[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Kapazität einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage,
bei dem ein Fluid in eine bei höherem Druck arbeitende Kolonne einer Tieftemperatur-Rektifikationsanalge
eingeleitet wird, welche die bei höherem Druck arbeitende Kolonne und eine bei niedrigerem
Druck arbeitende Kolonne aufweist, und bei dem Flüssigkeit von dem Sumpf der bei höherem
Druck arbeitenden Kolonne in die bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne geleitet
wird.
[0002] Bekannt sind Regelverfahren zur Änderung der Kapazität einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage,
bei denen in der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne ein Sollwerts für den Sumpfpegel
als Stellgröße eingestellt wird. Durch Änderung des Sollwerts des Sumpfpegels wird
die Anlage auf eine geänderte Menge an Einsatzfluid eingestellt. Die Änderung der
Kapazität wird auch Lastwechsel genannt. Bei einer mit einem Lastwechsel einhergehenden
Änderung der Menge des Einsatzfluids tritt in der Rektifikationskolonne vorübergehend
eine Änderung des Verhältnisses von Flüssigkeit zu Dampf (F/D-Verhältnis) auf. Diese
Änderung zieht eine unerwünschte Änderung der Reinheit der Produkte nach sich. Die
bekannten Regelverfahren haben daher zum Ziel, das F/D-Verhältnis möglichst konstant
zu halten, so dass die Produkte der Rektifikationsanlage für verschiedene Lastfälle
der Anlage die gleiche Reinheit aufweisen. Dies wird bei allen bekannten Verfahren
durch eine Regelung des Sumpfpegels erreicht, die den Pegelstand als Stellgröße benutzt.
Derartige Regelverfahren sind beispielsweise aus den Druckschriften EP 0 684 436 oder
US 3,912,476 bekannt.
[0003] Darüber hinaus ist es bekannt, zum Konstanthalten des F/D-Verhältnisses Pufferspeicher
einzusetzen. Diese Methode ist jedoch mit einem erheblichen baulichen Aufwand verbunden.
[0004] Bekannt ist außerdem, dass nicht nur bei Kapazitätsänderungen Maßnahmen ergriffen
werden müssen, um das F/D-Verhältnis konstant zu halten, sondern auch bei auftretenden
Betriebsstörungen. Beispielsweise führen Schwankungen in der Luftmenge bei einer Luftzerlegungsanlage
zu unterschiedlichen Flüssigkeitszuläufen in den Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden
Kolonne. Bei der bekannten Sumpfstandregelung, die den Sumpfstand konstant hält, wird
die geänderte Flüssigkeitszulaufmenge auch als ebenso geänderte Flüssigkeitsablaufmenge
weitergegeben. Das heißt, dass aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne
variable Stöme in die bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne gelangen. Dies wirkt
sich in der bei niedrigerem Druck arbeitenden Kolonne negativ aus, weil die variable
Flüssigkeitsaufgabe die Rektifikation stört.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zur Verfügung zu stellen,
das eine Tieftemperatur-Rektifikation mit gleichbleibender Produktreinheit bei Lastwechsel,
wie auch bei Betriebsstörungen mit schwankender Einsatzfluidmenge gewährleistet.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Menge der Flüssigkeit,
die aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne entnommen wird und der
bei niedriegerem Druck arbeitenden Kolonne zugeführt wird, über eine Durchflussregelung
geregelt wird, wobei eine Stellgröße für die Durchflussregelung auf eine gewünschte
Durchflussmenge eingestellt ist. Dabei ist als Durchflussregelung bevorzugt eine FIC-Einheit
(Flow Indicated Control) als Regelungskomponente eingesetzt. Diese Einheit weist üblicherweise
einen Durchflussmesser, sowie mindestens ein mit dem Durchflussmesser über eine Regelungsleitung
verbundenes, ansteuerbares Ventil auf.
[0007] Bevorzugt ist die Tieftemperatur-Rektifikationsanlage eine Tieftemperatur-Rektifikationsanlage
zur Luftzerlegung. Besonders bevorzugt wird zur Erhöhung der Betriebssicherheit zusätzlich
zur Durchflussregelung ein Sumpfpegelanzeiger (Level Indicator) eingesetzt, dessen
Zweck darin besteht, die Überschreitung eines festgelegten Maximalwerts für den Sumpfpegel
anzuzeigen, sowie die Unterschreitung eines festgelegten Minimalwerts. Zweckmäßigerweise
wird bei den beschriebenen Unter- bzw. Überschreitungen ein Warnsignal abgegeben.
[0008] Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Tieftemperatur-Rektifikationsanlage
zusätzlich zu der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne und der bei niedrigerem Druck
arbeitenden Kolonne eine Argonkolonne mit einem Kopfkondensator aufweist und Flüssigkeit
von dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne in den Kopfkondensator und
von dem Kopfkondensator in die bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne geleitet wird,
wobei die Menge der Flüssigkeit, die aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden
Kolonne entnommen wird, mittels einer Durchflussregelung geregelt wird, wobei ein
Ventil angesteuert wird, das die Menge an zuzuführendem Fluid in die bei niedriegerem
Druck arbeitende Kolonne bestimmt, und ein Ventil angesteuert wird, das die entsprechende
Menge an Fluid in den Kopfkondensator der Argonkolonne eintreten lässt.
[0009] Besonders vorteilhaft wird der Öffnungsgrad der beiden Ventile mittels einer Split-Range-Regelung
vorgegeben. Dabei erfolgt eine Aufteilung der aus dem Sumpf entnommenen Flüssigkeitsmenge.
Vorteilhaft wird die Verteilung der Menge auf die beiden Ventile in Anteilen vorgegeben.
Bei einer Änderung der Durchflussmenge passen sich die Ventilstellungen entsprechend
ihrer Anteile automatisch an.
[0010] Zweckmäßigerweise werden der Sumpf und das anschließende Leitungsnetz in der bei
höherem Druck arbeitenden Kolonne, sowie gegebenenfalls im Kopfkondensator der Argonkolonne
als Flüssigkeitspuffer bei Laständerungen eingesetzt. Damit wird das konstanthalten
des F/D-Verhältnisses erleichtert. Mit Vorteil wird auch eine Kombination von beidem
als Pufferspeicher eingesetzt.
[0011] Die Erfindung weist den Vorteil auf, dass auch bei Schwankungen der Einsatzfluidmenge
nur eine konstante Flüssigkeitsmenge aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden
Kolonne entnommen wird. Dadurch bleibt die Flüsigkeitsaufgabe in die bei niedrigerem
Druck arbeitende Kolonne konstant und ungestört. Die Rektifikation in der bei niedrigerem
Druck arbeitenden Kolonne bleibt unverändert gut. Die Produktreinheit bleibt erhalten.
Die Änderung der Einsatzfluidmenge macht sich jeweils nur in einer Änderung des Sumpfpegels
bemerkbar, der somit in bestimmten Grenzen fallen oder steigen kann, ohne dass das
störende Auswirkungen auf die Rektifikation hat.
[0012] Des Weiteren ist eine Durchflussregelung eine einfach, mit geringem Aufwand an Bauteilen
zu realisierende, zuverlässige Regelungsmethode.
[0013] Im folgenden soll die Erfindung anhand von in den Figuren schematisch dargestellten
Ausführungsbeispielen näher erläutert werden:
- Figur 1
- zeigt einen Ausschnitt einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage, die zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens eine FIC-Regelung aufweist.
- Figur 2
- zeigt einen Ausschnitt einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage mit Argonkolonne,
wobei zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eine FIC-Regelung vorgesehen
ist, die zwei Ventile ansteuert.
[0014] Im einzelnen ist in der Figur 1 eine bei höherem Druck arbeitende Kolonne 1, eine
bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne 2, ein Unterkühler 3, sowie eine FIC-Regelung
4 (Flow Indicated Control 4), ein Ventil 5, sowie eine Regelungsleitung 6 gezeigt.
Die aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne 1 entnommene Flüssigkeit
wird über den Unterkühler 3 zu der FIC-Regelung 4 geleitet, die einen Durchflussmesser
aufweist. Der Durchfluss und die sich daraus ergebende Einspeisung über das Ventil
5 in die bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne 2 wird so geregelt, dass das F/D-Verhältnis
in der Kolonne 2 auch bei sich ändernder Einsatzluftmenge konstant bleibt. Mit besonderem
Vorteil wird der Durchfluss des Fluids gemessen nachdem das Fluid den Unterkühler
3 passiert hat. Zur Erhöhung der Sicherheit ist im Bereich des Sumpfes der bei höherem
Druck arbeitenden Kolonne 1 vorteilhaft ein Sumpfpegelanzeiger 7 (Level Indicator
7) angebracht, der bei Überschreitung eines festgelegten Maximalwerts für den Sumpfpegel
sowie bei Unterschreitung eines festgelegten Minimalwerts ein Signal abgibt.
[0015] Die Figur 2 zeigt zusätzlich zu den bereits im Abschnitt über die Figur 1 beschriebenen
Komponenten eine Argonkolonne 8, einen Kopfkondensator 9 der Argonkolonne 8, sowie
eine zweite Regelungsleitung 10, die ein zweites Ventil 11 ansteuert, durch das die
Zufuhrmenge an Fluid in den Kopfkondensator 9 der Argonkolonne 8 eingespeist wird.
Die FIC-Regelung 4 ist in diesem Beispiel als Split-Range-Regelung 4 ausgeführt, wodurch
sichergestellt ist, dass die Aufteilung der aus dem Sumpf entnommenen Flüssigkeitsmenge
auf die beiden Ventile 5, 11 bei einer Änderung der Durchflussmenge durch die FIC-Einheit
so angepasst wird, dass sich die Ventilstellungen entsprechend ihren Fluidanteilen
automatisch nachregeln.
1. Verfahren zur Regelung der Kapazität einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage, bei
dem ein Fluid in eine bei höherem Druck arbeitende Kolonne (1) einer Tieftemperatur-Rektifikationsanlage
eingeleitet wird, welche die bei höherem Druck arbeitende Kolonne (1) und eine bei
niedrigerem Druck arbeitende Kolonne (2) aufweist, und bei dem Flüssigkeit von dem
Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne (1) in die bei niedrigerem Druck arbeitende
Kolonne (2) geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge der Flüssigkeit, die aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne
(1) entnommen wird und der bei niedrigerem Druck arbeitenden Kolonne (2) zugeführt
wird, über eine Durchflussregelung (4) geregelt wird, wobei eine Stellgröße für die
Durchflussregelung (4) auf eine gewünschte Durchflussmenge eingestellt ist.
2. Vefahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Tieftemperatur-Rektifikationsanlage eine Tieftemperatur-Rektifikationsanlage
zur Luftzerlegung ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Tieftemperatur-Rektifikationsanlage zusätzlich zu der bei höherem Druck arbeitenden
Kolonne (1) und der bei niedrigerem Druck arbeitenden Kolonne (2) eine Argonkolonne
(8) mit einem Kopfkondensator (9) aufweist und Flüssigkeit von dem Sumpf der bei höherem
Druck arbeitenden Kolonne (1) in den Kopfkondensator (9) und von dem Kopfkondensator
(9) in die bei niedrigerem Druck arbeitende Kolonne (2) geleitet wird, wobei die Menge
der Flüssigkeit, die aus dem Sumpf der bei höherem Druck arbeitenden Kolonne (1) entnommen
wird, mittels einer Durchflussregelung (4) geregelt wird, wobei ein Ventil (5) angesteuert
wird, das die Menge an zuzuführendem Fluid in die bei niedrigerem Druck arbeitende
Kolonne (2) bestimmt, und ein Ventil (11) angesteuert wird, das die entsprechende
Menge an Fluid in den Kopfkondensator (9) der Argonkolonne (8) eintreten lässt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Öffnungsgrad der beiden Ventile (5, 11) mittels einer Split-Range-Regelung (4)
vorgegeben wird.