[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hörgerät mit einer Funkschnittstelle zum Empfangen
von Funksignalen von Signalquellen und Umsetzen der Funksignale in akustische Signale
sowie einer Speichereinrichtung zum Speichern von Adressdaten bezüglich einer der
Signalquellen. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein entsprechendes
Verfahren. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur individuellen
Auswahl der Kommunikationsverbindungen für Bluetooth-Übertragungssysteme in Hörgeräteanwendungen.
[0002] Aus der DE 195 44 546 A1 ist ein Hörgerät mit einem Mikrofon, Mitteln zur Signalverarbeitung
und einem Hörer sowie ein Verfahren zum Betrieb eines digitalen Hörgerätes bekannt,
wobei das Hörgerät einen digitalen Eingang aufweist. Zum Einspeisen von Signalen digitaler
Signalquellen kann der digitale Eingang über einen Umschalter zugeschaltet werden.
So lassen sich Signale eines CD-Spielers oder DAT-Recorders oder Funksignale in das
Hörgerät einspielen.
[0003] Durch die wachsende Anzahl an Multimedia- und Telekommunikationsanwendungen tritt
die Verwendung von sogenannten Headsets (Hörsprecheinrichtungen) und Kopfhörern immer
mehr in den Vordergrund. Zur weiteren Vereinfachung des Gebrauchs von Headsets werden
verstärkt drahtlose Übertragungssysteme insbesondere nach dem Bluetooth-Standard eingesetzt,
um unkomfortable Kabelverbindungen zu anderen Kommunikationsschnittstellen zu ersetzen.
[0004] Auch bei Hörgeschädigten besteht der Bedarf derartige drahtlose Kommunikationsmittel
einzusetzen. So kann beispielsweise ein Hörgerät mit einer drahtlosen Übertragungsschnittstelle
nach dem Bluetooth-Standard ausgestattet und somit als universelles Kommunikations-Interface
eingesetzt werden.
[0005] Bei Verwendung einer Bluetooth-Schnittstelle aber auch anderer Schnittstellen in
Hörgeräten ergibt sich allerdings folgendes Problem. Ein Bluetooth-Interface ist normalerweise
für den Aufbau von Punkt-zu-Punkt- sowie von Punkt-zu-Multi-Punkt-Übertragungen geeignet.
Voraussetzung für den Aufbau der Übertragungsstrecke ist allerdings, die aktuell erreichbaren
Bluetooth-Transceiver anhand ihrer charakteristischen Adressen zu erkennen und diese
gegebenenfalls auswählen zu können. Dies erfordert im Allgemeinen ein aufwendiges
Benutzer-Interface mit Tastatur und Anzeigeelementen. Auf diese Weise kann ein Bluetooth-Transceiver
wahlweise mit bestimmten Bluetooth-Kommunikationsschnittstellen kommunizieren. Für
eine in ein Hörgerät integrierte Schnittstelle stehen allerdings derartige Bedien-
und Anzeigeelemente nicht zur Verfügung.
[0006] Bei bislang verfügbaren Bluetooth-Headsets beschränkt man sich daher auf eine sehr
begrenzte Kommunikationsfunktion. Die Headsets loggen sich auf eine fest vorgegebene
und einmal gespeicherte Adresse ein, so dass eine fest definierte Punktzu-Punkt-Verbindung
zum Beispiel zu einem Mobiltelefon hergestellt werden kann. Die Speicherung dieser
Adresse kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass das Headset in unmittelbare
Nähe des gewünschten Senders gebracht und ein Tastschalter am Headset betätigt wird.
[0007] Für eine Anwendung der Bluetooth-Technologie in Hörgeräten wäre es allerdings wünschenswert,
gleichzeitig oder sequentiell eine Verbindung zu mehreren Kommunikationsstellen z.
B. von einem Telefon, PC, Fernseher, Stereoanlage, etc. aufbauen zu können. Die Aufgabe
der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Hörgerät und ein entsprechendes
Verfahren vorzuschlagen, mit denen die Kommunikation mit mehreren Kommunikationsschnittstellen
erleichtert wird.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Hörgerät nach Anspruch 1.
[0009] Ferner wird die oben genannte Aufgabe gelöst durch ein Verfahren nach Anspruch 7.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] In vorteilhafter Weise ist es dem Träger eines Hörgeräts damit möglich, die Adressen
mehrerer Signalquellen, insbesondere bei analogen Geräten auch die Kanaldaten bzw.
Kanäle, vorab oder dynamisch nach Bedarf zu speichern und eine entsprechende Kommunikationsverbindung
anhand der Kanal- bzw. Adressenliste herzustellen. Vorzugsweise erfolgt die Kanal-
bzw. Adressverwaltung prioritätsgetrieben, so dass den individuellen Bedürfnissen
des Hörgeräteträgers besser nachgekommen werden kann.
[0012] Die Auswahl der Signalquelle kann manuell oder automatisch erfolgen. So kann beispielsweise
ein spezieller Sender in einem Raum dafür vorgesehen sein, das Hörgerät in diesem
Raum in ein bestimmtes Hörprogramm bzw. auf eine bestimmte Signalquelle zu schalten.
[0013] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
in der der Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens schematisch in einer Ausführungsform
dargestellt ist.
[0014] Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele sind bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung. In der Zeichnung ist ein Hörgerät 1 dargestellt, das von mehreren Sendern
2, 3, 4 Funksignale erhält. Ein Funkempfänger, der vorzugsweise eine Bluetooth-Schnittstelle
5 enthält, registriert sämtliche Funksignale und leitet sie an einen Wandler 6 weiter.
[0015] In einem Adressregister 7 sind die Adressen möglicher Sender bzw. Signalquellen 2,
3, 4 gespeichert und jeweils mit einer Priorität versehen. Die Adressen und/oder Prioritäten
können durch eine Eingabeeinheit 8 in das Hörgerät eingegeben werden.
[0016] Anhand der Priorität aus dem Adressregister 7 entscheidet der Wandler 6, welches
der von den Signalquellen 2, 3, 4 gesendete Signal in dem Hörgerät 1 zu einem Akustiksignal
für eine Ausgabeeinheit 9 gewandelt werden muss. Darüber hinaus kann alternativ oder
zusätzlich eine manuelle Wahl der Signalquelle beispielsweise über einen Tastenschalter
vorgesehen sein.
[0017] Im Folgenden sei die nähere Funktionsweise des erfindungsgemäßen Geräts mit wahlweiser
Verbindung zu mehreren Kommunikationsschnittstellen detaillierter dargelegt.
[0018] Typischerweise besteht ein Bluetooth-Übertragungssystem aus einem Hochfrequenzteil
des analogen Frontend, welches an ein digitales Baseband-Teil gekoppelt ist. In diesem
sind im Allgemeinen die verschiedenen Schichten des Bluetooth-Kommunikationsmodells
durch Verwendung geeigneter Softwareimplementierungen auf einem Prozessorsystem realisiert.
Die oberste Schicht stellt die Applikationsschicht dar, in der einerseits die Funktionalitäten
des Systems definiert, andererseits der Mechanismus zur Identifikation der Adressen
der Kommunikationspartner realisiert sind.
[0019] Das oben bereits angedeutete prioritätsgetriebene Adressverwaltungssystem kennt mehrere
Adressen von Signalquellen und läßt damit wahlweise Kommunikation mit mehreren Schnittstellen
zu. Bestehen beispielsweise Möglichkeiten zur Speicherung von drei Adressen, so könnten
in die ersten beiden Speicherpositionen die beiden prioritätshöchsten Adressen vom
Akustiker bei der Hörgeräteprogrammierung abgelegt werden (z. B. für Telefon und Fernseher).
Die dritte Speicherstelle könnte dagegen auf Bedienung eines Tastschalters dynamisch
vergeben werden, wie es für Headset-Applikationen gebräuchlich ist. Bei fester Vergabe
der Prioritäten kann das Hörgerätesystem bei gegebener Erreichbarkeit mit der Kommunikationsschnittstelle
kommunizieren, die augenblicklich die höchste Priorität besitzt.
[0020] Im Falle des Empfangs von Signalen von einer Signalquelle höherer Priorität während
einer Kommunikation einer Bluetooth-Schnittstelle geringerer Priorität kann der Hörgeräteträger
über ein akustisches Signal auf diesen Signalempfang, z. B. von einem Telefon, aufmerksam
gemacht werden. Der Hörgeräteträger könnte dann unter Benutzung des oben erwähnten
Tastschalters zwischen dem anhand der Adressen identifizierten Kommunikationspartner
sequentiell wählen.
[0021] Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Signale von mehreren Daten- bzw. Audioquellen
gleichzeitig in akustische Signale zu wandeln. Hierzu könnten die Schallpegel zu den
jeweiligen Signalen den Prioritäten der Signalquellen automatisch oder über den Tastschalter
angepasst werden.
[0022] Die vorliegende Erfindung ermöglicht somit in vorteilhafter Weise die Verwendung
einer Adressliste mit einer Priorisierung und unterschiedliche Verfahren zur Adressenzuweisung
zur Erweiterung der Kommunikationsfähigkeit einer Bluetooth-Schnittstelle in Hörgeräten.
1. Hörgerät mit
einer Funkschnittstelle zum Empfangen von Funksignalen von Signalquellen (2, 3, 4)
und Umsetzen der Funksignale in akustische Signale und/oder Steuersignale und
einer Speichereinrichtung (7) zum Speichern von Adressdaten bezüglich einer der Signalquellen
(2, 3, 4)
dadurch gekennzeichnet, dass
die Speichereinrichtung (7) zum Speichern von Adressdaten und/oder Kanaldaten bezüglich
mehrerer Signalquellen (2, 3, 4) ausgelegt ist und das Hörgerät ein Adressverwaltungssystem
umfasst, durch das den mehreren Signalquellen (2, 3, 4), deren Adressdaten und/oder
Kanaldaten gespeichert sind, Prioritäten zuordenbar sind.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, wobei die höchste Priorität oder höchsten Prioritäten für
Adressdaten und/oder Kanaldaten voreinstellbar sind.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2 mit einer Schaltvorrichtung, insbesondere einem Tastschalter
(8), zum Speichern von Adressdaten und/oder Kanaldaten.
4. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3 mit einer Signalgeneratoreinrichtung zum
Erzeugen eines akustischen Signals, falls während des Empfangs von Signalen von einer
Signalquelle (2, 3, 4) Signale von einer höherprioren Signalquelle empfangen werden.
5. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei eine der Signalquellen (2,3,4) automatisch
anhand der Priorität oder aufgrund eines externen Steuersignals oder manuell insbesondere
mittels eines Tastenschalters auswählbar ist.
6. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Funkschnittstelle eine Bluetooth-Schnittstelle
ist.
7. Verfahren zum Betreiben eines Hörgeräts (1) durch
Empfangen von Funksignalen von mehreren Signalquellen (2, 3, 4),
Speichern von Adressdaten und/oder Kanaldaten bezüglich der mehreren Signalquellen
(2, 3, 4) und
Umsetzen der empfangenen Funksignale von einer der mehreren Signalquellen (2, 3, 4),
deren Adressdaten und/oder Kanaldaten gespeichert sind, in akustische Signale und/oder
Steuersignale, wobei die Adressdaten und/oder Kanaldaten mit Prioritätsinformation
gekoppelt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei Adressdaten und/oder Kanaldaten mit der höchsten
Priorität oder den höchsten Prioritäten voreingestellt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, wobei Adressdaten und/oder Kanaldaten durch Betätigen
einer Schaltvorrichtung, insbesondere eines Tastschalters (8), am Hörgerät (1) abgespeichert
werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, wobei vom Hörgerät (1) ein akustisches
Signal erzeugt wird, wenn während des Empfangs von Signalen von einer Signalquelle
(2, 3, 4) mit einer ersten Priorität Signale von einer Signalquelle mit einer höheren
zweiten Priorität empfangen werden.
11. Verfahre nach einem der Ansprüche 7 bis 10, wobei eine der Signalquellen (2,3,4) automatisch
anhand der Priorität oder aufgrund eines externen Steuersignals oder manuell ausgewählt
wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, wobei das Empfangen der Funksignale nach
dem Bluetooth-Standard erfolgt.