[0001] Die Erfindung betrifft einen Rotations-Kantendreherfür Webmaschinen, mittels welchem
durch eine Dreherbindung die Schußfäden an den Gewebekanten abgebunden werden.
[0002] Bekannt ist aus der DE-OS 24 23 454 eine Anordnung zum Verfestigen einer Gewebekante
durch eine Dreherbindung. Diese Anordnung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 besteht
aus einer drehangetriebenen Dreherscheibe, deren geometrische Mittenachse parallel
zur Schußrichtung der Webmaschine liegt und wobei die Dreherscheibe mit gleicher Drehzahl
wie der die Dreherspulen tragende Spulenhalter angetrieben ist.
Die Dreherscheibe weist zwei zu ihrer Mittenachse symmetrisch angeordnete Schlitze
für die Dreherfäden auf.
[0003] Der Antrieb des an beiden Seiten der Webmaschine neben den Randkettfäden angeordneten
Kantendrehers erfolgt derart, daß die den eigentlichen Kantendreher bildende Dreherscheibe
über einen Zahnriemen mit einem Antriebsrad in drehangetriebener Verbindung steht.
Das Antriebsrad ist mit einer zahnradgetriebenen Vorgelegewelle drehfest verbunden
und von dieser angetrieben. Die Vorgelegewelle wiederum ist durch einen Zahnriemen
mit dem Hauptantrieb der Webmaschine drehangetrieben verbunden.
[0004] Zur Anpassung der bekannten Anordnung an unterschiedliche Webbreiten ist die Vorgelegewelle
mit einer in Richtung Webbreitenverstellung ragenden Hohlwelle verbunden, in welcher
ein den Antrieb der zweiten Dreherscheibe und den Antrieb des zweiten Dreherspulenhalters
bewerkstelligendes Wellenteil verschiebbar ist.
Ein derartiger Antrieb ist kostenaufwendig, nicht raumsparend, nicht unabhängig vom
Hauptantrieb der Webmaschine und nicht individuell ansteuerbar.
[0005] Ferner ist aus der DE-OS 28 32131 eine sogenannte Satellitendrehereinrichtung zur
Bildung von Gewebekanten auf schützenlosen Webmaschinen bekannt. Die Dreherscheibe
besitzt eine Außenverzahnung. Des weiteren ist die Dreherscheibe lünettartig drehend
gelagert.
Von einem Spulendreher, der drehangetrieben mit der Dreherscheibe in Wirkverbindung
steht, werden die Dreherfäden abgezogen und einer zentrisch in der Dreherscheibe gelegenen
Führungsöffnung zugeführt.
Die Dreherscheibe besitzt ferner zwei einander diametral gegenüberliegend in der Dreherscheibe
angeordnete Osen, durch welche der Faden hindurch zum Bindepunkt des Gewebes geführt
ist.
Die Außenverzahnung der Dreherscheibe steht hier mit den Zähnen eines Antriebszahnrades
in Eingriff, das den Dreherspulenhalter synchron mit der Dreherscheibe antreibt. Über
die Art der Antriebsquelle der Drehereinrichtung ist aus dieser vorbekannten Schrift
kein Hinweis zu entnehmen. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß der Antrieb,
wie allgemein bekannt, vom Hauptantrieb der Webmaschine abgeleitet ist.
Damit ist auch diese Antriebslösung kostenaufwendig, weil diese nicht ohne weiteres
an unterschiedliche Webbreiten der Maschine anpaßbar ist.
Eine derartige Drehereinrichtung ist auch mit erheblichen Nachteilen für den Hersteller
und den Betreiber der Webmaschine verbunden.
So ist ein relativ großer Platzbedarf rechts und links der Webkette zur Einordnung
der Vorrichtung in die Webmaschine erforderlich.
Eine derartige Drehervorrichtung ist in der Regel im Bereich des Hinterfaches angeordnet.
Dies aber bedeutet, daß damit die Anzahl der einsetzbaren Webschäfte eingeschränkt
ist und die Länge der Dreherfäden, gemessen von der Drehervorrichtung bis zum Punkt
der Abbindung des Schußfadens, relativ groß ist. Diese Länge verursacht ein sehr flach
ausgebildetes Dreherfaden-Fach. Eine derart flache Fachausbildung gewährleistet aber
nicht immer, daß jeder Schußfaden ordnungsgemäß in das Dreherfaden-Fach gelangt.
[0006] Des weiteren ist aus EP 0 306 078 A1 eine Vorrichtung zum Bilden einer Webkante eines
Gewebes bekannt, welche einen zwei Spulen tragenden Rotationskörper in einem Träger
aufweist. An dem Rotationskörper sind nadelartige Führungselemente abragend angebracht,
welche endseitig in einer Gleitführung geführt sind und in erheblicher Entfernung
vom Rotationskörper Ösen für die Dreherfäden aufweisen. Durch Drehantrieb des Rotationskörpers
werden die nadelartigen Führungselemente in der Gleitführung so umlaufend geführt,
dass eine Abbindung des Schussfadens erfolgt. Der Drehantrieb kann durch einen elektrischen
Motor erfolgen, dessen Rotor des Rotationskörper ist wobei der Träger dessen Stator
bildet. Der Drehantrieb kann auch von Antrieb der Webmaschine abgeleitet sein.
[0007] Vor diesem Hintergrund ist es daher Aufgabe der Erfindung, einen, unter Vermeidung
der Nachteile des Standes der Technik, individuell ansteuerbaren und damit unabhängig
vom Webmaschinenantrieb antreibbaren Rotations-Kantendreher zu schaffen, mit welchem
zu beiden Seiten des Gewebes die einzelnen Schußfäden fest abgebunden werden können
und eine qualitätsgerechte und dauerhafte Gewebekante herstellbar ist.
[0008] Der Kantendreher soll, im Gegensatz zum Stand der Technik, zum Zwecke des Artikelswechsels
nicht von der Webmaschine getrennt werden und der Kantendreher soll ohne weiteres
an unterschiedliche Webbreiten anpaßbar sein. Damit soll eine erhebliche Einsparung
an Rüstzeit in den Webereien erreicht werden.
[0009] Der Rotations-Kantendreher soll ferner einen einfachen konstruktiven Aufbau besitzen
und direkt, d.h. ohne der Einbeziehung eines Übertragungsmittels zwischen dem Stellmotor
und der Dreherscheibe, antreibbar sein.
[0010] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe du rch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Mit dem elektromotorischen Stellantrieb wird es nun erstmals möglich, den Bewegungsablauf
der einzelnen Kantendreher unabhängig voneinander und unabhängig von den Webmaschinenantrieb
zu steuern.
So ist es zum Beispiel denkbar, daß die Abbindung der Schußfäden in Abhängigkeit vom
Typ des Schußfadens erfolgen kann und daß die Abbindung des Schußfadens auf der Seite
des Schußfadeneintrags zeitlich vor der Abbindung des Schußfadens auf der Schußfadenankunftseite
liegen kann.
[0011] Durch die individuelle Ansteuerung sind z. B. Bordüren und Schußverdichtungen mit
unterschiedlichen Bindungen ohne zusätzlichen Vorrichtungsaufwand herstellbar.
So sind Einfachbindungen und Bindungsaussetzer allein durch entsprechende Ansteuerung
des Stellantriebes des jeweiligen Rotations-Kantendrehers erreichbar.
[0012] Durch eine gesteuerte Drehrichtungsumkehr der Dreherscheibe, worunter letztlich auch
eine oszillierende Drehrichtungsumkehr zu verstehen ist, kann auf den Antrieb des
Dreherspulenhalters verzichtet werden, weil in jedem Falle die Verdrehungen oder Umschlingungen
der Dreherfäden auf dem Wege zwischen den Dreherspulen und der Dreherscheibe, hervorgerufen
durch eine bestimmte Anzahl von Rechtsdrehungen der Dreherscheibe, durch die gleiche
Anzahl von Linksdrehungen der selben Dreherscheibe, wieder aufgehoben werden.
[0013] Mit dem stellmotorgetriebenen Rotations-Kantendreher ist es ferner ohne weiteres
möglich, innerhalb der Webmaschinensteuerung einen Drehzahlabgleich zwischen der Fachbildeeinrichtung
und der Drehzahl der Dreherscheibe des Rotations-Kantendrehers derart herbei zu führen,
daß der Bewegungsablauf der Fachbildeorgane zur Ausbildung der Webfachgeometrie nahezu
kongruent ist mit dem Bewegungsablauf des Rotations-Kantendrehers zur Ausbildung der
Geometrie des Dreherfachs.
[0014] Damit ist sichergestellt, daß die Schußfäden auch ordnungsgemäß das Dreherfach links-
und rechtsseitig der Kettfäden passieren bzw. in dieses eingetragen werden.
[0015] Dieser Kantendreher kann in einen möglichst geringen Abstand zum Bindepunkt des Gewebes
und zwischen den Schaftrahmen und den Weblitzen der ersten Webschäfte positioniert
sein.
Damit ist die Anzahl einsetzbarer Webschäfte in Richtung Kettbaum, d.h. der Webrichtung
entgegengesetzt, nicht begrenzt.
[0016] Durch die kompakte Ausführung des Kantendrehers ist im Falle eines Artikelwechsels
oder einer Webbreitenverstellung ein schnelles Postionieren des Kantendrehers an die
geänderten Bedingungen der Webmaschine möglich.
[0017] Im Vergleich mit einem herkömmlichen Satellitendreher, der in Webrichtung gesehen
vor den Webschäften angeordnet ist, wird mit der Anordnung des erfindungsgemäßen Rotations-Kantendrehers
innerhalb der Webschäfte, die dem Webblatt am nächsten angeordnet sind, deutlich,
daß der Hub der Dreherfäden bei Anwendung eines Rotations-Kantendrehers nur etwa 80
mm beträgt während die Dreherfäden bei einem Satellitendreher einen Hubvon etwa 180
mm ausführen müssen, um eine ausreichende Fachöffnung zu erzielen.
[0018] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß zusätzliche, den Antrieb der
Dreherscheibe bewirkende Mittel, wie z.B. ein mit dem Stellmotor verbundenes Antriebszahnrad
und ein den Motordrehantrieb auf die Dreherscheibe übertragenden Zahnriemen, zwischen
dem Stellmotor und der Dreherscheibe entfallen.
[0019] Das Wesen der Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung schematisch
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0020] In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- den Rotations-Kantendreher in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 2
- einen Längsschnitt durch den Drehantrieb des Kantendrehers nach Linie A-A gemäß Figur
1.
[0021] Der Rotations-Kantendreher 1 besteht aus einem scheibenartig ausgebildeten elektrisch
ansteuerbaren Stellmotor 2 mit einem Stator 3 und einem Rotor, der die Dreherscheibe
4 mit zwei symmetrisch um die Mittenachse 5 der Dreherscheibe 4 angeordneten Durchgängen
4a und 4b ausbildet. Die Durchgänge sind vorzugsweise kreisbogenförmig ausgebildet.
Durch jeden Durchgang 4a,4b ist ein von nicht dargestellten Dreherspulen gelieferter
Dreherfaden 6,7 hindurchgeführt. Beide Dreherfäden 6,7 bilden durch Drehen der Dreherscheibe
4 ein dem Webfach (Vorderfach) adäquates vorderes Dreherfaden-Fach 8 aus.
Die Dreherfäden 6,7 sind in dem Bindepunkt 9 des Gewebes 10 zusammengeführt.
In dem Bindepunkt 9 werden die Enden des jeweiligen Schußfadens 11 durch wenigstens
eine halbe Drehung der Dreherscheibe 4 in Richtung des Pfeiles 12 bzw. in Richtung
des Pfeiles 13 zu einer festen Gewebekante abgebunden.
[0022] In Figur 2 bildet der Stator 3 in seinem Inneren zusammen mit einem ringförmigen
Trägerteil 14 eine umlaufende U-förmige Nut aus, in welcher die Dreherscheibe 4 drehend
aufgenommen ist.
[0023] Bei dem Stellmotor 2 handelt es sich um einen Motor bekannten Wirkprinzips, wobei
der Stator 3 die Wicklungen trägt und der Rotor bzw. die Dreherscheibe 4 auf dem Außenumfang
verteilt angeordnete Magnete 15 aufnimmt. Die Dreherscheibe 4 ist hier vorzugsweise
massesparend und zwar als Ring ausgebildet.
[0024] Das ringförmige Trägerteil 14 bildet einen Halter 16 aus, der mit Verbindungselementen
17 mit einer Nabe 18 verbunden ist. Die Nabe 18 ist ebenfalls über ein Verbindungselement
19 mit einem Bauteil 20 drehfest verbindbar.
Das Bauteil 20 ist mit einem auf die Webbreite der Webmaschine einstellbaren Bauteil
21 fest verbunden.
Während es sich bei dem hier dargestellten Kantendreher um einen linksseitig an der
Webmaschine angeordneten Kantendreher handelt, ist ein weiterer Kantendreher an der
rechten Webmaschinenseite angeordnet. Beide Rotations-Kantendrehersind im Bereich
des Freiraumes zwischen den hier nicht dargestellten Schaftrahmen und Litzen der ersten,
hinter dem nicht dargestellten Webblatt liegenden und nicht gezeigten Webschäften
eingeordnet.
[0025] Die Verwendung eines elektrisch ansteuerbaren Stellmotors 2 als Direktantrieb für
die Dreherscheibe 4 des Rotations-Kantendrehers 1 gestattet dem Webmaschinenhersteller
auf einen gesonderten Drehantrieb für die Dreherfadenspulen zu verzichten, weil z.B.
durch Programmieren einer Anzahl von Drehungen des Stellmotors 2 und damit durch eine
festgelegte Anzahl von Umdrehungen der Dreherscheibe 4 in die eine Richtung und durch
die gleiche Anzahl Umdrehungen in die entgegengesetzte Richtung ein Umschlingen der
von den Dreherspulen zugeführten Dreherfäden 6,7 im Bereich des Hinterfaches nicht
mehr auftritt.
[0026] Die Verwendung eines derartigen Stellmotors 2 als Antrieb für die Dreherscheibe 4
gestattet ferner, die Drehrichtung der Dreherscheibe 4 Schußfaden 11 für Schußfaden
11 oszillierend umkehrbar anzutreiben. Auch in diesem Falle ist ein separater Antrieb
für die Dreherspulen nicht erforderlich.
[0027] Bei der Herstellung von Bordüren oder bei sogenannten Schußverdichtungen ist durch
ein programmiertes Ansteuern des Stellmotors 2 möglich, Einfachbindungen und Bindungsaussetzer
zu realisieren. Dies bedeutet, daß das Ende jedes Schußfadens 11 durch die Dreherfäden
6,7 abgebunden wird oder es erfolgen Bindungsaussetzer, d.h. eine Dreherbindung wird
erst nach zwei oder drei Schußfadeneinträgen herbeigeführt.
ZEICHNUNGS-LEGENDE
[0028]
- 1
- Rotations-Kantendreher
- 2
- Stellmotor
- 3
- Stator
- 4
- Dreherscheibe
- 4a
- Durchgang
- 4b
- Durchgang
- 5
- Mittenachse
- 6
- Dreherfaden
- 7
- Dreherfaden
- 8
- Dreherfaden-Fach
- 9
- Bindepunkt
- 10
- Gewebe
- 11
- Schußfaden
- 12
- Pfeil
- 13
- Pfeil
- 14
- Trägerteil
- 15
- Magnet
- 16
- Halter
- 17
- Verbindungselement
- 18
- Nabe
- 19
- Verbindungselement
- 20
- Bauteil
- 21
- Bauteil