(19)
(11) EP 0 851 050 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
10.09.2003  Patentblatt  2003/37

(21) Anmeldenummer: 97117637.5

(22) Anmeldetag:  11.10.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D04B 1/22

(54)

Verfahren zur Herstellung eines schlauchförmigen Gestricks

Method for manufacturing a tubular knitted article

Procédé pour la fabrication d'un tricot tubulaire


(84) Benannte Vertragsstaaten:
ES FR GB IT

(30) Priorität: 21.12.1996 DE 19654027

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
01.07.1998  Patentblatt  1998/27

(73) Patentinhaber: H. Stoll GmbH & Co.
72760 Reutlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Nonnenmacher, Thomas
    72124 Pliezhausen (DE)
  • Schmidt, Henning
    72770 Reutlingen (DE)
  • Schwenk, Jürgen
    72379 Hechingen (DE)
  • Ulmer, Achim
    72532 Gomadingen (DE)

(74) Vertreter: Möbus, Rudolf, Dipl.-Ing. et al
Dipl.-Ing. Rudolf Möbus, Dr.-Ing. Daniela Möbus, Dipl.-Ing. Gerhard Schwan, Hindenburgstrasse 65
72762 Reutlingen
72762 Reutlingen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
CH-A- 247 210
DE-A- 2 035 849
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines schlauchförmigen Gestricks auf einer Flachstrickmaschine mit zwei gegenüberliegenden Nadelbetten durch Verbindung der Ränder zweier Teilgestricke, von denen das eine auf dem vorderen Nadelbett und das andere auf dem hinteren Nadelbett gestrickt wird, wobei die Gestrickteile auf dem vorderen und hinteren Nadelbett jeweils von mindestens zwei Stricksystemen und zwei Fadenführern gebildet werden.

    [0002] Mit diesem Verfahren können Komplettgestricke, beispielsweise Pullover oder andere Bekleidungsstücke, hergestellt werden, bei denen anschließend keinerlei Nähte mehr zu schließen sind. Nach dem Verlassen der Maschine müssen lediglich noch die Fadenenden abgeschnitten und die Ware gedämpft werden, dann ist sie bereits tragefertig. Aber auch die Herstellung anderer Schlauchgestricke, beispielsweise für technische Anwendungen, ist möglich.

    [0003] Aus der CH 247 210 A ist ein Verfahren zum Stricken von Handschuhen bekannt, bei dem die Innenseite und die Außenseite des Handschuhs auf gegenüberliegenden Nadelbetten gestrickt werden. Die Verbindung der Gestrickteile erfolgt beidseitig durch eine Fadenüberkreuzung.

    [0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren mit einer hohen Produktivität zur Herstellung eines Schlauchgestricks mit optisch ansprechenden geschlossenen seitlichen Rändern, die sich insbesondere zur Herstellung von Komplettgestricken eignen, vorzuschlagen.

    [0005] Die Aufgabe wird mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.

    [0006] Durch die Verwendung mindestens zweier Stricksysteme weist dieses Verfahren eine hohe Produktivität auf, da bei jeder Schlittenbewegung mindestens zwei Maschenreihen hergestellt werden können. Durch die Verbindung der Gestrickteile auf den beiden Nadelbetten durch Fadenüberkreuzung bzw. Stricken von Randmaschen auf dem jeweils anderen Nadelbett entstehen an den seitlichen Rändern des Schlauchgestricks nahtähnliche Strukturen, was von Kunden bei Kleidungsstücken häufig gewünscht wird, da diese an Seitennähte in Pullovern und sonstigen Bekleidungsstücken gewöhnt sind. Die bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens entstehenden Randverbindungen sind außerdem dicht geschlossen und dennoch elastisch, was für den Tragekomfort bei Kleidungsstücken wichtig ist. Die Effektmaschen, welche im Strickzyklus gebildet werden, überdecken die eigentliche Randverbindung. Auf diese Weise entstehen optisch sehr ansprechende Randverbindungen. Eine vorteilhafte, detaillierte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in Anspruch 2 beschrieben. Hierbei können mindestens bereichsweise jeweils die den mit einer Masche besetzten Nadeln des einen Nadelbetts gegenüberliegenden Nadeln des anderen Nadelbetts nicht mit Maschen besetzt sein, um Umhängevorgänge zu ermöglichen. Falls diese Nadeleinteilung über die ganze Gestrickbreite erfolgt, erlaubt dies auch die Herstellung von schlauchförmigen Rippengestricken, beispielsweise zur Herstellung von Bündchen.

    [0007] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens anhand der Zeichnung näher beschrieben.

    [0008] Es zeigen:
    Fig. 1
    eine schematische Ansicht eines komplett gestrickten Pullovers mit randverbundenem Rumpfteil und Ärmeln;
    Fig. 2
    einen Maschenverlauf für das Stricken eines geraden schlauchförmigen Gestricks nach einem erfindungsgemäßen Verfahren;
    Fig. 3
    eine schematische Darstellung der Fadenüberkreuzung am linken Gestrickrand;
    Fig. 4
    eine Ansicht der Effektmaschen, die die Randverbindung der Gestrickteile überdekken.


    [0009] Fig. 1 zeigt schematisch einen Pullover mit einem Rumpfteil 1 und zwei Ärmeln 2 und 3. Das Rumpfteil 1 und die Ärmel 2, 3 werden jeweils als schlauchförmige Gestricke durch Randverbindung zweier Teilgestricke hergestellt. Die mit x gekennzeichneten Randverbindungen entstehen dabei durch Überkreuzung von Fäden der Fadenführer für die Gestricke auf dem von vorderen und hinteren Nadelbett, während die mit Ω gekennzeichneten Randverbindungen durch Bildung einer zusätzlichen Randmasche auf dem gegenüberliegenden Nadelbett erzeugt werden.

    [0010] Fig. 2 illustriert das Verfahren zur Herstellung eines Schlauchgestricks, z. B. des Pulloverrumpfteils 1 aus Fig. 1, mit geschlossenen seitlichen Rändern in Form einer Effektrandverbindung, auf einer Flachstrickmaschine mit zwei gegenüberliegenden Nadelbetten und mindestens zwei Stricksystemen für das vordere und zwei Stricksystemen für das hintere Nadelbett. Bei dieser Abbildung sind die Nadeln des vorderen Nadelbetts mit Großbuchstaben A - J und die Nadeln des hinteren Nadelbetts mit Kleinbuchstaben a - j bezeichnet. Das dargestellte Schlauchgestrick wird außerdem nur mit jeder zweiten Nadel gestrickt, um Nadeln für Umhängevorgänge frei zu haben und um rechte und linke Maschen in einem Schlauchgestrick, beispielsweise zur Herstellung von Bündchen, stricken zu können. Maschenbesetzte Nadeln sind durch lange Striche gekennzeichnet, leere Nadeln durch kurze Striche.

    [0011] In Reihe 1 wird in der Schlittenrichtung von rechts nach links mit dem vorlaufenden Stricksystem und einem ersten Fadenführer, im Beispiel der Fadenführer FF4, zunächst eine Masche mit der Nadel J des vorderen Nadelbetts gebildet, die eine sich über zwei Maschenreihen erstreckende Effektmasche ergibt, und dann mit den Nadeln i bis a des hinteren Nadelbetts die Maschenreihe fertiggestrickt, wobei die Masche der Nadel a wieder eine Effektmasche wird. In der zweiten Reihe wird in derselben Schlittenrichtung mit dem nachlaufenden Stricksystem und einem zweiten Fadenführer, im Beispiel der Fadenführer FF5, mit den Nadeln H bis B des vorderen Nadelbetts gestrickt. In Reihe 3 wird in umgekehrter Schlittenrichtung mit den vorlaufenden Stricksystemen und dem Fadenführer FF4 mit den Nadeln c bis i des hinteren Nadelbetts eine Maschenreihe gebildet. In derselben Schlittenrichtung wird dann in Reihe 4 mit den nachlaufenden Stricksystemen und dem Fadenführer FF5 mit den Nadeln B bis H des vorderen Nadelbetts eine Maschenreihe erzeugt. Beim Wechsel der Schlittenrichtung von Reihe 2 in Reihe 3 kommt es zu einer Überkreuzung der Fäden der beiden Fadenführer FF4 und FF5, da der Fadenführer FF4, dessen Faden mit Maschen des hinteren Nadelbetts verbunden ist, nun mit dem vorlaufenden Stricksystem arbeitet und daher am ruhenden Fadenführer FF5, dessen Faden mit Maschen des vorderen Nadelbetts verbunden ist, vorbeigleitet und somit seinen Faden um denjenigen des Fadenführers FF5 legt (Fig. 3). Durch die überkreuzung der Fäden der beiden Fadenführer FF4 und FF5 wird das Schlauchgestrick am linken Rand geschlossen. Am rechten Rand erfolgt das Schließen des Gestrickes in Reihe 1 durch erstmaliges Abstricken der Effektmasche mit der Nadel J auf dem ersten Nadelbett, bevor mit dem gleichen Stricksystem und dem gleichen Fadenführer die Maschen i bis a auf dem hinteren Nadelbett gestrickt werden, wobei durch das Stricken der Nadel a die sich dann über zwei Strickreihen in der Höhe erstreckende Effektmasche erstmalig abgestrickt wird. Die Reihen 1 bis 4 können solange wiederholt werden, bis die gewünschte Länge des Schlauchgestricks erreicht ist.

    [0012] Fig. 4 zeigt eine Ansicht des Verbindungsbereiches von zwei Teilgestricken 30 und 40. Die eigentliche Verbindungsstelle wird durch Effektmaschen 35 abgedeckt, so daß sich eine Art Ziernaht ergibt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung eines schlauchförmigen Gestricks auf einer Flachstrickmaschine mit zwei gegenüberliegenden Nadelbetten durch Verbindung der Ränder zweier Teilgestricke, von denen das eine auf dem vorderen Nadelbett und das andere auf dem hinteren Nadelbett gestrickt wird, wobei die Gestrickteile auf dem vorderen und hinteren Nadelbett jeweils von mindestens zwei Stricksystemen und mindestens zwei Fadenführern (FF4, FF5) gebildet werden, dadurch gekennzeichnet, dass einer der seitlichen Ränder der Gestrickteile durch Überkreuzen der Fäden der beiden Fadenführer und der andere Rand durch Stricken einer zusätzlichen Randmasche auf dem gegenüberliegenden Nadelbett miteinander verbunden werden, wobei die Verbindungsstellen durch sich in der Höhe über zwei Strickreihen erstreckende Effektmaschen abgedeckt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Schritte:

    - mit dem in Schlittenrichtung vorlaufenden Stricksystem und einem ersten Fadenführer (FF4) zunächst Stricken einer einzelnen Rand- und Effektmasche (J) für das Gestrick auf dem vorderen Nadelbett und einer vollständigen Maschenreihe auf dem hinteren Nadelbett, welche eine weitere Effektmasche (a) einschließt,

    - dann in derselben Schlittenrichtung mit dem nachlaufenden Stricksystem und einem zweiten Fadenführer (FF5) Stricken einer Maschenreihe beginnend mit der ersten Masche (H) nach der Rand- und Effektmasche (J) auf dem vorderen Nadelbett,

    - in umgekehrter Schlittenrichtung mit dem vorlaufenden Stricksystem und dem ersten Fadenführer (FF4) unter Bildung einer Fadenüberkreuzung mit dem Faden des zweiten Fadenführers (FF5) Stricken einer Maschenreihe auf dem hinteren Nadelbett, beginnend mit der ersten Masche (c) nach der Effektmasche (a),

    - in derselben Schlittenrichtung mit dem nachlaufenden Stricksystem und dem zweiten Fadenführer (FF5) Stricken einer Maschenreihe bis eine Nadel (H) vor der Randmasche (J) auf dem vorderen Nadelbett,

    - Wiederholung der Schritte, bis die gewünschte Länge des Gestrickes erreicht ist.


     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens bereichsweise jeweils die den mit einer Masche besetzten Nadeln des einen Nadelbetts gegenüberliegenden Nadeln des anderen Nadelbetts nicht mit Maschen besetzt sind.
     


    Claims

    1. A method for manufacturing a tubular knitted article on a flatbed knitting machine which has two opposed needle beds by joining the edges of two knitted parts, one of which is knitted on the front needle bed and the other on the rear needle bed, the knitted parts on the front and rear needle beds being formed in each case by at least two knitting systems and at least two thread carriers (FF4, FF5), characterised in that the lateral edges of the knitted parts are joined together in the case of one edge by crossing of the threads of the two thread carriers and in the case of the other edge by knitting of an additional edge stitch on the opposed needle bed, the connection points being covered by effect stitches extending upwardly over two rows of stitches.
     
    2. A method according to Claim 1, characterised by the steps:

    - firstly, using the leading knitting system in the direction of the carriage and a first thread carrier (FF4), knitting of a single edge and effect stitch (J) for the knitted part on the front needle bed, and of a complete row of stitches including a further effect stitch (a) on the rear needle bed,

    - then, using the trailing knitting system in the same direction of the carriage and a second thread carrier (FF5), knitting of a row of stitches beginning with the first stitch (H) after the edge and effect stitch (J) on the front needle bed,

    - in the inverse direction of the carriage, using the leading knitting system and the first thread carrier (FF4), knitting of a row of stitches on the rear needle bed, starting with the first stitch (c) after the effect stitch (a), while forming a thread crossing with the thread of the second thread carrier (FF 5),

    - in the same direction of the carriage, using the trailing knitting system and the second thread carrier (FF5), knitting of a row of stitches up to one needle (H) before the edge stitch (J) on the front needle bed,

    - repeating the steps until the desired length of the knitted article is attained.


     
    3. A method according to Claim 1 or 2, characterised in that, at least zonally, the needles of one needle bed which are opposite to needles of the other needle bed which carry stitches, do not themselves carry stitches.
     


    Revendications

    1. Procédé de fabrication d'un tricot tubulaire sur une machine à tricoter à plat avec deux lits d'aiguilles opposés, par assemblage des bords de deux tricots partiels, dont une est tricotée sur le lit d'aiguilles avant et l'autre sur le lit d'aiguilles arrière, les parties du tricot sur le lit d'aiguilles avant et le lit d'aiguilles arrière étant formées chacune par au moins deux systèmes de tricotage et au moins deux guide-fils (FF4, FF5), caractérisé en ce que l'un des bords latéraux des parties du tricot est assemblé à l'autre bord par croisement des fils des deux guide-fils, et l'autre bord est assemblé par tricotage d'une maille de bordure supplémentaire sur le lit d'aiguilles opposé, les points d'assemblage étant recouverts par deux mailles fantaisie s'étendant en hauteur sur deux rangs du tricot.
     
    2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé par les étapes suivantes :

    - avec le système de tricotage avançant dans le sens du chariot et un premier guide-fil (FF4), tricoter d'abord une maille individuelle de bordure et maille fantaisie (J) pour le tricot sur le lit d'aiguilles avant et un rang de mailles complet sur le lit d'aiguilles arrière, qui inclut une autre maille fantaisie (a),

    - puis dans le même sens du chariot, avec le système de tricotage reculant et un deuxième guide-fil (FF5), tricoter un rang de mailles en commençant par la première maille (H) après la maille de bordure et maille fantaisie (J) sur le lit d'aiguilles avant,

    - dans le sens inverse du chariot avec le système de tricotage avant et le premier guide-fil (FF4), en formant une croisée de fils avec le fil du deuxième guide-fil (FF5), tricoter un rang de mailles sur le lit d'aiguilles arrière, en commençant par la première maille (c) après la maille fantaisie (a),

    - dans le même sens du chariot avec le système de tricotage reculant et le deuxième guide-fil (FF5), tricoter un rang de mailles jusqu'à une aiguille (H) devant la maille de bordure (J) sur le lit d'aiguilles avant,

    - répéter les étapes jusqu'à obtenir la longueur voulue du tricot.


     
    3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce qu'au moins par endroits, les aiguilles d'un lit d'aiguilles, opposées aux aiguilles de l'autre lit d'aiguilles occupées par une maille, ne sont pas occupées par des mailles.
     




    Zeichnung