[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Signalberechnung und
-erzeugung, insbesondere zur digitalen Klangsynthese, durch rechnergestützte Nachbildung
von Schwingungsvorgängen bei akustischen Musikinstrumenten oder anderen schwingenden
Gebilden. Eine solche Nachbildung wird als physikalische Modellierung bzw. als virtuelle
Akustik bezeichnet.
[0002] Zur Einordnung der physikalischen Modellierung in die digitale Klangsynthese werden
zunächst allgemein verwendete Verfahren, insbesondere klassische direkte Syntheseverfahren,
erörtert.
[0003] Eines der ersten weit verbreiteten Verfahren zur digitalen Klangsynthese arbeitet
mit Frequenzmodulation (FM-Synthese) und wurde 1973 von Chowning entwikkelt. Bei der
FM-Synthese werden mindestens zwei Oszillatoren eingesetzt, wobei der eine (Modulator)
den anderen (Träger) steuert. Mit diesem Algorithmus können komplexe Spektren erzeugt
werden, die auch Nichtlinearitäten im Zeitbereich aufweisen können. Mit mehreren parallel
geschalteten Systemen dieser Art können zwar recht komplexe Klänge erzeugt werden,
jedoch ist die authentische Nachbildung von akustischen Musikinstrumenten damit nicht
möglich.
[0004] Beim Sampling werden die Schwingungen von real gespielten Musikinstrumenten als Folgen
von Abtastwerten gespeichert und auf Abruf abgespielt. Um Speicherplatz zu sparen,
werden drei verschiedene Methoden angewendet. Zum einen wird davon ausgegangen, daß
sich nach dem Einschwingvorgang an der Schwingungsform nur wenig ändert. Dadurch können
wenige Abtastwerte in einer Schleife ausgelesen werden. Die geringfügigen Veränderungen
werden in anschließenden Filtern realisiert. Die zweite Methode besteht in der Tonhöhenverschiebung
(Transponierung). Um nicht alle Tonhöhen des realen Musikinstrumentes aufnehmen und
abspeichern zu müssen, kann der aufgenommene Ton transponiert werden. Zur effizienten
Speicherausnutzung kann als dritte Methode die Datenreduktion (Verluste bei der Klangqualität)
und die Datenkompression (keine Verluste bei der Klangqualität) herangezogen werden.
Der Vorteil beim Sampling liegt in der exakten Nachbildung eines gespielten Klanges.
Dadurch kann aber die Variabilität eines echten Instrumentes nicht realisiert werden.
[0005] Bei der Klangsynthese mit Wavetables werden kurze Samples von Musikinstrumenten ineinander
übergeblendet, wodurch komplexere und variablere Klänge als beim einfachen Sampling
erreicht werden können.
[0006] Ein Klangsyntheseverfahren im Frequenzbereich stellt eine additive Synthese dar,
bei der Sinusschwingungen verschiedener Frequenz und Amplitude in variablen gegenseitigen
Phasenlagen aufaddiert werden. Die Schwierigkeit bei dieser Klangsynthese besteht
in der Bestimmung der o.g. Parameter. Diese können nur näherungsweise durch geeignete
Analyse (Kurzzeit-Fourier-Transformation) des realen Instrumententons erhalten werden.
Rauschartige Klänge können bei diesem Verfahren nur mit erheblichem Aufwand erzeugt
werden.
[0007] Im Gegensatz zur additiven Synthese werden bei der subtraktiven Synthese Frequenzen
einer rauschartigen Quelle durch anschließende Filterung unterdrückt. Dies hat den
Vorteil, daß rauschartige Klänge leicht generiert werden können. Monofrequente Töne
können aber nur mit hohem Filteraufwand erreicht werden.
[0008] Die Formant-Synthese geht davon aus, daß der Klang eines akustischen Musikinstruments
bestimmte Frequenzbereiche besitzt, die unabhängig von der gerade gespielten Tonhöhe
betont werden. Bei den hierauf basierenden Verfahren werden kurze Wellenformen verwendet,
die additiv überlagert und ineinander übergeblendet werden. Alle diese kurzen Wellenformen
betonen dabei die Formantfrequenzen.
[0009] Die Gemeinsamkeit aller dieser Syntheseverfahren besteht darin, daß sie vom Klang
eines simulierten Instrumentes ausgehen. Bei der physikalischen Modellierung wird
demgegenüber nicht mehr vom Klang eines Musikinstrumentes ausgegangen, sondern von
dessen konstruktivem Aufbau und von den daraus resultierenden Eigenschaften. Ausgangspunkt
sind dabei partielle Differentialgleichungen, deren Lösung die Wellenform und damit
den Klang des Instrumentes bestimmt. Der Vorteil der physikalischen Modellierung liegt
in der musikalischen Ausdruckskraft, die mit diesem Ansatz erreicht werden kann. Dies
kann mit den folgenden Verfahren realisiert werden.
[0010] Bei der numerischen Lösung wird die partielle Differentialgleichung in eine Differenzengleichung
mit fester Orts- und Zeitschrittweite umgewandelt. Diese kann im Rechner gelöst werden.
Der Nachteil dieser Methode besteht in dem hohen numerischen Aufwand bei ausreichend
kleiner Ortsschrittweite. Mit dieser Methode können auch mehrdimensionale Modellgleichungen
gelöst werden, wobei der numerische Aufwand aber enorm ansteigt.
[0011] Die Modale Synthese geht davon aus, daß jede komplexe vibrierende Struktur in Unterstrukturen
zerlegt werden kann, die durch ihre Moden (Eigenschwingungen) und Dämpfungskonstanten
charakterisiert werden können. Eine Kopplung (auch nichtlinear) besteht dabei nur
zwischen gleichen Moden, ein Energieaustausch zwischen verschiedenen Moden ist nicht
möglich. Bei komplexen Strukturen ist eine Bestimmung der Moden nur experimentell
möglich.
[0012] Beim Masse-Feder-Modell von Cadoz u.a. (1983) wird das zu untersuchende schwingende
Objekt in einzelne Massepunkte zerlegt, die mit idealen Federn und Dämpfern miteinander
verbunden sind. Durch Diskretisierung der physikalisch begründeten Differentialgleichungen
erhält man Differenzengleichungen, die im Rechner implementiert werden können. Der
Nachteil dieser Methode liegt in der enormen Rechenkapazität auch schon bei einfachen
Strukturen.
[0013] Wellenleiter stellen die am weitesten verbreitete Methode zur physikalischen Modellierung
von Musikinstrumenten dar. Dies liegt zum einen an der einfachen Realisierung und
zum anderen an der geringen benötigten Rechenleistung. Die Wellenleiter-Methode geht
von vor- und rücklaufenden Wellen auf einem schwingungsfähigen Gebilde aus, die durch
Verzögerungsleitungen dargestellt werden können. Die Verluste sowie Dispersion während
der Schwingung werden konzentriert in Übertragungsfunktionen realisiert. Mit dieser
Methode können auch Schwingungen mehrdimensionaler Strukturen realisiert werden, dies
erfordert aber ein Netz aus Verzögerungsleitungen, die mittels mehrdimensionaler Verbindungen
(Scattering Junctions) miteinander kommunizieren.
[0014] Die Nachteile dieser Synthesemethode bestehen in der aufwendigen Filterrealisierung,
insbesondere bei geringen Tonhöhenveränderungen, da die Verzögerungsleitung nur um
ganze Zahlenwerte verändert werden kann. Die kontinuierlichen Tonhöhenveränderungen
müssen in den Übertragungsfunktionen im Rückkopplungszweig realisiert werden. Dadurch
sind die verwendeten Übertragungsfunktionen nicht mehr allein physikalisch motiviert,
sondern müssen meist experimentell bestimmt werden. Eine derartige Synthesemethode
ist beispielsweise aus der US-A-5 256 830 bekannt.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Signalerzeugungsvorrichtung zu schaffen,
die eine die Schwingungen eines schwingungsfähigen Gebildes nachbildende oder simulierende
Signalgenerierung mit verhältnismäßig einfachen Mittel verlaubt.
[0016] Diese Aufgabe wird mit den im Patentanspruch 1 genannten Merkmalen gelöst.
[0017] Weiterhin wird mit der Erfindung ein Verfahren gemäß dem Patentanspruch 8 geschaffen.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0019] Die erfindungsgemäße Signalerzeugungsvorrichtung und das erfindungsgemäße Signalerzeugungsverfahren
erlauben u.a. eine digitale Klangsynthese und beruhen auf einem exakten Modell der
physikalischen Schwingungserzeugung, insbesondere Klangerzeugung. Hieraus wird dann
die Struktur eines Systems abgeleitet, das mit digitalen Bauelementen realisiert werden
kann. Die entstehende Parallelanordnung digitaler rekursiver Systeme ist mehr als
eine Zusammenschaltung digitaler Oszillatoren. Je nach der beschreibenden partiellen
Differentialgleichung haben die digitalen rekursiven Systeme den Grad 1, 2 oder Vielfache
davon. Jedes einzelne digitale rekursive System bildet damit nicht nur die Frequenz,
sondern auch den Verlauf der zeitlichen Einhüllenden jeweils einer Eigenschwingung
eines fiktiven oder realen Klangkörpers gemäß dem zugrundeliegenden physikalischen
Modell exakt nach. Das Ausgangssignal der Parallelanordnung entspricht damit im gesamten
Hörbereich dem Obertonspektrum des physikalischen Modells.
[0020] Vorteilhaft ist auch die Modellierung und digitale Realisierung der Anregung aus
den Anfangs- und Randwerten, sowie der Erregungsfunktion der partiellen Differentialgleichung
eines schwingungsfähigen Systems.
[0021] Wie bereits vorstehend erwähnt, unterscheiden sich die Verfahren mit physikalischer
Modellierung von den übrigen Verfahren durch eine mögliche nuancierte Spielweise der
simulierten Instrumente. Diese musikalische Phrasierbarkeit und die einfache Variabilität
des Instrumentes und der daraus folgende Klang ist ein großer Vorteil der physikalischen
Modellierung. Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren mit einigen anderen
Methoden zur Verdeutlichung der erfindungsgemäß erzielbaren Vorteile verglichen.
[0022] Die Finite-Differenzen-Methode diskretisiert eine partielle Differentialgleichung
des Modells und löst sie dann. Dies hat den Nachteil, daß durch die Diskretisierung
Instabilitäten entstehen können, die bei einem kontinuierlichen Modell und damit bei
der hier vorgestellten Methode nicht vorhanden sind. Desweiteren müssen bei der Finiten-Differenzen-Methode
alle Auslenkungen der Ortspunkte innerhalb des Abtastrasters zu jedem Zeitpunkt berechnet
werden. Dies erfordert eine sehr hohe Rechenleistung, auch schon bei einfachen Strukturen.
Bei der hier vorgestellten Methode können dagegen einzelne und beliebige Ortspunkte
herausgegriffen und deren Bewegung simuliert werden. Dadurch wird die benötigte Rechenleistung
stark begrenzt.
[0023] Bei der erfindungsgemäßen Technik kann die Gesamtschwingung eines Systems aus dessen
Teilschwingungen synthetisiert werden. Im Gegensatz zur Modalen Synthese lassen sich
hierbei aber auch die Schwingungsformen sehr komplexer Modelle direkt lösen, ohne
daß auf eine experimentelle Analyse zurückgegriffen werden müßte. Dadurch sind im
Prinzip beliebige Formen und Randbedingungen der schwingungsfähigen Gebilde möglich.
[0024] Die hier vorgestellte Funktionaltransformationsmethode erlaubt außerdem eine physikalisch
exakte und voneinander getrennte Behandlung von Erregungen, Anfangsbedingungen und
Randbedingungen. Dies ist für das Verständnis des Syntheseverfahrens und damit für
den Anwender von großer Bedeutung. Vorteilhaft ist dabei ferner, daß zur Erzeugung
der Schwingungen digitale Strukturen angegeben werden.
[0025] Gegenüber der Wellenleiter-Methode hat das hier vorgestellte Verfahren den Vorteil,
daß die Schwingung (z.B. einer Saite) zu jedem Zeitpunkt z.B. durch Verwendung der
Sturm-Liouville-Transformation exakt (abhängig von der Exaktheit der Schwingungsdifferentialgleichung)
berechnet wird. Mit der Wellenleiter-Methode kann dagegen die Schwingung nur näherungsweise
berechnet werden. Zusätzlich kann bei der hier vorgestellten Methode in einfacher
Weise die Abhörposition oder auch die Tonhöhe sowie jede andere physikalische Konstante
des Musikinstrumentes geändert werden. Bei der Wellenleiter-Methode müssen dagegen
die Übertragungsfunktionen neu berechnet werden.
[0026] Außerdem müssen in dem hier vorgestellten Verfahren lediglich die physikalischen
Eigenschaften (Elastizitätsmodul, Maße, Dichte usw.) z.B. der Saite und deren Randbedingungen
(Befestigungsarten an beiden Enden) angegeben werden. Dies verspricht eine direkte
und leicht verständliche Klangbeeinflussung im Gegensatz zum Stand der Technik.
[0027] Durch den Einsatz des diskreten rekursiven Systems zur Berechnung der Schwingung
ist Echtzeitfähigkeit gegeben. Das Verfahren und die Vorrichtung zeichnen sich hierbei
auch durch hohe Geschwindigkeit aus.
[0028] Mit der physikalischen Modellierung lassen sich akustische Musikinstrumente wesentlich
nuancierter und originalgetreuer nachbilden als durch andere Syntheseformen wie z.B.
durch Sampling. Die Erfindung ist damit z.B. bei elektronischen Musikinstrumenten
wie Keyboards, Synthesizern, Expandern und Computer-Soundkarten mit Algorithmen zur
physikalischen Modellierung vorteilhaft einsetzbar. Auch können in sogenannten Software-Synthesizern
die Algorithmen erfindungsgemäß ausgelegt werden, welche die Klangberechnung direkt
auf der CPU eines PCs bzw. auf speziellen Soundkarten mit Digitalen Signalprozessoren
(DSPs) durchführen.
[0029] Das hier vorgestellte Verfahren simuliert somit Schwingungsvorgänge mit Hilfe einer
Darstellung durch mehrdimensionale Modelle, wobei zur Realisierung rekursive Systeme
eingesetzt werden. Es unterscheidet sich von den in elektronischen bzw. digitalen
Musikinstrumenten bereits implementierten Algorithmen u.a. in der Exaktheit des Ergebnisses
und in der direkten Eingabe von verschiedenartigen Schwingungsanregungen. Während
bei den z.Z. üblichen Algorithmen zur physikalischen Modellierung aufgrund deren inneren
Strukturen die hörbaren Schwingungen von Saiten oder Luftsäulen nur angenähert werden
können, vermag das hier vorgestellte Verfahren diese Schwingungen exakt zu reproduzieren.
Trotz dieser Exaktheit ist die Echtzeitfähigkeit des vorgestellten Verfahrens gegeben.
[0030] Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher beschrieben.
Fig. 1 zeigt ein schematisches, vereinfachtes Modell einer schwingenden Saite,
Fig. 2 zeigt eine Ein-Ausgangs-Beschreibung durch Übertragungsfunktionen,
Fig. 3 zeigt ein digitales System zur Nachbildung des Systems gemäß Fig. 2,
Fig. 4 zeigt die Struktur eines der für Erregung, Anfangs- oder Randwerte vorgesehenen
digitalen Systeme gemäß Fig. 3,
Fig. 5 zeigt die Struktur eines in Fig. 4 gezeigten digitalen Systems, und
Fig. 6 zeigt den prinzipiellen Aufbau des Gesamtsystems eines Ausführungsbeispiels
zur digitalen Klangsynthese.
[0031] Ausgangspunkt der nachfolgenden Erläuterung ist ein physikalisches Modell in Gestalt
einer partiellen Differentialgleichung. Es entsteht aus der Beschreibung des Verhaltens
von Saiten, Luftsäulen oder anderen schwingungsfähigen Gebilden durch die Grundgleichungen
der Akustik oder der Elastizitätstheorie. Je nach dem Detaillierungsgrad dieser physikalischen
Modelle erhält man unterschiedliche partielle Differentialgleichungen, z.B. für Luftschwingungen;
Longitudinalwellen einer Saite; oderTransversalwellen einer Saite mit oder ohne Berücksichtigung
von Rotation und Scherung.
[0032] Fig. 1 zeigt ein vereinfachtes Modell einer schwingenden Saite. Mögliche Vereinfachungen
sind z.B. die Vernachlässigung der Dicke gegenüber der Länge der Saite, die Annahme
einer vollkommen starren Auflage an den Enden, die Vernachlässigung von Rotation und
Scherung, etc. Unter diesen Bedingungen werden Transversalschwingungen dieser Saite
durch folgende Differentialgleichungen beschrieben:

[0033] Der Koeffizient c enthält physikalische Kenngrößen des Saitenmaterials. Die Art der
gemachten Annahmen bestimmt Anzahl und Ordnung der partiellen Ableitungen und die
Koeffizienten der Differentialgleichung. Ein hier nicht näher angegebener Erregungsterm
beschreibt die Anregung der Schwingung, z.B. durch einen gestrichenen Bogen. Die Anfangsbedingungen
beschreiben den Zustand der Saite bei Beginn der Schwingung, z.B. durch Anschlagen
oder Zupfen der Saite. Die Randbedingungen geben an, wie die Befestigung der Saite
am Rand ihr Schwingungsverhalten beeinflusst.
[0034] Für die Umsetzung von partiellen Differentialgleichungen in zeit- und ortsdiskrete
Simulationsmodelle, die mit einem Digitalrechner oder mit Bauelementen der Digitaltechnik
realisiert werden können, gibt es verschiedene Verfahren. Dazu zählen Finite-Differenzen-
und Finite-Elemente-Methoden der numerischen Mathematik, die jedoch die numerische
Lösung großer Gleichungssysteme erfordern und daher keine einfache technische Realisierung
zulassen.
[0035] Bei einer bevorzugten Methode wird aus der Beschreibung von Schwingungen durch partielle
Differentialgleichungen ein anderes gleichwertiges Modell in Gestalt einer mehrdimensionalen
Übertragungsfunktion gewonnen. Das mathematische Werkzeug dazu sind geeignete Funktionaltransformationen
für die Zeit- und die Ortskoordinate. Sie wandeln nicht nur die partielle Differentialgleichung
in eine algebraische Gleichung um, sondern erlauben auch eine exakte Berücksichtigung
der Anfangs- und Randbedingungen. Dieses Verfahren wird Funktionaltransformationsmethode
genannt. Die Handhabung dieser mathematischen Methode wird im nächsten Abschnitt skizziert.
[0036] Die Darstellung des Verhaltens von elektronischen Netzwerken - beschrieben durch
gewöhnliche Differentialgleichungen - durch Übertragungsfunktionen ist seit langem
Stand der Technik. Durch Anwendung der Laplace-Transformation auf eine gewöhnliche
Differentialgleichung und die zugehörigen Anfangsbedingungen entsteht eine algebraische
Gleichung, die die Anfangswerte als additive Terme enthält. Durch Auflösen der algebraischen
Gleichung nach der Laplace-Transformierten des Ausgangssignals entsteht ein Ein-Ausgangsmodell
in Gestalt einer Übertragungsfunktion. Dieses Vorgehen wird hier auf die vorliegende
partielle Differentialgleichung übertragen. Zunächst wird auf die Transformation für
die Zeitvariable eingegangen.
[0037] Durch die Anwendung der Laplace-Transformation:

auf das Anfangs-Randwertproblem (1) entsteht zunächst eine Randwertaufgabe für die
Laplace-Transformierte
Y(x,s) der gesuchten Lösung
y(x,t).
[0038] Aus der zweiten Ableitung von
y(x,t) in (1) wird hier eine Multiplikation mit der zweiten Potenz der komplexen Frequenzvariable
s. Außerdem treten die Anfangsbedingungen aus (1) als additiver Term in (3) auf, der
die gegebenen Anfangswerte enthält.
[0039] Es wird nun eine geeignete Transformation für die Ortsvariable durchgeführt, die
die Randbedingungen in der gleichen Weise in einen additiven Term umwandelt, wie die
Laplace-Transformation dies mit den Anfangsbedingungen getan hat. Eine solche Transformation
ist die Sturm-Liouville-Transformation:

[0040] Die örtliche Frequenzvariable β
µ nimmt diskrete Werte an und entspricht den Eigenfrequenzen des Systems. Die genaue
Definition der örtlichen Transformation T hängt von der Form der partiellen Differentialgleichung
ab. In dem einfachen Fall von (1) lautet sie

[0041] Hier sind
x0 und
x1 die Koordinaten von Anfangs- und Endpunkt der Saite. Der Transformationskern
K(βµ,
x) hängt ebenfalls von der partiellen Differentialgleichung (1) ab und beschreibt die
Form der Eigenschwingungen. Im hier vorliegenden Fall sind sie sinusförmig, bei komplizierteren
Schwingungsproblemen können sie andere Formen annehmen.
[0042] Die Eigenfrequenzen nehmen nur diskrete Werte an; im einfachsten Fall sind sie Vielfache
der Grundschwingung. Die Rücktransformation besteht daher aus einer Summe über die
vorkommenden Eigenschwingungen:
Nµ ist ein Normierungsfaktor. Wenn der Transformationskern
K(βµ,x) eine sinoder cos-Funktion ist, entspricht die Rücktransformation T
-1 einer Entwicklung von
Y(x,s) in eine Fourier-Reihe mit den Koeffizienten

(
βµ,
s). Die Hintransformation T entspricht dann der Formel zur Berechnung der Fourier-Koeffizienten.
[0043] Durch inverse Laplace-Transformation erhält man aus (6) die Lösung der Gleichung
(1):

mit

[0044] Diese Form der Lösung ist aber für die praktische Berechnung noch nicht optimal,
da die Zeitverläufe der spektralen Komponenten

(
βµ,
t) bekannt sein müssen. Um sie zu erhalten, ist eine Ein-Ausgangs-Beschreibung der
Gleichung (1) erforderlich, was im folgenden diskutiert wird.
[0045] Bei richtiger Wahl der Eigenfrequenzen β
µ und der Eigenfunktionen
K(βµ,
x) führt die Anwendung der Transformation T auf das Randwertproblem (3) zu einer algebraischen
Gleichung:

[0046] Sie kann nach der Transformierten

(
βµ,
s) der gesuchten Lösung
y(x,t) aufgelöst werden. Dadurch entsteht eine Ein-Ausgangs-Beschreibung mit der Erregungsfunktion,
den Anfangswerten und den Randwerten als Eingängen und der gesuchten Lösung als Ausgang.
Die Beziehungen zwischen den Eingängen und dem Ausgang werden durch Übertragungsfunktionen
beschrieben, die die Konstante
c aus (1), die komplexe Frequenzvariable
s bezüglich der Zeit
t und die diskrete Frequenzvariable β
µ bezüglich des Ortes
x enthalten. Im einfachsten Fall lautet eine solche Übertragungsfunktion:

[0047] Abhängig von der Art der Erregung, den Anfangs- oder Randbedingungen kann auch der
Zähler ein Polynom in s und β
µ sein.
[0048] Fig. 2 zeigt diese Ein-Ausgangs-Beschreibung in Form eines Blockdiagramms. Die Systeme
1 bis 3 (System 1 (
SE) für die Erregung, System 2 (S
A) für die Anfangswerte, und System 3 (
SR) für die Randwerte) werden jeweils durch Übertragungsfunktionen nach (10) beschrieben.
Ihre Ausgangssignale werden über einen Addierer 4 zur Bildung des Ausgangssignals
y(x, t) zusammengefaßt.
[0049] Die hier dargestellte mathematische Beschreibung eines schwingungsfähigen Systems
durch Eigenfrequenzen und Eigenschwingungen (bzw. Eigenwerte und Eigenfunktionen)
ist die Grundlage für die Konstruktion eines hier offenbarten digitalen Systems zur
Schwingungssynthese, insbesondere Klangsynthese. Die Konstruktionsprinzipien werden
im nächsten Abschnitt erläutert.
[0050] Nachstehend wird die Überführung des mathematischen Modells gemäß Fig. 2 in ein digitales
System beschrieben. Der Zweck dieses digitalen Systems ist die Generierung von Klängen
nach einem physikalischen Vorbild. Dabei sollen die Zeitverläufe der Schwingungsamplitude
(Auslenkung, Schalldruck) an einem oder mehreren gewünschten Ortspunkten reproduziert
werden. Das bedeutet, daß das Ausgangssignal des digitalen Systems der Ausgangsgröße
y(x,t) aus Fig. 2 an den diskreten Zeitpunkten
t=
kT und den diskreten Ortspunkten
x=
xn möglichst exakt entspricht. Die diskreten Zeitpunkte sind ganzzahlige Vielfache des
Abtastintervalls T, das entsprechend dem Abtasttheorem zu wählen ist. Die diskreten
Ortspunkte können nach Zahl und Lage beliebig gewählt werden.
[0051] Ausgangspunkt für die Konstruktion des digitalen Systems ist die Darstellung durch
Übertragungsfunktionen nach Fig. 2. Jede Übertragungsfunktion nach (10) läßt sich
für einen festen Wert von µ als Beschreibung eines ortsunabhängigen kontinuierlichen
Systems zweiter Ordnung auffassen. Für die Überführung kontinuierlicher Systeme in
diskrete Systeme existieren bekannte Transformationen, wie die impuls- oder sprunginvariante
Transformation oder die bilineare Transformation. Wenn solche Transformationen auf
jede der Übertragungsfunktionen nach (10) und für jeden Wert von µ angewandt werden,
entsteht aus dem zeitund ortskontinuierlichen System nach Fig. 2 ein zeitdiskretes
System, dessen Reaktion den Ausgang von Fig. 2 für die Zeitpunkte
t=
kT nachbildet. Wird zusätzlich die Rücktransformation nach (6) an diskreten Ortspunkten
x=
xn ausgewertet, so entsteht ein zeit- und ortsdiskretes System nach Fig. 3 mit dem gleichen
prinzipiellen Aufbau wie in Fig. 2.
[0052] Fig. 3 zeigt ein digitales System zur Nachbildung des Systems aus Fig. 2, wobei nun
digitale Teilsysteme
DE, DA, DR (Systeme 5 bis 7) anstelle der kontinuierlichen Systeme 1 bis 3 mit den Übertragungsfunktionen
SE, SA, SR vorgesehen sind. Die Ausgangssignale der Systeme 5 bis 7 werden auch hier wie bei
Fig. 2 über einen Addierer 8 zu einem Ausgangssignal y(x
n, kT) zusammengefaßt. Die Struktur der in Fig. 3 gezeigten einzelnen Teilsysteme 5
bis
7 (
DE, DA, DR) ist jeweils gleich und in Fig. 4 für eines der Teilsysteme dargestellt. An den Eingängen
Eingang 1 bis Eingang
m liegen jeweils die Komponenten von Erregung, Anfangswerten bzw. Randwerten für die
Eigenfrequenzen µ an. Bei nichtlinearen Modellen treten außerdem Kopplungen zwischen
den einzelnen rekursiven Systemen 9, 11 und 12 auf.
[0053] Fig. 4 zeigt die Struktur eines der digitalen Systeme
DE, DA, DR (eines der Systeme 5 bis 7) aus Fig. 3 für Erregung, Anfangs- oder Randwerte. Der
Aufbau ist für alle Systeme 5 bis 7 grundsätzlich gleich. Mit jedem Eingang 1 bis
m ist jeweils eine Reihenschaltung aus einem System 9, 11 bzw. 13 (System R
1, R
2, bzw. R
m) und einem Verstärker oder Multiplikator 10, 12 bzw. 14 verbunden, der das Ausgangssignal
des zugehörigen Systems 9, 11 bzw. 13 mit einem Faktor
Kµ
(xn) (mit µ = 1 bis m) multipliziert. Die Ausgangssignale der Multiplikatoren 10, 12,
14 ... werden über einen Addierer 15 addiert, der das Ausgangssignal y
l(x
n, kT) erzeugt. Die Systeme
R1 bis
Rm entstehen aus den Übertragungsfunktionen (10) durch die genannten Transformationen
(impuls-, sprunginvariant, bilinear). Sie werden durch Differenzengleichungen beschrieben,
die die gleiche Ordnung wie die Übertragungsfunktion (10) im zeitlichen Frequenzbereich
oder ein Vielfaches davon besitzen. Eine vorteilhafte Realisierung dieser Systeme
10, 12 bzw. 14 ist in Fig. 5 gezeigt, die die Struktur eines dieser digitalen Systeme
veranschaulicht. Alle Systeme sind vorzugsweise identisch so, wie in Fig. 5 gezeigt,
aufgebaut.
[0054] Jedes System ist hierbei als rekursives Digitalfilter (IIR-Filter mit unendlicher
Impulsantwort) ausgebildet, dessen am Eingang 20 anliegendes Eingangssignal über mehrere,
hier drei Zweige 21, 22 und 23 mit unterschiedlichen Gewichtungsfaktoren b
0, b
1, b
2 bewertet und an Addierer 24, 27, 30 angelegt wird. Das vom Addierer 30 abgegebene
Ausgangssignal y
µ(k) bildet das Ausgangssignal des gesamten Systems 9, 11 oder 13 und wird über Zweige
25, 28 auf die Addierer 24 und 27 unter Bewertung mit abschwächenden Gewichtungsfaktoren
-c
0, -c
1 rückgekoppelt. Das Ausgangssignal des Addierers 24 wird über ein Zeitverzögerungsglied
26 an einen dritten Eingang des Addierers 27 angelegt, dessen Ausgangssignal seinerseits
über ein Zeitverzögerungsglied 29 zu einem zweiten Eingang des ausgangsseitigen Addierers
30 gespeist wird. Die Gewichtungsfaktoren b
o, b
1, b
2 berechnen sich aus den physikalischen Größen des Schwingungsmodells. Gleiches gilt
auch für die Gewichtungsfaktoren -c
o und -c
1. Die Zeitkonstanten T der Zeitverzögerungsglieder 26 und 29 werden aus der Abtastfrequenz
bestimmt.
[0055] Die Ausgangssignale
yµ(k), (mit
µ=1,...,m) der Addierer 30 der einzelnen Systeme 9, 11, 13 entsprechen im Rahmen der diskreten
Approximation den Komponenten

(
βµ,t) aus Gleichung (8), abgetastet an den Zeitpunkten
t=kT. Diese Signale beschreiben die Zeitverläufe der einzelnen Eigenschwingungen. Daraus
folgt durch die Rücktransformation T
-1 nach Gleichung (7) der Zeitverlauf des gesamten Ausgangssignals.
[0056] Der Summationspunkt 15 in Fig. 4 entspricht der Summe in (7).
[0057] Die Faktoren
Kµ(xn) der Multiplizierer 10, 12, 14 (Fig. 4) sind aus den Eigenfunktionen
K(βµ,xn) an diskreten Ortspunkten
xn und den Normierungsfaktoren
Nµ in (7) gebildet:

[0058] Da für die Klangsynthese nur das Schwingungsverhalten innerhalb des Hörbereichs von
Interesse ist, muß die Summation nur diejenigen Eigenfrequenzen erfassen, die im Hörbereich,
d.h. z.B. zwischen 16 Hz und 16 kHz liegen (hier mit
µ=1,...,m bezeichnet). Das Ausgangssignal
yl(xn,kT) stellt damit eine diskrete Approximation des hörbaren Schwingungsverhaltens dar.
Dabei steht
I=E,A,R jeweils für das Resultat aufgrund der Erregung, der Anfangs- und der Randwerte. Alle
drei Systeme 5, 6, 7, die jeweils die Struktur gemäß Fig. 4 aufweisen, bilden zusammen
das Ausgangssignal des digitalen Systems nach Fig. 3.
[0059] Den prinzipiellen Aufbau des Gesamtsystems zur digitalen Klangsynthese zeigt Fig.
6. Das physikalische Modell 33 und seine Parameter 34 sind einem akustischen Vorbild
entnommen und dienen lediglich dazu, die Auslegungsparameter des Gesamtsystems zu
definieren, stellen als solche aber keinen Bestandteil des Gesamtsystems dar. Dabei
spielt es keine Rolle, ob dieses akustische Vorbild mit technischen Mitteln und vertretbarem
Aufwand realisiert werden kann oder nicht. Wichtig ist nur, daß es ein schwingungsfähiges
System darstellt, das durch bekannte physikalische Gesetze beschrieben wird. Die mathematische
Beschreibung des akustischen Vorbilds steht als physikalisches Modell mit seinen Parametern
für die Klangsynthese zur Verfügung.
[0060] Das in Fig. 6 unterhalb der gestrichelten Trennlinie gezeigte System besteht aus
den Komponenten: eine Parallelanordnung 38 digitaler rekursiver Systeme; ein Rechenwerk
35;ein Koeffizientenspeicher 36; eine Anregungseinrichtung 37; und ein Steuerwerk
(Steuereinrichtung) 39.
[0061] Die Parallelanordnung 38 digitaler rekursiver Systeme besteht aus den digitalen Systemen
5, 6, 7 (Systeme
DE, DA, DR) aus Fig. 3 mit der in den Fig. 4 und 5 gezeigten Struktur.
[0062] Die einzelnen rekursiven Systeme bestehen aus Addierern, Multiplizierern und Speicherelementen
(Zeitverzögerungsgliedern), wie dies in Fig. 5 anhand eines Beispiels gezeigt ist.
Die Anzahl der Speicherelemente ist gleich der Anzahl der zeitlichen Ableitungen in
der zugrundeliegenden partiellen Differentialgleichung oder ein Vielfaches davon.
[0063] Dabei wird jede Eigenschwingung (Harmonische) des physikalischen Systems durch ein
digitales rekursives System realisiert. Deren parallele Anordnung bildet dann das
Obertonspektrum nach. Kopplungen dieser parallelen Systeme treten bei nichtlinearen
Modellen auf. Die Anzahl der parallelgeschalteten rekursiven Systeme kann dabei vorzugsweise
auf die Anzahl der Obertöne innerhalb des Hörbereichs begrenzt werden, ohne daß eine
Beeinträchtigung des Höreindrucks entsteht.
[0064] Die gekoppelte Parallelanordnung 38 digitaler rekursiver Systeme ist grundsätzlich
zur Nachbildung aller Schwingungsvorgänge geeignet, die durch die entsprechende partielle
Differentialgleichung (auch nichtlinear) beschrieben werden. Die Synthese eines bestimmten
Klangs erfordert die Festlegung der Koeffizienten der einzelnen digitalen Systeme.
Sie werden im Rechenwerk 35 aus den Parametern des physikalischen Modells berechnet.
Diese Parameter sind die physikalischen Konstanten, die den Schwingungsvorgang charakterisieren.
Die Berechnungsvorschriften ergeben sich aus der Nachbildung der Übertragungsfunktion
durch eine digitale Realisierung. Die Herleitung der Koeffizienten der rekursiven
Systeme aus einer Übertragungsfunktion stellt dabei sicher, daß die Eigenfrequenzen
und das zeitliche Abklingverhalten des physikalischen Systems und der digitalen Realisierung
exakt übereinstimmen.
[0065] Der Koeffizientenspeicher 36 nimmt einen oder mehrere Koeffizientensätze aus dem
Rechenwerk 35 entgegen und lädt sie auf Anforderung durch die Steuereinrichtung 39
in die Parallelanordnung 38 digitaler rekursiver Systeme.
[0066] Um die Parallelanordnung 38 digitaler rekursiver Systeme zur Synthese eines Ausgangssignals
zu veranlassen, ist die Anregung durch ein oder mehrere Eingangssignale erforderlich.
Auch diese Eingangssignale werden dem physikalischen Modell entsprechend nachgebildet
und in der Anregungseinrichtung gespeichert. Die Anregung wird aus der partiellen
Differentialgleichung des schwingungsfähigen Systems abgeleitet und berücksichtigt
die Anfangswerte (z.B. angeschlagene oder gezupfte Saite), die Randwerte (z.B. Seilschwingungen)
und die Erregungsfunktion (z.B. Resonanzen).
[0067] Die Steuereinrichtung 39 (Steuerwerk) übernimmt die Ablaufsteuerung von Rechenwerk
35, Koeffizientenspeicher 36, Parallelanordnung 38 und Anregungseinrichtung 37. Diese
Möglichkeiten können nicht nur genutzt werden, um die Schwingungen realer Musikinstrumente
oder anderer Klangkörper nachzubilden, sondern auch um Klänge zu synthetisieren, deren
natürliche Erzeugung aus technischen Gründen nicht möglich ist.
[0068] Das am Ausgang 40 der Parallelanordnung 38 abgegebene Ausgangssignal stellt das zu
erzeugende, gewünschte Signal dar und kann in geeigneter Weise weiter verwendet oder
bearbeitet werden. Beispielsweise kann zur akustischen Hörbarmachung von erzeugten
Klangsignalen ein D/A-Wandler an den Ausgang 40 angeschlossen werden und dessen analoges
Ausgangssignal ggfls. nach Verstärkung durch einen Verstärker an einen Lautsprecher
angelegt werden.
[0069] Nachfolgend werden einige Erweiterungen und Variationen des vorstehend grundlegend
beschriebenen digitalen Systems zur Klangsynthese sowie deren Auswirkungen erläutert.
[0070] Anstelle der in Fig. 5 gezeigten Struktur der rekursiven Systeme kann auch verwendet
werden:
eine andere Struktur eines rekursiven Systems mit gleichem Ein-Ausgangsverhalten,
z.B. Regelungsnormalform, Steuerungsnormalform, Zustandsraumstruktur, Leiter (Lattice)-Struktur,
Wellendigitalfilter-Struktur;
eine andere Struktur eines rekursiven Systems, die das Ein-Ausgangsverhalten des Systems
aus Fig. 5 approximiert;
ein nichtrekursives System, das das Ein-Ausgangsverhalten des Systems aus Fig. 5 approximiert.
[0071] Die evtl. gekoppelte Parallelanordnung rekursiver Systeme gemäß Fig. 4 und Fig. 3
stellt eine spezielle Realisierung eines Systems mit mehreren Eingängen und mehreren
Ausgängen (MIMO --- multiple input, multiple output) dar. Anstelle dieser Parallelanordnung
kann auch verwendet werden:
eine andere Struktur eines MIMO-Systems mit gleichem Ein-Ausgangsverhalten,
eine andere Struktur eines MIMO-Systems, die das Ein-Ausgangsverhalten des Systems
aus Fig. 3 und Fig. 4 approximiert.
[0072] Es ist auch eine Parallel- oder Kaskadenanordnung mehrerer Systeme nach Fig. 6 möglich,
wobei das Ausgangssignal eines Systems als Anregung für das nachgeschaltete System
dient. Zusätzlich zu einer Parallel- oder Kaskadenschaltung mehrerer Systeme zur digitalen
Klangsynthese nach Fig. 6 sind auch Kombinationen davon möglich.
[0073] Das System nach Fig. 3 kann das Schwingungsverhalten an ausgewählten Ortspunkten
xn nachbilden. Diese Ortspunkte können zur Verbesserung der Schallfeldrekonstruktion
auch so gewählt werden, dass das gesamte, vom schwingungsfähigen Körper ausgehende
Schallfeld anhand der Syntheseergebnisse an den Punkten
xn exakt oder näherungsweise approximiert werden kann.
[0074] Anstelle der Differentialgleichung (1) für eine Ortskoordinate (x) kann auch eine
entsprechende Differentialgleichung für zwei oder drei Ortskoordinaten als physikalisches
Modell verwendet werden, so daß mehrere Ortsdimensionen nachbildbar sind. Die Ortsfunktionen
Kµ
(xn) in Fig. 4 sind dann ebenfalls von zwei oder drei Ortsdimensionen abhängig.
[0075] Die vorstehend beschriebene Anordnung zur Klangsynthese anhand eines physikalischen
Modells kann auch zur Synthese allgemeiner Schwingungen, d.h. zur Nachbildung von
anderen physikalischen Schwingungsvorgängen dienen, wenn diese durch partielle Differentialgleichungen
beschrieben werden können. Sie stellt dann eine digitale Realisierung zur Nachbildung
von allgemeinen schwingungsfähigen Körpern, Fluiden und Energiefeldern dar.
[0076] Die vorstehend beschriebene Anordnung kann auch zur gleichzeitigen Synthese von Potential-
und Flußgröße dienen. Dazu ist dann nicht von einer skalaren Differentialgleichung,
sondern von einer Vektordifferentialgleichung für Potential- und Flußgröße auszugehen.
[0077] Das hier vorgestellte Verfahren läßt sich z.B. in der Programmiersprache JAVA zur
Implementierung für eine schwingende Instrumentensaite realisieren, die auch die Rotationsträgheit
und Scherung der Saite berücksichtigen kann. Dies wurde von den Erfindern erfolgreich
durchgeführt. In diesem Programm können alle physikalischen Parameter der realen Saite
eingegeben werden, was eine Simulation ihres Schwingungsverhaltens einfach ermöglicht.
[0078] Je nach Programmstruktur lassen sich auch die Nichtlinearitäten, die bei der Anregung
einer Saite auftreten, berücksichtigen, und Echtzeitfähigkeit erreichen.
1. Vorrichtung zur Signalberechnung und -erzeugung, insbesondere zur digitalen Klangsynthese,
mit
einem Rechenwerk (35) zur Berechnung von Koeffizienten in Abhängigkeit von einem
physikalischen Modell (33) eines schwingungsfähigen Systems, wobei die Struktur des
physikalischen Modells (33) in Form von partiellen Differentialgleichungen vorliegt,
und in Abhängigkeit von Parametern (34) des physikalischen Modells (33),
einem Koeffizientenspeicher (36) zur Speicherung der errechneten Koeffizienten,
einer mit dem Koeffizientenspeicher (36) verbundenen Anordnung (38) mehrerer paralleler
rekursiver Systeme (9, 11, 13), welche jeweils Eigenschwingungen des physikalischen
Modells nachbilden und deren Ausgangssignale die Zeitverläufe der einzelnen Eigenschwingungen
beschreiben, wobei diese Ausgangssignale gewichtet aufsummiert werden und das durch
die gewichtete Aufsummierung erhaltene Signal das am Ausgang (40) der Anordnung (38)
abgegebene, zu erzeugende Signal bildet, wobei die rekursiven Systeme mehrere Addierer
(24, 27, 30), zwischen denen Zeitverzögerungsglieder (26, 29) angeordnet sind, deren
Verzögerungs-Zeitkonstante (T) aus der Abtastfrequenz bestimmt ist, und Rückkopplungsschleifen
(25, 28) enthalten, die an die Addierer (24, 27, 30) angeschlossen sind,
einer mit der Anordnung (38) verbundenen Anregungseinrichtung (37), die Erregungssignale
an die Anordnung (38) anlegt, und
einer Steuereinrichtung (39) zur Steuerung des Koeffizientenspeichers (36), der
Anregungseinrichtung (37) und der Anordnung (38), derart, daß die Anordnung (38) mit
den berechneten und gespeicherten Koeffizienten und den Erregungssignalen betrieben
wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die rekursiven Systeme miteinander gekoppelt sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die rekursiven Systeme zur Verabeitung von kontinuierlichen Erregungswerten, Anfangswerten
und Randwerten des zugrundeliegenden Modells in Form von partiellen Differentialgleichungen
ausgelegt sind.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Rechenwerk (35) die Koeffizienten aufgrund der Übertragungsfunktionen eines Schwingungsvorgänge
ausführenden, hinsichtlich seines Schwingungsverhaltens nachgebildeten physikalischen
Modells ermittelt.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an das Rechenwerk (35) als Eingangsgrößen physikalische Parameter angelegt werden,
die die physikalischen, einen Schwingungsvorgang eines zugrundegelegten physikalischen
Modells charakterisierenden Konstanten darstellen, und das Rechenwerk hieraus die
Koeffizienten berechnet.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß im Koeffizientenspeicher (36) als Koeffizienten Multipliziererwerte für die rekursiven
Systeme (9, 11, 13) gespeichert sind.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anregungseinrichtung (37) mindestens eine Signalquelle zur Anregung der Anordnung
(38) enthält.
8. Verfahren zur Signalberechnung und -erzeugung, insbesondere zur digitalen Klangsynthese,
mit den Schritten:
Berechnen von Koeffizienten in einem Rechenwerk (35) in Abhängigkeit von einem physikalischen
Modell (33) eines schwingungsfähigen Systems, wobei die Struktur des physikalischen
Modells (33) in Form von partiellen Differentialgleichungen vorliegt, und in Abhängigkeit
von Parametern (34) des physikalischen Modells (33),
Speichern der errechneten Koeffizienten in einem Koeffizientenspeicher (36),
Nachbilden von Eigenschwingungen des physikalischen Modells in einer mit dem Koeffizientenspeicher
(36) verbundenen Anordnung (38) mehrerer paralleler rekursiver Systeme (9, 11, 13),
deren Ausgangssignale die Zeitverläufe der einzelnen Eigenschwingungen beschreiben,
wobei diese Ausgangssignale gewichtet aufsummiert werden und das durch die gewichtete
Aufsummierung erhaltene Signal das am Ausgang (40) der Anordnung (38) abgegebene,
zu erzeugende Signal bildet, wobei die rekursiven Systeme mehrere Addierer (24, 27,
30), zwischen denen Zeitverzögerungsglieder (26, 29) angeordnet sind, deren Verzögerungs-Zeitkonstante
(T) aus der Abtastfrequenz bestimmt ist, und Rückkopplungsschleifen (25, 28) enthalten,
die an die Addierer (24, 27, 30) angeschlossen sind,
Anlegen von Erregungssignalen an die Anordnung (38) durch eine mit der Anordnung (38)
verbundene Anregungseinrichtung (37), und
Steuern des Koeffizientenspeichers (36), der Anregungseinrichtung (37) und der Anordnung
(38), derart, daß die Anordnung (38) mit den berechneten und gespeicherten Koeffizienten
und den Erregungssignalen betrieben wird.
1. Apparatus for the calculation and the generation signals, particularly for digital
sound synthesis with
a arithmetic unit (35) for the calculation of coefficients depending on a physical
model (33) of a vibratory system, where the structure of the physical model (33) is
available in form of partial differential equations, and in dependence of the parameters
(34) of the physical model (33),
a coefficient memory (36) for the storage of the calculated coefficients,
an arrangement (38) of multiple parallel digital recursive systems (9,11,13) reproducing
the eigenvibrations of the physical model, connected to the cofficient memory (36),
whose output signals result with a weighted summation in the desired signal at the
output (40) of the arrangement (38), whereby the recursive systems contain multiple
adders (24, 27, 30) among which the time delay elements (26,29), whose delay time
constant (T) can be obtained from the sampling frequency, and feedback loops (25,
28), connected to the adders (24,27,30),
an excitation unit (37) connected with the arrangement (38), applying excitation
signals to the arrangement (38) and
a controller unit (39) for controlling the coefficient memory (36), the excitation
unit (37) and the arrangement (38), such that the arrangement (38) is operated with
the calculated and stored coefficients and the excitation signals.
2. Apparatus according to claim 1, characterized by the coupling of the digital recursive systems.
3. Apparatus according to claim 1 or 2, characterized by the design of the parallel recursive systems for processing continuous excitation
functions, initial values and boundary values of the underlying model in form of PDEs.
4. Apparatus according to one of the previous claims, characterized such that the arithmetic
unit (35) determines the coefficients from a transfer function model emulating the
vibrational behaviour of a vibrational physical model.
5. Apparatus according to one of the previous claims, characterized by applying physical parameters, representing the physical constants of a vibrational
process of a physical model, as inputs to the arithmetic unit (35), and from which
the arithmetic unit (35) is calculating the coefficients.
6. Apparatus according to one of the previous claims, characterized by the coefficient memory (36) storing multiplier values for the digital arrangements
(9,11,13) as coefficients.
7. Apparatus according to one of the previous claims, characterized by the excitation unit (37) containing at least one signal source for the excitation
of the arrangement (38).
8. Method for the calculation and for the generation of signals, particularly for digital
sound synthesis with the steps:
Calculation of coefficients in a arithmetic unit (35) in dependency of a physical
model (33) of a vibratory system, whereby the structure of the physical model (33)
is given in form of PDEs and in dependency of parameters (34) of the physical model
(33),
storage of the calculated coefficients in a coefficient memory (36),
emulation of eigenvibrations of the physical model in a arrangement (38) of multiple
parallel recursive systems (9,11,13), whose output signals describe the temporal envelopes
of the single eigenvibrations, connected to the coefficient memory (36), whereby the
weighted output signals are summed up and the signal obtained after the weighted summation,
forming the desired signal at the output (40) of the arrangement (38), whereby the
recursive systems are arranged with multiple adders (24,27,30) between the time delay
units (26,29), whose time delay constant (T) is obtained from the sampling frequency,
and which are containing feedback loops (25,28), that are connected to the adders
(24,27,30),
application of excitation signals to the arrangement (38) using an excitation unit
(37) connected to the arrangement (38), and
control of the coefficient memory (36), of the excitation unit (37) and the arrangement
(38), such that the arrangement (38) is operated with the calculated and stored coefficients
and with the excitation signals.
1. Un dispositif pour le calcul et la génération de signaux, en particulier pour la synthèse
de sons numériques, comprenant
une unité arithmétique (35) pour le calcul de coefficients basé sur un modèle physique
(33) d'un système oscillant, représenté sous la forme des équations aux dérivées partielles,
et par les paramètres (34) du modèle physique (33),
une mémoire de coefficients (36) pour la mémorisation des coefficients calculée,
un dispositif (38) connecté à la mémoire de coefficients (36) comprenant plusieurs
systèmes récursifs en parallèle (9, 11, 13), qui reproduisent chacuns les oscillations
naturelles (ou modes propres) du modèle physique, dont les signaux de sorties s'accumulent
sous la forme d'une somme pondérée dans le signal de sortie (40) du dispositif (38),
les systèmes récursifs sont composés, de plusieurs sommateurs (24, 27, 30) qui sont
disposés entre les lignes à retard (26, 29), dont les constantes retards (T) sont
déterminées à partir de la fréquence d'échantillonnage, et des boucles de contre réaction
(25, 28) qui sont connectés aux sommateurs (24, 27, 30),
une unité d'excitation (37) connectée au dispositif(38), qui l'excite,
et une unité de commande (39) pour la commande de la mémoire de coefficients (36),
de l'unité d'excitation (37) et du dispositif (38), ainsi le dispositif (38) fonctionne
à partir des coefficients calculés et accumulés et des signaux d'excitation.
2. Un dispositif d'après la revendication 1, caractérisé par le fait, que les systèmes récursifs sont couplés ensemble.
3. Un dispositif d'après la revendication 1 ou 2, caractérisé par,
le design des systèmes récursifs en parallèle conçus pour traiter des fonctions d'excitation
continues, les valeurs initiales
et les conditions aux limites du modèle physique sous-jacent représenté sous la forme
des équitations aux dérivées partielles.
4. Un dispositif d'après l'une des revendications précédentes, caractérisé par le fait, que l'unité arithmétique (35) détermine les coefficients en fonction d'un modèle de fonctions
de transfert simulant le comportement vibratoire d'un modèle physique d'un système
oscillant
5. Un dispositif d'après l'une des revendications précédentes, caractérisé par le fait, que l'opérateur arithmétique calcule les coefficients à partir de paramètres physiques
représentant les constantes physiques du système oscillant.
6. Un dispositif d'après l'une des revendications précédentes, caractérisé par le fait, que des valeures gains des systèmes récursifs (9, 11, 13) sont mémoirisées comme coefficients
dans la mémoire des coefficients (36).
7. Un dispositif d'après l'une des revendications précédentes, caractérisé par le fait, que l'unité d'exitation (37) contienne au moins une source de signal pour exciter le
dispositif.
8. Un procédé pour le calcul et la génération de signaux, en particulier pour la synthèse
de sons numériques, comprenant les étapes suivantes :
calculer à l'aide d'une unité arithmétique (35) des coefficients en se basant sur
un modèle physique (33) d'un système oscillant, représenté sous la forme des équations
aux dérivées partielles, et par les paramètres (34) du modèle physique (33),
stocker les coefficients calculés dans une mémoire de coefficients (36)
émuler les vibrations propres du modèle physique par la disposition (38) de multiple
systèmes récursifs en parallèle (9,11,13) dont les signaux de sorties décrivent l'enveloppe
temporelle d'une seule vibration propre connecter à la mémoire de coefficients (36),
dans lesquelles les signaux de sorties pondérés sont sommés pour obtenir le signal
(40) sortie du dispositif (38), dans lequel les systèmes récursifs sont formés de
plusieurs sommateurs (24,27,30) compris en plusieurs lignes à retards (26,29), dont
les retards sont déterminés à partir de la fréquence d'échantillonnage, et des boucles
de contre réaction (25, 28) qui sont connectés aux sommateurs (24, 27, 30),
exciter le dispositif (38) à l'aide de plusieurs signaux issus d'une unité d'excitation
connectée au dispositif (38)
et contrôler le coefficient mémoire (36), de l'unité d'excitation (37) et du dispositif
(38), de manière à ce que le dispositif (38) fonctionne avec les coefficients calculés
et stockés et les signaux d'excitation.