[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Aerogelen zur Trittschalldämmung.
[0002] Im Rahmen dieser Schrift wird unter Körperschall sich in festen Stoffen ausbreitender
Schall verstanden. Unter Trittschall wird der Schall verstanden, der z.B. beim Begehen
einer Decke oder Verrücken von Stühlen als Körperschall entsteht und teilweise als
Luftschall abgestrahlt wird (Firmenschrift der Rhinolith Dämmstoffe GmbH; Technische
Informationen: In 150 Bauphysik 6/96; sowie Reichardt, W.; Grundlagen der technischen
Akustik; Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig; 1968).
[0003] Konventionelle Körperschall- und Trittschalldämmstoffe auf Basis von Polystyrol,
Polyolefinen und Polyurethanen werden unter Verwendung von Treibmitteln, wie z.B.
FCKW's, CO
2 oder Pentan hergestellt. Die durch das Treibmittel verursachte Zellenstruktur des
Schaumstoffs ist für das hohe Körper- und Trittschalldämmvermögen verantwortlich.
Derartige Treibmittel belasten jedoch die Umwelt, da sie langsam in die Atmosphäre
entweichen.
[0004] Andere Körper- und Trittschalldämmstoffe auf Basis von Mineral- oder Glasfaserwolle
können bei ihrer Herstellung, Montage und Demontage sowie während der Dauer Ihres
Einsatzes Fasern und/oder Faserbruchstücke emittieren. Dies führt zu einer Belastung
der Umwelt und der Menschen, die mit diesen Stoffen umgehen bzw. ihnen ausgesetzt
sind.
[0005] Aerogele, insbesondere solche mit Porositäten über 60 % und Dichten unter 0,6 g/cm
3 weisen eine äußerst geringe thermische Leitfähigkeit auf. Sie finden deshalb Anwendung
als Wärmeisolationsmaterial, wie z. B. in der EP-A-0 171 722 beschrieben. Daneben
hat die Schallgeschwindigkeit in Aerogelen einen für Feststoffe sehr geringen Wert,
was sich zur Herstellung von Luftschalldämmaterialien nutzen läßt.
[0006] Aerogele im weiteren Sinn, d.h. im Sinne von "Gel mit Luft als Dispersionsmittel",
werden durch Trocknung eines geeigneten Gels hergestellt. Unter den Begriff "Aerogel"
in diesem Sinne fallen Aerogele im engeren Sinn, Xerogele und Kryogele. Dabei wird
ein getrocknetes Gel als Aerogel im engeren Sinn bezeichnet, wenn die Flüssigkeit
des Gels bei Temperaturen oberhalb der kritischen Temperatur und ausgehend von Drücken
oberhalb des kritischen Druckes weitestgehend entfernt wird. Wird die Flüssigkeit
des Gels dagegen unterkritisch, beispielsweise unter Bildung einer Flüssig-Dampf-Grenzphase
entfernt, dann bezeichnet man das entstandene Gel vielfach auch als Xerogel.
[0007] Bei der Verwendung des Begriffs Aerogele in der vorliegenden Anmeldung handelt es
sich um Aerogele im weiteren Sinn, d.h. im Sinn von "Gel mit Luft als Dispersionsmittel".
[0008] Verschiedene Verfahren zur Herstellung von Aerogelen durch über- bzw. unterkritische
Trocknung werden z.B. in der EP-A-0 396 076, der WO 92/03378, der WO 94/25149, der
WO 92/20623 und der EP-A-0 658 513 offenbart.
[0009] Die durch überkritische Trocknung erhaltenen Aerogele sind im allgemeinen hydrophil
oder nur kurzzeitig hydrophob, wohingegen unterkritisch getrocknete Aerogele bedingt
durch ihr Herstellungsverfahren (im allgemeinen Silylierung vor der Trocknung) dauerhaft
hydrophob sind.
[0010] Darüber hinaus lassen sich Aerogele grundsätzlich auch in anorganische und organische
Aerogele unterteilen, wobei anorganische Aerogele schon seit 1931 bekannt sind (S.S.Kistler,
Nature 1931,127,741), und wohingegen organische Aerogele aus den unterschiedlichsten
Ausgangsmaterialien, z.B. aus Melaminformaldehyd, erst seit einigen Jahren bekannt
sind (R.W. Pekala, J. Mater. Sci. 1989, 24, 3221).
[0011] Bekannt sind aerogelhaltige Verbundmaterialien, die aufgrund ihrer geringen Wärmeleitung
als Wärmedämmaterialien eingesetzt werden. Derartige Verbundmaterialien werden beispielsweise
in der EP-A-0 340 707, der EP-A-0 667 370, der WO 96/12683, der WO 96/15997, der WO
96/15998, der DE-A-44 30 642 und der DE-A-44 30 669 offenbart.
[0012] In DE-A 44 30 642, der DE-A 44 30 669, der WO 96/19607, der US 5 306 555 und der
deutschen Patentanmeldung 195 33 564.3 wird darüber hinaus das Luftschalldämmverhalten
aerogelhaltiger Verbundmaterialien offenbart.
[0013] Von großem Vorteil wäre ein Material, das neben guten Wärmeisolationseigenschaften
gleichzeitig über gute Körper- und/oder Trittschalldämmeigenschaften verfügt.
[0014] Im besonderen gilf dies für Isolationsaufgaben in der Gebäudetechnik. Als Beispiel
sei die Trittschalldämmung im Fußbodenbereich erwähnt. Hier würde der Einsatz eines
derartigen Dämmaterials zu geringeren Isolationshöhen und damit zu einem Gewinn an
Raumhöhe führen. Bei gleichbleibender Raumhöhe ließe sich so der Baumaterialbedarf
sowie die Bauhöhe eines mehrgeschossigen Gebäudes reduzieren. Besitzt das derartige
Dämmaterial zudem eine geringere Dichte als bisherige Dämmkonstruktionen, so hat dies
positive Auswirkungen auf die gesamte Statik, da das Gebäude insgesamt leichter ausgeführt
werden kann. Ist ein System, das ein derartiges Dämmaterial enthält, unabhängig von
der äußeren Witterung montier- bzw. verarbeitbar und benötigt keine oder nur geringe
Trocknungs- bzw. Abbindezeiten, führt dies zu einer großen Zeit- und damit Kostenersparnis
bei der Errichtung des gesamten Gebäudes.
[0015] Ein weiteres Einsatzgebiet derartiger Dämmmaterialien ist die Isolierung zwischen
Einzelfundamenten, wie z. B. Maschinenfundamenten, oder Fundamenten getrennt gegründeter
Gebäude bzw. Gebäudeteile.
[0016] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, einerseits neue Materialien zu entwickeln,
die für die Körper- und Trittschalldämmung geeignet sind, die einfach sowie in beliebiger
Form hergestellt werden können sowie am Ort der Verwendung noch in ihrer Größe veränderbar
sind, und andererseits nach neuen Anwendungen für Aerogele zu suchen.
[0017] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Verwendung von Aerogel-Partikeln zur Trittschalldämmung,
die dadurch gekennzeichnet ist, daß die Größe der Aerogel-Partikel im Bereich von
50 µm bis 10 mm liegt.
[0018] Im allgemeinen verwendete Aerogele sind solche auf Basis von Metalloxiden, die für
die Sol-Gel-Technik geeignet sind (C. J. Brinker, G.W. Scherer, Sol-Gel-Science, 1990,
Kap. 2 und 3), wie beispielsweise Si oder AI-Verbindungen, oder solche auf der Basis
organischer Stoffe, die für die Sol-Gel-Technik geeignet sind, wie Melaminformaldehydkondensate
(US-A-5,086,085) oder Resorcinformaldehydkondensate (US-A-4,873,218).Es können auch
Mischungen der oben genannten Materialien verwendet werden. Bevorzugt verwendet werden
Aerogele, enthaltend Si-Verbindungen und insbesondere SiO
2-Aerogele.
[0019] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weisen die Aerogel-Partikel dauerhaft
hydrophobe Oberflächengruppen auf. Geeignete Gruppen zur dauerhaften Hydrophobisierung
sind beispielsweise Silylgruppen der allgemeinen Formel -Si(R)
n, wobei n = 1, 2 oder 3 ist, vorzugsweise trisubstituierte Silylgruppen, wobei die
Reste R im allgemeinen unabhängig voneinander gleich oder verschieden je ein Wasserstoffatom
oder ein nicht reaktiver, organischer, linearer, verzweigter, cyclischer, aromatischer
oder heteroaromatischer Rest, vorzugsweise C
1-C
18-Alkyl oder C
6-C
14-Aryl, besonders bevorzugt C
1-C
6-Alkyl, Cyclohexyl oder Phenyl, insbesondere Methyl oder Ethyl, sind. Besonders vorteilhaft
zur dauerhaften Hydrophobisierung des Aerogels ist die Verwendung von Trimethylsilylgruppen.
Die Einbringung dieser Gruppen kann, wie z. B. in der WO 94/25149 oder der deutschen
Patentanmeldung 196 48 798.6 beschrieben, erfolgen, oder durch Gasphasenreaktion zwischen
dem Aerogel und beispielsweise einem aktivierten Trialkylsilanderivat, wie z.B. einem
Chlortrialkylsilan oder einem Hexaalkyldisilazan (vergleiche R. Iler, The Chemistry
of Silica, Wiley & Sons, 1979), geschehen. Verglichen mit OH-Gruppen vermindern die
so hergestellten hydrophoben Oberflächengruppen weiterhin den dielektrischen Verlustfaktor
und die Dielektrizitätskonstante.
[0020] Aerogel-Partikel mit hydrophilen Oberflächengruppen können je nach Luftfeuchtigkeit
Wasser adsorbieren, was dazu führt, daß die Dielektrizitätskonstante und der dielektrische
Verlustfaktor mit der Luftfeuchtigkeit variieren können. Dies ist für elektronische
Anwendungen oft nicht erwünscht. Die Verwendung von Aerogel-Partikeln mit hydrophoben
Oberflächengruppen verhindert diese Variation, da kein Wasser adsorbiert wird. Die
Auswahl der Reste richtet sich außerdem nach der typischen Anwendungstemperatur.
[0021] Darüber hinaus gilt, daß die thermische Leitfähigkeit der Aerogele mit zunehmender
Porosität und abnehmender Dichte abnimmt. Bevorzugt sind deshalb Aerogele mit Porositäten
über 60 % und Dichten unter 0,6 g/cm
3. Besonders bevorzugt sind Aerogele mit Dichten unter 0,2 g/cm
3.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform werden die Aerogel-Partikel in Form eines Verbundmaterials
eingesetzt, wobei prinzipiell alle aus dem Stand der Technik bekannten aerogelhaltigen
Verbundmaterialien geeignet sind.
[0023] Besonders bevorzugt ist ein Verbundmaterial das 5 bis 97 Vol.-% Aerogel-Partikel
und mindestens ein Bindemittel enthält.
[0024] Das Bindemittel bildet eine Matrix, die die Aerogel-Partikel verbindet bzw. umschließt
und sich als durchgehende Phase durch das gesamte Verbundmaterial zieht.
[0025] Bei einem Gehalt an Aerogel-Partikel, der signifikant unter 5 Vol.-% in der Zusammensetzung
liegt, würde aufgrund des niedrigen Anteils der Aerogel-Partikel in der Zusammensetzung
deren positive Eigenschaften in hohem Maße verloren gehen. Eine solche Zusammensetzung
würde nicht mehr die guten Körper- und/oder Trittschalldämmeigenschaften aufweisen.
[0026] Ein Gehalt an Aerogel-Partikel, der signifikant über 97 Vol.-% liegt, würde zu einem
Gehalt an Bindemittel von unter 3 Vol.-% führen. In diesem Fall wäre dessen Anteil
zu niedrig, um eine ausreichende Verbindung der Aerogel-Partikel untereinander, sowie
mechanische Druck- und Biegefestigkeit zu gewährleisten.
[0027] Vorzugsweise liegt der Anteil der Aerogel-Partikel im Bereich von 10 bis 97 Vol.-%
und besonders bevorzugt im Bereich von 40 bis 95 Vol.-%.
[0028] Ein besonders hoher Anteil an Aerogel-Partikeln läßt sich im Verbundmaterial durch
Verwendung einer geeigneten Verteilung der Korngrößen erreichen.
[0029] Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Aerogel-Partikeln, die eine logarithmische
Normalverteilung der Korngröße aufweisen.
[0030] Um einen möglichst hohen Füllgrad zu erreichen, ist es ebenfalls günstig, wenn die
Aerogel-Partikel klein sind im Verhältnis zur Gesamtdicke des Formteiles. Ferner sind
große Aerogel-Partikel empfindlich gegenüber mechanischer Beschädigung. Vorzugsweise
liegt deshalb die Größe der Aerogel-Partikel im Bereich von 50 µm bis 10 mm, besonders
bevorzugt zwischen 200 µm und 5 mm.
[0031] Grundsätzlich sind alle bekannten organischen und anorganischen Bindemittel zur Herstellung
der Verbundmaterialien geeignet. Dabei ist nicht entscheidend, ob das Bindemittel
amorph, semikristallin und/oder kristallin vorliegt. Das Bindemittel wird entweder
in flüssiger Form, d.h. als Flüssigkeit. Schmelze. Lösung, Dispersion oder Suspension
verwendet, oder ober als festes Pulver eingesetzt.
[0032] Es können sowohl physikalisch als auch chemisch härtende EinkomponentenSysteme sowie
Zwei- bzw. Mehrkomponenten-Systeme bzw. Mischungen derselben verwendet werden. Das
Bindemittel kann auch in geschäumter Form vorliegen.
[0033] Beispiele für Bindemittel die als Flüssigkeit, Schmelze, Lösung, Dispersion, Suspension
oder als festes Pulver verwendet werden können sind Acrylate, Aluminiumphosphate,
Cyanacrylate, Cycloolefin-Copolymere, Epoxidharze, Ethylenvinylacetat-Copolymere,
Formaldehydkondensate, Harnstoffharze, Melaminformaldehydharze, Methacrylate, Phenolharze,
Polyamide, Polybenzimidazole, Polyethylenterephthalate. Polyethylenwachse, Polyimide,
Polystyrole, Polyurethane, Polyvinylacetate, Polyvinylalkohole, Polyvinylbutyrale,
Resorcinharze, Silikone und Silikonharze.
[0034] Das Bindemittel wird im allgemeinen in einer Menge von 3 bis 95 Vol.-% des Verbundmaterials
verwendet, vorzugsweise in einer Menge von 3 bis 90 Vol.-% und besonders bevorzugt
in einer Menge von 5 bis 60 Vol.-%. Die Auswahl des Bindemittels erfolgt je nach den
gewünschten mechanischen und thermischen Eigenschaften des Verbundmaterials.
[0035] Bei der Auswahl der Bindemittel wählt man darüber hinaus vorzugsweise solche Produkte
aus, die im wesentlichen nicht in das Innere der porösen Aerogel-Partikel eindringen.
Das Eindringen des Bindemittels in das Innere der Aerogel-Partikel kann außer über
die Auswahl des Bindemittels auch über verschiedene Parameter, wie z.B. Druck, Temperatur
und Verarbeitungszeit, beeinflußt werden.
Darüber hinaus kann das Verbundmaterial auch noch bis zu 85 Vol.-% an Füllstoffen
enthalten. Zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften können dazu insbesondere
Fasern, Vliese, Gewebe, Filze sowie Reste bzw. Abfälle derselben eingesetzt werden.
Zu diesem Zweck können auch Folienschnipsel und/oder Folienreste verwendet werden.
[0036] Des weiteren kann das Verbundmaterial weitere Füllstoffe z.B. zur Färbung, zur Erzielung
besonderer dekorativer Effekte oder zur Einstellung der Haftung von Klebern auf der
Oberfläche enthalten.
[0037] Vorzugsweise liegt der Anteil der Füllstoffe, bezogen auf das Verbundmaterial, unter
70 % und besonders bevorzugt im Bereich von 0 bis 50 Vol.-%.
[0038] Werden Aerogel-Partikel mit hydrophoben Oberflächengruppen in Verbindung mit hydrophoben
Bindemitteln verwendet, erhält man ein hydrophobes Verbundmaterial.
[0039] Sollte das Verbundmaterial aufgrund des verwendeten Bindemittels und/oder aufgrund
von hydrophilen Aerogel-Partikeln hydrophil sein, kann gegebenenfalls eine nachträgliche
Behandlung erfolgen, die dem Verbundmaterial hydrophobe Eigenschaften verleiht. Dazu
eignen sich alle dem Fachmann für diesen Zweck bekannten Stoffe, die dem Verbundmaterial
eine hydrophobe Oberfläche verleihen, wie z. B. Lacke, Folien, Silylierungsmittel,
Silikonharze sowie anorganische und/oder organische Bindemittel.
[0040] Weiterhin können auch beim Verkleben sogenannte "coupling agents" eingesetzt werden.
Sie bewirken einen besseren Kontakt der Bindemittel mit der Oberfläche der Aerogel-Partikel
und können darüber hinaus eine feste Bindung sowohl mit den Aerogel-Partikeln als
auch mit dem Bindemittel oder gegebenenfalls den Füllstoffen eingehen.
[0041] Die erfindungsgemäß aus Aerogel-Granulat hergestellten Formkörper weisen vorzugsweise
eine Dichte von weniger als 0,6 g/cm
3 und vorzugsweise eine Verbesserung der Körper- bzw. Trittschalldämmung von mehr als
12 dB auf. Besonders bevorzugt liegt die Verbesserung der Körper- bzw. Trittschalldämmung
über 14 dB.
[0042] Die Brandklasse des Verbundmaterials wird durch die Brandklasse des Aerogels und
des Bindemittels bestimmt. Um eine möglichst günstige Brandklasse des Verbundmaterials
zu erhalten (schwer entflammbar oder unbrennbar), können die Verbundmaterialien noch
mit geeigneten Materialien kaschiert werden, wie z. B. Silikonharzklebstoffen. Weiterhin
ist die Verwendung von dem Fachmann bekannten Brandschutzmitteln möglich. Darüber
hinaus sind auch sämtliche dem Fachmann bekannten Beschichtungen möglich, die z. B.
schmutzabweisend und/oder hydrophob sind.
[0043] Das aerogelhaltige Verbundmaterial kann dadurch hergestellt werden, daß man Aerogel
und Bindemittel mischt, in die gewünschte Form bringt und aushärtet.
[0044] Bei der Herstellung der Verbundmaterialien werden die Aerogel-Partikel mittels mindestens
einem Bindemittel miteinander verbunden. Die Verbindung der einzelnen Partikel miteinander
kann dabei quasi punktförmig erfolgen. Eine solche oberflächliche Beschichtung kann
beispielsweise durch Besprühen der Aerogel-Partikel mit dem Bindemittel (z.B. als
Lösung, Schmelze, Suspension oder Dispersion) erreicht werden. Die beschichteten Partikel
werden dann beispielsweise zu einem Formkörper gepreßt und ausgehärtet.
[0045] In einer bevorzugten Ausführungsform wird zusätzlich auch das Zwickelvoiumen zwischen
den einzelnen Partikeln ganz oder teilweise vom Bindemittel ausgefüllt. Eine solche
Zusammensetzung läßt sich beispielsweise herstellen, indem man die Aerogel-Partikel
mit einem pulverförmigen Bindemittel mischt in die gewünschte Form bringt und aushärtet.
[0046] Das Mischen kann dabei in jeder nur denkbaren Weise durchgeführt werden. So ist es
einerseits möglich, die mindestens zwei Komponenten gleichzeitig in die Mischvorrichtung
einzubringen, andererseits kann aber auch eine der Komponenten vorgelegt und die andere(n)
dann zugesetzt werden.
[0047] Auch die für das Mischen notwendige Mischvorrichtung ist in keinster Weise beschränkt.
Es kann jede dem Fachmann für diesen Zweck bekannte Mischvorrichtung verwendet werden.
Der Mischvorgang wird solange durchgeführt, bis eine annähernd gleichmäßige Verteilung
der Aerogel-Partikel in der Zusammensetzung vorliegt. Dabei kann der Mischvorgang
sowohl über die Zeitdauer als auch beispielsweise über die Geschwindigkeit der Mischvorrichtung
geregelt werden.
[0048] Danach erfolgt die Formgebung und das Aushärten des Gemisches, was je nach Art des
Bindemittels durch Erwärmen und/oder Verdampfen des verwendeten Lösungs- und/oder
Dispersionsmittels oder aber, bei Verwendung von Schmelzen, durch Abkühlen unter die
Schmelztemperatur des Bindemittels oder durch chemische Reaktion des Bindemittels
bzw. der Bindemittel erfolgt.
[0049] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Gemisch verpreßt. Dabei ist es dem
Fachmann möglich, für den jeweiligen Anwendungszweck die geeignete Presse und das
geeignete Preßwerkzeug auszuwählen. Aufgrund des hohen Luftanteils der aerogelhaltigen
Preßmassen ist der Einsatz von Vakuumpressen vorteilhaft. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden die aerogelhaltigen Preßmassen zu Platten verpreßt. Um ein Anbacken der Preßmasse
an das Preßwerkzeug, beispielsweise Preßstempel, zu vermeiden, kann das zu verpressende,
aerogelhaltige Gemisch mit Trennpapier bzw. Trennfolie gegen das Preßwerkzeug abgetrennt
werden. Die mechanische Festigkeit der aerogelhaltigen Platten kann durch Auflaminieren
von Geweben, Folien, Hartfolien oder Hartfaserplatten auf die Plattenoberfläche verbessert
werden. Die Gewebe, Folien, Hartfolien oder Hartfaserplatten können sowohl nachträglich
als auch bei der Herstellung des Verbundmaterials auf die aerogelhaltigen Platten
aufgebracht werden. Letzteres ist bevorzugt und kann vorzugsweise in einem Arbeitsschritt
durch Einlegen der Gewebe, Folien, Hartfolien oder Hartfaserplatten in die Preßform
und Auflegen auf die zu verpressende, aerogelhaltige Preßmasse und anschließendes
Verpressen unter Druck und Temperatur zu einer aerogelhaltigen Verbundplatte erfolgen.
[0050] Das Verpressen findet in Abhängigkeit vom verwendeten Bindemittel im allgemeinen
bei Pressdrücken von 1 bis 1000 bar in beliebigen Formen statt. Zur Aushärtung kann
das Gemisch während des Preßvorgangs auf Temperaturen von 0°C bis 300°C gebracht werden.
Es ist aber auch möglich das Gemisch bei Temperaturen, die signifikant unter denen
zur Aushärtung verwendeten liegen, zu verpressen und anschließend ohne Ausübung eines
Druckes auszuhärten.
[0051] Bei Verbundmaterialien, die einen besonders hohen Volumenanteil an Aerogel-Partikeln
enthalten und deren Wärmeleitfähigkeit entsprechend schlecht ist, kann zusätzlich
mit Hilfe geeigneter Strahlungsquellen Wärme in die Platten gebracht werden. Koppelt,
wie im Falle von Polyvinylbutyralen, das verwendete Bindemittel mit Mikrowellen, so
ist diese Strahlungsquelle bevorzugt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben,
ohne dadurch beschränkt zu werden.
[0052] Die Aerogele wurden analog dem in der DE-A-43 42 548 offenbarten Verfahren hergestellt.
[0053] Die Wärmeleitfähigkeiten der Aerogel-Granulate wurden mit einer Heizdrahtmethode
(siehe z.B. O. Nielsen, G. Rüschenpöhler, J. Groß, J. Fricke, High Temperatures-High
Pressures, Vol. 21, 267 - 274 (1989)) gemessen. Die Wärmeleitfähigkeiten der Formkörper
wurden nach DIN 52612 gemessen. Als Maß für die Verbesserung der Körper- bzw. Trittschalldämmung
wurde das Trittschallverbesserungsmaß nach DIN 52210 bestimmt.
Beispiel 1
Formkörper aus 50 Vol.-% Aerogel und 50 Vol.-% Polyvinylbutyral
[0054] Es werden 50 Vol.-% hydrophobes Aerogel-Granulat (Festkörperdichte 130 kg/m
3) und 50 Vol.-% eines Polyvinylbutyralpulvers (Festkörperdichte 1100 kg/m
3) innig vermischt. Das prozentuale Volumen bezieht sich dabei auf das Zielvolumen
des Formkörpers. Das hydrophobe Aerogel-Granulat hat eine Korngröße größer 650 µm,
eine BET-Oberfläche von 640 m
2/g und eine Wärmeleitfähigkeit von 11 mW/mK. Als Polyvinylbutyralpulver wird Mowital®
(Polymer F) (Hoechst AG) mit einer Körnung um 50 µm verwendet.
[0055] Der Boden der Preßform wird mit Trennpapier ausgelegt. Darauf wird die aerogelhaltige
Preßmasse gleichmäßig verteilt und das ganze mit einem Trennpapier abgedeckt. Es wird
bei 220°C für 30 Minuten auf eine Dicke von 18 mm gepreßt.
[0056] Der erhaltene Formkörper hat eine Dichte von 280 kg/m
3 und eine Wärmeleitfähigkeit von 40 mW/mK. Das Trittschallverbesserungsmaß beträgt
19 dB.
Beispiel 2
Formkörper aus 80 Vol.-% Aerogel, 18 Vol.-% Polyvinylbutyral und 2 Vol.-% Polyethylenterephthalatfasern
[0057] Es werden 80 Vol.-% hydrophobes Aerogel-Granulaf (Festkörperdichte 130 kg/m
3) und 18 Vol.-% eines Polyvinylbutyralpulvers (Festkörperdichte 1100 kg/m
3) und 2 Vol.-% Polyethylenterephthalatfasern innig vermischt. Das prozentuale Volumen
bezieht sich dabei auf das Zielvolumen des Formkörpers. Das hydrophobe Aerogel-Granulat
hat eine Korngröße größer 650 µm. eine BET-Oberfläche von 640 m
2/g und eine Wärmeleitfähigkeit von 11 mW/mK. Als Polyvinylbutyralpulver wird Mowital®
(Polymer F) (Hoechst AG) mit einer Körnung um 50 µm verwendet. Ais Fasermaterial werden
Trevira® Hochfest Fasern (Hoechst AG) verwendet.
[0058] Der Boden der Preßform wird mit Trennpapier ausgelegt. Darauf wird die aerogelhaltige
Preßmasse gleichmäßig verteilt und das ganze mit einem Trennpapier abgedeckt. Es wird
bei 220°C für 30 Minuten auf eine Dicke von 18 mm gepreßt.
[0059] Der erhaltene Formkörper hat eine Dichte von 250 kg/m
3 und eine Wärmeleitfähigkeit von 25 mW/mK. Das Trittschallverbesserungsmaß beträgt
22 dB.
Beispiel 3
Formkörper aus 90 Vol.-% Aerogel und 10 Vol.-% Dispersionsklebstoff
[0060] Es werden 90 Vol.-% hydrophobes Aerogel-Granulat (Festkörperdichte 130 kg/m
3) mit 10 Vol.-% der Mowilith®-Dispersion VDM1340 in einem Mischer besprüht. Das prozentuale
Volumen bezieht sich dabei auf dos Zielvolumen des trockenen Formkörpers. Das hydrophobe
Aerogel-Granulat hat eine Korngröße größer 650 µm, eine BET-Oberfläche von 640 m
2/g und eine Wärmeleitfähigkeit von 11 mW/mK. Als Dispersionsklebstoff wird die Mowilith®-Dispersion
VDM1340 (Hoechst AG) verwendet.
[0061] Der Boden der Preßform wird mit Trennpapier ausgelegt. Darauf wird die aerogelhaltige
Preßmasse gleichmäßig verteilt und das ganze mit einem Trennpapier abgedeckt. Es wird
bei 190°C für 15 Minuten auf eine Dicke von 18 mm gepreßt.
[0062] Der erhaltene Formkörper hat eine Dichte von 200 kg/m
3 und eine Wärmeleitfähigkeit von 29 mW/mK. Das Trittschallverbesserungsmaß beträgt
24 dB.