[0001] Die Erfindung betrifft einen Kraftfahrzeugtürverschluss, mit einem Gesperre, und
mit einem motorischen Antrieb, wobei dem motorischen Antrieb ein nachgeschaltetes
Getriebe folgt, und wobei das Getriebe im Normalbetrieb und im Notfallbetrieb mit
unterschiedlichen Drehmomenten auf das Gesperre arbeitet.
[0002] Kraftfahrzeugtürverschlüsse der eingangs beschriebenen Gestaltung werden beispielhaft
in der DE 197 10 531 A1 oder auch der DE 199 35 589 A1 offenbart. In beiden Fällen
kommt ein reversierbarer motorischer Antrieb zum Einsatz, der in einer Normaldrehrichtung
mit geringem Untersetzungsverhältnis und in einer Notfalldrehrichtung mit deutlich
größerem Untersetzungsverhältnis auf das Gesperre einwirkt. Das ist aufwändig, weil
ein reversierbarer motorischer Antrieb, insbesondere ein reversierbarer Elektromotor,
eine relativ komplizierte und kostenträchtige Steuerung benötigt.
[0003] Die Unterscheidung zwischen Normalbetrieb und Notfallbetrieb ergibt sich aufgrund
der Tatsache, dass Kraftfahrzeugtürverschlüsse mit elektrischen Antriebsmotoren, die
sich elektrisch öffnen lassen, unter bestimmten Betriebsbedingungen nicht in der Lage
sind, eine obligatorische Sperrklinke des Gesperres auszuheben, so dass die Drehfalle
freikommt. Das hat zur Folge, dass sich eine zugehörige Kraftfahrzeugtür nicht öffnen
lässt. Solche Notfallsituationen stellen sich beispielsweise dann ein, wenn der Kraftfahrzeugtürverschluss
vereist ist oder infolge eines (Seiten-)Aufpralls einen Verzug erfahren hat.
[0004] Aus diesem Grund arbeitet der Stand der Technik im Notfallbetrieb mit einem erhöhten
Drehmoment auf das Gesperre, um trotz dieser besonderen Betriebsbedingung für eine
Öffnung der zugehörigen Kraftfahrzeugtür sorgen zu können. Im Stand der Technik wird
hierzu - wie bereits ausgeführt - auf einen aufwändigen reversierbaren Antrieb zurückgegriffen.
Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen.
[0005] Der Erfindung liegt das technische Problem zu Grunde, einen Kraftfahrzeugtürverschluss
der eingangs beschriebenen Gestaltung so weiter zu entwickeln, dass eine sichere Öffnung
des Gesperres im Notfallbetrieb gelingt, und zwar bei im Vergleich zum Stand der Technik
deutlich reduziertem Aufwand.
[0006] Zur Lösung dieser technischen Problemstellung ist ein gattungsgemäßer Kraftfahrzeugtürverschluss
erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe eine Kupplung aufweist,
welche im Zuge einer richtungskonstanten Bewegung des motorischen Antriebes lastabhängig
für einen Wechsel des Getriebes vom Normalbetrieb zum Notfallbetrieb sorgt. Anders
ausgedrückt, stellt die Kupplung also sicher, dass in Abhängigkeit von der ausgangsseitigen
Last das Getriebe sein Übersetzungsverhältnis ändert, nämlich vom Normalbetrieb hin
zum Notfallbetrieb (und zurück).
[0007] Zu diesem Zweck kann die Kupplung zwei oder mehr Getriebeglieder lösbar miteinander
verbinden. Bei diesen beiden Getriebegliedern handelt es sich einerseits um ein Gesperre-Getriebeglied
und andererseits ein Antriebs-Getriebeglied. Das Gesperre-Getriebeglied ist - nomen
est omen - mit dem Gesperre und das Antriebs-Getriebeglied mit dem motorischen Antrieb
verbunden.
[0008] Dabei mag die Kupplung selbst mit einem der beiden Getriebeglieder verbunden sein.
Üblicherweise findet an dieser Stelle ein Anschluss der Kupplung an das Gesperre-Getriebeglied
statt. Grundsätzlich kann die Kupplung aber auch mit dem Antriebs-Getriebeglied verbunden
sein.
[0009] Um nun den Wechsel des Übersetzungsverhältnisses innerhalb des Getriebes darstellen
zu können, schlägt die Erfindung im Detail vor, dass das Antriebs-Getriebeglied bei
ausgerückter Kupplung im Notfallbetrieb blockiert wird. Denn in einem solchen Fall
erfährt das Gesperre-Getriebeglied ja durch äußere Umstände eine Blockade und muss
erfindungsgemäß mit dem erhöhten Drehmoment beaufschlagt werden. Das geschieht dergestalt,
dass das Getriebe bei (zusätzlich) blockiertem Antriebs-Getriebeglied in das gewünschte
andere Übersetzungsverhältnis umschaltet. Zumeist wird an dieser Stelle ein großes
Untersetzungsverhältnis gewählt, um ausgangsseitig bzw. am Gesperre-Getriebeglied
Drehmomente erzeugen zu können, die das mit dem Notfall verbundene Blockademoment
zu überwinden in der Lage sind.
[0010] Im Normalbetrieb findet - wie gesagt - eine Blockade des Antriebs-Getriebegliedes
nicht statt. Dieses bewegt sich vielmehr gleichlaufend mit dem Antrieb mit. Gleiches
gilt für das Gesperre-Getriebeglied, welches mit dem Antriebs-Getriebeglied über die
Kupplung verbunden ist. Damit diese Bewegung ungehindert vollzogen werden kann ist
ein Freilauf für das Antriebs-Getriebeglied vorgesehen.
[0011] Im Notfallbetrieb und bei ausgerückter Kupplung sorgt dieser Freilauf nun dafür,
dass das Antriebs-Getriebeglied blockiert wird. Diese Blockade führt zum Umschalten
des Getriebes, wie bereits zuvor erläutert wurde.
[0012] Im Einzelnen hat es sich bewährt, die Kupplung mit einem Federschenkel, insbesondere
Kunststofffederschenkel, auszubilden. Das heißt, der Federschenkel ist als Kunststoffspritzgussteil
ausgebildet, welches mit dem Gesperre-Getriebeglied verbunden wird. Dabei verfügt
die Kupplung über eine in eine Ausnehmung des Antriebs-Getriebegliedes kraftschlüssig
eingreifende Nase. Wird das Gesperre-Getriebeglied im Notfall blockiert, so verlässt
die Nase ab einem bestimmten Drehmoment die betreffende Ausnehmung des Antriebs-Getriebegliedes.
Dieses dreht sich nun noch so lange weiter, bis der Freilauf für die bereits erwähnte
Blockade sorgt.
[0013] Insgesamt kann das Getriebe als Planetengetriebe mit Sonnenrad, Planetenrädern, Planetenradträger
und Hohlrad ausgebildet sein. Dabei stellt das Antriebs-Getriebeglied das Hohlrad
dar, während das Gesperre-Getriebeglied mit dem Planetenradträger identifiziert wird,
oder umgekehrt. Der motorische Antrieb mag seinerseits auf das Sonnenrad oder ein
Planetenrad arbeiten.
[0014] Im Ergebnis wird ein Kraftfahrzeugtürverschluss zur Verfügung gestellt, welcher ein
elektrisches Öffnen sowohl im Normal- als auch im Notfallbetrieb ermöglicht. Für den
Notfallbetrieb ist also eine mechanische Redundanz ausdrücklich nicht erforderlich.
Das heißt, selbst bei blockiertem Gesperre gelingt seine Öffnung elektrisch und muss
nicht manuell eingegriffen werden.
[0015] Dabei wird der erhöhte Lastfall automatisch erkannt, weil die Kupplung lastabhängig
für eine Trennung der zuvor kraftschlüssig miteinander verbundenen beiden Getriebeglieder
sorgt. Das Entkuppeln findet automatisch statt und die Kupplung schaltet selbstständig
in ein anderes Übersetzungsverhältnis zum Öffnen des Gesperres um. Während der gesamten
beschriebenen Vorgehensweisen ändert sich die Drehrichtung des motorischen Antriebes
nicht, es findet also eine richtungskonstante Bewegung statt. Das ist mit Kostenvorteilen
verbunden, weil der Motor und insbesondere die ihn steuernde Elektronik nur für Drehungen
in einer Richtung sorgen muss. Hierin sind die wesentlichen Vorteile zu sehen.
[0016] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert; es zeigen:
- Fig. 1
- den erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugtürverschluss in schematischer Schnittdarstellung,
reduziert auf die wesentlichen Bauteile und
- Fig. 2
- eine Ansicht auf den Gegenstand nach Fig. 1 aus Richtung X.
[0017] In den Figuren ist ein Kraftfahrzeugtürverschluss dargestellt, welcher über ein lediglich
in Fig. 2 angedeutetes Gesperre 1, 2 aus einer Drehfalle 1 und einer Sperrklinke 2
verfügt. Wie üblich wirkt das Gesperre 1, 2 mit einem nicht gezeigten Schließbolzen
zusammen. Der dargestellte Kraftfahrzeugtürverschluss lässt sich motorisch mit Hilfe
eines Antriebes 3, 4, 5 öffnen. Im Einzelnen setzt sich der Antrieb 3, 4, 5 aus einem
Elektromotor 3, einer Abtriebswelle mit Schnecke 4 und einer Abtriebsscheibe 5 zusammen.
Die Schnecke 4 arbeitet auf die Abtriebsscheibe 5 in der in Fig. 2 dargestellten Drehrichtung,
bei welcher es sich in der Ansicht nach Fig. 2 um eine Uhrzeigersinnbewegung handelt.
[0018] Dem motorischen Antrieb 3, 4, 5 folgt ein nachgeschaltetes Getriebe 6, 7, 8, 9, welches
im Ausführungsbeispiel und nicht einschränkend als Planetenradgetriebe 6, 7, 8, 9
ausgebildet ist. Das Planetenradgetriebe 6, 7, 8, 9 verfügt über ein Sonnenrad 6,
drei Planetenräder 7, einen Planetenradträger bzw. Steg 8 sowie ein Hohlrad 9.
[0019] Mit dem Planetenradträger 8 verbunden ist ein Nocken 10 bzw. Schaltnocken 10, der
entsprechend der Darstellung in Fig. 2 infolge seiner vom motorischen Antrieb 3, 4,
5 verursachten Uhrzeigersinnbewegung die Sperrklinke 2 aushebt, so dass die Drehfalle
1 freikommt und den Schließbolzen freigibt. Eine zugehörige Kraftfahrzeugtür lässt
sich öffnen.
[0020] Dabei ist der Kraftfluss in diesem Normalbetrieb so gestaltet, dass das Sonnenrad
6 zusammen mit den Planetenrädern 7, dem Planetenradträger 8, dem Hohlrad 9 und dem
Nocken 10 eine quasi-starre Baueinheit 6, 7, 8, 9, 10 bilden. Diese quasi-starre Baueinheit
6, 7, 8, 9, 10 wird insgesamt über die Abtriebsscheibe 5 von der Schnecke 4 in Drehungen
versetzt. Die Drehbewegungen des motorischen Antriebes 3, 4, 5 werden also 1 : 1 auf
den Nocken 10 übertragen.
[0021] Kommt es dagegen zum Notfallbetrieb, weil das Gesperre 1, 2 beispielsweise infolge
eines Seitenaufpralles einen Verzug aufweist, sich jedenfalls nicht mit den im Normalbetrieb
zur Verfügung stehenden Drehmomenten öffnen lässt, so wird auf ein erhöhtes Drehmoment
innerhalb des Getriebes 6, 7, 8, 9 umgeschaltet.
[0022] Zu diesem Zweck verfügt das Getriebe 6, 7, 8, 9 über eine Kupplung 11, welche im
Zuge einer richtungskonstanten Bewegung des motorischen Antriebes 3, 4, 5 lastabhängig
für einen Wechsel des Getriebes 6, 7, 8, 9 vom Normalbetrieb zum Notfallbetrieb sorgt.
[0023] Im Einzelnen verfügt die Kupplung 11 im Rahmen des Ausführungsbeispiels über einen
Federschenkel 11a sowie eine Nase 11b an diesem Federschenkel 11a. Die Nase 11b greift
kraftschlüssig in eine Ausnehmung 12 des Hohlrades 9 ein. Weil das Hohlrad 9 mit dem
Antrieb 3, 4, 5 verbunden ist, stellt es ein Antriebs-Getriebeglied 9 dar. Dagegen
arbeitet der Planetenradträger 8 auf das Gesperre 1, 2 und übernimmt folglich die
Funktion eines Gesperre-Getriebegliedes 8. Die Kupplung 11 sorgt nun dafür, dass die
beiden vorgenannten Getriebeglieder 8, 9 lösbar miteinander verbunden sind.
[0024] Bei ausgerückter Kupplung 11 im Notfallbetrieb wird das Antriebs-Getriebeglied bzw.
Hohlrad 9 blockiert. Auf diese Weise schaltet das Getriebe 6, 7, 8, 9 in ein anderes
Übersetzungsverhältnis um. Dazu ist im Detail ein Freilauf 13 zwischen dem Antriebs-Getriebeglied
bzw. Hohlrad 9 und einem Gehäuse 14 vorgesehen.
[0025] So lange sich die quasi-starre Baueinheit 6, 7, 8, 9, 10 unter Verbindung der beiden
Getriebeglieder 8, 9 mit Hilfe der Kupplung 11 im Normalbetrieb dreht, lässt der Freilauf
13 solche Drehungen des Hohlrades bzw. Antriebs-Getriebegliedes 9 zu. Kommt es dagegen
zum Notfall und einer Relativbewegung zwischen dem Gesperre-Getriebeglied bzw. Planetenradträger
8 und dem Antriebs-Getriebeglied bzw. Hohlrad 9, so blockiert der Freilauf 13 das
Antriebs-Getriebeglied bzw. Hohlrad 9. Dadurch wälzen sich die zuvor mit dem Hohlrad
9 mitdrehenden Planetenräder 7 in seinem Inneren ab. Der motorische Antrieb 3, 4,
5 arbeitet in diesem Notfall also über das Sonnenrad 6 und die Planetenräder 7 auf
den Planetenradträger 8 bei stillstehendem Hohlrad 9. Dadurch wirkt eine vergrößerte
Untersetzung bzw. ein erhöhtes Drehmoment am Nocken 10. Dieses führt dazu, dass das
Gesperre 1, 2 geöffnet wird.
[0026] Wird die Betätigungskraft für den Nocken 10 und folglich das Gesperre 1, 2 wieder
geringer, drehen sich das Hohlrad 9 und das Sonnenrad 6 nicht mehr zueinander und
es stellt sich erneut das Übersetzungsverhältnis für den Normalbetrieb ein.
1. Kraftfahrzeugtürverschluss, mit einem Gesperre (1, 2), und mit einem motorischen Antrieb
(3, 4, 5) mit nachgeschaltetem Getriebe (6, 7, 8, 9), wobei das Getriebe (6, 7, 8,
9) im Normalbetrieb und im Notfallbetrieb mit unterschiedlichen Drehmomenten auf das
Gesperre (1, 2) arbeitet, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (6, 7, 8, 9) eine Kupplung (11) aufweist, welche im Zuge einer richtungskonstanten
Bewegung des motorischen Antriebes (3, 4, 5) lastabhängig für einen Wechsel des Getriebes
(6, 7, 8, 9) vom Normalbetrieb zum Notfallbetrieb sorgt.
2. Kraftfahrzeugtürverschluss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupplung (11) zwei oder mehr Getriebeglieder (8, 9) lösbar miteinander verbindet,
nämlich ein Gesperre-Getriebeglied (8) und ein Antriebs-Getriebeglied (9).
3. Kraftfahrzeugtürverschluss nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gesperre-Getriebeglied (8) mit dem Gesperre (1, 2) und das Antriebs-Getriebeglied
(9) mit dem motorischen Antrieb (3, 4, 5) verbunden ist.
4. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebs-Getriebeglied (9) bei ausgerückter Kupplung (11) im Notfallbetrieb blockiert
wird, so dass das Getriebe (6, 7, 8, 9) in ein anderes Übersetzungsverhältnis umschaltet.
5. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Antriebs-Getriebeglied (9) im Notfallbetrieb mittels eines Freilaufes (13) blockiert
wird.
6. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupplung (11) mit dem Gesperre-Getriebeglied (8) verbunden ist.
7. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupplung (11) einen Federschenkel (11a) aufweist.
8. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupplung (11) eine in eine Ausnehmung (12) des Antriebs-Getriebegliedes (9) kraftschlüssig
eingreifende Nase (11b) aufweist.
9. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (6, 7, 8, 9) als Planetenradgetriebe (6, 7, 8, 9) ausgebildet ist, wobei
das Antriebs-Getriebeglied (9) das Hohlrad (9) und das Gesperre-Getriebeglied (8)
den Planetenradträger (8), oder umgekehrt, darstellt.
10. Kraftfahrzeugtürverschluss nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der motorische Antrieb (3, 4, 5) auf das Sonnenrad (6) oder ein Planetenrad (7) arbeitet.