nitrierhärtetiefe von wenigstens bis zu 50 mm bzw. von wenigstens bis zu 100
mm erreicht werden. Unter Nitrierhärtetiefe wird im Sinne der Erfindung die Oberflächenrandschicht
verstanden, in die der Stickstoff während der Nitrierung eindiffundiert und sich mit
dem Gußmaterial zu Nitriden umsetzt.
[0062] Besonders bevorzugt ist es, wenn der Formkörper ein Kolbenring ist. Über das erfindungsgemäße
Verfahren lassen sich einfach und kostengünstig paßgenaue Kolbenringe aus Eisen-Kohlenstoff-Gußmaterial
mit einer gleichmäßigen Nitrierhärtetiefe herstellen.
[0063] Weiterhin ist es bevorzugt, die erfindungsgemäßen Formkörper bei der Herstellung
von Werkzeugen, Maschinen, Motoren und/oder Automobilteilen zu verwenden.
[0064] Der Fachmann weiß, daß die erfindungsgemäßen Formkörper vielseitig verwendet werden
können und nicht auf die hier dargestellten Beispiele beschränkt sind. Die aus metastabil
erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff hergestellten Formteile können nach der
Oberflächenhärtung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren überall dort eingesetzt werden,
wo besondere Randschichteneigenschaften im Hinblick auf ein hervorragendes Verschleiß-,
Korrosions- und Dauerschwingfestigkeitsverhalten von Bedeutung sind. Dies ist beispielsweise
bei Stirnrädern für Getriebe, Zahnrädern, Kurbel- und Nockenwellen, Zylinderlaufbuchsen,
etc. erforderlich. Die hier explizit genannten Formteile sind jedoch nur als beispielhafte
Aufzählung zu verstehen.
[0065] Dem Fachmann ist klar, daß das erfindungsgemäße Verfahren überall dort Verwendung
finden kann, wo bislang schon Gußteile eingesetzt werden bzw. dort, wo die Verwendung
von Gußteilen im Hinblick auf die mangelhaften Oberflächenrandeigenschaften bislang
ausschied.
[0066] Das im folgenden dargestellte Ausführungsbeispiel ist für den Schutzumfang der Erfindung
nicht einschränkend, sondern lediglich beispielhaft zu verstehen.
Ausführungsbeispiel
Herstellung eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren oberflächengehärteten Kolbenrings
[0067] Zur Herstellung eines Kolbenringrohlings wurde ein Gußeisenwerkstoff mit der in Tabelle
1 angegebenen Zusammensetzung unter metastabiler Erstarrung in einer entsprechenden
Form vergossen. Der erhaltene Kolbenringrohling hatte dabei einen Durchmesser von
84,4 mm und eine Ringdicke von 6,7 mm.
[0068] Der Kolbenringrohling wurde unter Verwendung des Sandguß-Verfahrens hergestellt,
wobei der Kolbenringrohling die in Tabelle 1 angegebene Zusammensetzung aufwies (Restgehalt
Eisen).
Tabelle 1
| %C |
%Si |
%Mn |
%P |
%S |
%Cr |
%V |
%Mo |
%Ni |
%Cu |
| 3,0 |
2,0 |
0,6 |
0,05 |
0,03 |
0,5 |
0,2 |
0,02 |
0,1 |
0,1 |
[0069] Der erhaltene Kolbenringrohling wurde für 8 Stunden bei 1050°C und in einer entkohlenden
Atmosphäre mit einem Kohlenstoffpegel von 0,15 Vol.-% in einem Gasofen erhitzt. Dabei
hatte die entkohlende Atmosphäre folgende Zusammensetzung: 22 Vol.-% CO, 42 Vol.-%
H
2 und 36 Vol.-% N
2.
[0070] Im Anschluß an die achtstündige Erhitzung des Kolbenringrohlings bei 1050°C wurde
die Temperatur über einen Zeitraum von 30 Minuten auf 920°C abgesenkt und dann für
eine weitere Stunde bei einer Temperatur von 920°C gehalten. Der Kolbenringrohling
wurde daraufhin abgeschreckt, indem der Kolbenringrohling in ein Ölbad überführt und
auf etwa 60°C abgekühlt wurde.
[0071] Zur Sicherung der Vergütungshärte wurde der im Ölbad abgeschreckte Kolbenringrohling
für eine Stunde bei 550°C angelassen. Nach dem Anlassen wurde der Kolbenringrohling
an der Luft abgekühlt. Nachdem der Kolbenringrohling vollständig auf Umgebungstemperatur
abgekühlt war, wurde dieser durch Formdrehen mechanisch nachbearbeitet. Dabei wurden
ca. 800 mm von der Oberflächenrandschicht abgetragen. Die Oberfläche des so erhaltenen
Kolbenrings war nach der Nachbearbeitung graphitfrei.
[0072] Anschließend wurde der Kolbenring zur Oberflächenhärtung einer Pulsplasmanitrierung
unterworfen. Die Pulsplasmanitrierung wurde bei einer Temperatur von etwa 500°C für
sechs Stunden unter Verwendung eines Gasgemisches aus N
2, H
2 und CH
4 durchgeführt. Dabei wurden die Kolbenringe aufeinandergestapelt, so daß die Nitrierung
lediglich an den Laufflächen und an den Innendurchmessern erfolgte.
[0073] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Kolbenringe wiesen eine graphitfreie
Oberflächenrandschicht mit einer Tiefe, bezogen auf die Oberfläche, von wenigstens
50 mm auf sowie eine Nitrierhärtetiefe, d.h. eine nitrierte Oberflächenrandschicht,
von wenigstens 50 mm auf. Im Kern des Kolbenrings lag ausgeschiedener Graphit in Form
von Temperkohle vor.
Figurenbeschreibung
[0074] In Fig. 1 ist zur weiteren Veranschaulichung die Temperaturführung bei dem vorstehenden
Ausführungsbeispiel in einem Temperatur-Zeit-Diagramm wiedergegeben. Fig. 1 gibt eine
schematische Darstellung der einzelnen Verfahrensschritte I bis V gemäß dem Ausführungsbeispiel
wieder. Die Zahlenwerte in dem Diagramm sind dabei nicht maßstabsgerecht aufgetragen.
In dem Diagramm ist auf der x-Achse die Zeit t und auf der y-Achse die Temperatur
T aufgetragen.
I: Durchführung der Randentkohlung und Carbidzerfallsglühung
Der Kolbenringrohling wurde für 8 Stunden bei 1050°C in einer Atmosphäre mit einem
Kohlenstoffpegel von 0,15 Vol.-% erhitzt. Daraufhin wurde der Kolbenringrohling auf
eine Temperatur von 920°C abgkühlt und bei dieser Temperatur für 1 Stunde gehalten.
II: Abschreckung
Der Kolbenringrohling wurde in einem Ölbad von 920°C auf 60°C rasch abgekühlt.
III. Anlassen
Zur Sicherung der Vergütungshärte wurde der Kolbenringrohling für 1 Stunde bei einer
Temperatur von 550°C angelassen.
IV: Mechanische Bearbeitung
Nachdem der Kolbenringrohling auf Umgebungstemperatur abgekühlt war, wurde dieser
mechanisch durch Formdrehen nachgearbeitet.
V: Nitrierung
Der nachbearbeitete Kolbenring wurde für 6 Stunden bei 500°C einer Pulsplasmanitrierung
in einer Atmosphäre aus N2, H2 und CH4 unterworfen.
1. Verfahren zur Oberflächenhärtung eines Formkörpers aus metastabil erstarrtem Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren die Schritte umfaßt:
(a) Erhitzen des Formkörpers in einer entkohlenden Atmosphäre;
(b) Abkühlen des Formkörpers;
(c) Erhitzen des Formkörpers in einem stickstoffabgebenden Medium.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Schritt (b) und
dem Schritt (c) ein weiterer Schritt (b1), bei dem ein Anlassen des Formkörpers erfolgt,
vorgesehen ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Schritt (b1) und
dem Schritt (c) ein weiterer Schritt, bei dem eine Bearbeitung des Formkörpers erfolgt,
vorgesehen ist.
4. Verfahrens nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der metastabil erstarrte
Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff Temperguß ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
bei dem Schritt (a) eine Temperatur, die in einem Bereich von etwa 700°C bis etwa
1200°C liegt, aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
bei dem Schritt (a) in der entkohlenden Atmosphäre für etwa 2 bis etwa 15 Stunden
erhitzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
bei dem Schritt (a) zunächst für etwa 2 bis etwa 12 Stunden eine Temperatur, die in
einem Bereich von etwa 1000°C bis etwa 1100°C liegt, aufweist und nachfolgend für
etwa 0,5 bis etwa 3 Stunden eine Temperatur, die in einem Bereich von etwa 850°C bis
etwa 1000°C liegt, aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Schritt
(a) die entkohlende Atmosphäre einen Kohlenstoffpegel von etwa 0,15 Vol.-% aufweist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
bei dem Schritt (b) auf eine Temperatur von etwa 30°C bis etwa 80°C abgekühlt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Schritt
(b1) der Formkörper eine Temperatur von etwa 400°C bis etwa 650°C aufweist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Schritt
(b1) das Anlassen des Formkörpers für einen Zeitraum von etwa 0,25 bis etwa 2,5 Stunden
erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
bei dem Schritt (c) eine Temperatur von etwa 350°C bis etwa 650° aufweist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Schritt
(c) das Erhitzen des Formkörpers in dem stickstoffabgebenden Medium für einen Zeitraum
von etwa 2 bis etwa 10 Stunden erfolgt.
14. Formkörper, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper nach dem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 13 hergestellt ist.
15. Formkörper nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper in einer sich
von der Oberfläche des Formkörpers in den Formkörper hinein erstreckenden Oberflächenrandschicht
graphitfrei und wenigstens teilweise nitriert ist.
16. Formkörper nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß die graphitfreie
Oberflächenrandschicht nach dem Schritt (a) eine auf die Oberfläche bezogene Tiefe
von wenigstens bis zu etwa 500 mm aufweist.
17. Formkörper nach einem der Ansprüche 14 bis 16 , dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
in einer Oberflächenrandschicht in einer auf die Oberfläche bezogenen Tiefe von wenigstens
bis zu etwa 20 mm nitriert ist.
18. Formkörper nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper
ein Kolbenring ist.
19. Verwendung eines Formkörpers gemäß einem der Ansprüche 14 bis 18 bei der Herstellung
von Werkzeugen, Maschinen, Motoren und/oder Automobilteilen.