(19)
(11) EP 1 039 058 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
08.12.2004  Patentblatt  2004/50

(21) Anmeldenummer: 00106349.4

(22) Anmeldetag:  23.03.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7E04B 1/76, E04F 13/08

(54)

Verfahren zur Herstellung von Wärmedämmverbundsystemen mit Hilfe einer organischen Klebe- bzw. Spachtelmasse

Process to manufacture a thermal insulation compound system using an adhesive paste or filler

Procédé pour fabriquer un système composite pour isolation thermique en utilisant une pâte adhésive ou un mastic


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 24.03.1999 DE 19913315

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
27.09.2000  Patentblatt  2000/39

(73) Patentinhaber: STO AG
D-79780 Stühlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Grochal, Peter
    79761 Waldshut (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Leinweber & Zimmermann 
Rosental 7
80331 München
80331 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
WO-A-90/02859
DE-A- 3 202 960
US-A- 3 765 972
US-A- 5 694 736
DE-A- 2 720 937
DE-A- 4 238 134
US-A- 4 403 013
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Wärmedämmverbundsystemen mit Hilfe einer organischen Klebe- bzw. Spachtelmasse als Kleber für an der Fassade festzulegende Dämmplatten bzw. als Spachtelmasse für den Ausgleich von Fassadenunebenheiten vor der Festlegung der Dämmplatten bzw. für die Schaffung einer Armierungsschicht auf den festgelegten Dämmplatten.

    [0002] Die Verarbeitung derartiger organischer Klebe- und Spachtelmassen erfolgt in der Praxis bevorzugt maschinell. Bei Herstellung von seit langem bekannten wärmedämmverbundsystemen, wie sie z.B. aus der DE 32 02 960 hervorgehen, werden auf ein Mauerwerk mit einer Klebe- bzw. Spachtelmasse Wärmedämmplatten, insbesondere aus extrudiertem Polystyrol-Hartschaum aufgebracht. Unebenheiten des Mauerwerkes werden dabei durch die Klebe- bzw. Spachtelmasse ausgeglichen. Mit einer mehrlagigen armierten Putzbeschichtung, bestehend aus einer Armierungsschicht, die wiederum aus einer Armierungsmasse und einem Armierungsgewebe gebildet wird, und einer Deckbeschichtung aus z.B. einem Kunstharzputz, ggf. mit einem zusätzlichen Voranstrich auf der Armierungsschicht, wird die Wärmedämmplatte vor Verwitterung geschützt.

    [0003] Die DE-A-3 202 960 weist die Merkmale des Oberbegriffes des Anspruchs 1 auf.

    [0004] In der Praxis werden bislang bei der Applikation der Wärmedämmverbundsysteme vorwiegend zementhaltige Kleber verwendet. Die Formulierungen der zementösen Kleber erlauben es, den Kleber in dickeren Schichten aufzutragen und dadurch die Unebenheiten des Untergrundes auszugleichen. Auf diese Weise kann mit den verwendeten Dämmplatten eine ebene Fassage hergestellt werden.

    [0005] Insbesondere im Bereich der Altbausanierung werden durch Unebenheiten der Fassadenfläche für die Egalisierung der Oberfläche erhebliche Mengen an Kleber- bzw. Spachtelmassen benötigt.

    [0006] Es sind zwar auch bereits zementfreie kunststoffgebundene Kleber für die Applikation von Wärmedämmverbundsystemen bekannt. Die Formulierungen basieren auf wäßrigen Polymerdispersionen auf der Basis Acrylat-, Methacrylat-, Vinylacetat-, Styrol-, Butadien-, Aethylen-, Versaticsäureester-Monomere und deren Kombinationen.

    [0007] Aus der DE 44 02 688 geht z.B. ein wäßriger Dispersionskleber für das Verkleben von Dämmplatten, wie z.B. Polystyrol-Hartschaumplatten als bekannt hervor. Diese polymergebundenen Kleber lassen sich jedoch nicht in dicken Schichten auftragen, damit eine Nivellierung des Untergrundes durchgeführt werden kann, denn sie trocknen unter den Dämmplatten nur langsam. Sie lassen sich außerdem in der dazu erforderlichen Konsistenz nur schlecht verarbeiten und sind durch den hohen Materialeinsatz unwirtschaftlich. Daher werden solche Kleber bisher nur auf glatten Oberflächen verwendet, auf die sie dünn aufgetragen werden können. Bei dünnem Auftrag trocknen derartige Kleber im normalen Zeitrahmen, und ihr Einsatz liegt auch noch im wirtschaftlichen Bereich.

    [0008] Die Aufgabe der Erfindung besteht demnach darin, ein Verfahren vorzuschlagen, das den Einsatz organischer Klebe- bzw. Spachtelmassen erlaubt, indem ihre Eigenschaften derart verbessert werden, daß ein gutes Volumenfüllvermögen, schnelle Trocknung, hohe Standfestigkeit und eine Kostenersparnis gegenüber konventionellen organischen Klebe- bzw. Spachtelmassen erreicht wird.

    [0009] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.

    [0010] Als besonders zweckmäßig hat es sich dabei erwiesen, wenn der Einsatz der Masse bei einer nach dem Aufschäumen gegebenen Naßdichte von 0,3 bis 1,2 kg/l, bevorzugt 0,6 bis 0,9 kg/l erfolgt.

    [0011] In sehr vorteilhafter Weise erfolgt beim erfindungsgemäßen Verfahren das Aufschäumen durch Zuführung von ggf. unter Druck stehender Luft bzw. einem anderen Gas. Dabei zeigt sich, daß Kleber, die durch Luftzufuhr stabile Schäume bilden, sich in dicken Schichten auftragen lassen. Die Verarbeitung wird dadurch stark vereinfacht, und es erfolgt eine schnelle Trocknung hinter den Dämmplatten. Derartige Kleber erlauben dann die Nivellierung der Platten zu einer ebenen Fläche.

    [0012] Das Aufschäumen hat zur Folge, daß durch das stark vergrößerte Volumen Unebenheiten mit einem deutlich geringeren Materialaufwand ausgeglichen werden können. Gegebenenfalls kann mit dem Schaummittel z.B. auch eine Klebeverbesserer (z.B. Harzdispersionen) zugegeben werden.

    [0013] Ferner wurde festgestellt, daß diese polymergebundenen, geschäumten Kleber- bzw. Spachtelmassen hervorragende Armierungsmassen darstellen. Die geschäumten Klebe- bzw. Spachtelmassen bilden eine sahnige Schicht, die sich sehr einfach verarbeiten läßt. Zusätzlich wird auch für die Armierung eines Wärmedämmverbundsystems deutlich weniger Material benötigt.

    [0014] Mit den beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Einsatz gelangenden geschäumten Klebe- bzw. Spachtelmassen wird die Herstellung eines Wärmedämmverbundsystems möglich, bei dem der organisch gebundene Kleber für die Dämmplatten und die Armierungsmasse aus dem gleichen Material besteht, dicke Schichten einfach und exzellent verarbeitet werden können und die Klebe- bzw. Spachtelmassen schnell trocknen.

    [0015] An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß aus der US-A-3765972 der Einsatz von aufgeschäumten Kunststoff-Klebe- bzw. Spachtelmassen zum Verlegen von Bodenfliesen o. dgl. bekannt ist.

    [0016] Beim erfindungsgemäßen Verfahren eignet sich für das Aufschäumen der organischen Klebe- bzw. Spachtelmassen bevorzugt die maschinelle Verarbeitung. Dabei wird zunächst Material mittels einer Misch- und Förderpumpe, z.B. einer Rotationsverdrängerpumpe, wie sie im deutschen Gebrauchsmuster DE 295 11 966 beschrieben ist, von einem Gebinde, z.B. einem Silo, über einen Förderschlauch zu einer Spritzpistole gefördert und auf die Fassade gespritzt. Während des Fördervorganges kann an der Förderpumpe bzw. an der Spritzpistole die Zugabe des Schaummittels bzw. der Druckluft oder des Gases und weiterer Komponenten erfolgen.

    [0017] Als Schaummittel eignen sich bevorzugt Polymerisate aus Ethylen- und Propylenoxid, Alkyl-diglykoläthersulphat-Natriumsalz, Sodiumlaurylsulphate oder nicht ionische Tenside wie z.B. Fettalkoholethoxylate. Eine zusätzliche Regulation der Schaumstruktur kann durch Zugabe von Silikonölen und Stabilisierung durch Schaumstabilisatoren wie z.B. Sodium Sulphosuccinamate erreicht werden.

    [0018] Nachstehend sind Beispiele einer zum Kleben und Armieren geeigneten Klebe- bzw. Spachtelmasse angegeben.

    Beispiel 1



    [0019] 
      Gew.-%
    Acrylat-Dispersion (Bindemittel) 13,00
    Quarzmehl 74,00
    Glasfaser 0,25
    Konservierung 0,20
    Filmbildehilfsmittel 1,00
    Dispergiermittel 0,25
    Verdickungsmittel 0,20
    Schaumbildner 0,10
    Schaumstabilisator 0,10
    Wasser 10,90

    Beispiel 2



    [0020] 
    Acrylat-Dispersion (Bindemittel) 13,00
    Quarzmehl 74,00
    Glasfaser 0,25
    Konservierung 0,20
    Filmbildehilfsmittel 1,00
    Dispergiermittel 0,25
    Verdickungsmittel 0,20
    Schaumstabilisator 0,10
    Wasser 11,00


    [0021] Anstelle des Schaumbildner wird in Beispiel 2 ca. 30 Vol.% Druckluft direkt an der Verarbeitungspistole zugegeben.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Wärmedämmverbundsystemen, die an der Fassade mittels einer organischen Klebe- bzw. Spachtelmasse festzulegende Dämmplatten sowie eine auf den festgelegten Dämmplatten aufgebrachte Armierungsschicht umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die Klebe-/Spachtelmasse vor ihrem Einsatz aufgeschäumt wird, um sodann sowohl für den Ausgleich von Fassadenunebenheiten vor der Festlegung der Dämmplatten als auch nach Festlegung der Dämmplatten als Armierungsschicht aufgetragen zu werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Einsatz der Massen bei einer nach dem Aufschäumen gegebenen Naßdichte von 0,3 bis 1,2 kg/l, bevorzugt 0,6 bis 0,9 kg/l erfolgt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Aufschäumen durch Zuführung von ggf. unter Druck stehender Luft bzw. einem anderen Gas erfolgt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch Verwendung eines Produktes, dem ein Schaummittel beigegeben ist.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Schaummittel erst kurz vor der Verarbeitung zugefügt wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Schaummittel Polymerisate aus Ethylen- und Propylenoxid, Alkyl-diglykoläthersulfat-Natriumsalz, Sodiumlaurylsulphate oder nicht ionische Tenside wie z.B. Fettalkoholethoxylate verwendet werden.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß dem Produkt ein Kleberverbesserer, wie z.B. eine Harzdispersion zugefügt wird.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Klebe- bzw. Spachtelmasse ein Schaumstabilisator, wie z.B. Sodium Sulphosuccinamate zugefügt wird.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Aufschäumen unmittelbar vor dem Auftragen in einer Misch- und Fördereinrichtung erfolgt.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, gekennzeichnet durch einen derart gesteuerten Aufschäumvorgang, daß das Aufschäumen beim Austritt aus dem Applikationsgerät, bevorzugt einer Spritzdüse erfolgt.
     


    Claims

    1. Method of producing composite thermal insulation systems including insulating boards to be fixed to the façade by means of an organic adhesive or filler and a reinforcing layer applied to the fixed insulating boards, characterised in that the adhesive/filler is foamed prior to use and is then applied both to compensate for unevenness in the façade prior to the fixing of the insulating boards and as a reinforcing layer after the fixing of the insulating boards.
     
    2. Method according to claim 1, characterised in that the materials are used with a wet density of 0.3 to 1.2 kg/l, preferably 0.6 to 0.9 kg/l, after foaming.
     
    3. Method according to claim 1 or claim 2, characterised in that foaming is effected by supplying air, possibly under pressure, or another gas.
     
    4. Method according to claim 1 or claim 2, characterised by the use of a product to which a foaming agent is added.
     
    5. Method according to claim 4, characterised in that the foaming agent is not added until shortly before processing.
     
    6. Method according to one of claims 4 or 5, characterised in that polymers of ethylene oxide and propylene oxide, alkyl diglycol ether sulphate sodium salt, sodium lauryl sulphates or non-ionic surfactants, such as, e.g. fatty alcohol ethoxylates, are used as the foaming agent.
     
    7. Method according to one of claims 3 to 6, characterised in that an adhesive improver, such as, e.g. a resin dispersion, is added to the product.
     
    8. Method according to one of claims 1 to 7, characterised in that a foam stabiliser, such as, e.g. sodium sulphosuccinamate, is added to the adhesive or filler.
     
    9. Method according to one of claims 1 to 8, characterised in that foaming is effected immediately prior to application in a mixing and conveying device.
     
    10. Method according to claim 9, characterised by a foaming process controlled in such a manner that foaming is effected when the material leaves the application device, preferably a spray nozzle.
     


    Revendications

    1. Procédé pour fabriquer un système composite pour isolation thermique, qui comprend des panneaux isolants à fixer à la façade au moyen d'une pâte adhésive ou d'un mastic organique ainsi qu'une couche de blindage appliquée sur les panneaux isolants fixés, caractérisé en ce que la pâte adhésive/le mastic est expansé(e) avant son utilisation pour être ensuite appliqué(e) aussi bien pour égaliser les inégalités de la façade avant la fixation des panneaux isolants que comme couche d'armature après la fixation des panneaux isolants.
     
    2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que l'utilisation des pâtes est effectuée avec une densité humide donnée, après expansion, de 0,3 à 1,2 kg/l, de préférence 0,6 à 0,9 kg/l.
     
    3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que l'expansion est effectuée par l'introduction d'air ou d'un autre gaz se trouvant éventuellement sous pression.
     
    4. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé par l'utilisation d'un produit auquel est ajouté un agent moussant.
     
    5. Procédé selon la revendication 4, caractérisé en ce que l'agent moussant est ajouté peu de temps avant la mise en oeuvre.
     
    6. Procédé selon l'une quelconque des revendications 4 ou 5, caractérisé en ce que l'on utilise comme agent moussant des polymérisats d'oxydes d'éthylène et de propylène, du sel d'alkyl-diglycoléthersulfate de sodium, du laurylsulfate de sodium ou des agents tensioactifs non ioniques comme par exemple des éthoxylates d'alcools gras.
     
    7. Procédé selon l'une quelconque des revendications 3 à 6, caractérisé en ce que l'on ajoute au produit un agent améliorant le collage, comme par exemple une dispersion de résine.
     
    8. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 7, caractérisé en ce que l'on ajoute à la pâte adhésive/au mastic un stabilisateur de mousse, comme par exemple du sulfosuccinamate de sodium.
     
    9. Procédé selon l'une quelconque des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que l'expansion est effectuée dans un dispositif de mélange et de transport immédiatement avant l'application.
     
    10. Procédé selon la revendication 9, caractérisé par un procédé d'expansion conduit de telle façon que l'expansion soit effectuée à la sortie de l'appareil d'application, de préférence d'une buse d'injection.