[0001] Die Erfindung betrifft eine flexible elektrische Leitung nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Für die Steuerung moderner Roboter- und Handlingsysteme werden Leitungen mit einem
hohen Maß an Flexibilität und Biegewechselfestigkeit benötigt. Derartige Leitungen
sind während des Betriebes in ständiger Bewegung. Sie müssen im Dauerbetrieb Torsionen
von ± 440° aushalten.
[0003] Aus der Zeitschrift "Elektrotechnik", Oktober 2000, 82. Jahrgang ist ein hochflexibles
Kabel für den Einsatz bei modernen Robotern bekannt, bei dem mehrere Einzelkabel in
einer Hybridleitung untergebracht sind. So sind beispielsweise sechs Einzelkabel in
einem Hybridrundkabel untergebracht und zwar drei dickere für die stärkeren Motoren
und drei dünnere Kabel für die schwächeren Motoren. Die einzelnen Kabel sind um einen
leitenden Kern herum bündelverseilt. Um die Reibung der einzelnen Aufbauelemente so
gering wie möglich zu halten, weisen diese reibungsarme lsolationsoberflächen sowie
aufwendige Bandierungen auf. Als Isolierwerkstoffe werden solche auf Basis Polyurethan
bevorzugt, die sich durch eine hohe Abriebfestigkeit und Beständigkeit gegen Hydraulikflüssigkeit
und Mineralöl auszeichnen. Als Material für den Mantel werden thermoplastische Elastomere
eingesetzt, so daß der Mantel kerbfest und scheuerfest ist. In dem Kabel können auch
Steuerleitungen untergebracht werden.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine flexible elektrische
Leitung, insbesondere für den Einsatz in Roboteranlagen, bereitzustellen, welche die
Möglichkeit bietet, Energie, Steuersignale sowie Daten zu übertragen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 erfaßten Merkmale gelöst.
[0006] Durch die kombinierte Rundleitung, welche neben den bisher bekannten Stromzuführungsleitungen
und den Steuerleitungen nunmehr auch Datenleitungen enthält, kann auf ein oder mehrere
zusätzliche Datenkabel verzichtet werden, was wegen der beengten Verhältnisse in Roboteranlagen
von besonderem Vorteil ist.
[0007] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind die Leitungen der Seele
mit gleicher Schlagrichtung und abgestimmter Schlaglänge miteinander verseilt, so
daß die Verseilwinkel aller Leitungen der Seele annähernd gleich sind und somit die
Leitungen eine gleiche Länge aufweisen.
[0008] Darüberhinaus ist es von Vorteil, daß der Mantel ein zwickelfüllender extrudierter
Mantel aus einem abriebfesten ölbeständigen flammwidrigen Kunststoff ist. Besonders
bevorzugt sind hier thermoplastisches Polyurethan, thermoplastisches Elastomer (unter
dem Handelsnamen Santoprene bekannt), halogenfreies Polymercompound oder Polyvinylchlorid.
Durch die Ausfüllung der Zwickel wird erreicht, daß die einzelnen Leitungen im Verseilverband
d. h. in der Kabelseele in ihre Lage zueinander fixiert sind. Hierdurch wird die sogenannte
Korkenzieherbildung vermieden.
[0009] Alternativ kann über der Seele eine Bewicklung aus einem Kunststoffvlies vorgesehen
sein, welches mit dem aus thermoplastischem Polyurethan, TPE, halogenfreiem Polymercompound
oder Polyvinylchlorid bestehenden Mantel verklebt ist. Das Kunststoffvlies ermöglicht
ein Gleiten des Mantels gegenüber der Seele und verbessert somit die Flexibilität.
[0010] Jede Leitung der Seele weist eine eigene Abschirmung auf. Hierdurch soll eine gegenseitige
elektromagnetische Beeinflussung der einzelnen Leitungen im Verseilverband vermieden
werden.
[0011] Jede geschirmte Leitung weist eine extrudierte Außenschicht aus einem thermoplastischen
gleitfähig modifizierten Polyurethan oder Polypropylen auf. Diese Maßnahme verbessert
die Flexibilität des Kabels, da die einzelnen Leitungen praktisch ungehindert gegeneinander
gleiten können.
[0012] Als Leitungen zur Übertragung von mittleren und hohen Datenraten (100kBaud bis 1Mbaud)
werden die in der Prozeßautomation bekannten symmetrischen BUS-Leitungen wie "Profi-Bus"
(für hohe Datenraten) mit 150 Ohm-Wellenwiderstand (bei 1 bis 10 MHz) sowie CAN-Bus
(für mittlere Datenraten) mit 120 Ohm Wellenwiderstand (bei 0,5 bis 1MHz) eingesetzt.
[0013] Im Gegensatz zu den bekannten Aufbauausführungen für Bus-Leitungen wird ein mindestens
2-schichtig ausgeführtes Isoliermaterial (Foam-Skin oder Skin-Foam-Skin) mit modifiz.
PP-Foam-Material eingesetzt, welches physikalisch oder chemisch geschäumt werden kann.
Die äußere harte Isolierschicht garantiert hierbei die Gleitfähigkeit der Ader.
[0014] Als weiterer Vorteil gegenüber bekannten Konstruktionen ist der besondere 2-schichtige
Schirmaufbau für den Profi-Bus und den CAN-Bus zu nennen. Dieser besteht aus einer
ersten Lage aus überdeckend gewickelten Kupferbändern, die auf eine die Kabelseele
umhüllende Gleitfolie aufgewickelt sind, sowie einer zweiten Lage aus einer Kupferdrahtumwicklung.
[0015] Durch die überdeckende Bewicklung wird eine sichere Abschirmwirkung auch bei Torsionsbeanspruchung
der Leitung erreicht. Die Umseilung aus Cu-Drähten oder verzinnten Cu-Drähten fixiert
die Cu-Bebänderung, ohne die Tordierbarkeit zu beeinträchtigen und trägt zu einer
entscheidenden Verbesserung der Schirmeigenschaften (Kopplungswiderstand bzw. Schirmdämpfung)
bei.
[0016] An Stelle der genannten Bus-Leitungen können auch mehrpaarige symmetrische 100 Mbit-Ethernetleitungen
mit 100 Ohm Wellenwiderstand (bei 1 bis 100 MHz) für extrem hohe Datenraten eingesetzt
werden.
[0017] Die Seele enthält ferner drei Niederfrequenzleitungen, die jeweils ein Aderpaar enthalten.
Auch diese Niederfrequenzleitungen weisen eine Abschirmung auf, welche aus einer Kupferdrahtumwicklung
besteht, die auf eine Trenn- bzw. Gleitfolie z. B. aus Polytetrafluorethylen aufgewickelt
ist.
[0018] Der Profi-Bus und der Can-Bus bestehen jeder aus zwei schaumisolierten Leitern, zwei
in den Zwickeln angeordneten Beiläufen, um über einen runden Aufbau definierte elektrische
Eigenschaften sowie eine Komprimierbarkeit der Bus-Leitungen zu gewährleisten.
[0019] Sowohl der Profi-Bus als auch der Can-Bus können jedoch auch einen zwickelfüllenden
Innenmantel aufweisen, der aus einem Kunststoff mit niedriger Dielektrizitätskonstante
besteht, vorzugsweise aus einem Schaumstoff wie z. B. modifiziertes Zell-PE. Die Beiläufe
entfallen natürlich bei dieser Lösung.
[0020] Im Zentrum der Seele befindet sich zweckmäßigerweise ein Kernelement, welches aus
einem kompressiblen Material besteht. Auch dieses Merkmale verbessert die Flexibilität
und Tordierbarkeit des Kabels.
[0021] Die Erfindung ist anhand des in der Figur schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
[0022] In der Figur ist ein Schnitt durch ein Roboterkabel dargestellt, dessen Seele aus
einer Energieübertragungsleitung 1, einer Profi-Bus-Leitung 2, einer Can-Bus-Leitung
3 sowie drei Niederfrequenzleitungen 4 besteht. Zusätzlich befinden sich noch zwei
Erdleiter 5 sowie ein Kernelement 6 aus kompressiblem Werkstoff in der Seele. Die
Seele ist umgeben von einem Kunststoffmantel 7, der zwickelfüllend auf die Seele extrudiert
ist, oder auf eine die Seele umhüllende nicht dargestellte Vliesumwicklung aufextrudiert
und mit der Vliesumwicklung verklebt ist.
[0023] Das Roboterkabel vereinigt eine Powerleitung 1, zwei Datenleitungen 2 und 3 sowie
drei Steuerleitungen 4 in sich.
[0024] Das Kernelement 6 kann beispielsweise ein mit einem aufgeschäumten Material umspritzter
nicht dargestellter Strang sein.
[0025] Die Leitungen 1, 2 und 3 sind um das Kernelement 6 herumgeseilt und zwar in der Weise,
daß alle Leitungen die gleiche Schlagrichtung aufweisen und die Schlaglänge derart
abgestimmt ist, daß alle Leitungen 1, 2 und 3 die gleiche Länge aufweisen.
[0026] Die Niederfrequenzleitungen 4 befinden sich in den jeweiligen Zwickeln der Leitungen
1, 2 und 3.
[0027] Der Außenmantel 7 besteht zweckmäßigerweise aus thermoplastischem Polyurethan, welches
flammwidrig gemacht und halogenfrei ist.
[0028] Die Stromleitung 1 besteht z. B. aus vier Adern 1 a, die von einem Schirm 1b aus
einer Drahtumseilung umgeben sind, der wiederum von einer Kunststoffschicht 1c umhüllt
ist. Die Kunststoffschicht 1 c, besteht aus einem gleitfähigen extrudlerbaren Kunststoff,
vorzugsweise aus modifiziertem Polypropylen. Zwischen den Adern 1a und dem Schirm
1b ist noch eine Gleitfolie 1d z. B. eine PTFE-Folie vorgesehen. Die Isolierung der
Adern 1 a besteht aus einer inneren, weichen Schicht 1e aus Polypropylenschaum sowie
einer äußeren harten Schicht 1f aus Polypropylen.
[0029] Jede der Niederfrequenzleitungen 4 besteht aus zwei miteinander verseilten Adern
4a. Das Adernpaar ist von einer Gleitfolie 4b, einer Abschirmung 4c und einer Außenschicht
4d aus einem extrudierbaren, gleitfähigen Kunststoff z. B.
[0030] Polypropylen umgeben. Die Abschirmung 4c besteht aus einer Umwicklung aus Kupferdrähten.
[0031] Die Datenübertragungsleitung 2 besteht aus zwei isolierten Adern 2a sowie zwei Füllern
2b. Die Adern 2a und die zwei Füller 2b sind von einer Gleitfolie 2c und einer Abschirmung
2d umgeben, welche aus überdeckend gewickelten Kupferbändern, sowie einer Umseilung
aus Kupferdrähten, die verzinnt sein können, besteht. Unter überdeckend wird eine
Bewicklung aus einem ersten mit Abstand der Bandkanten zu einer gewickelten Band sowie
einem zweiten den Abstand der Bandkanten überdeckenden Band verstanden. Die Außenschicht
2e ist wie die Außenschicht 1c der Leitung 1 bzw. der Außenschicht 4d der Leitungen
4 aufgebaut. Die Hochfrequenzleitung 2 weist eine Impedanz von 150 Ω auf. Wesentlich
ist ferner, daß die Isolierung der Adern 2a zweischichtig aufgebaut ist, u. z. aus
einer inneren Schicht 2f aus Polypropylenschaum und einer äußeren Schicht 2g aus Polypropylen
besteht.
[0032] Die Datenübertragungsleitung 3 (Can-Bus) ist in gleicher Weise aufgebaut jedoch sind
die Abmessungen der Elemente kleiner, so daß diese Leitung 3 eine Impedanz von 120
Ω aufweist.
1. Flexible elektrische Leitung insbesondere Roboterkabel mit einer Seele sowie einem
die Seele umgebenden Mantel aus Kunststoff, dadurch gekennzeichnet, daß die Seele zumindest eine Energieleitung bzw. Stromleitung (1), mindestens eine Leitung
(2) zur Übertragung von Hochfrequenzsignalen, sowie mindestens eine Leitung zur Übertragung
von Niederfrequenzsignalen bzw. eine Steuerleitung (4) enthält.
2. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitungen (1,2,3,4) der Seele mit gleicher Schlagrichtung und zueinander abgestimmter
Schlaglänge miteinander verseilt sind, dergestalt, daß die Verseilwinkel aller Leitungen
(1,2,3,4) der Seele annähernd gleich sind und die Leitungen (1,2,3,4) eine gleiche
Länge aufweisen.
3. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel (7) ein zwickelfüllender extrudierter Mantel aus einem abriebfesten ölbeständigen
flammwidrigen Kunststoff z. B. thermoplastischem Polyurethan oder Polyvinylchlorid
ist.
4. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß über der Seele eine Bewicklung aus Kunststoffvlies angeordnet ist, das mit einem
extrudierten Mantel (7) aus thermoplastischem Polyurethan oder Polyvinylchlorid verklebt
ist.
5. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß jede Leitung (1,2,3,4) der Seele eine eigene Abschirmung (1 b,2d,4c) aufweist.
6. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß jede geschirmte Leitung (1,2,3,4) der Seele eine extrudierte Außenschicht (1 c,2e,4d)
aus thermoplastischem gleitfähig modifiziertem Polyurethan oder Polypropylen aufweist.
7. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Seele einen Profi-Bus (2), einen Can-Bus (3), eine vieradrige Leitung (1) zur
Energieübertragung sowie drei Niederfrequenzleitungen (4) mit je einem Adernpaar enthält.
8. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Profi-Bus (2) und der Can-Bus (3) eine Abschirmung (2d) aus überdeckend gewickelten
Bändern aus Kupfer oder aus überdeckend gewickelten Kupfer/Kunststoff-Kupfer-Sandwichfolien
sowie einer darüber angeordneten Umseilung aus Kupferdrähten oder verzinnten Kupferdrähten
aufweisen.
9. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Profi-Bus (2) und der Can-Bus (3) aus zwei schaumisolierten Leitern (2a) sowie
zumindest zwei Beiläufen (2b) bestehen und das aus den schaumisolierten Leitern (2a)
und den Beiläufen (2b) bestehende Gebilde eine Bewicklung (2c) aus Kunststoffvlies
aufweist.
10. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Profi-Bus (2) und der Can-Bus (3) aus zwei schaumisolierten Leitern (2a) bestehen,
die von einem zwickelfüllenden Innenmantel aus einem Kunststoff mit niedriger Dielektrizitätskonstanten
oder aus geschäumtem Kunststoff umgeben sind.
11. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Niederfrequenzleitungen (4) in den Verseilzwickeln zwischen dem Profi-Bus (2),
dem Can-Bus (3) und der vieradrigen Leitung (1) zur Stromübertragung angeordnet sind.
12. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 1 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Zentrum der Seele ein kompressibles Kernelement (6) angeordnet ist.
13. Flexible elektrische Leitung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Energieleitung (1) sowie den Leitungen für die Übertragung von Hochfrequenzsignalen
(2,3) die Isolierschicht der Leiter zweischichtig ausgestaltet ist und zwar eine weiche
innere Schicht sowie eine harte äußere Schicht aufweist.
14. Flexible elektrische Leitung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die weiche innere Schicht aus geschäumtem Polypropylen und die harte äußere Schicht
aus ungeschäumtem Polypropylen besteht.