[0001] Die Erfindung betrifft einen Werkstoff für ein Metallband zur Fertigung von elektrischen
Kontaktbauteilen.
[0002] Steckkontaktverbindungen sind in elektrotechnischen Anwendungen weit verbreitet.
Man versteht hierunter grundsätzlich eine mechanische Anordnung aus Stecker und Steckerhülse
zum Öffnen und Schließen einer elektrisch leitenden Verbindung. Steckkontaktverbindungen
kommen in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen zum Einsatz, beispielsweise in der
Kraftfahrzeugelektrik, der Nachrichtentechnik oder der Industrieanlagenelektronik.
[0003] Ein übliches Fertigungsverfahren derartiger Steckkontaktelemente ist, Rohlinge aus
einem Kupfer- bzw. einem Kupferlegierungsband auszustanzen und diese zum Steckkontaktelement
weiter zu verarbeiten. Kupfer hat eine hohe elektrische Leitfähigkeit. Zum Schutz
gegen Korrosion und Verschleiß sowie zur Erhöhung der Oberflächenhärte werden die
Kupfer- bzw. Kupferlegierungsbänder vorab verzinnt. Zinn eignet sich wegen seiner
guten Korrosionsbeständigkeit besonders als Überzugsmaterial für Kupfer. Zum technischen
Standard zählt der Auftrag der Beschichtung im Schmelztauchverfahren.
[0004] In diesem Zusammenhang sind unterschiedlichste Zinnlegierungen zur Oberflächenbeschichtung
des Basiswerkstoffs bekannt, insbesondere auch Zinn-Silber-Legierungen, da diese zu
den sehr guten Kontaktwerkstoffen zählen.
[0005] Durch die europäische Patentschrift 0 443 291 B1 ist es bekannt, bei einem elektrischen
Steckverbinderpaar den Basiswerkstoff eines Steckerelements mit Reinzinn oder einer
Zinn-Blei-Legierung zu beschichten, während das andere Steckerelement eine auf schmelzflüssigem
Wege aufgebrachte härtere Oberflächenbeschichtung aus einer Legierung aufweist, die
bis zu 10 Gew.-% Silber enthält. Neben Silber werden noch eine Reihe weiterer Legierungsmetalle
vorgeschlagen. Dieser Ansatz ist richtungsweisend für die Herstellung qualitativ hochwertiger
Steckverbinder mit gleichbleibend niedrigem Kontaktwiderstand und möglichst geringen
Steck- und Ziehkräften.
[0006] Die DE 36 28 783 C2 offenbart ein elektrisches Verbindungsstück aus einer Kupferlegierung,
die 0,3 bis 2 Gew.-% Magnesium sowie 0,001 bis 0,1 Gew.-% Phosphor aufweist. Die elektrischen
Verbindungsstücke zeichnen sich durch ihre Festigkeit, ihre elektrische Leitfähigkeit
und Spannungsrelaxationseigenschaften bei erhöhten Temperaturen aus. Sie zeigen befriedigende
Gebrauchseigenschaften, selbst wenn sie in kompakter Größe und komplizierter Form
hergestellt sind.
[0007] Zum Stand der Technik zählt durch die DE 43 38 769 A1 auch eine Kupferlegierung zur
Herstellung von elektrischen Steckverbindern mit einer Zusammensetzung von im wesentlichen
0,5 bis 3 Gew.-% Nickel, 0,1 bis 0,9-% Zinn, 0,08 bis 0,8 Gew.-% Silizium, 0,1 bis
3 Gew.-% Zink, 0,007 bis 0,25 Gew.-% Eisen, 0,001 bis 0,2 Gew.-% Phosphor sowie 0,001
bis 0,2 % Magnesium mit dem Hauptbestandteil Kupfer als Rest einschließlich der unvermeidbaren
Verunreinigungen.
[0008] Die bekannten Metallbänder bzw. die Steckverbinder hieraus haben sich in der Praxis
bewährt. Jedoch steigen zunehmend die technischen und qualitativen Anforderungen der
Kontaktbauteile hinsichtlich der mechanischen und elektrischen Eigenschaften. Dies
gilt insbesondere beim Einsatz der Kontaktbauteile unter schwierigen oder aggressiven
Umgebungsbedingungen, beispielsweise für Steckverbinder in der Kraftfahrzeugelektrik
und hier vor allem in der Motorelektronik. Unter solch schwierigen Einsatzbedingungen
können Anforderungen vor allem hinsichtlich Temperaturbeständigkeit, Relaxationsbeständigkeit,
Korrosionsfestigkeit und Haftfestigkeit der Beschichtung auftreten, bei denen die
bekannten Kontaktbauteile an ihre Grenze stoßen. Es kann dann zum Abblättern (Peeling)
der Oberflächenbeschichtung kommen.
[0009] Der Erfindung liegt - ausgehend vom Stand der Technik - die Aufgabe zugrunde, in
ökonomisch vorteilhafter Weise einen Werkstoff für ein Metallband zur Fertigung von
elektrischen Kontaktbauteilen zu schaffen, welcher gute elektrische und mechanische
Eigenschaften mit einer Verbesserung der Haftung zwischen Basiswerkstoff und Beschichtung
vereinigt.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in den Merkmalen des Patentanspruchs
1.
[0011] Danach besteht der Werkstoff aus einer Kupferlegierung mit Nickelanteilen zwischen
0,5 und 3,5 Gew.-%, Siliziumanteilen von 0,08 bis 1,0 Gew.-%, Zinnanteilen von 0,1
bis 1,0 Gew.-%, Zinkanteilen von 0,1 bis 1,0 Gew.-%, Zirkoniumanteilen zwischen 0,005
bis 0,2 Gew.-% und Silberanteilen zwischen 0,02 bis 0,5 Gew.-%.
[0012] Durch den Zinnanteil im Werkstoff sinkt an sich dessen Leitfähigkeit, jedoch steigt
hierdurch die Festigkeit und Zähigkeit. Die Abnahme der Leitfähigkeit wird durch die
Zulegierung von Silber kompensiert. Der Hauptzweck des Silberanteils besteht darin,
als Matrixkomponente unter Temperatureinfluß an Diffusionsvorgängen mit dem Beschichtungswerkstoff
eines Metallbands teilzunehmen und die zu erwartende diffusionsgesteuerte Phasenbildung
intermetallischer Verbindungen zu beeinflussen. Der Silberanteil liegt daher zwischen
0,02 Gew.-% und 0,5 Gew.-%. Zirkonium mit einem Anteil zwischen 0,005 und 0,2 Gew.-%
steigert die Korrosions- und Temperaturbeständigkeit und verbessert die Warmformbarkeit.
[0013] Bevorzugt enthält der Werkstoff einen Silbergehalt von weniger als 0,15 Gew.-% (Patentanspruch
2).
[0014] Ein Mangananteil von weniger als 0,5 Gew.-% fördert die Temperaturbeständigkeit (Patentanspruch
3).
[0015] Magnesium mit einem Anteil von kleiner 0,2 Gew.-% (Patentanspruch 4) verbessert die
Festigkeit und die Spannungsrelaxationseigenschaft bei erhöhter Temperatur der Legierung
bei nur geringfügiger Beeinträchtigung der elektrischen Leitfähigkeit, die auf dem
Hauptbestandteil Kupfer beruht. Magnesium löst sich in der Kupfermatrix.
[0016] Wird Indium gemäß Patentanspruch 5 hinzugefügt, und zwar zwischen 0,1 Gew.-% und
5 Gew.-%, wird zwar der Schmelzpunkt erniedrigt, jedoch insgesamt die Beständigkeit
gegen äußere Bedingungen verbessert. Zusätzlich werden die Löteigenschaften positiv
beeinflußt.
[0017] Wenn entsprechend Patentanspruch 6 Zinn und Zink in einem Verhältnis von etwa 1:1
im Werkstoff enthalten sind, wird der Leitfähigkeitsverlust verringert und die Beschichtbarkeit
erhöht. Ferner wird eine maximale Härtesteigerung bei guter Dehnung im ausgehärteten
Zustand erzielt.
[0018] Das in Patentanspruch 7 angegebene Verhältnis Zinn zu Silber von etwa 1:4 führt zu
Vorteilen bei dem Recycling von mit Zinn beschichteten Metallbändern.
[0019] Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn das Verhältnis Silber zu Zink größer 0,1 ist
(Patentanspruch 8).
[0020] Eine weitere vorteilhafte Eigenschaft wird entsprechend Patentanspruch 9 erzielt,
wenn das Verhältnis Magnesium und Zirkonium größer 0,01 Zinn bemessen ist.
[0021] Das Peelingverhalten des Werkstoffs wird gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
10 deutlich verbessert, wenn das Verhältnis (Nickel + Silizium) zu (Zinn + Zink +
Silber + Magnesium) größer 1,5, jedoch kleiner 4 bemessen ist.
[0022] Das Metallband unter Verwendung des vorstehend beschriebenen Werkstoffs gemäß Patentanspruch
11 zeichnet sich zunächst durch seine guten elektrischen und mechanischen Eigenschaften
aus, insbesondere durch seine gute Leitfähigkeit und Relaxationsbeständigkeit bei
guter Umformbarkeit sowie Ablösebeständigkeit der Beschichtung. Ein stabiler Kontaktübergangswiderstand
ist sichergestellt. Das Metallband weist eine hohe Temperaturbeständigkeit mit niedrigem
Übergangswiderstand auf. Es ist abrieb- und durchriebfest bei höherer Härte, dennoch
ist es gut verformbar und gut lötbar. Die Steck- und Ziehkräfte sind niedrig bei verbesserter
Reibkorrosionsbeständigkeit.
[0023] Darüber hinaus ist das Metallband ökonomisch vorteilhaft, da bei dessen Herstellung
Kupferschrott mit Zinnanteilen eingesetzt werden kann. Im Stoffkreislauf wird eine
ausgeglichene Zinnbilanz erreicht. Hierdurch kann eine gleichbleibende Qualität der
unter Schrotteinsatz hergestellten Metallbänder sichergestellt werden. Durch eine
Abstimmung des Einsatzes von blankem Schrott (CuNiSi-Werkstoff), verzinntem Schrott
und Neumetall (Kupfer) kann je nach Stärke der Zinnauflage des verzinnten Schrotts
ein Basiswerkstoff als Gießprodukt gewonnen werden mit einem Zinngehalt von 0,02 bis
1 Gew.-%. Verfahrensvorteilhaft sind Gießprodukte mit einem Zinngehalt zwischen 0,25
und 0,5 Gew.-%.
[0024] Die intermetallische Phase zwischen dem Basiswerkstoff und der Beschichtung ist feinkörnig
und gleichmäßig. Hieraus resultieren eine gute Umformbarkeit, insbesondere Biegbarkeit,
höhere Scherfestigkeiten und geringe Elastizitätsmodule sowie eine hohe Kriechbeständigkeit
des Metallbands.
[0025] Die Legierungsbestandteile Zink und Silber beeinflussen das Diffusionsverhalten in
der intermetallischen Phase zwischen dem Basiswerkstoff und der gemäß Patentanspruch
12 vorgenommenen Beschichtung aus Zinn-Silber. Die zwangsläufig durch Diffusion von
Kupfer in die Zinnschicht entstehenden Kupfer-Zinn-Phasen werden in ihrer Ausprägung
über Temperatur und Zeit im Sinne einer Verlangsamung und Behinderung der Bildung
speziell der sogenannten Epsilon-Phase beeinflußt. Hierdurch wird eine wesentlich
bessere Festigkeit zwischen Basiswerkstoff und Beschichtung gewährleistet. Damit werden
Ablöseerscheinungen, insbesondere das Abblättern (Peeling) der Beschichtung auch bei
ungünstigen und schwierigen Einsatzbedingungen des Metallbands bzw. der hieraus hergestellten
Steckverbinder zu größeren Temperaturen und längeren Zeiten verschoben.
[0026] Wesentliche Ursache für ein mögliches alterungsbedingtes Versagen der Beschichtung
gerade bei Temperaturen über 150°C ist eine überproportional schnelle Umwandlung der
sogenannten η-Phase (Cu
6Sn
5) in die ε-Phase (Cu
3Sn) hinein bei der Ausbildung, ausgehend von der Phasengrenze zwischen Basiswerkstoff
und Beschichtung aufgrund hoher Diffusionsgeschwindigkeiten. Die Erfindung macht sich
nunmehr die Erkenntnis zu eigen, daß das Vorhandensein der ε-Phase allein nicht notwendigerweise
zu Ablösevorgängen an der Grenze zwischen Basiswerkstoff und Beschichtung führt, auch
nicht bei einem durch den Umformvorgang hervorgerufenen Spannungszustand eines Steckverbinders.
Wird die Ausprägung der ε-Phase unterbunden oder behindert, wirkt sich dies positiv
auf die intermetallische Phase und Langzeitbeständigkeit der Beschichtung aus.
[0027] Zink und Silber sowie das im Werkstoff vorliegende Nickel sind in ihren erfindungsgemäß
vorgesehenen Anteilen geeignet, beim Diffusionsvorgang und ihrer Teilnahme an der
Bildung der intermetallischen Phase speziell durch Anreicherung in der Phasengrenze
die schnelle Umwandlung von der η-Phase zur £-Phase zu unterdrücken bzw. wesentlich
zu verlangsamen mit dem Erfolg eines homogenen hochhaftenden Verbunds zwischen Basiswerkstoff
und Beschichtung.
1. Werkstoff für ein Metallband zur Fertigung von elektrischen Kontaktbauteilen, welcher
- in Gewichtsprozenten ausgedrückt - folgende Zusammensetzung aufweist:
Nickel (Ni) |
0,5 - 3,5 % |
Silizium (Si) |
0,08-1,0 % |
Zinn (Sn) |
0,1 - 1,0% |
Zink(Zn) |
0,1-1,0% |
Zirkonium (Zr) |
0,005 - 0,2 % |
Silber (Ag) |
0,02 - 0,5 %, |
Rest Kupfer einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
2. Werkstoff nach Patentanspruch 1, welcher Silber (Ag) mit einem Anteil kleiner als
0,15 % enthält.
3. Werkstoff nach Patentanspruch 1 oder 2, welcher Mangan (Mn) mit einem Anteil kleiner
als 0,5 % enthält.
4. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, welcher Magnesium (Mg) mit einem
Anteil kleiner als 0,2 % enthält.
5. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 1 bis 4, welcher Indium (In) mit einem Anteil
von 0,1 bis 5 % enthält.
6. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 1 bis 5, in welchem Zinn und Zink in einem
Verhältnis von etwa 1 : 1 enthalten sind.
7. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 1 bis 6, in welchem Zinn und Silber in einem
Verhältnis von etwa 1 : 4 enthalten sind.
8. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 1 bis 7 mit einem Verhältnis Ag größer 0,1
Zn.
9. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 4 bis 8 mit einem Verhältnis (Mg + Zr) größer
0,01 Sn.
10. Werkstoff nach einem der Patentansprüche 4 bis 9, bei welchem das Verhältnis (Ni +
Si) zu (Sn + Zn + Ag + Mg) größer 1,5, jedoch kleiner 4 bemessen ist.
11. Verwendung eines Werkstoffs gemäß einem der Patentansprüche 1 bis 10 für ein beschichtetes,
elektrisch leitfähiges Metallband zur Fertigung von elektrischen Kontaktbauteilen,
insbesondere Teilen von in höheren Temperaturbereichen des Kraftfahrzeugbaus (Motorraum)
einsetzbaren Steckverbindern.
12. Verwendung eines Werkstoffs nach Patentanspruch 11, für ein mit einer Zinn-Silber-Legierung
beschichtetes Metallband.