(19)
(11) EP 1 331 261 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.07.2003  Patentblatt  2003/31

(21) Anmeldenummer: 02001624.2

(22) Anmeldetag:  23.01.2002
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7C11D 3/00, C11D 3/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(71) Anmelder: Chemische Fabrik Dr. Weigert GmbH & Co. KG.
20539 Hamburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Kühnau, Birgit
    22047 Hamburg (DE)
  • Wagemann, Wolfgang, Dr.
    22967 Tremsbüttel (DE)
  • Staffeldt, Jürgen, Dr.
    21423 Winsen (DE)

(74) Vertreter: Glawe, Delfs, Moll & Partner 
Patentanwälte Rothenbaumchaussee 58
20148 Hamburg
20148 Hamburg (DE)

   


(54) Verfahren zum Reinigen und Desinfizieren von Geschirr


(57) Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr, insbesondere Gläsern, mit den Schritten:

a) Reinigen mit einer Reinigerlösung, die Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat enthält,

b) Klarspülen.


Erfindungsgemäß ist es möglich, eine Reinigung von Geschirr bei niedrigen Temperaturen durchzuführen und dennoch eine einwandfreie Desinfektion zu erreichen.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr, insbesondere Glasgeschirr und Gläsern sowie die Verwendung eines bestimmten Reinigungsmittels zu diesem Zweck.

[0002] Gebrauchsgeschirr in der Gastronomie soll in der Regel möglichst schnell gereinigt werden, um für eine weitere Benutzung zur Verfügung zu stehen. Dies gilt insbesondere für Gläser, die häufig sehr kurze Benutzungszyklen aufweisen.

[0003] In der DIN 10511 wird für das maschinelle gewerbliche Gläserspülen aus hygienischen Gründen eine Temperatur von mindestens 55° C verlangt. Auf diese Weise soll in mikrobiologischer Hinsicht eine hinreichende Dekontamination der Gläser erreicht werden.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen, das ein einfaches, schnelles und sicheres Reinigen von Geschirr, insbesondere Glasgeschirr erlaubt und eine hinreichende Desinfizierung (mikrobiologische Dekontamination) ermöglicht.

[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den folgenden Schritten:

a)Reinigen mit einer Reinigerlösung, die Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat enthält,

b)Klarspülen.



[0006] Zunächst seien einige im Rahmen der Erfindung verwendete Begriffe erläutert.

[0007] Die Erfindung unterscheidet zwischen einem Reinigungsmittel und einer Reinigerlösung. Das Reinigungsmittel ist ein in der Regel flüssiges oder festes Konzentrat, das mit Wasser zu einer gebrauchsfertigen Reinigerlösung angesetzt wird. Diese gebrauchsfertige Lösung kommt mit dem Spülgut (Geschirr) in Kontakt.

[0008] Als Desinfektionswirkstoff wird erfindungsgemäß Benzoesäure und/oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat verwendet. Mikrobiozid bedeutet im Rahmen der Erfindung, daß eine erfindungsgemäß verwendete Reinigerlösung die hygienischen Anforderungen gemäß DIN 10511, Ziffer 5.3.2 erfüllt. Der Begriff Geschirr umfaßt die in Gastronomie und gewerblicher Verpflegung üblichen Gebrauchsgegenstände aus Glas, Porzellan, Metall und Kunststoff, wie beispielsweise Gläser, Becher, Tassen, Teller, Besteck, Töpfe, Tabletts und dergleichen. Der Begriff Gläser bezeichnet übliche Trinkgefäße.

[0009] Die Erfindung hat erkannt, daß das Verfahren des Standes der Technik in mehrerlei Hinsicht nachteilig ist. Die dort vorgesehene thermische Desinfektion benötigt zur Erwärmung des Wassers viel Energie, zudem können nach Beendigung des Spülvorgangs aus der noch heißen Maschine unangenehme Wrasen austreten. Die nach Beendigung des Spülvorganges noch heißen Gläser können nicht sofort wiederverwendet werden, insbesondere nicht zum Ausschenken kalter Getränke.

[0010] Erfindungsgemäß ist eine chemische Desinfektion des Geschirrs bzw. der Gläser mit Benzoesäure oder einem mikrobioziden Benzoesäurederivat vorgesehen. Als mikrobiozide Benzoesäurederivate bevorzugt sind Hydroxybenzoesäuren (Salicylsäure sowie m- und p-Hydroxybenzoesäure), ferner halogen- und/oder alkylsubstituierte Benzoesäuren, insbesondere Chlorbenzoesäuren wie beispielsweise p-Chlorbenzoesäure. Salicylsäure ist erfindungsgemäß besonders bevorzugt.

[0011] Erfindungsgemäß ist es möglich, die Temperatur der Reinigerlösung während des Reinigungsvorgangs deutlich unter die in DIN 10511 vorgesehenen 55° C zu senken; bevorzugte Temperaturbereiche sind 10 - 50° C, vorzugsweise 15 - 45° C, weiter vorzugsweise 15 - 40° C. Es ist möglich, Gläser bei Raumtemperatur zu reinigen und dennoch eine hinreichende Desinfizierung (mikrobiozide Dekontamination) zu erreichen.

[0012] Der pH-Wert der Reinigerlösung liegt im sauren Bereich, vorzugsweise zwischen 1 und 6, weiter vorzugsweise 2 und 5, weiter vorzugsweise 2 und 4. Ein ebenfalls bevorzugter pH-Bereich liegt zwischen 1 und 3. Der saure pH-Wert bewirkt, daß die Benzoesäure bzw. deren Derivate in einem technisch relevanten Anteil in undissoziierter Form vorliegen, da in erster Linie diese undissoziierte Form mikrobiozid wirksam ist. Ein weiterer Vorteil des sauren pH-Wertes ist die Vermeidung von Kalkbelägen auf Gläsern bzw. in der verwendeten Spülmaschine, ferner kann die Maschine mit üblichem Leitungswasser statt mit kostenaufwendig aufbereitetem vollentsalztem (VE) Wasser gespeist werden.

[0013] Die Dauer des Reinigungsschrittes kann erfindungsgemäß zwischen 10 s und 30 min, weiter vorzugsweise 30 s und 10 min, weiter vorzugsweise 30 s bis 5 min, bevorzugt 1 bis 3 min betragen. Häufig ist eine Reinigungsdauer von etwa 90 s vorgesehen.

[0014] An den Reinigungsschritt schließt sich das Klarspülen an. Das Klarspülen dient der weitgehenden Entfernung von Resten der Reinigerlösung und soll eine schnelle, streifenfreie Trocknung des Geschirrs bzw. der Gläser ermöglichen. Es kann erfindungsgemäß entweder mit Frischwasser (vorzugsweise enthärtetes oder VE Wasser) erfolgen, bevorzugt ist jedoch die Verwendung eines üblichen Klarspülers, der vorzugsweise mit Frischwasser zu einer Klarspüllösung angesetzt wird. Das Klarspülen kann etwa 5 s bis 2 min dauern, häufig ist eine Klarspüldauer von etwa 15 s vorgesehen.

[0015] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können weitere Schritte vorgesehen sein, wie beispielsweise ein Vorspülen oder Vorabräumen zum Entfernen grober Anschmutzungen, Zwischenspülungen oder ein sich an das Klarspülen anschließender Trocknungsschritt. Eine erfindungsgemäß verwendete Reinigerlösung wird üblicherweise aus einem Reinigungsmittel (einem Konzentrat) angesetzt, das bevorzugt flüssig ist. Flüssigkonzentrate sind einfacher dosierbar und gewerbliche Spülmaschinen sind in aller Regel zur Dosierung flüssiger Konzentrate eingerichtet. Ein erfindungsgemäß verwendetes Reinigungsmittelkonzentrat weist als Inhaltsstoffe Benzoesäure und/oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat auf. Bevorzugt ist ferner wenigstens eine Säure und/oder Puffersubstanz zur Einstellung eines sauren pH-Wertes, da Benzoesäure bzw. deren Derivate in erster Linie in ihrer undissoziierten Form mikrobiozid wirksam sind. Die undissoziierte Säure bzw. deren Derivate sind lediglich geringfügig wasserlöslich; es kann daher bei der Formulierung als wässriges Konzentrat zu einer Auskristallisation kommen. Es ist daher erfindungsgemäß bevorzugt, zusätzlich wenigstens ein organisches Lösungsmittel für die Benzoesäure und/oder deren Derivate vorzusehen, das mit Wasser mischbar und in Wasser löslich ist. Bevorzugt sind hier Alkohole, insbesondere ein- und zweiwertige Alkohole. Verwendbar sind beispielsweise Glykole wie Ethylen- und Propylenglykole, deren höhere Homologe und Derivate (z.B. Diglykolether). Erfindungsgemäß können beispielsweise verwendet werden Isopropanol, n-Propanol, Ethylenglykol, Diethylenglykol, Propylenglykol, Dipropylenglykol, Butylglykol und Butyldiglykol. Butyldiglykol oder eine Mischung von Butyldiglykol mit anderen Alkoholen ist besonders bevorzugt. Ebenfalls verwendbar sind aprotische dipolare Lösungsmittel wie beispielsweise DMF (Dimethylformamid), DMSO (Dimethylsulfoxid) und NMP (N-Methylpyrrolidon).

[0016] Unter den bereits genannten Säuren sind Mineralsäuren (beispielsweise Schwefelsäure, Phosphorsäure, Salzsäure und Salpetersäure) und organische Säuren bevorzugt. Als organische Säuren können beispielsweise verwendet werden Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Glykolsäure, Maleinsäure, Malonsäure sowie Homologe der Malonsäure (Bernsteinsäure, Adipinsäure etc.). Ferner können die sog. Fruchtsäuren wie beispielsweise Zitronensäure, Apfelsäure, Weinsäure und dergleichen verwendet werden.

[0017] Weitere Bestandteile eines als Flüssigkonzentrat formulierten Reinigungsmittels können Tenside und andere dem Fachmann geläufige Hilfsstoffe sein.

[0018] Das Reinigungsmittel wird mit Wasser zu einer Reinigerlösung angesetzt. In dieser Lösung stellt sich bevorzugt eine Konzentration der Benzoesäure und/oder des mikrobioziden Benzoesäurederivats von 0,001 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0,001 - 0,5 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,1 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,05 Gew.-% ein. Die genannten Konzentrationen gewährleisten eine hinreichend mikrobiozide Wirksamkeit der Reinigerlösung auch bei kurzen Kontaktzeiten und niedrigen Temperaturen von beispielsweise Raumtemperatur bis 40° C.

[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in üblichen gewerblichen Geschirrspülmaschinen durchgeführt werden. Es können sogenannte Ein-Tank-Maschinen verwendet werden, bei denen das Geschirr stationär in der Maschine verbleibt und Reinigung sowie Klarspülung sequentiell am gleichen Ort durchgeführt werden. In der Regel wird Reinigerlösung in dem Tank umgewälzt, anschließend erfolgt das Klarspülen durch Aufdüsen von (ggf. mit Klarspüler versetztem Frischwasser) aus speziellen Nachspüldüsen. Ebenfalls möglich ist die Verwendung des Verfahrens in sog. Bandspülmaschinen, bei denen das Geschirr auf einer Transporteinrichtung nacheinander verschiedene Tanks, insbesondere einen Reinigertank und einen Klarspültank, durchläuft.

[0020] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen beschrieben.

Beispiel 1


Reinigungsmittelkonzentrat



[0021] Die nachfolgenden Rezepturbestandteile werden zu einem Reinigungsmittelkonzentrat angesetzt (alle Prozentangaben sind Gew.-%):
Salicylsäure 5%
Phophorsäure (75%ig) 25%
Octylpyrrolidon 2%
Butyldiglykol 35%
Isopropanol (49%ig) 5%
VE Wasser 28%


[0022] Octylpyrrolidon ist ein übliches Tensid. Butyldiglykol und Isopropanol sind Lösevermittler für die Salicylsäure, die in diesem Konzentrat als freie Säure in Lösung bleibt und nicht auskristallisiert.

Beispiel 2


Maschinelles Reinigen von Gläsern



[0023] In einer Winterhalter Gläserspülmaschine vom Typ GS 28 wird der Tank mit Reinigerlösung gefüllt. Als Reinigerlösung wird eine 0,2%ige wässrige Lösung des Reinigungsmittelkonzentrats aus Beispiel 1 verwendet. Die Temperatur der Reinigerlösung beträgt 40° C.

[0024] Benutzte Trinkgläser werden mit dieser Reinigerlösung 90 s unter Umwälzung der Lösung gereinigt.

[0025] Nach Abschluß des Reinigungsschrittes wird aus den Nachspüldüsen mit Klarspüler versetztes, auf 40° C erwärmtes Nachspülwasser über die gereinigten Gläser gespült. Ein typischer Klarspüler kann 10 Gew.-% n-Tensid und 3 Gew.-% Citronensäure enthalten (Rest: Wasser) und wird in einer Konzentration von 0,5 ml/l eingesetzt. Der gesamte Programmablauf dauert etwa 2 min. Die Gläser können anschließend aus der Maschine genommen und sofort wiederverwendet werden.

[0026] Alternativ ist es erfindungsgemäß möglich, Reinigerlösung und Nachspülwasser bei Raumtemperatur von etwa 20° C zu verwenden.


Ansprüche

1. Verwendung eines Reinigungsmittels, das Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat enthält, zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr.
 
2. Verwendung nach Anspruch 1 zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Glasgeschirr, insbesondere Gläsern.
 
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das mikrobiozide Benzoesäurederivat ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Salicylsäure, m- und p-Hydroxybenzoesäure, sowie halogen- und/oder alkylsubstituierten Benzoesäuren.
 
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Reinigerlösung 10 - 50°C, vorzugsweise 15 - 45°C, weiter vorzugsweise 15 - 40°C beträgt.
 
5. Verfahren zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr, mit den Schritten:

a) Reinigen mit einer Reinigerlösung, die Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat enthält,

b) Klarspülen.


 
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Geschirr Glasgeschirr ist.
 
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Reinigerlösung in Schritt a) 10 - 50°C, vorzugsweise 15 - 45°C, weiter vorzugsweise 15 - 40°C beträgt.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Reinigerlösung in Schritt a) zwischen 1 und 6, vorzugsweise 2 und 5, weiter vorzugsweise 2 und 4 liegt.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der Benzoesäure und/oder des mikrobioziden Benzoesäurederivats in der Reinigerlösung 0,001 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0,001 - 0,5 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,1 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,05 Gew.-% beträgt.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das mikrobiozide Benzoesäurederivat ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Salicylsäure, m- und p-Hydroxybenzoesäure, sowie halogen- und/oder alkylsubstituierten Benzoesäuren.
 





Recherchenbericht