(19)
(11) EP 1 123 996 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
17.12.2003  Patentblatt  2003/51

(21) Anmeldenummer: 01100618.6

(22) Anmeldetag:  11.01.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D01H 9/16, D01H 9/14

(54)

Verfahren zum selbsttätigen Trennen von Vorgarn beim Abziehen von Spulen an einer Vorspinnmaschine

Method for automatically separating rovings during doffing on a roving frame

Méthode pour séparer automatiquement la mèche pendant l'enlèvement dans un banc à broches


(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE IT LI

(30) Priorität: 14.01.2000 DE 10001351

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
16.08.2001  Patentblatt  2001/33

(73) Patentinhaber: Zinser Textilmaschinen GmbH
D-73058 Ebersbach/Fils (DE)

(72) Erfinder:
  • Machnik, Franz, Dr.
    73035 Göppingen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
DE-A- 3 931 124
DE-A- 19 631 756
DE-A- 19 512 578
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum selbsttätigen Trennen von Vorgarn beim Abziehen von Spulen an einer Vorspinnmaschine, mit Zuliefern des Vorgarns bis zu einer Pressfingerpritsche und Trennen des Vorgarns zwischen der Pressfingerpritsche und dem Spulenumfang.

    [0002] Zum allgemeinen Stand der Technik zählen bereits mehrere Verfahren zum Trennen des Vorgarns zwischen dem Pressfinger an einem Flügel der Vorspinnmaschine und einer vollen Vorgarnspule. Bei einem derartigen bekannten Verfahren (DE 196 31 756 A1) erfolgt ein Erzeugen eines Vorgamstückes mit erhöhter Anzahl von Drehungen je Längeneinheit durch Erhöhen des Verhältnisses der Flügeldrehzahl zur Vorgarnzulieferung des Streckwerkes zum Flügel bei am Bewicklungshub der letzten Lage anliegender Pressfingerpritsche. Das Vorgarnstück mit der höheren Festigkeit wird durch Zuliefern des Streckwerkes und durch Drehen der Spule bis zur Pressfingerpritsche gefördert. Anschließend wird durch Zurückdrehen der Spule das Vorgarn zwischen der Pressfingerpritsche und der Spule entspannt; beim Absenken des Spulenwagens in die Abzugsstellung wird das Vorgarn getrennt.

    [0003] Nachteilig ist bei diesem bekannten Verfahren, dass das spulenseitige Ende des Vorgarns nach dem Trennen nicht fixiert ist und dass dementsprechend die Länge des von der Pressfingerpritsche herunterhängenden Vorgarnendes von Fall zu Fall stark variiert. Es liegt damit keine genaue Trennstelle vor.

    [0004] In der DE 195 12 578 A1 ist bereits ein Verfahren zum Trennen von Vorgarnlunten vor dem Abziehen von Spulen an Vorspinnmaschinen beschrieben, bei dem - nachdem oberhalb des Bewicklungshubes eine Vorgamreserve umwunden und das zwischen Streckwerksausgang und Preßfinger vorhandene Vorgarn durch erhöhte Drehung verfestigt worden war - durch eine Rückwärtsdrehbewegung der Spule und eine gleichzeitige Aufwärtsbewegung des Spulenwagens das von der Hülse abgewundene Material straff über den oberen Spulenkegel geführt und mit einem Falschdrall versehen wird und die Aufwärtsbewegung des Spulenwagens fortgesetzt wird, bis das Vorgarn durch Abreißen getrennt wird. Dabei erfolgt das Trennen des Vorgarnes - wie in Spalte 1 Zeilen 28/29 betont - zwischen Spulenkegelkante und Preßfingerausgang. Auch hier liegt demnach keine genaue Trennstelle vor, die Länge der Vorgamenden auf der Spule und am Preßfinger sind zufällig.

    [0005] Entsprechend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen, bei welchem das Vorgarnende auf der Spule fixiert ist, und das Vorgarn anschließend derart getrennt wird, dass ein Vorgarnstück vorbestimmter Länge an der Pressfingerpritsche verbleibt.

    [0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch den Verfahrensschritt, daß nach dem Abwickeln der Vorgamreserve durch Rückdrehen der Spule und Absenken der Pressfingerpritsche entlang der Spulenachse, bei dem das Vorgarn am unteren Rand des oberen Windungskegels unter Bilden von (Falsch)Drehung abrollt und seine Drehung im Bereich zwischen Rollrand und Pressfingerpritsche vermindert wird und vor dem Auseinander-Ziehen des Vorgarnes im Bereich der verminderten Drehung die Pressfingerpritsche um eine Strecke entlang des Spulenumfangs bewegt wird, wobei das Vorgarn zwischen Pressfingerpritsche und Spulenumfang gerollt und mit Drehung versehen wird, die sich in einen Teilbereich des Bereiches verminderter Drehung fortpflanzt.

    [0007] Dadurch wird erreicht, daß das Vorgam nicht in diesem Bereich, sondern an dessen preßfingerabseitigen Ende getrennt wird. Das Vorgarn wird auch nicht oberhalb dieses Endes getrennt, well es dort fest am Spulenumfang anliegt und durch diese Pressung verfestigt wird. Das Trennen erfolgt tatsächlich oberhalb des durch Drehung (wieder) verfestigten Bereiches, weil dort die Festigkeit höher ist als im drehungsverminderten Bereich und es erfolgt am unteren Ende des drehungsverminderten Bereiches, weil dort die Zugkraft am höchsten ist.

    [0008] Der Punkt des Trennens des Vorgarnes läßt sich demnach durch die Strecke, über die die Preßfingerpritsche über den Spulenumfang gezogen und über die dadurch dem abgerollten Vorgarn (wieder) erteilte Drehung sehr exakt vorgeben. Damit sind auch die Längen der Vorgarnenden an der Spule und an der Preßfingerpritsche sehr genau einstellbar.

    [0009] Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass die gewünschte Schwachstelle mit großer Sicherheit in einem bestimmten Teilstück des Vorgarns erzeugt wird, und nach dem Trennen des Vorgarns ein Ende mit einer entsprechenden gewünschten Länge an der Pressfingerpritsche verbleibt.

    [0010] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

    [0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher beschrieben.

    [0012] Die Figuren 1 bis 4 zeigen in schematischer Seitendarstellung eine Vorgarnspule in verschiedenen Phasen beim selbsttätigen Trennen von Vorgarn in einem definierten Bereich.

    [0013] In den Figuren 1 bis 4 ist eine Arbeitsstelle einer Vorspinnmaschine in schematischer Seitenansicht dargestellt, wobei eine Vorgarnspule 1 auf einer drehbar gelagerten Vorgarnhülse 3 aufgewickelt ist. Ein Vorgarn 2 läuft über eine nicht näher dargestellte Flügelbank durch einen Flügel zu einer Pressfingerpritsche 10 und wird auf der Vorgarnhülse 3 aufgewickelt. Es liegt eine Bewicklung 15 vor, mit einem oberen Windungskegel 12 und einem unteren Windungskegel 13.

    [0014] Nachdem gemäß Fig. 1 die Vorgarnspule 1 den gewünschten Füllgrad erreicht hat, werden oberhalb der Bewicklung 15 zwei Windungen zum Fixieren und eine Vorgamreserve auf die Hülse 3 aufgewunden. Die Länge der Vorgarnreserve setzt sich aus drei Teilstücken zusammen
    • eine erste Vorgarnlänge vom oberen Rand A bis zum unteren Rand B des oberen Windungskegels 12,
    • eine zweite Vorgamlänge vom Punkt B bis zum Punkt C, in welchem Bereich eine Schwachstelle erzeugt werden soll und
    • eine dritte Vorgarnlänge vom Punkt C bis zum Punkt D, wobei diese Strecke der Länge entspricht, welche nach dem Trennen an der Pressfingerpritsche 10 verbleiben soll.


    [0015] In einem zweiten Verfahrensschritt wird nach Fig. 2 die Vorgarnreserve von A bis D durch Zurückdrehen der Spule 1 und Absenken der Pressfingerpritsche entlang der Spulenachse wieder abgewickelt. Während das Vorgarn 2 hierbei am unteren Rand des oberen Windungskegels B abrollt, entsteht ein Falschdraht, wodurch die Zahl der Drehungen pro Länge im Teilstück A bis B erhöht und im Teilstück B bis D reduziert wird.

    [0016] Aus Fig. 2 ist weiterhin erkennbar, dass in einem dritten Verfahrensschritt die Pressfingerpritsche 10 zum Punkt E auf der Vorgarnspule 1 bewegt wird. Die Strecken B-D und B-E sind hierbei gleich lang. Das Vorgarn rollt dabei zwischen der Pressfingerpritsche 10 und der Vorgarnspule 1 ab; als Folge des dabei entstehenden Falschdrahtes wird das Teilstück E bis in die Nähe des Punktes C durch Erhöhen der Anzahl der Drehungen je Länge verfestigt und eine Schwachstelle im Bereich C erzeugt.

    [0017] Gemäß Fig. 3 wird die Länge der Strecke D bis E so gewählt, dass genügend Drehungen pro Länge im Teilstück E bis C vorhanden sind.

    [0018] Nach Fig. 3 und 4 wird im nächsten Verfahrensschritt die Pressfingerpritsche 10 zum Punkt F auf der Vorgarnspule 1 bewegt. Durch diese Bewegung wird das Vorgarn 2 exakt im Bereich der vorher erzeugten Schwachstelle C getrennt (Fig.4).

    [0019] Der Vorteil dieses erfindungsgemäßen Verfahrens besteht unter anderem auch darin, dass die Schwachstelle im Bereich C mit großer Sicherheit in dem vorgenannten Teilstück erzeugt wird und nach dem Trennen des Vorgarns 2 ein Ende mit der gewünschten Länge C-D an der Pressfingerpritsche 10 verbleibt. Hierdurch ergibt sich eine erhebliche Verbesserung des Produktionsablaufes und des selbsttätigen Trennens des Vorgarns 2 beim Abziehen einer Spule 1 an einer Vorspinnmaschine.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum selbsttätigen Trennen von Vorgarn (2) beim Abziehen von Spulen (1) an einer Vorspinnmaschine mit Zuliefern des Vorgarns (2) bis zu einer Pressfingerpritsche (10) und Trennen des Vorgarns (2) zwischen der Pressfingerpritsche (10) und dem Umfang der Spule (1), mit den Verfahrensschritten

    a) Erzeugen von mindestens einer halben Windung (6) des Vorgarnes (2) als Vorgamreserve oberhalb der Bewicklung der Spule (1),

    b) Abwickeln der Vorgarnreserve durch Rückdrehen der Spule (1) und Absenken der Pressfingerpritsche (10) entlang der Spulenachse wobei das Vorgarn am unteren Rand des oberen Windungskegels unter Bilden von Falschdrehung abrollt, durch die die Drehung im Vorgarn (2) im Bereich (B-D) zwischen Rollrand und Pressfingerpritsche (10) vermindert wird,

    c) Bewegen der Pressfingerpritsche (10) um eine Strecke (D-E) entlang des Spulenumfangs, wodurch das Vorgarn (2) zwischen Pressfingerpritsche und Spulenumfang gerollt und mit Drehung versehen wird, die sich in einen Teilbereich (E-C) des Bereiches (B-D) verminderter Drehung fortpflanzt

    d) Ziehen und Trennen des Vorgarnes (2) im Bereich der verminderten Drehung (B-C) durch weiteres Absenken der Pressfingerpritsche (10),


     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Strecke (D-E) derart gewählt wird, daß genügend Drehungen pro Länge im Teilstück (E-C) vorhanden ist, um ein Reißen des Vorgarnes (2) in diesem Teilstück zu verhindern.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim Bewegen der Pressfingerpritsche (10) von einem Punkt (D) zu einem Punkt (E) die Strecken (B-D) und (B-E) des Vorgarnes gleich lang gehalten werden.
     


    Claims

    1. Method for the automatic separation of roving (2) during the take-up of bobbins (1) on a roving machine with delivery of the roving (2) as far as a press-finger platform (10) and separation of the roving (2) between the press-finger platform (10) and the circumference of the bobbin (1), having the method steps:

    a) the generation of at least one half-turn (6) of the roving (2) as a roving reserve above the winding of the bobbin (1),

    b) the unwinding of the roving reserve by means of the reverse rotation of the bobbin (1) and the lowering of the press-finger platform (10) along the bobbin axis, the roving rolling off at the lower edge of the upper winding cone, at the same time forming a false twist by means of which the twist in the roving (2) in the region (B-D) between the rolling edge and the press-finger platform (10) is reduced,

    c) the movement of the press-finger platform (10) over a distance (D-E) along the bobbin circumference, with the result that the roving (2) is rolled between the press-finger platform and the bobbin circumference and each provided with twist which is propagated into a part-region (E-C) of the region (B-D) of reduced twist,

    d) the pulling and separation of the roving (2) in the region of the reduced twist (B-C) by means of a further lowering of the press-finger platform (10).


     
    2. Method according to Claim 1, characterized in that the length of the distance (D-E) is selected such that there are sufficient twists per length in the portion (E-C) to prevent a tearing of the roving (2) in this portion.
     
    3. Method according to Claim 1, characterized in that, during the movement of the press-finger platform (10) from a point (D) to a point (E), the distances (B-D) and (B-E) of the roving are kept to an equal length.
     


    Revendications

    1. Procédé pour séparer automatiquement la mèche (2) lors de l'enlèvement de bobines (1) sur une machine à broches, avec avance de la mèche (2) jusqu'à un support de doigts presseurs (10) et séparation de la mèche (2) entre le support de doigts presseurs (10) et la périphérie de la bobine (1), comprenant les étapes de procédé suivantes :

    a) production d'au moins un demi enroulement (6) de la mèche (2) en tant que réserve de mèche au-dessus du bobinage de la bobine (1),

    b) déroulement de la réserve de mèche par rotation en arrière de la bobine (1) et abaissement du support de doigts presseurs (10) le long de l'axe de la bobine, la mèche se déroulant sous le bord du cône d'enroulement supérieur en formant une fausse rotation, grâce à laquelle la rotation dans la mèche (2) est évitée dans la région (B-D) entre le bord du rouleau et le support de doigts presseurs (10),

    c) déplacement du support de doigts presseurs (10) d'une distance (D-E) le long de la périphérie de la bobine, la mèche (2) étant ainsi roulée entre le support de doigts presseurs (10) et la périphérie de la bobine et étant pourvue d'une rotation, qui se propage dans une région partielle (E-C) de la région (B-D) de rotation réduite,

    d) tirage et séparation de la mèche (2) dans la région de rotation réduite (B-C) par un abaissement supplémentaire du support de doigts presseurs (10).


     
    2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que la longueur de la distance (D-E) est choisie de telle sorte que suffisamment de rotations par longueur soient prévues dans la section partielle (E-C) afin d'éviter un déchirement de la mèche (2) dans cette section partielle.
     
    3. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que lors du déplacement du support de doigts presseurs (10) d'un point (D) vers un point (E), les distances (B-D) et (B-E) de la mèche sont maintenues de même longueur.
     




    Zeichnung