[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Spritzschutzeinrichtung für das Einspritzaggregat
einer Spritzgießmaschine, nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Um Personen, die sich im Arbeitsbereich des Einspritzaggregats einer Spritzgießmaschine
befinden, gegen Verletzungen durch ausspritzende, heiße Formmasse, die im abgekoppelten
Zustand des Einspritzaggregats unkontrolliert etwa aufgrund einer Gasblasenbildung
oder einer thermischen Ausdehnung der Formmasse im Plastifizierzylinder oder einer
Fehlsteuerung im Prozessablauf aus der Einspritzdüse austritt, zu schützen, ist es
bekannt, unmittelbar vor dem Austrittsende der Einspritzdüse eine Schutzklappe anzuordnen,
die mit Hilfe von pneumatischen oder hydraulischen Aktuatoren unter der Steuerung
elektrischer Näherungsschalter in eine die Einspritzdüse freigebende Öffnungslage
hochgeschwenkt wird, wenn das Einspritzaggregat beim Vorwärtshub eine definierte Näherungsposition
am Formwerkzeug erreicht, und umgekehrt in eine die Einspritzdüse austrittsseitig
abdeckende Schließlage verstellt wird, sobald das Einspritzaggregat beim Rückwärtshub
die Näherungsposition verlässt. Eine derartige Schutzeinrichtung besitzt jedoch eine
komplexe Bauweise und infolge der Hintereinanderschaltung unterschiedlicher Systemkomponenten,
nämlich einer elektrischen Näherungsschaltung, hydraulischer oder pneumatischer Aktuatoren
und einer mechanischen Schutzklappenkinematik, ein für ein Schutzsystem übermäßig
hohes Störrisiko.
[0003] Das aus der JP-A-08 025 416 bekannte Einspritzaggregat enthält eine Schutzeinrichtung
mit einer federbelasteten, vom Düsenkanal durchsetzten Düsenspitze, welche über einen
sich durch den Düsenkanal erstreckenden Betätigungsstößel mit einem auf der Einlassseite
des Düsenkanals angeordneten, unter Federkraft normalerweise geschlossenen Absperrventil
gekoppelt ist. Beim Auftreffen der Düsenspitze auf den Angusstrichter des Formwerkzeugs
wird diese entgegen der Federkraft zurückgeschoben und dadurch das Absperrventil aufgesteuert.
Eine solche mechanische Schutzeinrichtung schafft jedoch erhebliche verfahrenstechnische
Probleme: so entwickeln zahlreiche Formmassen aufgrund von Degradationserscheinungen
Gaseinschlüsse im Plastifizierzylinder, die im abgekoppelten Zustand des Einspritzaggregats
wegen des dann geschlossenen Absperrventils nicht ins Freie entweichen können und
daher beim Einspritzvorgang zusammen mit der Formmasse in das Formwerkzeug gelangen,
mit der Folge einer entsprechenden Qualitätsminderung oder gar eines Bauteilausschusses
der produzierten Spritzgussteile. Problematisch an der einlassseitigen Absperrung
des Düsenkanals ist weiterhin, dass die nach dem Schussende im Düsenkanal verbliebene
Formmasse aufgrund der Schließlage des Absperrventils nicht durch aus dem Plastifizierzylinder
nachgedrückte Formmasse beseitigt werden und sich daher zu einem Verschlusspfropfen
verfestigen kann, welcher beim nächsten Schuss mit ebenfalls qualitätsmindernden Folgen
für das hergestellte Bauteil in die Formkavität gelangen oder gar die Ventilbetätigung
blockieren kann.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Spritzschutzeinrichtung der eingangs genannten
Art zu schaffen, die ohne Beeinträchtigung des Spritzgießprozesses und insbesondere
der Düsenkanalgeometrie hochgradig störsicher ausgebildet ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Patentanspruch 1 gekennzeichnete
Spritzschutzeinrichtung gelöst.
[0006] Die erfindungsgemäße Schutzeinrichtung ist als fremdkraftunabhängiges, rein mechanisches
System aus wenigen, vollständig außerhalb der Einspritzdüse angeordneten Einzelteilen
ausgebildet und arbeitet demzufolge hochgradig störsicher und unabhängig von der Gestaltung
des Düsenkanals. Das Strömungsverhalten der Einspritzdüse und insbesondere der Querschnittsverlauf
des Düsenkanals können daher ohne Rücksicht auf den Einbau der Schutzeinrichtung prozessoptimal
gewählt werden. Die erfindungsgemäße Schutzeinrichtung ist universell einsetzbar und
ermöglicht ein nachträgliches Ausrüsten von Einspritzaggregaten praktisch beliebiger
Düsenbauart.
[0007] Um das Nachrüsten mit der erfindungsgemäßen Schutzeinrichtung zu erleichtern und
den mit dem Schaltwerk beim Andocken des Einspritzaggregats zusammenwirkenden Flächenabschnitt
des Formwerkzeugs in bestimmten Grenzen frei vorwählen zu können, ist die Schutzplatte
zusammen mit dem Schaltwerk vorzugsweise auf einem drehpositionierbar auf dem Einspritzaggregat
montierbaren Träger angeordnet. Eine kinematisch besonders günstige Gestaltung des
Schaltwerks wird dadurch erreicht, dass dieses einen gleichzeitig mit dem Andockvorgang
auf eine werkzeugfeste Anschlagfläche außerhalb der Angussöffnung des Formwerkzeugs
auftreffenden und durch diese entgegen der Vorschubbewegung des Einspritzaggregats
linear verstellten Tastfinger enthält. Es sind aber beliebige andere, rein mechanisch
betätigbare Ausgestaltungen des Schaltwerks denkbar, beispielsweise kann eine mit
einem Ritzel zusammenwirkende Zahnstange anstelle des Tastfingers eingesetzt werden.
[0008] Die Schutzplatte und das Schaltwerk sind vorzugsweise sich selbsttätig in die Abdecklage
verstellend ausgebildet, derart, dass das Schaltwerk federnd in die Abdecklage vorgespannt
ist, wodurch die Schaltsicherheit der erfindungsgemäßen Schutzeinrichtung weiter verbessert
wird. In einer anderen Ausgestaltungsform wirkt die Schwerkraft rückstellend, beispielsweise
durch ein an der Schutzplatte angebrachtes Gewicht, das diese in die Abdecklage zwingt,
wenn keine anderweitige Kraft auf das Schaltwerk wirkt.
[0009] Im Hinblick auf eine einfache Bewegungssteuerung der Schutzplatte bei zugleich hoher
Spritzschutzwirkung ist die Schutzplatte in Austrittsrichtung der Einspritzdüse vorzugsweise
konvex gewölbt und schwenkbeweglich am Einspritzaggregat angeordnet. Ferner ist der
Schaltpunkt des Schaltwerks aus Gründen eines feinfühligen Ansprechverhaltens vorzugsweise
variabel einstellbar, und zur Überwachung der Schaltlage sind der Schutzplatte Positionsgeber
zugeordnet.
[0010] Die Erfindung wird nunmehr anhand eines in den Fig. schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Einspritzaggregat für eine Spritzgießmaschine im Bereich des düsenseitigen Endes
mit einer Spritzschutzeinrichtung nach der Erfindung; und
- Fig. 2
- die Vorderansicht der Spritzschutzeinrichtung und des Einspritzaggregats nach Fig.
1.
[0011] Das in den Fig. gezeigte Einspritzaggregat 1 einer ansonsten nicht näher gezeigten
Spritzgießmaschine enthält einen in Pfeilrichtung P linear verschieblichen Plastifizierzylinder
2 (von dem nur der einspritzseitige Endabschnitt dargestellt ist) und eine an diesen
anschließende, von einem Einspritzkanal durchsetzte Einspritzdüse 3, die beim Andocken
des Einspritzaggregats 1 an ein Formwerkzeug 4 mit der Düsenspitze 5 in eine zu dieser
formgleiche Angussöffnung 6 des Formwerkzeugs 4 eingreift, woraufhin die Formmasse
aus dem Plastifizierzylinder 2 über den Einspritzkanal in das Formwerkzeug 4 eingespritzt
wird.
[0012] Um zu verhindern, dass in der Rückhubstellung, in die das Einspritzaggregat 1 nach
Schussende verfahren wird, aufgrund von Degradationserscheinungen, etwa einer störenden
Gasblasenbildung oder einer thermischen Volumenvergrößerung der Formmasse im Plastifizierzylinder
2, oder aufgrund einer Fehlsteuerung im Prozessablauf heiße Formmasse aus der Einspritzdüse
3 unkontrolliert ins Freie ausspritzt, ist der Einspritzdüse 3 eine insgesamt mit
7 bezeichnete Spritzschutzeinrichtung zugeordnet. Diese enthält eine konvexe, etwa
kreisbogenförmige Schutzplatte 8, welche um eine zur zentralen Achse A-A des Einspritzaggregats
senkrechte Drehachse D zwischen einer - in den Fig. gezeigten - Abdecklage unmittelbar
austrittsseitig des Einspritzdüsenkanals und einer den Düsenkanal freigebenden Öffnungslage
verschwenkbar am Einspritzaggregat 1 montiert ist. Zur Umsteuerung der Schutzplatte
8 zwischen diesen beiden Endlagen dient ein insgesamt mit 9 bezeichnetes, rein mechanisches
Schaltwerk. Dieses enthält einen Tastfinger 10, welcher in einer Führungshülse 11
parallel versetzt zur zentralen Düsenachse A-A verschieblich angeordnet und über eine
Langlochverbindung 12 mit dem freien Hebelende des Schutzplatten-Schwenkhebels 13
verkoppelt ist. Durch eine Druckfeder 14 ist das Schaltwerk 9 in die Abdecklage der
Schutzplatte 8 vorgespannt. Beim Andocken des Einspritzaggregats 1 trifft der Tastfinger
10 auf eine werkzeugfeste Anschlagfläche 15 außerhalb der Angussöffnung 6 und wird
dadurch in der Führungshülse 11 entgegen der Federkraft axial verschoben, so dass
die Schutzplatte 8 hochgeschwenkt wird und am Ende des Andockvorgangs in die volle
Öffnungslage umgesteuert ist. Sobald sich das Einspritzaggregat 1 vom Formwerkzeug
4 entfernt, wird die Schutzplatte 8 unter Federkraft erneut in die Abdecklage zurückgeschwenkt.
[0013] Das Schaltwerk 9 ist zusammen mit der Schutzplatte 8 auf einem Träger 16 angeordnet,
so dass die gesamte Schutzeinrichtung 7 als Baueinheit auch nachträglich an einem
Einspritzaggregat 1 montiert werden kann. Zusätzlich ist der Träger 16 und damit die
gesamte Schutzeinrichtung 7 drehpositionierbar am Einspritzaggregat 1 befestigt und
die wirksame Länge des Tastfingers 10 zwischen dem vorderen Tastfingerende und der
Langlochverbindung 12 und folglich der Schaltpunkt der Schutzeinrichtung 7 durch ein
längenverstellbares Schaltstück 17 und einen Anschlag 18 veränderlich einstellbar,
um unterschiedliche Geometrien, insbesondere Bauhöhen der Einspritzdüse 3 oder der
Werkzeugfläche 15 ausgleichen zu können. So kann der Tastfinger 10 problemlos etwa
auch auf eine werkzeugseitige - in Fig. 1 gestrichelt dargestellte - Freifläche als
Anschlagfläche einjustiert werden.
[0014] Zur Überwachung der Schaltposition der Schutzplatte 8 können Positionsgeber 19, 20,
etwa in Form von elektrischen Schaltkontakten, zwischen der Führungshülse 11 und dem
Schaltstück 17 bzw. dem Anschlag 18 vorgesehen sein.
[0015] Die beschriebene Schutzeinrichtung ist für alle Anwendungen, und zwar auch für Fertigungsprozesse
mit anliegender Einspritzdüse, d.h. universell einsetzbar und bietet ein einheitliches
Sicherheitsniveau, auch für Einspritzaggregate mit nadelventilgesteuerten Einspritzdüsen,
bei denen dann die Notwendigkeit entfällt, das Nadelventil aus Sicherheitsgründen
aktiv zuzuhalten, wenn und sobald das Einspritzaggregat 1 vom Formwerkzeug 4 abgekoppelt
ist.
1. Spritzschutzeinrichtung für das Einspritzaggregat einer Spritzgießmaschine, bestehend
aus einer zwischen einer Abdecklage austrittsseitig des Einspritzdüsenkanals und einer
das Austrittsende des Düsenkanals freigebenden Öffnungslage umsteuerbaren Schutzplatte,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Umsteuerung der Schutzplatte (8) ein außerhalb des Düsenkanals angeordnetes, beim
Andocken des Einspritzaggregats (1) am Formwerkzeug (4) zwischen diesem und der Schutzplatte
stellkraftübertragend wirkendes mechanisches Schaltwerk (9) vorgesehen ist.
2. Spritzschutzeinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzplatte (8) zusammen mit dem Schaltwerk (9) auf einem drehpositionierbar
auf dem Einspritzaggregat (1) montierten Träger (16) angeordnet ist.
3. Spritzschutzeinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
das Schaltwerk (9) einen gleichzeitig mit dem Andockvorgang auf eine werkzeugfeste
Anschlagfläche (15) außerhalb der Angussöffnung (6) des Formwerkzeugs (4) auftreffenden
und durch diese entgegen der Vorschubbewegung des Einspritzaggregats (1) linear verstellbaren
Tastfinger (10) enthält.
4. Spritzschutzeinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzplatte (8) und das Schaltwerk (9) sich selbsttätig in die Abdecklage verstellend
ausgebildet sind.
5. Spritzschutzeinrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass
das Schaltwerk (9) federnd in die Abdecklage vorgespannt ist.
6. Spritzschutzeinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzplatte (8) im Wesentlichen kreisbogenförmig gestaltet und um den Kreismittelpunkt
schwenkbeweglich am Einspritzaggregat (1) angeordnet ist.
7. Spritzschutzeinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaltpunkt des Schaltwerks (9) einstellbar ist.
8. Spritzschutzeinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
Positionsgeber (19, 20) zur Überwachung der Schaltlage der Schutzplatte (8).