[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bestimmen der Abkühlwirkung
einer strömenden Gasatmosphäre auf Werkstücke nach den Oberbegriffen der Patentansprüche
1 und 10.
[0002] Durch die "Enzyklopädie Naturwissenschaften und Technik", 1981, Zweiburgen Verlag
Weinheim, Band E-J, Stichwort "Hitzdraht" auf Seite 1851, ist es bekannt, die Geschwindigkeiten
von Gasen durch Anblasen eines elektrisch beheizten Widerstandes mit Temperatur abhängiger
Charakteristik zu bestimmen. Dieser Heizwiderstand hat eine Länge von etwa 1 mm und
eine Dicke von wenigen
µm und praktisch keine Trägheit. Bei einem Temperaturabfall durch Abkühlung wird die
ursprüngliche Temperatur bzw. der ursprüngliche Widerstand durch Stromerhöhung mittels
einer aufwendigen Regelanordnung wieder hergestellt. Für die Bestimmung von Abschreckkurven
von Werkstücken bei metallurgischen Prozessen ist ein solches äußerst empfindliches
Hitzdraht-Anemometer weder vorgesehen noch geeignet.
[0003] Hierzu werden nämlich in einer Abschreckkammer die Werkstücke oder Werkstückchargen
zum Härten in in einer vorgegebenen Zeit auf Temperaturen unter die jeweiligen - Werkstück
abhängigen - Perlit-, Bainit- und/oder Martensittemperaturen abgeschreckt. Die Abschreckkammer
ist für Drücke bis zu 5,0 MPa und ggf. auch darüber ausgelegt, und als Abschreckgase
können vorzugsweise Wasserstoff, Helium, Stickstoff oder Gemische aus mindestens zwei
dieser Gase verwendet werden. Diese Gase werden durch ein nicht dargestelltes Umwälzgebläse
durch die Charge(n) geleitet und wieder abgesaugt. Auf ihrem Wege werden die Abschreckgase
über hier nicht gezeigte Wärmetauscher geleitet und wieder abgekühlt.
[0004] Die erforderliche Antriebsleistung für die Gasumwälzung steigt mit dem Druck, sinkt
aber mit dem Atomgewicht der Abschreckgase, so daß den Gasen Wasserstoff und Helium
oder Gemischen daraus der Vorzug zu geben ist, zumal auch der Wärmeübergang an diese
Gase besonders günstig ist und die Abschreckgeschwindigkeit gesteigert wird. Hierbei
spielt nicht nur der Wärmeübergang an den Werkstücken, sondern auch an den Wärmetauschern
eine Rolle.
[0005] Durch die EP 0 313 888 B2 ist es bekannt, Werkstücke aus Stahl, insbesondere aus
schwer härtbaren, niedrig legierten Stählen, und/oder Werkstücke mit großer oder komplizierter
Form zunächst aufzuheizen und anschließend durch Gase aus der Gruppe Helium, Wasserstoff
und Stickstoff und durch Gasgemische aus mindestens zwei Gasen dieser Gruppe bei Drücken
zwischen 1,0 und 4,0 MPa abzuschrecken und zu härten. Dadurch sollen die klassischen
Härteverfahren mit Wasser, ölen und Salzbädern mit ihren Umweltbelastungen abgelöst
werden. Die Härtung geschieht mittels dieser Gase, die mit hoher Geschwindigkeit mittels
eines Gebläses über die Werkstücke bzw. Werkstückchargen und einen Wärmetauscher innerhalb
der Anlage umgewälzt werden. Die Härtung kann dabei in einem beheizbaren Ein-Kammer-Ofen
oder in einer zur Ofenanlage gehörenden nachgeschalteten besonderen Abschreckkammer
durchgeführt werden. In der genannten Schrift sind auch die Hintergründe für die Ablösung
der bekannten Härteverfahren angegeben.
[0006] Bei solchen Abschreckverfahren ist man bisher so vorgegangen, daß man Teile einer
stationären Charge mit Thermoelementen versehen hat. Sofern dies nicht möglich war,
hat man der Charge sogenannte passive a-Sonden beigelegt, d.h. spezielle, mit Thermoelementen
versehene Proben ohne Heizeinrichtung, die durch Wärmeübertragung aus den benachbarten
Werkstücken aufgeheizt werden. Aus den Meßergebnissen hat man dabei auf die Abschreckung
der Werkstücke bzw. Bauteile geschlossen (Sonderdruck "Ipsen Report"der Fa. Ipsen
von B. Edenhofer "Steuerung der Hochdruckgasabschreckung mittels Wärmestromsensor"
vom Oktober 1995). Hierbei werden Meßwerte bereits gefahrener Chargen als Vorgabe
für neue Chargen verwendet.
[0007] Derartige Meßmethoden sind jedoch bei bewegten Chargen in kontinuierlich betriebenen
Anlagen mit sogenannten "kalten Kammern" nicht möglich, da die Chargen durch einzelne
Kammern der Anlagen gefördert werden und die einzelnen Kammern durch druckdichte Schieber
voneinander getrennt sind. Daher erfolgt in solchen Anlagen die Kontrolle der Abschreckwirkung
derzeit durch die überwachung "sekundärer Größen" wie Gasdruck, Gastemperatur, Kühlwassertemperatur
sowie die Leistungsaufnahme der Gebläsemotoren für die Gasumwälzung. Die Ermittlung
der Abschreckgeschwindigkeit aus diesen Größen ist jedoch nur mit einem hohen rechnerischen
Aufwand möglich und auch dann noch durch Meßtoleranzen höchst ungenau. Solche indirekten
Messungen und Berechnungen genügen daher nicht den Anforderungen an die Qualitätssicherung
bei modernen Fertigungsprozessen.
[0008] Durch die DE 30 37 638 A1 ist es bekannt, die Abschreckwirkung von Flüssigkeiten
und Gasen durch Probekörper zu ermitteln, in denen ein Thermoelement angeordnet ist.
Die Wirkung der Abschreckung wird dabei durch die mechanische Messung der Härte an
Stellen der Probekörper ermittelt, die durch Ausfräsen als ebene Flächen "freigelegt"
werden und in der Nähe des Thermoelements liegen, bzw., die unterhalb der Oberfläche
des jeweiligen Probekörpers liegen. Die Probekörper werden dadurch nach jeder Messung
zerstört und können daher weder lagefest angeordnet, noch wiederverwendet werden.
Daher werden die Probekörper auch in einer Vielzahl benötigt. Es ist weder offenbart,
wo bzw. in welchem Verhältnis zu den Werkstücken und/oder der Kühlgasströmung die
Probekörper angeordnet werden, noch, daß den Probekörpern eine eigene Heizung zugeordnet
ist. Ohne eigene zugeordnete Heizeinrichtung bleibt nur die Möglichkeit, die Probekörper
zusammen mit den Werkstücken aufzuheizen, d.h. in der Heizkammer, und sie dann zusammen
mit den Werkstücken in die Abschreckkammer überzuführen, was aber weder offenbart
noch bei durch ein druckfestes Schieberventil hindurch transportierten Werkstücken
bzw. Chargen möglich ist.
[0009] Durch die JP 4-59921 A ist ein Laborgerät bekannt, mit dem es möglich ist, die Kühlwirkung
einer auf konstante Temperatur geregelten Kühlflüssigkeit, einer Lösung, dadurch zu
bestimmen, daß man einen Testkörper, der mit einem Temperaturfühler versehen ist,
in einer von der Kühlflüssigkeit entfernten Heizvorrichtung aufheizt und anschließend
mittels eines Antriebs aus der Heizvorrichtung heraus in die Kühlflüssigkeit eintaucht
und die Temperaturänderungen aufzeichnet. Hierbei wird jedoch eine Temperaturänderung,
die durch aufgeheizte Werkstücke verursacht wird, nicht gemessen bzw. untersucht.
Es ist auch nicht offenbart, wo bzw. in welchem Verhältnis zu irgendwelchen Werkstücken
und/oder einer über die Werkstücke geführten Kühlmittelströmung der Testkörper angeordnet
ist. Es wird auch weder angeregt, noch vorgeschlagen, wie eine solche Labor-Vorrichtung
in einen Produktionsprozeß integriert werden könnte. Für die synchrone Bestimmung
und ggf. Regelung der Abschreckwirkung von strömenden Gasen während eines Produktionsprozesses
ist diese bekannte Vorrichtung weder vorgesehen noch geeignet.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, mit denen die Abkühlwirkung bzw. der Abschreckeffekt und der zeitliche
Temperaturverlauf auch bei großen Chargen kontinuierlich und direkt bestimmt werden
kann, so daß eventuelle Regeleingriffe extrem kurzzeitig, d.h. in Sekundenbruchteilen
durchgeführt werden können. Dadurch soll erreicht werden, daß alle Werkstücke einer
Charge gemäß den Härtevorschriften mit hoher Geschwindigkeit dosiert abgekühlt oder
abgeschreckt und ggf. gehärtet werden können.
[0011] Dabei soll insbesondere der jeweilige Wärmeübergang von den Werkstücken oder der
Charge von Werkstücken an das Kühlgas beeinflußt werden, um schädliche Wärmespannungen
und/oder ungleichmäßige Produkteigenschaften zu vermeiden, und ferner soll auch der
jeweilige Wärmeübergang vom Kühlgas an den Wärmetauscher beeinflußt werden, weil die
Vorgänge an den Werkstückoberflächen und an den Oberflächen des Wärmetauschers sich
wiederum gegenseitig beeinflussen.
[0012] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs angegebenen Verfahren
erfindungsgemäß durch die Merkmale im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 und bei der
eingangs angegebenen Vorrichtung erfindungsgemäß durch die Merkmale im Kennzeichen
des Patentanspruchs 10.
[0013] Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird die gestellte Aufgabe in vollem Umfange gelöst,
und insbesondere werden die Abkühlwirkung bzw. der Abschreckeffekt und der zeitliche
Temperaturverlauf auch bei großen Chargen kontinuierlich und direkt bestimmt, so daß
eventuelle Regeleingriffe extrem kurzzeitig, d.h. in Sekundenbruchteilen durchgeführt
werden können. Dadurch wird erreicht, daß alle Werkstücke einer Charge gemäß den Härtevorschriften
mit hoher Geschwindigkeit dosiert abgekühlt oder abgeschreckt und ggf. gehärtet werden.
[0014] Dabei werden insbesondere der jeweilige Wärmeübergang von den Werkstücken oder der
Charge von Werkstücken an das Kühlgas steuer- oder regelbar, und schädliche Verzüge
durch Wärmespannungen und/oder ungleichmäßige Produkteigenschaften vermieden, und
ferner wird auch der jeweilige Wärmeübergang vom Kühlgas an den Wärmetauscher steuer-
oder regelbar, weil die Vorgänge an den Werkstückoberflächen und an den Oberflächen
des Wärmetauschers sich wiederum gegenseitig beeinflussen. Es handelt sich gewissermaßen
um einen synergistischen Effekt. Der Einsatz der Erfindung wird umso wichtiger, je
schwieriger die Werkstücke härtbar sind, also beispielsweise für niedrig legierte
und schwer härtbare Werkstücke und Werkstücke mit größerer Masse und komplizierten
Raumformen, unterschiedlichen Wandstärken etc.
[0015] Es ist dabei im Zuge weiterer Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders
vorteilhaft, wenn - entweder einzeln oder in Kombination -:
* die zeitlichen Abkühlverläufe mit Sollwertvorgaben verglichen werden und wenn die
Differenzen zwischen den Istwerten und den Sollwertvorgaben zur Regelung mindestens
einer Größe aus der Gruppe Gasdruck, Gasgeschwindigkeit und Kühlleistung eines Wärmetauschers
verwendet werden,
* der Meßkörper vor dem Einbringen der Werkstücke in die mit dem Meßkörper ausgestattete
Abschreckkammer auf die vorgegebene Ausgangstemperatur aufgeheizt wird und wenn nach
dem Einbringen der Werkstücke in die Abschreckkammer die Beheizung des Meßkörpers
abgebrochen wird,
* die Temperatur der Gasatmosphäre mittels eines zusätzlichen und vom Meßkörper unabhängigen
Thermofühlers gemessen und hieraus unter Berücksichtigung der Meßwerte der Thermofühler
des Meßkörpers der Wärmeübergangskoeffizient bestimmt wird,
* die Aufheizung des Meßkörpers durch eine den Meßkörper umgebende Induktionsspule
und/oder eine im Meßkörper angeordnete Heizeinrichtung (z.B. eine Heizpatrone) als
Heizeinrichtung durchgeführt wird, und/oder dadurch, daß der Meßkörper durch direkten
Stromdurchgang aufgeheizt wird,
* der Temperaturverlauf durch einen im Oberflächenbereich des Meßkörpers angeordneten
Thermofühler bestimmt wird, und/oder, wenn
* der Temperaturverlauf durch einen im Zentrum des Meßkörpers angeordneten Thermofühler
bestimmt wird,
[0016] Es ist dabei im Zuge weiterer Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung besonders
vorteilhaft, wenn - entweder einzeln oder in Kombination - :
* die dem Meßkörper zugeordnete Heizeinrichtung eine den Meßkörper umgebende Induktionsspule,
eine im Meßkörper angeordnete Heizeinrichtung oder der Meßkörper selbst ist, der zu
diesem Zweck in der Stromkreis einer Niederspannungs-Stromquelle gelegt ist,
* zur Erfassung der Temperatur der Gasatmosphäre ein zusätzlicher und vom Meßkörper
unabhängiger Thermofühler vorgesehen ist,. durch den unter Berücksichtigung der Meßwerte
der Thermofühler des Meßkörpers der Wärmeübergangskoeffizient bestimmbar ist,
* die Thermofühler des Meßkörpers einer Zentraleinheit mit Speicherplätzen aufgeschaltet
sind, in der die zeitlichen Verläufe der Meßwerte der Thermofühler mit vorgegebenen
und gespeicherten Sollwertkurven vergleichbar sind,
* die Stromquelle der Heizeinrichtung über eine Zentraleinheit nach Erreichen der
in der Zentraleinheit vorgebbaren Ausgangstemperatur des Meßkörpers abschaltbar ist,
* die Zentraleinheit über eine Steuerleitung einem Mittelfrequenzgenerator für die
Versorgung der Induktionsspule aufgeschaltet ist und wenn die Induktionsspule nach
Erreichen der in der Zentraleinheit vorgebbaren Ausgangstemperatur des Meßkörpers
durch die Zentraleinheit abschaltbar ist,
* der Meßkörper hinsichtlich mindestens einer der Größen Werkstoff, Masse, Geometrie
und Emissionsverhalten den entsprechenden Größen der Werkstücke entsprechend beschaffen
ist,
* der Meßkörper als Zylinder ausgeführt ist, und/oder, wenn
* der Meßkörper (5) aus einer austenitischen Legierung mit niedrigem Emissionskoeffizienten
ausgebildet ist.
[0017] Die Erfindung bezieht sich auch auf die Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1
und der Vorrichtung nach Anspruch 10 für die Hochdruck--Gasabschreckung von Werkstücken
in einer Abschreckkammer mit einem Wärmetauscher bei Gasdrücken zwischen 0,5 und 5,0
MPa, vorzugsweise zwischen 1,0 und 4,0 MPa.
[0018] Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes und seine Wirkungsweise werden
nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 3 näher erläutert.
Es zeigen:
[0019]
- Figur 1
- einen Schnitt durch eine Sensoreinheit mit einem Meßkörper in Verbindung mit einem
Blockschaltbild für die Signalerzeugung und -verarbeitung,
- Figur 2
- ein Z-T-U-Diagramm des Stahles 100Cr6 mit eingezeichneten Abkühlkurven des Meßkörpers
mit verschiedenen Abschreckgeschwindigkeiten und
- Figur 3
- eine Ausschnittvergrößerung aus Figur 2 mit einer eingezeichneten Regelkurve.
[0020] In Figur 1 ist eine Kammer 1 mit einem Flansch 2 und einer Isolierdurchführung 3
für die Halterung einer Sensoreinheit 4 dargestellt, die aus einem Meßkörper 5 mit
Bohrungen und Thermofühlern 6 und 7 besteht. Der Meßkörper 5 besteht vorzugsweise
aus einer austenitischen Legierung mit einem niedrigen Emissionskoeffizienten, um
Wärmeverluste während des Aufheizens einzuschränken, und sollte hinsichtlich seiner
Geometrie, Masse und Wärmeleitfähigkeit möglichst weitgehend den Werkstücken entsprechen,
um deren thermische Analyse es geht. Allerdings ist dies nicht Voraussetzung, da sich
Umrechnungsfaktoren aufgrund von Erfahrungswerten ermitteln lassen. Im einfachsten
Fall genügt ein zylindrischer Meßkörper 5 mit einem Durchmasser zwischen 5 und 50
mm, vorzugsweise zwichen 15 und 30 mm.
[0021] Der Meßkörper 5 ist lagefest von einem Träger 8 gehalten und konzentrisch von einer
Heizeinrichtung 9 umgeben, die als wassergekühlte Induktionsspule ausgebildet ist,
deren Kühlmittelführung durch die Pfeile 10 und 11 angedeutet ist. Die Induktionsspule
wird durch einen Mittelfrequenzgenerator 12 mit Heizenergie versorgt, so daß es möglich
ist, die Aufheizung sehr schnell und durchgreifend durchzuführen und den Aufheizvorgang
über eine Steuerleitung 13 einzuleiten und praktisch trägheitslos abzubrechen. Die
Induktionsspule konzentriert ihre Heizleistung ausschließlich auf den Meßkörper 5
und heizt die Umgebung, z.B. Kammerwände, nicht auf.
[0022] In der Nähe der Sensoreinheit ist ein weiterer Thermofühler 14 angeordnet, mit dem
die Gastemperatur gemessen werden kann. Die Meßwerte der Thermofühler 6, 7 und 14
werden über nicht näher bezeichnete Meßleitungen einer Zentraleinheit 15 zugeführt,
die neben einer Vielzahl von nicht gezeigten Speicherplätzen eine Eingabetastatur
16 für Sollwerte und Steuerbefehle und ein Display 17 für die Anzeige der Meßwerte
oder einer Folge von Meßwerten und ggf. Sollwerten besitzt. über eine Datenleitung
18 kann ein Drucker 19 angeschlossen sein. Ein Diskettenlaufwerk 20, über das gleichfalls
Sollwerte und Steuerbefehle eingegeben und Meßwerte abgespeichert werden können, vervollständigt
die Zentraleinheit 15. Die Gasströmung ist durch Pfeile 21 angedeutet.
[0023] Die Funktion ist folgende: Die Sensoreinheit 4 gestattet die direkte Messung der
Abkühlgeschwindigkeit. Kurz vor dem Umsetzen einer Charge von Werkstücken aus einer
Heizkammer oder einem Heizofen in die eigentlichen Abschreckkammer 1 wird der Meßkörper
5 auf eine vorgegebene Temperatur, beispielsweise auf die Austenitisierungstemperatur
der Werkstücke, aufgeheizt und anschließend die Heizleistung abgestellt. Nach dem
Umsetzen der Charge in die Abschreckkammer wird in dieser möglichst kurzzeitig ein
vorgebbarer Druck aus einem Abschreckgas aufgebaut und dieses mit entsprechender Geschwindigkeit
in der Kammer 1 umgewälzt. Das Abschreckgas kühlt dabei sowohl die - hier nicht gezeigte
- Charge als auch den Meßkörper 5.
[0024] Die im Meßkörper 5 befindlichen Thermofühler 6 (Randzone) und 7 (Mitte) verfolgen
die lokalen Temperaturen des Meßkörpers und ermöglichen die Bestimmung der Abschreckkurven,
wie sie in Figur 2 dargestellt sind. Zur Dokumentation dieser Kurven werden diese
chargenabhängig in der Zentraleinheit 15 abgespeichert und/oder über den Drucker 19
ausgedruckt. Um die Datenmenge zu verringern, kann auch ein charakteristischer Abkühlparameter,
wie z.B. ein Lambda-Wert für die Abkühldauer zwischen 800 und 500 °C abgespeichert
werden. Auf diese Weise läßt sich eine kontinuierliche Prozeßkontrolle durchführen,
durch die beispielhaft auch frühzeitig eine Verschlechterung der Abschreckeigenschaften
erkennbar ist, wie sie z. B. durch Belagbildung im Wärmetauscher auftreten kann.
[0025] Wird zusätzlich zu den Temperaturwerten auch noch die Gastemperatur durch den Thermofühler
14 gemessen, so läßt sich durch den Einsatz eines geeigneten Auswerteprogramms der
Wärmeübergangskoeffizient "on-line" ermitteln. Dies hat z.B bei Werkstücken mit komplexer
Geometrie den Vorteil, daß mit Hilfe dieses Wärmeübergangskoeffizienten und eines
geeigneten Finit-Element-Programms abweichend von der Geometrie des Meßkörpers 5 der
Abschreckverlauf derartiger komplexer Bauteile simuliert werden kann.
[0026] Ferner können die mit der Sensoreinheit 4 gemessenen Ist-Abschreckkurven mittels
in der Zentraleinheit 15 abgelegter Soll-Abschreckkurven ein Vergleich durchgeführt
werden. Bei Abweichungen zwischen Ist- und Sollwertkurven können die Abschreckgeschwindigkeiten
entsprechend angepaßt und geregelt werden, beispielhaft durch Regelung des Gasdrucks
und der Gasgeschwindigkeiten, so daß hierdurch eine Minimierung eines etwaigen Verzugs
der Werkstücke erreicht werden kann.
[0027] Anhand der Figuren 2 und 3 werden nun die Hintergründe der Messungen und Regelungen
erläutert:
[0028] Eine Darstellung gemäß Figur 2 mit logarithmischem Maßstab der Abszisse ist in der
Metallurgie seit langem üblich. Vom Anfangspunkt (0,1 sec) aus sind es bis zum ersten
Abszissenstrich 10 Sekunden bis zum 2. Abszissenstrich 100 Sekunden, also fast 2 Minuten,
und bis zum dritten Abszissenstrich 1000 Sekunden, also fast 17 Minuten etc.
[0029] Die Figur 2 zeigt ein sogenanntes Z-T-U-Diagramm (Zeit-Temperatur-Umwandlung), bei
auf der Abszisse in logarithmischem Maßstab die Zeit in Sekunden und auf der Ordinate
in linarem Maßstab die Temperatur aufgetragen sind. Eingetragen sind für den schwer
härtbaren Stahl 100Cr6 der Perlitbereich 24, der Zwischengefügebereich 25 (Bainitbereich)
und die obere Grenzlinie des Martensitbereichs 26. Diese Bereiche repräsentieren das
Werkstoffgefüge und die Werkstoffeigenschaften für den Stahl 100Cr6 (1.2067).
[0030] Eingetragen sind nun die Abschreckkurven 27 bis 32 für einen Stab mit 25 mm Durchmesser
und folgenden Abschreckparametern: Austenitisierungstemperatur 830 °C und Helium als
Abschreckgas. Durch Veränderung der Abschreckgeschwindigkeit, beispielsweise durch
Änderung von Druck, Temperatur und/oder Geschwindigkeit des Abschreckgases lassen
sich nun die verschiedenen dargestellten Endhärten an der Oberfläche erreichen:
Kurve |
Vickers-Härte HV |
27 |
904 |
28 |
675 |
29 |
410 |
30 |
315 |
31 |
268 |
32 |
216. |
Die fett gezeichnet Kurve steht für folgende Abschreckbedingungen:
[0031] Druck: 2,0 MPa, Temperatur: 50 °C bei einer mittleren Gasgeschwindigkeit von 20 m/sec.
[0032] Bei einem Temperaturverlauf gemäß der Kurve 27 vor den "Nasen" des Perlitbereichs
24 und des Bainitbereichs 25 wird ein martensitisches Gefüge erreicht. Bei einem Temperaturverlauf
gemäß der Kurve 28 durch die "Nase" des Bainitbereichs 25 wird ein Gefüge folgender
Zusammensetzung erreicht: 40 % Bainit, 60 % Martensit. Bei einem Temperaturverlauf
gemäß der hervorgehobenen Kurve 29 durch den Perlitbereich 24 und den Bainitbereich
25 wird ein Gefüge folgender Zusammensetzung erreicht: 40 % Perlit, 15 % Bainit und
45 % Martensit.
[0033] Durch zunehmende Verschiebung der Kurven nach rechts wird die Endhärte immer geringer,
bis zum Schluß nur noch die normale Härte des Werkstoffs vorliegt.
[0034] Figur 3 zeigt nun einen vergrößerten Ausschnitt aus Figur 2 mit folgenden Ergänzungen
in stark vereinfachter und übertriebener Form: Im Punkt P1 der Ist-Abschreckkurve
29a (gestrichelt) stellt nun die erfindungsgemäße Sensoreinheit durch einen Vergleich
mit einer gespeicherten Sollwertkurve gemäß der Kurve 29 fest, daß die Abschreckgeschwindigkeit
zu gering ist. Durch einen Regeleingriff in eine der obigen Größen, z.B. durch Erhöhung
von Gasgeschwindigkeit und -druck und/oder durch Absenkung der Gastemperatur wird
nun die Abschreckgeschwindigkeit erhöht, und die Kurve 29a unterschneidet die Kurve
29.
[0035] Im Punkt P2 wiederholt sich der Regeleingriff mit umgekehrten Vorzeichen: Die Abschreckgeschwindigkeit
wird wieder verringert, und die Kurve 29a überschneidet die Kurve 29. Durch einen
erneuten Regeleingriff in eine der obigen Größen, z.B. durch Erhöhung von Gasgeschwindigkeit
und -druck und/oder durch Absenkung der Gastemperatur wird nun die Abschreckgeschwindigkeit
im Punkt P3 wieder erhöht, und die Kurve 29a unterschneidet wiederum die Kurve 29
wie dargestellt. In Wirklichkeit oszilliert die Kurve 29a sehr viel schneller und
mit geringeren Abständen um die Kurve 29.
[0036] Die Darstellung unterstreicht jedenfalls den vorteilhaften Einfluß auf die schwer
beherrschbaren Abschreckparameter und die vorteilhafte Wirkung des Erfindungsgegenstandes
auf die Prozeßführung. Analoge Darstellungen gelten für alle denkbaren Werkstückformen
und -größen und für alle infrage kommenden Legierungen, deren Z-T-U-Diagramme gleichfalls
bekannt sind.
[0037] Eine solche Sensoreinrichtung muß mit jeder Form- und Raumaufteilung einer Charge
zufriedenstellend arbeiten, da dies dem Anwender überlassen bleiben muß. Bei Nicht-Berücksichtigung
dieser Forderung würde der Anwender Ausschuß produzieren.
[0038] Oberhalb von 4 MPa ließe sich zwar eine noch stärkere Abschreckungswirkung erreichen,
jedoch treten dann wieder andere Probleme auf: Je schneller die Abschreckung beim
Härten verläuft, umso steiler wird der Temperaturgradient vom Kern zur Oberfläche
eines jeden Werkstücks, was zu starken inneren Spannungen führt und Spannungsrisse
und Verzüge fördert. Hier gilt der Grundsatz für einen Kompromiß: Abschrekkung so
schnell wie nötig, aber so langsam wie möglich, um die gewünschte Härte bzw. Gefügeausbildung
zu erreichen.
[0039] Die meßtechnische Erfassung und die Regelung derartiger Vorgänge läßt sich durch
den Erfindungsgegenstand einwandfrei bewerkstelligen.
[0040] Der Effekt vervielfacht sich durch den gleichen Vorteil an der zweiten Wärmetauschfläche,
nämlich an dem eingebauten Kühler und durch die hohe Umlaufgeschwindigkeit des Kühlgases
("shuttle-effect").
Bezugszeichenliste:
[0041]
- 1
- Kammer
- 2
- Flansch
- 3
- Isolierdurchführung
- 4
- Sensoreinheit
- 5
- Meßkörper
- 6
- Thermofühler
- 7
- Thermofühler
- 8
- Träger
- 9
- Heizeinrichtung
- 10
- Pfeil
- 11
- Pfeil
- 12
- Mittelfrequenzgenerator
- 13
- Steuerleitung
- 14
- Thermofühler
- 15
- Zentraleinheit
- 16
- Eingabetastatur
- 17
- Display
- 18
- Datenleitung
- 19
- Drucker
- 20
- Diskettenlaufwerk
- 21
- Pfeile
- 22
- Abschreckkurve
- 23
- Abschreckkurve
- 24
- Bereich
- 25
- Bereich
- 26
- Bereich
- 27
- Kurve
- 28
- Kurve
- 29
- Kurve
- 30
- Kurve
- 31
- Kurve
- 32
- Kurve
1. Verfahren zum Bestimmen der Abkühlwirkung einer strömenden Gasatmosphäre auf in einer
Heizkammer aufgeheizte Werkstücke, insbesondere beim Härten von Werkstücken aus Stahl,
durch einen auf Werkstücktemperatur erhitzten, mit mindestens einem Temperaturfühler
(6, 7) versehenen Meßkörper (5), der in einer Abschreckkammer der über die Werkstücke
geführten Gasströmung ausgesetzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) außerhalb der Werkstücke lagefest angeordnet und mittels einer
ihm unmittelbar zugeordneten Heizeinrichtung (9) auf eine vorgegebene Ausgangstemperatur
aufgeheizt und anschließend zusammen mit den Werkstücken der strömenden Gasatmosphäre
ausgesetzt wird und daß die hierbei am Meßkörper (5) gemessenen zeitlichen Abkühlverläufe
gemessen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zeitlichen Abkühlverläufe mit Sollwertvorgaben verglichen werden und daß die
Differenzen zwischen den Istwerten und den Sollwertvorgaben zur Regelung mindestens
einer Größe aus der Gruppe Gasdruck, Gasgeschwindigkeit und Kühlleistung eines Wärmetauschers
verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) vor dem Einbringen der Werkstücke in die mit dem Meßkörper (5)
ausgestattete Abschreckkammer auf die vorgegebene Ausgangstemperatur aufgeheizt wird
und daß nach dem Einbringen der Werkstücke in die Abschreckkammer die Beheizung des
Meßkörpers (5) abgebrochen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Gasatmosphäre mittels eines zusätzlichen und vom Meßkörper (5)
unabhängigen Thermofühlers (14) gemessen und hieraus unter Berücksichtigung der Meßwerte
der Thermofühler (6, 7) des Meßkörpers (5) der Wärmeübergangskoeffizient bestimmt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufheizung des Meßkörpers (5) durch eine den Meßkörper (5) umgebende Induktionsspule
als Heizeinrichtung (9) durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufheizung des Meßkörpers (5) durch eine im Meßkörper (5) angeordnete Heizeinrichtung
durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) durch Stromdurchgang aufgeheizt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Temperaturverlauf durch einen im Oberflächenbereich des Meßkörpers (5) angeordneten
Thermofühler (6) bestimmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Temperaturverlauf durch einen im Zentrum des Meßkörpers (5) angeordneten Thermofühler
(7) bestimmt wird.
10. Vorrichtung zum Bestimmen der Abkühlwirkung einer strömenden Gasatmospäre auf Werkstücke,
die in einer Heizkammer aufgeheizt worden sind, insbesondere zum Härten von Werkstücken
aus Stahl, durch einen auf Werkstücktemperatur aufheizbaren, mit mindestens einem
Temperaturfühler (6, 7) versehenen Meßkörper (5), der in einer Abschreckkammer angeordnet
ist, dadurch gekennzeichnet, daß dem außerhalb der Werkstücke lagefest angeordneten Meßkörper (5) unmittelbar eine
eigene an eine Stromquelle anschließbaren Heizeinrichtung (9) zugeordnet ist, mittels
welcher der Meßkörper (5) auf eine vorgebbare Ausgangstemperatur aufheizbar ist, und
daß der Meßkörper (5) im Strömungsweg der über die Werkstücke führbaren Gasströmung
angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Meßkörper (5) zugeordnete Heizeinrichtung (9) eine den Meßkörper (5) umgebende
Induktionsspule ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Meßkörper (5) zugeordnete Heizeinrichtung (9) eine im Meßkörper (5) angeordnete
Heizeinrichtung ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörpers (5) in den Stromkreis einer Niederspannungs-Stromquelle geschaltet
ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erfassung der Temperatur der Gasatmosphäre ein zusätzlicher und vom Meßkörper
(5) unabhängiger Thermofühler (14) vorgesehen ist, durch den unter Berücksichtigung
der Meßwerte der Thermofühler (6, 7) des Meßkörpers (5) der Wärmeübergangskoeffizient
bestimmbar ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Thermofühler (6, 7) des Meßkörpers (5) einer Zentraleinheit (15) mit Speicherplätzen
aufgeschaltet sind, in der die zeitlichen Verläufe der Meßwerte der Thermofühler (6,
7) mit vorgegebenen und gespeicherten Sollwertkurven vergleichbar sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 10 dadurch gekennzeichnet, daß die Stromquelle der Heizeinrichtung (9) über eine Zentraleinheit (15) nach Erreichen
der in der Zentraleinheit (15) vorgebbaren Ausgangstemperatur des Meßkörpers (5) abschaltbar
ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16 dadurch gekennzeichnet, daß die Zentraleinheit (15) über eine Steuerleitung (13) einem Mittelfrequenzgenerator
(12) für die Versorgung der Induktionsspule (9) aufgeschaltet ist und daß die Induktionsspule
(9) nach Erreichen der in der Zentraleinheit (15) vorgebbaren Ausgangstemperatur des
Meßkörpers (5) durch die Zentraleinheit (15) abschaltbar ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) hinsichtlich mindestens einer der Größen Werkstoff, Masse, Geometrie
und Emissionsverhalten den entsprechenden Größen der Werkstücke entsprechend beschaffen
ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) als Zylinder ausgeführt ist.
20. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Meßkörper (5) aus einer austenitischen Legierung mit niedrigem Emissionskoeffizienten
ausgebildet ist.
21. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 für die Hochdruck--Gasabschreckung von Werkstücken
in einer Abschreckkammer mit einem Wärmetauscher bei Gasdrücken zwischen 0,5 und 5,0
MPa, vorzugsweise zwischen 1,0 und 4,0 MPa.
22. Anwendung der Vorrichtung nach Anspruch 10 für die Hochdruck--Gasabschreckung von
Werkstücken in einer Abschreckkammer mit einem Wärmetauscher bei Gasdrücken zwischen
0,5 und 5,0 MPa, vorzugsweise zwischen 1,0 und 4,0 MPa.