[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Warmziehen oder Aufwärmen von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen, bei dem durch einen jeweiligen warmzuziehenden Abschnitt
einer ersten Dampfzuleitung und einer zweiten Dampfzuleitung Warmziehdampf durchgeleitet
wird, der durch die erste Dampfzuleitung in einer beim Turbinenbetrieb gegebenen Betriebsströmungsrichtung
des Dampfes geleitet wird, sowie ein Verfahren zum Entwässern von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen, bei dem Dampfkondensat aus einer ersten und einer
zweiten Dampfzuleitung durch Kondensatableitungen abgeleitet wird und eine Vorrichtung
zum Entwässern und Warmziehen von an Dampfturbinenstufen angeschlossenen Dampfzuleitungen,
bei der Dampfkondensat aus einer ersten und einer zweiten Dampfzuleitung durch Kondensatableitungen
ableitbar, und bei der die an Dampfturbinenstufen angeschlossenen Dampfzuleitungen
warmziehbar sind, bei der durch einen warmzuziehenden Abschnitt einer ersten Dampfzuleitung
und einer zweiten Dampfzuleitung Warmziehdampf durchleitbar ist, der durch die erste
Dampfzuleitung in einer beim Turbinenbetrieb gegebenen Betriebsströmungsrichtung des
Dampfes leitbar ist.
[0002] In einem Dampfkraftwerk oder einer Gas- und Dampfkraftanlage wird heißer Dampf durch
Dampfturbinen geschickt, deren Rotoren durch die aufgrund des Dampfdurchflusses entstehenden
Temperatur- und Druckunterschiede in Bewegung versetzt werden, wodurch mechanische
Energie erzeugt wird. Zur besseren Ausnutzung des Heißdampfes werden im allgemeinen
mehrere Dampfturbinenstufen eingesetzt, die für Heißdampf mit unterschiedlichen Temperaturen
und unterschiedlichen Drücken, d.h. Hochdruck, Mitteldruck und/oder Niederdruck, ausgelegt
sind. Je nach Startzustand der nachgeschalteten Dampfturbine muß ein bestimmter Dampfzustand,
insbesondere Dampfdruck, Dampftemperatur und Dampfqualität d. h. Dampfreinheit vor
Eintritt in die Dampfturbine hergestellt werden. Hierzu werden insbesondere Dampfzuleitungen,
durch die Heißdampf während des Betriebs den Dampfturbinenstufen zugeführt wird, mit
Hilfe von erhitztem Warmziehdampf warmgezogen, bevor die Dampfturbinen angefahren
werden können. Das Warmziehen der Dampfzuleitungen erfolgt entweder mit den für Entwässerungen
vorgesehenen Entnahmeleitungen oder eigens installierten Warmziehleitungen, durch
die der Dampf nach dem Durchlaufen einer Dampfzuleitung abgeleitet wird zum Beispiel
in einen atmosphärischen Entspanner oder zum Turbinenkondensator. Auf diese Weise
muß für jede Dampfzuleitung eine große Menge frischen Dampfes zum Warmziehen eingesetzt
werden, die anschließend zum Beispiel in dem Turbinenkondensator niedergeschlagen
werden muß. Die Warmziehleitungen müssen eine sehr große Kapazität besitzen, um die
Anfahrzeiten der Dampfturbinenanlage kurz zu halten. Zugleich müssen auch die nachgeschalteten
Abführsysteme, insbesondere wenn die Ableitung zum Turbinenkondensator erfolgt, für
große Dampfmengen ausgelegt werden und zugleich für hohe Dampftemperaturen geeignet
sein, um auch einen Heißstart der Dampfturbinen zu ermöglichen. Dabei müssen besonders
sichere Vorkehrungen zur Vorbeugung eventueller Fehlfunktionen getroffen werden, insbesondere
ein ausreichender Temperaturund Druckschutz.
[0003] Außerdem muß beim Anfahren des Wasser-/Dampfkreislaufs des Wärmekraftwerks eine Entwässerung
vorgenommen werden ,d.h. das anfallende Kondensat, das sich durch die Aufheizung von
kalten Dampfleitungen bildet, aus den Dampfsystemen entfernt werden, um einen sicheren
Betrieb der Anlage zu gewährleisten. Hierzu wird das Kondensat an Tiefpunkten der
Dampfleitungen gesammelt und aus den Dampfleitungen abgeführt und beispielsweise in
einen Anfahrentspanner geleitet. Dabei abgetrenntes Wasser wird entweder verworfen,
also aus dem Kreislauf entfernt, oder dem Turbinenkondensator zugeführt, dem beim
Warmziehen auch der Warmziehdampf zugeleitet wird.
[0004] In diesem Fall hat zum Beispiel der Turbinenkondensator also mehrere Funktionen zugleich
zu erfüllen und muß insbesondere für sehr hohe Temperaturen aufgrund des zugeführten
Dampfes ausgelegt oder dagegen geschützt werden. Diese vorzuhaltenden Kapazitäten
werden jedoch nur selten vollständig genutzt und bringen somit große Platz- und Kostennachteile
mit sich.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Warmziehen / Aufwärmen
und Entwässern von an Dampfturbinenstufen angeschlossenen Dampfzuleitungen sowie eine
Vorrichtung zum Warmziehen und Entwässern anzugeben, die ein sicheres und schnelles
Warmziehen und Entwässern der Dampfzuleitungen ermöglichen, wobei die Abführsysteme
lediglich für geringere Kapazitäten ausgelegt sein müssen.
[0006] Die Aufgabe wird bezüglich des Verfahrens zum Warmziehen dadurch gelöst, daß der
Warmziehdampf nach seiner Durchleitung durch den warmzuziehenden Abschnitt der ersten
Dampfzuleitung durch eine beim Warmziehen geöffnete Verbindungsleitung zur zweiten
Dampfzuleitung, anschließend entgegen der beim Turbinenbetrieb gegebenen Betriebsströmungsrichtung
des Dampfes durch den warmzuziehenden Abschnitt der zweiten Dampfzuleitung geleitet
und danach durch die Umleitung der zweiten Dampfzuleitung abgeführt wird.
[0007] Wenn durch die mehrfache Nutzung des Warmziehdampfes weniger Dampf in die Abführsysteme
gelangt, kann deren Kapazität kleiner ausgelegt werden und die Temperaturbelastung
der Abführsysteme ist geringer. Durch die reduzierte Warmziehdampfmenge werden die
Leistungsanforderungen an die nachgeschalteten Abführsysteme vermindert und vereinfacht
und somit die Systeme kostengünstiger ausführbar. Hierdurch ist es möglich, Warmziehdampf
beim Anfahren einzusparen und zugleich eine schnelle Aufheizung der Dampfzuleitungen
sicherzustellen. Zudem wird Energie für die Aufheizung des Warmziehdampfes eingespart.
Weiterhin werden Störungsmöglichkeiten minimiert und der Verlust von Warmziehdampf
bei Abgabe an die Atmosphäre sowie die Lärmbelastung auch im Hinblick auf die Umweltfreundlichkeit
der Anlage verringert.
[0008] Diese Vorteile werden dadurch erreicht, daß der Warmziehdampf nach dem Durchströmen
der Dampfzuleitungsabschnitte der ersten Dampfzuleitung durch die Verbindungsleitung
zu der zweiten Dampfzuleitung strömt und erst anschließend durch die Umleitung abgeleitet
wird. Der Heißdampf wird somit für beide Dampfzuleitungsabschnitte zugleich verwendet.
Die Kapazität der Verbindungsleitung und die Kapazität der Abführsysteme sind unabhängig.
Die Kapazität der Verbindungsleitung wird durch die begrenzte Aufnahmefähigkeit der
Abführsysteme nicht beeinflußt. Je nach Kapazität der Verbindungsleitung ist eine
starke Verkürzung der Anfahrzeiten der Dampfturbinenanlage möglich. Somit sind geringere
Größen der Abführsystemteile möglich. Aufgrund der geringeren Temperaturbelastungen
genügt es, für die Abführsystemteile einen kostengünstigeren Werkstoff zu verwenden.
Der Warmziehdampf wird nicht in die Atmosphäre entlassen und verworfen, wodurch eine
starke Schallbelastung der Umwelt entsteht, sondern bleibt im wesentlichen im Kreislauf.
Hierdurch wird auch der Zusatzwasserbedarf reduziert. Durch das erfindungsgemäße Verfahren
können dabei auch besonders kritische Leitungsstücke mit in das Warmziehen einbezogen
werden, die aufgrund der Lage der Anschlüsse der Umleitungen beim Anfahren sonst nicht
vom Umleitdampf durchströmt würden.
[0009] Eine vollständige Erwärmung der Dampfzuleitungen wird erreicht, wenn die Verbindungsleitung
jeweils an ein turbinennahes Ende der warmzuziehenden Abschnitte der ersten und an
ein turbinennahes Ende der warmzuziehenden Abschnitte der zweiten Dampfzuleitung angeschlossen
sind. Auf diese Weise strömt der heiße Dampf aufgrund des turbinennahen Endes der
Verbindungsleitung durch die erste Dampfturbinenzuleitung bis kurz vor die erste Dampfturbinenstufe,
dann durch die Verbindungsleitung bis zum turbinennahen Ende an die zweite Dampfzuleitung
und von dort in umgekehrter Richtung wieder durch den warmzuziehenden Abschnitt der
zweiten Leitung. Es werden zudem zusätzliche Leitungen eingespart und die Dampfzuleitungen
können bis kurz vor die jeweiligen Dampfturbinenstufen angewärmt werden.
[0010] Vorteilhaft ist es, wenn die erste Dampfzuleitung eine Hochdruckdampfzuleitung zu
einer Hochdruckturbinenstufe und die zweite Dampfzuleitung eine Mitteldruckdampfzuleitung
zu einer Mitteldruckturbinenstufe ist oder eine Niederdruckdampfzuleitung zu einer
Niederdruckturbinenstufe ist. Auf diese Weise können die gesamten Dampfzuleitungen
mit demselben Warmziehdampf des Hochdruckbereichs angewärmt werden. Hierdurch wird
Warmziehdampf eingespart und zugleich beide Dampfzuleitungen mit dem Hochdruckwarmziehdampf
mit der höheren Temperatur aufgeheizt, wobei im Stand der Technik lediglich die Dampfzuleitungen
zur Hochdruckturbinenstufe mit dem Hochdruckwarmziehdampf aufgeheizt wird. Auf diese
Weise werden die Mitteldruckdampfzuleitung und die Niederdruckdampfzuleitung auf höhere
als übliche Temperaturen aufgeheizt und somit der Unterschied zum Betriebszustand
wesentlich vermindert. Dies ist in diesem Bereich besonders wichtig, da die hier ansonsten
auftretenden Temperaturunterschiede zwischen dem Ausgangszustand und dem Heißdampf
bzw. zwischenüberhitztem Dampf beim Betrieb besonders groß sind. Bei Dreidruck-Gas-
und Dampfanlagen ist bei entsprechend hoher Temperaturauslegung auch die Mitteldruck-
und die Niederdruckdampfzuleitung miteinzubeziehen. Zugleich können eventuelle Hochdruckdampfzuleitungsumleitungen
für eine geringere Dampfmenge bemessen werden. Die Verbindungsleitung ist im Notfall
einer Überbelastung der Turbine zur Ausleitung von Dampf einsetzbar, sowie für einen
eventuellen Heißstart als zusätzliche Ableitung für den heißen Dampf nutzbar. Darüberhinaus
ist es nicht notwendig, eine direkte Verbindung vom Hochdruckdampfsystem zum Abführsystem
zu schaffen, wodurch für einen eventuellen Störfall lediglich mit einer geringeren
Dampfmenge zum Beispiel aus dem Mitteldruck- bzw. Niederdruckdampfsystem gerechnet
werden muß und somit ein geringeres Risiko für eine Belastung des Kondensators als
im Falle der direkten Verbindung der Hochdruckdampfleitung mit dem Kondensator besteht,
wenn das Abführsystem mit dem Kondensator verbunden ist.
[0011] Wenn der Warmziehdampf Frischdampf ist, ist das Warmziehen sehr effektiv, weil dann
die Dampfzuleitungen auf eine sehr hohe Temperatur gebracht werden, die bereits nahe
an der Betriebstemperatur liegt.
[0012] Die Energieeinsparung ist sehr groß, wenn die erste Dampfzuleitung eine Mitteldruckdampfzuleitung
zu einer Mitteldruckturbinenstufe und die zweite Dampfzuleitung eine Niederdruckdampfzuleitung
zu einer Niederdruckturbinenstufe ist. Es muß keine gesonderte Dampfzufuhr zur Mitteldruckdampfleitung
bzw. zur Niederdruckdampfzuleitung erfolgen, sondern der zum Warmziehen des Mitteldruckdampfzuleitungssystems
verwendete Dampf kann ebenfalls für das Niederdruckdampfzuleitungssystem eingesetzt
werden.
[0013] Als Warmziehdampf kann auch vorteilhaft zwischenüberhitzter Dampf eingesetzt werden.
Dieser wird nach Durchlaufen des Hochdruckdampfsystems noch einmal aufgeheizt und
wiederverwendet. Auf diese Weise wird eine zusätzliche Energieeinsparung und Dampfeinsparung
erreicht.
[0014] Eine Zwischenspeicherung des Warmziehdampfes ist möglich, wenn der Warmziehdampf
nach Durchleitung durch den Abschnitt der zweiten Dampfzuleitung durch eine an die
zweite Dampfzuleitung angeschlossene Umleitung in einen Sammelbehälter geleitet wird.
[0015] Wenn der Sammelbehälter eine Dampfrückgewinnungsanlage ist, kann der zum Warmziehen
eingesetzte Dampf wieder dem Wasser-/Dampfkreislauf des Wärmekraftwerks zugeführt
werden und muß nicht abgetrennt oder in die Atmosphäre entlassen werden, was zu Energieverlusten
und Umweltbelastungen führen würde.
[0016] Eine kostensparende Nutzung der bereits vorhandenen Systeme wird geliefert, wenn
die Dampfrückgewinnungsanlage ein Turbinenkondensator ist.
[0017] Ein sehr schnelles und zugleich vollständiges Warmziehen wird dadurch erreicht, daß
durch die Hochdruckdampfzuleitung Frischdampf eingeleitet wird und durch die Mitteldruckdampfzuleitung
zwischenüberhitzter Dampf, wobei der Frischdampf durch die Verbindungsleitung und
durch den Abschnitt der Mitteldruckdampfzuleitung bis zu einer Anschlußstelle der
Umleitung der Mitteldruckdampfzuleitung und der zwischenüberhitzte Dampf durch einen
Abschnitt der Mitteldruckdampfzuleitung bis zu der Anschlußstelle der Umleitung geleitet
wird und beide Dampfströme durch die Umleitung abgeleitet werden. Der zwischenüberhitzte
Dampf wird somit für die vom Frischdampf nicht erreichten Teile des Mitteldruckdampfzuleitungssystems
verwendet und beide Dampfströme werden durch die Umleitung abgeführt.
[0018] Ein bequemes Steuern der Warmziehvorgänge und eine sichere Trennung der Hochdruckdampfzuleitung
und der Mitteldruckdampfzuleitung bzw. der Niederdruckdampfzuleitung wird dadurch
erreicht, daß die Verbindungsleitung zum Warmziehen durch ein motorgesteuertes Ventil
geöffnet wird. Auf diese Weise kann das Warmziehen je nach Bedarf gesteuert werden
und ein mehr oder weniger großer Warmziehdampffluß eingestellt werden.
[0019] Die auf ein Verfahren zum Entwässern von an Dampfturbinenstufen angeschlossenen Dampfzuleitungen
gerichtete Aufgabe wird dadurch gelöst, daß Dampfkondensat aus der ersten Dampfzuleitung
mittels einer Entwässerungsverbindungsleitung über einen Entspannungsbehälter dem
Dampfkondensat aus der zweiten Dampfzuleitung zugeleitet und zusammen mit dem Dampfkondensat
aus der zweiten Dampfzuleitung abgeleitet wird.
[0020] Auf diese Weise werden die Belastungen für die nachgeschalteten Abführsysteme reduziert.
Das Dampfkondensat aus der ersten Dampfzuleitung wird zunächst entspannt und das vom
Entspannungsdampf getrennte Wasser dann zugemischt. Dies vermindert die Störungsmöglichkeiten
im Bereich der Dampfkondensatabfuhr der ersten Dampfzuleitung. Die nachgeschalteten
Abführsysteme können kleiner ausgelegt werden und die Gefahr von Störungen wird vermindert
und zugleich erfolgt ein schnelles Entwässern.
[0021] Die nachgeschalteten Abführsysteme können bezüglich ihrer Kapazitäten kostengünstig
und an die Anforderungen angepaßt ausgelegt werden, wenn die erste Dampfzuleitung
eine Hochdruckdampfzuleitung und die zweite Dampfzuleitung eine Mitteldruckdampfzuleitung
oder eine Niederdruckdampfzuleitung ist. Die Entwässerung der Hochdruckdampfzuleitung
muß nicht unter Beachtung besonderer Sicherheitsvorkehrungen direkt mit einem atmosphärischen
Entspanner oder einem Turbinenkondensator verbunden werden.
[0022] Die gestellte Aufgabe wird mittels einer Vorrichtung zum Entwässern und Warmziehen
von an Dampfturbinenstufen angeschlossenen Dampfzuleitungen dadurch gelöst, daß Dampfkondensat
aus der ersten Dampfzuleitung über ein Zwischendruckniveau dem Dampfkondensat aus
der zweiten Dampfzuleitung zuleitbar ist und zusammen mit dem Dampfkondensat aus der
zweiten Dampfzuleitung weiterleitbar ist und der Warmziehdampf nach seiner Durchleitung
durch den warmzuziehenden Abschnitt der ersten Dampfzuleitung durch eine beim Warmziehen
geöffnete Verbindungsleitung und anschließend entgegen der beim Turbinenbetrieb gegebenen
Betriebsströmungsrichtung des Dampfes durch den warmzuziehenden Abschnitt der zweiten
Dampfzuleitung leitbar ist und anschließend durch die Umleitung der zweiten Dampfzuleitung
zu einem Abführsystem abführbar ist. Die Warmziehfunktion und die Entwässerungsfunktion
sind somit voneinander unabhängig und die sich daran anschließenden Abführsysteme
für den Warmziehdampf, wie der Turbinenkondensator können mit geringeren Kapazitäten
ausgelegt werden.
[0023] In den Figuren werden Ausführungsbeispiele der Erfindung gegeben. Es zeigen:
Fig.1 eine verfahrensgemäße Vorrichtung zum Warmziehen von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen,
Fig.2 eine verfahrensgemäße Vorrichtung zum Entwässern von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen und
Fig.3 seine verfahrensgemäße Vorrichtung zum Entwässern und Warmziehen von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen.
[0024] Fig.1 zeigt eine verfahrensgemäße Vorrichtung zum Warmziehen von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen. Beim normalen Turbinenbetrieb wird heißer Frischdampf
durch eine Hochdruckdampfzuleitung 1 zu einer Hochdruckturbinenstufe 9 geführt und
durch eine Hochdruckdampfableitung 29 aus der Hochdruckturbinenstufe 9 wieder abgeleitet
und zu einem nicht dargestellten Zwischenüberhitzer, in dem der abgekühlte Dampf wieder
erhitzt wird, geführt. Dieser zwischenüberhitzte Dampf wird dann durch eine Mitteldruckdampfzuleitung
2 zu einer Mitteldruckturbinenstufe 10 geführt. Aus der Mitteldruckturbinenstufe 10
gelangt der Dampf in eine Niederdruckturbinenstufe 11 und wird dann durch eine Niederdruckdampfableitung
30 zu einem Turbinenkondensator 8, der mit einem Entspanner verbunden sein kann, geführt.
Die Niederdruckturbinenstufe 11 kann auch eine eigene Niederdruckdampfzuleitung besitzen,
was hier jedoch nicht dargestellt ist. In dem Turbinenkondensator 8 wird der Dampf
kondensiert und gelangt wiederum in den Wasser-/Dampfkreislauf des Wärmekraftwerks.
Vor dem Eintritt der Hochdruckdampfzuleitung 1 in die Hochdruckturbinenstufe 9 befinden
sich Sperrventile 26 an der Hochdruckdampfzuleitung 1, um bei eventuellen Notfällen
oder einem zu regelnden Abstellen des Dampfflusses durch die Hochdruckturbinenstufe
9 den Dampf absperren zu können. Ebenso kann durch Sperrventile 27 an der Mitteldruckdampfzuleitung
2 vor der Mitteldruckturbinenstufe 10 der Fluß des zwischenüberhitzten Dampfes in
die Mitteldruckturbinenstufe 10 verhindert werden.
[0025] Vor dem Betrieb der Dampfturbine werden die Hochdruckdampfzuleitung 1 und die Mitteldruckdampfzuleitung
2 warmgezogen. Vor dem Warmziehen werden die Sperrventile 26 in der Hochdruckdampfzuleitung
1 sowie die Sperrventile 27 in der Mitteldruckdampfzuleitung 2 geschlossen und Sperrventile
31 in der Umleitung 7 der Mitteldruckdampfzuleitung 2 vor dem Turbinenkondensator
8 geöffnet. Zum Warmziehen wird Warmziehdampf in Form von Frischdampf in Betriebsströmungsrichtung
4 durch die Hochdruckdampfzuleitung 1, durch eine Verbindungsleitung 5, die von der
Hochdruckdampfzuleitung 1 zur Mitteldruckdampfzuleitung 2 führt, und anschließend
in umgekehrter Richtung gegenüber der Betriebsströmungsrichtung 6 der Mitteldruckdampfzuleitung
2 durch die Mitteldruckdampfzuleitung 2 bis zur Anschlußstelle 32 einer Umleitung
7 der Mitteldruckdampfzuleitung 2 geführt. Von dort aus wird der Warmziehdampf durch
die Umleitung 7 in Warmziehdampfströmungsrichtung 33 bis zu dem Turbinenkondensator
8 geführt. Die Anschlußstelle 13 der Verbindungsleitung 5 an der Hochdruckdampfzuleitung
1 liegt möglichst nahe am turbinennahen Ende 17 kurz vor den Sperrventilen 26. Die
Anschlußstelle 14 der Verbindungsleitung 5 an der Mitteldruckdampfzuleitung 2 liegt
wiederum möglichst nahe an den Sperrventilen 27 am turbinennahen Ende 18 der Mitteldruckdampfzuleitung
2. Auf diese Weise werden die Hochdruckdampfzuleitung 1 und die Mitteldruckdampfzuleitung
2 auch in den kritischen turbinennahen Enden 17, 18 vollständig warmgezogen.
[0026] Das Warmziehen der restlichen Abschnitte der Dampfzuleitungen erfolgt durch das Hindurchströmen
von Umleitdampf, der durch die Dampfzuleitungen jeweils lediglich bis an die Anschlüsse
der Umleitungen gelangt, die an die Dampfzuleitungen angeschlossen sind. Hier ist
lediglich die Umleitung 7 der Mitteldruckdampfzuleitung 2 dargestellt. Die Verbindungsleitung
5 ist mit einem Stellventil 35 und einen Ventil 16 ausgestattet, das eventuell motorgesteuert
ist, um die Warmziehvorgänge entweder ferngesteuert oder auch per Hand einleiten und
beenden zu können. Die Umleitung 7 weist zwischen den Sperrventilen 31 und dem Turbinenkondensator
8 noch eine Kühlung 34 auf, die die Temperatur des hindurchtretenden Dampfes durch
Einspritzen von Wasser herabsetzt, um die Kondensationsvorgänge im Turbinenkondensator
8 vorzubereiten. Alternativ zur Durchleitung durch die Umleitung 7 kann durch Schließen
der Sperrventile 31 der Umleitung 7 der Warmziehdampf auch weiter durch die Mitteldruckdampfzuleitung
2 entgegen der Betriebsströmungsrichtung 6 bis zu einer anderen Abzweigung geleitet
werden, die so gelegt wird, wie es den Anforderungen nach vollständigem Warmziehen
der Mitteldruckdampfzuleitung 2 entspricht. Die nicht dargestellten Abführsystemteile
sind insbesondere auch Lanzen, Entspanner oder Ausblaseleitungen.
[0027] Fig. 2 zeigt eine verfahrensgemäße Vorrichtung zum Entwässern von an Dampfturbinenstufen
angeschlossenen Dampfzuleitungen. Das Entwässern findet vorzugsweise vor Inbetriebnahme
der Dampfturbine statt, um eventuell angesammelte kondensierte Abwässer aus den einzelnen
Dampfzuleitungen bzw. Dampfableitungen zu entfernen. Die Dampfkondensate werden an
den Tiefpunkten 40, 41, 42 der jeweiligen Dampfleitungen gesammelt. Zwischen dem Tiefpunkt
40 der Hochdruckdampfzuleitung 1 und dem Tiefpunkt 42 der Mitteldruckdampfzuleitung
2 befindet sich eine Entwässerungsverbindungsleitung 39, die durch ein Ventil 25,
das eventuell motorgesteuert ist, geöffnet werden kann. Auf diese Weise kann das Kondensat
aus der Hochdruckdampfzuleitung 1 dem Kondensat der Mitteldruckdampfzuleitung 2 zugeführt
werden und beide Kondensatströme gelangen zusammen in ein gesondertes Abführsystem
38, das unabhängig vom Turbinenkondensator 8 arbeitet. In dieses Abführsystem 38 gelangen
auch die Dampfkondensate aus dem Tiefpunkt 41 der Hochdruckdampfableitung 29 mittels
einer Kondensatableitung 21. Es somit nicht notwendig, den Turbinenkondensator 8,
der von den Kondensaten nicht belastet wird, aufgrund der anfallenden Dampfkondensate
größer auszulegen. Die Kondensatströme können unabhängig von dem Warmziehdampf für
die Dampfzuleitungen entsorgt bzw. wiederverwendet werden. Die Dimensionen der jeweiligen
Abführsysteme bzw. Kondensatoren können an die speziellen Anforderungen der jeweiligen
Funktion angepaßt ausgestaltet werden und müssen nicht für eventuelle Notfälle überdimensioniert
werden. Zudem besitzen Kondensat und die Warmziehdämpfe extrem unterschiedlichen Temperaturen
und Drücke, so daß stark unterschiedliche Anforderungen an die jeweiligen Abführsysteme
bzw. Kondensatoren gestellt werden müßten, die bei einer gemeinsamen Entsorgung der
Dämpfe bzw. des Kondensats von einem System alleine erfüllt werden müßten. Diese überdimensionierte
Auslegung des Systems wird durch die erfindungsgemäßen Verfahren und Vorrichtungen
verhindert.
[0028] Fig. 3 zeigt die kombinierte Anwendung von Warmziehfunktion und Kondensatableitung.
Das aus einem Tiefpunkt 40 der Hochdruckdampfzuleitung 1 abgeführte Kondensat wird
über eine Entwässerungsverbindungsleitung 39 zu einem Entspanner 24 geleitet. Der
Entspanner 24 besitzt einen Ausgang 44, der zu einem Tiefpunkt 42 der Mitteldruckdampfzuleitung
2 führt, sowie einen Ausgang 43, der zu einer Kondensatableitung 22 des Tiefpunkts
42 der Mitteldruckdampfzuleitung 2 führt. Die Ableitung 21 führt wiederum zu einem
Abführsystem 38, in dem die beiden Kondensatströme gemeinsamen entsorgt werden bzw.
in den Wasser-/Dampfkreislauf zurückgeführt werden. Die Entwässerung der Hochdruckdampfzuleitung
1 erfolgt somit durch ein zwischengeschaltetes Zwischenniveau, einem Entspanner in
Form eines vorgeschalteten Standrohrs.
[0029] Die Warmziehfunktion und die Entwässerungsfunktion können unabhängig voneinander
beispielsweise durch die motorgesteuerten Ventile 16 bzw. 25 an- und ausgestellt werden.
Zur Verhinderung von eventuellen Überbelastungen und u. a. auch, weil ein Hochdrucksystem
mit einem Mitteldrucksystem verbunden wird, sind in der Hochdruckdampfableitung 29
bzw. in der Mitteldruckdampfzuleitung 2 Einheiten zur Abgabe von Dampf an die Atmosphäre
vorgesehen, die ein Überdruckventil 37 und einen Schalldämpfer 36 aufweisen. Die Ausblaseleitungen
dieser Überdruckventile 37 in der Hochdruckdampfableitung 29 und der Mitteldruckdampfzuleitung
2 können miteinander verbunden werden, um einen gemeinsamen Schalldämpfer zu nutzen.
1. Verfahren zum Warmziehen von an Dampfturbinenstufen (9,10,11) angeschlossenen Dampfzuleitungen
(1,2), bei dem durch einen jeweiligen warmzuziehenden Abschnitt einer ersten (1) und
einer zweiten Dampfzuleitung (2) Warmziehdampf durchgeleitet wird, der durch die erste
Dampfzuleitung (1) in einer beim Turbinenbetrieb gegebenen Betriebsströmungsrichtung
(4) des Dampfes geleitet wird und bei dem Warmziehdampf durch eine Umleitung einer
Dampfzuleitung abgeleitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Warmziehdampf nach seiner Durchleitung durch den warmzuziehenden Abschnitt der
ersten Dampfzuleitung (1) durch eine beim Warmziehen geöffnete Verbindungsleitung
(5) zur zweiten Dampfzuleitung (2), anschließend entgegen der beim Turbinenbetrieb
gegebenen Betriebsströmungsrichtung (6) des Dampfes durch den warmzuziehenden Abschnitt
der zweiten Dampfzuleitung (2) geleitet und danach durch die Umleitung (7) der zweiten
Dampfzuleitung (2) abgeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsleitung (5) jeweils an ein turbinennahes Ende (17) der warmzuziehenden
Abschnitte der ersten und an ein turbinennahes Ende (18) der warmzuziehenden Abschnitte
der zweiten Dampfzuleitung angeschlossen sind.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Dampfzuleitung eine Hochdruckdampfzuleitung (1) zu einer Hochdruckturbinenstufe
(9) und die zweite Dampfleitung eine Mitteldruckdampfzuleitung (2) zu einer Mitteldruckturbinenstufe
(10) ist oder eine Niederdruckdampfzuleitung zu einer Niederdruckturbinenstufe (11)
ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Warmziehdampf Frischdampf ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Dampfzuleitung eine Mitteldruckdampfzuleitung (2) zu einer Mitteldruckturbinenstufe
(10) und die zweite Dampfzuleitung eine Niederdruckdampfzuleitung zu einer Niederdruckturbinenstufe
(11) ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Warmziehdampf zwischenüberhitzter Dampf ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Warmziehdampf nach Durchleitung durch den Abschnitt der zweiten Dampfzuleitung
durch die an die zweite Dampfzuleitung angeschlossene Umleitung (7) in einen Sammelbehälter
(8) geleitet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Sammelbehälter (8) eine Dampfrückgewinnungsanlage ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Dampfrückgewinnungsanlage ein Turbinenkondensator (8) ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Hochdruckdampfzuleitung (1) Frischdampf eingeleitet wird und durch die
Mitteldruckdampfzuleitung (2) zwischenüberhitzter Dampf, wobei der Frischdampf durch
die Verbindungsleitung (5) und durch den Abschnitt (12) der Mitteldruckdampfzuleitung
(2) bis zu einer Anschlußstelle (32) der Umleitung (7) der Mitteldruckdampfzuleitung
(2) und der zwischenüberhitzte Dampf durch einen Abschnitt (15) die Mitteldruckdampfzuleitung
(2) bis zu der Anschlußstelle (32) der Umleitung (7) der Mitteldruckdampfzuleitung
(2) geleitet wird und beide Dampfströme durch die Umleitung (7) abgeleitet werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsleitung (5) zum Warmziehen durch ein motorgesteuertes Ventil (16)
geöffnet wird.
12. Verfahren zum Entwässern von an Dampfturbinenstufen (9,10,11) angeschlossenen Dampfzuleitungen
(1,2), bei dem Dampfkondensat aus einer ersten und einer zweiten Dampfzuleitung durch
Kondensatableitungen abgeleitet wird, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis
11, dadurch gekennzeichnet, daß Dampfkondensat aus der ersten Dampfzuleitung mittels einer Entwässerungsverbindungsleitung
(39) über ein Zwischendruckniveau dem Dampfkondensat aus der zweiten Dampfzuleitung
zugeleitet und zusammen mit dem Dampfkondensat aus der zweiten Dampfzuleitung abgeleitet
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das Zwischendruckniveau ein Entspanner (24) ist.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Dampfzuleitung eine Hochdruckdampfzuleitung (1) ist und die zweiten Dampfzuleitung
eine Mitteldruckdampfzuleitung (2) oder eine Niederdruckdampfzuleitung (3) ist.
15. Vorrichtung zum Entwässern und Warmziehen von an Dampfturbinenstufen (9,10,11) angeschlossenen
Dampfzuleitungen (1,2,3), bei der Dampfkondensat aus einer ersten und einer zweiten
Dampfzuleitung durch Kondensatableitungen ableitbar, und bei der die an Dampfturbinenstufen
(9,10,11) angeschlossenen Dampfzuleitungen (1,2,3) warmziehbar sind, bei der durch
einen warmzuziehenden Abschnitt einer ersten Dampfzuleitung und einer zweiten Dampfzuleitung
Warmziehdampf durchleitbar ist, der durch die erste Dampfzuleitung in einer beim Turbinenbetrieb
gegebenen Betriebsströmungsrichtung (4) des Dampfes leitbar ist, insbesondere zur
Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Dampfkondensat aus der ersten Dampfzuleitung über ein Zwischendruckniveau dem Dampfkondensat
aus der zweiten Dampfzuleitung zuleitbar ist und zusammen mit dem Dampfkondensat aus
der zweiten Dampfzuleitung weiterleitbar ist und der Warmziehdampf nach seiner Durchleitung
durch den warmzuziehenden Abschnitt der ersten Dampfzuleitung durch eine beim Warmziehen
geöffnete Verbindungsleitung (5) und anschließend entgegen der beim Turbinenbetrieb
gegebenen Betriebsströmungsrichtung (6) des Dampfes durch den warmzuziehenden Abschnitt
der zweiten Dampfzuleitung leitbar ist.