[0001] Die Erfindung betrifft eine ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen.
[0002] Es ist bekannt, dass räumliche Stabwerkkonstruktionen bestehend aus Zug- und Druckstäben
und diagonalen Verstrebungen ein Höchstmaß an Steifigkeit und Tragfähigkeit aufweisen.
Das aus verschiedenen Profilen erstellte Tragwerk bedarf eines hohen konstruktiven
Aufwandes in der Anschlußtechnik der sich im Knoten vereinigenden Stäbe.
[0003] Dabei besteht das Problem, dass für niedrige Bauhöhen ein konventionelles Fachwerk
aufgrund der filigranen Struktur nicht mehr herstellbar ist. Für derartige Zwecke
ist es Stand der Technik (vgl. DE 39 00 166 A1), Sandwich-Bleche zu verwenden. Hier
werden zwei plane Deckplatten mittels einer teilweisen oder das ganze Zwischenvolumen
ausfüllenden Klebematerials oder durch verklebte Waben-, bzw. durch eine punktuelle
Stützkonstruktion eines geformten Bleches nach DE 39 00 166 A1 verbunden, um die Koppelung
der Deckschichten über den Schubverbund herzustellen.
[0004] Eine andere Konstruktionsweise ist in der DE 199 44 662 dargestellt. Zwei gleiche
Formbauteile, geprägt durch Sicken einer bestimmten geometrischen Art, liegen hier
großflächig im Kontakt und bilden ein steifes Gefüge. Diese Ausführungsform ist derart
definiert, das jeweils die Gurtflächenkreuzungspunkte mit den Tiefpunkten der Sicken,
wie auch korrespondierende Seitenflächen der aneinanderliegenden Höcker der beiden
Bleche insgesamt die Fügestellen bilden, die zu einem steifen Gesamtbauteil führen.
[0005] Ähnliche Platten sind auch in der US 5,894,045 beschrieben, wobei dort der Kontakt
in den jeweiligen Deckflächen vorgesehen ist.
[0006] In bestimmten Bereichen der Technik, z. B. für einen Einsatz als Wärmetauscher, ist
es aber erforderlich, daß die Platte in Ebenenrichtung durchströmbar ist. Dies ist
mit den Platten gemäß dem Stand der Technik nicht möglich.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es daher, unter Vermeidung der aus dem Stand der Technik
bekannten Probleme eine neuartige ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen
mit hoher Steifigkeit bei geringem Gewicht zu schaffen, die weitere Vorteile und verbesserte
Eigenschaften, insbesondere eine Durchströmbarkeit der Platte bietet.
[0008] Diese Aufgabe wird mit dem Gegenstand gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0009] In Abgrenzung und Erweiterung dieser dem Stand der Technik entsprechenden Konstruktionsprinzipien
wird hier eine Bauweise beschrieben, die
nur planparallele Kontaktflächen untereinander korrespondierender Seitenflächen eines
jeden Höckers von zwei ineinandergesetzten Formbauteilen benötigt. Der Kontakt der
Sicken-Tiefflächen mit dem gegenüberliegenden Formblech wird
hier ausgeschlossen. Mit diese Abwandlung ist es z. B. möglich, die Höcker näher zueinander zu schieben
(die Gurtflächenbreite zu verkleinern) und damit z. B. bei gleicher Höckergröße den
Abstand der beiden Formbauteile zu vergrößern. Der Kontakt der Sicken-Tiefflächen
mit dem Gegenblech ist dann nicht mehr gegeben und die Kontaktfläche an den Höckerseitenflächen
wird durch den hochgeschobenen Gegenhöcker verkleinert (Bild 1); die vergrößerte Bauhöhe
wirkt sich aber bei gleichem Gewicht überproportional auf die erzielte Steifigkeit
aus, die in der dritten Potenz mit zunehmendem Abstand steigt.
[0010] Das erfindungsgemäße Konstruktionsprinzip besteht weiter darin, dass hier im Vergleich
zu der DE 199 44 662 weitere Formvarianten der Höckerausbildung möglich sind, die
nicht nur aus 6- oder 8-eckigen Grundformen bestehen müssen. Unterschiedliche Formen
(Tieffläche zur Öffnungsfläche der Sicken) sind ebenfalls möglich, da die Anforderung
auf Paßgenauigkeit der Sicken-Tiefflächen mit der Gegenform
nicht gefordert wird. Bild 2 zeigt zwei Formbleche, deren Sicken im Tiefpunkt eine Vierecksfläche
bilden und im Außenbereich (Sickenöffnungsfläche) eine achteckige Form haben. Die
planparallel anliegenden Bereiche der Höckerseitenflächen der beiden Formbauteile
bilden dann, je nach gewählter Form der Höcker, sich überlappende Kontaktflächen mit
einer vieleckigen Form. Durch diese neuen Formvarianten können die Sicken besser dem
Produktionsprozess angepasst werden. Werden die Sicken durch zusätzliche Fasen (Bild
3) ausgebildet, kann eine gleichmäßigere Streckdehnung des Tiefziehmaterials erreicht
werden, womit tiefere Sicken möglich werden oder die Herstellung vereinfacht wird.
Die modernen Verfahren z. B. des Hydroformens (Umformen mittels Wasserdruck) werden
dann optimaler ausgenutzt. Weiterhin kann durch solche Fasen die Tragwirkung der ineinandergreifenden
Höcker verbessert werden, da die Membrantragwirkung gefördert wird.
[0011] Mit dem zweiten von unten um 180 Grad versetzt eingesetzten Formteil, das sich durch
die Winkelgleichheit planparallel an den Höckerseitenflächen
anfügt, wird eine sich kreuz und quer ausgesteifte Fachwerkstruktur erzeugt (Bild 3). Die
kantigen, flächigen und verstrebenden Bereiche sowie die planparallel verlaufenden
Gurtflächen ergeben eine steife Fachwerkstruktur. Die Verwendung von 6- oder 8-eckigen
Höckergrundformen (wie in der DE 199 44 662) ist besonders geeignet, da hier ein hoher
Kontaktflächenanteil vorhanden ist und ebene, auf beiden Seiten durchlaufende Gurtstrukturen
erzeugen werden (Bild 1 und 4). Sie stützen die Deckbleche gleichmäßig und kontinuierlich
über die Rasterform ab und verhindern damit ein Beulen und Knicken der Deckbleche.
Nach Verbindung der Überlappungsstellen (Kontaktflächen) durch die bekannten Fügetechniken
wird das steife Gesamtbauteil erzeugt. Die Größe dieser Kontaktflächen kann auf die
zu erzielende Bauteilsteifigkeit sowie auf die Festigkeit des Verbundmaterials angepaßt
werden. Die hiermit geschaffene Struktur hat eine über mehrere Achsen lasttragende
Eigenschaft analog zu einem räumlichen Fachwerk.
[0012] Im Gegensatz zu der DE 199 44 662, die sich durch geschlossene Hohlräume auszeichnet,
kann die hier beschriebene Struktur durch die fehlenden Kontaktflächen zwischen den
Sicken-Tiefflächen und dem Gegenformbauteil, von Medien durchströmt werden (Bild 2,
(4)), womit sich auch Einsatzgebiete im Bereich der Wärmetauscher ergeben.
[0013] Der verkleinerte Kontaktflächenbereich der ineinander verzahnten Höcker bedingt einen
weiteren Vorteil in Bezug auf die Wärmedämmung. Ein direkter Wärmeaustausch durch
die ausgesteifte Plattenkonstruktion kann nur noch über diese Stellen erfolgen; alle
anderen Bereiche sind doppelwandig über einem Zwischenraum ausgeführt. Mit der Verwendung
zusätzlicher Deckbleche sind diese Bereiche mit geschlossenen Luftpolstern umgeben
und die Wärme energie kann nur noch über die innen liegende Bleche des Sandwichs übertragen
werden.
[0014] Wird der Zwischenraum durch Verbundmaterial (Kernfüllung eines Sandwichs) vollständig
oder teilweise gefüllt, ergibt sich ein ausgesteifte Plattenkonstruktion in der Bauart
eines sickengeprägten Sandwichs nach Patentanspruch 7, welches wiederum als Kern eines
dem Stand der Technik entsprechenden Sandwichs eingesetzt werden kann.
[0015] Weitere Ausgestaltungsmöglichkeiten sind im Bereich der Schalldämmung zu sehen. Durch
die spezielle Wahl eines viskos-elastischen Klebstoffes kann eine dämpfende Wirkung
der ausgesteiften Plattenstruktur erzeugt werden.
[0016] Als Materialien für die Formbauteile sind Bleche aus Metall, tiefziehfähigem Kunststoff,
Zellstoffe, Papier sowie faserverstärkte Materialien (Laminate sowie Spritzgußmaterial)
einsetzhar. Die Herstellung der Formbauteile erfolgt vorteilhaft durch Matrizen, zwischen
denen die Bleche oder die Kunststoffe tiefgezogen, die Laminate eingelegt oder das
Spritzgußmaterial eingebracht wird und aushärten kann. Die Formbauteile bieten darüber
hinaus die Möglichkeit, hochbeanspruchte Zonen (z. B. Gurtflächen) durch zusätzliche
Einlagen zu verstärken.
[0017] Die Verbindung der beiden Formbauteile in ihren überlappenden Kontaktbereichen an
den Seitenflächen der Höcker geschieht nach Patentanspruch 8, je nach Einsatzzweck
und Anforderungsprofil, durch Kleben, Löten, Punktschweißen und verschiedenste Niet-Techniken
(z. B. Clinchen). Die Kontaktflächen sind von beiden Seiten erreichbar und können
damit zur Klammerung und Gegenankerung für Niet-Techniken verwendet werden.
[0018] Die Einsatzgebiete erstrecken sich auf ein weites Gebiet, wo Leichtbau und hohe Steifigkeit
gefordert sind. Darunter fallen z. B. Bereiche aus dem Transport- und Verkehrsgewerbe,
der Verpackungsindustrie, dem Möbelbau und der Bauindustrie.
Erläuterung der Bilder:
Bild 1:
[0019] Bild 1 zeigt die Anordnung der beiden Formbauteile am Beispiel einer Höckergeometrie
aus Achtecken in der Tieffläche und der Öffnungsfläche (auf dem Niveau der Gurtflächen)
der Sikken. Die schraffierten Flächen 2 und 3 markieren die eben verlaufenden Gurtflächen
der beiden Formbauteile. Jeder dieser Höcker liegt mit Teilbereichen seiner Seitenflächen
6 mit den gegenüberliegenden, umgrenzenden (korrespondierenden) Höckern über die Flächenbereiche
1 im Kontakt, wo die Formbauteile durch die benannten Fügetechniken verbunden sind.
Die Sickentieffläche 5 vom oberen Bauteil und die Sickentieffläche 7 vom unteren Bauteil
sind durch den Zwischenraum 4 getrennt, der durchströmt werden kann oder durch vollständige
oder teilweise Füllung mit Verbundmaterial hier ein lokales Sandwich bildet. Diese
letzte Variante versteift den Zwischenraum 4 und bildet damit eine weitere Steifigkeitserhöhung
(ausgesteifte Plattenkonstruktion mit Zwischenraumfüllung als verstrebter Kern eines
Sandwichs mit planen Deckblechen).
Bild 2:
[0020] Bild 2 zeigt eine Ausführung mit unterschiedlichen Grundformen. Während die Tieffläche
der Sicke als Viereck 2 ausgebildet ist, wird die Öffnungsfläche als Achteck 3 ausgeführt.
Auch in dieser Variante bildet sich ein plan anliegender Kontaktbereich 1, der zum
Fügen verwendet wird. Die achteckige Öffnungsfläche des Höckers erzeugt eine orthogonale
Gurtstruktur.
Bild 3:
[0021] Im Bild 3 wird die Möglichkeit aufgezeigt, durch zusätzliche Fasen 1 die Höckerform
zu variieren, womit die Herstellung verbessert wird. Die Höckerseitenflächen des ersten
Formbauteils 2 liegen in dieser Fasenfläche 1 im Kontakt mit den umgebenden, korrespondierenden
Hökkern des zweiten Formbauteils 3.
Bild 4:
[0022] Bild 4 zeigt eine Ausbildung einer sechseckigen Höckergrundform. Es entsteht eine
dreieckförmige Gurtflächenstruktur 1 und 2. Jeder Höcker liegt in einer Verzahnung,
die aus drei anliegenden Kontaktflächen 3 der umgrenzenden Höcker der jeweils anderen
Seite gebildet wird.
Bild 5:
[0023] Bild Zeigt eine weiter Variante aus sechseckigen Grundformen. Die Grundformen der
Tieffläche und der Öffnungsfläche müssen nicht affin ausgebildet werden. Punkt 1 zeigt
die Kontaktflächen dieser Variante.
Bild 6:
[0024] Bild 6 zeigt eine Variation aus einer viereckigen Sickentieffläche mit einer achteckigen
Öffnungsfläche, woraus eine orthogonale Gurtstruktur entsteht. Punkt 1 zeigt die Kontaktflächen
dieser Variante.
Bild 7:
[0025] Bild 7 zeigt analog zu Bild 6 eine Variation aus einer dreieckigen Sickentieffläche
mit einer sechseckigen Öffnungsfläche, woraus eine dreieckige Gurtstruktur entsteht.
Punkt 1 zeigt die Kontaktflächen dieser Variante.
1. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus zwei gegeneinander um 180 Grad gedreht und versetzt
zusammengesetzten flächigen Formbauteilen mit aus Vielecken gebildeten Höckern, wobei
die Formbauteile durch Verzahnung der Höcker Kontaktflächen ausbilden,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Kontaktflächen ausschließlich an Teilbereichen der Seitenflächen eines jeden Höckers
ausgebildet sind.
2. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnungsformen der Sicken aus Sechsecken bestehen, woraus sich eine dreiecksförmige
Gurtstruktur ergibt.
3. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnungsformen der Sicken aus Achtecken bestehen, woraus sich eine orthogonale
Gurtstruktur ergibt.
4. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der Patentansprüche
1 bis 3, gekennzeichnet durch geringfügige, durch Fasen, Abrunden der Höckerkanten od. dgl. gebildete Modifikationen der Höckerform.
5. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der Patentansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere dieser ausgesteiften Plattenkonstruktionen übereinander im Verbund verwendet
werden.
6. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der Patentansprüche
1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass oberhalb und unterhalb der aus den Formbauteilen gebildeten ausgesteiften Konstruktion,
Deckschichten angebunden sind.
7. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der Patentansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenraum der beiden Formbauteile mit einer vollständigen oder teilweisen
Füllung mit Verbundmaterial versehen wird, womit ein fachwerkartiges Sandwich entsteht.
8. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der Patentansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenraum der beiden Formbauteile von Medien durchströmt wird.
9. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der vorhergehenden
Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Formbauteile durch zusätzliche Einlagen in den statisch hochbeanspruchten Bereichen
verstärkt sind.
10. Ausgesteifte Plattenkonstruktion aus flächigen Formbauteilen nach einem der vorhergehenden
Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Formbauteile durch Kleben, Schweißen, Nieten oder Löten gefügt werden.