[0001] Die Erfindung betrifft ein Druckübertragungsteil nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Für den Bau von Leitungen innerhalb des Erdreichs in der sogenannten geschlossenen
Bauweise steht eine Reihe verschiedener Verfahren zur Verfügung.
[0003] Eines der gebräuchlichsten Verfahren, insbesondere beim Bau sehr großformatiger und
langer Rohrleitungen, stellt der (bemannt arbeitende) Rohrvortrieb dar. Anwendungsgebiete
dieser Technik sind unter anderem der Bau von Abwasserkanälen und Leitungsgängen zur
Aufnahme verschiedener Ver- und Entsorgungsleitungen, aber auch von Fahrrohren für
den automatischen Transport von Stückgütern erheblicher Größe. Insbesondere der letztgenannten
Anwendungsfall stellt beträchtliche Anforderungen an die Vortriebsarbeiten in Bezug
auf Streckenlänge, Lage- und Höhengenauigkeit sowie Linienführung (Minimierung der
Radien).
[0004] Bei dieser Verfahrenstechnik werden von einem Startschacht aus mit Hilfe einer Pressstation
bzw. einer Hauptpressstation unter Zuhilfenahme von Zwischenpressstationen Vortriebsrohre
durch den Baugrund bis in einen Zielschacht vorgetrieben. Der Vortrieb in gerader
oder gekrümmter Linienführung wird dabei durch eine steuerbare Schildmaschine ermöglicht,
die dem ersten Rohr vorgeschaltet ist.
[0005] Voraussetzung für einen lage- und höhengerechten Rohrstrang sind die gegenseitige
Abwinkelbarkeit der Rohre im Rohrverbindungsbereich und die Übertragung der Vortriebskräfte
von Rohr zu Rohr zur Überwindung der Reibungswiderstände zwischen Rohrstrang und dem
anstehenden Boden. Dies erfolgt in fast allen Fällen durch einen Druckübertragungsring,
der folgende Funktionen zu erfüllen hat:
- Übertragung der Vortriebskräfte von Rohr zu Rohr
- Ausgleich produktionsbedingter Unebenheiten der Rohrstirnflächen zur Vermeidung von
Spannungsspitzen
- Aufnahme von Abweichungen der Planparallelität der Rohrstirnflächen
- Verhinderung der direkten Pressung der Rohre aufeinander
- Vermeidung bzw. Verkleinerung der klaffenden Fuge bei gekrümmter Linienführung und
Steuerbewegungen.
[0006] Hierdurch ergeben sich folgende Anforderungen an die Druckübertragungsringe:
- Hohe Flexibilität (geringe Steifigkeit) über den gesamten Beanspruchungsbereich zum
Ausgleich von Unebenheiten der Rohrstirnflächen, d.h. der E-Modul ist deutlich kleiner
als der E-Modul des Rohrwerkstoffes
- Elastisches Verformungsverhalten zur Vermeidung einer klaffenden Fuge bzw. zur Realisierung
einer gleichmäßigen Kraftübertragung bei Steuerbewegungen und ständig wechselnder
Be- und Entlastung
- Geringe Querdehnung, um Beschädigungen der Rohrstirnflächen zu vermeiden
- Hohe Festigkeit.
[0007] Grundsätzlich können Druckübertragungsringe aus unterschiedlichen Werkstoffen zur
Anwendung kommen. Am häufigsten werden jedoch solche aus astfreiem Holz (z.B. Buche)
oder Holzwerkstoffen (z.B. Spanplatte) eingesetzt.
[0008] Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie unabhängig von Wuchseigenschaften und
der Anisotropie des Holzes sowie unempfindlich gegen Feuchteänderungen des Holzes
sind.
[0009] Holz bzw. Holzwerkstoff bietet den Vorteil einer sehr geringen Querdehnung, hat aber
den Nachteil, dass die Gesamtverformungen überwiegend plastisch sind. Dieser große
plastische Verformungsanteil wirkt sich in erster Linie bei gegensinnigen Steuerbewegungen
und wechselnder, gekrümmter Linienführung des Rohrstranges aus. Beim Richtungswechsel
bildet sich ein Spalt zwischen der Rohrstirnfläche und dem Druckübertragungsring mit
der Folge, dass die Druckübertragungsfläche kleiner wird und hierdurch höhere Spannungen
auftreten.
[0010] Holz verhält sich bei kleiner Spannung elastisch, bei weiterer Spannungssteigerung
verformt es sich, begleitet von Gefügezerstörungen, plastisch. Randspannungsspitzen
werden deshalb zumindest bei den ersten Belastungen immer etwas abgebaut. Nach mehreren
Lastwechseln, vor allem bei hohen Randspannungen, wird das Holzgefüge ganz zerstört.
[0011] Die Abmessungen, insbesondere die Dicke der Übertragungsringe, sind abhängig von
der zur Auffahrung der jeweiligen Trassen und Gradienten erforderlichen Radien bzw.
gegenseitigen Abwinkelbarkeit der Rohre in den Rohrverbindungen. In Ausnahmefällen
werden z.B. bei einsinnigen Krümmungen auch keilförmig ausgebildete Druckübertragungsringe
eingesetzt.
[0012] Weitere Maßnahmen (z.B. spezielle Variation der Druckübertragungsringe bezüglich
Form, geometrischer Abmessung und Werkstoff bzw. Werkstoffkombinationen) zur Erhöhung
der Tragfähigkeit der Vortriebsrohre im Lasteinleitungsbereich, insbesondere bei hohen
Vortriebskräften und planmäßig bzw. unplanmäßig gekrümmter Linienführung oder bei
Vortriebsrohren mit vom Kreis abweichendem Querschnitt sind im Einzelfall zu prüfen.
[0013] Wie die Erfahrungen zeigen, lassen sich jedoch die Anforderungen in ihrer Summe mit
den heute verwendeten Druckübertragungsringen nur sehr unvollständig realisieren.
Insbesondere im Fall von Störungen des Vortriebs, z.B. durch Steuerfehler, Abweichungen
der tatsächlichen geologischen Verhältnisse von den prognostizierten, treten - begünstigt
durch den erfahrungsgemäß hohen plastischen Verformungsanteil infolge vorhergegangener
Steuerbewegungen - erhebliche Zunahmen des Holz-E-Moduls und damit schädliche Spannungsspitzen
an den Rohrstirnflächen auf. In der Folge können sich erhebliche Rohrschäden ergeben,
die im Extremfall zum Abbruch der Vortriebsarbeiten führen.
[0014] Auch die Verwendung bewehrter elastomerer oder polymerer Druckübertragungsringe hat
sich bislang nicht bewährt, da diese Werkstoffe im Unterschied zu (quer zur Faserrichtung
belastetem) Holz eine Querdehnung von 0,3 bis 0,4 besitzen. Dies führt zur Eintragung
von erheblichen Querzugspannungen in die Rohrstirnflächen, die es stets zu vermeiden
gilt.
[0015] Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass auf dem Gebiet der Druckübertragungsringe
für den Vortrieb von Rohren mit druckkraftschlüssigen Rohrverbindungen in den letzten
Jahren keine grundlegenden Weiterentwicklungen stattgefunden haben. Eine realistische
Einschätzung der Spannungs- und Verformungsverhältnisse für Rohre und Druckübertragungsringe
ist in der Praxis angesichts der relativ komplizierten von den natürlichen Eigenschaften
des Holzes abhängigen Verformungseigenschaften schwierig. Fehleinschätzungen mit der
Folge zu ungünstiger Belastungen der Rohre sind nach wie vor zu erwarten.
[0016] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Druckübertragungsteil für
die Übertragung von Druckkräften zwischen den einander zugewandten Stirnflächen zweier
hintereinanderliegender Rohre bei einem im Erdreich erfolgenden Vortrieb einer aus
mindestens zwei Rohren bestehenden Rohrleitung in deren Längsrichtung zu schaffen,
mit dem eine gleichmäßige Kraftübertragung über möglichst die gesamte zur Verfügung
stehende Rohrstirnfläche auch bei gegenseitiger Abwinkelung benachbarter Rohre möglich
ist.
[0017] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Druckübertragungsteil mit den
Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Druckübertragungsringes
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0018] Dadurch, dass das Druckübertragungsteil aus mindestens einer flexiblen, hochdruckfesten
Hülle besteht, die mindestens eine sich in Umfangsrichtung erstreckende, mit Fluid
gefüllte Kammer aufweist, können durch entsprechende Verteilung des Fluids Abstandsdifferenzen
zwischen den einander zugewandten Stirnflächen zweier benachbarter Rohre ausgeglichen
werden, ohne dass die Kraftübertragungsfläche kleiner oder die Spannungsverteilung
über diese ungleichförmig wird. Damit ist die Übertragung größerer Vortriebskräfte
möglich, was wiederum zu größeren Vortriebskräften und damit einer Verringerung der
Anzahl der Zwischenpressstationen und weiterhin zu kleineren Steuerradien führt.
[0019] Die Kammer ist vorzugsweise ringförmig, d.h. in Umfangsrichtung durchgehend; es können
aber auch mehrere Kammern, die sich in Umfangsrichtung nur über einen Abschnitt des
Ringes erstrecken, in dieser Richtung hintereinander angeordnet sein.
[0020] Des Weiteren können zur Erhöhung der Stabilität der Hülle sich in Umfangsrichtung
erstreckende Kammerzwischenwände vorgesehen sein, so dass mehrere Kammern in radialer
Richtung und/oder Längsrichtung der Rohrleitung neben- bzw. hintereinander angeordnet
sind (paketartige Anordnung). Um andererseits die Flexibilität des Druckübertragungsteils
hierdurch nicht zu beeinträchtigen, ist es zweckmäßig, die mehreren Kammern durch
den Austausch von Fluid ermöglichende Durchgänge miteinander zu verbinden.
[0021] Vorteilhaft ist ein steuerbarer Durchlass für die Zuund Abführung von Fluid zu/aus
der mindestens einen Kammer vorgesehen. Hierdurch ist es möglich, dem jeweiligen Anwendungsfall
entsprechend die optimale Menge von Fluid und auch die jeweils geeignete Art von Fluid
zu verwenden. Um den Füll- und Entleerungsvorgang zu erleichtern, ist zweckmäßig zusätzlich
ein Entlüftungsventil vorgesehen.
[0022] Wenn die Hülle aus elastischem Material besteht, kann ihr Volumen dem jeweiligen
Anwendungsfall optimal angepasst werden. Besteht das Fluid aus einer Flüssigkeit,
dann bleibt das eingestellte Volumen unabhängig von der Größe des Außendrucks im Wesentlichen
erhalten. Besteht das Fluid hingegen aus Gas, verändert sich das Volumen während des
Betriebs in Abhängigkeit von der Größe des Außendrucks. Um ein geeignetes Dehnverhalten
der Hülle zu erhalten, kann es vorteilhaft sein, ein Fluid aus einer Flüssigkeits-/Gas-Mischung
zu verwenden.
[0023] Werden nur eine Kammer oder mehrere, jedoch miteinander verbundene Kammern verwendet,
so herrscht in dieser/diesen ein konstanter Druck, dessen Höhe mit der Vortriebskraft
und der jeweils zur Verfügung stehenden Druckübertragungsfläche korrespondiert. Bei
ungleichmäßigen Fugenspaltweiten, insbesondere bei gegenseitiger Abwinkelung der Rohre,
findet daher eine Umverteilung des Fluids in Umfangsrichtung statt, so dass stets
- innerhalb konstruktionsbedingter Grenzen - das Anliegen des Druckübertragungsteils
an den Rohrstirnflächen über den gesamten Umfang und mit konstanter Druckspannung
sichergestellt ist. Damit steht im Gegensatz zu den konventionellen Druckübertragungsringen,
die stets als Festkörper mit elastischen und plastischen Werkstoffeigenschaften zu
betrachten sind, immer ein Höchstmaß an Kontaktfläche und damit an aufbringbarer Vortriebskraft
zur Verfügung.
[0024] Die Größe der Anpressfläche kann darüber hinaus durch den Fluiddruck beeinflusst
werden. Beispielsweise kann auf diese Weise bei einer unbeabsichtigt großen Abwinkelung
bzw. Fugenklaffung durch Reduzierung des Fluiddruckes eine größere Anpressfläche erzielt
werden. Es kann hierbei von Vorteil sein, eine Hülle mit mehreren nicht miteinander
verbundenen Kammern, die individuell mit Fluid gefüllt bzw. füllbar sind, zu verwenden.
Dies bietet bei in Umfangsrichtung hintereinanderliegenden Kammern, die mit unterschiedlichem
Druck beaufschlagbar sind, die Möglichkeit, z.B. Kurvenfahrten gezielt zu unterstützen,
indem an der Kurvenaußenseite höhere Kontaktspannungen erzeugt werden, bzw. Fehlsteuerungen
zu korrigieren, indem die Innenseite höher belastet wird.
[0025] In Abhängigkeit von der Vortriebskraft bzw. den zu übertragenden Spannungen und damit
des Fluiddruckes sind die Wandungen der Hülle des Druckübertragungsteils zu dimensionieren.
Zusätzlich zu der Verwendung der Kammerzwischenwände kann die Festigkeit durch die
Werkstoffwahl beeinflusst werden, z.B. durch faserund/oder gewebeverstärkte Elastomere
oder zwei dünne kreisringförmige Stahlbleche, die an den Innen- und Außenrändern miteinander
verschweißt sind, so dass sie einen ringförmigen Hohlraum bilden. Als Fasern mit hoher
Zugfestigkeit sind Glasfasern, Stahlfasern oder Kunststofffasern und als Verstärkungsgewebe
Glasfaser-, Stahl- oder Kunststoffgewebe einsetzbar.
[0026] Zur Gewährleistung einer möglichst großen Kontaktfläche besitzt das Druckübertragungsteil
vorzugsweise einen rechteckigen oder auch abgeflachten elliptischen Querschnitt.
[0027] Zur Befüllung der Hülle enthält diese eine entsprechende Vorrichtung, bestehend aus
mindestens je einem Einfüll- und Entlüftungsventil. Nach Abschluss der Arbeiten wird
das Fluid aus der Hülle abgelassen und gegebenenfalls für eine Wiederverwendung in
einen Behälter gefüllt und entfernt, so dass die Hülle druckfrei ist und damit in
dieser Phase keine Kontaktspannungen zwischen den Rohren bestehen. Sie kann dann aus
dem Fugenspalt herausgenommen und für weitere Einsätze vorbereitet werden.
[0028] Zur Minimierung der Fugenspaltweiten wird - nach Herausnahme der Hülle - der restliche
Rohrstrang auf einer Seite geringfügig vorgetrieben (und zwar etwa um das Maß der
herausgenommenen Hülle). Sukzessive werden dann - rückschreitend bis zur Pressstation
- alle Hüllen bzw. Druckübertragungsteile entfernt und der verbleibende Rohrstrang
um die entsprechenden Maße vorgeschoben. Damit werden minimale oder anderweitig vorgegebene,
aber exakt definierbare Fugenspalte erzeugt, welche die Strömungswiderstände in der
Leitung, z.B. bei Verwendung als Abwasserleitung, minimieren, und die nicht mit plastischen
Dichtmitteln nachträglich verschlossen werden müssen. Alternativ besteht die Möglichkeit,
nach dem Entfernen eines Druckübertragungsteils und vor dem Zusammenschieben der entsprechenden
Rohre eine herkömmliche elastomere Stirnflächendichtung in den freigelegten Fugenspalt
einzulegen und den verbleibenden Rohrstrang dann nur soweit vorzuschieben, dass die
Stirnflächendichtung auf das für die Dichtwirkung erforderliche Maß komprimiert wird.
[0029] Es kann jedoch auch das Druckübertragungsteil selbst nach Beendigung des Rohrvorschubes
in dem Spalt zwischen zwei aufeinanderfolgenden Rohren verbleiben und als Stirnflächendichtung
während des bestimmungsgemäßen Gebrauchs der Rohrleitung verwendet werden, wobei der
Innendruck im Ring so eingestellt wird, dass er einen den Dichtheitsanforderungen
genügenden Anpreßdruck auf die gegeneinander abzudichtenden Rohrstirnflächen ausübt.
[0030] Es können geeignete Druckmeßvorrichtungen vorgesehen sein, die den Druck in den einzelnen
Kammern messen und die Zuführvorrichtung für das Fluid für die einzelnen Kammern so
steuern, dass stets ein gewünschter Druck in den Kammern herrscht. Die Steuerung kann
für die Kammern individuell oder gruppenweise erfolgen, wobei eine entsprechende Anzahl
von Druckmeßvorrichtungen vorgesehen ist. Auch hinsichtlich der mehreren Druckübertragungsteile
in einer Rohrleitung kann eine individuelle Steuerung des Fluiddruckes durchgeführt
werden.
[0031] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Rohrverbindung mit zwei Rohren, deren Längsachsen zusammenfallen, sowie eine
Rohrverbindung mit zwei Rohren, deren Längsachsen unter einem Winkel zueinander angeordnet
sind,
- Fig. 2
- einen Druckübertragungsring im Querschnitt mit einer Vielzahl über- und nebeneinander
angeordneter, voneinander getrennter Kammern,
- Fig. 3
- einen Druckübertragungsring im Querschnitt mit mehreren nebeneinander angeordneten,
durch Durchlässe miteinander verbundenen Kammern,
- Fig. 4
- einen Druckübertragungsring im Querschnitt, der zwei in Rohrlängsrichtung hintereinanderliegende
Teilringe aufweist, und
- Fig. 5
- einen Druckübertragungsring im Querschnitt, der gegenüber dem in Fig. 4 gezeigten
modifiziert ist.
[0032] Fig. 1 zeigt zwei Rohre 1 und 2, die in ihrer Längsrichtung hintereinander liegen
und sich üblicherweise in horizontaler Lage im Erdreich befinden. Die Rohre sollen
in ihrer Längsrichtung durch das Erdreich beispielsweise von einer Pressstation zu
einem Zielschacht vorangetrieben werden, um zusammen mit weiteren in Längsrichtung
hintereinanderliegenden Rohren eine durchgehende Rohrleitung zwischen diesen zu bilden.
Zur Durchführung des Vortriebs wird von der Pressstation ein Druck auf die hintere
Stirnfläche des dieser jeweils nächstliegenden Rohres ausgeübt und dieser Druck wird
jeweils über die Stirnflächen von Rohr zu Rohr bis zum vordersten Rohr übertragen.
[0033] Um hierbei die Stirnflächen nicht zu beschädigen und auch um gewünschte Krümmungen
in der Rohrleitung zu erhalten, ist zwischen jeweils zwei Rohren ein Druckübertragungsteil
in Form eines Druckübertragungsringes 3 vorgesehen.
[0034] Der Druckübertragungsring 3 besteht aus einer flexiblen, im Querschnitt angenähert
rechteckigen oder abgeflacht elliptischen Hülle, die mit einem Fluid gefüllt ist und
die eine ausreichende Festigkeit besitzt, um den auf sie ausgeübten Kräften, d.h.
den Vortriebskräften beim Verlegen der Rohrleitung, standzuhalten. Dabei ist die Hülle
so flexibel, dass sie stets vollflächig an den Stirnflächen der beiden angrenzenden
Rohre anliegt; unabhängig davon, ob es sich um eine geradlinige Rohrleitung, wie in
Fig. 1(a) gezeigt, oder um eine gekrümmte Rohrleitung, wie in Fig. 1(b) gezeigt, handelt.
Durch Fluidverlagerung innerhalb der Hülle werden Abstandsdifferenzen zwischen den
Stirnflächen der Rohre 1 und 2 ausgeglichen, wie insbesondere aus Fig. 1(b) ersichtlich
ist, wobei sich der Druck gleichförmig über die Anpressfläche verteilt, d.h. ohne
das Auftreten lokaler Spannungsspitzen.
[0035] Die Hülle bzw. der Druckübertragungsring 3 kann eine einzige ringförmige Kammer enthalten,
die mit Fluid gefüllt ist; vorteilhafter ist jedoch die Verwendung mehrerer Kammern.
Fig. 2 zeigt eine Ausbildung mit einer Vielzahl von über den Querschnitt der Hülle
über- und nebeneinander angeordneten Kammern 4, welche keine Verbindung miteinander
aufweisen. In den Kammern 4 können daher unterschiedliche Drücke auftreten, einerseits
durch vorherige unterschiedliche Befüllung mit dem Fluid und andererseits durch unterschiedliche
Druckbelastung von außen. Fig. 3 zeigt eine Ausbildung mit mehreren über den Querschnitt
der Hülle nebeneinander angeordneten Kammern 5, die über Durchlässe 6 miteinander
verbunden sind und die daher immer den gleichen Innendruck aufweisen. Durch die zwischen
den Kammern 4 bzw. 5 bestehenden Kammerzwischenwände wird die Stabilität der Hülle
erhöht.
[0036] Fig. 3 zeigt weiterhin ein steuerbares Ventil 7, das mit einer der Kammern 5 verbunden
ist und zur Befüllung der Hülle mit dem Fluid sowie zur Entleerung der Hülle dient.
Ein ebenfalls vorgesehenes Entlüftungsventil zur Erleichterung des Befüllens und Entleerens
ist nicht dargestellt.
[0037] Die Kammern 4 bzw. 5 können ringförmig, d.h. in Umfangsrichtung durchgehend sein,
oder sie können die Form von Ringsegmenten aufweisen, wobei dann eine entsprechende
Anzahl von Ringsegmenten in Umfangsrichtung hintereinander angeordnet ist, die gegebenenfalls
miteinander verbunden sind.
[0038] Fig. 4 zeigt einen Druckübertragungsring im Querschnitt, der zwei in Längsrichtung
der Rohre 1 und 2 hinter- bzw. übereinanderliegende Teilringe 3.1 und 3.2 aufweist,
die jeweils mit mehreren in radialer Richtung nebeneinander liegenden Kammern 4 versehen
sind. Die Anzahl der Kammern ist beliebig, darüber hinaus können sie voneinander getrennt
oder auch miteinander verbunden sein. Die Teilringe können beispielsweise auch die
Konfiguration nach Fig. 2 oder Fig. 3 aufweisen oder auch nur eine Kammer enthalten.
Darüber hinaus können die Teilringe auch unterschiedlich sein.
[0039] Zwischen den Teilringen 3.1 und 3.2 und gegebenenfalls zwischen diesen und den angrenzenden
Rohren 1 bzw. 2 werden vorzugsweise hohlraumfreie Zwischenlagen 8 angeordnet, die
zur Unterteilung des Druckübertragungsringes in mehrere einzelne Pakete dienen und
auch für die Aufnahme von Querdehnungen geeignet sind. Hierdurch wird der Druckübertragungsring
bei Belastung insgesamt stabilisiert.
[0040] Fig. 5 zeigt eine Abwandlung des Druckübertragungsringes nach Fig. 4 in der Weise,
dass die Zwischenlagen zwischen den Teilringen 3.1 bzw. 3.2 und den jeweils angrenzenden
Rohren 1 als Schalen 9 mit sich in Längsrichtung der Rohre 1 und 2 erstreckenden Rändern
ausgebildet sind, wodurch die Teilringe 3.1 und 3.2 an den Außenkanten in radialer
Richtung fixiert sind.
[0041] Die Zwischenlagen 8 bzw. Schalen 9 können auch vorgesehen sein, wenn der Druckübertragungsring
nur eine Hülle 3 aufweist, d.h. es befindet sich dann nur zwischen der Hülle 3 und
mindestens einem der angrenzenden Rohre 1 bzw. 2 eine Zwischenlage 8 oder Schale 9.
[0042] Das Material der Hülle kann elastisch oder unelastisch sein. Bei elastischem Material
kann das Volumen der Hülle durch den Innendruck des Fluids beeinflusst werden, während
bei unelastischem Material das Volumen der Hülle unabhängig vom Innendruck des Fluids
konstant ist. Ein elastisches Material hat den Vorteil, dass auch größere Abstände
zwischen den Rohrstirnflächen, insbesondere wenn diese wie in Fig. 1(b) stark unterschiedlich
sind, überbrückt werden können.
[0043] Weiterhin kann die Steifigkeit des Druckübertragungsringes 3 in Abhängigkeit vom
Innendruck des Fluids eingestellt werden. Eine geringere Steifigkeit bzw. ein geringerer
Fluiddruck empfiehlt sich bei gekrümmten Rohrleitungen, während bei geradlinigen Rohrleitungen
eine höhere Steifigkeit erwünscht ist.
[0044] Die Hüllen können einfach und kostengünstig dadurch hergestellt werden, dass sie
mit die Kammern bildenden Hohlräumen aus einem extrudierfähigen Material endlos hergestellt
und dann auf entsprechende Länge geschnitten werden, worauf die Enden unter Bildung
der ringförmigen Hülle mit ringförmigen Kammern miteinander verbunden werden.
1. Druckübertragungsteil (3) für die Übertragung von Druckkräften zwischen den einander
zugewandten Stirnflächen zweier hintereinanderliegender Rohre (1, 2) bei einem im
Erdreich erfolgenden Vortrieb einer aus mindestens zwei Rohren (1, 2) bestehenden
Rohrleitung in deren Längsrichtung, dadurch gekennzeichnet, dass er aus mindestens einer flexiblen, hochdruckfesten Hülle besteht, die mindestens
eine sich in Umfangsrichtung erstreckende, mit Fluid gefüllte Kammer (4, 5) aufweist.
2. Druckübertragungsteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammer (4, 5) ringförmig ausgebildet ist.
3. Druckübertragungsteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Kammern (4, 5) in Umfangsrichtung hintereinander angeordnet sind.
4. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Kammern (4, 5) in radialer Richtung der Rohrleitung nebeneinander angeordnet
sind.
5. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Kammern (4) in Längsrichtung der Rohrleitung hintereinander angeordnet sind.
6. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die mehreren Kammern (5) durch den Austausch von Fluid ermöglichende Durchgänge (6)
miteinander verbunden sind.
7. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die mehreren Kammern (4) nicht miteinander verbunden und jeweils individuell mit
Fluid füllbar sind.
8. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein steuerbarer Durchlass (7) für die Zu- und Abführung von Fluid zu/aus der mindestens
einen Kammer (5) vorgesehen ist.
9. Druckübertragungsteil nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass ein Entlüftungsventil für die mindestens eine Kammer (5) vorgesehen ist.
10. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die flexible Hülle aus elastischem Material besteht.
11. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Fluid eine Flüssigkeit oder ein Gas ist oder aus einer Kombination von diesen
besteht.
12. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülle aus Kunststoff besteht.
13. Druckübertragungsteil nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff durch Fasern oder Gewebe mit hoher Zugfestigkeit verstärkt ist.
14. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülle aus Stahlblech besteht.
15. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülle im mit Fluid gefüllten Zustand und ohne äußere Druckbelastung einen angenähert
rechteckigen oder abgeflachten elliptischen Querschnitt aufweist.
16. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Hülle und mindestens einem der angrenzenden Rohre (1, 2) eine Zwischenlage
(8, 9) vorgesehen ist.
17. Druckübertragungsteil nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenlage (9) schalenförmig mit einem die Hülle einfassenden Rand ausgebildet
ist.
18. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass er zwei in Längsrichtung der Rohre (1, 2) übereinanderliegende Hüllen (3.1, 3.2)aufweist.
19. Druckübertragungstei nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den übereinanderliegenden Hüllen (3.1, 3.2) jeweils eine Zwischenlage (8)
vorgesehen ist.
20. Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Druckmeßvorrichtung zur Messung des Fluiddrucks in der mindestens
einen Kammer (4, 5) vorgesehen ist.
21. Druckübertragungsteil nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass die Zu- und Abführung von Fluid zu der mindestens einen Kammer in Abhängigkeit von
dem gemessenen Fluiddruck regelbar ist.
22. Verfahren zum Verlegen einer aus mindestens zwei Rohren (1, 2) bestehenden Rohrleitung
im Erdreich, bei dem für die Übertragung von Druckkräften beim Vortrieb der Rohrleitung
ein Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 21 zwischen den einander
zugewandten Stirnflächen jeweils zweier hintereinanderliegender Rohre verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass nach Beendigung des Vortriebs das Fluid zumindest teilweise aus der zumindest einen
Kammer abgelassen wird und die mindestens eine Hülle aus dem Spalt zwischen den Stirnflächen
der hintereinanderliegenden Rohre herausgenommen wird.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Herausnehmen der Hülle der Spalt zwischen den Stirnflächen durch Vortrieb
eines der Rohre auf eine minimale oder vorgegebene Breite verringert wird.
24. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Herausnehmen der Hülle eine elastomere Stirnflächendichtung in den Spalt
zwischen den Stirnflächen eingelegt wird und durch Vortrieb eines der Rohre die Stirnflächendichtung
auf das für die Dichtwirkung erforderliche Maß komprimiert wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 24, dadurch gekennzeichnet, dass das Druckübertragungsteil und/oder das Fluid für einen weiteren Verlegevorgang verwendet
werden.
26. Verfahren zum Verlegen einer aus mindestens zwei Rohren (1, 2) bestehenden Rohrleitung
im Erdreich, bei dem für die Übertragung von Druckkräften beim Vortrieb der Rohrleitung
ein Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 21 zwischen den einander
zugewandten Stirnflächen jeweils zweier hintereinanderliegender Rohre verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass nach Beendigung des Vortriebs der Druck des Fluids in der mindestens einen Kammer
so eingestellt wird, dass der Dichtübertragungsdruck einen den Dichtheitsanforderungen
beim Betrieb der Rohrleitung genügenden Anpressdruck auf die gegeneinander abzudichtenden
Rohrstirnflächen ausübt.
27. Verfahren zum Verlegen einer aus mindestens zwei Rohren (1, 2) bestehenden Rohrleitung
im Erdreich, bei dem für die Übertragung von Druckkräften beim Vortrieb der Rohrleitung
ein Druckübertragungsteil nach einem der Ansprüche 1 bis 21 zwischen den einander
zugewandten Stirnflächen jeweils zweier hintereinanderliegender Rohre verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass der Befülldruck in der mindestens einen Kammer (4, 5) während des Vortriebs ständig
individuell oder gruppenweise gemessen wird.
28. Verfahren nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, dass der gemessene Befülldruck zur Einstellung des jeweils gewünschten Füllzustandes der
zugeordneten Kammer verwendet wird.