[0001] Die Erfindung betrifft eine Schmierstoffmischung, die vorzugsweise zur Schmierung
zwischen Werkstück und Werkzeug bei der spanlosen Umformung von Werkstücken aus Metallen
verwendet werden kann. Insbesondere ist sie zur Außenschmierung bei der Innenhochdruck-Umformung
geeignet.
[0002] Bei der spanlosen Umformung von Werkstücken aus Metall wird auf das Werkstück eine
Kraft ausgeübt, die zur Verformung des Metalls durch Fließprozesse führt. Beispiele
hierfür sind Umformungen durch Pressen, Kaltfließpressen, Ziehen, Tiefziehen und die
Innenhochdruck-Umformung, englisch als "hydroforming" bezeichnet. (Im folgenden wird
die Innenhochdruck-Umformung mit "IHU" abgekürzt.) Bei diesen Vorgängen kommt es zur
Reibung zwischen der Oberfläche des Werkstücks und des verwendeten Werkzeugs, beispielsweise
Matrizen, Stempeln, Ziehformen, Ziehringen oder Ziehsteinen oder der Hohlform bei
der IHU. Diese Reibung muß durch Verwendung geeigneter Schmiermittel verringert werden,
da es sonst zu Beschädigungen von Werkzeug und Werkstück, beispielsweise durch Kaltverschweißung,
kommen kann. Außerdem verringert das Schmiermittel die Kraft und damit den Energieaufwand,
die für den Umformprozeß erforderlich sind.
[0003] Die IHU, für die das erfindungsgemäße Schmiermittel besonders geeignet ist, ist ein
Umformverfahren, bei dem Blechhohlteile mittels eines flüssigen Mediums ("Druckmedium")
in einem Formwerkzeug umgeformt werden. (Siehe beispielsweise: Vortrag Dieter Brans:
"Tribologische Aspekte beim Innenhochdruckumformen", Vortragsveranstaltung "Metallbearbeitung
heute und morgen" des Verbandes Schmierstoff-Industrie, Frankfurt/Main, 2. und 3.
November 1998, und Christian Busch, Rainer Dörfler, Wolfgang Buß und Christoph Metz:
"Schmierungskonzepte für IHU-Werkstücke und Druckfluide für den IHU-Prozeß", Vortrag
beim Automobil Arbeitskreis Umformen, Bad Nauheim, 30. November 1999, sowie die dort
jeweils zitierte Literatur. Weiterhin ist die IHU und ein hierfür verwendbares Außenschmiermittel
Gegenstand der WO00/13814.)
[0004] Bei der IHU wird ein flüssiges Druckmedium zum Aufbau eines Innendrucks in dem als
Hohlkörper vorliegenden Werkstück benutzt. In Abhängigkeit von Teilegeometrie, Werkstoffeigenschaften
sowie Materialstärken kann der Druck zwischen etwa 800 und etwa 10 000 bar liegen.
Zusätzlich zum Druckmedium können weitere mechanische Kräfte zum Einsatz kommen, welche
ein zusätzliches Fließen von Werkstückmaterial in die Umformzone bewirken. Diese zusätzlichen
Kräfte können in axialer oder in radialer Richtung wirken und liegen in der Größenordnung
von etwa 800 bis etwa 3000 bar.
[0005] Üblicherweise verläuft die IHU in folgenden Schritten (siehe auch den oben zitierten
Vortrag von Dieter Brans):
1. Das Werkstück wird in die geöffnete Form eingelegt,
2. die Hydraulikzylinder werden angedockt,
3. das Werkstück wird innen mit dem Druckmedium gefüllt und anschließend entlüftet,
4. über Druckübersetzer wird der erforderliche Innendruck für die Umformung aufgebaut.
5. Ist der endkonturnahe Zustand erreicht, wird der Innendruck auf "Kalibrierdruck"
(beispielsweise bis zu 8000 bar) gesteigert, wodurch sich das Werkstück vollständig
der Hohlform des Werkzeugs anlegt;
6. danach wird der Druck abgebaut und das Druckmedium abgelassen.
[0006] Wärend dieser Umformung kommt es zu einer Relativbewegung zwischen Werkzeug und Werkstück
und damit zu einer Reibung zwischen deren Oberflächen. Daher ist es erforderlich,
zwischen Werkstück und Werkzeug ein Schmiermittel aufzubringen. Dieses wird auch als
"Außenschmierung" oder "Außenschmiermittel" (auf englisch als "die side lube") bezeichnet,
während man das Druckmedium auch englisch "pressure side lube" nennt.
[0007] Als Druckmedien kommen Hydrauliköle (Verwendung wegen ihrer Komprimierbarkeit auf
Drucke unterhalb etwa 1500 bar begrenzt) oder wäßrige Medien auf Basis wassermischbarer
Mineralöl-haltiger Produkte oder synthetischer Lösungen in Betracht, wie sie auch
auf dem Gebiet der Kühlschmierstoffe bekannt sind.
[0008] Die vorliegende Erfindung betrifft demgegenüber eine Schmierstoffmischung, die zur
Außenschmierung eingesetzt werden kann. Zur Außenschmierung sind bisher bekannt (vergleiche
die oben zitierte Literatur):
1. Ziehöle und Ziehfette,
2. Seifen auf Konversionsschichten wie beispielsweise Phosphatier- oder Oxalierungsschichten,
3. Gleitlacke mit Grafit, Molybdänsulfid oder Teflon,
4. Wachse,
5. Ziehfolien.
[0009] Diese Produkte weisen jeweils unterschiedliche Nachteile auf: Ziehfette lassen sich
nur manuell auftragen und sind daher für eine Serienfertigung wenig geeignet. Bei
seifenbedeckten Konversionsschichten ist eine kostenintensive Konversionsbehandlung
erforderlich und beim Einschleppen der Seifen in das Druckmedium verschlechtert sich
das Schaumverhalten. Gleitlacke führen zu erheblichen Verschmutzungen und sind sehr
schlecht entfernbar. Wachspartikel können in das Druckmedium gelangen und zu einer
Blockade von Feinstfiltern an den Druckübersetzern führen. Ziehfolien müssen manuell
aufgebracht und wieder entfernt sowie nach jeder Verwendung entsorgt werden und eignen
sich daher aus Kostengründen nicht für eine Serienfertigung. Das Entfernen des Außenschmiermittels
nach Beenden der Umformung kann generell problematisch sein.
[0010] Bei der Wahl des Druckmediums und des Schmiermittels für die Außenschmierung ist
insbesondere zu beachten, daß es beim Praxiseinsatz zu einem Eintrag von Außenschmiermittel
in das Druckmedium und/oder zu einer Verschmutzung des Außenschmiermittels mit dem
Druckmedium kommen kann. Letzteres darf nicht dazu führen, daß die Schmierwirkung
unzureichend wird. Daher ist es in der Praxis wünschenswert, wenn sich im Falle eines
Vermischens von Druckmedium und Außenschmiermittel diese beiden Medien rasch und selbstständig
wieder voneinander trennen. Dies macht eine separate Wiederverwendung von Druckmedium
und günstigenfalls von Außenschmiermittel möglich und senkt hierdurch die Kosten.
[0011] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, eine neue Schmierstoffmischung
zur Verfügung zu stellen, die insbesondere als Außenschmierung bei der IHU, jedoch
aber auch für andere spanlose Umformverfahren eingesetzt werden kann. Die Schmierstoffmischung
soll einfach aufzutragen und nach Gebrauch durch wäßrige Reiniger einfach zu entfernen
sein. Beim Eintrag von Druckmedium in die Schmierstoffmischung bzw. umgekehrt sollen
sich die beiden Medien rasch wieder voneinander trennen, so daß sie getrennt wiederverwendet
werden können.
[0012] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Schmierstoffmischung, enthaltend
a) 40 bis 99,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung unterschiedlicher
Öle und
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse,
wobei die Summe der Bestandteile 100 Gew.-% ausmacht und ein verbleibender Rest zu
100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
[0013] Unter einem "Öl" wird hierbei eine bei Raumtemperatur flüssige Substanz verstanden,
deren Viskosität unter gleichen Bedingungen höher ist als diejenige von Wasser und
die sich nicht mit Wasser vermischt. Beispiele hierfür sind Mineralöle auf paraffinischer
oder naphthenischer Basis oder Esteröle auf natürlicher (d.h. pflanzlicher oder tierischer)
oder synthetischer Basis.lnsbesondere sind Mineralöle geeignet. Vorzugsweise weisen
die Öle bei 20 °C eine nach DIN 53211 gemessene Viskosität im Bereich von 2 bis 500
mm
2/Sekunde auf. Vorzugsweise enthält die Schmierstoffmischung nicht weniger als 55 Gew.-%,
insbesondere nicht weniger als 60 Gew.-% und besonders bevorzugt nicht weniger als
70 Gew.-% Öl.
[0014] Als Wachse können natürliche Wachse, modifizierte Wachse oder synthetische Wachse
eingesetzt werden. Beispiele sind Montanwachs, Carnaubawachs oder Polyethylenwachs.
Vorzugsweise enthält die Schmierstoffmischung nicht weniger als 0,4 Gew.-% und insbesondere
nicht weniger als 0,6 Gew.-% Wachs. Die Obergrenze für den Wachsgehalt liegt vorzugsweise
bei 5 Gew.-%, insbesondere bei 3 Gew.-%. Dabei kann es besonders günstig sein, unterschiedliche
Wachstypen zusammen einzusetzen, beispielsweise Montanwachs zusammen mit Polyethylenwachs.
[0015] Unter den genannten Mengenverhältnissen werden die Wachse durch das Öl verflüssigt.
Sie verbessern die Schmierwirkung des Öls und führen zu einem sehr geringen Reibungskoeffizienten.
Wegen der Verflüssigung durch das Öl sind die Wachse zusammen mit dem Öl leicht durch
übliche wäßrige Reiniger von den hiermit bedeckten Oberflächen zu entfernen. Bei unbeabsichtigtem,
aber oft unvermeidlichem Eintrag in das Druckmedium besteht nicht die Gefahr einer
Verstopfung von Feinstdüsen.
[0016] Außer Öl und Wachs enthält die erfindungsgemäße Schmierstoffmischung vorzugsweise
zusätzlich eine oder mehrere weitere Komponenten ausgewählt aus Fettsäureester und
Schmieradditiven. Eine bevorzugte Schmierstoffmischung ist also dadurch gekennzeichnet,
daß sie zusätzlich mindestens eine der beiden folgenden Komponenten:
c) 1 bis 25 Gew.-% Fettsäureester und/oder
d) 1 bis 25 Gew.-% Schmieradditive,
enthält, wobei die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet und ein
verbleibender Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
[0017] Bevorzugte Schmieradditive sind insbesondere Hochleistungs-Schmieradditive (sogenannten
"EP-Additive" nach dem englischen Ausdruck "extreme-pressure additive"), die beispielsweise
ausgewählt sein können aus schwefel- oder phosphorhaltigen EP-Additiven. Beispiele
hierfür sind geschwefelte Fettsäureester, Dialkyltrisulfide, Dialkylpentasulfide,
beispielsweise "Di-tert.dodecylpolysufid", das hauptsächlich das Trisulfid darzustellen
scheint, und neutralisierte Phosphorsäureester. Anstelle dieser Schmieradditive oder
zusammen mit diesen kann die Schmierstoffmischung zusätzlich Ester enthalten, falls
die vorstehend genannten Öle nicht bereits Esteröle darstellen. Diese Ester können
insbesondere ausgewählt sein aus Fettsäureester (wobei die Fettsäuren 8 bis 22 C-Atome,
insbesondere 12 bis 18 C-Atome aufweisen können und pflanzlich oder tierisch vorkommende
Fettsäuren bzw. Fettsäuregemische darstellen können) mit ein-oder mehrwertigen, insbesondere
mit mehrwertigen, Alkoholen mit 2 bis 6 C-Atomen. Als Alkoholkomponente kommen insbesondere
Glycerin, Trimethylolpropan oder Pentaerythrit in Betracht, wobei nicht jede Alkoholgruppe
verestert sein muß. Beispielsweise sei Trimethylolpropantrioleat, Glycerintricaprylat
und Dipentaerythritfettsäureester genannt.
[0018] Vorzugsweise beträgt die Gesamtmenge der Fettsäureester und/oder der Schmieradditive
mindestens 15 Gew.-% bezogen auf die gesamte Schmierstoffmischung. Eine noch mehr
bevorzugte Schmierstoffmischung ist also dadurch gekennzeichnet, daß sie
a) 40 bis 84,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung unterschiedlicher
Öle,
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse, und mindestens
eine der beiden folgenden Komponenten:
c) 1 bis 25 Gew.-% Fettsäureester und/oder
d) 1 bis 25 Gew.-% Schmieradditive,
enthält, wobei die Bestandteile c) und/oder d) zusammen mindestens 15 Gew.-% ausmachen,
die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet und ein verbleibender
Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
[0019] Die Schmierstoffmischung ist vorzugsweise wasserarm und insbesondere wasserfrei.
Dies heißt, daß der Schmierstoffmischung vorzugsweise kein Wasser absichtlich zugesetzt
wird. Unter Praxisbedingungen ist ein begrenzter Wassereintrag jedoch nicht immer
zu vermeiden. Jedoch sollte die Schmierstoffmischung nicht mehr als 5 Gew.-%, vorzugsweise
nicht mehr als 1 Gew.-% und insbesondere nicht mehr als 0,5 Gew.-% Wasser enthalten.
[0020] Vorzugsweise ist die Schmierstoffmischung arm an und insbesondere frei von Emulgatoren,
also von Verbindungen mit oberflächenaktiven Eigenschaften wie beispielsweise Seifen,
Alkylsulfaten oder -sulfonaten oder Alkoxylierungsprodukten von Alkoholen, Aminen
oder Carbonsäuren mit mehr als sechs C-Atomen im Alkylrest. Unter Praxisbedingungen
heißt dies, daß die Schmierstoffmischung nicht mehr als 1 Gew.-%, vorzugsweise nicht
mehr als 0,5 Gew.-% und insbesondere nicht mehr als 0,1 Gew.-% Emulgatoren enthält.
Insbesondere werden der Schmierstoffmischung vorzugsweise keine Emulgatoren absichtlich
zugesetzt. Diese Armut an bzw. Freiheit von Emulgatoren trägt dazu bei, daß das Druckmedium,
das in der Praxis häufig in das Außenschmiermittel eingetragen wird, von der Schmierstoffmischung
rasch wieder abtrennt. Hierdurch kann die Schmierstoffmischung abgetrennt und das
Druckmedium recycliert werden. In das Druckmedium gelangende Schmierstoffmischung
verschlechtert nicht dessen Schaumverhalten.
[0021] Vorzugsweise enthält die Schmierstoffmischung sowohl Fettsäureester c) als auch Schmieradditive
d). In diesem Fall ist es weiterhin bevorzugt, die Einzelanteile an Fettsäureester
und an Schmieradditiven auf jeweils den Bereich von 5 bis 20 Gew.-% zu begrenzen.
[0022] Eine ganz besonders bevorzugte Schmierstoffmischung ist also dadurch gekennzeichnet,
daß sie a) 50 bis 84,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung
unterschiedlicher Öle,
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse,
c) 5 bis 20 Gew.-% Fettsäureester und
d) 5 bis 20 Gew.-% Schmieradditive enthält, wobei die Bestandteile c) und d) zusammen
mindestens 15 Gew.-% ausmachen, die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet
und ein verbleibender Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
[0023] Diese erfüllt bei geeigneter Wahl des Öls (Beispiel a) bis c)) das Kriterium, daß
der Reibungskoeffizient (gemessen gemäß Beispielteil) nach Kontakt mit dem "pressure
side fluid" kleiner oder gleich 0,010 ist.
[0024] Dabei kann die Schmierstoffmischung im wesentlichen nur aus diesen Komponenten bestehen,
zumindest beim ersten Gebrauch. Nach Kontakt mit dem Druckmedium ist es jedoch nicht
auszuschließen, daß Komponenten des Druckmediums in die Schmierstoffmischung gelangen.
[0025] Die Viskosität der Schmierstoffmischung kann über einen weiten Bereich eingestellt
werden, so daß die Schmierstoffmischung bei Raumtemperatur (15 bis 25 °C) flüssig
oder pastenförmig sein kann. Dies erleichtert das Auftragen auf Werkstück oder Werkzeug.
Beispielsweise kann die Viskosität bei 20 °C, gemessen nach DIN 53211, im Bereich
von 10 bis 5000, insbesondere im Bereich von 20 bis 2000 mm
2/Sekunde liegen. Dabei sind für Sprühanwendungen Viskositäten im Bereich von 10 bis
200 mm
2/Sekunde bevorzugt. Hochviskose Schmierstoffmischungen können durch Auftragshilfen
auf das Werkstück aufgetragen werden.
[0026] Die Schmierstoffmischung wird vorzugsweise zur Schmierung zwischen Werkstück und
Werkzeug bei der spanlosen Umformung von Werkstücken aus Metall verwendet. Insbesondere
wird die Schmierstoffmischung bei der Innenhochdruck-Umformung als Außenschmierung,
das heißt zur Schmierung zwischen Werkzeug und Werkstück eingesetzt. Die Schmierstoffmischung
kann aufgrund ihrer günstigen Viskosität sehr einfach auf das Werkzeug und/oder die
Außenseite des Werkstücks aufgetragen werden, beispielsweise durch Spritzen, sogenanntes
"Airless-Spritzen" (d.h. Spritzen ohne Verwendung von Druckluft), Tauchen, Rollen
oder Pinseln. Sie ist dadurch für den Einsatz zur Serienfertigung geeignet.
[0027] Sollte während oder nach dem Innenhochdruck-Umformen eine Vermischung eines flüssigen,
wasserbasierten Druckmediums und der Schmierstoffmischung eintreten, trennen sich
Druckmedium und Schmierstoffmischung rasch selbständig wieder voneinander und können
getrennt wiederverwendet werden. Demnach besteht eine bevorzugte Verwendung darin,
daß die Innenhochdruck-Umformung unter Verwendung eines flüssigen, wasserbasierten
Druckmediums erfolgt und daß nach Beenden des Umformungsprozesses eine Phasentrennung
zwischen der genannten Schmierstoffmischung und dem Druckmedium durchgeführt wird.
[0028] Die auf den Oberflächen von Werkzeug und/oder Werkstück anhaftende Schmierstoffmischung
kann nach Beenden des Umformprozesses durch ein technisch übliches wasserbasiertes
Reinigungsmedium entfernt werden.
Tabelle 1a:
Beispiele besonders bevorzugter erfindungsgemäßer Schmierstoffmischungen(Herstellbar
durch Zusammenmischen der einzelnen Komponenten in der angegebenen Reihenfolge) |
Inhaltsstoff-Typ |
Rohstoffbezeichnung |
Beisp. a) |
Beisp. b) |
Beisp. c) |
Beisp. d) |
Beisp. e) |
Mineralöl (Viskosität bei 40 °C in mm2/sec) |
|
|
|
|
|
|
9 |
Nynas T9 |
79,2 |
- |
- |
|
|
21 |
Shell Gravex 921 |
- |
79,2 |
- |
|
|
110 |
Nynas T110 |
- |
- |
79,2 |
|
|
400 |
Nynas T 400 |
|
|
|
79,2 |
74,7 |
Fettsäureester |
Edenor 3237 (Dipentaerythrit-Fettsäureester) |
10,0 |
10,0 |
10,0 |
10 |
10 |
EP-Additiv |
Di-tert.dodecylpolysulfid |
10,0 |
10,0 |
10,0 |
10 |
10 |
Polyethylenwachs |
Licowachs PE 810 |
0,3 |
0,3 |
0,3 |
0,3 |
0,3 |
Montanwachs |
Licowachs OP |
0,5 |
0,5 |
0,5 |
0,5 |
5,0 |
Tabelle 1b:
Beispiele weiterer erfindungsgemäßer Schmierstoffmischungen |
Rohstoff |
Beisp. f) |
Beisp. g) |
Beisp. h) |
Beisp. i) |
Beisp. j) |
Shell Gravex 921 |
89,2 |
89,2 |
99,2 |
99,2 |
99,2 |
Edenor 3237 |
- |
10,0 |
- |
- |
- |
Di-tert.dodecyl-polysulfid |
10,0 |
- |
- |
- |
- |
Licowachs PE 810 |
0,3 |
0,3 |
0,3 |
0,8 |
- |
Licowachs OP |
0,5 |
0,5 |
0,5 |
- |
0,8 |
[0029] Die Ermittlung des Coefficient of friction erfolgt nach dem sogenannten Zylindertest:
Ein Zylinder (Durchmesser: 5 cm, Länge: 12 cm, Material: Stahl St 35), auf den der
Kühlschmierstoff aufgetragen (manuell durch Wischen) wird, wird unter einem Druck
von 800 bar 7,5-12 cm durch ein Rohr gleichen Durchmessers (Werkzeugstahl Nr. 12379)
geschoben. Die resultierende Reibkraft F
r wird als Funktion der Bewegung gemessen, sie korreliert linear mit dem Reibkoeffizient
(Coefficient of friction).
- C.o.F.:
- Coefficient of friction
- Pi:
- 3.14159...
- R:
- Radius
- I:
- Länge
- p:
- Druck
[0030] In Tabelle 2 ist der C.o.f. angegeben, der bei halber Weglänge gemessen wird. Beim
Versuch mit Kontakt mit Pressure-Side lube wird eine verdünnte Lösung eines Pressure-Side
lubes auf die wachshaltigen Die-Side lubes aufgespritzt, um Praxisverhältnisse zu
simulieren.
Tabelle 2a:
Reibungskoeffizient von bevorzugten erfindungsgemäßen Schmierstoffmischungen (besonders
bevorzugt: Beisp. a) bis c)) |
Messergebnisse |
Beisp. a) |
Beisp. b) |
Beisp. c) |
Beisp. d) |
Beisp. e) |
Viskosität in mm2/sec (DIN 53211, 20 °C) |
53 |
127 |
844 |
Hochviskos |
HochViskos |
Coefficient of friction (bei der Hälfte der Messstrecke) |
|
|
|
|
|
■ Ohne Kontakt mit Pressure-Side-Fluid (= Druckmedium) |
0,013 |
0,015 |
0,017 |
0,010 |
0,011 |
■ Nach Kontakt mit Pressure-Side-Fluid |
0,010 |
0,008 |
0,003 |
0,011 |
0,011 |
Tabelle 2b:
Reibungskoeffizient der weiteren erfindungsgemäßen Schmierstoffmischungen |
Messergebnisse |
Beisp. f) |
Beisp. g) |
Beisp. h) |
Beisp. i) |
Beisp. j) |
Coefficient of friction (bei der Hälfte der Messstrecke) |
|
|
|
|
|
■ Ohne Kontakt mit Pressure-Side-Fluid (= Druckmedium) |
0,0128 |
0,0126 |
0,0124 |
0,0120 |
0,0128 |
■ Nach Kontakt mit Pressure-Side-Fluid |
0,0106 |
0,0115 |
0,0120 |
0,0110 |
0,0115 |
[0031] Die Separierung von Die-side lube und Pressure-side lube wird in Anlehnung an DIN
51599 in Verbindung mit dem Bewertungssystem der Firma Hans Schmidt Gleittechnik ("Demulgierverhalten
von Bettbahnölen und Kühlschmierstoffen", erhältlich von Hans Schmidt Gleittechnik
GmbH. & Co. KG, Schloßgrund 15, 96472 Rödental, Deutschland) durchgeführt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 3 dargestellt.
■ Pressure-Side Lubes: (jeweils 5 %ige Lösungen)
P3-multan®70-40
semi-synthetischer Kühlschmierstoff mit Emulgatoren (anionisch/nichtionisch)
P3-multan® 61-2 DF
vollsynthetischer Kühlschmierstoff ohne nichtionische Tenside
(Die genannten Produkte sind Handelsprodukte der Henkel KGaA)
■ Die-Side Lubes (= Außenschmiermittel):
erfindungsgemäß und emulgatorfrei:
Beispiel a, b und c
emulgatorhaltig: (nicht erfindungsgemäß)
Michem® Lube 160 (Carnaubawachs mit Emulgator, Handelsprodukt der Firma
Michelman Inc., Cincinnati, Oh, USA)
Versuchsdurchführung:
[0032] 4 Gewichtsteile Pressure-Side Lube wurden im Reagenzglas mit 1 Gewichtsteil Die-Side-Lube
10 mal kräftig geschüttelt und anschließend stehengelassen.
Bewertung:
[0033]
1: vollständige Phasentrennung
2: fast vollständige Phasentrennung
3: 3 Phasen: Öl, wässrige Lösung und Schaum
4: Öl und Schaumphase
5: keine Phasentrennung
Tabelle 3:
Ergebnisse der Versuche zur Phasentrennung |
|
P3-multan® 61-2 DF |
P3-multan® 70-40 |
Nach 1 Minute |
|
|
Beispiel a) |
2 |
4 |
Beispiel b) |
1 |
2 |
Beispiel c) |
1 |
3 |
Michem® Lube 160 |
5 |
5 |
Nach 10 Minuten |
|
|
Beispiel a) |
1 |
2 |
Beispiel b) |
1 |
2 |
Beispiel c) |
1 |
2 |
Michem® Lube 160 |
5 |
5 |
|
Wasserphase Aussehen/Höhe (cm) |
Aussehen/Höhe (cm) |
Beispiel a) |
Klar / 1,95 |
Trüb / 1,4 |
Beispiel b) |
Klar / 1,65 |
Trüb / 1,4 |
Beispiel c) |
Klar / 1,6 |
Trüb / 1,4 |
Michem® Lube 160 |
Keine Phasentrennung |
Keine Phasentrennung |
[0034] Die Ergebnisse zeigen, dass emulgatorhaltige, wässrige Wachsemulsionen als Die-Side-Lubes
ungeeignet und semi-synthetische Kühlschmierstoffe weniger geeignet als vollsynthetische
Kühlschmierstoffe für Pressure-Side Lubes sind.
[0035] Die Überprüfung der Entfernbarkeit mit Reinigern erfolgte auf folgende Weise: Jeweils
0,2 ml von Beispiel a, b, c wurden auf einen Eisen-Streifen mit einer Oberfläche von
30 cm
2 aufgetragen und 24 h bei 65 °C im Trockenschrank gelagert. Die Streifen wurden anschließend
in einer 10 I-Spritzkabine mit 20 g/l P3-neutracare® 310, (Henkel KGaA), in Betriebswasser
mit einem Druck von 2,5 bar bei 65 °C 2 Minuten lang gereinigt und anschließend mit
vollentsalztem Wasser gespült. Der Rest-Kohlenstoffgehalt war bei allen drei Beispielen
kleiner als 2 Prozent des Ausgangswertes.
1. Schmierstoffmischung, enthaltend
a) 40 bis 99,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung unterschiedlicher
Öle und
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse,
wobei die Summe der Bestandteile 100 Gew.-% ausmacht und ein verbleibender Rest zu
100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
2. Schmierstoffmischung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich mindestens eine der beiden folgenden Komponenten:
c) 1 bis 25 Gew.-% Fettsäureester und/oder
d) 1 bis 25 Gew.-% Schmieradditive,
enthält, wobei die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet und ein
verbleibender Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
3. Schmierstoffmischung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß sie
a) 40 bis 84,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung unterschiedlicher
Öle,
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse, und mindestens
eine der beiden folgenden Komponenten:
c) 1 bis 25 Gew.-% Fettsäureester und/oder
d) 1 bis 25 Gew.-% Schmieradditive,
enthält, wobei die Bestandteile c) und/oder d) zusammen mindestens 15 Gew.- % ausmachen,
die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet und ein verbleibender
Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
4. Schmierstoffmischung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht mehr als 5 Gew.-% Wasser enthält.
5. Schmierstoffmischung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht mehr als 1 Gew.-%, vorzugsweise nicht mehr als 0,5 Gew.-% und insbesondere
nicht mehr als 0,1 Gew.-% Emulgatoren enthält.
6. Schmierstoffmischung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie sowohl Fettsäureester c) als auch Schmieradditive d) enthält.
7. Schmierstoffmischung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß sie
a) 50 bis 84,6 Gew.-% eines bei Raumtemperatur flüssigen Öls oder einer Mischung unterschiedlicher
Öle,
b) 0,4 bis 10 Gew.-% eines Wachses oder einer Mischung mehrerer Wachse,
c) 5 bis 20 Gew.-% Fettsäureester und
d) 5 bis 20 Gew.-% Schmieradditive
enthält, wobei die Bestandteile c) und d) zusammen mindestens 15 Gew.-% ausmachen,
die Summe aller Bestandteile 100 Gew.-% nicht überschreitet und ein verbleibender
Rest zu 100 Gew.-% aus weiteren Wirk- oder Hilfsstoffen besteht.
8. Schmierstoffmischung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie bei Raumtemperatur flüssig oder pastenförmig ist.
9. Verwendung einer Schmierstoffmischung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
8 zur Schmierung zwischen Werkstück und Werkzeug bei der spanlosen Umformung von Werkstücken
aus Metall.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der spanlosen Umformung um eine Innenhochdruck-Umformung handelt und
daß die Schierstoffmischung zur Schmierung zwischen Werkzeug und Werkstück eingesetzt
wird.
11. Verwendung nach einem oder beiden der Ansprüche 9 und 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmierstoffmischung auf das Werkzeug und/oder auf die Außenseite des Werkstücks
durch Spritzen, Airless-Spritzen, Tauchen, Rollen oder Pinseln aufgetragen wird.
12. Verwendung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenhochdruck-Umformung unter Verwendung eines flüssigen, wasserbasierten Druckmediums
erfolgt und daß nach Beenden des Umformungsprozesses eine Phasentrennung zwischen
der genannten Schmierstoffmischung und dem Druckmedium durchgeführt wird.
13. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß nach Beenden des Umformprozesses die genannte Schmierstoffmischung mit Hilfe eines
wasserbasierten Reinigungsmediums von dem Werkstück und/oder dem Werkzeug entfernt
wird.