[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Fördern von Personen in Aufzugskabinen und im
               Besonderen auf ein Verfahren und ein System zur Kompensation von Schwingungen in Aufzugskabinen
               gemäss der Definition der Patentansprüche.
 
            [0002] Systeme zum Fördern von Personen bestehen oft aus einer Aufzugskabine, die über Führungsschuhe
               entlang von Führungsschienen geführt wird. Bei dieser Art der Führung treten Schwingungen
               auf, die ihre Ursache in der Form und Befestigung der Führungsschienen bzw. in Druckschwankungen
               bei der Luftumströmung der Aufzugskabine haben. Solche, auf die Aufzugskabine übertragene
               Schwingungen werden gerade bei hohen Fördergeschwindigkeiten von den Fahrgästen als
               unangenehm empfunden. Auch können Resonanzen auftreten, wenn die Schwingungsfrequenz
               bei Annäherung an die Eigenfrequenz der Aufzugskabine grosse Werte annimmt.
 
            [0003] Aus der Schrift US 5 811 743 ist eine Regeleinrichtung für Aufzugskabinen bekannt,
               bei der Schwingungen über Sensoren permanent aufgenommen werden und daraufhin in einer
               Feedback-Regelung durch geeignete Mittel kompensiert werden. Eine solche Kompensation
               von Schwingungen erfolgt entweder durch Bewegung der Aufzugskabine bezüglich der Führungsschuhe
               oder sie erfolgt durch Bewegung einer Kompensationsmasse bezüglich der Aufzugskabine.
               In letzterer Ausführungsform ist die Ankopplung der Aufzugskabine an die Führungsschuhe
               nicht starr, sondern elastisch, so dass während der Fahrt der Aufzugskabine Schwingungen
               verzögert von den Führungsschuhen auf die Aufzugskabine übertragen werden und die
               Regeleinrichtung ausreichend Zeit zum Bewegen der Kompensationsmasse hat. Hierbei
               erfolgt eine Absenkung von Schwingungen, es erfolgt jedoch keine vollständige Eliminierung
               derselben.
 
            [0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, eine hocheffektive Kompensation von
               Schwingungen in Systemen zum Fördern von Personen zu erzielen, derart dass die Schwingungen
               von den Fahrgästen nicht bemerkt werden. Insbesondere sollen niederfrequente Schwingungen,
               sogenannte Störschwingungen, die von den Fahrgästen als besonders störend empfunden
               werden, kompensiert werden. Die Erfindung soll mit gängigen Techniken und Verfahren
               der Lasten- und Personenförderindustrie kompatibel sein. Auch sollen bestehende Personenfördersysteme
               mit der Erfindung auf einfache Art und Weise nachrüstbar sein.
 
            [0005] Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gemäss der Definition der Patentansprüche
               gelöst.
 
            [0006] Die Erfindung basiert auf einer Abkehr von der im Stand der Technik realisierten
               Kompensation von Schwingungen an Aufzugskabinen. Der Grundgedanke der Erfindung besteht
               darin, Schwingungen und insbesondere Störschwingungen, so früh wie möglich zu detektieren,
               um sie so optimal zu kompensieren. Dies erfolgt durch ein mehrfaches Erfassen vom
               zeitlichen Verlauf von Schwingungen. Zum einen werden Schwingungen dort erfasst, wo
               sie als störend empfunden werden, d.h. an der Aufzugskabine und zum anderen werden
               sie dort erfasst, wo sie erzeugt werden, d.h. an einer Störquelle.
 
            [0007] So wird der zeitliche Verlauf von störenden Beschleunigungswerten der Aufzugskabine
               durch mindestens einen Beschleunigungssensor an der Aufzugskabine erfasst und es wird
               der zeitliche Verlauf von störenden Beschleunigungs- bzw. Druckwerten durch einen
               mindestens einen weiteren Beschleunigungs- bzw. Drucksensor an der Störquelle erfasst.
               Störende Beschleunigungswerte werden bspw. durch Abweichungen von der Lot- bzw. Ideallinie
               eines Führungsschuhes entlang von Führungsschienen verursacht. Störende Druckwerte
               sind bspw. Druckschwankungen bei der Luftumströmung der Aufzugskabine. Vorteilhafterweise
               ist der Beschleunigungssensor an einem Führungsschuh bzw. der Drucksensor an der Aufzugskabine
               angebracht.
 
            [0008] Die Beschleunigungswerte der Aufzugskabine werden als Istwerte und die Beschleunigungs-
               bzw. Druckwerte an der Störquelle werden als Störgrössen an den Eingang einer Regeleinrichtung
               gelegt. Somit stehen am Eingang der Regeleinrichtung der zeitliche Verlauf von Störgrössen
               und der zeitliche Verlauf von Istwerten, d.h. der Auswirkung der Störung auf die Aufzugskabine
               zur Verfügung. Der zeitliche Verlauf von Istwerten beziehungsweise von Störgrössen
               wird als Zeitfunktion in vorzugsweise regelmässigen Zeitabschnitten erfasst. Im Rahmen
               dieser Erfassungsgenauigkeit werden der Zeitpunkt vom Auftreten einer Störkraft und
               deren zeitliche Entwicklung, sowohl an der Störquelle als auch an der Aufzugskabine
               erfasst.
 
            [0009] Der Zusammenhang zwischen diesen Zeitfunktionen wird durch eine Übertragungsfunktion
               beschrieben. Störgrössen und Istwerte werden in der Regeleinrichtung gemäss der Übertragungsfunktion
               ausgewertet. Die Übertragungsfunktion basiert auf mechanischen Parametern des Personenfördersystems
               wie dem Leergewicht der Aufzugskabine, der Härte von Federungs-/ Dämpfungselementen,
               der aktuellen Position und dem Gewicht einer Kompensationsmasse, der aktuellen Förderlast,
               der aktuellen Lastverteilung in der Aufzugskabine, usw.. Wenigstens einer dieser mechanischen
               Parameter ist bekannt bzw. wird in vorzugsweise regelmässigen Zeitabschnitten aktualisiert
               ermittelt und ist somit aktualisiert bekannt. Bestimmte mechanische Parameter wie
               das Leergewicht der Aufzugskabine, das Gewicht der Kompensationsmasse, die Härte von
               Federungs-/ Dämpfungselementen lassen sich einmalig vor Inbetriebnahme des Personenfördersystems
               ermitteln. Andere mechanische Parameter wie die Position der Kompensationsmasse, die
               Förderlast sowie die Lastverteilung in der Aufzugskabine lassen sich aktualisiert
               ermitteln.
 
            [0010] In der Regeleinrichtung werden Störgrössen zu einer Feedforward-Regelung und Istwerte
               zu einer Feedback-Regelung verwendet. Die Übertragungsfunktion erlaubt somit ein gezieltes
               Aufschalten von mindestens einer Kompensationsmasse unter Berücksichtigung der bekannten
               bzw. aktualisiert bekannten mechanischen Parametern des Personenfördersystems. Unter
               gezieltem Aufschalten der Kompensationsmasse wird ein Antreiben der linear bzw. rotatorisch
               bewegten, an der Aufzugskabine angebrachten Kompensationsmasse verstanden, mit dem
               Ziel, der aufgetretenen Störkraft eine derartige Kompensationskraft entgegenzusetzen,
               dass die Störkraft weitgehend neutralisiert wird. Die Störkraft wird durch eine Kompensationskraft
               von umgekehrtem Vorzeichen und vorzugsweise gleichem Betrag neutralisiert. Die Kompensationskraft
               muss nicht zwingend betragsgleich zur Störkraft sein, sie sollte allerdings mindestens
               so gross sein, dass die durch unkompensierte Störkraftanteile erregten Schwingungen
               von den Fahrgästen nicht wahrgenommen werden. An der Aufzugskabine wird der sich zeitlich
               entwickelnden Störkraft eine sich zeitlich entwickelnde Kompensationskraft entgegengesetzt.
               Die Kompensationsmasse wird über mindestens einen Antrieb bewegt. Der Antrieb wird
               von der Regeleinrichtung über Stellgrössen angesteuert.
 
            [0011] Neben der beschriebenen Störgrössenkompensation wird eine Feedback-Regelung der Beschleunigung
               der Aufzugskabine durchgeführt. In der Regeleinrichtung ist für diesen Zweck eine
               Reglerfunktion vorgesehen. Sie erhält als Beschleunigungs-Sollwert den Wert 0, denn
               die Beschleunigung an der Aufzugskabine soll für optimalen Fahrkomfort möglichst niedrig
               sein. Der Istwert für diese Feedback-Regelung ist ein durch mindestens einen Sensor
               erfasster Beschleunigungs-Messwert. Die Stellgrösse der Reglerfunktion bildet zusammen
               mit der die Störung kompensierenden Kompensationskraft die Stellgrösse der Regeleinrichtung.
               Im Rahmen der frei wählbaren Erfassungsgenauigkeit der Störgrössen und Istwerte erfolgt
               das Aufschalten der Kompensationsmasse sehr rasch, vorteilhafterweise in Echtzeit,
               es tritt keine für den Fahrgast spürbare Zeitverzögerung bei der Schwingungskompensation
               auf, die Eliminierung der Schwingungen erfolgt vollständig.
 
            [0012] Zur Unterstützung dieses Verfahrens werden gezielt niederfrequente Schwingungen von
               1 bis 100 Hz, bevorzugt von 2 bis 20 Hz durch die Regeleinrichtung isoliert. Über
               gezielt niederfrequente Stellgrössen wird die Kompensationsmasse entsprechend niederfrequent
               angetrieben und Störschwingungen gezielt eliminiert.
 
            [0013] Im Folgenden wird das Verfahren und System zur Kompensation von Schwingungen in Aufzugskabinen
               anhand von Figuren in beispielhaften Varianten und Ausführungsformen im Detail erläutert.
               
               
                  - Figur 1
 
                  - zeigt einen Wirkungsplan einer ersten Variante mit einem Beschleunigungssensor an
                     einem Führungsschuh,
 
                  - Figur 2
 
                  - zeigt einen Wirkungsplan einer zweiten Variante mit einem Drucksensor an der Aufzugskabine,
 
                  - Figur 3
 
                  - zeigt einen Wirkungsplan einer dritten Variante mit einem Beschleunigungssensor an
                     einem Führungsschuh und einem Drucksensor an der Aufzugskabine,
 
                  - Figur 4
 
                  - zeigt einen Wirkungsplan einer vierten Variante mit einem Speicher zum Speichern eines
                     Streckenprofiles,
 
                  - Figur 5
 
                  - zeigt eine Blockdarstellung der Übertragungsfunktion der Regeleinrichtung,
 
                  - Figur 6
 
                  - zeigt einen Teil einer ersten Ausführungsform eines Systems mit Aufzugskabine, Führungsschiene,
                     Sensoren und Regeleinrichtung,
 
                  - Figur 7
 
                  - zeigt einen Teil einer zweiten Ausführungsform eines Systems mit Aufzugskabine, Führungsschiene,
                     Sensoren und Regeleinrichtung, und
 
                  - Figur 8
 
                  - zeigt einen Teil einer dritten Ausführungsform eines Systems mit Aufzugskabine, Führungsschiene,
                     Sensoren und Regeleinrichtung.
 
               
 
            [0014] Das Verfahren zur Kompensation von Schwingungen in Aufzugskabinen ist in beispielhaften
               Varianten anhand schematischen Wirkungsplänen gemäss den Figuren 1 bis 4 gezeigt.
               Das System zur Kompensation von Schwingungen in Aufzugskabinen ist in beispielhaften
               Ausführungsbeispielen gemäss den Figuren 6 bis 8 gezeigt. Dabei wird eine Aufzugskabine
               5 mittels Führungsschuhen 6 entlang von Führungsschienen 7 geführt. Die Aufzugskabine
               5 ist bspw. über Federungs- / Dämpfungselemente 11 und über einen Fangrahmen 12 mit
               den Führungsschuhen 6 verbunden. Die Führungsschuhe 6 rollen bspw. über Führungsrollen
               6' auf den Führungsschienen 7. In den Ausführungsformen gemäss Figur 6 und 8 sind
               die Federungs- / Dämpfungselemente 11 am Boden der Aufzugskabine 5 angebracht, in
               der Ausführungsform gemäss Figur 7 sind die Federungs- / Dämpfungselemente 11 am Dach
               der Aufzugskabine 5 angebracht.
 
            [0015] Durch diese Führung 5 mittels Führungsschuhen 6 treten besonders bei hohen Führungsgeschwindigkeiten
               Schwingungen in der Aufzugskabine 5 auf. Hervorgerufen werden solche Schwingungen
               durch Störquellen 8. Solche Störquellen 8 sind bspw. unebene Übergänge von Führungsschienen
               sowie Krümmungen in Führungsschienen 7, wodurch Erschütterungen, Flieh- und Trägheitskräfte
               in der Aufzugskabine 5 erzeugt werden. Störquellen 8 werden bspw. über die Führungsschiene
               7 auf die Führungsschuhe 6 und von dort in die Aufzugskabine 5 übertragen. Andere
               Störquellen 8 rühren von Druckschwankungen bei der Luftumströmung der Aufzugskabine
               5 her und werden in die Aufzugskabine 5 übertragen.
 
            [0016] Störquellen 8 werden mittels mindestens eines ersten Sensors 1, 1' als Störgrössen
               Z aufgenommen. In vorteilhaften Ausführungsformen gemäss den Figuren 6 bis 8 ist ein
               solcher erster Sensor 1 als Beschleunigungssensor 1 an einem Führungsschuh 6 angebracht.
               In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform gemäss den Figuren 6 und 8 ist ein
               solcher erster Sensor 1' als Drucksensor 1' an der Aufzugskabine 5, bspw. seitlich
               an der Aufzugskabine 5 angebracht. Störende Schwingungen werden somit als Störgrössen
               Z möglichst nah dort erfasst, wo sie auftreten, d.h. an der Störquelle 8.
 
            [0017] Beschleunigungswerte der Aufzugskabinen werden als Istwerte X von mindestens einem
               zweiten Sensor 2 aufgenommen. In den vorteilhaften Ausführungsformen gemäss den Figuren
               6 bis 8 ist ein solcher zweiter Sensor 2 als Beschleunigungssensor 2 an der Aufzugskabine
               5, bspw. am Boden bzw. auf dem Dach der Aufzugskabine 5 angebracht. Die Auswirkungen
               von störenden Schwingungen werden somit als Istwerte X möglichst nah dort erfasst,
               wo sie als störend empfunden werden, d.h. an der Aufzugskabine 5, bevorzugt nahe der
               störende Schwingungen auf die Aufzugskabine 5 übertragenden Federungs- / Dämpfungselementen
               11.
 
            [0018] Der zeitliche Verlauf von Istwerten X respektive von Störgrössen Z wird als Zeitfunktion
               in vorzugsweise regelmässigen Zeitabschnitten erfasst. Im Rahmen dieser Erfassungsgenauigkeit
               werden der Zeitpunkt vom Auftreten einer Störkraft und deren zeitliche Entwicklung,
               sowohl an der Störquelle als auch an der Aufzugskabine 5 erfasst. Der Fachmann kann
               bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung vielfältige Variationen bei der Erfassung
               und Anordnung von mindestens einem zweiten Sensor 2 vornehmen. Bspw. sind in der Ausführungsform
               gemäss Figur 7 zwei Beschleunigungssensoren 2 angebracht. Ein erster Beschleunigungssensor
               2 ist auf dem Dach der Aufzugskabine 5 nahe der Federungs- / Dämpfungselemente 11
               montiert, einer zweiter Beschleunigungssensor 2 ist am Boden der Aufzugskabine 5 in
               einer Entfernung von den Federungs- / Dämpfungselementen 11 montiert. Dies erlaubt
               eine räumlich differenzierte Erfassung der Ausbreitung und Kompensation von störender
               Schwingungen von Federungs- / Dämpfungselementen 11 in der Aufzugskabine 5 mittels
               zwei Beschleunigungssensoren 2.
 
            [0019] Die Erfassungsgenauigkeit der Sensoren 1, 1', 2 entspricht gängigen Industriestandard,
               bspw. werden von Sensoren 1, 1', 2 bspw. 200 Messungen, bevorzugt 20 Messungen pro
               Sekunde erfasst. Als Sensoren 1, 1', 2 lassen sich alle bekannten Sensortypen mechanischer,
               optischer und elektrischer Bauart verwenden. Die in den Figuren gezeigten Ausführungsformen
               sind nicht zwingend, der Fachmann kann bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung andere
               Plazierungen von Sensoren 1, 1', 2 in Personenfördersystemen vornehmen. Bspw. lässt
               sich ein Drucksensor 1' auch am Boden bzw. auf dem Dach der Aufzugskabine 5 montieren.
               Auch lassen langsamer bzw. schneller messende Sensoren 1, 1', 2 verwenden.
 
            [0020] Die Istwerte X und Störgrössen Z werden an den Eingang einer Regeleinrichtung 3 gelegt.
               Eine solche Regeleinrichtung 3 ist in einem beispielhaften Blockdiagramm gemäss Figur
               5 gezeigt. Die Regeleinrichtung 3 operiert mit einer Übertragungsfunktion. Die Übertragungsfunktion
               beinhaltet Abbildungsvorschriften, die es erlauben, in eindeutiger Weise jeder Eingangsgrösse
               der Regeleinrichtung 3 eine Ausgangsgrösse zuzuordnen. Die Übertragungsfunktion stellt
               somit einen Zusammenhang her, zwischen dem zeitlichen Verlauf der Istwerte X und Störgrössen
               Z, den Eingangsgrössen am Eingang der Regeleinrichtung 3 und dem zeitlichen Verlauf
               von Stellgrössen Y, den Ausgangsgrössen am Ausgang der Regeleinrichtung 3. Vorteilhafterweise
               gliedert sich die Übertragungsfunktion in eine zeitabhängige Reglerfunktion G
R(t) und in eine zeitabhängige Störübertragungsfunktion G
Z(t). Am Eingang der Reglerfunktion G
R(t) liegen die sich zeitlich ändernden Istwerte X an sowie ein vorgegebener Beschleunigungs-Sollwert
               0 für die Beschleunigung der Aufzugskabine mit dem Wert 0. Am Eingang der Störübertragungsfunktion
               G
Z(t) liegen die sich zeitlich ändernden Störgrössen Z an. Die Ausgänge der Reglerfunktion
               G
R(t) und der Störübertragungsfunktion G
Z(t) werden subtrahiert und bilden damit die sich zeitlich ändernde ausgehende Stellgrösse
               Y.
 
            [0021] Die Übertragungsfunktion lässt sich prinzipiell auf zwei Arten ermitteln, einmal,
               indem möglichst alle mechanischen Parameter des Personenfördersystems, die ja grundsätzlich
               bekannt sind, so genau wie möglich erfasst und in Relation zueinander gestellt werden,
               und zum anderen, indem zumindestens die wichtigsten der mechanischen Parameter des
               Personenfördersystems mit hinreichender Genauigkeit mittels eines Modellbildungsverfahrens
               geschätzt werden. Für die Modellbildung werden die gemessenen Störgrössen Z und die
               gemessenen Istwerte X verwendet. Die mechanischen Parameter des Personenfördersystems
               sind das Leergewicht der Aufzugskabine 5, die aktuelle Position und das Gewicht der
               mindestens einen Kompensationsmasse 4, die Härte der Federungs-/ Dämpfungselemente
               11 die aktuelle Förderlast, die aktuellen Lastverteilung in der Aufzugskabine 5, usw..
               Bestimmte mechanische Parameter wie das Leergewicht der Aufzugskabine, das Gewicht
               der Kompensationsmasse 4, die Härte der Federungs-/ Dämpfungselementen 11 lassen sich
               einmalig vor Inbetriebnahme des Personenfördersystems ermitteln. Andere mechanische
               Parameter wie die Position der Kompensationsmasse, die Förderlast sowie die Lastverteilung
               in der Aufzugskabine werden aktualisiert ermittelt.
 
            [0022] Aus rein praktischen Gründen wird meistens die zweite Ermittlungsart verwendet. Der
               Aufwand zur Ermittlung der Übertragungsfunktion ist bei Verwendung von einem adaptiv
               ausgestaltbaren Modellbildungsverfahren meistens geringer. Bspw. sind dem Konstrukteur
               und dem Monteur natürlich Federungs- / Dämpfungskennlinien bekannt, die bei einem
               bestimmten Gewicht der Aufzugskabine 5 aus einer bestimmten Härte der Federungs-/
               Dämpfungselemente 11 resultiert. Jedoch ist oft das Gewicht der Aufzugskabine 5 nicht
               genau bekannt. Dies trifft insbesondere bei der Montage des Personenfördersystems
               zu, wo die Aufzugskabine bspw. oft noch nicht vollständig ausgestattet, bspw. innen
               nicht ausgekleidet ist, und ihr Leergewicht somit nur mit hinreichender Genauigkeit
               von bspw. 10% bekannt ist. Für die Durchführung des Modellbildungsverfahrens muss
               zumindestens einer der mechanischen Parameter mit hinreichender Genauigkeit bekannt
               sein bzw. wird in vorzugsweise regelmässigen Zeitabschnitten aktualisiert ermittelt
               und muss somit mit hinreichender Genauigkeit aktualisiert bekannt sein. Hinreichende
               Genauigkeit heisst, dass die Genauigkeit der Parametererfassung ausreicht, um das
               Modellbildungsverfahren erfolgreich durchzuführen. Erfolgreich ist das das Modellbildungsverfahren
               dann, wenn zwischen den Eingangs- und Ausgangsgrössen der Regeleinrichtung 3 ein Zusammenhang
               herstellbar ist, um die Wirkung eingehender Istwerte X und Störgrössen Z gezielt durch
               ausgehende Stellgrössen Y zu kompensieren. Dabei ist der mechanische Parameter die
               Basis der Übertragungsfunktion. In Abhängigkeit der Ein- und Ausgangsgrössen der Regeleinrichtung
               3 wird ein Modell der Übertragungsstrecke erstellt, welches das tatsächliche Verhalten
               nachbildet. In Funktion der eingehenden Istwerte X und Störgrössen Z liefert das Modell
               der Übertragungsstrecke dann ausgehende Stellgrössen Y. Der Zusammenhang der Ein-
               und Ausgangsgrössen der Regeleinrichtung 3 wird adaptiv optimiert, d.h. die Übertragungsfunktion,
               welche ja diesen Zusammenhang herstellt, wird in Testläufen derart angepasst, dass
               die Wirkung der eingehenden Störgrössen Z gezielt durch ausgehende Stellgrössen Y
               kompensiert wird. Bei der gezielten Kompensation von Störkräften wird der aufgetretenen
               Störkraft eine betragsgleiche Kompensationskraft entgegengesetzt. Bekannte Modellbildungsverfahren
               die solche Ein- und Ausgangsgrössen adaptiv optimieren sind die Methode der kleinsten
               Quadrate, die lineare Regression, usw.. Der Fachmann hat bei Kenntnis der vorliegenden
               Erfindung vielfältige Möglichkeiten der Realisierung einer solchen Regeleinrichtung
               3.
 
            [0023] In der Regeleinrichtung 3 werden Istwerte X über die Reglerfunktion G
R(t) zu einer Feedback-Regelung verwendet und Störgrössen Z werden über die Störübertragungsfunktion
               G
Z(t) zu einer Feedforward-Regelung verwendet. Die Übertragungsfunktion erlaubt ein
               gezieltes Aufschalten von mindestens einer Kompensationsmasse 4 unter Berücksichtigung
               der bekannten bzw. aktualisiert bekannten mechanischen Parameter des Personenfördersystems.
               Unter gezieltem Aufschalten der Kompensationsmasse 4 wird ein Antreiben der an der
               Aufzugskabine 5 angebrachten Kompensationsmasse 4 verstanden, mit dem Ziel, der aufgetretenen
               Störkraft eine betragsgleiche Kompensationskraft entgegenzusetzen und die Störkraft
               zu neutralisieren.
 
            [0024] Die Regeleinrichtung 3 gibt Stellgrössen Y an mindestens einen Antrieb 4' von mindestens
               einer zu bewegenden Kompensationsmasse 4 aus. Bspw. handelt es sich beim Antrieb 4'
               um einen Servoantrieb, der eine über bekannte Führungsmittel geführte Kompensationsmasse
               4 kontrolliert bezüglich der Aufzugskabine 5 positioniert. Vorteilhafterweise beträgt
               die Kompensationsmasse 4 bis 5%, bevorzugt 2% vom zugelassenen Gesamtgewicht der Aufzugskabine
               5. Vorteilhafterweise wird die Kompensationsmasse 4 linear bzw. rotatorisch über eine
               Distanz von +/- 10 cm, bevorzugt +/- 5cm bewegt. Der Antrieb 4' wird von der Regeleinrichtung
               3 über die Stellgrössen Y angesteuert. Die Kompensationsmasse 4 kann periodisch bzw.
               aperiodisch mit Frequenzen von bspw. 1 bis 30 Hz vor- und zurückgefahren werden. An
               der Aufzugskabine 5 wird somit der sich zeitlich entwickelnden Störkraft eine sich
               zeitlich mit gleichem Betrag entwickelnde Kompensationskraft entgegengesetzt. Vorteilhafterweise
               wird der Feedback-Regler, dessen Stellglied der Antrieb 4' der Kompensationsmasse
               4 ist, mit einem Beschleunigungs-Sollwert 0 betrieben. In der beispielhaften Ausführungsform
               gemäss Figur 6 ist der Antrieb 4' und die Kompensationsmasse 4 auf dem Dach der Aufzugskabine
               5 angeordnet. in den beiden beispielhaften Ausführungsformen gemäss Figur 7 und 8
               ist der Antrieb 4' und die Kompensationsmasse 4 unterhalb vom Boden der Aufzugskabine
               5 angebracht. Die Art und Weise des Antriebs die Dimensionierung der zu bewegenden
               Kompensationsmasse 4 sowie die Anordnung von Antrieb 4' und Kompensationsmasse 4 bezüglich
               der Aufzugskabine 5 kann der Fachmann bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung in einem
               weiten Rahmen frei gestalten. In der beispielhaften Ausführungsform gemäss Figur 8
               sind Antrieb 4' und Kompensationsmasse 4 nahe der Federungs- / Dämpfungselementen
               11 angeordnet, um so über die Federungs-/ Dämpfungselementen 11 auf die Aufzugskabine
               5 übertragende Störkräfte möglichst frühzeitig, d.h. vor einem sich Weiterverpflanzen
               von störenden Schwingungen in das Innere der Aufzugskabine 5, zu den Fahrgästen hin,
               zu kompensieren.
 
            [0025] In der Variante gemäss Figur 4 nimmt der mindestens eine erste Sensor 1 ein Streckenprofil
               der Aufzugskabine 5 entlang der Führungsschiene 7 auf. Dieses Streckenprofil ist charakteristisch
               für das System bestehend aus Aufzugskabine, Führungsschuhen und Führungsschiene. Dieses
               Streckenprofil wird in einem Speicher 10 abgespeichert. Der Speicher 10 ist von handelsüblicher
               Bauart, bspw. handelt es sich um einen elektronischen, magnetischen beziehungsweise
               magnetooptischen Speicher von Daten. Das gespeicherte Streckenprofil wird vorteilhafterweise
               einmalig in einem Eichverfahren vor Inbetriebnahme des Personenfördersystems ermittelt.
               Unter der Annahme, dass das Streckenprofil zeitlich invariant ist, und bei Kenntnis
               der aktuellen Position der Aufzugskabine 5 auf der Förderstrecke, ist dann eine permanente
               Montage eines Beschleunigungssensor 1 an einem Führungsschuh 6 nicht notwendig. Eine
               Positionserfassung ist bei Aufzugskabinen üblich und erfolgt bspw. mit einer örtlichen
               Auflösung von 0,1 mm. Störgrössen Z liegen somit als gespeichertes Streckenprofil
               am Eingang der Regeleinrichtung 3 an und werden mit den Istwerten X in der Regeleinrichtung
               3 gemäss der Übertragungsfunktion ausgewertet. Bei Revisionen kann das Streckenprofil
               überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden. Auch bildet das Streckenprofil ein
               Protokoll über den Zustand des Systems bestehend aus Aufzugskabine, Führungsschuhen
               und Führungsschiene.
 
            [0026] Die Regeleinrichtung 3 kann über einen Mehrfacheingang Störgrössen Z von mehreren
               Beschleunigungssensoren 1 an mehreren Führungsschuhen und/oder von mehr als einem
               Drucksensor 1' an der Aufzugskabine 5 erfassen. Auch kann die Regeleinrichtung 3 Istwerte
               X von mehr als einem Beschleunigungssensor 2 an der Aufzugskabine 5 erfassen. Schliesslich
               kann die Regeleinrichtung 3 Stellgrössen Y an mehrere Ausgänge an mehr als einen Antrieb
               4' legen. Eine solche MIMO (multiple input multiple output)-Regeleinrichtung ist bspw.
               als nichtlinearer Regler, als neuronales Netz, als Fuzzy-Regler, als Neuro-Fuzzy-Regler,
               usw. ausgelegt. Bei Kenntnis der vorliegenden Erfindung hat der Fachmann vielfältige
               Möglichkeiten zur Auslegung der Regeleinrichtung.
 
            [0027] In einer vorteilhaften Ausführungsform werden niederfrequente Schwingungen, sogenannte
               Störschwingungen mit Frequenzen von 1 bis 100 Hz, bevorzugt von 2 bis 20 Hz, in der
               Regeleinrichtung 3 bspw. mittels eines Hochpassfilters mit einer Grenzfrequenz von
               1 bis 3 Hz isoliert. Solche niederfrequenten Schwingungen werden von üblichen Federungs-
               / Dämpfungselementen 11 unzureichend eliminiert. Störschwingungen werden jedoch von
               den Fahrgästen als besonders unangenehmen empfunden. Über gezielte Ansteuerung wird
               die Kompensationsmasse mit Frequenzen der Störschwingungen angetrieben und die Störschwingungen
               gezielt eliminiert.
 
          
         
            
            1. Verfahren zur Kompensation von Schwingungen in einer Aufzugskabine (5), unter Verwendung
               von mindestens einem Sensor (1, 2), welcher Sensor (1, 2) Schwingungen der Aufzugskabine
               (5) erfasst, einer Regeleinrichtung, welche die erfassten Schwingungen auswertet und
               mindestens einen Antrieb (4') zum Bewegen von mindestens einer Kompensationsmasse
               (4) an der Aufzugskabine (5) zur Kompensation der erfassten Schwingungen, ansteuert,
               dadurch gekennzeichnet,
               dass über mindestens einen ersten Sensor (1, 1') Schwingungen an einer Störquelle (8)
               und über mindestens einen zweiten Sensor (2) Schwingungen am Auswirkungsort an der
               Aufzugskabine (5) erfasst werden.
 
            2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vom ersten Sensor (1, 1') erfasste Schwingungen als Störgrössen (Z) an einen Eingang
               der Reglereinrichtung (3) gelegt werden und dass vom zweiten Sensor (2) erfasste Schwingungen
               als Istwerte (X) an einen Eingang der Reglereinrichtung (3) gelegt werden.
 
            3. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vom ersten Sensor (1, 1') erfasste Schwingungen in einem Speicher (10) als Streckenprofil
               gespeichert werden und dass das Streckenprofil als Störgrössen (Z) an einen Eingang
               der Reglereinrichtung (3) gelegt wird und dass vom zweiten Sensor (2) erfasste Schwingungen
               als Istwerte (X) an einen Eingang der Reglereinrichtung (3) gelegt werden.
 
            4. Verfahren gemäss Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtung (3) Istwerte (X) zu einer Feedback-Regelung verwendet, dass
               die Regeleinrichtung (3) Störgrössen (Z) zu einer Feedforward-Regelung verwendet und
               dass an einem Ausgang der Regeleinrichtung (3) Stellgrössen (Y) ausgegeben werden.
 
            5. Verfahren gemäss Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb (4') zum Bewegen der Kompensationsmasse (4) über Stellgrössen (Y) der
               Regeleinrichtung (3) angesteuert und mit einem Sollwert Null betrieben wird.
 
            6. Verfahren gemäss Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass Schwingungen mit Frequenzen von 1 bis 100 Hz, bevorzugt von 2 bis 20 Hz in der Regeleinrichtung
               (3) isoliert werden und dass die Kompensationsmasse'(4) mit Frequenzen der Schwingungen
               angetrieben wird und die Schwingungen gezielt eliminiert werden.
 
            7. Verfahren gemäss Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Zusammenhang zwischen vom ersten Sensor (1, 1') erfassten Schwingungen und vom
               zweiten Sensor (2) erfassten Schwingungen über eine Übertragungsfunktion der Regeleinrichtung
               (3) hergestellt wird.
 
            8. System zur Kompensation von Schwingungen in einer Aufzugskabine (5), bestehend aus:
               mindestens einem Sensor (1, 2), welcher Sensor (1, 2) Schwingungen der Aufzugskabine
               (5) erfasst, einer Regeleinrichtung (3), welche die erfassten Schwingungen auswertet
               und mindestens einen Antrieb (4') zum Bewegen von mindestens einer Kompensationsmasse
               (4) an der Aufzugskabine (5) zur Kompensation der erfassten Schwingungen ansteuert,
               dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein erster Sensor (1, 1') Schwingungen an einer Störquelle (8) und mindestens
               ein zweiter Sensor (2) Schwingungen am Auswirkungsort an der Aufzugskabine (5) erfassen.
 
            9. System gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtung (3) Schwingungen mit Frequenzen von 1 bis 100 Hz, bevorzugt
               von 2 bis 20 Hz isoliert und dass die Regeleinrichtung (3) die Kompensationsmasse
               (4) mit Frequenzen der Schwingungen aufschaltet und die Schwingungen gezielt eliminiert.
 
            10. System gemäss Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Sensor (1, 1') ein Beschleunigungssensor (1) an einem Führungsschuh (6)
               ist bzw. ein Drucksensor (1') an der Aufzugskabine (5) ist und dass der zweite Sensor
               (2) ein Beschleunigungssensor (2) an der Aufzugskabine (5) ist.