[0001] Auf dem Gebiet des Karosseriebaues für Kraftfahrzeuge aber auch auf anderen Gebieten
werden Bauteile aus Metall eingesetzt, die der erwarteten späteren Betriebsbelastung
entsprechend bereichsweise unterschiedlich dimensioniert sind, insbesondere unterschiedlich
dick sind. Solche Bauteile erhält man durch verschiedene formgebende Verfahren, wie
Biegen, Tiefziehen oder Streckziehen aus Platinen, die bereichsweise eine unterschiedliche
Dicke erhalten haben.
[0002] Die Platinen ihrerseits erhält man entweder durch Zusammenschweißen verschieden dicker
Bleche oder aus Bändern, die durch flexibles Walzen in Längsrichtung unterschiedlich
dicke Abschnitte haben. Während bei aus verschieden dicken Blechen zusammengeschweißten
Platinen die Schweißnaht eine potentielle Schwachstelle für die weiteren formgebenden
Verfahren bildet, ist die Weiterverarbeitung, insbesondere durch Tief- und Streckziehen,
von Platinen, die aus durch flexibles Walzen hergestellten Bändern hergestellt werden,
wegen der beim flexiblen Walzen erzielten unterschiedlichen Umformgrade in den verschieden
dicken Bereichen problematisch. Im Grenzfall kann das Umformvermögen in den stärker
verformten dünneren Bereichen bereits so weit erschöpft sein, daß das für das gewünschte
Fertigerzeugnis erforderliche Tief- oder Streckziehen nicht mehr durchgeführt werden
kann.
[0003] Wegen dieser bekannten Probleme für dem flexiblen Walzen folgende formgebende Verfahren
ist es bekannt, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um dem durch das flexible Walzen
erzeugten Band eine ausreichende Verformungsfähigkeit für weitere formgebende Verfahren
zu erhalten oder zu geben. So ist es bekannt (DE 33 43 709 A1; R. Kopp et al.,
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Flexibel gewalzte Bleche für belastungsangepaßte Werkstücke", Werkstatt und Betrieb
131 (1998), S. 424-427), das beim flexiblen Walzen kaltumgeformte Band mit den abschnittsweise
unterschiedlich stark kaltverfestigten Abschnitten einer rekristallisierenden Glühbehandlung
zu unterwerfen, um aus dem Band Platinen herstellen zu können, die in allen Bereichen
ein für eine problemlose Weiterverarbeitung ausreichendes Umformvermögen haben. Ein
solches Verfahren hat neben dem Nachteil der notwendigen aufwendigen Glühbehandlung
den weiteren Nachteil, daß für das flexible Kaltwalzen sehr hohe Walzkräfte erforderlich
sind, um die gewünschte große Dickenreduzierung durchführen zu können. Schließlich
besteht ein Nachteil eines solchen Verfahrens darin, daß das flexible Kaltwalzen nur
mit einer verhältnismäßig kleinen Walzgeschwindigkeit durchgeführt werden kann.
[0004] Bei einem anderen bekannten Verfahren des flexiblen Walzens (DE 197 04 300 A1) erfolgt
das Walzen bei erhöhter Bandtemperatur, vorzugsweise mit einer Bandtemperatur oberhalb
der Rekristallisationstemperatur des metallischen Werkstoffes. Mit diesem Verfahren
lassen sich relativ große Dickenreduzierungen bei verhältnismäßig kleinen Walzkräften
mit verhältnismäßig großer Walzgeschwindigkeit erzielen, weil die Fließspannung des
auf erhöhte Temperatur gebrachten metallischen Werkstoffes gegenüber der im kalten
Zustand des Werkstoffes geringer ist. Nachteilig ist bei diesem Verfahren allerdings,
daß das Band auf eine verhältnismäßig hohe Temperatur, vorzugsweise auf eine oberhalb
der Rekristallisationstemperatur liegende Temperatur, gebracht werden muß, damit es
während des flexiblen Walzens zu einer dynamischen Rekristallisation des Werkstoffgefüges
kommt. Dadurch wird erreicht, daß die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes nach
dem flexiblen Walzen in etwa denen vor dem flexiblen Walzen entsprechen und es nicht
zu einer unerwünscht hohen Verfestigung des Werkstoffes mit einer praktischen Erschöpfung
des Umformvermögens in den dünneren Bandabschnitten kommt. Nachteilig ist allerdings,
daß das Band auf die verhältnismäßig hohe, die dynamische Rekristallisation gewährleistende
Temperatur vor dem flexiblen Walzen gebracht werden muß.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen eines Bandes
aus Stahl durch flexibles Walzen bei erhöhter Bandtemperatur zu schaffen, das nach
dem flexiblen Walzen in allen Bereichen auch ohne anschließendes Rekristallisationsglühen
und ohne vorheriges Erwärmen bis auf eine für eine dynamische Rekristallisation ausreichend
hohe Temperatur ein ausreichendes Umformvermögen für nachfolgende Umformungen, wie
Tiefziehen, hat.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren zum Herstellen eines Bandes
aus Stahl mit in Längsrichtung unterschiedlich dicken Abschnitten durch flexibles
Walzen bei erhöhter Bandtemperatur dadurch gelöst, daß für das Band ein Stahl mit
einem austenitischen Gefüge verwendet wird, der in Gewichtsprozent maximal 0,05 %
Kohlenstoff, 2 % - 4 % Aluminium, 2 % - 4 % Silizium und 20 % - 50 % Mangan und/oder
Nickel und/oder Molybdän enthält, und weiter dadurch gelöst, daß das flexible Walzen
bei einer Bandtemperatur unter der Rekristallisationstemperatur dieses Stahls und
oberhalb von 300° C erfolgt.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Band warmgewalzt, allerdings bei einer
vergleichsweise niedrigen Temperatur. Die gegenüber dem Kaltwalzen leicht erhöhte
Temperatur ermöglicht ein Walzen mit verhältnismäßig hoher Walzgeschwindigkeit bei
verhältnismäßig niedrigen Walzkräften beziehungsweise hohen Umformgraden, ohne daß
es dabei zu einer abschnittsweise zu hohen Verfestigung mit einer weitgehenden Erschöpfung
des Umformvermögens kommt. Eine rekristallisierende Glühung im Anschluß an das flexible
Walzen erübrigt sich deshalb. Ein solches flexibles
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Halbwarmwalzen" mit den genannten Eigenschaften des Bandes ist durch die besondere
Stahlqualität möglich geworden. Durch dieses halbwarme flexible Walzen des Bandes
der besonderen Stahlqualität läßt sich im Vergleich zum Kaltwalzen der Walzwiderstand
um den Faktor 2 - 5 vermindern.
[0008] Die Einhaltung der Walztemperatur unterhalb der Rekristallisationstemperatur des
Stahls reicht für sich allein aus, um es praktisch nicht zur Grobkornbildung kommen
zu lassen. Eine beschleunigte Abkühlung ist nicht zwingend erforderlich, um das gewünschte
ausreichende Umformvermögen zu erhalten. Dennoch ist es vorteilhaft, wenn entsprechend
einer Ausgestaltung der Erfindung das flexibel gewalzte Band unmittelbar nach dem
flexiblen Walzen mit einer Abkühlgeschwindigkeit von > 10 K/sec auf eine Temperatur
< 500° C beschleunigt abgekühlt wird. Die damit verbundenen Vorteile bestehen darin,
daß zum einen Ausscheidungen, die eine negative Auswirkung auf die Umformbarkeit des
Stahls haben, unterbunden werden und daß zum anderen die durch die vorangegangene
Verformung erzielte Verfestigung nahezu vollständig erhalten bleibt, weil der Verfestigungszustand
sozusagen
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eingefroren" wird.
[0009] Vorzugsweise erfolgt das flexible Walzen bei einer Bandtemperatur zwischen 500° C
und 900° C.
[0010] Beim flexiblen Walzen sollte das Band in jedem Abschnitt in der Dicke um mindestens
3 % reduziert werden. Da unterschiedlich dicke Abschnitte gewünscht sind, bedeutet
das, daß die Dickenreduzierung in den dünneren Abschnitten wesentlich größer ist.
Vorzugsweise wird das Band in den später dickeren Bereichen um maximal 15 % und in
den später dünneren Bereichen um 20 % - 50 % in der Dicke reduziert. Die Dickenreduzierung
auch in den dickeren Bereichen hat zum Zweck, das von einer Haspel durch den Walzspalt
gezogene Band nicht unkontrolliert durch den Walzspalt laufen zu lassen.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, hochfesten Stahl (≥ 300 N/mm
2 Streckgrenze) mit vergleichsweise hohen Walzgeschwindigkeiten um 50 m/min und großen
Umformgraden (15 % - 50 % Dickenabnahme) ohne Grobkornbildung flexibel zu walzen.
Die dafür eingesetzten üblichen Anfangsbanddicken bei Karosserieblechen aus Stahl
liegen im Bereich von 1 mm - 2,5 mm.
1. Verfahren zum Herstellen eines Bandes aus Stahl mit in Längsrichtung unterschiedlich
dicken Abschnitten durch flexibles Walzen bei erhöhter Bandtemperatur,
dadurch gekennzeichnet, daß für das Band ein Stahl mit einem austenitischen Gefüge verwendet wird, der in Gewichtsprozent
maximal 0,05 % Kohlenstoff, 2 % - 4 % Aluminium, 2 % - 4 % Silizium und 20 % - 50
% Mangan und/oder Nickel und/oder Molybdän enthält, und daß das flexible Walzen bei
einer Bandtemperatur unter der Rekristallisationstemperatur dieses Stahls und oberhalb
von 300° C erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das flexible Walzen bei einer Bandtemperatur zwischen 500° C und 900° C erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Band nach dem flexiblen Walzen mit einer Abkühlgeschwindigkeit von > 10 K/sec
auf eine Temperatur < 500° C beschleunigt abgekühlt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß beim flexiblen Walzen in jedem Abschnitt des Bandes dessen Dicke um mindestens 3
% reduziert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Band in den später dickeren Abschnitten um maximal 15 % und in den später dünneren
Abschnitten um 20 % bis 50 % in der Dicke reduziert wird.