(19)
(11) EP 1 288 360 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.03.2003  Patentblatt  2003/10

(21) Anmeldenummer: 01120463.3

(22) Anmeldetag:  28.08.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D04B 1/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: H. Stoll GmbH & Co.
72760 Reutlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Stoll, Thomas Dipl.-Ing
    72762 Reutlingen (DE)

(74) Vertreter: Möbus, Daniela, Dr.-Ing. 
Patentanwältin, Kaiserstrasse 85
72764 Reutlingen
72764 Reutlingen (DE)

   


(54) Verfahren zur Bildung von sich über mehrere Nadeln erstreckenden Maschen


(57) Ein Verfahren zur Bildung von Mehrnadelmaschen in einem Gestrick auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei sich gegenüberliegenden Nadelbetten, wobei unter Anwendung einer Split-Stitch-Technik eine Splitmasche gebildet wird, die über mehrere Nadeln ausgedehnt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bildung von sich über mehrere Nadeln erstreckenden Maschen aus Einzelnadelmaschen in einem Gestrickstück auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei sich gegenüberliegenden Nadelbetten.

[0002] Die Bildung von sogenannten Mehrnadelmaschen erfolgt bisher unter Anwendung von Ausdeck-Techniken, mit denen diejenigen Nadeln, die die Mehrnadelmaschen bilden sollen, von Maschen befreit werden. Anschließend wird in den Haken dieser Nadeln ein Faden eingelegt, aber noch keine Masche gebildet. Erst ab der nächsten Strickreihe bilden diese Nadeln dann eine Mehrnadelmasche. Die Mehrnadelmaschen sind somit nicht mit dem vorhergehenden Einzelnadelmaschenstäbchen verbunden, wodurch sich ein kleines Loch am Übergang zwischen Einnadelmaschenstäbchen und Mehrnadelmaschenstäbchen im Gestrick ausbildet. Bei Kleidungsstücken wirken diese Löcher optisch störend. Bei technischen Gestricken stellen die Löcher Schwächungsstellen dar, die die funktionellen Qualitäten des Gestricks beeinträchtigen können.

[0003] Außerdem sind Techniken zur Bildung von Mehrnadelmaschen mit Hilfe von über den Nadelbetten angeordneten Hilfseinrichtungen wie Maschentransferelementen oder dergleichen bekannt, mit denen eine zunächst über nur einer Nadel liegende Masche über eine oder mehrere weitere Nadeln ausgedehnt wird.

[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren vorzuschlagen, mit dem es möglich ist, aus Einzelnadelmaschen Mehrnadelmaschen auf einer Flachstrickmaschine ohne zusätzliche Maschentransferelemente und unter Vermeidung der Ausbildung von Löchern am Übergang zu den Mehrnadelmaschen zu bilden.

[0005] Die Aufgabe wird mit einem Verfahren zur Bildung von sich über mehrere Nadeln erstreckenden Maschen in einem Gestrickstück mit einer Flachstrickmaschine mit mindesens zwei sich gegenüberliegenden Nadelbetten gelöst, wobei ausgehend von einer einnadeligen Grundmasche, der eine freie Nadel im anderen Nadelbett gegenübersteht und bei der in Verbreiterungsrichtung der Masche mindestens eine benachbarte Nadel im selben Nadelbett frei ist, folgende Schritte durchgeführt werden:

a) mit einer Split-Stitch-Technik Umhängen der Grundmasche auf die freie Nadel des gegenüberliegenden Nadelbetts und Bilden einer Splitmasche als Startmasche mit der Nadel, die zuvor die Grundmasche getragen hat,

b) Bewegen des Fadenführers, der über einen Strickfaden mit einem Schenkel der Startmasche verbunden ist, entgegen der Strickrichtung neben die Nadel mit der Startmasche,

c) Umhängen der auf das gegenüberliegende Nadelbett transferierten Grundmasche auf die der Startmasche benachbarte freie Nadel desselben Nadelbetts,

d) Austreiben der Nadeln mit der Grundmasche in Strickposition,

e) Bewegen des Fadenführers in Strickrichtung und Einlegung des mit dem Schenkel der Startmasche verbundenen Fadens in die ausgetriebene Nadel und dadurch Ausdehnung der Startmasche über diese Nadel,

f) ggf. Erstreckung der Startmasche über weitere Nadeln durch Umhängen der Grundmasche mit Split-Stitch-Technik auf die gegenüberliegende freie Nadel und Wiederholung der Schritte b) bis e),

g) Abwerfen der Grundmasche.



[0006] Durch dieses erfindungsgemäße Verfahren wird die erste Mehrnadelmasche direkt aus der letzten Masche des Einzelnadelmaschenstäbchens heraus gebildet, sodass es zu keiner Ausbildung von störenden Löchern im Gestrick kommt. Das erfindungsgemäße Verfahren ist allein mit den Nadeln zweier Nadelbetten ausführbar. Zusätzliche Maschentransferelemente oder dergleichen sind nicht erforderlich.

[0007] Die Herstellung der Splitmasche kann dabei beispielsweise durch Einlegen eines Fadens in die die Grundmasche übergebende Nadel, während die Grundmasche bereits in der gegenüberliegenden Nadel und noch auf der übergebenden Nadel hängt, erfolgen, wobei anschließend der Faden mit der übergebenden Nadel durch die Grundmasche hindurchgezogen wird. Diese Technik ist als solche bekannt und stellt eine einfache Möglichkeit zur Erzeugung einer neuen Masche aus einer alten Masche dar.

[0008] Sollen an mehreren Stellen des Gestricks Mehrnadelmaschen gebildet werden, so können bei Mehrschlossstrickmaschinen mit mehreren Fadenführern an den gewünschten Stellen des Gestricks gleichzeitig unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens solche Mehrnadelmaschen gebildet werden, sofern die Übergangsbereiche von Einzelnadelmaschen zu Mehrnadelmaschen den gleichen Abstand zueinander aufweisen wie die Stricksysteme. Sollen über die Gestrickbreite an mehreren Stellen Mehrnadelmaschen mit beliebigem Abstand zueinander gebildet werden, so müssen sie nacheinander unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellt werden.

[0009] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ergeben sich neue Bildungstechniken sowohl für modische Artikel als auch für technische Gestricke.

[0010] Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens anhand der Zeichnung näher erläutert.

[0011] Es zeigen:
Fig. 1
eine schematische Darstellung eines Gestrickstücks mit Mehrnadelmaschen;
Fig. 2a) - 2d)
eine schematische Fadenverlaufsdarstellung zur Bildung einer Mehrnadelmasche aus einer Einnadelmasche nach einem erfindungsgemäßen Verfahren.


[0012] Das in Fig. 1 gezeigte Gestrickstück ist ein Rechts-Glattgestrick, bei dem in den Strickreihen R1 und R2 mit allen Nadeln jeweils eine Einnadelmasche 20 gebildet wird. Ab der Strickreihe R3 werden mit den Nadeln C und D Zweinadelmaschen 30 gebildet. Dazu wird zunächst die auf der Nadel D in Strickreihe R2 befindliche Masche 50 zur Masche auf der Nadel E dazugehängt, damit die Stricknadel D frei wird. Anschließend wird die Masche 40 auf der Nadel C auch über die Nadel D erstreckt, wobei das in den Fig. 2a) bis d) gezeigte Verfahren angewendet wird.

[0013] Wie Fig. 2a) zeigt, wird eine Masche 40, die die Grundmasche zur Bildung der Mehrnadelmaschen ist, zunächst in der Nadel 4 des vorderen Nadelbetts 2 gehalten. Die benachbarte Nadel 6 desselben Nadelbetts 2 sowie die gegenüberliegende Nadel 5 des gegenüberliegenden Nadelbetts 3 sind leer. Die Mittelebene zwischen den beiden Nadelbetten 2 und 3 ist mit 1 bezeichnet. Die Bezugsziffern 41 und 42 kennzeichnen die beiden Schenkel der Masche 40.

[0014] Gemäß Fig. 2b) wird anschließend unter Anwendung einer Split-Stitch-Technik die Grundmasche 40 auf die der Nadel 4 des vorderen Nadelbetts 2 gegenüberliegende Nadel 5 des hinteren Nadelbetts 3 umgehängt. Gleichzeitig wird eine neue Masche 10 als Splitmasche mit der vorderen Nadel 4 gebildet. Die Masche 10 ist die Startmasche, aus der die erste Mehrnadelmasche gebildet wird. Ihr einer Schenkel 11 ist mit dem hier nicht näher dargestellten restlichen Gestrick verbunden. Der zweite Schenkel 12 ist über den Strickfaden 61 mit einem Fadenführer 60 verbunden. Der Fadenführer 60 verfährt anschließend, wie Fig. 2c) zeigt, entgegen der Strickrichtung bis über die Nadel 4 hinaus. Dadurch ist es nun möglich, die Grundmasche 40 von der Nadel 5 des hinteren Nadelbetts 3 auf die benachbarte freie Nadel 6 des vorderen Nadelbetts 2 durch eine entsprechende Versatzbewegung der Nadelbetten 2, 3 umzuhängen. Der Schenkel 12 ist dann zwischen den beiden Schenkeln 41 und 42 der umgehängten Grundmasche 40 frei beweglich.

[0015] In Fig. 2d) wird nun die Nadel 6 in Strickposition ausgetrieben und der Fadenführer 60 in Strickrichtung verfahren und dabei der Strickfaden 61 in die Nadel 6 eingelegt. Dies führt dazu, dass aus der Einnadelmasche 10 nun die erste Mehrnadelmasche 30 entsteht, die sich über die beiden Nadeln 4 und 6 erstreckt. Durch anschließendes Zurückziehen der Nadel 6 wird die Grundmasche 40 abgeworfen. Sie hängt nun in den Schenkeln 11 und 32 der Masche 30.

[0016] Selbstverständlich ist es jederzeit möglich, die Masche 30 über mehr als nur zwei Nadeln 4 und 6 hinaus auszudehnen. Dazu wird anstelle eines Abwerfens der Grundmasche 40 die Grundmasche 40 mit Split-Stitch-Technik auf die gegenüberliegende freie Nadel 7 des hinteren Nadelbetts 3 umgehängt und anschließend die in den Fig. 2c) und 2d) gezeigten Schritte wiederholt.


Ansprüche

1. Verfahren zur Bildung von sich über mehrere Nadeln erstreckenden Maschen aus Einzelnadelmaschen in einem Gestrickstück mit einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei sich gegenüberliegenden Nadelbetten, ausgehend von einer einnadeligen Grundmasche, der eine freie Nadel im anderen Nadelbett gegenübersteht und bei der in Verbreiterungsrichtung der Masche mindestens eine benachbarte Nadel im selben Nadelbett frei ist, gekennzeichnet durch die Schritte:

a) mit einer Split-Stitch-Technik Umhängen der Grundmasche (40) auf die freie Nadel (5) des gegenüberliegenden Nadelbetts (3) und Bilden einer Splitmasche (10) als Startmasche mit der Nadel (4), die zuvor die Grundmasche (40) getragen hat,

b) Bewegen des Fadenführers (60), der über einen Strickfaden (61) mit einem Schenkel (12) der Startmasche (10) verbunden ist, entgegen der Strickrichtung neben die Nadel (4) mit der Startmasche (10),

c) Umhängen der auf das gegenüberliegende Nadelbett (3) transferierten Grundmasche (40) auf die der Startmasche (10) benachbarte freie Nadel (6) desselben Nadelbetts (2),

d) Austreiben der Nadel (6) mit der Grundmasche (40) in Strickposition,

e) Bewegen des Fadenführers (60) in Strickrichtung und Einlegen des mit dem Schenkel (12) der Startmasche (10) verbundenen Fadens (61) in die ausgetriebene Nadel (6) und dadurch Ausdehnung der Startmasche (10) über diese Nadel (6),

f) ggf. Erstreckung der Startmasche (10) über weitere Nadeln durch Umhängen der Grundmasche (40) mit Split-Stitch-Technik auf die gegenüberliegende freie Nadel (7) und Wiederholung der Schritte b) bis e),

g) Abwerfen der Grundmasche.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Herstellen der Splitmasche (10) durch Einlegen eines Fadens 61 in die die Grundmasche (40) übergebende Nadel (4), während die Grundmasche (40) bereits in der gegenüberliegenden Nadel (5) und noch auf der übergebenden Nadel (4) hängt, und durch das Durchziehen des Fadens (61) mit der übergebenden Nadel (4) durch die Grundmasche (40) hindurch erfolgt.
 




Zeichnung













Recherchenbericht