[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von exakten Schnittflächen an
einem Werkstück durch Stanzen bzw. Schneiden, insbesondere durch Feinschneiden, wobei
zuerst ein Ausstanzen bzw. Ausschneiden einer Kontur in einem Abstand von der eigentlichen
Kontur des Werkstückes und anschliessend ein Nachschaben bis zur Kontur des Werkstückes
erfolgt.
[0002] Obwohl im vorliegenden Fall die Beschreibung im wesentlichen auf das sogenannte Feinschneiden
bezogen ist, soll von der Erfindung auch ein normaler Stanzvorgang umfasst sein, bei
dem das erfindungsgemässe Verfahren zur Anwendung kommen kann.
[0003] Durch Feinschneiden lassen sich im Gegensatz zum Normalstanzen Teile mit einer fast
100%igen Glattschnittfläche erzeugen. Verfahrensbedingt tritt auch beim Feinschneiden
ein Kanteneinzug an der der Schneidplatte zugewandten Teileschnittfläche und ein dem
Kanteneinzug gegenüberliegender Grat auf. Dieser Kanteneinzug bzw. Grat ist in der
Hauptsache von der geometrischen Teileform, daneben aber auch von Werkstoff und Teiledicke
abhängig. Bei einer vorspringenden Ecke ist dieser wesentlich grösser als bei einer
einspringenden Ecke. Der grösste Vorteil des im Feinschneidverfahren hergestellten
Teils besteht neben der Glattschnittfläche darin, dass die Oberfläche der Teileschnittfläche
aufgehärtet wird.
[0004] Bei Funktionsformen an Feinschnitteilen wird immer wieder die Forderung nach geringem
oder kleinem Kanteneinzug erhoben. Insbesondere die vorspringenden, spitzwinkligen
Formen der feingeschnittenen Teile haben einen grossen Einzug, so z.B. Klinkenzähne
oder Zahnräder. Das Abtragen eines an der Schittfläche eines feingeschnittenen Teiles
entstandenen Kanteneinzuges und eines dem Kanteneinzug gegenüberliegenden Grates wird
durch Nachschneiden ausgeführt. Dadurch erhöht sich der Traganteil der Funktionsfläche;
dies schliesst ein, dass das Bauteil höher belastet werden kann oder bei vorgeschriebener
Traghöhe auf dünnere Blechdicken übergegangen werden kann.
[0005] In der CH 665 367 A2 ist beispielsweise ein Nachschneidverfahren beschrieben, bei
dem das Nachschneiden in Schnittrichtung oder entgegengesetzt der Schnittrichtung
der Vorstufe des Feinschneidvorgangs erfolgt. D.h., in mehreren Stufen erfolgt eine
Annäherung an die eigentliche gewünschte Kontur des herzustellenden Werkstückes. Dabei
hat sich als wesentlicher Nachteil herausgestellt, dass durch das Nachschneiden Späne
entstehen, die in dem Werkzeug bzw. in der Presse verbleiben und im Laufe der Zeit
zu erheblichen Störungen führen.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der oben genannten
Art zu entwickeln, bei dem der Nachteil der in dem Werkzeug verbleibenden Späne nicht
auftritt.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe führt, dass in zumindest einer Stufe das Nachschaben nur
bis zu einem Teil der Dicke des Werkstückes erfolgt und in einer letzten Stufe die
Kontur des Werkstückes durch ein Nachschaben in entgegengesetzter Richtung zum Stanzen
bzw. Schneiden erreicht wird.
[0008] Der wesentliche Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Span mit Sicherheit am Werkstoffstreifen
verbleibt und mit diesem Werkstoffstreifen, sprich Stanzgitter, aus dem Werkzeug bzw.
der Presse ausgetragen wird. Es kommt nicht zu einem Lösen des Spans von dem Stanzgitter,
das bedeutet, dass kein loser Span in dem Werkzeug verbleibt.
[0009] Ein weiterer wesentlicher Vorteil liegt darin, dass zum einen der durch das Feinschneiden
entstandene Einzug wieder in der letzten Stufe des Nachschabens, die entgegengesetzt
der Richtung des Feinschneidens erfolgt, aufgefüllt wird und gleichzeitig gegenüber
dem durch das Feinschneiden entstandenen Einzug nur ein kleiner Einzug durch das Nachschaben
entsteht. Ebenfalls wird der Grat vollständig entfernt.
[0010] Im Unterschied zum Feinschneiden, welches durch das ganze Stanzgitter erfolgt, wird
beim Nachschaben, das nur an einer bereits bestehenden Fläche erfolgt, eine geringere
Kraft gebraucht. Durch die kleinere Kraft ist es auch möglich, bei gleicher Werkstoffbelastung
wie beim Feinschneiden kleinere Eckenrundungen auszuführen.
[0011] Bevorzugt erfolgt die erste Stufe des Nachschabens bis über die Hälfte der Dicke
des Werkstückes. Hierdurch erfolgt eine günstige Kraftverteilung, da bei der zweiten
Stufe des Nachschabens bereits die Hälfte des nachzuschabenden Materials in einen
Span umgewandelt ist.
[0012] Ferner sollte auch die erste Stufe des Nachschabens um zumindest die Hälfte des Abstandes
zwischen einem Zahnes erfolgen. In der zweiten Stufe wird dann der gesamte Abstand
entfernt.
[0013] Im Rahmen der Erfindung soll auch liegen, dass das Nachschaben in mehreren Stufen
in oder entgegengesetzt der Schneid- bzw. Stanzrichtung erfolgt. Dies hängt vor allem
von dem Werkstoff ab, der für das Werkstück verwendet wird.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung; diese zeigt
in
Figur 1 eine perspektivische Ansicht einer fein- und nachgeschabten Klinke;
Figur 2 eine schematische Darstellung eines Feinschneidvorganges;
Figur 3 einen vergrösserten Ausschnitt aus Figur 2;
Figur 4 eine schematische Darstellung des Feinschneidvorganges in einem anderen Ausführungsbeispiel;
Figur 5 einen vergrösserten Ausschnitt aus Figur 4;
Figur 6 eine schematische Darstellung eines Nachschabevorganges am feingeschnittenen
Zahn der Klinke gemäss Figur 1;
Figur 7 eine schematische Darstellung des erfindungsgemässen Nachschabvorganges.gemäss
Figur 6 in Seitenansicht;
Figur 8 eine schematische Darstellung eines Nachschabevorgangs entsprechend Figur
6 in einem weiteren Ausführungsbeispiel;
Figur 9 eine schematische Darstellung des Nachschabevorgangs gemäss Figur 8 in Seitenansicht.
[0015] In Figur 1 ist eine feingeschnittene Klinke 1 dargestellt, deren Zahn 2 zusätzlich
nachgeschnitten bzw. nachgeschabt wurde. Das Nachschaben einer bereits geschnittenen
Form bezieht sich auch auf Innenformen und Aussenformen einer in sich geschlossenen
Schnittlinienkontur und beschränkt sich nicht nur auf Zahnpartien wie in Figur 1 dargestellt.
[0016] Die Zahnkonturen sind mit scharfen Kanten 3 versehen, wobei Zahnschnittflächen 4.1
und 4.2 rechtwinklig, kanteneinzugsfrei und gratarm sind.
[0017] Der Feinschneidvorgang ist schematisch in den Figuren 2 bis 5 dargestellt. Vor dem
eigentlichen Feinschneidvorgang wird in einen Werkstoffstreifen 5 ausserhalb einer
Schnittlinie 6 mittels einer Ringzacke 7 eine Kerbe 8 eingepresst. Die Ringzacke 7
kann entweder einer Führungsplatte 9 oder einer Schneidplatte 10 oder sowohl einer
Führungsplatte 9 als auch einer Schneidplatte 10 (nicht dargestellt) des Feinschneidwerkzeuges
angeformt sein.
[0018] Wie aus den Figuren 3 und 5 ersichtlich ist, wird durch das Anbringen der Ringzacke
7.1 bzw. 7.2 der Kanteneinzug an der Schnittfläche des feingeschnittenen Teiles 1
verringert. Insbesondere wird der Kanteneinzug durch die letztgenannte Massnahme,
d.h., das Anbringen der Ringzacke 7.1 und 7.2 sowohl an der Führungsplatte 9 als auch
an der Schneidplatte 10 wesentlich verringert; diese Massnahme ist aber aus Herstellungs-
und Wartungsgründen aufwendig. Die in den Figuren 3 und 5 entnehmbare Einzugsbreite
ist mit c und die Einzugstiefe des Kanteneinzuges 11.1 mit d bezeichnet.
[0019] In den Figuren 6 und 7 ist schematisch der Nachschabevorgang an der Schnittfläche
4.1 bzw. 4.2 des feingeschnittenen Klinkenzahnes 2 dargestellt. Hierzu wird in einem
ersten Arbeitsschritt in den Werkstoffstreifen 5 ein Klinkenzahnloch 12 eingeformt,
welches von einer strichpunktiert angedeuteten Kontur 13 des Klinkenzahnes 2 einen
Abstand a einhält. Dabei ist in Figur 7 der Kanteneinzug 11 und ein dem Kanteneinzug
11 gegenüberliegender Grat 14 erkennbar. Das Ausschneiden des Klinkenzahnloches 12
erfolgt in Schnittrichtung x.
[0020] In der nächsten Stufe erfolgt nun ein Nachschaben im Bereich des Abstandes a zwischen
der Kontur 13 des Klinkenzahns 2 und der ersten Innenkontur 15 des Klinkenzahnloches
12. Dabei erfolgt ein Nachschaben etwa um die Hälfte des Abstandes a und etwa bis
in die Hälfte der Dicke d des Zahnes 2. Hierbei entsteht ein Span 16, der aber an
dem Zahn 2 verbleibt.
[0021] In einem letzten Arbeitsschritt erfolgt ein Nachschaben entgegen der Schnittrichtung
x um das gesamte Mass des Abstandes a, so dass nunmehr sowohl der Kanteneinzug 11
als auch der Grat 14 beseitigt ist und eine exakte Schnittfläche 4 an dem Zahn 2 entsteht.
Der Span 16.1 verbleibt jedoch am Werkzeugstreifen 5 und wird mit diesem Werkstoffstreifen
5 aus dem entsprechenden Werkzeug ausgetragen.
[0022] In den Figuren 8 und 9 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen
Nachschabeverfahren gezeigt. Im ersten Teil der Figuren wird ein Zahn 2.1 aus einem
Werkstoffstreifen 5.1 ausgestanzt, wobei die erste Innenkontur 15.1 den Abstand a
von einer gewünschten, endgültigen Kontur 13.1 einhält. Die Stanzrichtung ist durch
den Pfeil in Figur 9 angedeutet.
[0023] In einer zweiten Stufe erfolgt ein erstes Nachschaben und zwar entgegengesetzt der
Stanzrichtigung, so daß der Kanteneinzug 11 ausgeglichen wird und sich dort nachgeschabtes
Material als Span 16.2 ansammelt
[0024] In einem zweiten Nachschabvorgang erfolgt wiederum ein Nachschaben entgegensetzt
der Stanzrichtung um einen weiteren Teil des Abstandes a und in einer letzten Stufe
erfolgt nochmals ein Nachschaben entgegengesetzt der Stanzrichtigung, wobei gleichzeitig
der fertige Zahn 2.2 nach unten ausgestossen wird. Der Span 16.3 bleibt am Werkstoffstreifen
5.1 bzw. dem Stanzgitter hängen.
Positionszahlenliste |
1 |
Klinke |
34 |
|
67 |
|
2 |
Zahn |
35 |
|
68 |
|
3 |
Kante |
36 |
|
69 |
|
4 |
Schnittfläche |
37 |
|
70 |
|
5 |
Werkstoffstreifen |
38 |
|
71 |
|
6 |
Schnittlinie |
39 |
|
72 |
|
7 |
Ringzacke |
40 |
|
73 |
|
8 |
Kerbe |
41 |
|
74 |
|
9 |
Führungsplatte |
42 |
|
75 |
|
10 |
Schmidplatte |
43 |
|
76 |
|
11 |
Kanteneinzug |
44 |
|
77 |
|
12 |
Klinkenzahnloch |
45 |
|
78 |
|
13 |
Kontur |
46 |
|
79 |
|
14 |
Grad |
47 |
|
|
|
15 |
Innenkontur |
48 |
|
|
|
16 |
Span |
49 |
|
a |
Abstand |
17 |
|
50 |
|
d |
Dicke |
18 |
|
51 |
|
x |
Schnittrichtung |
19 |
|
52 |
|
|
|
20 |
|
53 |
|
|
|
21 |
|
54 |
|
|
|
22 |
|
55 |
|
|
|
23 |
|
56 |
|
|
|
24 |
|
57 |
|
|
|
25 |
|
58 |
|
|
|
26 |
|
59 |
|
|
|
27 |
|
60 |
|
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28 |
|
61 |
|
|
|
29 |
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62 |
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|
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30 |
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63 |
|
|
|
31 |
|
64 |
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32 |
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65 |
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|
|
33 |
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66 |
|
|
|
1. Verfahren zum Herstellen von exakten Schnittflächen (4.1, 4.2) an einem Werkstück
(2, 2.2) durch Stanzen bzw. Schneiden, insbesondere durch Feinschneiden, wobei zuerst
ein Ausstanzen bzw. Ausschneiden einer Kontur (15, 15.1) in einem Abstand (a) von
der eigentlichen Kontur (13, 13.1) des Werkstückes (2, 2.2) und anschliessend ein
Nachschaben bis zur Kontur (13, 13.1) des Werkstückes (2, 2.2) erfolgt,
dadurch gekennzeichnet,
dass in zumindest einer Stufe das Nachschaben nur bis zu einem Teil der Dicke (d) des
Werkstückes erfolgt und in einer letzten Stufe die Kontur (13, 13.1) des Werkstückes
(2, 2.2) durch ein Nachschaben in entgegengesetzter Richtung zum Stanzen bzw. Schneiden
erreicht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Stufe des Nachschabens bis über die Hälfte der Dicke (d) des Werkstückes
(2, 2.2) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Stufe des Nachschabens um zumindest die Hälfte des Abstandes (a) und die
zweite Stufe des Nachschabens um den gesamten Abstand (a) erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mehrfach in die eine und/oder in die andere Richtung in oder entgegen der Stanz-
bzw. Schneidrichtung nachgeschabt wird.
1. Method of producing exact cut edges (4.1, 4.2) on a workpiece (2, 2.2) by stamping
or respectively cutting, more especially by fine cutting, a contour (15, 15.1) firstly
being stamped-out or respectively cut-out at a spacing (a) from the actual contour
(13, 13.1) of the workpiece (2, 2.2) and said contour (15, 15.1) subsequently being
shaved to form the contour (13, 13.1) of the workpiece (2, 2.2), characterised in that, in at least one step, the subsequent shaving is only carried out over a part of
the thickness (d) of the workpiece and, in a last step, the contour (13, 13.1) of
the workpiece (2, 2.2) is achieved by a subsequent shaving in the opposite direction
to the stamping or respectively the cutting.
2. Method according to claim 1, characterised in that the first step of the subsequent shaving is carried out up to more than half of the
thickness (d) of the workpiece (2, 2.2).
3. Method according to claim 1 or 2, characterised in that the first step of the subsequent shaving is carried out over at least half of the
spacing (a), and the second step of the subsequent shaving is carried out over the
entire spacing (a).
4. Method according to one of claims 1 to 3, characterised in that subsequent shaving is carried out repeatedly in one and/or in the other direction
in or in opposition to the stamping direction or respectively the cutting direction.
1. Procédé pour réaliser des surfaces de coupe exactes (4.1, 4.2) sur une pièce à usiner
(2, 2.2), par estampage ou découpage, en particulier par découpage fin, tout d'abord
ayant lieu un estampage ou un découpage d'un contour (15, 15.1) à une distance (a)
du contour proprement-dit (13, 13.1) de la pièce à usiner (2, 2.2) et ensuite un rabotage
fin jusqu'au contour (13, 13.1) de la pièce à usiner (2, 2.2),
caractérisé par le fait
que, dans au moins une étape, le rabotage fin a lieu uniquement jusqu'à une partie de
l'épaisseur (d) de la pièce à usiner et que, dans une dernière étape, le contour (13,
13.1) de la pièce à usiner (2, 2.2) est obtenu par un rabotage fin dans le sens opposé
à celui de l'estampage ou du découpage.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé par le fait que la première étape du rabotage fin a lieu jusu'au-delà de la moitié de l'épaisseur
(d) de la pièce à usiner (2, 2.2).
3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé par le fait que la première étape du rabotage fin a lieu sur au moins la moitié de la distance (a)
et que la seconde étape du rabotage fin a lieu sur toute la distance (a).
4. Dispositif selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé par le fait qu'il est effectué un rabotage fin à plusieurs reprises dans l'une ou l'autre direction
dans ou à l'encontre de la direction d'estampage ou de découpage.