[0001] Die Erfindung betrifft eine Gießmaschine zum Gießen von Metall, welche eine geschlossene
Gießkammer hat, in der über einen Ausguss flüssiges Metall in eine unterhalb des Ausgusses
angeordnete Kokille gießbar ist, wobei in der Gießkammer mehrere Kokillen auf ebenen
Auflageflächen eines um eine horizontale Achse verdrehbaren Gießrades angeordnet sind.
[0002] Eine solche Gießmaschine ist z. B. aus der DE 30 32 064 C2 bekannt. Diese zeigt eine
Vorrichtung zum Zuführen von Formballen (Kokillen) zu einer Gießpfanne. Die Formballen
stehen auf Auflageflächen von Palettenträgern, die in einem Paternoster oder an einem
um eine Zentralachse drehbar gehaltenen Conveyor angeordnet sind, wobei im letzteren
Fall die Tragachsen der Palettenträger sich synchron zur Zentralachse drehen, so dass
die Palettenträger und damit die Auflageflächen für die Formballen stets waagerecht
ausgerichtet sind. Die Gießmaschine benötigt eine kombinierte Einschub- und Ausschubstation
(E1 / A1) für die Formballen. In dieser Station müssen die gefüllten Formballen zunächst
dem Gießrad entnommen werden, bevor neue, noch zu füllende Formballen auf die Auflageflächen
aufgeschoben werden können. Dies dauert sehr lange, so dass keine hohen Abgeißleistungen
erreicht werden können.
[0003] Solche Gießmaschinen werden beispielsweise zum Gießen von dünnen Gussteilen unter
Schutzgas oder Vakuum aus Legierungen von Eisen mit seltenen Erden verwendet. Diese
Gussteile dienen insbesondere zur Herstellung von Hochleistungsmagneten oder von Speicherbehältern
für Wasserstoff. Bei den Gießmaschinen dieser Art kommt es darauf an, dass die Schmelze
in der jeweiligen Kokille sehr rasch erstarrt, um eine kristalline Struktur zu erhalten.
Deshalb wird die Schmelze aus einem Vakuum-Induktionsofen über eine Gießrinne in die
Gießmaschine geleitet und dort in eine flache Kokille gegossen, welche auf einer wassergekühlten
Auflagefläche befestigt ist. Nach dem Erstarren wird das eine dünne Platte von beispielsweise
10 bis 25 mm Dicke bildende Gussteil aus der Kokille heraus in einen Gussteil-Sammelbehälter
gekippt.
[0004] Da der Bedarf an Legierungen, welche mit solchen Gießmaschinen abgegossen werden,
in letzter Zeit stark gestiegen ist, besteht die Notwendigkeit die Produktionsleistung
der Gießmaschinen zu erhöhen. Hierzu hat man bereits sogenannte Book-Molds in Gießmaschinen
eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Gespannkokillen aus mehreren, wassergekühlten
Platten. Nachteilig ist hierbei, dass die Zerlegung und der Zusammenbau solcher Gespannkokillen
sehr zeitaufwendig ist.
[0005] Ein genereller Nachteil der Anordnung von mehreren Kokillen nebeneinander liegt darin,
dass sich dadurch der Flächenbedarf für die Gießmaschine unerwünscht stark erhöht
und die Gießmaschine kompliziert im Aufbau wird.
[0006] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, eine Gießmaschine der vorstehenden Art
zu entwickeln, welche eine möglichst hohe Abgießleistung hat, ohne dass hierzu der
Flächenbedarf der Gießmaschine unerwünscht stark ansteigt, und die ein rasches Erstarren
der Schmelze ermöglicht.
[0007] Dieses Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Gießrad, ein im Querschnitt
regelmäßiges Vieleck bildet, dessen Mantelfläche von den Auflageflächen gebildet ist.
[0008] Durch ein solches Gießrad können mehrere Kokillen auf engem Raum untergebracht werden,
da immer nur die jeweils unter dem Ausguss befindliche, obere Kokille horizontal ausgerichtet
sein muss. Taktet das Gießrad um eine Kokille weiter, so dass die nächstfolgende Kokille
unter den Ausguss gelangt, dann gerät die zuvor gefüllte Kokille in eine geneigte
Lage, in der der erstarrte Guss sich weiter abkühlen kann, bevor das Gussteil bei
der nächstfolgenden Drehung in eine so steile Position gelangt, dass das Gussteil
aus der Kokille herausfällt. Durch das Abkühlen des Gussteiles in der Kokille wird
deshalb das Abgießen des nächstfolgenden Gussteiles nicht verzögert. Da das Gießrad
ebene Auflageflächen hat, kann man diese beispielsweise mit einer Wasserkühlung versehen,
so dass die einzelnen Kokillen auf einfache Weise gut zu kühlen sind und die für manche
Metalle erforderliche, rasche Erstarrung ohne unerwünscht hohen Aufwand zu erreichen
ist. Die einzelnen Kokillen lassen sich nacheinander füllen, indem das Gießrad während
des Abgießens der jeweils obersten Kokille stillsteht und nach dem Füllen der obersten
Kokille rasch weitertaktet, so dass die nächstfolgende Kokille unter den Gießstrahl
gelangt. Ein weiterer Vorteil des Gießrades liegt darin, dass bei ihm einzelne Kokillen
unabhängig von den anderen ausgetauscht werden können, so dass Reparaturen rasch auszuführen
sind.
[0009] Die Schmelze lässt sich vom Schmelzofen unter Vakuum oder Schutzgas auf einfache
Weise in die Gießmaschine einbringen, wenn gemäß einer Weiterbildung der Erfindung
die Gießkammer eine an einen Schmelzofen über ein Schleusenventil anschließbare Vakuumkammer
ist und der Ausguss an einer aus der Gießkammer durch das Schleusenventil in den Schmelzofen
einfahrbaren Gießrinne vorgesehen ist.
[0010] Die abgegossenen und aus den Kokillen entfernten Gussteile können zunächst gesammelt
und periodisch von der Gießmaschine abgeführt werden, wenn unterhalb des Gießrades
an der Seite, zu der hin sich die Kokillen bei Drehung des Gießrades von seiner Oberseite
her bewegen, ein Gussteil-Sammelbehälter angeordnet ist.
[0011] Solange die Gussteile noch eine Temperatur haben, bei der es mit der Atmosphäre zu
Reaktionen kommt, müssen die Gussteile unter Schutzgas oder im Vakuum verbleiben.
Das lässt sich auf einfache Weise erreichen, wenn der Gussteil-Sammelbehälter an seiner
Oberseite über ein an ihm vorgesehenes Schleusenventil lösbar mit der Gießkammer verbindbar
ausgebildet ist. Eine solche Ausführungsform ermöglicht es, mehrere Gussteil-Sammelbehälter
zu verwenden, so dass die Gießmaschine mit einem an ihr angeschlossenen Gussteil-Sammelbehälter
arbeiten kann, während in einem anderen Gussteil-Sammelbehälter die Gussteile noch
weiter abkühlen oder aus ihm Gussteile entnommen werden.
[0012] Die Gussteile lassen sich mit dem Gussteil-Sammelbehälter leicht in eine Entladungsposition
fahren, wenn der Gussteil-Sammelbehälter auf Rädern von der Gießkammer weg verfahrbar
ausgebildet ist.
[0013] Die Wartung und Reparatur der Gießmaschine ist besonders einfach auszuführen, wenn
die Gießkammer aus einem oberen, stationären Gießkammerteil mit einer Gießrinnenkammer
und einem unteren, verfahrbaren Gießkammerteil mit dem Gießrad gebildet ist. Hierdurch
wird es möglich, das Gießrad in eine von der Gießmaschine und dem Schmelzofen entfernte
Wartungsposition zu bewegen und in ihr die Bereiche des Gießrades leicht zu erreichen.
[0014] Der verfahrbare Gießkammerteil braucht vor dem Trennen von dem stationären Gießkammerteil
nicht abgesenkt zu werden, vielmehr genügt eine horizontale Verfahrbarkeit des verfahrbaren
Gießkammerteils, wenn gemäß einer anderen Weiterbildung der Erfindung der stationäre
Gießkammerteil und der verfahrbare Gießkammerteil im aneinander gefahrenen Zustand
mit in Verfahrrichtung des verfahrbaren Gießkammerteils von unten nach oben ansteigenden
Anlageflächen gegeneinander dichtend anliegen.
[0015] Das Gießrad kann während des Fließens des Schmelzstrahls aus dem Ausguss nach dem
Füllen einer Kokille weitergetaktet werden, wenn in Drehrichtung des Gießrades gesehen
zwischen den jeweiligen Kokillen jeweils ein Gussleitstück eingesetzt ist, welches
zwischen den Kokillen einen den auftreffenden Guss je nach Stellung des Gießrades
zur einen oder anderen angrenzenden Kokille leitet.
[0016] Die Erfindung lässt zahlreiche Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung
ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. In ihr zeigen die
- Fig.1
- eine Vorderansicht einer Gießanlage mit einem Schmelzofen und der erfindungsgemäßen
Gießmaschine,
- Fig.2
- eine Seitenansicht der Anordnung nach Fig.1,
- Fig.3
- einen Schnitt durch einen Teilbereich eines Gießrades der Gießmaschine.
[0017] Die Figur 1 zeigt einen als Vakuum-Induktionsofen der VIDP Bauart ausgebildeten Schmelzofen
1, der einen Tiegel 2 hat, in welchem Metall durch Induktion geschmolzen wird. Seitlich
neben dem Schmelzofen 1 befindet sich eine Gießmaschine 3 mit einer doppelwandigen,
wassergekühlten und geschlossenen Gießkammer 4, die über eine Gießrinnenkammer 5 und
ein Schleusenventil 6 mit dem Schmelzofen 1 verbunden ist. Innerhalb der Gießrinnenkammer
5 ist eine Gießrinne 7 angeordnet, welche mit einem Ende durch das Schleusenventil
6 hindurch in den Schmelzofen 1 ragt und am anderen Ende einen Ausguss 8 hat. Zusätzlich
ist die Gießrinne 7 gestrichelt in Einsatzposition dargestellt, in der sie sich innerhalb
der Gießrinnenkammer 5, jedoch außerhalb des Schmelzofens 1 befindet.
[0018] Unterhalb des Ausgusses 8 ist in der Gießmaschine 3 ein Gießrad 9 angeordnet, welches
durch einen Drehantrieb 10 um eine Achse 16 schrittweise verdreht werden kann. Dieses
Gießrad 9 hat bei dem gezeigten Beispiel achteckigen Querschnitt und bildet deshalb
acht ebene Auflageflächen 11, auf denen jeweils eine in Figur 3 gezeigte Kokille 12
gehalten ist.
[0019] Unterhalb des Gießrades 9 ist ein Gussteil-Sammelbehälter 13 angeordnet, der an seiner
Oberseite ein Schleusenventil 14 hat, über welches er mit der Gießkammer 4 zu verbinden
ist. Der Gussteil-Sammelbehälter 13 hat Räder 15, die es ermöglichen, den Gussteil-Sammelbehälter
13 von der Gießkammer 4 weg in eine Entnahmeposition zu verfahren.
[0020] Die Figur 2 verdeutlicht, dass das Gießrad 9 im Querschnitt die Form eines regelmäßigen
Achtecks hat, so dass es insgesamt acht Auflageflächen 11 aufweist. Weiterhin zeigt
Figur 2, dass die Gießkammer 4 aus einem oberen, stationären Gießkammerteil 17 und
einem verfahrbaren Gießkammerteil 18 gebildet ist. Diese Gießkammerteile 17, 18 berühren
sich dichtend mit Anlageflächen 19, 20, welche schräg ausgerichtet sind. Der verfahrbare
Gießkammerteil 18 hat Räder 21 und kann dadurch in der Figur 2 gesehen nach rechts
in eine Wartungsposition gefahren werden, in der das Gießrad 9 frei zugänglich ist.
[0021] Die Figur 3 zeigt im Maßstab stark vergrößert einen Teilbereich des um die Achse
16 drehbaren Gießrades 9. Positioniert wurde dort die Auflagefläche 11. Diese Auflagefläche
11 ist durch nach oben hin offene, als Nuten ausgebildete Kühlkanäle 22 unterbrochen,
in denen Kühlwasser zu strömen vermag. Die jeweilige Kokille 12 deckt diese Kühlkanäle
22 nach oben hin ab, wobei die Abdichtung durch in der Auflagefläche 11 angeordnete
Dichtungen 23 erfolgt. Der Raum zwischen den einzelnen Kokillen 12, 12' wird jeweils
durch ein Gussleitstück 24 ausgefüllt, welches eine Flüssigkeitsscheide 25 hat, so
dass beim Drehen des Gießrades 9 um die Achse 16 der Schmelzstrahl zunächst noch zur
Kokille 12 und nach Passieren der Flüssigkeitsscheide 25 zur nächstfolgenden Kokille
12' geleitet wird.
[0022] Oberhalb der Kokille 12 wurde in Figur 3 der Ausguss 8 skizziert. Während aus ihm
Guss in die Kokille 12 fließt, steht das Gießrad 9 in der dargestellten Position still.
Ist die Kokille 12 gefüllt, dann taktet man das Gießrad 9 möglichst rasch und bei
diesem Ausführungsbeispiel um 45° weiter, ohne dass der Ausguss 8 hierzu versperrt
wird. Durch dieses Weitertakten gelangt die Kokille 12' unter den Ausguss 8 und kann
dadurch gefüllt werden, während sich die Kokille 12 in einer um 45° geneigten Position
befindet. Beim nächsten Weitertakten gelangt die Kokille 12 in eine senkrechte Position,
so dass das in ihr erstarrte Gussteil aus ihr heraus nach unten in den in den Figuren
1 und 2 gezeigten Gussteil-Sammelbehälter 13 fällt.
[0023] Wenn der in Figur 1 gezeigte Tiegel 2 vollständig entleert ist, fährt man die Gießrinne
7 in die in Figur 1 gestrichelt dargestellte Einsetzposition und trennt mittels des
Schleusenventils 6 den Schmelzofen 1 von der Gießmaschine 3, so dass im Schmelzofen
ein neuer Schmelzprozess beginnen kann.
Bezugszeichenliste
[0024]
- 1
- Schmelzofen
- 2
- Tiegel
- 3
- Gießmaschine
- 4
- Gießkammer
- 5
- Gießrinnenkammer
- 6
- Schleusenventil
- 7
- Gießrinne
- 8
- Ausguss
- 9
- Gießrad
- 10
- Drehantrieb
- 11
- Auflagefläche
- 12
- Kokille
- 13
- Gussteil-Sammelbehälter
- 14
- Schleusenventil
- 15
- Rad
- 16
- Achse
- 17
- stationärer Gießkammerteil
- 18
- verfahrbarer Gießkammerteil
- 19
- Anlagefläche
- 20
- Anlagefläche
- 21
- Rad
- 22
- Kühlkanal
- 23
- Dichtung
- 24
- Gussleitstück
- 25
- Flüssigkeitsscheide
1. Gießmaschine zum Gießen von Metall, welche eine geschlossene Gießkammer (4) hat, in
der über einen Ausguss (8) flüssiges Metall in eine unterhalb des Ausgusses (8) angeordnete
Kokille (12) gießbar ist, wobei in der Gießkammer (4) mehrere Kokillen (12) auf ebenen
Auflageflächen (11) eines um eine horizontale Achse (16) verdrehbaren Gießrades (9)
angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Gießrad (9) ein im Querschnitt regelmäßiges Vieleck bildet, dessen Mantelfläche
von den Auflageflächen (11) gebildet ist.
2. Gießmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießkammer (4) eine an einen Schmelzofen (1) über ein Schleusenventil (6) anschließbare
Vakuumkammer ist und der Ausguss (8) an einer aus der Gießkammer (4) durch das Schleusenventil
(6) in den Schmelzofen (1) einfahrbaren Gießrinne (7) vorgesehen ist.
3. Gießmaschine nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb des Gießrades (9) an der Seite, zu der hin sich die Kokillen (12) bei Drehung
des Gießrades (9) von seiner Oberseite her bewegen, ein Gussteil-Sammelbehälter (13)
angeordnet ist.
4. Gießmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Gussteil-Sammelbehälter (13) an seiner Oberseite über ein an ihm vorgesehenes
Schleusenventil (14) lösbar mit der Gießkammer (4) verbindbar ausgebildet ist.
5. Gießmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Gussteil-Sammelbehälter (13) auf Rädern (15) von der Gießkammer (4) weg verfahrbar
ausgebildet ist.
6. Gießmaschine nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießkammer (4) aus einem oberen, stationären Gießkammerteil (17) mit einer Gießrinnenkammer
(5) und einem unteren, verfahrbaren Gießkammerteil (18) mit dem Gießrad (9) gebildet
ist.
7. Gießmaschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der stationäre Gießkammerteil (17) und der verfahrbare Gießkammerteil (18) im aneinander
gefahrenen Zustand mit in Verfahrrichtung des verfahrbaren Gießkammerteils (18) von
unten nach oben ansteigenden Anlageflächen (19, 20) gegeneinander dichtend anliegen.
8. Gießmaschine nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in Drehrichtung des Gießrades (9) gesehen zwischen den jeweiligen Kokillen (12, 12')
jeweils ein Gussleitstück (24) eingesetzt ist, welches zwischen den Kokillen (12,
12') einen den auftreffenden Guss je nach Stellung des Gießrades (9) zur einen oder
anderen angrenzenden Kokille (12, 12') leitet.