[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren
von Geschirr, insbesondere Glasgeschirr und Gläsern sowie die Verwendung eines bestimmten
Reinigungsmittels zu diesem Zweck.
[0002] Gebrauchsgeschirr in der Gastronomie soll in der Regel möglichst schnell gereinigt
werden, um für eine weitere Benutzung zur Verfügung zu stehen. Dies gilt insbesondere
für Gläser, die häufig sehr kurze Benutzungszyklen aufweisen.
[0003] In der DIN 10511 wird für das maschinelle gewerbliche Gläserspülen aus hygienischen
Gründen eine Temperatur von mindestens 55° C verlangt. Auf diese Weise soll in mikrobiologischer
Hinsicht eine hinreichende Dekontamination der Gläser erreicht werden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu schaffen, das ein einfaches, schnelles und sicheres Reinigen von Geschirr, insbesondere
Glasgeschirr erlaubt und eine hinreichende Desinfizierung (mikrobiologische Dekontamination)
ermöglicht.
[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den folgenden Schritten:
a)Reinigen mit einer Reinigerlösung, die Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat
enthält,
b)Klarspülen.
[0006] Zunächst seien einige im Rahmen der Erfindung verwendete Begriffe erläutert.
[0007] Die Erfindung unterscheidet zwischen einem Reinigungsmittel und einer Reinigerlösung.
Das Reinigungsmittel ist ein in der Regel flüssiges oder festes Konzentrat, das mit
Wasser zu einer gebrauchsfertigen Reinigerlösung angesetzt wird. Diese gebrauchsfertige
Lösung kommt mit dem Spülgut (Geschirr) in Kontakt.
[0008] Als Desinfektionswirkstoff wird erfindungsgemäß Benzoesäure und/oder ein mikrobiozides
Benzoesäurederivat verwendet. Mikrobiozid bedeutet im Rahmen der Erfindung, daß eine
erfindungsgemäß verwendete Reinigerlösung die hygienischen Anforderungen gemäß DIN
10511, Ziffer 5.3.2 erfüllt. Der Begriff Geschirr umfaßt die in Gastronomie und gewerblicher
Verpflegung üblichen Gebrauchsgegenstände aus Glas, Porzellan, Metall und Kunststoff,
wie beispielsweise Gläser, Becher, Tassen, Teller, Besteck, Töpfe, Tabletts und dergleichen.
Der Begriff Gläser bezeichnet übliche Trinkgefäße.
[0009] Die Erfindung hat erkannt, daß das Verfahren des Standes der Technik in mehrerlei
Hinsicht nachteilig ist. Die dort vorgesehene thermische Desinfektion benötigt zur
Erwärmung des Wassers viel Energie, zudem können nach Beendigung des Spülvorgangs
aus der noch heißen Maschine unangenehme Wrasen austreten. Die nach Beendigung des
Spülvorganges noch heißen Gläser können nicht sofort wiederverwendet werden, insbesondere
nicht zum Ausschenken kalter Getränke.
[0010] Erfindungsgemäß ist eine chemische Desinfektion des Geschirrs bzw. der Gläser mit
Benzoesäure oder einem mikrobioziden Benzoesäurederivat vorgesehen. Als mikrobiozide
Benzoesäurederivate bevorzugt sind Hydroxybenzoesäuren (Salicylsäure sowie m- und
p-Hydroxybenzoesäure), ferner halogen- und/oder alkylsubstituierte Benzoesäuren, insbesondere
Chlorbenzoesäuren wie beispielsweise p-Chlorbenzoesäure. Salicylsäure ist erfindungsgemäß
besonders bevorzugt.
[0011] Erfindungsgemäß ist es möglich, die Temperatur der Reinigerlösung während des Reinigungsvorgangs
deutlich unter die in DIN 10511 vorgesehenen 55° C zu senken; bevorzugte Temperaturbereiche
sind 10 - 50° C, vorzugsweise 15 - 45° C, weiter vorzugsweise 15 - 40° C. Es ist möglich,
Gläser bei Raumtemperatur zu reinigen und dennoch eine hinreichende Desinfizierung
(mikrobiozide Dekontamination) zu erreichen.
[0012] Der pH-Wert der Reinigerlösung liegt im sauren Bereich, vorzugsweise zwischen 1 und
6, weiter vorzugsweise 2 und 5, weiter vorzugsweise 2 und 4. Ein ebenfalls bevorzugter
pH-Bereich liegt zwischen 1 und 3. Der saure pH-Wert bewirkt, daß die Benzoesäure
bzw. deren Derivate in einem technisch relevanten Anteil in undissoziierter Form vorliegen,
da in erster Linie diese undissoziierte Form mikrobiozid wirksam ist. Ein weiterer
Vorteil des sauren pH-Wertes ist die Vermeidung von Kalkbelägen auf Gläsern bzw. in
der verwendeten Spülmaschine, ferner kann die Maschine mit üblichem Leitungswasser
statt mit kostenaufwendig aufbereitetem vollentsalztem (VE) Wasser gespeist werden.
[0013] Die Dauer des Reinigungsschrittes kann erfindungsgemäß zwischen 10 s und 30 min,
weiter vorzugsweise 30 s und 10 min, weiter vorzugsweise 30 s bis 5 min, bevorzugt
1 bis 3 min betragen. Häufig ist eine Reinigungsdauer von etwa 90 s vorgesehen.
[0014] An den Reinigungsschritt schließt sich das Klarspülen an. Das Klarspülen dient der
weitgehenden Entfernung von Resten der Reinigerlösung und soll eine schnelle, streifenfreie
Trocknung des Geschirrs bzw. der Gläser ermöglichen. Es kann erfindungsgemäß entweder
mit Frischwasser (vorzugsweise enthärtetes oder VE Wasser) erfolgen, bevorzugt ist
jedoch die Verwendung eines üblichen Klarspülers, der vorzugsweise mit Frischwasser
zu einer Klarspüllösung angesetzt wird. Das Klarspülen kann etwa 5 s bis 2 min dauern,
häufig ist eine Klarspüldauer von etwa 15 s vorgesehen.
[0015] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können weitere Schritte vorgesehen sein, wie
beispielsweise ein Vorspülen oder Vorabräumen zum Entfernen grober Anschmutzungen,
Zwischenspülungen oder ein sich an das Klarspülen anschließender Trocknungsschritt.
Eine erfindungsgemäß verwendete Reinigerlösung wird üblicherweise aus einem Reinigungsmittel
(einem Konzentrat) angesetzt, das bevorzugt flüssig ist. Flüssigkonzentrate sind einfacher
dosierbar und gewerbliche Spülmaschinen sind in aller Regel zur Dosierung flüssiger
Konzentrate eingerichtet. Ein erfindungsgemäß verwendetes Reinigungsmittelkonzentrat
weist als Inhaltsstoffe Benzoesäure und/oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat
auf. Bevorzugt ist ferner wenigstens eine Säure und/oder Puffersubstanz zur Einstellung
eines sauren pH-Wertes, da Benzoesäure bzw. deren Derivate in erster Linie in ihrer
undissoziierten Form mikrobiozid wirksam sind. Die undissoziierte Säure bzw. deren
Derivate sind lediglich geringfügig wasserlöslich; es kann daher bei der Formulierung
als wässriges Konzentrat zu einer Auskristallisation kommen. Es ist daher erfindungsgemäß
bevorzugt, zusätzlich wenigstens ein organisches Lösungsmittel für die Benzoesäure
und/oder deren Derivate vorzusehen, das mit Wasser mischbar und in Wasser löslich
ist. Bevorzugt sind hier Alkohole, insbesondere ein- und zweiwertige Alkohole. Verwendbar
sind beispielsweise Glykole wie Ethylen- und Propylenglykole, deren höhere Homologe
und Derivate (z.B. Diglykolether). Erfindungsgemäß können beispielsweise verwendet
werden Isopropanol, n-Propanol, Ethylenglykol, Diethylenglykol, Propylenglykol, Dipropylenglykol,
Butylglykol und Butyldiglykol. Butyldiglykol oder eine Mischung von Butyldiglykol
mit anderen Alkoholen ist besonders bevorzugt. Ebenfalls verwendbar sind aprotische
dipolare Lösungsmittel wie beispielsweise DMF (Dimethylformamid), DMSO (Dimethylsulfoxid)
und NMP (N-Methylpyrrolidon).
[0016] Unter den bereits genannten Säuren sind Mineralsäuren (beispielsweise Schwefelsäure,
Phosphorsäure, Salzsäure und Salpetersäure) und organische Säuren bevorzugt. Als organische
Säuren können beispielsweise verwendet werden Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure,
Glykolsäure, Maleinsäure, Malonsäure sowie Homologe der Malonsäure (Bernsteinsäure,
Adipinsäure etc.). Ferner können die sog. Fruchtsäuren wie beispielsweise Zitronensäure,
Apfelsäure, Weinsäure und dergleichen verwendet werden.
[0017] Weitere Bestandteile eines als Flüssigkonzentrat formulierten Reinigungsmittels können
Tenside und andere dem Fachmann geläufige Hilfsstoffe sein.
[0018] Das Reinigungsmittel wird mit Wasser zu einer Reinigerlösung angesetzt. In dieser
Lösung stellt sich bevorzugt eine Konzentration der Benzoesäure und/oder des mikrobioziden
Benzoesäurederivats von 0,001 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0,001 - 0,5 Gew.-%, weiter
vorzugsweise 0,005 - 0,1 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,05 Gew.-% ein. Die
genannten Konzentrationen gewährleisten eine hinreichend mikrobiozide Wirksamkeit
der Reinigerlösung auch bei kurzen Kontaktzeiten und niedrigen Temperaturen von beispielsweise
Raumtemperatur bis 40° C.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in üblichen gewerblichen Geschirrspülmaschinen
durchgeführt werden. Es können sogenannte Ein-Tank-Maschinen verwendet werden, bei
denen das Geschirr stationär in der Maschine verbleibt und Reinigung sowie Klarspülung
sequentiell am gleichen Ort durchgeführt werden. In der Regel wird Reinigerlösung
in dem Tank umgewälzt, anschließend erfolgt das Klarspülen durch Aufdüsen von (ggf.
mit Klarspüler versetztem Frischwasser) aus speziellen Nachspüldüsen. Ebenfalls möglich
ist die Verwendung des Verfahrens in sog. Bandspülmaschinen, bei denen das Geschirr
auf einer Transporteinrichtung nacheinander verschiedene Tanks, insbesondere einen
Reinigertank und einen Klarspültank, durchläuft.
[0020] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen beschrieben.
Beispiel 1
Reinigungsmittelkonzentrat
[0021] Die nachfolgenden Rezepturbestandteile werden zu einem Reinigungsmittelkonzentrat
angesetzt (alle Prozentangaben sind Gew.-%):
Salicylsäure |
5% |
Phophorsäure (75%ig) |
25% |
Octylpyrrolidon |
2% |
Butyldiglykol |
35% |
Isopropanol (49%ig) |
5% |
VE Wasser |
28% |
[0022] Octylpyrrolidon ist ein übliches Tensid. Butyldiglykol und Isopropanol sind Lösevermittler
für die Salicylsäure, die in diesem Konzentrat als freie Säure in Lösung bleibt und
nicht auskristallisiert.
Beispiel 2
Maschinelles Reinigen von Gläsern
[0023] In einer Winterhalter Gläserspülmaschine vom Typ GS 28 wird der Tank mit Reinigerlösung
gefüllt. Als Reinigerlösung wird eine 0,2%ige wässrige Lösung des Reinigungsmittelkonzentrats
aus Beispiel 1 verwendet. Die Temperatur der Reinigerlösung beträgt 40° C.
[0024] Benutzte Trinkgläser werden mit dieser Reinigerlösung 90 s unter Umwälzung der Lösung
gereinigt.
[0025] Nach Abschluß des Reinigungsschrittes wird aus den Nachspüldüsen mit Klarspüler versetztes,
auf 40° C erwärmtes Nachspülwasser über die gereinigten Gläser gespült. Ein typischer
Klarspüler kann 10 Gew.-% n-Tensid und 3 Gew.-% Citronensäure enthalten (Rest: Wasser)
und wird in einer Konzentration von 0,5 ml/l eingesetzt. Der gesamte Programmablauf
dauert etwa 2 min. Die Gläser können anschließend aus der Maschine genommen und sofort
wiederverwendet werden.
[0026] Alternativ ist es erfindungsgemäß möglich, Reinigerlösung und Nachspülwasser bei
Raumtemperatur von etwa 20° C zu verwenden.
1. Verwendung eines Reinigungsmittels, das Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat
enthält, zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr.
2. Verwendung nach Anspruch 1 zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Glasgeschirr,
insbesondere Gläsern.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das mikrobiozide Benzoesäurederivat ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Salicylsäure,
m- und p-Hydroxybenzoesäure, sowie halogen- und/oder alkylsubstituierten Benzoesäuren.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Reinigerlösung 10 - 50°C, vorzugsweise 15 - 45°C, weiter vorzugsweise
15 - 40°C beträgt.
5. Verfahren zum maschinellen Reinigen und/oder Desinfizieren von Geschirr, mit den Schritten:
a) Reinigen mit einer Reinigerlösung, die Benzoesäure oder ein mikrobiozides Benzoesäurederivat
enthält,
b) Klarspülen.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Geschirr Glasgeschirr ist.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Reinigerlösung in Schritt a) 10 - 50°C, vorzugsweise 15 - 45°C,
weiter vorzugsweise 15 - 40°C beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert der Reinigerlösung in Schritt a) zwischen 1 und 6, vorzugsweise 2 und
5, weiter vorzugsweise 2 und 4 liegt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der Benzoesäure und/oder des mikrobioziden Benzoesäurederivats
in der Reinigerlösung 0,001 - 1 Gew.-%, vorzugsweise 0,001 - 0,5 Gew.-%, weiter vorzugsweise
0,005 - 0,1 Gew.-%, weiter vorzugsweise 0,005 - 0,05 Gew.-% beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das mikrobiozide Benzoesäurederivat ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Salicylsäure,
m- und p-Hydroxybenzoesäure, sowie halogen- und/oder alkylsubstituierten Benzoesäuren.