[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich allgemein auf das Gebiet der Aufkohlung und
insbesondere auf eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Messen und/oder Regeln der
Aufkohlungsatmosphäre in einer Vakuumgasaufkohlungsanlage.
[0002] Vakuumgasaufkohlungsanlagen sind in der Technik bekannt. Eine Vakuumgasaufkohlungsanlage
weist üblicherweise eine Einschleuskammer, eine oder mehrere Aufkohlungskammern sowie
eine Abschreckkammer auf. Die Kammern sind alle miteinander verbunden und durch Klappen
oder Türen räumlich voneinander getrennt. Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau einer
beispielhaften Aufkohlungsanlage 1. Alle Kammern einschließlich einer Einschleuskammer
2, sechs Aufkohlungskammern 3 und einer Abschreckkammer 4 sind mit einem zentralen
Korridor 5 verbunden. Es kann jegliche beliebige Anzahl von Aufkohlungskammern vorhanden
sein. Die sechs gezeigten Aufkohlungskammern 3 sind lediglich als Beispiel dargestellt.
[0003] Die in der Aufkohlungsanlage zu bearbeitenden Chargen bestehen aus einem oder mehreren
Werkstücken, insbesondere aus Stahl. Normalerweise besteht eine Charge aus mehreren
Werkstücken mit einem Gesamtgewicht von beispielsweise etwa 600 kg. Die Chargen können
zwischen den Kammern, d. h. von einer Kammer in eine andere, bewegt werden anhand
eines im Innern der Aufkohlungsanlage angeordneten Fahrwagens 6. Natürlich sind andere
Transportmittel für die Chargen möglich.
[0004] Die gesamte Anlage steht ständig unter Vakuum, das mittels einer Vakuumpumpe (nicht
gezeigt) geregelt werden kann. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung soll
der Ausdruck "Vakuum" allgemein jeden sub-atmosphärischen Druck umfassen. Vorzugsweise
beträgt der Druck in der Anlage ungefähr 0-200 mbar. Bei einem bestimmten Ausführungsbeispiel
der Erfindung ist der Druck auf ca. 11 mbar eingestellt.
[0005] Die Arbeitstemperatur in der oder den Aufkohlungskammern beträgt normalerweise etwa
800-1100 °C. In der Aufkohlungskammer werden die Werkstücke ungefähr auf die Arbeitstemperatur
von 800-1100 °C gebracht. Nach beendeter Aufkohlung und Diffusion werden die Werkstücke
in der Abschreckkammer abgeschreckt. Dies erfolgt vorzugsweise durch Hochdruck von
bis zu 40 bar (vorzugsweise etwa 20-40 bar) mit Gas. Bevorzugte Gase zum Abschrecken
sind Stickstoff, Helium, Wasserstoff oder Luft.
[0006] Die Aufkohlung der Werkstücke in der Aufkohlungskammer erfolgt durch Zugabe von Acetylen,
Propan, Methan oder anderen Aufkohlungsgasen. Ganz allgemein könnte als Aufkohlungsgas
prinzipiell jedes kohlenstoffhaltige Gas verwendet werden. Die Aufkohlungsgase werden
zeitlich gepulst (intermittierend) in die betreffende Aufkohlungskammer eingeleitet.
Am Ende der Einleitung der Aufkohlungsgase können die Leitungen beispielsweise mit
Stickstoff gespült werden. Die zeitliche Abfolge der Phasen von Einleitung des Aufkohlungsgases
und anschließender Diffusion kann vorzugsweise durch ein Programm gesteuert werden.
Verschiedene Programme sind möglich und werden für verschiedene Werkstücke oder verschiedene
Aufkohlungstiefen verwendet. Figur 2 zeigt eine beispielhafte Bildschirmanzeige für
ein bestimmtes Aufkohlungsprogramm (Programm 13). Die Programmdauer beträgt hier 3
Stunden und 40 Minuten. Zunächst erfolgen 60 min. Temperaturanstiegsdauer. Anschließend
erfolgt die Programmschritte, die in Figur 2 mit 1 bis 10 bezeichnet sind. Die Anzeige
gemäß Figur 2 gestattet 16 Programmsschritte, von denen das Programm 13 nur 10 Schritte
verwendet. Im Schritt 1 erfolgt über 270 Sekunden hinweg die Zuführung des Aufkohlungsgases
(beispielsweise Acetylen). Eine Diffusionsphase von 123 Sekunden ohne Zuführung von
Aufkohlungsgasen schließt sich an. Als nächstes folgt im Schritt 2 eine Aufkohlungsphase
(Zuführung von Aufkohlungsgas) von 86 Sekunden mit anschließender Diffusionsphase
von 172 Sekunden, usw. Der Durchfluss der Aufkohlungsgase, die allgemein beispielsweise
mit C
xH
y bezeichnet werden können, ist auf "großer Durchfluss" eingestellt.
[0007] Die Überwachung und Regelung der Aufkohlungsatmosphäre in den Aufkohlungskammern
von Vakuumgasaufkohlungsanlagen war bisher nicht möglich. Die erforderliche Menge
und Dauer der Zuführung von Aufkohlungsgasen wurde empirisch ermittelt anhand der
Endergebnisse, wie beispielsweise Werkstückqualität, Aufkohlungstiefe usw.. Ungenügende
Ergebnisse konnten erste im Nachhinein ermittelt und nicht mehr korrigiert werden.
Zudem fehlen Aufzeichnungen über die Aufkohlungsatmosphäre während des Aufkohlungsvorgangs,
was bei Reklamationen sehr wichtig und vorteilhaft für den Nachweis eines ordnungsgemäßen
Ablaufs des Aufkohlungsvorgangs wäre. In anderen Worten konnte die Aufkohlungsatmosphäre
bisher nicht direkt während des Aufkohlungsvorgangs gemessen und kontrolliert werden.
Aufgrund des vorherrschenden Vakuums wurde angenommen, dass die Verwendung herkömmlicher
Sonden zur Überwachung der Aufkohlungsatmosphäre nicht möglich sei. Hinzu kommt, dass
die üblichen Sonden nicht vakuumdicht sind und somit bei einer Verwendung in Vakuumgasaufkohlungsanlagen
keine verwertbaren Messergebnisse liefern können.
[0008] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vakuumgasaufkohlungsanlage
derart zu verbessern, dass die Nachteile des Standes der Technik vermieden werden
und Aufkohlungsatmosphäre während des Aufkohlungsvorgangs überwacht werden kann und
entsprechende Aufzeichnungen erfolgen können.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie eine Vorrichtung
gemäß Anspruch 10. Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung ergeben sich aus
den Unteransprüchen.
[0010] Gemäß der vorliegenden Erfindung ist vorgesehen, dass bei einer Vakuumgasaufkohlungsanlage
mit mindestens einer Aufkohlungskammer, beispielsweise einer Anlage gemäß Fig. 1,
die Aufkohlungskammer 3 eine Öffnung aufweist, in der eine Sonde zur Messung der Atmosphäre
in der Aufkohlungskammer vakuumdicht angeordnet ist. Die Sonde könnte auch als Sensor
bezeichnet werden. Vorzugsweise ist die Sonde eine vakuumdichte Sauerstoffsonde. Beispielsweise
verwendet die Sonde Zirkonoxid-Keramik (ZrO
2) zur Messung, zum Beispiel in Form eines Rohrs oder einer Tablette. Durch die Verwendung
der Sonde ergibt sich auch ein besonders einfaches und wirkungsvolles Verfahren zum
Messen und/oder Regeln der Aufkohlungsatmosphäre.
[0011] Gegen die Verwendung einer Sauerstoffsonde spricht insbesondere das Vorurteil der
Fachwelt, dass in einer Vakuumgasaufkohlungsanlage mit einer Sauerstoffsonde keine
Messungen vorgenommen werden können, da in der Atmosphäre in der Aufkohlungskammer
kein oder im wesentlichen kein Sauerstoff vorhanden ist, der gemessen werden könnte,
und weil die Sauerstoffsonden nicht dicht waren, was aber nicht bekannt war. Überraschenderweise
hat sich jedoch herausgestellt, dass dennoch Messergebnisse erhalten werden können,
die zum Regeln des Aufkohlungsprozesses, insbesondere zum Regeln des Einbringens von
Aufkohlungsgas, verwendet werden können.
[0012] Ein weiterer Grund, warum herkömmliche Sauerstoffsonden, wie sie beispielsweise in
Atmosphärenschutzgasöfen verwendet werden, bei Vakuumgasaufkohlungsanlagen nicht funktionieren,
besteht darin, dass diese Sonden nicht dicht sind. Wenn aber die Sonde nicht dicht
ist, können keine verwertbaren Messergebnisse erhalten werden. Daher ist erforderlich,
dass die Sonde vakuumdicht ist.
[0013] Weitere Ziele, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der folgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung. In der Zeichnung
zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Aufkohlungsanlage;
- Fig. 2
- eine beispielhafte Bildschirmanzeige für ein bestimmtes Aufkohlungsprogramm;
- Fig. 3
- ein Diagramm, das den Kennlinienverlauf für die Temperatur in der Aufkohlungskammer
und für die Ausgangsgröße der Sauerstoffsonde darstellt, und zwar bei Verwendung des
Programms gemäß Figur 2 in einem ersten Durchlauf; und
- Fig. 4
- ein Diagramm, das den Kennlinienverlauf für die Temperatur in der Aufkohlungskammer
und für die Ausgangsgröße der Sauerstoffsonde darstellt, und zwar bei Verwendung des
Programms gemäß Figur 2 in einem weiteren Durchlauf.
[0014] Wie oben schon erwähnt wurde, hat sich überraschenderweise herausgestellt, dass bei
erfindungsgemäßen Verwendung der Sonde in einer Vakuumgasaufkohlungsanlage Messergebnisse
erhalten werden können, die zum Regeln des Aufkohlungsprozesses, insbesondere zum
Regeln des Einbringens von Aufkohlungsgas, verwendet werden können. Jedenfalls hat
sich herausgestellt, dass die Atmosphäre in der Aufkohlungskammer jederzeit sehr genau
und reproduzierbar bestimmt werden kann.
[0015] Die Figuren 3 und 4 zeigen die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Die Diagramme der
Figuren 3 und 4 wurden erstellt bei Verwendung des Programms gemäß Fig. 2 in einer
Vakuumgasaufkohlungsanlage gemäß Fig. 1. Die obere Kennlinie in Fig. 3 und 4 (Channel
2) zeigt die Temperatur in der Aufkohlungskammer, die im wesentlichen über den gesamten
Zeitraum hinweg (auf einem Wert über 900 °C) konstant gehalten wurde. Die untere Kennlinie
(Channel 1) repräsentiert die Ausgangsgröße der Sonde. Der Wert der Ausgangsgröße
steigt bei Zuführen von Aufkohlungsgas an und fällt während der Diffusionsphase langsam
ab. Wie bei einem Vergleich zwischen den Figuren 3 und 4 zu erkennen ist, ist der
Verlauf der Kennlinie der Ausgangsgröße der Sonde identisch. Da die Figuren 3 und
4 den Ablauf desselben Programms unter denselben Bedingungen nur zu unterschiedlichen
Zeiten dokumentieren, bedeutet dies, dass bei gleichen Voraussetzungen sehr gut reproduzierbare
Messergebnisse erzielt werden können.
[0016] Die Steuerung der Zufuhr von Aufkohlungsgas (beispielsweise mit einem Programm, wie
in Fig. 2) kann gemäß der vorliegenden Erfindung ersetzt werden durch eine Regelung,
indem die Ausgangsgröße der Sonde verwendet wird zur Regelung der Zufuhr von Aufkohlungsgas.
Weitere Einzelheiten einer solchen Regelung sind einem Fachmann auf dem Gebiet der
Regelungstechnik geläufig und werden daher hier nicht beschrieben. Durch eine Regelung
kann die Atmosphäre genauer kontrolliert werden.
[0017] Durch die Verwendung einer Sonde bzw. einer Regelung gemäß der vorliegenden Erfindung
kann die Fertigung der Werkstücke ständig während des Prozesses überwacht werden.
Die Messwerte können für jede Charge aufgezeichnet werden und beispielsweise zur Überprüfung
bei Reklamationen oder unzureichenden Ergebnissen verwendet werden.
1. Verfahren zum Messen und/oder Regeln der Aufkohlungsatmosphäre in einer Aufkohlungskammer
(3) einer Vakuumgasaufkohlungsanlage (1), wobei folgendes vorgesehen ist:
a) Einbringen von Werkstücken in die Aufkohlungskammer (3);
b) Vorsehen und Aufrechterhalten eines Vakuums in der Aufkohlungskammer (3);
c) Einbringen eines Aufkohlungsgases in die Aufkohlungskammer (3);
d) Messen der Atmosphäre in der Aufkohlungskammer (3) mit einer Sonde.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass ferner der folgende Schritt vorgesehen ist:
e) Regeln des Einbringens des Aufkohlungsgases hinsichtlich Zeitpunkt und/oder Zeitraum
und/oder Menge anhand eines Ausgangssignals der Sonde.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelung derart erfolgt, dass das Ausgangssignal der Sonde auf einem vorbestimmten
Wert oder in einem vorbestimmten Wertebereich gehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt des Regelns die folgenden Schritte aufweist:
(i) Einbringen von Aufkohlungsgas, bis der vorbestimmte Wert bzw. Wertebereich überschritten
wird,
(ii) bei Überschreitung des vorbestimmten Werts bzw. Wertebereichs, Beenden des Einbringens
des Aufkohlungsgases,
(iii) Unterbrechen des Einbringens des Aufkohlungsgases, bis der vorbestimmte Wert
bzw. Wertebereich unterschritten wird,
(vi) Wiederholen der Schritte (i) bis (vi), bis der Aufkohlungsvorgang beendet ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sonde eine vakuumdichte Sauerstoffsonde ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sonde zur Messung Zirkonoxid-Keramik verwendet.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufkohlungsgas Acetylen ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Vakuum etwa 0-200 mbar beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Vakuum etwa 11 mbar beträgt.
10. Vakuumgasaufkohlungsanlage mit mindestens einer Aufkohlungskammer, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufkohlungskammer eine Öffnung aufweist, in der eine Sonde zur Messung der Atmosphäre
in der Aufkohlungskammer vakuumdicht angeordnet ist.
11. Vakuumgasaufkohlungsanlage nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Sonde eine vakuumdichte Sauerstoffsonde ist.
12. Vakuumgasaufkohlungsanlage nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Sonde zur Messung Zirkonoxid-Keramik vewendet.