[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung des Verdichtungsgrades
bei der Bodenverdichtung mittels einem Plattenrüttler oder einer Walze, bestehend
aus einem Oberbau und einem vibrierenden Unterbau, der mit einer bestimmten Anregungsfrequenz
angetrieben wird.
[0002] Bei der Bodenverdichtung besteht grundsätzlich der Wunsch, eine Aussage über den
jeweils erzielten Verdichtungsgrad zu erhalten, um einerseits die geforderten Verdichtungswerte
garantieren zu können, andererseits einen möglichst effizienten Einsatz der Verdichtungsgeräte
zu erreichen, insbesondere die Verdichtung abzubrechen, wenn weitere Übergänge nicht
mehr lohnend sind oder im Gegenteil zu einer Wiederauflockerung des Bodens führen.
[0003] Es sind daher schon zahlreiche Lösungen bekannt, bei denen während des Verdichtungsvorganges
bestimmte Schwingungsparameter gemessen und zur Bestimmung des erzielten Verdichtungsgrades
herangezogen werden. Diese Systeme sind praktisch aber nur für Verdichtungswalzen
geeignet und nicht für Plattenrüttler. Ursächlich hierfür ist teilweise der hohe apparative
Aufwand, der sich bei Plattenrüttlern nicht mehr rechnet, teilweise aber auch die
wesentlich höheren Beschleunigungswerte der Vibrationsplatten, die etwa doppelt so
hoch liegen wie bei Vibrationswalzen.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein System
zur Bestimmung des Verdichtungsgrades anzugeben, das nicht nur für Walzen, sondern
auch für Plattenrüttler geeignet ist, den bei letzteren auftretenden, hohen Beschleunigungswerten
stand hält und sich insbesondere durch relativ günstige Herstellungskosten auszeichnet.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass zumindest ein Amplitudenwert
der bei Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung des Unterbaues relativ zum Oberbau
ermittelt wird, dass daneben zumindest ein Amplitudenwert zumindest einer bei maximal
60 % der Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung des Unterbaues relativ zum Oberbau
ermittelt wird und dass schließlich der Quotient aus den vorgenannten Amplitudenwerten
als Maß für den aktuellen Verdichtungsgrad des Bodens herangezogen wird.
[0006] Untersuchungen der Anmelderin haben überraschend gezeigt, dass der oben definierte
Quotient mit der Anzahl der Übergänge kontinuierlich zunimmt und ein zuverlässiger
Indikator für die Bodensteifigkeit ist. Wie üblich ist dieser Quotient betragsmäßig
stark von den Eigenschaften des zu verdichtenden Bodens und des eingesetzten Verdichtungsgerätes
abhängig, aber seine relative Änderung von Übergang zu Übergang zeigt der Bedienungsperson
deutlich an, ob eine Erhöhung der Bodensteifigkeit eintritt bzw. ab wann sich weitere
Übergänge nicht mehr lohnen oder abträglich sind.
[0007] Der große Vorteil des erfindungsgemäßen Systems besteht darin, dass keine Absolutwerte
gemessen zu werden brauchen, sondern lediglich die Relativbewegungen zwischen Oberbau
und Unterbau. Diese Schwingungsamplituden lassen sich vom Oberbau aus berührungslos,
insbesondere induktiv erfassen. Dabei braucht kein Sensor an der schwingenden Masse
befestigt werden und problematische Kabelverbindungen zur schwingenden Masse entfallen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Trennung der Amplituden in Abhängigkeit
von ihrer Frequenz relativ kostengünstig auf elektronischem Wege möglich ist.
[0008] Die erfindungsgemäße Lösung zeichnet sich daher durch vergleichsweise einfachen und
kostengünstigen Aufbau sowie durch hohe Zuverlässigkeit aus.
[0009] Für die Amplitudenwerte der bei maximal 60 % der Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung
empfiehlt es sich, ein breites Frequenzband zugrunde zu legen, das etwa von 1 % bis
etwa 50 % der Anregungsfrequenz reicht. Dabei kann dieses Frequenzband in seiner ganzen
Breite ausgeschöpft werden oder es wird nur ein relativ schmaler Frequenzbereich,
der sich beispielsweise von 10 Hz bis 20 Hz erstreckt, herausgegriffen oder es werden
mehrere schmale Frequenzbereiche aus dem genannten Frequenzband überlagert.
[0010] Hinsichtlich der bei der Anregungsfrequenz auftretenden Amplituden empfiehlt es sich,
einen festen Wert für die Anregungsfrequenz vorzugeben, d.h. die von Hersteller des
Verdichtungsgerätes angegebene Rüttelfrequenz zugrunde zu legen und für diese Frequenz
die Amplitudenmessung durchzuführen. Es liegt aber stattdessen auch im Rahmen der
Erfindung, einen variablen Wert für die Anregungsfrequenz vorzugeben, insbesondere
dann, wenn die tatsächliche Anregungsfrequenz instabil ist. In diesem Fall empfiehlt
die kontinuierliche Messung eines Wertes, der proportional zur Anregungsfrequenz ist
und die Verwendung dieses Messwertes für die Signalfilterung, so dass die Amplitude
jeweils bei der aktuellen Anregungsfrequenz gemessen wird.
[0011] Grundsätzlich sollten die ermittelten Amplitudenwerte und/oder der daraus berechneten
Quotient einer Mittelwertbildung unterzogen werden, da die Signale stark schwanken.
Ein Messwert pro Sekunde ist durchaus ausreichend.
[0012] Damit die Bedienungsperson erkennt, ab wann sich weitere Übergänge mit dem Verdichtungsgerät
nicht mehr lohnen, wird zweckmäßig ein optisches oder akustisches Signal erzeugt,
wenn der genannte Quotient einen bestimmten Grenzwert passiert oder seine Änderungsgeschwindigkeit
zu gering wird.
[0013] Zur Durchführung des zuvor beschriebenen Verfahrens empfiehlt es sich, dass der Oberbau
einen Sensor zur berührungslosen Erfassung der Relativbewegungen zwischen Oberbau
und Unterbau trägt - insbesondere einen Sensor zur induktiven Messwert-Erfassung,
der mit einer gegenüberliegenden Messfläche am Unterbau korrespondiert. Dies hat den
Vorteil, dass der Sensor und sein elektrischer Anschluss nicht den starken Beschleunigungen
und Verzögerungen des vibrierenden Unterbaues ausgesetzt sind. Die Messvorrichtung
zeichnet sich daher durch hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer aus und ist insbesondere
für Plattenrüttler prädestiniert.
[0014] Zur Trennung der Frequenzanteile wird vorzugsweise ein Hochpassfilter und ein Bandpassfilter
verwendet, wobei der Hochpassfilter den Amplitudenwert der annähernd bei Anregungsfrequenz
erfolgenden Schwingung, der Bandpassfilter den Amplitudenwert der bei maximal 60 %
der Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung separiert. Der Bandpassfilter lässt vorzugsweise
Amplitudenwerte aus einem Frequenzbereich von etwa 1 % bis etwa 50 % der Anregungsfrequenz,
in der Praxis beispielsweise von 1 Hz bis 30 Hz passieren, wenn die Anregungsfrequenz
bei 60 Hz liegt.
[0015] Selbstverständlich kann dieser Bandpassfilter auch durch einen Hochpassfilter mit
Grenzfrequenz 1 Hz und einen dazu in Reihe geschalteten Tiefpassfilter mit 30 Hz ersetzt
werden.
[0016] Zur Mittelwertbildung kann entweder direkt auf die Amplitudenwerte oder den daraus
gebildeten Quotienten zurückgegriffen werden, wobei jeweils ein Tiefpassfilter eingesetzt
wird, dessen Grenzfrequenz bei etwa 0,2 Hz bis 1 Hz liegt.
[0017] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispieles anhand der Zeichnung; dabei zeigt
- Figur 1
- eine schematische Seitenansicht eines Plattenrüttlers;
- Figur 2
- eine Ausschnittvergrößerung von Detail A;
- Figur 3
- ein Schaltbild für die Auswertung der Messwerte;
- Figur 4
- den Verlauf des bei der Wegmessung sich ergebenden Signals über der Zeit;
- Figur 5
- den Amplitudenverlauf mit einem Frequenzanteil von 1 Hz bis 29 Hz;
- Figur 6
- den Amplitudenverlauf bei der Anregungsfrequenz von 52 Hz und
- Figur 7
- den Verlauf des Quotienten über der Anzahl der Übergänge.
[0018] Figur 1 zeigt einen im Prinzip bekannten Plattenrüttler bestehend aus einem Oberbau
1 und einer vibrierenden Platte 2. Im Oberbau 1 sind in üblicher Weise der Antriebsmotor
1a mit seinem Zubehör untergebracht; außerdem trägt er einen Führungsbügel 1b, damit
die Bedienungsperson den Plattenrüttler bedienen und in der gewünschten Richtung steuern
kann. Am oberen Ende dieses Führungsbügels 1b befindet sich neben den üblichen Bedienelementen
zum An- und Abschalten, und gegebenenfalls zur Veränderung der Frequenz, ein Anzeigegerät
1c für den Verdichtungsgrad.
[0019] Die Vibrationsplatte 2 ist federnd mit dem Oberbau 1 verbunden und wird durch Exzenterwellen
mit einer bestimmten Anregungsfrequenz in Schwingungen versetzt.
[0020] Die Ausschnittvergrößerung gemäß Figur 3 verdeutlicht das Messprinzip: Dazu trägt
der Oberbau 1, zweckmäßig sein starrer Maschinenrahmen, an der Unterseite einen Sensor
3, der mit einer gegenüberliegenden Messfläche 4 an der Oberseite der Rüttelplatte
zusammenwirkt. Dieser Sensor ist im Ausführungsbeispiel als Wegsensor ausgebildet.
Es liegt aber gleichermaßen im Rahmen der Erfindung, nicht den Schwingungsweg, sondern
stattdessen die Schwingungsgeschwindigkeit, die Schwingungs-Beschleunigung oder einen
anderen für die Relativbewegung der Platte gegenüber dem Oberbau charakteristischen
Wert heranzuziehen. Vorzugsweise wird in Vertikalrichtung gemessen; die Messrichtung
kann aber auch geneigt sein.
[0021] Zweckmäßig erfolgt die Messung induktiv; es sind aber auch optische oder andere Messverfahren
geeignet. Grundsätzlich sollte jedoch an der vibrierenden Platte kein elektrischer
Anschluss notwendig sein.
[0022] Die Auswertung des Messsignals erfolgt über das Schaltbild gemäß Figur 3. Demgemäss
durchläuft das vom Sensor 3 erfasste Wegsignal zunächst einen Messwandler und einen
Verstärker, worauf die Signaltrennung auf unterschiedliche Frequenzbereiche erfolgt.
Im Hochpassfilter werden die Schwingungen selektiert, die etwa mit der Anregungsfrequenz
des Plattenrüttlers erfolgen. Geht man beispielsweise von einer üblichen Rüttlerfrequenz
von 60 Hz aus, so wird die Grenzfrequenz f
3 des Hochpassfilters auf knapp 60 Hz eingestellt. Es wäre stattdessen aber auch möglich,
die Anregungsfrequenz zu messen und den Hochpassfilter entsprechend der tatsächlich
gemessenen Anregungsfrequenz nachzuführen.
[0023] Parallel zum Hochpassfilter ist ein Bandpassfilter geschaltet, der die Amplituden
aus einem relativ breiten Frequenzspektrum von etwa 1 % bis etwa 50 % der Anregungsfrequenz,
hier also von etwa 1 Hz bis etwa 30 Hz erfasst.
[0024] Die Amplituden der so gemäß ihren Frequenzen getrennten Signale werden dann ermittelt,
indem z. B. eine Betragsbildung durch Diodenbrückenschaltung, Quadrieren oder Spitzenwertmessung
erfolgt. Anschließend werden die vom Bandpassfilter kommenden Signale dividiert durch
die hochpassgefilterten Signale. Dieser noch stark streuende Quotient durchläuft dann
einen Tiefpassfilter, der auf eine so niedrige Grenzfrequenz eingestellt ist, dass
keine plötzlichen Sprünge des von der Anzeige 1c ablesbaren Wertes auftreten.
[0025] Die Figuren 4 bis 6 zeigen die entsprechenden Signalverläufe, nämlich Figur 4 den
Verlauf des Messsignals vor der Frequenz-Teilung, Figur 5 das bandpassgefilterte Signal,
also die Amplituden, die zu den Schwingungen von 1 Hz bis 29 Hz gehören und Figur
6 die hochpassgefilterten Amplituden, die zu der Schwingung mit etwa 52 Hz gehören.
[0026] Der Quotient Q - also bandpassgefilterte Signale geteilt durch hochpassgefilterte
Signale - liegt beispielsweise zwischen 0,2 bis 2,0. Sein Verlauf über der Anzahl
der Übergänge ist in Figur 7 dargestellt. Er entspricht qualitativ den an sich bekannten
Kurven, wie sie auch bisher schon durch andere Messverfahren ermittelt wurden und
zeigt der Bedienungsperson - gegebenenfalls unterstützt durch ein akustisches Signal
- ab wann sich weitere Übergänge mit dem Verdichtungsgerät nicht mehr lohnen.
[0027] Zusammenfassend besteht der Vorteil der Erfindung darin, bei geringem und kostengünstigem
apparativem Aufwand eine zuverlässige Bestimmung des Verdichtungsgrades für Walzen
oder Plattenrüttler anzuzeigen.
1. Verfahren zur Bestimmung des Verdichtungsgrades bei der Bodenverdichtung mittels einem
Plattenrüttler oder einer Walze, bestehend aus einem Oberbau (1) und einem vibrierenden
Unterbau (2), der mit einer bestimmten Anregungsfrequenz angetrieben wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest ein Amplitudenwert der annähernd bei Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung
des Unterbaues (2) relativ zum Oberbau (1) ermittelt wird, dass zumindest ein Amplitudenwert
zumindest einer bei maximal 60 % der Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung des
Unterbaues (2) relativ zum Oberbau (1) ermittelt wird und dass der Quotient aus den
vorgenannten Amplitudenwerten als Maß für den aktuellen Verdichtungsgrad des Bodens
dient.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Amplitudenwerte der bei maximal 60 % der Anregungsfrequenz erfolgenden Schwingung
aus einem breiten Frequenzband erfasst werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Amplitudenwerte aus einem Frequenzband von etwa 1 % bis etwa 50 % der Anregungsfrequenz
erfasst werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Messung der Amplituden bei Anregungsfrequenz ein fester Wert für die Anregungsfrequenz
vorgegeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Messung der Amplituden bei Anregungsfrequenz ein variabler Wert für die Anregungsfrequenz
entsprechend ihrem tatsächlichen aktuellen Verlauf eingegeben wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die ermittelten Amplitudenwerte und/oder der Quotient einer Mittelwertbildung unterzogen
werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittelwertbildung unter Verwendung von Hüllkurven erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Amplitudenwerte der verschiedenen Frequenzbereiche durch Fouriertransformation,
insbesondere durch FFT (Fast Fourier Transformation) ermittelt werden und diese zur
Berechnung des Verdichtungsgrades benutzt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Signal für die Bedienungsperson erzeugt wird, wenn der Quotient einen bestimmten
Grenzwert passiert.
10. Vorrichtung zur Bestimmung des Verdichtungsgrades bei der Bodenverdichtung mittels
einem Plattenrüttler oder einer Walze, bestehend aus einem Oberbau (1) und einem vibrierenden
Unterbau (2), der mit einer bestimmten Anregungsfrequenz angetrieben wird, insbesondere
nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Oberbau (1) einen Sensor (3) zur berührungslosen Erfassung der Relativbewegungen
zwischen Oberbau (1) und Unterbau (2) trägt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (3) - insbesondere zur induktiven Messwert-Erfassung - mit einer gegenüberliegenden
Messfläche (4) am Unterbau (2) korrespondiert.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sensor (3) ein Weg-Aufnehmer ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch einen Hochpassfilter Amplitudenwerte der annähernd bei Anregungsfrequenz erfolgenden
Schwingung des Unterbaues (2) relativ zum Oberbau (1) ermittelt werden.
14. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch einen Bandpassfilter Amplitudenwerten aus einem Frequenzbereich von etwa 1
% bis etwa 50 % der Anregungsfrequenz ermittelt werden.