[0001] Die Erfindung betrifft ein Installationsgerät, insbesondere einen Leitungsschutzschalter,
mit einem Kunststoffgehäuse, in dem eine Anzahl von Gerätekomponenten untergebracht
ist, die beweglich auf im Gehäuse befestigten Achsen lagern. Ein derartiges Installationsgerät
ist beispielsweise aus der DE 198 39 061 C2 bekannt.
[0002] Ein Installationsgerät, beispielsweise ein auf einer Hutschiene befestigbarer Leitungsschutzschalter,
weist häufig ein aus zwei Halbschalen gebildetes Gehäuse aus Kunststoff auf. Innerhalb
des Kunststoffgehäuses sind Achsen zur Lagerung schwenk- oder drehbarer Gerätekomponenten,
beispielsweise eines Auslösehebels im Fall eines Leitungsschutzschalters, zwischen
den Halbschalen fixiert. Die üblicherweise aus Duroplasten gepressten oder durch Kunststoffspritzguss
hergestellten Gehäusehalbschalen weisen zwar gute elektrische Isolationseigenschaften
auf und ermöglichen eine rationelle Fertigung, haben jedoch, insbesondere im Vergleich
zu Teilen aus metallischen oder keramischen Werkstoffen, Nachteile hinsichtlich der
thermischen und mechanischen Belastbarkeit. Des Weiteren haben Kunststoffe, insbesondere
Duroplaste sowie im Spritzgussverfahren verarbeitbare Kunststoffe, Nachteile bezüglich
der Quellung durch Feuchtigkeitsaufnahme sowie der Nachschwindung nach dem Fertigungsprozess.
[0003] In dem aus der DE 198 39 061 C2 bekannten Installationsgerät sind zur Erhöhung der
mechanischen Belastbarkeit im Gehäuse angeordneter Achsen zwei Achsen unter Bildung
eines U-förmigen Bügels durch einen Steg verbunden. Der aus den Achsen und dem Steg
gebildete U-förmige Bügel besteht aus einem metallischen Werkstoff. Die Abmessungen
des U-förmigen Bügels sind im Vergleich zu den Abmessungen des Gehäuses des Installationsgerätes
relativ gering. Dennoch kommt es, falls das Installationsgerät einer Temperaturänderung
ausgesetzt ist, aufgrund der unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten des U-förmigen
Bügels aus Metall einerseits und des Gehäuses aus Kunststoff andererseits zu einer
relativen Lageänderung der im Gehäuse untergebrachten Gerätekomponenten. Zudem ist
bei voneinander abweichenden relativen Längenänderung des U-förmigen Bügels und des
Gehäuse die Position des U-förmigen Bügels im Gehäuse nicht mehr eindeutig definiert.
Dies gilt insbesondere, wenn das Kunststoffgehäuse nach der Fertigung nachschwindet
oder durch sich ändernde Umgebungsbedingungen, beispielsweise schwankende Feuchtigkeit,
Abmessungsänderungen erfährt. Hierdurch kann die Funktionsfähigkeit des Installationsgerätes,
ebenso wie beispielsweise bei größeren Temperaturschwankungen aufgrund äußerer Einflüsse
und/oder Wärmeentwicklung im Installationsgerät, beeinträchtigt sein.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein rationell herstellbares Installationsgerät
anzugeben, dessen Funktion in besonders geringem Maße von fertigungs- und/oder umgebungsbedingten
Abmessungsänderungen und/oder -ungenauigkeiten abhängig ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Installationsgerät mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Das Installationsgerät weist hierbei ein Kunststoffgehäuse auf, in
dem eine Anzahl von Gerätekomponenten untergebracht ist, die beweglich auf im Gehäuse
befestigten Achsen lagern. Eine Achse ist mittels eines gehäusefremden Steges an einem
von der Achse radial beabstandeten Fixierpunkt im Gehäuse gehalten. Durch den Fixierpunkt
ist ein fester Bezugspunkt im Gehäuse gegeben. Ändern sich Abmessungen des Gehäuses,
beispielsweise durch Temperaturänderungen oder aufgrund von Schrumpfungsprozessen
nach dem Fertigungsprozess, so ist die Achse relativ zum diese umgebenden Bereich
des Gehäuses zumindest geringfügig radial verschiebbar. Gleiches gilt auch bei einer
durch Feuchtigkeitsänderung bedingten Quellung der Kunststoffgehäuses. Die auf der
Achse gelagerte Gerätekomponente ist somit bei einer Abmessungsänderung des Gehäuses
gezielt relativ zu dem Bereich des Gehäuses, in dem diese Gerätekomponente angeordnet
ist, verlagerbar. Dagegen bleiben die für die bestimmungsgemäße Funktion des Installationsgerätes
vorgesehenen geometrischen Verhältnisse in Bezug zum Fixierpunkt im Gehäuse erhalten.
Die Funktionsfähigkeit des Installationsgerätes ist damit weder durch Temperaturschwankungen
noch durch einen Schrumpfungsprozess, insbesondere nach einer Spritzgussfertigung,
noch durch eine Quellung von Geräteteilen, insbesondere des Kunststoffgehäuses, beeinträchtigt.
[0006] Der Wärmeausdehnungskoeffizient des Steges ist vorzugsweise geringer als der Wärmeausdehnungskoeffizient
des Kunststoffgehäuses. Bevorzugt ist der Steg aus einem metallischen Werkstoff gebildet.
Ebenso ist eine Fertigung aus einem keramischen Werkstoff oder einem anderen, einen
geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweisenden Werkstoff möglich. Auch die Fertigung
des Steges aus einem Kunststoff ist möglich. Hierbei wird, unabhängig von der Art
des Werkstoffs, bevorzugt ein Material gewählt, welches eine höhere geometrische Stabilität
als das Kunststoffgehäuse aufweist. Hierbei bezieht sich die geometrische Stabilität
auf relative Abmessungsänderungen des Werkstoffes in Abhängigkeit von der Zeit, beispielsweise
aufgrund einer Nachschrumpfung, oder von sich ändernden Umgebungsbedingungen, beispielsweise
schwankender Feuchtigkeit.
[0007] In fertigungstechnisch besonders rationeller Weise ist der Steg bevorzugt einstückig
mit der Achse ausgebildet.
[0008] Besonders günstige, gegenüber Abmessungsänderungen oder -toleranzen des Kunststoffgehäuses
unempfindliche geometrische Verhältnisse sind bei einem insbesondere als Leitungsschutzschalter
ausgebildeten Installationsgerät gegeben, bei dem die durch den Steg gehaltene Achse
den Drehpunkt eines Auslösehebels und/oder eines Bewegkontaktes bildet.
[0009] Nach einer bevorzugten Ausbildung ist das der Achse abgewandte Ende des Steges in
einer Kulisse geführt. Anstelle eines fest vorgegebenen Fixierpunktes ist in diesem
Fall somit der Fixierpunkt des Steges auf einer Linie wählbar. Trotz der damit gegebenen
Variabilität wird auch in diesem Fall die Bezeichnung "Fixierpunkt" für denjenigen
Punkt, an dem der Steg im Gehäuse gelagert ist, beibehalten.
[0010] Besonders vorteilhafte geometrische Verhältnisse sind nach einer weiteren bevorzugten
Ausbildung dadurch sichergestellt, dass der Fixierpunkt des Steges von einer Drehachse
eines Betätigungsknebels des Installationsgerätes höchstens geringfügig beabstandet
ist. Unter einem geringfügigen Abstand wird hierbei ein Abstand von weniger als der
Hälfte der Länge des Steges verstanden, insbesondere eine unmittelbare Angrenzung
des Fixierpunktes an die Drehachse des Betätigungsknebels oder ein Zusammenfallen
des Fixierpunktes mit der Drehachse des Betätigungsknebels.
[0011] Durch die gegenüber geometrischen Änderungen und/oder Toleranzen des Kunststoffgehäuses
besonders unempfindliche Lagerung der Achse ist eine besonders rationelle Herstellung
des Gehäuses aus einem Kunststoff, welcher einen relativ großen Wärmeausdehnungskoeffizienten
und/oder eine relativ starke Schrumpfung nach dem Herstellungsprozess und/oder eine
relativ starke feuchtigkeitsbedingte Quellung aufweist, ermöglicht.
[0012] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierin zeigen jeweils in schematischer Darstellung:
- FIG 1
- ausschnittsweise ein Installationsgerät mit mehreren Varianten einer an einem Steg
gelagerten Achse einer Gerätekomponente,
- FIG 2
- eine bevorzugte Variante der Lagerung der Achse im Installationsgerät nach FIG 1,
und
- FIG 3
- ein weiteres Installationsgerät mit einer beweglich gelagerten Achse.
[0013] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0014] FIG 1 zeigt ausschnittsweise ein als Leitungsschutzschalter ausgebildetes Installationsgerät
1. Der Leitungsschutzschalter 1 ist auslösbar entweder von Hand mittels eines Betätigungsknebels
2 oder selbsttätig durch einen Magnetauslöser 3 oder ein Bimetallelement 4. Ein auf
einer Achse A gelagerter Auslösehebel 5 ist auf jede der genannten Arten auslösbar.
Die korrekte Positionierung des Auslösehebels 5 ist für die bestimmungsgemäße Funktion
des Leitungsschutzschalters 1 von zentraler Bedeutung. Die Achse A, welche senkrecht
auf der dargestellten Ebene steht, ist nicht direkt in einer Gehäuseschale 6 des Leitungsschutzschalters
1 gelagert, sondern mit einem Steg 7 verbunden, welcher rechtwinklig zur Achse A,
d.h. in der dargestellten Ebene verläuft. Die Achse A ist mit dem Steg 7 einteilig
aus Metall, beispielsweise einem Draht gebildet. In FIG 1 sind fünf verschiedene Varianten
der Lage des Steges 2 dargestellt. Hiervon ist im Leitungsschutzschalter 1 nur eine
Variante realisiert. Der Steg 7 ist an dessen Ende, welches nicht an die Achse A grenzt,
an einem auch als Abstützpunkt bezeichneten Fixierpunkt 8 in der Gehäuseschale 6 gelagert.
[0015] Der Steg 7 weist im Vergleich zur Gehäuseschale 6 einen sehr geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten
auf. Weiterhin werden die Abmessungen des Steges 7 im Gegensatz zu den Abmessungen
der Gehäuseschalen 6 nicht durch Schrumpfungs- oder Quellprozesse beeinflusst. Die
Achse A bleibt damit auch bei Abmessungsänderungen der Gehäuseschale 6 in einer relativ
zum Fixierpunkt 8 definierten Position. Ein zusätzlicher Freiheitsgrad der Achse A
ist herstellbar, indem, wie anhand des Steges 7a in FIG 1 ersichtlich, das der Achse
A abgewandte Ende des Steges 7a in einer Kulisse 9 in der Gehäuseschale 6 mittels
eines Lagerstiftes 10 geführt ist. Die Position der Achse A ist weiterhin bestimmt
durch ein auf dieser gelagertes Gerätebauteil, welches zusätzlich im dem Betätigungsknebel
2 abgewandten, in FIG 1 nicht dargestellten unteren Bereich des Installationsgerätes
1 gelagert ist.
[0016] Eine besonders bevorzugte Positionierung des Steges 7 ist in FIG 2 dargestellt. Hierbei
ist der Fixierpunkt 8 im Bereich des Betätigungsknebels 2, unmittelbar neben dessen
eine Bezugsachse BA bildender Drehachse in der Gehäuseschale 6 gelagert. Der Fixierpunkt
8 ist hierbei ortsfest in der Gehäuseschale 6 angeordnet, d.h. wird durch Betätigung
des Betätigungsknebels 2 nicht verlagert. Aufgrund des sehr geringen Abstandes des
Fixierpunktes 8 von der Bezugsachse BA ist die Lage des Fixierpunktes 8 relativ zur
Bezugsachse BA praktisch unveränderlich.
[0017] Am Betätigungsknebel 2 ist ein Bügel 11 angelenkt, welcher über eine Klinke 12 mit
dem Auslösehebel 5 verbunden ist. Der Bügel 11 ist ebenso wie der Steg 7 aus einem
metallischen Werkstoff gebildet. Hierdurch ist die Position des Auslösehebels 5 relativ
zum Betätigungsknebel 2 von Abmessungsänderungen der Gehäuseschale 6 praktisch unabhängig.
Die Betätigbarkeit des Leitungsschutzschalters 1 durch den Betätigungsknebel 2 ist
damit von Abmessungsschwankungen der Gehäuseschale 6 nahezu unabhängig. Entsprechendes
gilt für die mit den Bezugszeichen 13 und 14 gekennzeichneten Auslösebereiche, an
welchen der Magnetauslöser 3 bzw. das Bimetallelement 4 mit dem Auslösehebel 5 zusammenwirkt.
Ein Schwund in der Größenordnung von 2% der im Spritzgussverfahren hergestellten Gehäuseschale
6 ist aufgrund der beweglichen, am Fixierpunkt 8 angelenkten Lagerung der Achse A
ohne jegliche Einschränkung der Funktionalität des Leitungsschutzschalters 1 tolerierbar.
Die Gehäuseschale 6 kann daher sehr rationell aus einem Kunststoff, an den relativ
geringe Anforderungen hinsichtlich der Maßhaltigkeit gestellt werden, gefertigt werden.
[0018] FIG 3 zeigt einen weiteren Leitungsschutzschalter 1 mit einem aus zwei Gehäuseschalen
6 gebildeten Kunststoffgehäuse 15, welches mittels einer in der Darstellung unten
angeordneten Rastvorrichtung 16 auf eine nicht dargestellte Hutschiene aufschnappbar
ist. Die Funktionalität des Leitungsschutzschalters 1 entspricht im Wesentlichen den
Ausführungsbeispielen nach FIG 1 und FIG 2. Ein im Kunststoffgehäuse 15 angeordneter
Bewegkontakt 17 wird durch den Auslösehebel 5 blockiert bzw. freigegeben. Durch den
Bewegkontakt 17 ist eine elektrische Verbindung zwischen einer ersten Klemme 18 auf
der in der Darstellung linken Seite des Gehäuses 15 und einer zweiten Klemme 19 auf
der in der Darstellung rechten Seite des Gehäuses 15 herstell- bzw. lösbar.
[0019] Die die Blockierung bzw. Freigabe des Bewegkontakts 17 bewirkenden Gerätekomponenten,
insbesondere der Auslösehebel 5, der Bügel 11 sowie die Klinke 12 sind im Wesentlichen
im oberen, dem Betätigungsknebel 2 zugewandten Bereich des Gehäuses 15 angeordnet.
Daher sind möglichst konstante geometrische Verhältnisse in diesem Bereich des Gehäuses
15 für die bestimmungsgemäße Funktion des Leitungsschutzschalters 1 von besonderer
Bedeutung. Dieser Anforderung wird durch den praktisch längenunveränderlichen Steg
7 zwischen der Bezugsachse BA und der Achse A des Auslösehebels 5 unter Ermöglichung
einer sehr rationellen Fertigung Rechnung getragen. Durch geringfügige Abmessungsänderungen
oder Abweichungen von den Sollmaßen aufgrund von Temperaturschwankungen und/oder einer
Schwindung oder Quellung der Gehäuseschalen 6 im unteren, der Rastvorrichtung 16 zugewandten
Bereich des Gehäuses 15 ist die Funktionsfähigkeit des Installationsgerätes 1 nicht
beeinflusst.
1. Installationsgerät (1) mit einem Kunststoffgehäuse (15), in dem eine Anzahl von Gerätekomponenten
untergebracht ist, die beweglich auf im Gehäuse befestigten Achsen (A,BA) lagern,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Achse (A) mittels eines gehäusefremden Steges (7,7a) an einem von der Achse
(A) radial beabstandeten Fixierpunkt (8) im Kunststoffgehäuse (15) derart gehalten
ist, dass bei einer Abmessungsänderung des Kunststoffgehäuses (15) die Achse (A) relativ
zum diese umgebenden Bereich des Kunststoffgehäuses (15) zumindest geringfügig verschiebbar
ist.
2. Installationsgerät (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg (7,7a) eine höhere geometrische Stabilität als das Kunststoffgehäuse (15)
aufweist.
3. Installationsgerät (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg (7,7a) aus einem Werkstoff gefertigt ist, welcher geringere relative Abmessungsänderungen
durch Quellung und/oder Nachschwindung aufweist als das Kunststoffgehäuse (15).
4. Installationsgerät (1) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg (7,7a) einen geringeren Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist als das Kunststoffgehäuse
(15).
5. Installationsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg (7,7a) aus Metall ist.
6. Installationsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg einstückig mit der Achse (A) ausgebildet ist.
7. Installationsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Achse (A) einen Drehpunkt eines Auslösehebels (5) und/oder eines Bewegkontaktes
(17) bildet.
8. Installationsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Steg (7,7a) am Fixierpunkt (8) in einer Kulisse (9) verschiebbar gelagert ist.
9. Installationsgerät (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Fixierpunkt (8) von einer Drehachse (BA) eines Betätigungsknebels (2) höchstens
geringfügig beabstandet ist.