[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes mit einem Eingangswandler
zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, einer
Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen Signals
und einem Ausgangswandler. Ferner betrifft die Erfindung ein Hörgerät zur Durchführung
des Verfahrens.
[0002] Zum optimierten Betrieb in unterschiedlichen Hörsituationen sind bei einem bekannten
Hörgerät mehrere Hörprogramme einstellbar. Zwischen den einzelnen Hörprogrammen kann
manuell oder automatisch umgeschaltet werden. Ein derartiges Hörgerät ist beispielsweise
in der US 4,425,481 offenbart.
[0003] Aus dem Stand der Technik sind ferner Hörgeräte bekannt, bei denen zur weiteren Anpassung
an unterschiedliche Hörsituationen Algorithmen zur Signalverarbeitung im Hörgerät
ein- und ausgeschaltet werden können. Diese Algorithmen betreffen z.B. die Kompression,
die Reduktion von Störsignalen oder die Sprachsignalanhebung.
[0004] Sowohl die Umschaltung zwischen verschiedenen Hörprogrammen als auch die Aktivierung
von Algorithmen im Hörgerät können manuell oder automatisch erfolgen. Dabei entstehen
in der Regel störende akustische Effekte und damit verbundene Irritationen bei der
Perzeption von Schallsignalen in natürlichen Hörsituationen. Diese äußern sich zumeist
in Form von störenden Knack-Geräuschen, unnatürlichen Pegelsprüngen oder unnatürlichen,
plötzlichen Klangveränderungen.
[0005] Aus der DE 195 42 961 C1 ist eine Schaltung zum Betrieb eines mit mindestens einem
variablen Betriebsparameter ausgestatteten Hörgeräts sowie ein Hörgerät als solches
bekannt, wobei in einer Speicheranordnung die Betriebsparametereinstellungen einer
Ausgangssituation sowie einer Zielsituation festgelegt sind und mittels einer Steuereinheit
über ein bestimmtes Zeitintervall ein Übergang des Betriebsparameters von der Einstellung
in der Ausgangssituation in die Einstellung der Zielsituation durchführbar ist.
[0006] Aus der DE 195 34 981 A1 ist ein Verfahren zur Feinanpassung von Hörgeräten bekannt,
bei dem zuerst in einem Bewertungsschritt eine Bewertung des Optimierungsgrads am
Hörgerät eingestellter Parameter, beispielsweise mittels psychoakustischer Größen,
und in einem nachfolgenden Optimierungsschritt eine Justierung verbesserungsbedürftiger
Parameter erfolgt. Dabei wird der zu bewertende Optimierungsgrad oder hierfür maßgebliche
Größen im Rahmen des Bewertungsschritts und/oder der für den Optimierungsschritt maßgebliche
Grad der Justierung des verbesserungsbedürftigen Parameters durch auf Fuzzy-Logik
basierende Algorithmen bzw. Regelsätze ermittelt.
[0007] Aus der DE 198 59 171 C2 ist ein implantierbares Hörgerät mit Tinnitusmaskierer oder
Noiser bekannt, bei dem ein digitaler Signalprozessor vorgesehen ist, der sowohl für
die Aufbereitung des Audiosignals als auch für die Erzeugung der zur Tinnitusmaskierung
oder Noiserfunktion notwendigen Signale und für die Zusammenfassung der letztgenannten
Signale mit dem Audiosignals ausgelegt ist.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, durch Ein-, Ausoder Umschaltvorgänge hervorgerufene,
störende akustische Effekte bei einem Hörgerät zu vermeiden.
[0009] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes mit einem Eingangswandler
zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, einer
Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen Signals
und einem Ausgangswandler, wobei ein Umschaltvorgang zum Überführen des Hörgerätes
von einem ersten Betriebszustand in einen zweiten Betriebszustand ausgelöst wird und
wobei ein gleitender Übergang von dem ersten Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand
erfolgt, dadurch gelöst, dass während des Umschaltvorgangs beide Betriebszustände
parallel im Hörgerät vorhanden sind, wobei zumindest in dem Teil eines Signalpfades
des Hörgerätes eine parallele Signalverarbeitung erfolgt, in dem sich die beiden Betriebszustände
unterscheiden, wobei ein erstes Signal, das aus dem ersten Betriebszustand resultiert,
und ein zweites Signal, das aus dem zweiten Betriebszustand resultiert, über eine
Gewichtungsfunktion miteinander verknüpft sind und wobei während des Umschaltvorgangs
das Gewicht des ersten Signals abnimmt und das Gewicht des zweiten Signals zunimmt.
[0010] Ferner wird die Aufgabe bei einem Hörgerät zur Durchführung des Verfahrens dadurch
gelöst, dass während des Umschaltvorgangs beide Betriebszustände parallel im Hörgerät
vorhanden sind und das Hörgerät Mittel zur gewichteten Verknüpfung eines Signals,
das aus dem ersten Betriebszustand resultiert, und eines Signals, das aus dem zweiten
Betriebszustand resultiert, umfasst.
[0011] Bei dem Hörgerät, das zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung verwendet
wird, handelt es sich beispielsweise um ein hinter dem Ohr tragbares Hörgerät, ein
in dem Ohr tragbares Hörgerät, ein implantierbares Hörgerät oder ein Taschenhörgerät.
Weiterhin kann das verwendete Hörgerät auch Teil eines mehrere Geräte zur Versorgung
eines Schwerhörigen umfassenden Hörgerätesystems sein, z.B. Teil eines Hörgerätesystems
mit zwei am Kopf getragenen Hörgeräten zur binauralen Versorgung oder Teil eines Hörgerätesystems,
bestehend aus einem am Kopf tragbaren Gerät und einer am Körper tragbaren Prozessoreinheit.
Das Hörgerät umfasst einen Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals. Normalerweise
dient als Eingangswandler ein Mikrofon, das ein akustisches Signal aufnimmt und in
ein elektrisches Signal wandelt. Als Eingangswandler kommen jedoch auch Einheiten
in Betracht, die eine Spule oder eine Antenne aufweisen und die ein elektromagnetisches
Signal aufnehmen und in ein elektrisches Signal wandeln. Das Hörgerät umfasst ferner
eine Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung
des elektrischen Signals. Zur Signalverarbeitung im Hörgerät dient vorzugsweise ein
digitaler Signalprozessor (DSP), dessen Arbeitsweise mittels auf das Hörgerät übertragbarer
Programme oder Parameter beeinflussbar ist. Dadurch lässt sich die Arbeitsweise der
Signalverarbeitungseinheit an den individuellen Hörverlust eines Hörgeräteträgers
sowie an die aktuelle Hörsituation, in der das Hörgerät gerade betrieben wird, anpassen.
Das so veränderte elektrische Signal ist schließlich einem Ausgangswandler zugeführt.
Dieser ist in der Regel als Hörer ausgebildet, der das elektrische Ausgangssignal
in ein akustisches Signal wandelt. Es sind jedoch auch hier andere Ausführungsformen
möglich, z.B. ein implantierbarer Ausgangswandler, der direkt mit einem Gehörknöchelchen
verbunden ist und dieses zu Schwingungen anregt.
[0012] Wie oben bereits ausgeführt worden ist, kann die Signalverarbeitung im Hörgerät durch
Parameter gesteuert werden. Ein ganzer Satz von Parametern, der zur Einstellung der
Signalverarbeitung an eine bestimmte Hörsituation dient, wird als Hörprogramm bezeichnet.
Beim Wechsel des Hörprogramms wird daher gewöhnlich eine Vielzahl an Parametern geändert.
Neben den Parametern zur Steuerung der Signalverarbeitung können aber auch bestimmte
Algorithmen die Signalverarbeitung im Hörgerät beeinflussen. Beispielsweise kann durch
einen Algorithmus eine automatische Verstärkungsregelung (AGC - Automatic Gain Control)
bewirkt werden. Ein anderer Algorithmus kann zur Erkennung und Reduzierung von Störsignalen
dienen. Auch eine besondere Anhebung von Sprachsignalen durch einen zweckmäßigen Algorithmus
ist möglich.
[0013] Neben den Parametern zur Steuerung der Signalverarbeitung im Hörgerät und den Algorithmen,
die selbst eine Signalverarbeitung bewirken und dadurch die Signalverarbeitung im
Hörgerät beeinflussen, bieten Hörgeräte zusätzliche Funktionen, die aktiviert, deaktiviert
oder eingestellt werden können. Eine solche mit dem Hörgerät ausübbare Funktion kann
z.B. das Mikrofonsystem betreffen. So kann bei einem Hörgerät ein omnidirektionaler
oder ein direktionaler Empfang eingestellt und bei einem direktionalen Empfang der
Grad der Richtwirkung des Mikrofonsystems festgelegt werden. Weitere Funktionen betreffen
beispielsweise ein zuschaltbares Signal zur Tinnitus-Therapie oder den Empfang eines
Eingangssignals mittels Telefonspule.
[0014] Moderne Hörgeräte bieten somit eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten, mittels derer
sie an unterschiedliche Hörsituationen oder individuelle Wünsche und Bedürfnisse eines
Hörgeräteträgers angepasst werden können. Ändert sich während des Betriebs des Hörgerätes
die Hörsituation oder wünscht der Hörgeräteträger eine Veränderung bei einer Funktion
des Hörgerätes, so ist ein Umschaltvorgang erforderlich. Unter einem Umschaltvorgang
wird dabei das Ein- oder Ausschalten eines Algorithmus, das Aktivieren oder Deaktivieren
einer Funktion oder die sprunghafte Änderung wenigstens eines Parameters der Signalverarbeitung
verstanden. Eine beispielsweise kontinuierliche Veränderung der Verstärkung mittels
eines Lautstärkestellers ist somit kein Umschaltvorgang im Sinne der Erfindung.
[0015] Bislang werden Hörgeräte durch den Umschaltvorgang schlagartig von einem ersten Betriebszustand
in einen zweiten Betriebszustand überführt. Gegenüber dem ersten Betriebszustand ist
in dem zweiten Betriebszustand ein Algorithmus ein- oder ausgeschaltet oder der Algorithmus
ist in seiner Funktionsweise verändert. Ebenso kann durch das Umschalten auch eine
Funktion des Hörgerätes aktiviert, deaktiviert oder verändert werden. Mit der schlagartigen
Änderung des Betriebszustandes gehen störende akustische Effekte und damit verbundene
Irritationen bei der Perzeption von Schallsignalen einher. Durch den gleitenden Übergang
von dem ersten Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand gemäß der Erfindung
werden derartige Effekte vermieden. Auslöser für den Wechsel des Betriebszustandes
ist nach wie vor ein Aktivieren oder Deaktivieren eines Algorithmus oder einer Funktion
bzw. eine Änderung eines Algorithmus oder einer Funktion. Gemäß der Erfindung wirken
sich dabei die erfolgten Änderungen jedoch nicht augenblicklich in vollem Umfang auf
das über den Ausgangswandler abgegebene Signal aus. Die bei herkömmlichen Hörgeräten
entstehenden Klick- oder Knack-Geräusche, unnatürliche Pegelsprünge sowie unnatürliche
Klangveränderungen werden damit unterbunden. Der Wechsel des Betriebszustandes erfolgt
durch einen gleitenden Übergang von dem ersten Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand.
[0016] Das Verfahren gemäß der Erfindung kann beim Ein- oder Ausschalten eines Algorithmus
ebenso angewandt werden wie beim Verändern eines eingeschalteten Algorithmus. Im letzteren
Fall wird durch den Algorithmus in dem ersten Betriebszustand eine erste Funktion
und in dem zweiten Betriebszustand eine zweite Funktion ausgeführt. Dies kann beispielsweise
bei einem Algorithmus zur automatischen Verstärkungsregelung ein Verändern der Kompressionskennlinie
bedeuten. Ebenso können aber auch Algorithmen, die den Frequenzgang, die Reduzierung
von Störsignalen, die Anhebung von Sprachsignalen oder die Richtcharakteristik betreffen,
eingeschaltet, ausgeschaltet oder in ihrer Funktion verändert werden.
[0017] Ebenso wie bei den Algorithmen, die eine Signalverarbeitung durchführen, kann die
Erfindung auch bei Funktionen des Hörgerätes angewandt werden, hinter denen sich kein
Algorithmus verbirgt. Beispielsweise kann eine derartige Funktion die Mikrofoncharakteristik
betreffen. Mögliche Funktionen eines Mikrofonsystems sind dabei omnidirektionaler
Empfang, direktionaler Empfang, direktionaler Empfang erster Ordnung, direktionaler
Empfang zweiter Ordnung usw. Weiterhin kann bei einem Hörgerät beispielsweise die
Erzeugung eines Signals zur Tinnitus-Therapie vorgesehen sein. Ist diese Funktion
aktiviert, so wird zusätzlich zu dem durch das Hörgerät übertragenen Signal ein Signal
zur Maskierung des Tinnitus in dem Gehörgang abgegeben. Ein weiteres Beispiel einer
zu- bzw. abschaltbaren Funktion ist der Empfang eines elektromagnetischen Signals
mittels der Telefonspule.
[0018] Die Erfindung sieht vor, dass bei einem Umschaltvorgang des Hörgerätes von einem
ersten Betriebszustand zu einem zweiten Betriebszustand vorübergehend beide Betriebszustände
parallel im Hörgerät vorhanden sind. Wird beispielsweise beim Wechsel des Betriebszustandes
ein Algorithmus eingeschaltet, so bedeutet dies, dass während des Umschaltvorgangs
die Signalverarbeitung sowohl mit dem eingeschalteten Algorithmus und parallel dazu
auch mit ausgeschaltetem Algorithmus erfolgt. Die Ergebnisse der parallelen Signalverarbeitung
werden schließlich gewichtet und zusammengeführt. Vorteilhaft erfolgt dabei nicht
über den kompletten Signalpfad des Hörgerätes eine parallele Signalverarbeitung, sondern
lediglich in dem Teil des Signalpfades des Hörgerätes, in dem sich die beiden Betriebszustände
unterscheiden. Eine vorhergehende und nachfolgende Signalverarbeitung kann daher für
beide Betriebszustände gleichermaßen erfolgen. Der gleitende Übergang von dem ersten
Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand wird nun gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung dadurch erreicht, dass beide Betriebszustände über eine Gewichtungsfunktion
miteinander verknüpft sind, wobei während des Umschaltvorgangs das Gewicht eines ersten
Signals, das aus dem ersten Betriebszustand resultiert, bei 1 beginnend allmählich,
stetig oder allenfalls in kleinen Sprüngen abnimmt und das Gewicht eines zweiten Signals,
das aus dem zweiten Betriebszustand resultiert, bei 0 beginnend allmählich, stetig
oder allenfalls in kleinen Sprüngen zunimmt. Die Summe der Gewichte beträgt dabei
vorzugsweise zumindest näherungsweise stets gleich 1. Wird beispielsweise ein Algorithmus
zur Störgeräuschbefreiung eingeschaltet, so bedeutet dies, dass in einem Signalpfad
des Hörgerätes zunächst die Signalverarbeitung auch weiterhin ohne diesen Algorithmus
erfolgt. Parallel dazu erfolgt die Signalverarbeitung in einem zweiten Signalpfad
des Hörgerätes mit dem Algorithmus zur Störgeräuschbefreiung. Unmittelbar im Anschluss
an den Algorithmus zur Störgeräuschbefreiung und an der entsprechenden Stelle im parallelen
Signalpfad des Hörgerätes werden die beiden Signalpfade über eine Gewichtungsfunktion
miteinander verknüpft. Dabei wird das Gewicht des Algorithmus zur Störgeräuschbefreiung
bei 0 beginnend bis 1 gesteigert und das Gewicht der entsprechenden parallelen Verarbeitung
ohne den entsprechenden Algorithmus von 1 beginnend abgesenkt. Die Summe der Gewichte
ist dabei vorzugsweise stets gleich 1. So wird das Hörgerät automatisch, "weich" und
nahezu unmerklich von einem ersten Betriebszustand in den zweiten Betriebszustand
überführt. Klick- oder Knack-Geräusche, unnatürliche Pegelsprünge sowie unnatürliche
Klangveränderungen werden dadurch vermieden.
[0019] Eine Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein
Parameter zur Steuerung der Signalverarbeitung im Hörgerät in dem ersten Betriebszustand
einen bestimmten Wert aufweist und in einem zweiten Betriebszustand einen gegenüber
dem ersten Wert sprunghaft geänderten Wert aufweist. In der Regel wird jedoch bei
einem Umschaltvorgang im Hörgerät, z.B. bei der Änderung des Hörprogramms, eine Vielzahl
von Parametern gleichzeitig schlagartig geändert. Gemäß der Erfindung entfaltet auch
hierbei der Umschaltvorgang nicht sofort seine volle Wirkung, sondern es erfolgt ein
gleitender Übergang von dem ersten Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand.
Hierzu erfolgt zumindest in dem Teilbereich der Signalverarbeitungseinheit des Hörgerätes,
auf den der Parameter einwirkt, eine parallele Signalverarbeitung, zum einen mit dem
Parameter in seinem Anfangswert und zum anderen mit dem Parameter in seinem Endwert.
Die Ausgänge der parallelen Signalverarbeitungsblöcke werden dann mit automatisch
wechselnder Gewichtung addiert, bis am Ende des Übergangs faktisch nur noch der Signalzweig
mit dem Parameter in seinem Endwert aktiv ist. Die Erfindung grenzt sich hierbei von
manuell durchgeführten Einstellvorgängen am Hörgerät, die kontinuierlich oder bei
einem digitalen Hörgerät quasi kontinuierlich erfolgen. Derartige Einstellungen betreffen
beispielsweise die Lautstärkeregelung oder Einstellungen bezüglich des Klangs. Diese
können mittels Bedienelementen eingestellt werden, was jedoch nicht als "Umschaltvorgang"
im Sinne der Erfindung zu verstehen ist.
Der Umschaltvorgang wird vorzugsweise von einem eigens dafür bestimmten Umschaltalgorithmus
gesteuert. Dieser bestimmt die Gewichtung der beiden Signale und gegebenenfalls die
Stelle in dem Signalpfad des Hörgerätes, an der die beiden parallelen Pfade zusammengeführt
sind, so dass die parallele Signalverarbeitung nach Möglichkeit nur auf einen Teil
des Signalpfades beschränkt bleibt.
[0020] Bei der Erfindung ist es unerheblich, ob der Umschaltvorgang manuell, beispielsweise
durch Betätigen eines Bedienelementes, oder automatisch, z.B. durch eine automatische
Situationserkennung und Umschaltung des Hörprogramms, ausgelöst wird.
[0021] Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Dauer des Umschaltvorgangs
einstellbar ist. Abhängig davon, wie störend ein Benutzer die Umschaltvorgänge empfindet,
kann dann der Umschaltvorgang "härter" oder "weicher" eingestellt werden. In der Regel
wird die Dauer des Umschaltvorgangs im Bereich weniger Sekunden gewählt werden.
[0022] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen
beschrieben.
[0023] Es zeigen:
Figur 1 ein Blockschaltbild eines Hörgerätes, bei dem ein A1-gorithmus zur Signalverarbeitung
sowie verschiedene Funktionen einstellbar sind,
Figur 2 eine erste Schaltungseinheit zum gleitenden Ein- und Ausschalten eines Algorithmus,
Figur 3 eine Schaltungseinheit zum gleitenden Umschalten zwischen zwei Hörprogrammen,
Figur 4 einen zwischen omnidirektionalem und direktionalem Empfang umschaltbaren Signaleingang
eines Hörgerätes nach dem Stand der Technik,
Figur 5 eine Schaltungsanordnung, die einen gleitenden Übergang zwischen omnidirektionalem
und direktionalem Empfang bewirkt,
Figur 6 die Änderung der Richtcharakteristik beim weichen Überblenden zwischen omnidirektionalem
und direktionalem Betrieb anhand von Richtdiagrammen und
[0024] Figur 1 zeigt im Blockschaltbild ein Hörgerät 1, bei dem zur Aufnahme eines akustischen
Eingangssignals sowohl ein omnidirektionales Mikrofon 2 als auch ein aus den Mikrofonen
3 und 4 gebildetes direktionales Mikrofon vorgesehen sind. Zur Bildung eines Richtmikrofonsystems
sind die beiden Mikrofone 3 und 4 über ein Verzögerungselement 5 sowie ein Differenzelement
6 elektrisch miteinander verschaltet. Zur Weiterverarbeitung sind die Mikrofonsignale
einer Signalverarbeitungseinheit 7 zugeführt. Diese umfasst vorzugsweise einen digitalen
Signalprozessor, bei dem die Signalverarbeitung parallel in mehreren Frequenzkanälen
erfolgt. Die Signalverarbeitungseinheit 7 ist zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes
eines Hörgeräteträgers durch eine Vielzahl von Parametern einstellbar. Weiterhin können
darin mehrere unterschiedliche Parametersätze zur Anpassung der Signalverarbeitung
im Hörgerät 1 an unterschiedliche Hörsituationen, sogenannte Hörprogramme, bereitgestellt
und aktiviert werden. Darüber hinaus erlaubt die Signalverarbeitungseinheit 7 die
Aktivierung und Einstellung verschiedener Algorithmen zur Signalverarbeitung oder
von Funktionen des Hörgerätes 1. Solche Algorithmen können beispielsweise den Frequenzgang,
die Reduzierung von Störsignalen, die Anhebung von Sprachsignalen, die Richtmikrofoncharakteristik,
die Kompression usw. betreffen. Bei dem Hörgerät 1 einstellbare Funktionen sind z.B.
die Wahl des Signaleingangs über eine Telefonspule 8, über das Mikrofon 2 oder über
das Mikrofonsystem 3, 4. Ein weiteres Beispiel für eine einstellbare Funktion ist
die Erzeugung eines Signals zur Tinnitus-Therapie.
[0025] Die Aktivierung oder Einstellung der Algorithmen oder Funktionen kann bei dem Hörgerät
1 manuell oder automatisch erfolgen. Beispielsweise kann das Hörgerät 1 automatisch
bestimmte Hörsituationen erkennen, z.B. die Hörsituation "Umgebung mit Störgeräusch",
und daraufhin ein entsprechendes Hörprogramm aktivieren. Gleichzeitig mit dem betreffenden
Hörprogramm ist dann auch ein Algorithmus zur Störgeräuschbefreiung aktiviert. Im
Ausführungsbeispiel ist dies durch die Schaltungseinheit 9 zur Reduzierung von Störsignalen
innerhalb der Signalverarbeitungseinheit 7 veranschaulicht. In die Schaltungseinheit
9 geht ein Eingangssignal s(t) ein und am Ausgang wird ein Ausgangssignal y(t) geliefert.
Dabei kann es sich sowohl bei s(t) als auch bei y(t) um Vektoren, also eine Mehrzahl
an Signalen, handeln. Insgesamt wird also an wenigstens einer Stelle im Signalpfad
des Hörgerätes 1 ein Signal abgegriffen, der Schaltungseinheit zur Reduzierung von
Störsignalen 9 zugeführt und nach einer Signalverarbeitung wieder in den Signalpfad
abgegeben. Z.B. kann in der Schaltungseinheit 9 eine Filterung erfolgen.
[0026] Hat ein Eingangssignal die Signalverarbeitungseinheit 7 des Hörgerätes 1 durchlaufen,
so wird es schließlich über einen Hörer 10 in ein akustisches Signal gewandelt und
dem Gehörgang des Hörgeräteträgers zugeführt.
[0027] Anhand der Schaltungseinheit 9 zur Reduzierung von Störsignalen gemäß Figur 1 wird
im Folgenden eine beispielhafte Ausführungsform der Erfindung näher beschrieben. Hierzu
ist in Figur 2 die Schaltungseinheit 9 schematisch im Blockschaltbild veranschaulicht.
Der Schaltungseinheit 9 ist an einem Signaleingang ein Eingangssignal s(t) zugeführt.
Eine Analyseeinheit 11A analysiert das Eingangssignal s(t) und erkennt, ob darin ein
Störsignal enthalten ist. Als Ausgangssignal der Analyseeinheit 11A wird ein binäres
Signal a(t) geliefert. Dabei bedeutet der Wert 0, dass kein Störsignal erkannt wurde,
und bei einem erkannten Störsignal wird der Wert 1 erzeugt. Das Signal a(t) schaltet
nun nicht direkt einen Algorithmus zur Störgeräuschbefreiung in der Recheneinheit
12 ein oder aus, sondern liegt zunächst an einem Eingang eines Tiefpasses 11B an.
Springt der Wert des Signals a(t) von 0 auf 1, so steigt der Wert des Signals k(t)
am Ausgang des Tiefpasses 11B in Abhängigkeit der Zeitkonstante des Tiefpasses 11B
stetig von 0 auf 1. Die Analyseeinheit 11A bildet somit zusammen mit dem Tiefpass
11B einen Klassifikator 11, der nicht "hart" zwischen 0 oder 1 - also: "kein Störsignal
vorhanden" bzw. "Störsignal vorhanden" - umschaltet, sondern einen "weichen" gleitenden
Übergang verschafft.
[0028] Das Signal k(t) liegt direkt an einem Eingang 13A und der in einer Recheneinheit
14 gebildete Wert 1-k(t) an einem Eingang eines Multiplikators 13B. Wie aus dem Blockschaltbild
weiterhin ersichtlich ist, ist dem Multiplikator 13B das Eingangssignal s(t) direkt
zugeführt, während es zunächst die Recheneinheit 12 durchläuft, bevor es dem Multiplikator
13A zugeführt ist. Schließlich werden die beiden parallelen Signalpfade durch einen
Summierer 15 wieder zusammengeführt. Damit wirken sich bei einem Sprung von a(t) von
0 auf 1 die von der Recheneinheit 12 durchgeführten Rechenoperationen zunächst nicht
mit voller Wirkung auf das Ausgangssignal y(t) aus, sondern erst in dem Maße, in dem
das Signal k(t) ansteigt. In gleichem Maße reduziert sich die Wirkung des ursprünglich
direkt auf den Ausgang y(t) durchgeschalteten Signals s(t). Nach einer bestimmten,
vorzugsweise einstellbaren Zeitdauer ist dann der Wert des Signals k(t) auf 1 angewachsen,
womit die Recheneinheit 12 ihre volle Wirkung am Signalausgang y(t) entfaltet und
der direkte Signalpfad unter Umgehung der Recheneinheit 12 deaktiviert ist.
[0029] Werden nach einer Weile von der Analyseeinheit 11A keine Störsignale mehr in dem
Eingangssignal s(t) detektiert, so schaltet das Signal a(t) von 1 nach 0 und der umgekehrte
Prozess wird in Gang gesetzt.
[0030] Das "weiche" Ein- und Ausschalten eines Algorithmus wurde im Ausführungsbeispiel
anhand einer Schaltungseinheit zur Reduzierung von Störsignalen beschrieben. Sinngemäß
kann diese Vorgehensweise jedoch auf jeden beliebigen Algorithmus übertragen werden,
der eine Signalverarbeitung im Hörgerät ausführt. Weiterhin kann neben dem Ein- und
Ausschalten von A1-gorithmen auch zwischen unterschiedlichen Algorithmen umgeschaltet
werden. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass sich durch das Umschalten die Rechenvorschrift,
die von einem Algorithmus ausgeführt wird, ändern soll. In diesem Fall werden dann
gemäß der Erfindung während des Umschaltvorgangs sowohl der ursprüngliche Algorithmus
als auch der geänderte A1-gorithmus ausgeführt. Im Unterschied zu dem gezeigten Ausführungsbeispiel
gemäß Figur 2 befinden sich dann in beiden Signalpfaden zwischen dem Signaleingang
s(t) und dem Summierer 15 Recheneinheiten zur parallelen Ausführung dieser Algorithmen,
deren Ergebnisse dann gemäß der Erfindung mit wechselnder Gewichtung addiert werden.
[0031] Die Erfindung bietet den Vorteil, dass damit durch Ein-, Ausoder Umschaltvorgänge
hervorgerufene Störgeräusche oder unnatürliche Klangveränderungen bei dem Hörgerät
gemäß der Erfindung vermieden werden. Diese Wirkung ist insbesondere bei Schaltvorgängen
im Hörgerät vorteilhaft, die automatisch ausgelöst werden. Häufig finden nämlich unter
bestimmten äußeren Gegebenheiten sehr viele Schaltvorgänge innerhalb kurzer Zeit,
beispielsweise innerhalb weniger Sekunden, statt. Im Ausführungsbeispiel kann dies
der Fall sein, wenn lediglich ein schwaches Störsignal vorliegt. Dann wechselt das
Ausgangssignal der Analyseeinheit 11A, a(t), sehr häufig zwischen 1 und 0, also: "Störsignal
vorhanden" bzw. "kein Störsignal vorhanden". In Verbindung mit dem Tiefpass 11B, den
Multiplikatoren 13A und 13B sowie der Recheneinheit 14 führt dies dann zu einem Zustand,
bei dem über einen längeren Zeitraum beide Betriebszustände parallel im Hörgerät wirksam
sind, da das Ausgangssignal k(t) des Klassifikators 11 keinen der Endwerte 0 oder
1 erreicht. Im Ausführungsbeispiel wäre damit die Störgeräuschreduzierung nur teilweise
wirksam. Dies ist für die beispielhaft vorgegebene Ausgangssituation eines schwachen
Störsignals jedoch durchaus wünschenswert und sinnvoll.
[0032] Das Ausführungsbeispiel gemäß Figur 2 zeigt nur eine mögliche Ausführungsform einer
Gewichtungsfunktion mit automatisch wechselnder Gewichtung. Hier sind jedoch auch
Alternativlösungen denkbar. Weiterhin handelt es sich lediglich um ein schematisches
Blockschaltbild. So sind bei der praktischen Realisierung noch weitere, hier nicht
gezeigte, dem Fachmann jedoch geläufige Schaltungselemente notwendig, auf die zugunsten
einer verbesserten Übersichtlichkeit bei der Darstellung verzichtet wurde. So sind
beispielsweise bei einer Realisierung in digitaler Schaltungstechnik noch A/D-Wandler
erforderlich, um die Gewichtungsfunktionen k(t) und 1-k(t) in digitale Funktionen
zu überführen.
[0033] Ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung zeigt Figur 3. Auch bei dieser Ausführungsform
wird in einem Signalpfad eines Hörgerätes durch eine Schaltungseinheit 9' eine Signalverarbeitung
realisiert, und zwar erfolgt mittels einer Recheneinheit 20 eine an eine bestimmte
Umgebungssituation angepasste Verarbeitung des Eingangssignals s(t). Die Signalverarbeitung
in der Recheneinheit 20 wird von einem Parametersatz, im Ausführungsbeispiel dem "Hörprogramm
1", bestimmt. Zunächst sei der Ausgang der Recheneinheit 20 identisch mit dem Ausgangssignal
der Schaltungseinheit 9', nämlich y(t). Nun wird durch Betätigung eines Bedienelementes
21 auf das "Hörprogramm 2" umgeschaltet. Zur Durchführung des Umschaltvorgangs weist
die Schaltungseinheit 9' eine Umschalteinheit 22 auf. Diese bewirkt zunächst, dass
im Signalpfad des Hörgerätes zumindest für einen Teil des Signalpfades, nämlich zwischen
dem Signaleingang s(t) und dem Signalausgang y(t), in denen sich Parameter der Signalverarbeitung
beider Hörprogramme unterscheiden, für die Dauer des Umschaltvorgangs eine parallele
Signalverarbeitung erfolgt. Unter Berücksichtigung des für das Hörprogramm 2 maßgeblichen
Parametersatzes erfolgt somit auch in einer Recheneinheit 23 eine Verarbeitung des
Eingangssignals s(t). Um einen gleitenden Übergang zwischen den beiden Hörprogrammen
zu gewährleisten, werden die Ausgänge der Recheneinheiten 20 bzw. 23 gewichtet und
einem Summierer 24 zugeführt. Die Gewichtung erfolgt auch in diesem Ausführungsbeispiel
durch ein Signal a'(t), das von dem Wert 1 auf den Wert 0 springt. Über einen Tiefpass
25, dessen Zeitkonstante über das Signal b'(t) durch die Umschalteinheit 22 steuerbar
ist, wird ein Ausgangssignal k'(t) des Tiefpasses 25 erzeugt, welches innerhalb einer
bestimmten Zeitdauer stetig von 1 auf 0 fällt. Zur unterschiedlichen Gewichtung der
Ausgänge der Recheneinheiten 20 und 23 ist das Signal k'(t) sowie das in der Recheneinheit
26 gebildete Signal 1-k'(t) einem Multiplizierer 27A bzw. 27B zugeführt. Durch diese
beispielhafte Ausführungsform wird ein gleitender Übergang von einem Hörprogramm 1
zu einem Hörprogramm 2 realisiert, wobei die Dauer des Umschaltvorganges über eine
Funktion b'(t) durch die Umschalteinheit 22 steuerbar ist.
[0034] Neben der manuellen Umschaltung durch das Bedienelement 21 kann der Umschaltvorgang
zwischen zwei Hörprogrammen auch automatisch ausgelöst werden. Weiterhin kann die
Erfindung anhand des Beispiels eines Umschaltvorganges zwischen zwei Hörprogrammen
sinngemäß auch auf mehr als zwei Programme, zwischen denen umgeschaltet wird, erweitert
werden.
[0035] Kann ein Klassifikator die augenblickliche Hörsituation nicht klar erkennen, so wechselt
dieser sehr häufig und in kurzen Zeitabständen zwischen unterschiedlichen Hörsituationen.
Dadurch ergibt sich im Zusammenhang mit der Erfindung der Vorteil, dass dann mehrere
Hörprogramme automatisch über einen längeren Zeitraum parallel im Hörgerät betrieben
werden. Erfolgt die Situationserkennung beispielsweise durch eine dem Klassifikator
11 gemäß Figur 1 vergleichbare Schaltungsanordnung, so ist das Gewicht der jeweiligen
Hörsituation im Mittel in etwa proportional zu der Zeitdauer für die die jeweilige
Hörsituation festgestellt wird.
[0036] Sinngemäß lässt sich das anhand des Umschaltvorgangs zwischen zwei Hörprogrammen
gezeigte Ausführungsbeispiel auf beliebige andere Schaltvorgänge im Hörgerät übertragen,
bei denen bislang Sprünge von Parametern, die die Signalverarbeitung beeinflussen,
stattfinden.
[0037] Ebenso wie bei der Anwendung von Algorithmen, die eine Signalverarbeitung im Hörgerät
bewirken, lässt sich die Erfindung auch bei verschiedenen Funktionen eines Hörgerätes
anwenden, die aktiviert, deaktiviert oder hinsichtlich ihrer Einstellung verändert
werden können. Ein Beispiel hierfür zeigt Figur 4. Durch eine Mikrofonanordnung mit
den Mikrofonen 30, 31 und 32 sind unterschiedliche Mikrofon-Empfangscharakteristiken
einstellbar. Befindet sich ein Schalter S in einer ersten Schaltstellung, so ist lediglich
das omnidirektionale Mikrofon 30 mit einer Signalverarbeitungseinheit 33 verbunden.
Durch die elektrische Verschaltung der beiden omnidirektionalen Mikrofone 31 und 32
mit einem Verzögerungselement 34 und einem Differenzelement 35 wird ein Richtmikrofon
31, 32 realisiert. Befindet sich der Schalter S in der in Figur 4 dargestellten zweiten
Schaltstellung, so ist das direktionale Mikrofon 31, 32 mit der Signalverarbeitungseinheit
33 verbunden. Ein derartiges umschaltbares Mikrofonsystem ist aus dem Stand der Technik
bekannt. Beim Umschalten des Schalters S können einerseits durch das Umschalten verursachte
Geräusche, aber auch unnatürliche Klangveränderungen bei der Signalübertragung durch
das Hörgerät entstehen. Um diese zu vermeiden, wird für den Signaleingang eine Schaltungsanordnung,
wie im Blockschaltbild gemäß Figur 5 veranschaulicht, vorgesehen. Auch hierbei besteht
Wahlmöglichkeit zwischen einem omnidirektionalen Empfang durch das Mikrofon 30 sowie
einem direktionalen Empfang durch die Mikrofone 31 und 32 in Verbindung mit dem Verzögerungselement
34 und dem Differenzelement 35. Zumindest während des Umschaltvorgangs ist der Ausgang
des omnidirektionalen Mikrofons 30 einer Signalverarbeitungseinheit 33A und der Ausgang
des Mikrofonsystems 31, 32 einer Signalverarbeitungseinheit 33B zugeführt. Auslöser
für den Umschaltvorgang ist im Ausführungsbeispiel das Schaltelement 36. Der Umschaltvorgang
kann sowohl manuell ausgelöst werden, beispielsweise durch Betätigung eines Bedienelementes,
oder automatisch, z.B. in Verbindung mit dem Wechsel des Hörprogramms. Der einem Auslöser
nachfolgende automatische Umschaltvorgang wird auch in diesem Ausführungsbeispiel
von einer Umschalteinheit 37 gesteuert. Diese bestimmt, welche Teile der Signalverarbeitung
während des Umschaltvorgangs parallel auszuführen sind und gegebenenfalls, an welcher
Stelle y''(t) im Signalpfad des Hörgerätes eine gemeinsame Weiterverarbeitung erfolgen
kann. So können im Ausführungsbeispiel die beiden unterschiedlich gewichteten Signalpfade
in dem Summierer 38 zusammengeführt und gemeinsam endverstärkt werden.
[0038] Die wechselnde Gewichtung der parallelen Mikrofonsignalpfade erfolgt auch bei diesem
Ausführungsbeispiel durch ein binäres Signal a" (t), welches beim Umschalten von einem
omnidirektionalen Empfang durch das Mikrofon 30 auf einen direktionalen Empfang durch
das Mikrofonsystem 31, 32 von 1 auf 0 wechselt. Von einem Tiefpass 39, dessen Zeitkonstante
von einem von der Umschalteinheit 37 ausgehenden Signal b" (t) steuerbar ist, wird
ein Signal k" (t) abgegeben, welches im Ausführungsbeispiel stetig von 1 auf 0 fällt
und als eines der Eingangssignale eines Multiplizierers 40A dient. Das in einer Recheneinheit
41 gebildete Signal 1-k''(t) ist einem Eingang eines Multiplizierers 40B zugeführt.
An dem zweiten Eingang des Multiplizierers 40A liegt ein von dem Mikrofon 30 herrührendes
Signal an, an dem zweiten Eingang des Multiplizierers 40B liegt ein von dem miteinander
verschalteten Mikrofonen 31 und 32 herrührendes Signal an.
[0039] Die Schaltung gemäß dem Blockschaltbild erlaubt ein weiches und gleitendes Umschalten
zwischen einem omnidirektionalen und einem direktionalen Mikrofonempfang. Auch bei
dieser Ausführungsform ist es möglich, dass durch ein sehr häufiges Umschalten in
kurzen Zeitabständen durch das Schaltelement 36, z.B. hervorgerufen durch eine nicht
klar bestimmbare Hörsituation, beide Mikrofoncharakteristiken über einen längeren
Zeitraum parallel im Hörgerät vorhanden sind.
[0040] Der weiche, gleitende Übergang zwischen omnidirektionalem und direktionalem Mikrofonempfang
wird durch die Richtdiagramme A bis H gemäß Figur 6 zusätzlich grafisch veranschaulicht.
Gezeigt ist der Übergang ausgehend von dem ersten Betriebszustand, in dem lediglich
ein omnidirektionaler Empfang erfolgt (Richtcharakteristik A). Die Diagramme B bis
G zeigen dann den Übergang, für den beide Betriebszustände parallel im Hörgerät vorhanden
sind, d.h., sowohl von dem omnidirektionalen Mikrofon als auch von dem direktionalen
Mikrofon wird jeweils ein Eingangssignal aufgenommen und weiterverarbeitet. Durch
die sich über der Zeit verändernde Gewichtung der verarbeiteten und summierten Mikrofonsignale
entstehen die Richtcharakteristiken B bis G. Schließlich ist nach Beendigung des Umschaltvorgangs
nur noch der zweite Betriebszustand im Hörgerät vorhanden und die Richtcharakteristik
weist die in Figur 6H veranschaulichte Nierenform auf.
1. Verfahren zum Betrieb eines Hörgerätes (1) mit einem Eingangswandler zur Aufnahme
eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Signal, einer Signalverarbeitungseinheit
(7) zur Verarbeitung und Verstärkung des elektrischen Signals und einem Ausgangswandler,
wobei ein Umschaltvorgang zum Überführen des Hörgerätes (1) von einem ersten Betriebszustand
in einem zweiten Betriebszustand ausgelöst wird und wobei ein gleitender Übergang
von dem ersten Betriebszustand zu dem zweiten Betriebszustand erfolgt, dadurch gekennzeichnet, dass während des Umschaltvorgangs beide Betriebszustände parallel im Hörgerät (1) vorhanden
sind, wobei zumindest in dem Teil eines Signalpfades des Hörgerätes (1) eine parallele
Signalverarbeitung erfolgt, in dem sich die beiden Betriebszustände unterscheiden,
wobei ein erstes Signal, das aus dem ersten Betriebszustand resultiert, und ein zweites
Signal, das aus dem zweiten Betriebszustand resultiert, über eine Gewichtungsfunktion
miteinander verknüpft sind und wobei während des Umschaltvorgangs das Gewicht des
ersten Signals abnimmt und das Gewicht des zweiten Signals zunimmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein Algorithmus zur Signalverarbeitung in dem ersten
Betriebszustand eingeschaltet und in dem zweiten Betriebszustand ausgeschaltet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein Algorithmus zur Signalverarbeitung in dem ersten
Betriebszustand ausgeschaltet und in dem zweiten Betriebszustand eingeschaltet ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein Algorithmus in dem zweiten Betriebszustand gegenüber
einem ersten Betriebszustand verändert ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei der A1-gorithmus den Frequenzgang,
die Reduzierung von Störsignalen, die Anhebung von Sprachsignalen, die Richtmikrofoncharakteristik
oder die Kompression betrifft.
6. Verfahren nach Anspruch 1, wobei eine Funktion des Hörgerätes (1) in dem ersten Betriebszustand
aktiviert und in dem zweiten Betriebszustand nicht aktiviert ist.
7. Verfahren nach Anspruch 1, wobei eine Funktion des Hörgerätes (1) in dem ersten Betriebszustand
nicht aktiviert und in dem zweiten Betriebszustand aktiviert ist.
8. Verfahren nach Anspruch 1, wobei eine aktivierte Funktion des Hörgerätes (1) in dem
zweiten Betriebszustand gegenüber dem ersten Betriebszustand verändert ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die Funktion die Mikrofoncharakteristik,
den Empfang eines Eingangssignals mittels Telefonspule (8) oder die Erzeugung eines
Signals zur Tinnitus-Therapie betrifft.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei bei dem Hörgerät Parameter zur Steuerung
der Signalverarbeitung einstellbar sind und wobei wenigstens ein Parameter in dem
zweiten Betriebszustand einen geänderten Wert gegenüber dem Wert des Parameters in
dem ersten Betriebszustand aufweist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei während des Umschaltvorgangs das
Gewicht des ersten Parameters abnimmt und das Gewicht des zweiten Parameters zunimmt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei die Summe der Gewichte eins beträgt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, wobei der Umschaltvorgang von einem Umschaltalgorithmus
gesteuert wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei der Umschaltvorgang manuell ausgelöst
wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei der Umschaltvorgang automatisch
ausgelöst wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, wobei die Dauer des Umschaltvorgangs
eingestellt wird.
17. Hörgerät (1) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 16, mit
einem Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches
Signal, einer Signalverarbeitungseinheit (7) zur Verarbeitung und Verstärkung des
elektrischen Signals und einem Ausgangswandler, wobei ein Umschaltvorgang von einem
ersten Betriebszustand in einen zweiten Betriebszustand des Hörgerätes (1) auslösbar
ist und wobei Mittel zum gleitenden Überführen des Hörgerätes (1) von dem ersten Betriebszustand
in den zweiten Betriebszustand vorhanden sind, dadurch gekennzeichnet, dass während des Umschaltvorgangs beide Betriebszustände parallel im Hörgerät (1) vorhanden
sind und das Hörgerät (1) Mittel zur gewichteten Verknüpfung eines Signals, das aus
dem ersten Betriebszustand resultiert, und eines Signals, das aus dem zweiten Betriebszustand
resultiert, umfasst.
18. Hörgerät (1) nach Anspruch 17, wobei die Dauer des Umschaltvorgangs einstellbar ist.
19. Hörgerät nach Anspruch 18, wobei während des Umschaltvorgangs das Gewicht des Signals
aus dem ersten Betriebszustand mit eins beginnend abnimmt und das Gewicht des Signals
aus dem zweiten Betriebszustand mit 0 beginnend zunimmt und wobei die Summe der Gewichte
eins beträgt.