[0001] Die Erfindung betrifft eine Presse, insbesondere eine Umformpresse die nach dem Verfahren
der Außenhochdruckumformung arbeitet, die aufgrund der vorgeschlagenen Anordnung der
Antriebs- und Umformbaugruppen mit einer geringen Zahl von Funktionsschritten den
Umformprozeß durchführt und die sich durch eine kompakte steife Bauform auszeichnet.
Weiterhin wird ein Blechhaltersystem mit einer hohen Flexibilität bei geringer Bauhöhe
vorgeschlagen.
Stand der Technik:
[0002] Das Außenhochdruckumformen (AHU), auch als hydromechanisches Ziehverfahren oder hydrostatisches
Kaltverfahren bezeichnet, ist seit vielen Jahren bekannt. In der DE 12 40 801 von
1961 ist das Verfahren bereits ausführlich beschrieben, auf diese Beschreibung wird
verwiesen. Der verstärkte Einsatz der Außenhochdruckumformung als preiswerte Alternative
bei der Kleinserienfertigung führt zu einem wachsenden Bedarf entsprechend ausgerüsteter
Umformpressen. Vorteilhaft auf eine Verfahrensverbesserung wirken sich auch die Entwicklungen
in der hydraulischen und elektronischen Regelungstechnik aus. Eine auch nach dem Außenhochdruckumformen
arbeitenden Kombipresse ist in der DE 198 19 950 offenbart. Zusätzlich ist diese als
Hydraulikpresse ausgebildete Maschine noch für die Umformung durch Innenhochdruck
und als Tiefziehpresse konzipiert. Für den Einsatzfall Außenhochdruckumformen ergeben
sich dann folgende Verfahrensschritte :
1 Platine einlegen
2 Niederhalter nach unten fahren
3 Flüssigkeitskasten mittels Arbeitszylinder hochfahren
4 Niederhalterkraft aufbringen
5 Stößel nach unten fahren
6 Kurz vor Stößellage unterer Totpunkt (UT) fahren die Arbeitszylinder auf
7 Regelung Flüssigkeitsdruck in Flüssigkeitskasten
8 Stößel fährt in UT und einfahren von Verriegelungen
9 Arbeitszylinder fahren weiter aufwärts und Niederhalterzylinder werden verdrängt
10 Durch weiteres hochfahren des Flüssigkastens wird die eingespannte Platine über
das auf den fixierten Stößel befindliche Werkzeug gezogen
11 Niederhalter wird auf Block mit den Distanzen und dem Oberholm gedrückt
12 Arbeitszylinder erhöhen Schließdruck
13 Im Flüssigkeitskasten wird ein fluidischer Hochdruck aufgebaut, durch Plastifizierungsvorgang
wird die Werkstückkontur ausgebildet
14 Druckentlastung
15 Arbeitszylinder senken Flüssigkeitskasten ab
16 Verriegelung wird ausgefahren
17 Stößel mit Niederhalter wird aufgefahren
18 Werkstück wird entnommen
[0003] Neben der Vielzahl der Prozeßschritte ist die Presse ausgehend von der Aufgabe als
Universal- bzw. Kombipresse zu arbeiten für den jeweiligen Verwendungszweck natürlich
nicht optimal gestaltet.
Aufgabe und Vorteil der Erfindung:
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Presse hoher Steifigkeit für das Außenhochdruckumformen
vorzuschlagen, welche eine Reduzierung der Prozeßschritte ermöglicht, bei der der
Flüssigkeitskasten stationär angeordnet werden kann und welche über eine frei wählbare
und bedarfsgerechte Anordnung der Blechhalterzylinder verfügt.
[0005] Diese Aufgabe wird ausgehend von einer Umformpresse nach dem Oberbegriff des Anspruch
1, durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruch 1 gelöst. In den Unteransprüchen
werden vorteilhafte und zweckmäßige Weiterbildungen vorgeschlagen.
[0006] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, die Anordnung der Fluidzylinder so zu wählen,
daß durch eine direkte Lage im Kraftfluß eine steife und kompakte Bauform gewährleistet
ist. Durch ein gemeinsames Verfahren von Stößel und Blechhalter ist nur ein Verfahrzylinder
erforderlich und die Blechhaltezylinder können als reine Kurzhubzylinder ausgeführt
werden. Diese Kurzhubzylinder sind nicht in einem starren System angeordnet, sondern
die Anzahl und deren Anordnung ist entsprechend den Anforderungen des Umformprozesses
für die jeweiligen Werkstücke optimal wählbar. Entsprechende kuppelbare Anschlüsse
zu der oder den energieführenden Leitungen sind vorgesehen.
[0007] Die das Werkzeug tragenden Arbeitszylinder sind direkt im Stößel integriert. Die
Regelung des Gegendruckes findet im stationären Flüssigkeitskasten statt, wodurch
eine ortsfeste Verrohrung ermöglicht wird, was bei einem Hochdruckbetrieb einen weiteren
Vorteil darstellt.
[0008] Der Prozeßablauf ist wie folgt:
1 Platine einlegen
2 Gemeinsame Abwärtsbewegung von Stößel und Blechhalter
3 Verriegeln von Stößel mit Blechhalter durch einfahrende Distanzstücke
4 Abfahren des Werkzeuges durch Arbeitszylinder in den Flüssigkeitskasten dabei
4.1 Druckregelung im Flüssigkeitskasten
4.2 Regelung der Blechhaltekraft über Kurzhubzylinder
5 Verriegelung des Werkzeuges im unteren Totpunkt
6 Aufbau der maximalen Blechhaltekraft über Kurzhubzylinder
7 Hochdruckaufbau im Flüssigkasten und Plastifizierungsvorgang des Werkstückes (Kalibrierung)
8 Druckentlastung
9 Verriegelung wird ausgefahren
10 Stößel mit Niederhalter wird aufgefahren
11 Werkstück wird entnommen
[0009] Damit besteht der gesamte Prozeßablauf aus insgesamt 11 Funktionsschritten die sich
teilweise auch noch überlagern. Somit ist als weiterer Vorteil auch eine hohe Taktzahl
und ein wirtschaftlicher Einsatz der Presse gewährleistet.
[0010] Eine günstige Energiebilanz durch geringe erforderliche Ölmengen ergibt sich durch
den gemeinsamen Verfahrzylinder für Stößel und Blechhalter und die Verwendung der
Kurzhubzylinder zur Regelung der Blechhaltekraft und dem Aufbau der maximalen Zuhaltekraft.
Da die Kurzhubzylinder den Umformweg nicht mitfahren, sondern nur einen Hub von wenigen
Millimetern ausführen, ergibt sich eine preiswerte Bauform mit einer geringen Bauhöhe.
Dieses ist auch von Vorteil, wenn aufgrund der Werkstückgeometrie eine Vielpunktabstützung
erforderlich ist.
[0011] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Figurenbeschreibung
[0012] Diese Figuren zeigen:
- Figur 1:
- Frontansicht der Umformpresse in Schnittdarstellung gemäß Schnittlinie A-A in Figur
3
- Figur 2:
- Seitenansicht der Umformpresse in Schnittdarstellung B-B, jedoch Werkzeug im unteren
Totpunkt
- Figur 3:
- Draufsicht der Umformpresse gemäß Schnittlinie C-C
Beschreibung der Umformpresse:
[0013] Figur 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau der Umformpresse, bestehend aus Pressenständer
1, Stößel 2, Blechhalter 3, Tisch 4, Fahrzylinder 5, Arbeitszylinder 6, Kurzhubzylinder
7, Verriegelung 8, Werkzeug 9, Flüssigkeitskasten 10 und Platine 11.
[0014] In der Darstellung ist der Beginn des Umformvorganges zu ersehen. Fahrzylinder 5
hat Stößel 2 mit Blechhalter 3 soweit abgesenkt, daß der Blechhalter 3 auf der Platine
11 aufsetzt. Über die Kurzhubzylinder 7 erfolgt ein geregelter Druckaufbau für die
Blechhaltekraft in Abhängigkeit von dem Umformvorgang. Die Zahl und Anordnung der
Kurzhubzylinder 7 wird in Abhängigkeit des Werkzeuges und der Platine gewählt. Bestimmungsgrößen
bei dem Werkzeug sind z.B. die Werkzeuggröße und die Werkzeugkontur, bei der Platine
sind unter anderem mechanische Werkstoffeigenschaften, Umformgeschwindigkeiten und
tribologische Vorgänge wichtig.
[0015] Zur Erreichung der gewünschten Umformergebnisse kann jeder Kurzhubzylinder 7 einzeln
geregelt werden oder in Gruppen zusammengeschlossen sein.
[0016] Im weiteren Prozeßablauf fahren die im Stößel 2 integrierten Arbeitezylinder 6 mit
dem Werkzeug 9 gegen das im Flüssigkeitskasten 10 befindliche Flüssigkeitspolster.
Eine nicht näher dargestellte Druckregeleinrichtung regelt den erforderlichen Druck
des Flüssigkeitspolsters ein.
[0017] Das Werkzeug wird in seine tiefste Lage 13 gefahren, die z.B. durch Anschläge begrenzt
ist und wird durch in Figur 3 dargestellte einfahrbare Werkzeugdistanzen 12 verriegelt.
Diese Verriegelung ist erforderlich um einen hohen Druck der zum Abschluß des Umformvorganges
in dem Flüssigkeitskasten 10 aufgebaut wird sicher abzustützen. Durch diesen Druck
wird das Werkstück in einer Art Kalibrierung in die Werkzeugkontur gedrückt und ausgeformt.
Zu diesem Zweck wird durch Kurzhubzylinder 7 eine maximale Blechhaltekraft erzeugt,
die eine sichere Einspannung des Platinen- bzw. Werkstückrandes gewährleistet. Die
durch diese Kräfte auftretenden Dehnungen bzw. Stauchungen der Pressenbauteile werden
in vorteilhafter Weise durch die Anordnung und den Hub der Kurzhubzylinder 7 ausgeglichen.
Fluidkupplungen 16 dienen zur Verbindung der jeweils erforderlichen Kurzhubzylinder
mit der Energieversorgung. Eine Halte- oder Werkzeugoberplatte 17 ist mit dem Stößel
2 verbunden und ermöglicht einen einfachen Ein- und Ausbau der Arbeitszylinder 6.
[0018] Figur 2 zeigt die Situation im unteren Totpunkt. Im Flüssigkeitskasten 10 ist das
Druckmedium 14 mit einem maximalen Druck beaufschlagt in dem in einem plastifizierenden
Umformvorgang die endgültige Bauteilgeometrie ausgeformt wird. Ein nachfließen des
eingespannten Platinenrandes ist bei diesem Kalibrierungsvorgang unerwünscht und wird
durch die von den Kurzhubzylindern 7 erzeugte maximale Zuhaltekraft sicher verhindert.
Die in dieser Phase auftretenden großen Kräfte werden durch Zusammenwirkung mit den
eingefahrenen Stößelverriegelungen 8 und Werkzeugdistanzen 12 in einer Art geschlossenen
System aufgenommen. Hier zeigt sich eine weiterer Vorteil der gewählten Anordnung,
da die Kompressibilität des Fluidmediums im wesentlichen bei diesem Konzept ausgeschlossen
ist.
[0019] Figur 3 ist eine Schnittdarstellung die eine Anordnung der Kurzhubzylinder 7 zeigt.
Wie bereits erwähnt ist sowohl die Anordnung als auch Anzahl der Kurzhubzylinder 7
entsprechend dem Bauteil frei wählbar. Die verfahrbaren Werkzeugdistanzen sind mit
12 und die zugehörigen Verschiebezylinder mit 15 bezeichnet. In der gezeigten Lage
sind die Werkzeugdistanzen 12 ausgefahren, d.h. das Werkzeug 9 ist nicht mehr verriegelt.
[0020] Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene und dargestellte Ausführungsbeispiel
beschränkt. Sie umfaßt auch alle fachmännischen Ausgestaltungen im Rahmen des geltenden
Anspruch 1.
- 1
- Pressenständer
- 2
- Stößel
- 3
- Blechhalter
- 4
- Tisch
- 5
- Fahrzylinder
- 6
- Arbeitszylinder
- 7
- Kurzhubzylinder
- 8
- Verriegelung
- 9
- Werkzeug
- 10
- Flüssigkeitskasten
- 11
- Platine
- 12
- Werkzeugdistanzen
- 13
- Werkzeug UT
- 14
- Druckmedium
- 15
- Verschiebezylinder
- 16
- Fluidkupplung
- 17
- Halteplatte
1. Presse zum Außenhochdruckumformen mit einem auf- und abbewegbaren, verriegelbaren
Stößel (2) und Blechhalter (3), mit Blechhaltezylinder (7), mit Druckmedium (14),
aufnehmenden druckgeregelten Flüssigkeitskasten (10) und mit Arbeitszylinder (6) zur
Umformung, dadurch gekennzeichnet, daß die Blechhalterzylinder (7) als Kurzhubzylinder
ausgebildet sind und die das Werkzeug (9) tragenden Arbeitszylinder (6) im Stößel
(2) intergriert sind.
2. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Stößel
(2) und Blechhalter (3) durch einen gemeinsamen Fahrzylinder (5) antreibbar sind.
3. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Kurzhubzylinder
(7) in Anordnung und/oder Zahl frei wählbar sind.
4. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß am Stößel
(2) Fluidkupplungen(16) vorgesehen sind.
5. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Kurzhubzylinder
(7) einzeln oder in Gruppen regelbar sind.
6. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Kurzhubzylinder
(7) nach vorgegebenen Sollkurven für die Blechhaltekraft druckregelbar sind.
7. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Kurzhubzylinder
(7) so druckbeaufschlagbar sind, daß Platine (11) einspannbar ist.
8. Presse zum Außenhochdruckumformen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Werkzeug
(9) über Werkzeugdistanzen (12) verriegelbar ist.