[0001] Bei der Lackierung von Holz werden häufig feuchtigkeitshärtende Systeme eingesetzt.
Solche Systeme enthalten vielfach Lösungsmittel sowie noch Reste freier aromatischer
Isocyanate. Dies ist aus arbeitshygienischen Gründen zu vermeiden.
[0002] Es bestand daher die Aufgabe, neue Bindemittel für die Holzlackierung zu entwickeln,
die nicht über Isocyanate gehärtet werden, und bei denen auf die Gegenwart von Lösungsmitteln
weitgehend oder sogar ganz verzichtet werden kann.
[0003] Von den Alkydharzen ist die Eigenschaft bekannt, daß sie an der Luft durch Vernetzung
der aus den ungesättigten Fettsäuren stammenden Doppelbindungen oxydativ trocknen.
Baut man in Polyurethane solche von ungesättigten Fettsäuren abgeleiteten Gruppen
ein, so lassen sich aus diesen Polyurethanen wäßrige Dispersionen herstellen, die
lufttrocknende Beschichtungen ergeben.
[0004] Es hat sich gezeigt, daß solche Polyurethandispersionen für die Holzlackierung besonders
geeignet sind.
[0005] Die Erfindung betrifft daher oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen,
dadurch gekennzeichnet, daß sie erhalten werden durch Umsetzung von trocknenden und/oder
halbtrocknenden Ölen
A mit niedermolekularen Hydroxyverbindungen
B mit zwei oder mehr Hydroxylgruppen zu Verbindungen
AB, die im Mittel mindestens eine Hydroxylgruppe und mindestens einen Rest einer Fettsäure
mit mindestens einer olefinischen Doppelbindung enthalten, anschließender Umsetzung
der Verbindungen
AB gemeinsam mit hochmolekularen Polyolen
C, weiteren Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen
D mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und mindestens einer Säuregruppe
und Verbindungen
D
mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und einer funktionellen
Gruppe, die nach Neutralisation zu einer kationischen Gruppe führt, mit mehrfunktionellen
Isocyanaten
E zu Präpolymeren
ABCDE mit einem Massenanteil an nicht umgesetzten Isocyanatgruppen von 0,1 bis 4 %, bezogen
auf die Masse des Präpolymeren, gegebenenfalls Umsetzung des Präpolymeren
ABCDE mit einer Verbindung
F mit einer gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppe, anschließende Neutralisation mit
tertiären Aminen
G, gegebenenfalls Umsetzung noch vorhandener überschüssiger Isocyanatgruppen durch
Zugabe von Kettenverlängerungsmitteln
H mit mindestens zwei primären oder sekundären Aminogruppen und Überführung in die
wäßrige Phase.
[0006] Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur Herstellung der oxydativ trocknenden
wäßrigen Polyurethan-Dispersionen, wobei in einer ersten Stufe a) trocknende oder
halbtrocknende Öle
A mit einer Jodzahl von bevorzugt über 100 g/(100 g) mit niedermolekularen Hydroxyverbindungen
B mit zwei oder mehr Hydroxylgruppen pro Molekül umgesetzt werden. Diese Umsetzung
(Umesterung) wird bevorzugt unter alkalischer Katalyse durchgeführt, besonders bevorzugt
ist der Zusatz von AlkalimetallHydroxiden, in einem Anteil von 5 bis 200 mg, bevorzugt
15 bis 100 mg, je 100 g der Mischung der Komponenten
A und
B. Die Umesterung wird bevorzugt bei einer Temperatur von 150 bis 250 °C, besonders
bevorzugt bei 200 bis 240 °C durchgeführt. In der zweiten Stufe b) wird dieses Umesterungsprodukt
AB vorgelegt; das hochmolekulare Polyol
C und gegebenenfalls ein weiterer Katalysator werden zugegeben und auf eine erhöhte
Temperatur von 30 bis 100 °C, bevorzugt von 50 bis 80 °C, erwärmt. Die Komponente
D bzw.
D' wird anschließend, bevorzugt gelöst in einem aprotischen Lösungsmittel wie beispielsweise
N-Methylpyrrolidon, zugegeben und mit den Komponenten in der Vorlage vermischt. Anschließend
wird die Isocyanat-Komponente
E zugefügt. Es wird so lange bei der genannten Reaktionstemperatur gehalten, bis die
Isocyanat-Konzentration sich nicht mehr merklich verändert. Gegebenenfalls kann nach
diesem Schritt eine gegenüber Isocyanat monofunktionelle Verbindung
F jetzt zugesetzt werden, wobei deren Menge bevorzugt so gewählt wird, daß durch diese
Umsetzung die noch vorhandenen Isocyanat-Gruppen vollständig verbraucht werden. Diese
Mischung wird in der Stufe c) während 10 bis 20 Minuten in eine 50 bis 90 °C, bevorzugt
70 bis 80 °C warme Lösung des tertiären Amins
G in entionisiertem Wasser (Massenanteil des Amins im Wasser 10 bis 40 %, bevorzugt
20 bis 35 %) eingerührt. Soweit noch freie Isocyanatgruppen in dem Reaktionsprodukt
vorhanden sind, kann ein Kettenverlängerungsmittel
H, das bevorzugt zwei oder mehr primäre oder sekundäre Aminogruppen oder auch Hydrazingruppen
enthält, bevorzugt in Form einer wäßrigen Lösung, hinzugefügt werden. Eine solche
Kettenverlängerungsreaktion benötigt üblicherweise eine zusätzliche Reaktionszeit
von ca. 10 bis 15 Minuten. Durch Zugabe von weiterem Wasser im Schrift d) wird eine
Dispersion bevorzugt mit einem Festkörper-Massenanteil von ca. 20 bis ca. 40 %, besonders
bevorzugt ca. 25 bis ca. 35 %, hergestellt.
[0007] Schließlich betrifft die Erfindung auch die Verwendung der oxydativ trocknenden wäßrigen
Polyurethan-Dispersionen zur Herstellung von Bindemitteln für die Beschichtung von
Holz, Kunststoffen, Metallen sowie flexiblen Substraten wie Leder, Papier und Karton.
Speziell für die letztgenannten Verwendungen ist die Kombination von hoher Biegsamkeit
und großer Oberflächenhärte wesentlich, die sich durch den Einsatz der erfindungsgemäßen
oxydativ trocknenden wäßrigen Polyurethan-Dispersionen erzielen läßt.
[0008] Als Verbindungen
A sind geeignet die sogenannten trocknenden und halbtrocknenden Öle, bevorzugt mit
einer Jodzahl von 100 g/(100 g) und darüber. (Die Jodzahl gibt das Verhältnis der
Masse an Jod
m(J) zu der Masse der Probe
mB der ungesättigten Verbindung an, die diese Masse an Jod unter Entfärbung der Jodlösung
und Verbrauch der Doppelbindungen addieren kann; die übliche Maßeinheit ist "g/100
g".) Geeignete Öle sind beispielsweise Sojaöl (120 bis 136), Safloröl (140 bis 150),
Leinöl (155 bis 205), Sonnenblumenöl (125 bis 144), Rapsöl (105 bis 115), Rizinusöl,
Holzöl, Baumwollsaatöl (109 bis 116) sowie auch tierische Öle (in Klammern jeweils
Jodzahl in g/100 g).
[0009] Als Polyole
B lassen sich zwei- und mehrwertige aliphatische Hydroxyverbindungen mit 2 bis 12 Kohlenstoffatomen
einsetzen, besonders bevorzugt sind die Dihydroxyverbindungen wie Glykol, 1,2- und
1,3-Propylenglykol und 1,4-Butandiol, und Trihydroxyverbindungen Glycerin und Trimethylolpropan
und -äthan. Als niedermolekulare Polyole werden hier Polyole mit einer molaren Masse
von unter 400 g/mol bezeichnet. Es lassen sich jedoch auch höhere Alkohole mit 4 und
mehr Hydroxylgruppen einsetzen, wie Ditrimethylolpropan, Erythrit und Pentaerythrit,
Sorbit, Mannit, Dipentaerythrit und auch Zucker wie Glucose. Es ist jedoch darauf
zu achten, daß die Funktionalität der Verbindungen
AB nicht zu hoch wird, bevorzugt sollte sie unter 3, besonders bevorzugt unter 2,5 bleiben.
Dies läßt sich beispielsweise auch dadurch steuern, daß die höherwertigen Hydroxyverbindungen
in Mischung mit Diolen wie Glykol, 1,2- und 1,3-Propylenglykol sowie oligomeren Oxyalkylen-,
insbesondere Oxyäthylenglykolen mit Polymerisationsgraden von 2 bis 10 eingesetzt
werden.
[0010] Geeignete Polyole
C sind hochmolekulare Polyäther-Polyole, Polyester-Polyole, Polycarbonat-Polyole und
Polyurethan-Polyole mit einer zahlenmittleren molaren Masse von 400 bis 20 000 g/mol,
bevorzugt von 600 bis 15 000 g/mol, und besonders bevorzugt von 800 bis 10 000 g/mol.
Sie weisen bevorzugt zwei Hydroxylgruppen pro Molekül auf. Die Polyäther-Polyole leiten
sich beispielsweise ab von Äthylenoxid (Oxiran), 1,2-Propylenoxid (Methyloxiran) und
Oxacyclopentan (Tetrahydrofuran). Es lassen sich auch gemischte Polyäther einsetzen,
beispielsweise solche mit Blöcken von aufeinanderfolgenden Oxyäthylen- und Oxypropylen-Einheiten.
Besonders bevorzugt sind solche gemischten Polyäther-Polyole, in denen der Massenanteil
an Oxyäthylenbausteinen im Polyätherpolyol mindestens 20 % beträgt. Ebenfalls brauchbar
im Rahmen der Erfindung sind bevorzugt Dihydroxy-Polyester, die durch Kondensation
von niedermolekularen Dihydroxyverbindungen, bevorzugt aliphatischen linearen, verzweigten
oder cyclischen Diolen mit Dicarbonsäuren, bevorzugt aliphatischen Dicarbonsäuren,
erhalten werden. Zum Teil oder nahezu vollständig lassen sich die Dihydroxyverbindungen
und die Dicarbonsäuren auch durch Lactone wie Caprolacton ersetzen. Beispielsweise
durch ringöffnende Polyaddition von Diolen an cyclische Carbonate oder auch auf andere
bekannte Weise lassen sich Polycarbonat-Polyole herstellen. Durch Umsetzen von einem
Unterschuß an Diisocyanaten und Dihydroxyverbindungen erhält man Polyurethan-Diole,
die beide ebenfalls für die Erfindung brauchbar sind.
[0011] Besonders bevorzugt werden Polyäther-Polyole und Polyester-Polyole, insbesondere
die entsprechenden Diole, als Komponente
C eingesetzt.
[0012] Als Komponente
D werden Verbindungen mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen ausgewählt
aus Hydroxyl-, Amino- und Mercapto-Gruppen und Säuregruppen ausgewählt aus Carbonsäure-,
Sulfonsäure- und Phosphonsäuregruppen eingesetzt. Bevorzugt werden Verbindungen mit
genau zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und mindestens einer Säuregruppe,
insbesondere Verbindungen mit Hydroxylgruppen und Carbonsäuregruppen. Bevorzugt werden
daher als Verbindungen
D Dihydroxysäuren, Diaminosäuren oder Hydroxyaminosäuren eingesetzt. Geeignete Dihydroxycarbonsäuren
sind vor allem Dimethylolpropionsäure und Weinsäure. Es lassen sich auch Verbindungen
D' einsetzen, die neben mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen eine funktionelle
Gruppe aufweisen, die nach Neutralisation zu einer kationischen Gruppe führt, z. B.
zu einer Ammoniumgruppe. Geeignete Verbindungen sind tertiäre Amine mit zwei Hydroxylgruppen
oder tertiäre Amine mit zwei primären oder sekundären Aminogruppen, beispielsweise
N-Methyl-diäthanolamin. Als Neutralisationsmittel
G werden in diesem Fall monofunktionelle Säuren (z. B. Ameisen-, Essig-, Milchsäure)
eingesetzt, aber auch mineralische Säuren wie beispielsweise Salzsäure.
[0013] Als Komponente
E werden mehrfunktionelle aliphatische, aromatische und gemischt aromatisch-aliphatische
Isocyanate eingesetzt, bevorzugt sind alle (cyclo)aliphatischen, aromatischen oder
gemischt aromatisch-aliphatischen Diisocyanate, wie sie üblicherweise in der Polyurethanchemie
verwendet werden.
[0014] Beispiele für geeignete Isocyanate sind Trimethylendiisocyanat, Tetramethylendiisocyanat,
Pentamethylendiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat, 1,2-Propylendiisocyanat, Äthyläthylendiisocyanat,
2,3-Dimethyläthylendiisocyanat, 1-Methyltrimethylendiisocyanat, 2-Methylpentan-1,5-diisocyanat,
1,3-Cyclopentylendiisocyanat, 1,4-Cyclohexylendiisocyanat, 1,2-Cyclohexylendiisocyanat,
1,3-Phenylendiisocyanat, 1,4-Phenylendiisocyanat, 2,4-Toluylendiisocyanat (TDI), 2,6-Toluylendiisocyanat
(TDI), 4,4'-Biphenylendiisocyanat, 1,5-Naphthylendiisocyanat, 1,4-Naphthylendiisocyanat,
1-Isocyanatomethyl-5-isocyanato-1,3,3-trimethylcyclohexan (IPDI), Bis-(4-isocyanato-cyclohexyl)methan
(BICM), 4,4'-Diisocyanatodiphenyläther, 2,3-Bis(8-isocyanatooctyl)-4-octyl-5-hexylcyclohexen,
die isomeren Trimethylhexamethylendiisocyanate, Tetramethylxylylendiisocyanat (TMXDI),
Isocyanurate von obigen Diisocyanaten sowie Allophanate von obigen Diisocyanaten.
Gemische solcher Di- oder Polyisocyanate können ebenfalls eingesetzt werden. Besonders
bevorzugt werden TDI, TMXDI, BICM und IPDI. Sofern eine Kettenverlängerung im wäßrigen
Medium vorgenommen werden soll, ist es bevorzugt, daß entweder nur solche Isocyanate
eingesetzt werden bei denen die Isocyanatgruppen an ein aliphatisches Kohlenstoffatom
gebunden sind, oder ein Gemisch von aromatischen und aliphatischen Isocyanaten eingesetzt
wird, wobei die Stoffmenge der Hydroxylgruppen bzw. der anderen gegenüber Isocyanat
reaktiven Gruppen in den Komponenten
AB,
C und
D bzw.
D' stets größer ist als die Stoffmenge der aromatisch gebundenen Isocyanatgruppen in
E.
[0015] Geeignete Kettenabbrecher
F sind alle Verbindungen mit genau einer gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppe oder
mit zwei oder mehr gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen, deren Reaktivität stark
unterschiedlich ist. Besonders bevorzugt werden Verbindungen mit einer Hydroxyl- oder
primären oder sekundären Aminogruppe, insbesondere (cyclo)aliphatische Verbindungen.
Geeignete Hydroxylverbindungen sind aliphatische lineare, verzweigte und cyclische
Alkohole mit insbesondere 4 bis 20 Kohlenstoffatomen, die auch ungesättigt sein können
und auch zusätzlich andere Gruppen enthalten können, die nicht gegenüber Isocyanaten
reaktiv sind. Beispiele für solche Verbindungen sind die linearen Alkohole n- oder
sek.-Butanol, die isomeren Hexyl- und Octylalkohole, Decyl-, Dodecyl- und Tridecylalkohol
sowie Stearylalkohol, Cyclohexanol, Benzylalkohol, Hydroxyester wie Äthylenglykol-Monoacetat
oder Dipropylenglykol-Monoacetat, Hydroxyäthylacrylat und -methacrylat, Hydroxypropyl-
und Hydroxybutyl-(meth)acrylat. Ebenfalls geeignet sind aliphatische lineare, verzweigte
und cyclische Dialkylamine mit 2 bis 18 Kohlenstoffatomen in der Alkylgruppe wie Diäthylamin
oder Piperidin, und ebensolche Hydroxyamine wie Äthanolamin oder N,N-Diäthanolamin.
[0016] Als Neutralisationsmittel
G sind im Rahmen dieser Erfindung nur tertiäre Amine möglich, wenn die Verbindungen
D Säuregruppen aufweisen. Bevorzugt werden Trialkyl- und Trialkanolamine wie Triäthylamin,
Tripropyl- und Tributylamin sowie Triäthanolamin.
[0017] Für die Kettenverlängerung können als Komponente
H aliphatische Polyamine mit und ohne OH-Gruppen eingesetzt werden. Bevorzugt werden
aliphatische Amine mit zwei primären oder sekundären Aminogruppen. Die besonders bevorzugten
diprimären Amine können auch weiterer sekundäre Aminogruppen enthalten. Beispiele
geeigneter Verbindungen sind Isophorondiamin (IPDA), Äthylendiamin, 1,6-Diaminohexan,
1,4-Diaminobutan, Poly(iminoalkylen)diamine wie Diäthylentriamin (DETA), Triäthylentetramin
(TETA), Tetraäthylenpentamin usw. und Umsetzungsprodukte aus primären Aminen und Di-
oder Polyepoxiden, wie beispielsweise das Umsetzungsprodukt von Dimethylaminopropylamin
und dem Bisglycidyläther von Bisphenol A. Andere geeignete Kettenverlängerungsmittel
sind Hydrazin oder organische Bishydrazine oder Bishydrazide.
[0018] Es kann notwendig sein, daß die mit diesen Dispersionen hergestellten Lacke, um eine
bessere oxydative Durchtrocknung (Vernetzung) zu erreichen, sikkativiert werden müssen.
In Frage kommen alle handelsüblichen Sikkative auf Basis von Kobalt, Mangan und anderen
Übergangsmetallen. Bindemittel, die mit den oxydativ trocknenden wäßrigen Polyurethan-Dispersionen
gemäß der vorliegenden Erfindung hergestellt werden, zeichnen sich aus durch niedrige
Lösungsmittelgehalte (niedrige "VOC"-Werte; Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen),
und die Möglichkeit der Vernetzung bei Raumtemperatur ohne zusätzliche zweite Komponente.
Die damit hergestellten Beschichtungen weisen hohe Härte und gute Kratzfestigkeit
auf, sie haben auch, durch die Art der Vernetzung bedingt, hohe Beständigkeit gegenüber
Chemikalien.
[0019] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele erläutert.
Beispiel 1
[0020] 423 g Leinöl wurden unter Stickstoffatmosphäre mit 76 g Glycerin gemischt und mit
0,02 g Lithiumhydroxid auf 260 °C erwärmt. Bei dieser Temperatur wurde das Gut 1 Stunde
gehalten und danach gekühlt. Der Kühlprozeß wurde durch die Zugabe von 418 g Polypropylenglykol
(mittlere molare Masse 1010 g/mol), 95 g Dimethylolpropionsäure, 0,09 g Dibutylzinndilaurat
und 223 g N-Methyl-2-pyrrolidon unterstützt. Es wurde so lange gekühlt, bis 70 °C
erreicht waren, und bei dieser Temperatur so lange gehalten, bis die Mischung eine
klare Lösung bildete. Nachdem die Lösung klar war, wurden 398 g Toluylendiisocyanat
und gleich danach 171 g 4,4'-Bis-cyclo-hexyl-methylen-diisocyanat zudosiert. Die Mischung
wurde so lange bei 70 °C gehalten, bis eine Isocyanatkonzentration von 3 % erreicht
war. Diese Mischung wurde dann innerhalb von 10 min in eine 70 °C warme Lösung aus
50,5 g N,N-Dimethyläthanolamin und 1798 g entionisiertem Wasser gegeben. Gleich danach
wurde eine Lösung aus 39 g Triäthylentetramin und 352 g entionisiertem Wasser innerhalb
von 10 min zu der Dispersion gegeben. Diese Dispersion wurde noch eine Stunde bei
70 °C gehalten und dann abgekühlt. Man erhielt eine Dispersion mit einem Festkörper-Massenanteil
von 33 % und einem pH-Wert von 7,5.
Beispiel 2
[0021] 423 g Leinöl wurden unter Stickstoffatmosphäre mit 76 g Glycerin gemischt und mit
0,02 g Lithiumhydroxid auf 260 °C erwärmt. Bei dieser Temperatur wurde das Gut 1 Stunde
gehalten und danach gekühlt. Der Kühlprozess wurde durch die Zugabe von 418 g Polypropylenglykol
(molare Masse 1010 g/mol), 95 g Dimethylolpropionsäure, 0,09 g Dibutylzinndilaurat
und 223 g N-Methyl-2-pyrrolidon unterstützt. Es wurde so lange gekühlt, bis 70 °C
erreicht waren, und bei dieser Temperatur so lange gehalten, bis die Mischung eine
klare Lösung bildete. Nachdem die Lösung klar war, wurden 544,5 g Toluylendiisocyanat
zudosiert. Die Mischung wurde so lange bei 70 °C gehalten, bis eine Isocyanatkonzentration
von 3 % erreicht war. Dann wurden innerhalb von 5 min 122,7 g N,N-Diäthanolamin zugegeben
und 1 Stunde bei 70 °C verrührt. Nach Neutralisieren mit 71 g Triäthylamin und Dispergieren
mit 2584 g entionisiertem Wasser erhielt man eine Dispersion mit Festkörper-Massenanteil
von 36 % und einem pH-Wert von ca. 7,5.
Beispiel 3 (Vergleichsbeispiel)
[0022] 146,7 g Polypropylenglykol (mittlere molare Masse ca. 1000 g/mol), 11,3 g 1,2-Propylenglykol
und 18,2 g Dimethylolpropionsäure wurden unter Zusatz von ca. 0,03 g Dibutylzinnoxid
in 125,3 g N-Methylpyrrolidon gelöst. Bei ca. 70 °C wurde eine Mischung von technischem
Toluylendiisocyanat (69 g) und 29,6 g Bis(4-isocyanatocyclohexyl)methan mit 9,7 g
N-Methylpyrrolidon zugefügt und unter Rühren bei dieser Temperatur gehalten, bis der
Gehalt an Isocyanatgruppen konstant war. Innerhalb von 5 Minuten wurden 9 g Triäthylamin
zugesetzt und anschließend mit 231,1 g voll entsalztem Wasser verdünnt. Diese Mischung
wurde in eine Lösung von 5,5 g Triäthylentetramin in 123,2 g Wasser eingerührt. Es
wurde eine Dispersion eines Polyurethanharzes in Wasser mit einem Festkörper-Massenanteil
von ca. 36 % erhalten.
Beispiel 4
[0023] 423 g Leinöl wurden unter Stickstoffatmosphäre mit 76 g Glycerin gemischt und mit
0,02 g Lithiumhydroxid auf 260 °C erwärmt. Bei dieser Temperatur wurde das Gut 1 Stunde
gehalten und danach gekühlt. Der Kühlprozess wurde durch die Zugabe von 418 g Polypropylenglykol
(molare Masse 1010 g/mol), 145 g Dimethylolpropionsäure, 0,09 g Dibutylzinndilaurat
und 354,6 g N-Methyl-2-pyrrolidon unterstützt. Es wurde so lange gekühlt, bis 70 °C
erreicht waren, und bei dieser Temperatur so lange gehalten, bis die Mischung eine
klare Lösung bildete. Nachdem die Lösung klar war, wurde eine Mischung von 431,8 g
Toluylendiisocyanat und 229 g Bis(4-isocyanatocyclohexyl)methan zudosiert. Die Mischung
wurde so lange bei 70 °C gehalten, bis eine Isocyanatkonzentration von 3 % erreicht
war. Dann wurden innerhalb von 5 min 77,1 g Triäthylamin zugegeben und 1 Stunde bei
70 °C verrührt. Anschließend wurden ca. 3000 ml voll entsalztes Wasser zugegeben und
ca. 15 Minuten bei ca. 75 °C nachgerührt. Nach Neutralisieren mit 39 g Triäthylentetramin
und Zusatz von weiteren 560 g voll entsalzten Wassers erhielt man nach ca. 15 Minuten
Rühren eine homogene Dispersion mit Festkörper-Massenanteil von ca. 32 % und einem
pH-Wert von ca. 7,5.
Beispiel 5
[0024] Zu jeweils 100 g der Dispersionen aus den Beispielen 3 (Vergleich) und 4 wurden jeweils
0,5 g eines handelsüblichen Entschäumers (®Tego Foamex 805, Fa. Th. Goldschmidt AG,
nichtionische Öl-in-Wasser-Emulsion eines kieselsäurefreien Polyäthersiloxan-Copolymeren
mit einem Festkörper-Massenanteil von ca. 24 %)und 0,3 g eines handelsüblichen Benetzungsmittels
(®BYK 346, Untergrundbenetzungsmittel, Fa. Byk AG, Polyäther-modifiziertes Dimethylpolysiloxan)
zugesetzt und gut gemischt. Dies ergab die Klarlacke 5.1 und 5.2. Zu jeweils einer
weiteren derartigen Mischung wurden zusätzlich noch 0,6 g eines Sikkativs auf Basis
von Zirkon-, Kobalt- und Mangan-Salzen (Gemisch der Oktoate, Massenverhältnis Zr :
Mn : Co = 4,46 : 1,44 : 3,12) zugesetzt. Dies ergab die Klarlacke 5.1a und 5.2a.
[0025] Mit diesen Lacken wurden die folgenden Prüfergebnisse erreicht:
Klarlack |
5.1 |
5.1a |
5.2 |
5.2a |
Klebfreiheit in min |
380 |
310 |
180 |
160 |
Pendelhärte in |
s n. 24 h |
21 |
22 |
52 |
65 |
|
n. 48 h |
30 |
33 |
63 |
80 |
|
n. 7 d |
29 |
30 |
101 |
111 |
Beständigkeit / Glas in s |
|
|
|
|
Aceton |
3 |
7 |
12 |
28 |
Äthanol |
14 |
14 |
13 |
60 |
Beständigkeit / Holz |
|
|
|
|
Aceton |
nach 10 s |
5 |
5 |
0 |
0 |
Äthanol |
nach 1 h |
5 |
5 |
2 |
2 |
VE-Wasser |
nach 16 h |
2 |
1 |
2 |
2 |
Kaffee |
nach 16 h |
4 |
4 |
3 |
3 |
Fülle |
30 |
30 |
25 |
25 |
Oberflächenhärte |
40 |
40 |
25 |
20 |
Gelbfärbung |
25 |
40 (rosa) |
20 |
25 |
[0026] Die Tests an den Beschichtungen wurden folgendermaßen durchgeführt:
- Klebfreiheit:
- Drying Recorder, 150 µm Naßfilm-Schichtdicke auf Glasstreifen, Trocknung bei 20 °C,
angegebene Zeit in Minuten bis zur Klebfreiheit
- Pendelhärte:
- nach König (DIN 53 157), 150 µm Naßfilm-Schichtdicke auf einer Glasplatte, Trocknung
bei 20 °C 24 h bis 7 d, Messung nach der betreffenden Trocknungszeit
- Beständigkeiten:
- auf Glasplatten: 150 µm Naßfilm-Schichtdicke, Trocknung bei 20 °C während 7 Tagen;
die angegebene Zeit ist die Zeit, nach der bei Wischen mit einem Lösungsmittel-getränkten
Wattebausch der Lack angegriffen wird.
auf Holz: zweimalige Lackierung mit jeweils 200 µm naßfilm-Schichtdicke, Trocknung
jeweils 2 Wochen bei 20 °C, Prüfung nach DIN 68 861 Teil 1B mit den genannten Prüf-Flüssigkeiten
(Bewertung: 0 = keine sichtbaren Veränderungen; 1 = eben erkennbare Veränderungen
in Glanz oder Farbe; 2 = leichte Veränderungen in Glanz oder Farbe; Struktur der Prüffläche
ist unverändert; 3 = starke Markierungen sichtbar, die Struktur der Prüffläche ist
jedoch weitgehend unbeschädigt; 4 = starke Markierungen sichtbar, die Struktur der
Prüffläche ist verändert; 5 = Prüffläche ist stark verändert oder zerstört)
- Fülle, Oberflächenhärte:
- Furniertes Holz, zweimalige Lackierung mit jeweils 200 µm Naßfilm-Schichtdicke, Lagerung
zwei Wochen bei Raumtemperatur (20 °C), Beurteilung nach Bewertung (10 = sehr gut;
50 = sehr schlecht)
- Gelbfärbung:
- Lackierung auf Ahorn furniert; 200 µm Naßfilm-Schichtdicke, Lagerung zwei Wochen bei
Raumtemperatur (20 °C), Beurteilung nach Bewertung (1 = kein merkbare Veränderung;
5 = sehr starke Verfärbung)
1. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen, dadurch gekennzeichnet, daß
sie erhältlich sind durch Umsetzung von trocknenden und/oder halbtrocknenden Ölen
A mit niedermolekularen Hydroxyverbindungen
B mit zwei oder mehr Hydroxylgruppen zu Verbindungen
AB, die im Mittel mindestens eine Hydroxylgruppe und mindestens einen Rest einer Fettsäure
mit mindestens einer olefinischen Doppelbindung enthalten, anschließender Umsetzung
der Verbindungen
AB gemeinsam mit hochmolekularen Polyolen
C, weiteren Verbindungen ausgewählt aus Verbindungen
D mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und mindestens einer Säuregruppe
und Verbindungen
D
mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und einer funktionellen
Gruppe, die nach Neutralisation zu einer kationischen Gruppe führt, mit mehrfunktionellen
Isocyanaten
E zu Präpolymeren
ABCDE mit einem Massenanteil an nicht umgesetzten Isocyanatgruppen von 0,1 bis 4 %, bezogen
auf die Masse des Präpolymeren, gegebenenfalls Umsetzung des Präpolymeren
ABCDE mit einer Verbindung
F mit einer gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppe, anschließende Neutralisation mit
tertiären Aminen
G, gegebenenfalls Umsetzung noch vorhandener überschüssiger Isocyanatgruppen durch
Zugabe von Kettenverlängerungsmitteln
H mit mindestens zwei primären oder sekundären Aminogruppen und Überführung in die
wäßrige Phase.
2. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß vor dem Neutralisations-Schritt eine Umsetzung des Präpolymeren ABCDE mit einer Verbindung F mit einer gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppe erfolgt.
3. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß nach dem Neutralisations-Schritt noch vorhandene überschüssige Isocyanatgruppen
durch Zugabe von Kettenverlängerungsmitteln H mit mindestens zwei primären oder sekundären Aminogruppen umgesetzt werden.
4. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Polyole B dreiwertige Polyole ausgewählt aus Glycerin, Trimethyloläthan und Trimethylolpropan
eingesetzt werden.
5. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als hochmolekulare Polyole C Polyätherpolyole ausgewählt aus Polyäthylenglykol und Mischpolymeren mit Oxyäthylen-
und Oxypropylen-Bausteinen eingesetzt werden.
6. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Verbindungen D Dihydroxysäuren, Diaminosäuren oder Hydroxyaminosäuren eingesetzt werden.
7. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Herstellung des Präpolymeren die Verbindungen
AB umgesetzt werden mit hochmolekularen Polyolen
C, Verbindungen
D
mit mindestens zwei gegenüber Isocyanat reaktiven Gruppen und einer funktionellen
Gruppe, die nach Neutralisation zu einer kationischen Gruppe führt, und mehrfunktionellen
Isocyanaten
E.
8. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Isocyanate E ausgewählt sind aus Toluylendiisocyanat, Tetramethylxylylendiisocyanat, Bis(4-isocyanatocyclohexyl)-methan
und Isophorondiisocyanat.
9. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als kettenabbrechende Verbindung F Dialkylamine oder Hydroxyamine eingesetzt werden.
10. Oxydativ trocknende wäßrige Polyurethan-Dispersionen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als kettenverlängernde Verbindungen H aliphatische Polyamine mit zwei primären oder sekundären Aminogruppen eingesetzt
werden.
11. Verfahren zur Herstellung von oxydativ trocknenden wäßrigen Polyurethan-Dispersionen
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in einer ersten Stufe a) trocknende oder
halbtrocknende Öle A mit niedermolekularen Hydroxyverbindungen B mit zwei oder mehr Hydroxylgruppen pro Molekül unter alkalischer Katalyse umgesetzt
werden, anschließend in der zweiten Stufe b) dieses Umesterungsprodukt AB, das hochmolekulare Polyol C und die Komponente D bzw. D' vermischt, und sodann die Isocyanat-Komponente E zugefügt wird , und schließlich die Mischung in der Stufe c) in eine warme Lösung
des tertiären Amins G in entionisiertem Wasser (Massenanteil des Amins im Wasser 10 bis 40 %) eingerührt
wird.
12. Bindemittel für Holzlacke, enthaltend eine oxydativ trocknende Polyurethan-Dispersion
gemäß Anspruch 1.